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Nr. 390 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Sonntägliche Wanderziele.

In die blühende Heide.

Wieder ist der Spätsommer gekommen, der Auguft, wo auf den Fluren die Reife- und Erntezeit ihrem Ende entgegengeht. Jetzt zeigt sich die Heide in ihrer größten Schönheit; wenn die Blüten des Heidekrauts weite Flächen Landes mit rötlich- blauem Schimmer färben und die Strahlen der Augustsonne mit hellem Glanz den Ab­schied des Sommers einleiten, dann ist es die gegebene Zeit, die Heide aufzusuchen. Ist es auch vielen nicht vergönnt, durch die weiten Heiden   Nordwestdeutschlands  , vor allem die Lüneburger Heide  , zu wandern, so gibt doch die Mark hinreichend Gelegenheit, die Eigen­arten und Schönheiten der Heidelandschaft kennen zu lernen.

Der Fläming.

Ein eigenartiges Gebiet liegt im Südwesten der Mark Bran­denburg, es ist der Fläming. Er bildet einen Höhenzug, der vor­wiegend aus Sanden   und Kiesen besteht. Seinen Namen hat er von den Flamen, die zur Zeit der deutschen   Rückwanderung in der Mark angesiedelt wurden. Dieser wasserarme, wenig fruchtbare Bergzug ist auf weite Strecken von Kiefernwald oder Heidekraut bestanden. Mit den Fernzügen der Weglarer Bahn fahren wir von den Fernbahnhöfen der Stadtbahn bis Belzig  , das bis 1815 zu Sachsen   gehörte. Eine Postsäule aus jener Zeit steht am Eingang der Stadt. Bei Belzig   liegt die Burg Eisenhardt  , von der noch besonders gut der gewaltige runde Bergfried sowie Teile der Mauer erhalten sind. Die Plattform gewährt einen weiten Rundblick. Die Burg wird in den Urkunden zuerst 997 erwähnt als Belizi, später Beltig. Von Belzig   wandern wir nach Süden zum Dorf Raben, das an der nahebei entspringenden Plane liegt. Dieses Flüßchen entwässert den Fläming nach Norden und mündet bei Brandenburg   in die Havel  . Etwas füdlich vom Dorf liegt die Burg Rabenstein  , deren 10 Meter hohe Mauern durch mäch­tige Strebepfeiler gestüzt sind. Von dem 28 Meter hohen Bergfried genießen wir einen umfassenden Blick weit ins Land hinaus. Von der Burg Rabenstein   wandern wir, zuletzt in der Nähe der Plane­niederung, nach Rädigte und weiter nach Neuendorf. Auf dem südlich nach Earen führenden Wege verlassen wir Neuendorf. Nach 7 Minuten führt nach links ein Weg durch den Kiefernwald zur Neuendorfer Rummel. Diese Rummeln, deren es im Flä­ming mehrere gibt, sind wahrscheinlich in der Abschmelzperiode der Eiszeit entstanden. Auch jetzt noch arbeiten nach reichlichen Regen­fällen oder beim Abtauen größerer Schneemengen die Wassermassen an einer Bertiefung und Verbreiterung der Rummeln. Je weiter wir in die Rummel hineingehen, desto schmaler wird sie und desto steiler steigen ihre Wände empor. Von den Seiten münden Neben­rummeln ein, wodurch die stehengebliebenen Vorsprünge der Hoch­fläche wie Kulissen in das Tal hineinragen. Die Hänge find mit Heidekraut bekleidet, wodurch sie jetzt zur Blütezeit einen schönen Anblick gewähren.

Am Ende der Rummel steigen wir auf die Hochfläche hinauf. Dem hier vorüberführenden Wege folgen wir in nördlicher Richtung nach Niemegt, das ebenfalls feit 1815 preußisch ist. Der Ort wird bereits 1161 genannt; seit 1298 befigt er Stadtrechte, Am Markt steht eine sächsische Postsäule von 1710. Beachtenswert ist das Rat thaus von 1570 mit einem schönen Renaissancegiebel. Von dem nörd­ſich der Stadt gelegenen Bahnhof fahren, wir mit der Städtebahn nach Belzig   zurück. Weglänge( ohne Rundgang durch Belzig  ) 30 Kilometer. An der Heidekrautbahn.

Richtung nahe dem Waldrande weiter. Links liegt Basdorf, von Strecken, deren Boden von Heidekraut bedeckt ist. Als weiße Ader Wiesenniederungen umgeben. Der Weg bringt uns durch weite zieht sich die Wagenspur, die den Sandboden bloßgelegt hat, durch den Blütenteppich. In einiger Entfernung verläuft der Rand des Riefernwaldes, dessen dunkelgrüner Farbenteppich sich mit den Farben der blühenden Heide und des weißen Sandes zu einem fein abgestimmten Landschaftsgemälde vereint. Nach etwa 4 Stunden kommen wir an den Weg von Basdorf  ; wir folgen ihm 12 Minuten uns halb rechts. Der Weg führt in der Nähe der Grenze zwischen nach rechts durch den Wald zu einem Kreuzweg. Hier wenden wir der Bernauer Stadtforst( links) und der Basdorfer Heide( rechts) hin. Nach 4 Stunden mündet von rechts ein Weg, der von Schönwalde   kommt. Ihm folgen wir, und in 40 Minuten haben wir den Gorinsee erreicht, einen fast freisrunden See, der von Kiefernwald umgeben ist. Die Ufer beläumt Laubgebüsch. Der schöne flache Strand ist recht geeignet zum Baden, und so entwickelt sich denn während der schönen Sommerfonntage ein reges Badeleben und treiben an diesem einsam liegenden märkischen Waldsee. Am Südende des Gorinfees führt die Chaussee von Schönwalde  nach Bernau   vorüber. Wir folgen ihr gen Ost bis nach etwa 40

Wie wird das Sonntagswetter?

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Sonnabend, 19. August 1922

Minuten rechts ein Weg nach Sobrechtsfelde und Buch ab­zweigt. In   Hobrechtsfelde, das erst vor gut einem Jahrzehnt ent­stand, befinden sich umfangreiche Anlagen, in denen die Produkte der Viehzucht und Landwirtschaft der städtischen Güter verarbeitet werden. Wir kommen zur Bucher Forst, einem schönen Misch­wald. Am Forsthaus Buch vorüber erreichen wir die Chaussee nach Buch. Kurz vor dem Bahnhof, linker Hand der Straße, liegt diesem Gelände wurden 1910 bei Ausschachtungsarbeiten die Spuren ein Teil der umfangreichen Bucher Krantenanstalten. Auf einer Dorfanlage aus der Bronzezeit( etwa aus dem Jahre 1000 v. Chr.) gefunden, wobei äußerst wertvolle Erfahrungen über die vorgeschichtliche Siedlungsweise gewonnen wurden. Bahnhof Buch der Stettiner Borortbahn treten wir die Heimfahrt an.

Edelbein".

Bom

Man soll nicht verpicht sein, den Rebus dieses Wortes nach einer Bedeutung zu lösen, die ihm nicht zugehört. Edelbein ist der neue Ausdruck für Knochen, und zwar brasilianische Rinder­knochen, aus denen Ersatz für Elfenbeinschmud hergestellt wird. Ueber diese und andere neue Weisheiten orientiert zurzeit eine Ausstellung der Uhren-, Edelmetall- und Schmuckwaren Musterschau in den Kammer sälen, die gestern eröffnet wurde. Sie ist eine reichhaltig vertretene Kollektion von Waren, die von  Berliner Grossisten und Fabrikanten zusammengestellt wurde.

Betrachtet man aber diese flunfernden, glitzernden und fünft­lerisch oftmals wertvollen Erzeugnisse, die nie. einem gewöhnlichen Sterblichen zugänglich sein werden, nach ihrer Wertung im sozialen Rahmen der Zeit, so läßt sich vielerlei darüber sagen. Einmal das, daß sicher auch Verdienstmöglichkeiten für den funstfertigen Arbeiter bei der Herstellung dieser Lugusartikel herausspringen. Ein Fa­brikant glaubte sogar das humane Verdienst für sich zu bean= spruchen, in der Herstellung von Elfenbeinschmud Kriegsinvalide zu beschäftigen. In Wirklichkeit wäre jedoch zu schließen, daß bei den immer höheren und oft ins Unbegreifbare geschraubten Preisen wenig für den arbeitenden Erzeuger herauskommt, denn die Ware, die wie früher die Taschenuhren Massenerzeugnis war, hat ganz diesen Charakter verloren. Eine gewöhnliche Taschenuhr, die früher im Einkauf 12 M. fostete, ist jetzt im Einkauf für den Uhrmacher auf 2500 M. gestellt. Die sogenannten Massenartikel in Schmud­waren, die früher dem besseren 30- Pf.- Bajar zugehörten, haben ebenfalls eine Preissteigerung von Hunderten von Mark erhalten. Interessant ist es, daß jedes Erzeugnis, die simpelsten Halbedelsteine und Ersatzstoffe dafür heute mit einem Namen getauft sind, der flangvoll den schäbigen Kern verbirgt. Wie sollte eine arbeitende Bevölkerung da noch auf den Gedanken kommen, sich Schmuck und Zierrat zu kaufen?

Dagegen ist noch zu sagen, wie das ganze Aufziehen der Aus­fachenindustrie erst bei den Zensiten und bei jenen, die bei hundert­ftellung auch beweist, daß der Markt der Uhren und Schmuck­tausend Mark nicht mit der Wimper zucken, anfängt.

Tiefdruckgebiets nahm zu Beginn dieser Woche die Bewölkung in Bei Annäherung eines von   Island her südostwärts ziehenden  Deutschland zu; die Winde drehten sich allmählich nach Süd­west und es wurde wieder etwas wärmer; dabei kamen zwar zahl­reiche, aber im allgemeinen geringe Regenfälle vor. Als jedoch Eine goldene Herrenrepetieruhr, die ganz leicht im Metall ist, am Dienstag das nördliche Tief sich von uns entfernte und von foftet nur die Kleinigkeit von 140 000 m. im Einkauf für den Uhr­Frankreich ein flaches Tief rasch nach   Mitteldeutschland und macher, also über 20 Proz. mehr im Verkauf. Eine fleine Damen­dann ostwärts weiter zog, gingen besonders in Mittel- und Süd- armbanduhr in Platin in Größe von einem Pfennigstüd kostet nur nieder, denen merkliche Abkühlung folgte. Zu Frankfurt am   Main 440 000., und der Gedanke liegt nicht weit, daß es schon ein sehr  deutschland ungewöhnlich starke Regenfälle mit Gewittern her­fielen in zwei Tagen insgesamt 150 mm zu Platten i Yogit großer Schieber und Blutsauger am Vermögen des Volkes ſein muß, wurden am Mittwoch früh 56, zu   Ilmenau 50 mm Regenhöhe ge- der seiner Maitresse diese Niedlichkeit schenkt. messen. Von Westen rückte nun hoher Luftdruck nach Mittel­Dafür wird aber und   Südeuropa vor. Es traten bei uns ziemlich rasche Auf- fchon die einfachste Weckeruhr, die ein Arbeiter benötigt, 600 m. heiterung und Erwärmung ein. sodaß die Mittagstemperaturen im Laden kosten. An der Größe und dem Reichtum des Marktes Auch die nördliche Umgebung der Reichshauptstadt weist Ge- überall 20 Grad Celsius überschritten und im Südwesten sogar gemessen, herrscht jedoch ein äußerst großes Lurusbedürfnis in den biete auf, in denen das Heidekraut eine vorherrschende Rolle spielt. bis auf 25 Grad Celsius stiegen. Am Donnerstag erschien südlich reisen, wo die Papiermark ohne Kopfzerbrechen verdient wird. Besonders die Gegend, die von der   Reinickendorf-   Liebenwalde von   Island ein Tiefdruckgebiet unter, 750 mm und wanderte lang­Groß- Schönebecker Kleinbahn berührt wird, zeigt uns Bilder, die mit denen der Lüneburger   heide wohl einen Bergleich aushalten tönnen. Die Bahn heißt daher auch im Volksmunde heidetraut bahn". Vom Stettiner Vorortbahnhof oder vom Bahn­hof   Gesundbrunnen fahren wir mit den Vorortzügen der Nord­bahn bis Reinidendorf- Rosenthal. Hier steigen wir in die Kleinbahn um, die wir bis   Basdorf benutzen. Vom Bahn­hof   Basdorf wandern wir nach Often zur Prenzlauer Chaussee, die wir freuzen. Jenseits der Chaussee führt der Weg in nordöstlicher

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Der Sprung in die Welt.

Ein Jungarbeiterroman von Artur Zidler. Als sie auf die Straße traten, wackelten die Häuser, und die rote Heilsarmeelaterne hatte sich verdoppelt. In der Mohlenhofstraße griffen die Huren nach ihnen und versuchten, sie in die schwarzen Toreingänge zu ziehen, doch sie rissen sich mit scheuem Gelächter los, tanteten hart Backbord die Stein­straße entlang und landeten schließlich an der Außenalster. Sie zählten vier Monde; die Sterne tanzten, als wäre der ganze Himmel betrunken. Die Lichterschlänglein auf dem Basser ringelten fich ebenfalls höchst animiert, und Rudi fagte mur immer wieder mit dem Ausdrud maßlofen Erstaunens: " So ein Zustand! So ein Zustand!" Schließlich fanden sie eine Bank und spannen phantastisches Garn.

Ach, Rudi, ich höre die Sterne sausen. Wir sind die heimlichen Könige von   Europa..

"

Rudi seufzte tief: Ach ja, das sind wir beinahe. Stand auf, taumelte zum Geländer und fotzte ins Wasser.

"

Süden aus, sodaß in der nördlichen Hälfte   Deutschlands die Be­sam nordostwärts, dehnte jedoch sein Bereich ziemlich weit nach wölkung zunahm und an verschiedenen Orten etwas Regen fiel. Das Liter Kartenmilch 20 Mark. Bei   Island ist zwar ein neues Tief erschienen, das aber zunächst bei uns noch nicht wesentlich zur Wirkung kommen dürfte. Daartenmilch 20 M. je Liter, für freie Wollmilch 24 M. Von Montag, den 21. August, ab, beträgt der Preis für im Südwesten hoher Luftdruck ausgebreitet ist, je Liter. bleiben wir in der westlichen Luftströmung und wirtschaften( Molkereien) die gleichen. Die Al- und All- Milchtarten Die Preise sind für Kleinhandelsgeschäfte und Abmelt­weise heiteres, überwiegend trockenes Wetter zu werden wie bisher mit je 34 Liter, die BI- und BII- Milchkarten, haben in den nächsten Tagen mäßig warmes, zeit­erwarten, während an der Küste und im Osten mit sowie die Karten für die werdenden Mütter( A- Starten) wie bisher öfteren leichteren Regenfällen zu rechnen ist. mit je Liter Frischmilch beliefert.

spielte sich darum, und weil er der älteste war, als Bater vom Ganzen auf. Jedenfalls war er der Schrittmacher, der peinlich darauf hielt, daß jeden Tag der vorgefaßte Streifen abgelaufen wurde, weil alles in der Welt seine Ordnung haben müsse". Die beiden Grünen" schloß er in sein Herz, und die Freunde schäßten ihn nicht minder, nachdem sie ihn als einen eigen artigen und kurzweiligen Gesellen erkannt hatten. Paul be­schäftigte sich mit Gedanken, die niemand in dem Landfahrer gesucht hätte, er hatte sonderbare. Anschauungen vom Dasein, aber die waren wohlbegründet und in langem Nachdenken er­worben. Die Wanderschaft ging ihm über alles, er war ihr und Essen und Trinken. Daß die Landstraße sein Schicksal verfallen, sie war ihm Vorbedingung zum Leben, wie Lust war, das er mit dem Ernst des Mannes liebte, bewies schon fein Dahinschreiten, er hatte den weiten, beschwingten, ewig gleichen Schritt des geborenen Wanderers. Die Arbeit haßte er, wie er die Arbeitenden haßte, die Bürger, die Bauern, die Tagelöhner. Nur Wanderer, Kinder und Tiere liebte er, Blumen, Bäume und Berge und das große lockende Unbe­fannte hinter den Horizonten, dem er sich verschworen hatte. Seinen Beruf hatte er sicher schon längst vergessen. Wenn ihm Arbeit angeboten wurde, antwortete er höhnisch: Arbeit würde mir Spaß machen aber ich bin fein Freund von Die Landstraße von   Hamburg nach   Bremen ist schnur Späßen..." Das brachte ihm oft arge Beschimpfungen ein, gerade, sie rollt unter den Füßen ab wie ein Treibriemen. über die er lachte: Ich lasse ihnen den Glauben, daß sie besser Die Freunde waren in bunte Gesellschaft geraten. Da sind als ich, sonst machen ihnen ihre Sorgen feine Freude war zuerst ein Jüngling aus   Meißen an der Elbe, etwa im mehr." Dabei war er nicht einmal faul oder lässig, er hielt gleichen Alter wie Hans. Er war zu Hause ausgeriffen und sein altes Zeug, so gut es ging, in Schwung und konnte, wenn führte die Reste der Portotasse eines Kolonialwarenhändlers es darauf anfam, gefchickt und geschwind zugreifen. Seine bei sich. Sein Plan war gewesen, als Steward auf ein Schiff hellen Augen suchten und fanden immer etwas Neues, und zu gehen, was fehlgeschlagen war. Jegt wußte er selbst nicht, war erstaunlich, wie viele Kenntnisse er sich durch unmittelbare wo er hin wollte, er fiel von Angstzuständen in solche ausge- Anschauung erworben hatte. laffenster Albernheit. Die Kleiderreserven baumelten in einem Pappkarton auf dem Rücken herum. Der zweite Gefährte, ein Tischler aus   Rostock, war der Sehnsucht verfallen, als feiner Mann zu gelten. Er kniff sich Falten in die Hosen und besaß ein Rasierbesteck, das jeden Morgen in Funktion trat. Sein Herz gehörte den Frauen, und wenn man ihm glauben durfte, hatte ganz   Rostock bei ihm geschlafen, soweit es jung und schön und weiblich war. Ein Schneider war auch dabei, der sich wie ein Mädchen benahm. Als bemerkt wurde, daß er ein Korsett trug, nahm es des Aufziehens fein Ende, und er wurde Amanda getauft. Sein bester Freund war Paul, ein gelernter Eisendreher, der nach seinen eigenen Angaben in die Welt zog, um das Schwein aufzuspüren, das die Arbeit erfunden hatte. Die Landstraße war schon seit Jahren seine Heimat, und er

Im warmen lichtvollen Mittag, der sie müde machte, bogen die Gefelley in ein Wäldchen ein und warfen sich ins Gras. Injeften fummten im Heidekraut, fein Laut rührte sich. Paul und Hans fehlen sich abseits der anderen auf den gefällten Stamm einer Birke.

" Was wollt ihr denn auf der Landstraße, Hans? Wie es euch ergehen wird, tann ich euch sagen. Ihr seid jung und fönnt euch nicht mit dem Schicksal abfinden, das dem armen Teufel beschieden ist: lebenlang zu arbeiten, ohne etwas für sich zu erreichen. Ihr bildet euch ein, irgendwo in der Welt sei es anders, aber ihr irrt euch. Es wird überall mit Wasser gefocht. lleberall stehen die ekelhaften Maschinen, die ihr in Gang halten müßt, wenn ihr etwas zu fressen haben wollt. Monatelang müßt ihr arbeiten und sparen, damit ihr wieder

für einige Tage auf die freie Straße fönnt es sei denn, ihr wollt Landstreicher werden, doch dazu gehört ein besonderes Zeug. Was ihr vom Leben erhofft und ich weiß, wo ihr hinauswollt, bringt die Vagabondage nicht ein. Der Kampf mit Hunger ud Kälte, mit Bütteln und sonstigem Ungeziefer ist nicht jedermanns Sache, am wenigsten die eure. Man muß da etwas Entscheidendes hinter sich haben, was ausreicht, mit dem Dasein, auf das ihr zuwollt, ein für allemal zu brechen. Es wird wenig 3wed haben, dir zu erzählen, was mich zum Landstreicher gemacht hat, es ist eine furchtbar einfache und einfach furchtbare Geschichte, aber du bist ein zu junger Hund, weil ich fürchte, daß du mit dem Webermut, den junge Hunde um sie zu verstehen; ich spreche auch nicht gern darüber. Nicht an sich haben, darüber lachen könntestes trifft mich nichts mehr, aber ich sehe deinen Weg vor mir, du bist ein anderer Mensch als ich, und es wird dir anders ergehen. Einmal war ich euch ähnlich, und darum habe ich euch beide sehr gern. Was euch herumtreibt, sind die jungen Säfte in euch, und die werden euch bald in Ruhe lassen, wenn ihr euch zu den Frauen ge­funden habt. In einer der Städte werdet ihr hängen bleiben und wieder seßhaft werden, und dann gehört ihr bald zu den Bürgern ohne Geld, die sozialdemokratisch wählen und in Ber­sammlungen Krach machen, weil sie nicht den vollen Ertrag ihrer Arbeit erhalten. Ich finde das ganz natürlich, aber es ist nicht meine Sache. Dazu gehört, daß man einer von den vielen ist, von denen man sich nicht lösen kann und will die mich für mein Teil weniger angehen als die bunte Fliege, die sich eben auf meinen Aermel gesetzt hat...

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Hans war verwirrt, er wollte etwas sagen, dann sah er des anderen Gesicht, das trok der harten Furchen voll einer fremden flaren Schönheit war, und er schwieg. Paul stand auf und ging zur Straße hinüber, wo er stehen blieb, Hans folgte ihm nicht, sondern ging zu Rudi. Der döste in den Himmel und faute an einem Halm.

"

dann beginnen?" Morgen sind wir in   Bremen, Rudi, was wollen wir Offen gesagt: so schön das Wetter ist, ich möchte es mit Gewalt versuchen, Arbeit zu finden. Es fällt mir schwer, bei den Bauern herumzufechten, deren Berachtung mich nieder­drückt. Heute morgen brachte mir ein blondes hübsches Mäd­chen ein Stück Brot. Ich wagte sie nicht anzusehen, roie gern hätte ich ihr die Hand gefüßt, wenn mir nicht der Mut dazu gefehlt hätte. Bäre ich allein gewesen, so hätte ich mich als Knecht verdungen, bloß weil ich mir so lebhaft vorstellte, wie schön ein Abend wär, da ich mit einem Mädchen an den Feldern entlang streifen könnte Forthegung folgt.)