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Berte hrssperren schon seit Wochen verhängt werden. manchmal an allen Grenzübergängen zugleich. Beladene Eisenbahnzüge stehen stundenlang an den Grenzübergängen und harren der Abfertigung. Die den Polen überlassenen Lokomotiven sind schon vielfach zugrunde gerichtet. Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, daß Deutschland in der Haupt- fache englische Kohle eingeführt hat und die Bergleute in Polnisch -Oberschlesien schon 2 bis 3 Tage in einer Woche wegen Absatz st o ck u n g e n feiern mußten. Nicht deutscher böser Wille, sondern polnische Unfähigkeit verhinderte die Kohleneinfuhr aus Pol- nisch-Oberschlesien nach Deutschland . Das mußte einmal klar ausgesprochen werden, um der Legendenbildung vorzubeugen. Daß die englische Steinkohle bei der Einsuhr gegenüber der tschechischen bevorzugt wurde, geschah, weil sie billiger ist als tschechische Kohle. Eine Tonne Nuß -, Stück- oder Würfel- kohle kostet ab Grube der Tschechoslowakischen Republik 409 bis 410 Kronen. Hinzu kommen noch ungefähr 7 Kronen Regie- , und statistische Gebühren, was einem Durchschnittspreis von ungefähr 415 Kronen entspricht. Das ergibt nach dem Kurs- stand vom 19. August einen Preis von 15 584 Mk. für eine Tonne tschechischer Steinkohle ab Grube. Der Preis für englische Kohle gleicher Sorte, aber höherer Güte beträgt ab Grube rund 30 Schilling. Dies sind nach dem Kursstand vom 19. August 8 4 0 3 M k. je Tonne. Der Preisunterschied beträgt ab Grube rund 7180 M. Um diesen Betrag ist die tschechische Steinkohle teurer wie die eng- lische. Diese Differenz wird auch durch die höheren Trans- portkosten aus England nicht aufgezehrt- Damit dürfte das Rätsel, warum die englische Kohle bei der Einfuhr nach Deutschland bevorzugt wurde, gelöst sein. Das erstrebenswerteste Ziel ist, die P r o d u k t i o n im eigenen Lande so zu steigern, daß jede Kohlen- einfuhr überflüssig ist. Es ist Deutschland ganz unmöglich, auf längere Zeit dieselben Kohlenmengen einzuführen, die es in den letzten Monaten einführen mußte, um der dringendsten Kohlennot abzuhelfen. Das würde auf die deutsche Handels- bilanz ungeheuerlich einwirken. Außerdem benötigt Deutsch - land die geringen ihm noch verbleibenden Mittel zur Einfuhr von Nohrungs- und Futtermitteln sowie Rohstoffen, die es in seinem Lande nicht besitzt. Die Bergarbeiter des größten deutschen Kohlen- beckens. des Ruhrreviers, haben sich wiederholt der Frage der Mehrproduktion von Kohle befaßt. Letzthin noch in einer Bertrauensmännerkonferenz des Bergarbeiterverbandes. Hier wurde durch einen einstimmigen Beschluß die Bereit- f ch a f t zum Eintritt in Verhandlungen bekundet, in welchen, wenn inöglich, ein Abkommen zur Leistung von Ueber- arbeit vereinbart werden soll. Aus dem Beschluß spricht der Wille, der armen deutschen Republik beim wirtschaftlichen Aufbau behilflich zu sein, die eigenen Kräfte über das vor- geschriebene Maß der bestehenden Arbeitszeit hinaus in den Dienst der Volksgemeinschaft zu stellen. Die Verhandlungen sollen noch im Laufe dieser Woche beginnen. Wir geben un- geachtet des Gezeters von Miesmachern und Ignoranten der Hoffnung Ausdruck, daß sie zu einem guten Abschluß führen. Was die Bergorbeiter zu leisten bereit sind, soll nicht gc- schehen im Interesse einiger Kohlenmagnaten, wie von kam- munistischen Wirrköpfen behauptet wird, sondern im I n t e r- esse des deutschen Volkes ausnahmslos, nicht zuletzt im Interesse jener Arbeitennassen, die in allen anderen Jndustrieorten tätig und die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, wenn die Kohlendecke aus der eigenen Landesproduktion nicht verlängert wird. Das haben die Bergarbeiter erkannt und sie sind durch Leistung von Ueberarbeit zur Abhilfe bereit. Dafür gebührt ihnen der D a n k des gesamten deutschen Volkes.

Der Landeshauptmann sflr die Provinz Grenzmark . Bürger- meister Genosse Dr. Caspari in Brandenbura, der vor wenigen Wochen zum Landeshauptmann der Provinz Westpreußen - Grenzmark gewählt wurde, ist jetzt vom preußischen Innenminister bestStigt worden.

Gesterreich von heute. Das ist der erst« Eindruck: man gibt einem kleinen Jungen, der ein Gepäckstück zwei Minuten lang trägt, 100 Kronen und erhält zur Antwort, daß dieser Betrag nicht für eine Semmel reicht. Man deginnt zu ahnen, daß das Balutaproblem das Problem Oester- reichs ist, das sich nach seinem Friedens-Dertrag" nicht Deutsch- österreich nennen darf. Man fragt sich: zehrt diese Stadt noch von den Resten der Vergangenheit oder lebt sie, weil irgendwelche neuen schöpferischen Kräfte in ihr, an ihr wirksam sind? Aber das Gesetz von der mechanischen Fortwirkung der einmal in Bewegung gesetzten Kraft gilt nicht ewig, und so glaubt man glaubt man gern und hofsend, daß doch neuer Antrieb vorhanden ist. Sieht man ein wenig näher zu, so erkennt man bald seinen Ursprung: er liegt in der Arbeit, im unaufhörlichen Produktionsprozeß, der auch hier ewig wirksam ist. Der Wiener Proletarier ist so recht ein Geschöpf aus Tantalus ' Geschlecht: er schafft und weiß nicht wofür: er steuert und weiß nicht wohin: aber der Wille zum Leben ist auch in ihm mächtig, und der Trotz des Prometheus : Mußt mir meine Hütte doch lassen stehen! lebt auch in ihm. Doch ärmlich genug Ist diese Hütte. Unten, am Südbahnhos, sind lange, endlos lange Straßenzüge, die verwittert und grau gen Himmel starren und in schweigender Anklag« einer Welt Urteil sprest�n, die nicht will, daß der Mensch sein karges Stück Brot auch nur einmal ohne Tränen ißt. Wo Bäume und Blumen in Berlin dem Proletarier«in wenig Abglanz von jener Sonne schenken, die seit den Götterzeiten Griechenlands ihr freundlichstes Gesicht den Besitzenden zeigt, da drohen in Wien düstere Mauern, die uns ahnen lasten, welch eine Welt von Schrecken hinter ihnen vegetiert. Eine tiefe Resignation hat die Menschen hier erfaßt. Das spürt man, wenn man ein wenig tiefer schürft und durch die Liebens- Würdigkeit und den Leichtsinn, die das Völkchen hier immer noch auszeichnen, hindurchgedrungen ist. Es erscheint rätselhaft, wie der Einheimische mit seiner trostlosen Valuta bestehen kann, soweit er nicht spekuliert oder einem der zahllosen Fremdenausbeutungsberufe angehört. Kann ein Volk, so fragt man sich, kaufmännisch reell blei- den, dem täglich, stündlich der Hunger vor Augen steht? Rechnet man den Wert von 100 Kronen heute gleich 1, so ist er morgen auf % gesunken. Die Straßenbahnfahrt steigt von 250 auf 400, der Brief von 26 auf 100 Kronen. Bekleidungsgegenstände sind längst unbezahlbar geworden: ein Anzug mäßiger Qualität 600 000 Kronen, eine Krawatte 20 bis 60 000 Kronen, ein 5)emd 200 000 Kronen usw. Ein paar Lebensmittelpreise: Ein Kilo Butter 32 000 Kronen, ein Kilo Wurst 40 bis S0 0VV Kronen, ein Stück Torte 1600 Kronen, kurz eine Preisentwicklung, die auch von dem Einheimischen als durch- aus als in der Linie der russischen Entwicklung gelegen bezeichnet wird. Und dann das Fremdenproblem. Der Dollar beherrscht auch hier die Welt. Der Amerikaner lebt mit zwei Dollar täglich herrlich und K Freuden pnd ist über die Preise entzückt, die Ken Wiener zur

Sapern gibt nach. Nach dem langen Hin und Her, das seit Wochen die Ge- inüter in München erregte, und im Reiche den Glauben an die Festigkeit der Reichsregierung zu erschüttern drohte, hat man sich jetzt in München doch entschlossen, von weiterem Wider- stände gegen die Einführung des Schutzgesetzes Abstand zu nehmen und die Notoerordnung außer Kraft zu setzen. In diesem Sinne hat die bayerische Regierung die Reichsregierung am Dienstagabend benachrichtigt, daß sowohl sie wie die bayerischen Koalitionsparteien dem Berliner Protokoll auf Grund der letzten Rücksprachen in Berlin zugestimmt habe. Die verfassungswidrige Notverordnung der bayerischen Regierung soll danach am Mittwoch auf- gehoben werden, fünf Tage später, als in. dem Berliner Pro- tokoll vereinbart war. Gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Aufhebung soll das Ergebnis d/r Berliner Besprechungen und eine Motivierung des zustimmenden Vefchlustes veröffentlicht werden. Es ist anzunehmen, daß damit der Konflikt zwischen Bayern und dem Reiche für diesmal erledigt fein wird. Nichts- destoweniger wird man aber im Reiche an diesen durch bayerische Eigenbrötelei heraufbeschworenen und angesichts schwersten auswärtigen Druckes austechterhaltenen Konflikt noch lange sich erinnern müssen. Schon der Gedanke, den die bayerische Regierung zur Begründung ihrer Notverordnung aussprach, daß die Einführung eines Reichsgesetzes in Bayern zu einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit führen könnte, ist ein so absurder, daß er aus einem Witzblatt stammen könnte. Man stelle sich einmal vor, daß irgendein anderes deut- sches Land eine ähnliche Begründung hervorsuchen würde, um die Durchführung von Reichsgesetzen zu verhindern! Bald würde man wieder ins Mittelalter zurücksinken, wo zwar der Kaiser und sein Reichstag die wunderbarsten Verordnungen und Gesetze erließen, aber die Landesfürsten, Bischöfe und die Freien Reichsstädte von all diesen Verordnungen nur g e- rade so viel ausführten, wie es in i h r e m Interesse zu liegen schien. Einen solchen Rückfall in die mittelalterliche Zernssenheit will sicher auch die Mehrheit des bayerischen Volkes nicht. Darüber können auch die Demonstrationen der in München eingewanderten altpreußischen Neubayern nicht hinwegtäuschen. Ruhe in München . München , 22. August. (Eigener Drahtbericht.) Nach amtlicher Mitteilung hat die Beratung des neuen Berliner Verhandlungs- ergebniffes durch das bayerische Kabinett ergeben, daß die bisherigen Bedenken gegen das Berliner Protokoll im w e f e n t- lichen behob-n sind. Eine Mitteilung über den Inhalt der Berliner Verhandlungen fall erst erfolgen, wenn die Koalltions- führer zugestimmt haben. Auch die Stimmen der Rechtspresse lassen erkennen, daß man sich bei den Regierungsparteien mit dem Verhandlungscrgebnis abzufinden gedenkt, wobei man allerdings offenbar den Kampf nyr auf einen gelegeneren Zeitpunkt zu ver- schieben beabsichtigt. DieMünchener Zeitung" ruft bereits für diesen zukünstigen Kamps die übrigen deutschen Länder, insbeson- dcre die süddeuifchen, zur Bundesgenosfenschaft an der Seite Bayerns auf. Störungen des Abschlusses felbst dürften nunmehr nur noch von der Straße her möglich sein, wenn es den extremen Gruppen gelingen sollte, diese aufs iteue zu mobilisieren und die Regierungsparteien wiederum unter Druck zu stellen. Kennzeichnend ist die jeder journalistischen Kollegialität Hohn- sprechende Art, wie die bürgerliche Presse Münchens zu dem bei der Hindenburg -Feier erfolgten gemeinsamen Ueberfall auf den Be- richterstatter desVorwärts", Genossen Schützinger, Stellung nimmt. Di«.Staatszeitung" oerschweigt die schweren Miß- Handlungen und findet nicht einmal ein« Andeutung eines Tadels für die Täter. DieMünchener Neuesten Nachrichten" sin. den zwar den Vorfallu n l i e b f a m", benutzen aber im übrigen die Gelegenheit, um sich über denKöniglichen Hauptmann a. D. Schützinger" undAgitator des Republikanischen Reichsbundes" lustig zu machen. DieMünchen-Augsburger Abendzeitung" findet

Verzweiflung treiben(gegenwärtig erhält man für einen Dollar 62 000 Kronen: doch wechselt der Kurs stündlich). Man braucht die Fremden, weil sie den Produktionsprozeß in Gang halten: aber man weiß genau, daß sie das Elend der Bevölkerung vertiefen. In den Straßen, in den Geschäften besonders hört man tschechisch, italienisch, englisch, französisch sprechen, und man weiß Bescheid. Aber bleiben die Fremden aus, fo stockt der Verkehr, dann wehe Oesterreich! Nirgends findet die theoretische Lehre von der Zuspitzung der Klasiengegensätze eine praktischere, eine furchtbarere Bestätigung als hier. Gibt es noch einen Mittelstand? Kaum, oder doch nicht mehr sichtbar. Man mag das als konsequenter Marxist begrüßen, weil es der Entscheidung, der großen Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit, näher führt: unzweifelhaft ist. daß der unaufhaltbare Prozeß namenloses Elend über die Betroffenen bringt. Wie kann diesem herrlichen Land, diesem unglücklichen Volk ge- halfen werden, fragt man sich stündlich und vermag die Frage kaum noch schüchtern zu beantworten. Man hofft auch als Sozialist auf die Unterstützung der Entente, die im Augenblick mehr zu tun hat, als dem irgendwo da unten liegenden Oesterreich zu helfen. Man hofft feit einem Jahr und länger, vergeblich: aber man fühlt: sterben kann dieses Volk nicht, besten Natur gesegnet, besten Heimat be- gnodet ist.' W. P.

Die Wiederherstellung des Aachener Münsterchore». Der Herr- liche gotische Chor des Aachener Münsters ist durch eine der schwierig- sten und denkwürdigsten Restaurationen, die j« ausgeführt wurden. glücklich gerettet. W. A. Luz schildert in derKunstchronik" diese Tat des deutschen Denkmalschutzes. Die Sprungbildungen, die im Gewölbe schon seit langem wahrgenommen waren, erwiesen sich bei näherer Untersuchung im Laufe des Krieges als so gefährlich, daß schleunigst Abhilfemaßnahmen getroffen werden mußten. Die östlichen Strebefeiler des Chors standen bis zu 13 Zentimeter über und die Gewölbe ruhten nur noch teilweise auf den tragenden Diensten. Die gotischen Baumeister hatten sich nämlich, um ihrer überaus kühnen Gewöibekonstruktion Halt zu geben, Anschluß an die starten Mauern der karolingischen Grabkapelle gesucht, und den luftigen Chor durch einen Reif von Eisenstäben, der im Mauerwerk verborgen war, an der Karlstapelle befestigt. Diese Eisenbänder wurden nun im Jahrhundert ausgewechselt, und dadurch mag eine Störung im statischen System eingetreten sein. Ein« schwere Gefahr erwuchs den Gewölben aber erst im Jahre 1860, als Peter Cornelius bei der Ausfführung der Glasgemälde im Domchor in völliger Un- kenntnis der struktivsn Bedeutung die Entfernung der Eisenstäbe durchsetzte, die an den Fensterflächen die Kompositionen des Meisters unterbrachen. Jetzt hatten die Weststürme freies Spiel. Es war, wie wenn ein Paket, das an einem zweiten festgeschnürt ist, weg- gezogen wird, nachdem der Bindfaden irgendwo durchschnitten ist. Der Chor wich langsam vor dem Druck des Windes nach Osten aus, während die fest ruhend« Kapelle an Ort und Stelle blieb. Bei der Wiederherstellung wurde nun ein eisernes Hilfsgerüst völlig un- sichtbar angebracht. Ueber dem karolingischen Bau wurde im Dach- stuhl eine ringförmige Eisenbrücke angelegt, van der aus diagonale Stangen in den Mauerverband eingreifen. Dieses Gerüst schickt wieder Anker nach de» Ansatzpunkten der Strebefeiler aus, und so

ß es sogarbegreiflich, daß die Teilnehmer fit dem«inen Gedanden einig waren, daß sie Vertreter des Internationalismus, der uns in das Unglück gestürzt habe, nicht zu sehen wünschen".

tzilfe den Sozialrentnern. Die Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Reichs- tagSfraktionen hat den Reichsarbeitsminister ersucht, dem Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages gemäß dem Er- mächtigungsgesetz schleunigst eine Vorlage zur Erhöhung der Bezüge der Sozialrentner zugehen zu lassen.

Altersgrenze für Reichsbeamte. Dem Reichstag wird in den nächsten Tagen der Entwurf eines Gesetzes über die Einführung einer Alters- grenze für Reichsbeamte zugehen. Das Gesetz will, wie der Sozialdemokratische Parlamentsdienst mitteilt, den§ 60 des immer noch in Kraft befindlichen Reichsbeamtengesetzes von 1873 in der Weife ändern, daß Reichsbeamte mit dem auf oie Vollendung des 65. Lebensjahres folgenden 1. April oder 1. Oktober in den Ruhestand versetzt werden. Für die richter- lichen Reichsbeamten sollen die genannten Termine nach der Vollendung des 68. Lebensjahres in Betracht kommen. Hinter dem 8 60 soll ein neuer Paragraph eingefügt werden, der die Versetzung in den Ruhestand um ein Jahr hinausschiebt, wenn besondere Interessen des Reiches die Fortführung der Dienst- gefchäfte durch einen bestimmten Reichsbeamten erfordern. Die Reichsbeamtenorganifationen sollen noch im Laufr dieser Woche gutachtlich über den Entwurf gehört werden. Die gewerkschaftlichen Organisationen werden im allgemeinen mit dem Gesetzentwurf einverstanden sein können. Er bringt dem Nachwuchs in der Beamtenschaft mehr Aussichten, planmäßige Stellen zu besetzen, als das augenblicklich der Fall ist. Außer- dem dürfte auch eine Verjüngung des Beamtenkörpers und damit die Demokratisierung der Verwaltung nicht unerheblich beschleunigt werden._ Preußen und Groß-ffamburg. Wie die PPR. hören, soll die Absicht bestehen, angesichts de? Aussichtslosigkeit einer Verständigung' zwischen Preußen und Hamburg über die Groß-Hamburg-Froge das Staats- kommiffariat für Groß-Hamburg am 30. September dieses Jahres überhaupt eingehen zu lasten Staatskommistar Dr. S ü d e t u m würde dann aus seinem Amte scheiden und die Angelegenheit Groß- Hamburg neben den anderen laufenden Geschäften im Staats- Ministerium bearbeitet werden. Eine Aenderung der Politik Preußens würde dadurch zweifellos nicht erfolgen, da die Tätigkeit des Staats- kommistars Dr. Südetum vollständig im Einvernehmen mit der preußischen Regierung und der übergroßen Mehrheit des zuständigen Landtagsausschusses erfolgte._

Neue Lohnregelung im öergbau. Am Donnerstag beginnen in Verlin die Verhandlungen über die neuen Lohnforoerungen der Bergarbeiter. Wie der Soz. Par- lomentsdienst erfährt, beabsichtigen die Arbeiterorganisationen«ine Erhöhung der Schichtlöhne um 130 bis 140 M. zu fordern. Im Anschluß an die Lohnverhandlungen sollen Verhandlungen über den Abschluß eines Ueberschichtenabkommns erfolgen. Die Kohlen. förderung geht standig zurück, während die Anforderungen in An. betracht des kommenden Winters immer größer werden. Der Rück- gang der Kohlenproduktwn ist in der Hauptsache zurückzuführen auf die Abwanderung der Bergarbeiter in die In- dustrie. Während im Frieden auf 100 Bergleute zirka 62 Hauer kamen, ist diese Zahl auf 30 bis 40 zurückgegangen. Trotzdem hat die Hauerleistung annähernd den Friedcnsstand erreicht, ihn in vielen Fällen sogar überschritten. Die Abwanderung der Berg- arbeiter im Ruhrgebiet allein beläuft sich in den letzten 1 Monaten auf 25 000. Die Bergarbeiter gehen vor allen Dingen in die Bau- industrie, wo bedeutend höhere Löhne gezahlt werden.

ist der ganze Chor wieder befestigt, da auch die Gewölbe Stein für Stein abgenommen und wieder aufgebaut wutchen. Die Ausweichung des Chors auszugleichen und ihn so dicht wie früher an die Kapell« heranzuholen, konnte nicht gewagt werden. Eine Filmslunde bei llcßner. Eine Filmstunde beim Inten- danten des Berliner staatlichen Schauspielhauses Leopold Jeßner ! Eine anregende Stunde! Man lernt um, sieht man, wie er Filmregie führt. Er dreht jetzt den ersten Film seiner eigenen Gesellschaft, WedekinhsErdgeist". Kann man nicht vomDrehen" im herkömmlichen Sinne sprechen, wenn man diesen Aufnahmen beigewohnt hat? Wer das Tohuwabohu einer Film- aufnahm« kennt, dieses Hasten und Schreien, dieses unnütze Ver- puffen von Energien, der wird nicht glauben, sich in einem Film- atelier zu befinden. Bei Jeßner ist es Kirchenstil. Fast im Flüster- ton, höflich, klar, eindringlich schweben die Worte, mit denen er seinem stark persönlichen Regiewillen Ausdruck gibt, durch den Raum: für alle künstlerischen und technischen Mitarbeiter ist die neue Form eine Wohltat. Asta Nielsen spielt die Lulu. Mit großer Anpassungsfähigkeit wächst sie in die ihr doch eigentlich wesensfremde Rolle ganz wedetindisch hinein. Jeßner hat übrigens auch den Prä- sidenten der Bühnengenolsenschast, Rickelt, in diesem Film für das Lichtspiel entdeckt. Das Manuskript stammt von dem Resor- mator des deutschen Films KarlMeyer und wird ganz ohne Titel sein. Die Dekoration ist auf starke Wirkung gestellt. Und ohne Treppe. M. Pr. Der Elternbeirat" in neuer Gestalt. In das Herausgeber- konsodium der jetzt in vermehrtem Umfang monatlich erscheinenden ZeitschuftDer Elternbeirat"(Verlag für Sozialwissenschaft, Berlin SW. 68) sind neu eingetreten: Konrad Haenisch , der Staatssekretär Heinrich Schulz , Dr. phil . Rich. Lohmann, die Neichstagsabgevrdnete Frau Clara Bohm-Schuch und der bekannte Hygicniker Prof. Dr. Alfted Grotjahn. Die Redaktion liegt nach wie vor m den Händen des Rektors R. Pauli und des Baters des Elternbeiratsgedankens Schulrats E. Wille. Der Plakatkünstler Lucian Bernhard schuf ein neues Gewand des Blattes, das aufs neue ein Bekenntnis ablegt für den republikanischen Staatsgedanken, den es durch gemeinsame Arbeit von Eltern und Lehrern immer fester in der heranwachsenden Jugend verankern will. Der Verlag sendet Interessenten auf Wunsch Probenummcrn._

Im«upserstlchkabinett der StaatllKen Museen wurde die Au»- stellung zur Kelchichte der Litbographie gelchlossen. An ihrer Stelle werden neu ei wordene graphische Arbeiten deuticher Künstler gezeigt. Die Eintrittspreise der StaatSoper müssen vom t. Sept. ab ent- sprechend dem gesunkenen Valutastandc erhöbt werden. Bis auf weiteres soll aber den in Bei lin Anlössigcn deutscher Nalionalilät sornie j allen vorüber­gehend in Berlin sich aushallenden ReichSdeulichen und Deutsch österrcichern eine Ermähigung um'I, der sestgeietzten EiiitriNSpreise gewährt werden. Der Theaterbesucher mutz sich an der OpernhauSkasse und bei Eintritt in den Zuschauerraum durch ein amtlich beglaubigtes Lichtbild ausweisen. Gegen den Schmuy und Schund in der Literatur. Der Berliner Ausschuß zur Bctämpsung der Schmutz- und Schundlilcratur veranstaltet zusammen mit dem cArox-Berliner Iugendschrlstcn-PrüsimgsauSIchub am 28. und 23. Sept. im SitzunaZwal fccS StadtdanscS einen Lehrgang über .Wesen und Bedeulung der" Schundliteratur m Jetztzeit mid. Zukunst-, Auch ist die Einrichtung von MusterlmSstellungen geplant. Die Teilnahm« ist uneutgewich.