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Munition im Gotteshaus.

bildungsausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutsch -| Bolizei in dem Bantgeschäft von Müller u. Co., Paffauer lands hat vor Jahresfrist bereits einen Genossen für 10 Mo- Straße, eine eingehende Haussuchung vorgenommen, deffen Besitzer Die rechtzeitig verschwundenen Schlüssel. nate auf die internationale Bolkshochschule Helsingör in Däne - in direfter Verbindung mit dem deutsch - ungarischen Bankbetrieb Beelitz , 15 August.( Eig. Drahtbericht.) Unsere Genossen in mart entfandt und auch einen belgischen Genossen auf eine Ehrhardts stehen. Aus den hier vorgefundenen Papieren geht her­deutsche Arbeiterhochschule vermittelt. Zwischen den sozialisti- vor, daß jeder Zeichner seinen Schein in drei Exemplaren ausfüllen Beelitz hatten Renntnis davon erhalten, daß in der Kirche des schen Hochschulen von Belgien und England besteht bereits mußte, von denen eines ftets persönlich dem Korvettenfapitän Nachbarborfes Szhäpe Munition verborgen gehalten wird, die vor 14 Tagen aus der Arreft zelle des Spritzenhauses dorthin ge­feit einiger Zeit eine Bereinbarung, nach der Schüler auf a. D. Ehrhardt in Wien überfandt wurde. längere Zeitdauer gegenseitig aufgenommen werden. Hier Dagegen stößt die Untersuchung in München , wo sich die schafft worden war. Der Oberlandjäger wollte die Zelle zuerst revis find verheißungsvolle Anfänge, die ausgebaut werden müssen, eigentliche Direktion der Ungarischen Treuhand- Aktien- Gesellschaft" dieren, fonnte aber weder vom Amtsvorsteher noch vom Gemeinde­ebenso wie die Organisation gegenseitiger Studienreisen. unter dem Hauptmann a. D. v. Butttamer und einem Herrn vorsteher den Schlüssel erhalten. Niemand wußte, wer sich im Augen.. Bor faum einer Woche besuchten uns das erstemal nach Emil Schaefer befindet, auf die gewohnten Schmierigkeiten. blid im Besitz des Schlüssels befand. Die Interessenten waren sich dem Kriege 22 belgische Genossen, Schüler und Schülerinnen Das Berliner Polizeipräsidium hatte auf Grund früherer Er barüber flar, daß der Oberlandjäger die Munition nicht entdecken der Arbeiterhochschule in Brüffel, um die Einrichtungen der fahrungen davon Abstand genommen, eigene Beamte nach München durfte. Deshalb mußte Zeit gewonnen werden, um ein anderes deutschen Arbeiterbewegung in Berlin fennen zu lernen. Wer zu schicken und sich damit begnügt, die Münchener Polizei tele- ficheres Versted zu schoffen. Die Besizer" der Munition hielten die mit unseren Gästen gesprochen hat, der weiß, weld) reiche und graphifch um fofertige Unterftigung zu ersuchen. Obwohl diese Bitte Rirche des Dorfes für das geeignetste und sicherste neue Versteck. starke Eindrücke sie von hier mitgenommen haben und wie am Sonnabend nach München gelangt war, hat man bis heute Unsere Genoffer, die mit dem größten Interesse die Entwicklung der manches Vorurteil und manche irrige Auffassung über das Dienstag- teinerlei Nachricht von dem Ergebnis Dinge verfolgt hatten, setzten sich am legten Sonnabend mit dem in deutsche Volk und die deutsche Arbeiterklaffe durch die persön- erhalten. Beelitz ftationierten Oberlandjäger in Verbindung und fuhren gemein­liche Anschauung verschwunden ist. Daraus ergibt sich, daß fam nach Szhäpe. Hier ergab sich zunächst wiederum das Schauspiel bas gegenseitige Sichtennenlernen eine wichtige Voraussetzung mit den Schlüsseln, die natürlich diesmal auch nicht gefunden werden für das Sichverstehenlernen ist und daß alles getan merden fonnten. Diesmal fillte jedoch den Herrschaften das Manöver nicht mur, um die Gelegenheiten für dieses Sichkennenlernen auf glücken, denn unsere Genossen hatten das Sprihenhaus und auch die internationalem Wege zu schaffen. Kirche unter ständige Bewachung genommen. Da der Schlüſſel vom Kirchenboden nicht aufzufinden" war und weil der hinzus gezogene Schmied des Ortes trotz eines großen Schlüsselbundes und diverser Dietriche sich als unfähig erwies, das Schloß zu öffnen, ge­schah die Oeffnung der Tür durch einen unserer Genossen. Eine Durchsuchung des Bedens zeigte zunächst tein Ergebnis. Jedoch gaben sich der Oberlandjäger und auch unsere Genossen mit diesem negativen Resultat nicht zufrieden und untersuchten die Dielung des Bodens.

Möge daher die Brüffeler Konferenz den Grundstein legen für ein enges Zusammenarbeiten der sozialistischen Bildungsorganisationen und damit für den Aufbau einer fozialistischen Kulturinternationale!

Zapfenstreich vor Rupprecht.

Rebellion gegen ,, Berlin ".

Zaghafte Waffenfuche.

Das Versagen der Verwaltungsbehörden. Immer wieder kommen Klagen an uns, daß gegen die reaktio nären Inhaber von Waffenlagern von gewissen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden nur mit äußerster Lässigkeit eingeschritten wird. Dabei ist der unbefugte Baffenbesitz durch das Schutzgesetz unter verschärfte Etrafe gestellt. Typisch ist ein Fall, der sich vor der Loren Berlins abgespielt hat.

Bei Arensfelde wohnt auf dem Gute Mehr om der Ritter­gutsbesitzer Mag Bothe, der offenbar zu den Agrariern alten Schlages gehört, für welche die allgemein gültigen Geseze nicht existieren. Für seine politischen Umtriebe bedient fich Bothe noch des München , 15. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die Bolfsstimmung ehemaligen Leutnants Grimme ais Bertzeug, der durch materielle Bayerns wird wie auf ein unsichtbares Zeichen mit aller Macht Notlage offenbar eng an Bothe gefettet ist. Bei Bothe wurde schon für die Ablehnung des Berliner Brotofolls präpa- vor zwei Jahren ein großes 23 affenlager, bestehend riert. Alles was geeinet erscheint, die Instinkte der bayerischen aus etwa 2000 Gewehren, gefunden. Davon, daß Bothe zur Ver­Landbevölkerung und der am Mittwoch zusammentretenden Dele- antwortung gezogen worden sei, hat man nie etwas gehört. gierten der Bayerischen Volkspartei aufzupeitschen, findet dankbare Berwendung. So heißt es, Berlin werde durch die Vereinbarungen die Macht gegeben, die Wittelsbacher aus Bayern aus= zuweisen. Der Reichspräsident Ebert besige jedoch die Kom­petenz, den Schriftsteller Toller aus der Feffung zu ent­lassen und zum Präsidenten des bayerischen Senats im Staats­gerichtshof zu ernennen.

Unter den Fußbodenbrettern des Kirchenbodens wurden dann Bad, insbesondere 3185 Stück scharfe Patronen gefunden. Die Be zwei volle Risten Munition und außerdem einige volle schlagnahme erfolgte fefort. Bemerkenswert ist, daß niemand wiffen wollte, wie die Bat: onen dorthin gelommen find. Aber auch dies ist unferen Genoffen bekannt.

Dadurch offenbar ermutigt, hat sich Bothe ein neues 25affenlager zugelegt. Bor einigen Wochen meldete der Amts­vorsteher von Arensfelde , daß auf Mehrow Waffen verborgen seien. Auch ein Ehrhardt- Mann. Es begab sich der Oberkommissar Steinauer von der Potsdamer Der Bursche Killingers- ein Schwindler. Regierung nach Mehrow und beschlagnahmte dort Militärausrüstun­Offenburg, 15. Auguft.( I.) Während des Prozesses gegen gen für über 70 Mann, vollständig komplett vom Stahlhelm bis zu D. Rillinger vor dem Schwurgericht Offenburg wurde in einem Teil den Fußlappen. Einige Tage später meldete der Amisvorsteher tele- der Bresse mitgeteilt, daß der frühere Bursche des Angeklagten Soweit es in der furzen Zeit möglich war, werden in der phonisch dem Obertonmissor in Potsdam , daß außer den gefundenen B. Rillinger, namens Rabenslag, versucht habe, seinen frühe­bürgerlichen Preffe die vom Ordnungsblock in Auftrag gegebenen Militärausrüstungen noch Waffen vorhanden seien, deren Bersted ren Borgesetzten aus der Untersuchungshaft zu be. Telegramme, welche den Rüdtritt des Grajen Lerchenfeld und einen er angeben fönne. Ausfälligerweise wußten bereits am Morgen freien. Eine Berhandlung gegen Rabenschlag vor dem hiesigen Bruch mit dem Reiche fordern, veröffentlicht. Eine große Kund- darauf die Herren auf mehrow, daß nochmals bei ihnen Hausfuchung Schöffengericht wegen Betruges hat jezt den Sachverhalt aufgeklärt gebung der Nationalverbände", ausgehend vom Münchener Ord- gehalten werden würde. Dicle fand noch am gleichen Tage statt und und ergeben, daß der 22jährige Bursche ein Schwindler war, nungsblod, ist für Dienstag geplant. Sie foll sich gegen den äußeren enthüllte ein Lager von Maschinen- und Infanteriegewehren. dem auch die Staatsanwaltschaft Offenburg zum Opfer fiel. Raben­und inneren Feind richten. Unterdessen wird auch in der Provinz Trotz der doppelten Waffenverheimlichung, trotz der schweren fchlag war nach Auflösung der Marinebrigade Ehrhardt in seine der Boden für die Ablehnung des Rompromiffes mit dem Reich Strafen, die das Gesetz zum Schutz der Republik vorsicht, läuft Bothe Heimatstadt Elberfeld zurückgekehrt, wo gegen ihn eine Unter und die Feftigung der separatistischen und monarchistischen Tendenzen nach wie vor frei umher. Der Staatsanwalt, dem die Sache gemeldet fuchung wegen Landesverrats eingeleitet wurde, da er im Verdacht in Bayern bereitet. Die Regimentsfeier des 15. Regist, läßt weder Bothe noch Grimme verhaften. Dies fällt der Bevölke- stand. Nach der Verhaftung v. Killingers wegen Beihilfe zum Erz­der Auslieferung deutscher Waffen an die Entente ments in Neuburg trug ein monarchistisches Gepräge wie felten rung ebenso auf wie der Umstand, daß nach der zweiten Waffenfuche berger- Mord reifte Rabenschlag nach Offenburg und erhielt auf feit zuvor. Der ehemalige Kronprinz wurde mit allen fönig der Kommissar der Potsdamer Regierung fich von Herrn Bothe be- Unsuchen die behördliche Erlaubnis, v. Killinger im Gefängnis zu lichen Ehren empfangen. Vor seinem Quartier wurde ein wirten ließ und mit dem Manr, dessen Waffenlager er eben beschlag- besuchen und ihm Lebensmittel zu bringen. Er setzte sich dann mit militärischer 3apfenstreich abgehalten. Sämtliche Redner nahmt hatte, gemeinsam und trant. dem General a. D. v. Geismar in Freiburg , mit dem Major a. D. erneuerten das Treuegelöbnis zum angestammten Fürstenhaus" Einen ähnlichen Fall teilt die Freiheit" mit: In Ortels. Bildenbrand und mit einem Mag Fröhlich in Oberkirch und und zur Fahne Schwarz- Weiß- Rot. Die Feigheit und Willensburg machte ein unabhängiger Genosse am 7. August Anzeige bei anderen Personen in Verbindung, und es gelang ihm unter der schwäche unseres franken Boltes" wurde gebührend gebrandmarkt. dem Landrat v. Pojer, worach in der Scheune des Lehrers falschen Borſpiegelung, er brauche Geld zur körperlichen unb Den Schluß der Feier bildete der übliche Parademarsch vor Springer in Mensguth mehrere hundert Gewehre, Handgranaten, geistigen Fürsorge für seinen früheren Borgelegten, rund 18 000 m. Rupprecht. Alle diese Einzelheiten werden in der Preffe breit Munition usw. legerten. Das Landratsamt fai zwei Tage hindurch zu erschwindeln. Auf der anderen Seite bot sich Rabenschlag der Offenburger Staatsanwaltschaft als Spigel an zur Ermittlung der getreten, um die Monarchisten in Stadt und Land zu weiteren nichts zur Beschlagnahme der Waffen. In der Nacht zum 11. Auguft Geldgeber für die Erzberger- Mörder im Ausland. Es gelang ihm, Provokationen in diesem Stil aufzufordern. Das Minifterium aber fudhte Springer, der offenber gewarnt worden war( aus dem vom Untersuchungsrichter rund 1500 m. herauszuschlagen. Wegen Lerchenfeld aber kämpft um seine Existenz und sieht sich all diesem Landratsamt?), einen Teil der Waffen durch einen Bauern ab- Betruges zum Nachteil des badischen Fiskus wurde Rabenschlag zu Treiben gegenüber zunächst zur Tatenlosigkeit verurteilt. fahren zu lassen. Der unabhängige Kreistagsabgeordnete 4 Monaten Gefängnis verurteilt. In der Urteilsbegründung Lipped, der diesen Abtransport beobachten wollte, wurde mißblieb es, nach einem Bericht der Tribüne", dahingestellt, ob die handelt, rechtswidrig der Freiheit beraubt und mit dem Erschwindelung der etwa 18 000 m., die er von Brivatpersonen er­Tode bedroht, falls er etwas perrate. Jezt erst schritt auf hielt, ein Betrugsdelikt bilden und ob Rabenschlag Killinger be= wiederholte Vorstellung das Bandratsamt Ortelsburg ein und befreien konnte. schlagnahmte den Rest der Waffen, etwa 150 Gewehre, von deren Der Bund der Niederdeutschen " aufgelöst. In Mecklen Eristenz Herr Springer natürlich nichts wußte". Wird gegen denburg- Strelig ist der Bund der Niederdeutschen " aufgelöſt Landrat v. Boser, der in so iarer Beise seiner Pflicht nachkommt, worden, weil er zu den militärisch organisierten und an Waffen eingeschritten werden? intereffierten Geheimorganisationen zählt.

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Bankier Ehrhardt.

Untätigkeit der Münchener Polizei.

Die Aufdeckung des seltsamen Bantunternehmens, das auf den Namen des Kapitän Ehrhardt geht und anscheinend die Geldquelle für die Organisation C darstellt, macht in Berlin weitere Fortschritte. Wie ein hiefiges Mittagsblatt mitteilt, hat die Berliner politische

nur."

Wozu wir wieder einen Wilhelm brauchen u

Bon Theodor Thomas.

Bir saßen im Hotel beim Frühstück. Sonntags morgens. Mir gegenüber eine fürnehme" Familie, so etwas wie Gymnasial­direktor, oder eine Ministerialratsfamilie.

,, Er" fehlte noch. Sie schifanierte derweilen den Kellner, der schon ganz unglücklich aussah, weil er mindestens dreimal etwas nicht nach dem Wunsch der Gnädigen gebracht hatte. Die Tochter saß dabei wie eine Gans, die Klavierspielen lernen soll, und der Junge machte blöde Wize über alles im Hotel, wozu Mamachen Lac­falven heraustullerte. Kurzum: Das war mal eene rührende Fa­milienszene.

Da tam der Bapa. Schon von weitem fah man es ihm an, er war miserabler Laune, nicht rasiert und was so bazu gehört. ,, Noch nich mal ein Rafierladen ist auf, verfluchte Schweinerei", schimpfte er schon von weitem.

Sonntags ist hier schon seit langem geschlossen", bemerkte höflich der Kellner. ,, Leider". Scharf und schneidig flang das. Der Reffner ver­schwand. ,, Alles feit der goitverfluchten Revolution, noch nich mal rasieren fann man sich lassen". ,, Aber Egon, echauffier dich nicht. Es wird auch noch mal anders. Nur Geduld, Männe. Nun wollen wir aber anfangen, ich bin hungrig." ,, Saubande ha, wenn Er sagte nichts mehr, weil ihm der Kaffee im Halse saß. Da fing fie an, die Brötchen zu drücken; na, das Zerrbild. Ich dente, die Frau wird ohnmächtig. Ober, Kellner, Ober!" Der stürzt herbei mit unglücklichem Geficht, ganz außer Atem: Bitte?"

"

,, Armer Junge, dich hats am schlimmsten getroffen. Na warte Auf was das Söhnchen warten sollte, verriet Mammi nicht. Leider kam an diesem Morgen nicht zum Vorschein, was denn der Kaifer für die Tochter schaffen müßte, wenn er wiederfäme.

Das Rafieren, die frischen Brötchen und das Regimentsfest in Göttingen würde Wilhelm ja besorgen, aber was könnte er für das

Mädel tun?

Was doch manche Leute für Sergen quälen, davon haben wir, die wir uns z. B. nur um das bißchen Baluta, Kohlenfrage, Repu­rationsverpflichtungen, Brotpreise, Lohnerhöhungen, Bayern und den Schutz der Republi? zu fümmern haben, teine Vorstellung.

Das Paradies in Spanien . Eine Gesellschaft von 52 Personen, die den gebildeten Ständen angehören, hat sich in die dichten Wälder in der Nähe des spanischen Ortes Moncloa zurückgezogen, um dort das Baradies" neu zu begründen. Diese merkwürdigen Natur­anbeter unternahmen diefe Tat ganz geheim, und die Deffentlichkeit wurde erst auf sie aufmerksam, als ein Madrider Journalist ihr in den Wäldern verstecktes Eden entdeckte und durch einige indiskrete Photographien den adamitischen Zustand der modernen Paradies­bewohner enthüllte. Die Männer leben ebenso wie die Frauen ohne jede Betieidung, doch sind die Geschlechter streng von einander ge­trennt. Nur in den Abendstunden kommen Männer und Frauen zu gesellschaftlichen Unterhaltungen zusammen, bei denen dann eine leichte Kleidung angelegt wird, um den Forderungen des modernen Lebens zu genügen. In beftimmten Zeitabftänden begeben fich einige Abgeordnete der paradiesischen Kolonie nach Moncloa , um hier Bein und Speise zu faufen, die nur aus frischen Früchten und Brot besteht. Diese Abgesandten find natürlich vollständig angezogen, gefochte Nahrung ift streng verpönt. Die Wasserfälle, die in dem legen aber ihre Gewänder nach der Rückkehr fofort wieder ab. Jede Bald zahlreich vorhanden sind, werden häufig zum Baden benutzt, doch ist die Sitte des Familienbades" noch nicht ins spanische Bara­dies gedrungen, sondern Männlein und Weiblein baden getrennt. Die Naturmenschen haben erklärt, den ganzen Winter über in ihrer Rolonie zu bleiben, sie betrachten sich als die Apostel eines Natur­evangeliums, das sie durch ganz Spanien verbreiten wollen. Sie beabsichtigen auch, literarische Feste sowie Tänze zu veranstalten, wagen fich aber vorläufig noch nicht hervor.( Es scheint fich hier Arbeit, ohne die auch ein Paradies nicht befiehen kann, ist nicht um die Unterhaltung wohlhabender Leute zu handeln. Von der

3m taifunzerstörten Swalau. Der Hongfonger Berichterstatter des Londoner Daily Expres" gibt feinem Blatt den ersten ausführ bung des Han in der chinesischen Provinz Kwangtung gelegene lichen Bericht über die furchtbare Katastrophe, die die an der Mün­Hafenstadt Swatau heimgesucht und vom Erdboden vertilgt hat. Am Abend des vergangenen Dienstag brady ein Orfan aus, deffen Heftigkeit in beängstigender Weise wuchs. Gegen 2 Uhr nachts überfiel der Taifun mit furchtbarer Gewalt die Stadt, die durch Zerstörung der elektrischen Leitungen in vollständige Dunkelheit ge­hüllt war. Während die Dächer von der Gewalt des Sturmes auf die Straßen geschleudert wurden und die Mauern frachend zu fammenstürzten, raften die Einwohner, vom Schreden gejagt, unter und suchten im Dunkeln eine Zufluchtsstätte, ohne einen Ausweg der Wut des Orfans und des peiischenden Regens durch die Stadt aus der Hölle zu finden. Der vernichtenden Wut des Sturms ge- weiter die Rede.) fellte sich bald die zerstörende Macht des Wassers. Eine Sturmflut, die vom Taifun aufgepeitscht war, ergoß sich über den Strand und stieg mit unheimlicher Schnelligkeit wie eine schwarze Waffermauer 6 Kilometer den Hanfluß herauf. 21s fie die Stadt erreichte, wäizte sich die Flut über das Chinesenviertel und verwandelte es in einen müsten Trümmerhaufen. Das auf dem südlichen Ufer gelegene Europäerviertel wude zwar auch vom Taifun beschädigt, doch hielt find Taufende von Toten und 30 000 Verwundete zu beklagen. Ewa tau gleicht heute einem Trümmerfeld. Sein Hafen existiert nicht mehr. Die zur Verschiffung bereilliegenden Güter sind vernichtet. Drei im Hafen anternde Dampfer sind in den Straßen der Stadt gestrandet. Bis in die Höfe der Häuser sieht man zum Brad ge­mordene chinesische Dschunken. Das chinesische Theater wurde das Grab der Schauspieler, die gerade auf der Bühne standen, und des Publikums, das der Vorstellung beiwohnte. Die Brunnen find mit Seemaffer angefüllt und das Süßwasser ist so felten geworden, baß man für das Maß 5 Dollars bezahlt. Die Sturmmelle, die die Stadt in der Hauptsache vernichtet hat, ist weit ins Land hinauf­gebrungen und hat auch die Unglücklichen erreicht, die sich in bos offene Gelände geflüchtet hatten. Das Land ist filometerweise mit Trümmern bedeckt, vor allem von den Schiffen, die von der Sturm­flut weggeschwemmt wurden d

,, Das sind doch lauter alte Brötchen!" Berzeihung, gnddige Frau, aber Sonntags liefert uns der sich hier der Schaden in mäßigen Grenzen. In der Chinesenstadt Bäder feine frischen, nur wochentags." ,, Mas, teine frischen Brötchen?" Weißt du denn das nicht Mammi. Käthe macht fie uns doch immer felber frisch. Sonntags wird nicht mehr gebacken," flötet die Tochter. ,, So was tam unter dem Kaiser boch nicht vor. Noch nich mal frische Brötchen? Nein, die Welt, die Welt". ,, Ja, ja, alles nehmen sie einem."

Sie fauten mit hohen Zähnen, wie Nußtnader. Du molitest ja heute nach Gettingen fahren zu deinem Regt mentsfest?" fragte die Mutter den Jungen. Ist Essig. Wegen dem Rathenau - Rummel ist das doch ver­boten worden, Bande,"

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Orpheus" im Großen Schauspielhause. Obwohl dieses Jahr der Sommer vom Wetterrepertoire gestrichen ist und unsere Theater uns ruhig etwas ernster tommen fönnten, tun fie fo, als ob wir wirf­lich Hundstagshize hätten. Das Große Schauspielhaus" greift frei­fich zu einem Genre, das über alle Jahreszeiten erhaben. Es hat feinen Orpheus", der im Frühling unterbrochen wurde, wieder auf­genommen und wird mit Offenbachs unvergleichlicher Musik und dem Glanz des Schauapparcts( mczu auch das himmlische Ballett gehört), den Bizen und Uiferelen des Dialogs aufs neue feine weiben Hallen füllen. Um jo mehr, de den lieben Gästen mit Baluta zu Hause faum dergleichen in der Aufmachung geboten wird und man es im Aus­lance mit dem daheim geübter. Moraltult nicht so genau nimmt. Die Frivolitäten einer Welt, die fich felber nicht mehr ernst nimmt, die unter der Gestalt der griechischen Götter sich selber verspottet, werden ihnen vortrefflich eingehen. Und so werden aßmann als falauernder, fettstimmlicher Jupiter und Gol als Pluto , Marie Efcher mit ihrem wirklich Genuß bereitenden Gesange( neu als Eurydice) und Claudia Gorema( vom St. Petersburger Ballett) und die große Schar der sonstigen Götter und Halbgötter ( in jedem Sinne) noch viel volle Häuser und dankbar applaudierende Zuschauer erleben. Und der Ruhm Reinhardts und der deutschen Theaterkunft wird bis Oklahoma und Iquique dringen