Interessante Kandidaten werden um das Mandatdes früheren Abgeordneten Leuß streiten. Wie die„Nationalliberale Korrespondenz" meldet, haben im ReichstagsWahlkreise Eschwege- Schmalkalden die Antisemiten nndkurhessischen Feudalen sich auf den christlich-sozialen PastorIskraut(den Sozialpolitiker mit dem Knüppel) vereinigt.Von feiten der gemäßigten Parteien ist der kaiserlicheKommissar Dr. Peters in Aussicht genommen. Wahrscheinlich wird aber keiner dieser Kandidaten das Mandatim ersten Wahlgange erringen, denn unsere Genossenwerden bei entsprechendem Eifer diesmal in die Stichwahlkommen müssen.—Etwas verspätet. In einer sogenannten„AnarchistenVersammlung", die gestern in Berlin stattfand, empfahleiner der Hauptredner als Mittel zur Vernichtung derbürgerlichen Gesellschaft die Gründung von Konsumvereinenund Produktivgenossenschaften. Das hat Schultzc-Delitzschschon vor 35 Jahren gethan aber zur Stütze derbürgerlichen Gesellschaft.—Ein wohlinformirtes Blatt ist die„Deutsche WarteSie schreibt anläßlich des Falles Gsrault-Richard(f. unten dieNotiz: die parlamentarische Immunität)„Hieraus kann man ersehen, wie ungerechtfertigt die Klagengewisser Bolksbeglücker über die Knechtung freiheitlicher Bestrebungen in den Monarchien sind. Im Kaiserreich Deutschlandwird laut Beschluß des Parlaments ein Sozialist, der zum Volks-Vertreter gewählt ist(Sladthagen), in Freiheit gesetzt, in derRepublik Frankreich nicht."—Böhmischer Landtag. Ueber die letzte Landtag?- Sitzungliegt die folgende Depesche aus Prag vor:Janda begründete einen Antrag auf Revision derLandtags-Wahlordnung und erklärte, die Jungc z e ch e n als Demokraten würden niemals von dem a l lgemeinen Stimmrecht ablassen. Der Antrag wurdeeiner Kommission überwiesen. Kasten begründete einenAntrag auf Aufhebung des Ausnahmezustandes,wies auf die Loyalität des czechischen Volkes hin und appellirtean die Deutschen, die, wenn sie wahrhaft liberal seien, für dieAufhebung stimmen müßten. Der Redner beantragte die UeberWeisung des Antrages an eine Kommission. Hierfür stimmtennur die Alt- und Jungczechen, so daß der Antrag a limiue ab-gewiesen wurde, was Entrüstungsrufe der Czechenveranlaßte. Hierauf wurde die erste Lesung des AntragesScholz auf Erlaß eines Gesetzes betreffend den Gebrauch derbeiden Landessprachen seitens der öffentlichen Behörden Böhmensbegonnen.Die parlame»itarische Juimunität in Frankreichhat einen schweren Schlag erhalten. In der gestrigenKammersitzung brachte Millrrand(Sozialist) eine Resolutionein, in welcher die Entlassung Gsrault-Richard's aus derHaft beantragt wurde. Der Redner verlangte unter Hinweisauf frühere Fälle die Dringlichkeit und sofortige Berathung.Der Ministerpräsident Dupuy ersuchte die Kammer, sich nichtzu gunstcn derHastentlassungGärault-Richard's auszusprechen,dcun diese Entlassung würde einen Angriff auf das Prinzipder Trennung der Gewalten und eine Verletzung desPrinzips der Gleichheit vor dem Gesetze bedeuten. Unterdem Beifall des Hauses stellte Dupuy die Vertrauens-frage, worauf der Antrag Millerand's mit 309 gegen 218Stimmen abgelehnt wurde. Habert brachte hierauf einenAntrag auf Amnestie für alle politischen Vergehen ein, dervon dem Ministerpräsidenten Dupuy bekämpft wurde. Dievon Habert beantragte Dringlichkeit wurde mit 345 gegen167 Stimmen abgelehnt.Die Organe der Radikalen bedauern, daß die Kammerdie liberalen Traditionen geopfert habe;„Petite Republique"wirft die Frage auf, ob der Zweck nicht der sei, die sozialistische Partei auss äußerste zu treiben.— Gsrault-Richardhat ein Schreiben an feine Wähler gerichtet, in welchem erlebhaft gegen das Votum der Kammer protestirt und erklärt,er werde zum Protest gegen die Verletzung des verfassungsmäßigen Rechtes auch im Falle der Amnestirung durch denPräsidenten der Republik im Gefängniß bleiben.—Tie französische Expedition nach MadagaScar. AusParis wird telegraphirt: Nach einer Meldung aus Tamatavehaben die französischen Kreuzer und die Landbatterien am2S. vorigen Monats die Tamatave umgebenden Forts bombardirtund beträchtlichen Schaden angerichtet. Die Geschütze der Hovaserwiderten das Feuer, verursachten indessen keinen Schaden undwurden alsbald zum Schweigen gebracht. Der Kreuzer„Pri-manguet" ist am 29. Dezember abgegangen, um Majunga zu be-setzen.lteber den Mailänder Sozialisten- Prozest nndRndini's Urtheil über Crispi wird uns aus Mailandgeschrieben:In dem Prozeß gegen 33 Sozialisten Mailands, der in diesenTagen uiiter lebhafter Antheilnahme �.ines'ahlreichen Publikumshier verhandelt wurde, ist gestern das Urtheil gesprochen worden.Die Anklage fand statt auf grund des Schandgesetzes vom 19. Juniwegen Theilnahme an Vereinigungen, die zum unausgesprochenenZiele hatten, anarchistische Verbrechen zu begehen. Dem Schand-geseh wurde mit dieser Anklage rückwirkende Kraft beigelegt. Danun n, diesen jüngsten Tagen als wirkliche gemeine Verbrecherdie Urheber dieses Gesetzes vor aller Welt entlarvt worden sind,so gab man sich vielfach der Hoffnung hin. cs müßte bei dieseraller Vemunft hohnsprechenden Anklage in Mailand Freisprechungerfolgen. Aber wer dies glaubte, kannte Erispi's Kreaturenschlecht. Er hatte diese Richter und Beamten zur Erkennungans Zwangswohnsttz für alle Provinzen ja persönlich in Romausgesucht. So wurden trotz der glänzenden Vertheidigung, trotzdem Nachweis der Todfeindschaft des Anarchismus mit den:Sozialismus, und trotz dem Hinweis auf das in der Kammervor dem Lande gegebene Ehrenwort Erispi's, dies Gesetz undinsbesondere fein fürchterlicher 8 5 könne und dürfe sich nichtauf Sozialisten beziehen— von diesen feilen Richtern ausdrücklichauf grund des§ 5 dieses Gesetzes verurtheilt:Filippo Turati zu fünf Monaten Zwangswohnsitz, ferner»uderselben Strafe alle bekannten Soziallsten Mailands: Lazzari,Croce, De Franceschi, Dell'Nvalle, Dr. Rondani, Casati.Zu drer Monaten Zwangswohnsitz wurden verurtheilt: Dr.Anna Kulischoff, bekannt als Präsidentin auf dem letzten inter-nationale» Sozialistenkonareß in Zürich, ferner zu derselben StrafeAdvokat Tanzi, Advokat Caldara, Pinardi, Bertini und 26 andereangeklagte Arbeiter, kleine Kaufleute, kleine Handwerksmeisterund Beamte. Alle diese werden von ihrem Geschäft. von ihrerFamilie gerissen und in Zwangswohnsitz geschickt, wohin ist nochnicht bestimmt, das bestimmt Erispi, der sich seine i-ersönlichenFeinde aussucht. Ein Schrei der Wuth nnd Empörung entrangsich dem Munde der Anwesenden, meist Freunden und Oer-wandten der Angeklagten, beim Anhören des barbarischenDer Präsident' schloß sofort die Sitzung mitten m dem Tumult,während sich die verkleideten und'�verkleideten Sbirren �auf dieRufer stürzten, die sie noch weit in die nächstfolgenden Straßenhinein verfolgten. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.Soeben veröffentlicht der überaus gemäßigte, liberal-konservative„(Sortiere della Sera" in Mailand ein Interviewseine? römischen Korrespondenkm mit Rudknk, dem Führer derRechten des Parlaments das Aufsehen zu machen geeignet ist.Rudini— man beachte wohl, daß hier ein Führer der Rechten,ein ehrlicher Konservativer spricht— sagt in dem Gespräch, daswie er wußte für die Oeffentlichkeit bestimmt war„ G eg en w är tig v e rs u ch t die Regierung, diesesMinisterium Crispi. jedes Gefühl von Freiheit auszulöschen. Man erklärt öffentlich, daß dieWillkür und Gewalt die Stelle des Gesetzeseinnehmen muß, daß wir kein Parlament mehr noth-wendig haben, daß die ausübende Gewalt die Funktion der Gesetz-gebung annehmen muß. Man vergißt und verachtet vollständig dieVorschriften der Verfassung, man vergißt, wie viel Blut und Thränendiese Schutzbestimmungen der Verfassung dem italienischen Volkegekoster haben. Alles das ist nicht mehr politischer Kon-servatismus, sondern es ist nackte Reaktion."— Weiter sagteRudini:„Die Anrufung des rothen oder schwarzen Gespenstesist eine alte verrottete Politik, die immer verderbenbringend fürItalien war. Mit dieser Politik sind wir jetzt dahin ge-kommen, daß ehrliebende Leute öffentlich Schandthaten ent-schuldigen. vor denen sie bei sich erröthen. Die Straf-losigkeit der öffentlich Schuldigen, die Straflosigkeit der Ver-brechet erschreckt mich und ebenso die politische Verworfenheit derienigen, die diese Verbrechen noch entschuldigenund billigen. Es drückt mir das Herz zusammen, es benimmtmir den Athem, wenn ich die bezahlten Stimmen, die bis in'sAusland reichen und die Stimmen der Schuldigen selbst rufenhöre: Es ist ja nichts Neues! cs ist ja alles schon bekannt! Undwenn ich diesen Rufen gegenüber die Stimme ernster unabhängiger Blätter und das Urtheil der Freunde Italiens im Aus-laud höre, dann deckt Schamröthe mein Gesicht.— Mit dieserPolitik wie sie heute geübt wird, bewirkt man nothweudig dieernsteste Gefährdung der Monarchie und die Heraufbeschwörungder Revolution."Mit der Londoner Anarchistenaffäre ist es wiedereinmal nichts. Eine Wolff'sche Depesche aus London meldetnämlich:Die nach dem Auslande gemeldeten Berichte über eine an-geblich von Anarchisten vorgenommene Entlarvung eines fran-zösischen Polizeiagenten erfährt hier nirgends Bestätigung undbegegnet allgemeinem Unglanben. Dieselben scheinen lediglich denInhalt eines vor etwa acht Tagen von einem hiesigen Mvrgenblatte veröffentlichten Berichtes wiederzugeben.—DaS Kokettiren mit Rußland ist in Bulgarien jetztMode. Der Fürst Ferdinand hat nun Herrn Zankow, denHauptwühler von Rubels Gnaden empfangen. Der etwasgeistesschwache Fürst hat wohl die Rolle Zankow's bei der Ent-thronung seines Vorgängers, des Battenbergers vergessen.—Wirkungen des Frauenstimmrechts. In demamerikanischen Staat Wyoming besteht das Frauen-stimmrecht nun 25 Jahre. Am 12. Dezember vorigenJahr.s— als am Jubiläumstage— erließ die Volksvertretung des Staates folgende Resolution:„Der Besitz und die Ausübung des Stimmrechts durch dieFrauen in Wyoming hat keinerlei schlechte, sondernnach viel,.» Richtungen sehr gute Folgen gehabter hat in hervorragender Weise dazu beigetragen, Ver-brechen und Armuth aus diesem Staat zu verbannen, undzwar ohne alle Gewalt maßregeln; er hat fried-liche und ordentliche Wahlen, eine gute Regierung.einen bemerkenswerthen Grad von Zivilisationund öffentlicher Ordnung herbeiführen helfen,und wir weisen mit Stolz auf die Thatsache hiitzdaß nach 25 Jahren, feit die Frauen das Stimm-recht besitzen, k.in Distrikt von Wyoming einArmenhaus besitzt, daß unsere Gefängnisseso gutivie leer und Verbrechen so gut wie unbekanntsind. Als das Ergebniß unserer Erfahrung dringen wir darauf.daß jeder zivilisirte Staat auf Erden den Frauenohne Verzug das Stimn: recht gewährt. Wir b.-fchließen, daß eine authentische Abschrist dieser Resolution durchden Gouverneur unseres Staates den Regierungen aller Staatenund Territorien Amerika's und allen gesetzgebenden Körper-schaften der Well überreicht werde, und wir ersuchen die Presseder gesammten zivilisirte» Welt, die Aufmerksamkeit ihrer Leseraus diese Resolution zu lenken."Pom chinesisch-japanischen Kriegsschauplätze liegen heutedie folgenden Meldungen vor:Den„Times" werden aus Tientsin gemeldet: Briese au?Riutschwang stellen fest, daß in jüngster Zeit keine militärischeBewegung erfolgt ist. Die japanischen Armeen dehnen sich ausvon Kaiping am Meer bis nach Hailscheng und von dort bis indie Berge von Mothienling.Der japanische Minister des Auswärligen ist beauftragtworden, die Unterhandlungen mit dem chinesischen Gesandten zuführen.(Meldung des„Reuter'schen Bureau's" aus Dokohama.) Eineamtliche Depesche tbcilt mit, daß die japanische Division unterGeneral Nodzu gestern Kaiping nach vierstündigem Kampfe ge-nommen hat; die Chinesen flohen in der Richtung auf Haifchaksaiund wurden von den Japanern verfolgt. Die Verluste auf beidenSeiten sind noch unbekannt.—parlcmrcnkctvistftes.Die Wahlprüfnngs-Kommission nahm heute den Antragan, die Wahl des Abgeordneten Casselmann(Eisenach) für un-giltig zu erklären. Casselmann, welcher der deutschsreistnnigenPartei augehört, hat mit geringer Majorität— 19 Stimmen—egen den Nationalliberalen in der Stichwahl gesiegt. Da insisenach eine Anzahl Armengcld-Empfänger in der Wahllisteeingetragen waren und gewählt haben— eine Entdeckung, diedie natiounlliberale Stadtbehörde in Eisenach erst machte, nach-dem der Deutschsreisinnige gesiegt hatte— so mußte die Wahlkassirl werden. Dagegen wurde die Wahl des Abgeordnetenv. Chlapowski(Pole) für giltig erklärt.«**Nhlwardt. In der„Staatsbürger Zeitung" lesen wir:„Der Reichstags-Abgeordnete Ahlwardt hat seinen Beitritt zurFraktion der deutsch-sozialcn Reformpartei ohne weitere Be-dingung angemeldet und gehört nunmehr gemäß den EisenacherBeschlüssen der Partei als Hospitant an. Der Abg. Ahlwardtist gestern in das Haus eingetreten."Gegen de» Umsturz. In Luckenwalde sprach amDienstag, den 8. Januar, Genosse W. L i e b k n e ch t in einerVolksversammlung, welche von ca. 2009 Personen besuchtwar, über: Sozialismus und Umsturz. Der Vortrag wurde vonden Anwesenden unter großem Beifall aufgenommen. ZumSchluß wurde eine Resolution gegen die Vorlage einstimmig an-genommen.Eine im p o fant e P r o te stv e rs a mm lun g gegendie Umsturz- und Tabak st euer-Vorlage fand amMittwoch Abend in Harburg statt. Dieselbe war von unge-Ahr 2000 Personen besucht, so daß der geräumige Muschelfaalbis auf den letzten Platz gefüllt war. Genosse B ä r e r reserirleüber die Umsturzvorlage. Die Rede wurde mit stürmischem Bei-all aufgenommen. Nachdem Genosse Schulz ans Wilhelms-bürg unter großer Aufmerksamleit der Anwesenden über dieTabakstcuer-Vorlage und Genosse Thiel zur Diskussion gesprochen,wurde eine Resolution einstimmig angenommen, welche sich inenergischer Sprache gegen beide Vorlagen wendet.Eine von über 500 Personen besuchte Volksversammlung inErfurt nahm nach einem Referate des Reichstags-Abgeordnete»Reißhaus einstimmig eine Protestresolution gegen die Umsturz-vorläge an.— Am 5. und 6. d. M. sprach R e i ß h a u s inSaalfeld und Pößneck. Beide Versammlungen waren jevon über 400 Personen besucht und wurden Protestresolutioneneinstimmig angenommen. Die zahlreich anwesenden Gegnerzogen es vor, zu schweigen.In Duisburg referirt« am 6. d.M. der Genosse Wesch-Krefeld. Eine Protestresolution fand auch hier einstimmig An-nähme.Vier Protestverfammlungen fanden am 7. Januarin Frankfurt a. M. statt. Die Versammlungen warensämmllich überfüllt, viele mußten wieder umkehren. Der Gesammt-besuch wird von der„Volksstimme" aus mindestens 3000 Personengeschätzt. In allen Versammlungen fand die nachstehende Reso-lution einstimmige Annahme:Resolution: Die heule, am 8. Januar 1895 tagende Protest-Versammlung erklärt die sogenannte Umsturzvorlage als eine ge-meingesährliche Bestrebung, welche geeignet ist, die geringen poli-tischen Rechte, welche heute dem deutschen Volke zustehen, zuuntergraben und jede fortschreitende friedliche Entwickelungunmöglich zu machen. Die Versammlung erblickt in derBegründung der Vorlage durch den Regierungsvertreter,namentlich in dessen Erklärung: unter den Anhängern derSozialdemokratie habe die Neigung zu gemeinen Verbrechen zu-genommen, eine grundlose Verdächtigung, dazu angethan, Haßund Verachtung gegen die größte Partei Deutschlands bei derunwissenden Bevölkerung zu erregen.Die Versammlung erklärt cs demgegenüber als das höchstePflichtgebot: dieser Blut- und Eisenpolitik, dieser geistigenBankerottserklärung der herrschenden Klassen den ehernen Willender Arbeiterschaft entgegen zu setzen, und schon jetzt daraufhinzuwirken, daß bei einer etwaigen Auflösung des Reichstagesder Wahlkreis Frankfurt auch fernerhin durch einen Sozial-demokraten vertreten wird.Die Versammlung erwartet, daß die sozialdemokratischeFraktion im Reichstag, als Antwort auf die Knebel- Gesetzvorlage.die Programmforderungen: volle Vereins- und Versammlungs-freiheit, sowie Abschaffung aller Gesetze und Verordnungen,welche das freie Wort in Rede und Schrift beschränken, aufsneue erhebt.»«Wozu das„Nmstnrzgesetz"? Der Elberfel-der„Freien Presse" wird aus dortigen Genossenkreisen die Mit-theilung gemacht, daß in letzter Zeit allein gegen 5 GenossenAnklagen erhoben worden sind. Die Anschuldigungen lautensämmtlich auf Beleidigung.Vo» der Agitation. Äiis Neumünster(Schleswig-fwlstein) wird geschrieben: Bei der am Sonntag stattgehabtenandagitation, wobei die Broschüre:„Fort mit der Gesinde-Ordnung", sowie die„Nordwacht" verbreitet wurden, sindbemerkenswerthe Zwischenfälle nicht vorgekommen. Unsere Land-bevölkerung wird für die Ideen des Sozialismus immer mehrempfänglich, daher auch das Geschrei unserer Gegner nach Ausnahmegesetzen.Bei den GemcinderathSwahlen in HundShübel(Sachsen) siegten die 2 Kandidaten der Sozialdemokraten.Boykott. Die Düsseldorfer Parteigenossen waren gezwungen.über die„Neue Welt", ihr langjähriges Versammlungs- undVerkehrslokal, den Sitz aller Gewerkschaften, die Sperre zu ver-hängen. Die Wirthin war mit der Kündigung mehrerer Gewerk-schatten vorgegangen. Den Genossen, die darauf hin mit ihrunterhandelten, gelang es nicht, sie von ihrem Vorsatz, derPartei den Stuhl vor die Thür zu setzen, abzubringe».Polizeiliches, Gerichtliches ,e.— Eine dreimonatliche Gefän anißstrafe hatder Genosse Ed. Schmidt, Redakteur der„Münch. Post", voreinigen Tagen angetreten.— Genosse S ch e b s, Redakteur der Breslauer„Volks-wacht", stand am 10. d. M. abermals vor der Strafkammer. Ersollte in einem Artikel, der den Lokalstreik der Bergarbeiter derGrube„Gustav" besprach, den Direktor F a ß n e r beleidigthaben. Der Staatsanwalt beantragte 3 Monate Gefängniß, derGerichtshof erkannte aus Ivo M.Sozisls Xlelrefltiftl.Um die FeuerSgefahr durch unbeaufsichtigte Kinder z»beseitigen, hat der Landrath von B e u t h e n(Oberschlesien) einePolizeiverordnung erlassen, nach welcher Eltern oder solche Per-souen, denen die Beaufsichtigung von Kindern unter 12 Jahrenobliegt, beim Verlassen der in der Wohnung ohne Aufsichtzurückbleibenden Kinder„dafür Sorge zu tragen haben,daß die Koch- und Heizöfen der Wohnung, in welchenFeuer brennt, gehörig geschloffen, und daß Brenn-und Beleuchtungs- Materialien, insbesondere Streichhölzer.derartig verwahrt werden, daß sie den in der Wohnungzurückgelassenen Kindern unzugänglich sind." Zuwiderhand-lungen werden, abgesehen von einer Verfolgung auf grund desStrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis 30 M. event. Haststrafebelegt.— Es ist dies wieder einer jener nutzlosen Versuche,Kalamitäten, die ihre Ursache in den wirthschaftlichen Verhältnisfenhaben, einfach durch Polizeiverordnungen zu beseitigen. Wirkeman dahin, die Frauenarbeit einzuschränken, damit die Arbeiter-frauen die Erziehung und Beaufsichtigung ihrer Kinder selbstübernehmen können.ES giebt einen Nothstand in Westfalen. Die Provinzial-Verwaltung von Westfalen hat, um der Arbeitslosigkeit in denWintermonaten zu steuern, angeordnet, daß die 460 Wegewärter,welche die kleinen Unterhaltungsarbeiten ans den Provinzial-traßen ausführen, auch während der Wintermonate in Thätig-keit bleiben, und daß außerdem gegen 500 Arbeiter mit dem Zer-kleinern und Aufmetern der für die Straßenunterhaltung imkommenden Jahre nothwendigen Steine beschäftigt werden. Beider Anlieferung der Unterhaltungssteine, die vorwiegend währendder Wintermonate erfolgen soll, findm auch die kleinen Bauerndurch Steinfuhrcn Arbeitsgelegenheit. Außerdem sind den Ge-meinden bereits für den laufenden Monat die bewilligtenPrämien und Beihilfen für den Gemeinde- Wegebau flüssiggemacht, so daß auch dlese die Winterzeit für den Wegebauausnützen können.Eine Arbeitslosenversammlung, die am Mittwoch inDresden staltfand, war ungemein stark besucht, so daß eingroßer Theil wieder umkehren mußte. Dr. G r a d n a u e rzeißelte in IVz stündiger zündender Rede das herrschende Wirth-chaftssystem als die Ursache des Elends. Nahe am Schlüsseseiner Rede wurde ihm vom Ucberwachenden das Wort cutzogenund als die Versammlung in einen brausenden Beifallssturmausbrach, löste der Beamte auf.Der Statutenentwurf des städtischen Arbeits-amts in Mainz wurde dieser Tage in einer Versammlungder Arbeitnehmer-Beisitzer des dortigen Gewerbegerichts einerBerathung unterzogen. Man beschloß, zwei Referenten zuwählen, welche die Wünsche der Arbeitnehmer in einer demnächststattfindenden Sitzung der Arbeitgeber- und Arbeitnehmr.Beisitzer vortragen sollen. Wir werden nach Verlauf dieserSitzung darauf zurückkommen.Zu den NothstandSarbeite» in Mannheim haben sich240 Leute gemeldet, ISS sind aber nur zugelassen worden.