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Nr. 386 39. Jahrgang

Die armen Bankhalter.

Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 17. August 1922

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in der Cottaschen Buchhandlung war und dort als aus die bin Lindenstr. 3, 2. Hof 2 Tr., Zimmer 8. Die Theatervorstellungen sich in den Besitz der Bücher gesezt hatte. Frau F. hatte sich gestern beginnen am Sonntag, den 3. November, nachmittags 3 Uhr, im Neuen vor dem Schöffengericht Schöneberg wegen fortgesetzten Diebstahls, Theater am 800 mit der Aufführung: Einsame Menschen " von Gerhart Die Veranstalter von Glücksspielen, die auf die Spielleidenschaft die Benitonsinhaberin wegen heblerei und unbe- dungsschule sind erschienen und zu haben bei den Bildungsausschuß­Hauptmann. Die Lehrpläne der Sozialistischen Bil ihrer Kundes bauend, bisher in den besten Verhältnissen" leben fugten Waffen befizes zu verantworten. Vor Gericht bat R.-A. Dr. mitgliedern der Abteilungen und im Bureau. Der am Sonntag, den konnten, werden nun wahrscheinlich auf die ganze Welt, die Repu- Frey um eine milde Bestrafung, da ein Schaden auf seiten der 6. Auguit, in Volk und Beit veröffentlichte fozialistische Haus. blit, vor allem aber auf den Berliner Polizeipräsidenten schlecht zu Firma nicht entstanden sei. Das Gericht erkannte gegen die Anspruch ist jetzt im Bureau zum Preise von 20 M. pro Stück zu haben. sprechen sein. Man dente, daß ihnen durch einige raffinierte Bes geflagte. auf zwei Monate Gefängnis und gegen die ftimmungen ihre bisherige Verdienstquelle verstopft wird. Sie, die Pensionsinhaberin auf se chs Monate Gefängnis und 150 m. durch die Tat bewiesen hatten, wie gut sie mit dem Glück befreundet waren, indem sie ausgezeichnet zu gewinnen verstanden, dürfen sich in Zukunft nicht mehr am Glüd" bringenden Spiel beteiligen und müssen sich mit lumpigen 10 Brez des Einfaßes begnügen, wenn sie überhaupt bei besonderen Anlässen als Veranstalter solcher ,, Bolfsbeluftigungen" zugelassen werden.

Geldstrafe.

Mörder auf der Flucht.

Der Weg aus dem Gefängnis.

Eine schwere Gefahr für die Allgemeinheit bilden seit geraumer Zeit die Schwerverbrecher, die aus den Gefängnissen, sei es dem Untersuchungsgefängnis oder den Strafanstalten, immer wieder aus­brechen. Nicht weniger als 50 gewerbsmäßigen Ver­brechern, die überall einen starten Anhang haben, sofort Unter­schlupf finden und ihr lichtscheues Treiben wieder aufnehmen können, haben in den letzten vier Wochen durch List oder Gewalt ihre Freiheit wiedererlangt.

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Die Bergung des Avare".

Gestern begannen die Bergungsarbeiten an dem vor zivei Monaten beim Ausdocken gefenterten brasilianischeu Doppel­schraubendampfers Avare. Nach mühevollen Arbeiten gelang es mit Hilfe von 22 Dampfwinden und einem Greifbagger das Schiff um 18 Grad aufzurichten. Die Bergungsarbeiten werden heute fortgesetzt.

Schreckenstat eines Wahnsinnigen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde. Die Abteilungen werden gebeten, für Arbeiterwohlfahrt abzurechnen( soweit das nicht schon geschehen ist). möglichst bis Montag, den 21. d. M. die Sammellisten beim Bezirksausschus Weitere Listen stehen zur Verfügung.

Die neue Polizeiverordnung besagt u. a. folgendes: Die Er­laubnisse sind nur von Fall zu Fall und nur anläßlich be­stimmter Beranstaltungen von vorübergehender Dauer Nähe von Weimar . Der Maurer Markwardt, ein Kriegsteil­Ein schweres Ungrück ereignete sich im Dorfe Dettern in der unter der Bedingung jederzeitigen Widerrufes zu erteilen. Hinsicht nehmer, der im Felde erhebliche Verlegungen davongetragen hat. lich der Zahl der für die einzelnen Beranstaltungen zu erteilenden erlitt einen Wahnsinnsanfall und feuerte in diesem Zustande Erlaubnisse ist zu berücksichtigen, daß der bisherige Charakter der aus seiner Armeepistole auf offener Straße mehrere Schüsse ab. artiger Geldspiele als gelegentliche harmlose Boltsbelust i= Zu den Schwerverbrechern, die mit Gewalt ausbrechen, gehört Darauf lief er in sein Haus und erichoß hier seinen sechs. gungen gewahrt bleiben muß, die nicht dazu dienen sollen, die unter den vielen anderen als der allergefährlichste der jährigen Sohn und seine vierjährige Tochter. Das Spielleidenschaft des Publikums zu fördern. Er Mörder und Räuber Willi Opiz, der außer schweren Ein- dritte Kind entging dem Tode nur dadurch, daß es sich unter dem laubnisse sind daher nur in dem früher üblichen Umfange und in brüchen und bandenmäßigen Raubüberfällen schon vier Bett versteckte. Nun lief der Wahnsinnige wieder auf die Straße entsprechendem Verhältnis zu den übrigen Volksbeluftigungen, menfchenleben auf dem Gewissen hat. Wenn er irgendwo und feuerte auf den ihm begegnenden Maurer, Liebold, der gleichgültig, ob es sich um reine Zufallsspiele oder um sogenannte auf einer Straftat ertappt oder von Beamten ergriffen wird, so seinen schweren Verlegungen erlegen ist. Ferner Geschicklichkeitsspiele oder Automaten handelt. Nach der Tendenz greift er ohne weiteres zur Pistole und schießt nieder, wer ihm verwundete er den Lehrer Schmidt durch einen Schuß in der Ausführungsbestimmungen, jedem unternehmer nur vor den Lauf kommt. So erschoß er einmal eine Mutter und deren die Schulter. Der Wahnsinnige erhängte sich dann in einen Gewinn bis zu 10 Proz. der Einfäße zuzubilligen, Widerstand auch auf andere Weise hätte überwältigen fönnen. Tochter, die ihn bei einem Einbruch überraschten, obwohl er deren seinem Hause. dürfen nur Spiele gestattet werden, bei denen eine weiter. Opitz ist bereits viermal ausgebrochen, die beiden letzten gehende Gewinnaussicht oder ein Risiko des Unternehmers Male aus dem Strafaefängnis in Tegel . Hier jedesmal unbe ausgeschlossen ist. Der Unternehmer soll nicht fleidet Sein zweiter Ausbruch hier ist besonders unerklärlich, als Glüdsspieler selbst tätig sein, sondern nur als weil ihm gegenüber besondere Vorsichtsmaßregeln ge­Beranstalter gewisse Prozente der Einsätze erhalten, während die troffen worden waren. Er hat es trokdem verstanden, sich Werk­Einsätze selbst den gewinnenden Spielern zukommen. Hiernach tom- zeuge zu verschaffen und einige Bitterstäbe durchzusägen. Aus men nur wenige Spielarten für eine Erlaubnis in Frage. der Strafanstalt in Münster ist ein 26 Jahre alter Gerhard Fleis ausgebrochen, Die Unternehmer haben dem Antrag auf Erteilung einer Erlaubnis cher wegen dreifachen Raub­eine genaue Beschreibung des aufzustellenden mordes dreimal zum Tode, dann aber zu lebensläng Apparates sowie der beabsichtigten Spielweise beizufügen. Die lichem Ruchthaus verurteilt worden ist. Auch Fleischer schreckt vor feiner Gewalttat zurück. Nicht viel weniger gefährlich ist ein Willy Boliz iämter haben durch Kontrollen festzustellen, ob die Glücks- Seef, der zuletzt in Stettin einen großen Deckeneinbruch verübte spiele ordnungsmäßig in der genehmigten Form und unter Inne und im ganzen noch 30 Jahre Zuchthaus zu verbüßen hat. haltung des genehmigten Spielplanes stattfinden, insbesondere, daß 2ffle diese Schwernerbrecher, die nun die Kriminalbeamten unter die Einfäge 1 m. nicht übersteigen und dem Unter ständiger großer Lebensgefahr von Neuem suchen müssen, haben nehmer fein höherer Gewinn als 10 Prozent der ihre Helfer bei der Flucht sicher in den Kreisen ihres Anhanges. Aber Einsätze zufließt. das allein kann, die Ausbrüche nicht in allen Fällen erklären. Sie müssen auch, wenigftens in manchen Fällen, die sonst ganz unerklär lich sind, in den Strafanstalten selbst Unterstützung finden. Auch 6. beim Transport von Schwerverbrechern ist nicht alles so, wie es sein müßte. So ist es jetzt dem falfchen Diener Snronimus Rollai, der für Millionen Silberzeug stahl, gelungen, nach seiner Festnahme in 80. Bonn auf dem Wege nach Berlin seinem Transporteur in Stendal zu entspringen. In vielen Fällen scheint die Scheu vor den Kosten eine sichere Bewachung der transportierten Berbrecher zu verhin bern. Opik und Kollai werden jegt in Berlin wieder eifrig Trettin im Zimmer 103 des Berliner Polizeipräsidiums entgegen. gesucht. Angaben zu ihrer Ermittelung nimmt Kriminalkommissar

Milchpreise.

Die Milanotierungstommission, der Vertreter der Landwirtschaft, des Handels und des Milchamtes Berlin angehören, hat die neuen Milchpreise für die kommende Woche fest gesetzt. Da der Butterpreis in den letzten Tagen sprung baft gestiegen ist und von 145 M. auf 170 M.( amtliche Notierung) heraufgefchnellt war, ist auch der Milchpreis, der bekanntlich den zehnten Teil des Butterpreises beträgt, gewaltig in die Höhe gegangen. Der Erzeugerpreis für Boll. mil beträgt in der kommenden Woche 15,75 Mart. Danach stellt sich die Kartenmild auf 20 Mart, Mil im freien Vertebr auf 24 Mart pro Liter. Mager milch loftet im Kleinhandel 12,50 Mart pro Liter.

B

Ein Nachspiel zur Mordaffäre Neißer. Während der Ermittlungen in der Mordiache an dem Teppich. händler Neißer spielte, wie erinnerlich, die Pension Schwedt in der Körnerstraße als Treffpunkt der Täter eine ge­wisse Rolle. Anläßlich einer Haussuchung in dieser Bension, die zwar die Verdachtsmomente gegen die Mörder des Neißer nicht verstärkte, wurden neben einer scharf geladenen Parabellum pistole noch zwei mit Büchern und Noten gefüllte Waschkörbe ge­funden. Die Nachforschungen nach der Herkunft der neuen Bücher ergaben, daß sie sämtlich aus dem Cottaschen Verlage stammten. Von vornherein war flar, daß diese Sachen auf unredliche Weile in den Besiz der Pensionsinbaberin gelangt sein mußten. Die Kriminalpolizei stellte fest, daß die 58jährige Aufwärterin der Pension Schwedt , eine Frau Freiberg , zugleich Reinemachefrau

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Der Sprung in die Welt.

Ein Jungarbeiterroman von Artur Zickler . Drei Tage grauen Wehs vergingen. Der Alte hatte keine Beit, den Kopf hängen zu lassen. Es gab so viel Borberei tungen zu treffen und dann die Kinder. Er hob sie früh aus den Betten, wusch sie, strähnte ihnen das Haar und flocht ihnen 3öpfe. Es wäre eigentlich gar nicht notwendig gewesen, denn das älteste der beiden Mädchen war über zehn Jahre hinaus und hätte sich und der Kleinen helfen können. Aber er tat es, weil ihn ein grenzenloses Mitleid durchschnitt, wenn er die Kinder nur ansah.

So war es, ehe er sich nur besann, der dritte Tag, daß Die Mutter feiner Kinder gestorben war. Bei einem Trödler hatte er sich einen schwarzen Anzug geliehen, den legte er an, die Kinder trugen ihre dunkelsten Kleidchen. Mit der Straßenbahn fuhren sie durch einen falten Vorfrühlingstag, der Himmel war voll milchigen gedämpften Lichts, die Bäume atmeten frisch.

der

3. Kreis. Wedding. Donnerstag, den 17. Auguft, 7 Uhr, Lokal zur Bank. quelle", Pantstr. 82, Versammlung der SPD. - Elternbeiräte. Wichtige Tagesordnung. Jede Schule muß vertreten sein. Die sozialistischen Lehrer find hierzu eingeladen. 14. reis. Reukölln. Donnerstag abend 7 Uhr, Sekretariat Jägerstr. 66, fämt­

liche Abteilungsleiter. Wichtige Besprechung.

Heute, Donnerstag, den 17. August: 22. bt. Die Einäfcherung unseres Genossen Aug. Radzan findet nachmittags Jungsozialisten. Gruppe Güden. Uhr in der Juristischen Sprechstunde,

Uhr im Krematorium Gerichtstraße statt.

Lindenstr. 3, Vortrag über: Beitwende in der deutschen Dichtung, mit Rezitationen. Ref. Gen. Sternstein. Die übrigen Gruppen sind dazu ein geladen. Gruppe Friedrichshain . 7% Uhr Gemeindeschule Straßmann ftraße 6, Bortrag über Die Bereinigung der proletarischen Rinderfreunde, ihre Biele und Wege". Ref. Gen. Minna Todenhagen . Morgen, Freitag, den 18. August:

st. 7% Uhr Sigung aller Funktionäre bei Dobrohlaw, Swinemünder Straße 11. Beitragslisten abliefern.

Frauenveranstaltungen:

Abt. Schöneberg . Besichtigung der Gräber unserer Borkämpfer in Fried­ richsfelde

, anschließend gemeinsames Raffeetrinken. Treffpunkt nachmittags 3 Uhr bei Gürlich, Rubens-, Ede Begasstraße.

Jugendveranstaltungen.

Heute, Donnerstag, den 17. August:

Achtung! Alle Genossen, die sich an den Vollstänzen zum Sportfest be Bezirksbildungsausschuß Groß Berlin. Abonnements- teiligen, treffen sich morgen, Freitag, den 18. August, abends 27 Uhr, im festtonzette: Die Beichrungslisten find ausgegeben und liegen aus Treptower Part, Spielwiese 6. Wir bitten die Genossen, püntlich zu er bei den Bildungsausschußmitgliedern der Abteilungen und im Bureau

Lebensmittelpreise des Tages.

Zufuhr: Fleisch genügend, Geschäft ruhig. Fische reichlicher. Ge­Schäft etwas lebhafter. Obst und Gemüse reichlich, Geschäft flott. Am Mittwoch galten in der Zentralmarkthalle folgende Klein­

handelspreise:

Hechte

Rindfleisch 62-70 M., ohne Knochen 72-90 M. Schweinefleisch 95-122 M. Kalbfleisch 60-90 M. Hammelfleisch 70-95 M. Schellfisch 15-17 M. Rotzungen 20-23 M. In Eis: Barsche 22-48 M. 60-70 M. Schleie 78-85 M. Aale 80-88 M. Lebende Plötzen 25 bis 50 M. Aale 100-108 M. Eier 8,50-8,75 M. das Stück. Naturbutter 162-172 M. Margarine 90-100 M. Schweineschmalz 135-140 M. Neue Grüne Bohnen 8-12 M. Schoten 15 Kartoffeln 30-45 M. 10 Pfund. bis 16 M. Grüne Gurken 15-16 M. das Stück. Kochäpfel 7-8 M. EBäpfel 14-16 M. EBbirnen 15-16 M. Pflaumen 8-12 M. Zitronen 2.50-5 M. das Stück. Pfefferlinge 17-19 M. Steinpilze 12-14 M. Hafermehl 30-36 M. Roggenmehl 17-18 M.

Scheinen.

Ren

Lantmig. Jugendheim Gendligstr. 6, Distuffionsabend: ,, Nauen ". Yölln- Nord. Jugendheim Nogatstr. 53, abends 7 Uhr legte Chorprobe. Rieberschöneweide. Jugendheim Gemeindeschule Berliner Str. 31, Diskussions. abend: Wie soll man wandern?". Norden. Jugendheim Gemeindeschule Güben. Jugendheim Gemeindeschule Stallschreiberstr. 54, Bortrag: Jugend Butbuser Str. 3-5, Diskussionsabend: Wanderfitten und unfitten". und Bartei".

Dorträge. Vereine und Versammlungen.

noffen S. Fiebrandt: Gerhart Hauptmann ", in der Oberrealschule Nieder­

Verband Boltsgesundheit. Donnerstag, den 17. Auguft, Bortrag des Ge. wallstraße 12, 28 Uhr. Gäste willkommen. Eintritt frei. Arbeiter- Abstinenten- Bund, Ortsgruppe Berlin . Freitag, den 18. August, Mitgliederversammlung abends 7 Uhr in der Oberrealschule, Niederwallstr. 12, Bortrag des Genossen Gelling: Tabat als Boltsgift".

Wetter bis Freitag mittag. Etwas wärmer bei auffrischenden füdwestlichen Winden, im Süden größtenteils troden und vielfach heiter im Norden, besonders an der Küste ostwärts fortschreitende Zunahme der Bewölkung und etwas Regen.

Kleidern, den er fannte; so löfte sich sein Schmerz, er zudte Kreischend zogen die Räder an. Noch einmal umfaßte zusammen und schrie durch die aufeinandergepreßten Zähne. fein Blid die alternde Gestalt des Mannes, den er einsam Da schlurfte jemand durch den Gang, es war die Leichen- zurückließ, dann trat Hans vom Fenster zurück, der Zug stieß frau. Sie überreichte ihm die Rechnung und lobte die gute in die Nacht. Trüb schwelte die Gasflamme im Wagen. Rudi Haltung der Verstorbenen, die allerdings noch vorteilhafter verstaute die beiden Rucksäcke, die alles enthielten, was sie ausfähe, wenn sie das Papierkleid erhalten hätte, das sie ihm befaßen, einige Baar Hemden und Strümpfe, etwas Weg­offeriert hatte, das zu 12,50 Mt. Nach ihr erschienen die zehrung, ein paar Hände voll Bücher. Die Räder schlugen Träger, die fich Schnupftabat anboten, und der Pastor, ein eintönigen Taft, die Kindheit, ihre Heimat, ihre Vergangen­junger stämmiger Mann mit englisch gestußtem Schnurrbart. heit, alles, was bisher gewesen war, versant hinter ihnen, Der Sarg wurde zugenagelt, mit schallenden Schlägen, vor ihnen lag die Zukunft, dunkel wie die Nacht, durch die sie der Mann hatte sich jäh gewendet. So schritten sie langfam eilten, und doch voll Schimmer und Glanz der Träume und über den knirschenden Kies, die Träger voran, der Pastor Erwartungen, denen sie ihre Jugend verschworen hatten. Sie und der Mann mit den Kindern. Die Luft war still. dachten an feinen Schlaf, die Augen brannten ihnen von der Lust, zu leben und zu hoffen; so heiß waren ihre Stirnen, daß sie ihre Köpfe an die fühlen Scheiben preßten, hinter denen die Finsternis in nhantastischen Konturen vorbeirauschte.

Die Glocke," fragte der Pastor, hören sie die Glocke?" Ja, fie war zu hören, dünn und flanglos, zudem von weit her. " Danke!" sagte der Mann furz und fah nicht auf. Der Geistliche fragte nach der Verblichenen, nach ihren Gewohn­beiten, nach dem Grunde ihres Todes. Das tat dem Manne wohl, er gab Bescheid.

Die Sonnenstrahlen fielen schräg über die Gräberreihen, die Schatten der Lebensbäume waren lang, ein kleiner Wind In der Borstadt mußten sie aussteigen und zu Fuß war aufgestanden und trug das Winseln der Glode etwas gehen. Es war eine neue schnurgerade Straße zum Friedhofe, eindringlicher herüber zum Grab. Die Kinder standen im der Fußsteig mit Steinchen belegt, mit jungen Ahornbäumen aufgeworfenen Sand, das Gesicht der Sonne zu, mit großen meglang. Der Mann schritt gesenkten Hauptes fürbaß, die fragenden Augen und offenen Mündern. Der Pastor erzählte Kinder trippelten neben ihm her; er fühlte sich abgestoßen von mit einer Getragenheit, die ihm noch schwer fiel, dasselbe von der Gleichgültigkeit, mit der sich die Welt in Sonne wälzte der Toten, was er vorhin vom Manne gehört hatte. und seine Sorgen ignorierte.

Der hatte den Kopf zwischen den Schultern wie einer, der Am Friedhofstor faß eine unförmige Frau auf einem friert. Dazu das Gesicht verkniffen, daß es schien, als grinje Schemel und schlief. Sie hatte gebundene Kränze vor sich er vergnügt vor sich hin. Als er Erde in die Gruft geworfen, und einen im Schoß liegen. Der Mann dämpfte etwas feinen hatte er die Faust wohl nicht ganz geöffnet, denn sie war Schritt, er fürchtete ihren Anruf wie einen förperlichen noch voll Erde, als der Bastor ihm die Hand drücken wollte. Schmerz. Die Kinder zogen die Luft durch die Nasenlöcher, Im milchernen Lichte lag die Straße heimzu. starrten dumm und hilflos vor sich hin.

Als der Morgen dämmerte, rosig- grau, näherten sie sich der Reichshauptstadt. In Wellen floß die Landschaft, Sta­tionen famen und gingen, erstes Borgelände der Riefe stadt tauchte auf, einzelne Mietstafernenblocs, von Geländestreifen unterbrochen, dann endlose Reihe von Häusern, Fabriken, Lagerschuppen, die ersten Straßenbahnen Berlin ! Das Abteil hatte sich gefüllt mit Arbeitervolt, das den Geruch von chtschweiß und Tabaksrauch mit hereinbrachte, dazu den Lärm fremden Dialekts.

Die erwachende Stadt nahm sie auf. In der Wartehalle hatten sie Kaffee getrunken, und nun schlenderten sie längs des Spreekanals dem Tiergarten zu. Die Göttin auf der Siegessäule blikte in der Morgensonne, das Dach des Reichs­tages funtelte, Bögel witten im fnofpenden Gezweig der Anlagen, am Brandenburger Tor wirtschafteten die Straßen­reiniger. Unter den Linden marschierte das geschäftige Früh­Berlin, eilende Kontoristinnen und junge Bureauleute, die ihren Handelsstätten zustrebten, Verkäuferinnen und Plakat­Dann roch es nach Verwesung. Weiße Blumen, von der männer, Radfahrer, Zeitungshändler und behäbige Kauf­Fäulnis angefreffen, lagen zertreten auf den Fließen der leute mit dicen Ledermappen. Autobusse hasteten über den Totenhalle, ein Bogel stieß durch die Säulen, hin und wieder. Asphalt, Kraftwagen bellten hintereinander her, Räder klin­Die Tote lag mit tiefen Augen und spißer Nase im weißen gelten, Rutscher munterten ihre Gäule auf, und die Motoren Kiffen. Das größere Mädchen begann leise und monoton zu Die Lichteimer der Bogenlampen schütteten orange- der Straßenbahnen sangen. Die Rolläden und Türen der mimmern, mehr vor Angst als Trauer, die Augen der Kleinen farbene Helle über die Bahnsteige, Dampfschwaden zogen Geschäfte öffneten fich- wie zum Empfange der beiden wurden noch starrer und runder. Als Vater Onfreder den durch die weite Halle, in deren Wandungen sich alle Geräusche Freunde, die der Rausch der Fremde durch die Straßen trug. Kopf zur Toten niederbeugte, streifte ihn ein Geruch aus ihren verfingen und wiederholten.

Wenn er stehen blieb, sahen ihn die Kinder an und zogen ihn gelinde vorwärts, denn sie waren hungrig. Hans lief nebenher und fah nur immer das Geficht der Mutter, das in den offenen Himmel wie in die nahe Heimat schaute.

( Fortsetzung folgt.).