Vor neuen Srotpreiserhö'bungen. Tie Erhöhung des Umlagcvreiscs. Der im Gesetz über die Getreideumlage vorgesehene Preisausschuß, dem die Beschlußfassung für die P r e i»- erhöhung über das zweite und dritte Drittel der Umlage zusteht, wird in Kürze gebildet werden und zusammentreten. Der Ausschuß wivd sich, wie der Soz. Parlamentsdienst zu- verlässig erfährt, auch mit der Frage befassen, inwieweit den veränderten Verhältnissen, wie sie sich aus der starten Ent- Wertung der Mark seit Festsetzung des Preises für das erste Drittel der Umlag« ergeben, durch eine nachträgliche Erhöhung des Preises Rechnung getragen werden kann. Falls es zu einer Erhöhung des Preises für das erste Drittel kommt, sott die Differenz zwischen dem bisherigen Preis und dem neuen Preise für alles bereits abgesieferte Getreide nachgezahlt werden. Schon anläßlich der agrarischen Preisforderungen, wie sie kürzlich von d»n Kirch wirtschaftlichen Spitzenorganisationen erhoben wurden, haben wir betont, daß eine Erhöhung des U.mlagepreises für das zweite und dritte Drittet der Umlage nach dem Wortlaut des Gesetzes nicht zu umgehen sein wird. Wenn aber jetzt sogar für das erste Drittel eine nach- trägliche Preiserhöhung in Aussicht gestellt wird, so erscheint das Verlangen ungerechtfertigt. Am freien Markt, für den drei Viertel der Getreideernte zur Verfügung steht, profitieren die Agrarier von den hohen Preisen in einer Weise wie kaum ein anderer Zweig der deutschen Wirtschaft. Diese Mehrgewinne sollten zum Ausgleich dienen für den Minder- preis, der in der Umlage bezahlt wird und der sich auf die Pro- duktionskoften der Landwirtschaft stützt. Als Folge einer rückwirkenden Heraufsetzung der Preise für Umlagegetreid« erwartet man eine Verteuerung des Brotes um volle 100 Praz., also eine glatte Verdoppelung. Der deutschnationale„Tag" berichtet das mit der lieber- fchrift„Regierungsmaßnahmen gegen die Brotpanik!" Ist schon eine so gewaltige Verteuerung des Brotes innerhalb so kurzer Zeit untragbar, so würde vollends bei einer nachträglichen Korrektur des Preises die Frage offen bleiben, wer die Differenz zwischen dem hohen Ankaufspreis für Getreide und dem seit Beginn des Erntejahres geltenden Ab- gabepreis der Reichsgetmdestelle zu tragen hat. Wir können nicht glaube«, daß der Reichsregierung so große Mittel für die Agrarier zur Verfügung hat, nachdem die Zuschüffe zur Brotversorgung aufgehoben werden mußten.
wer leistet sich heute Schweizer-Reisen? Darüber, daß die Einwirkungsmöglichkeiten der Regierung auf die Devisnpanik relativ beschränkt sind, besteht selbst beim strengsten Kritiker kein Zwsifel: um so mehr aber entsteht für die zuständigen Stellen die Pflicht, unbedingt d i e Maß- nahmen zu ergreifen, die in ihrem Machtbereich liegen und die, wenn auch nur in bescheidenem Maße, dazu beitragen können, daß sich die Kaiaftrophe nicht noch unnötigerweise ver- schlimmere So müßte man annehmen, daß, selbst bei freiem Devisen- verkehr, von Reichs wegen verhindert werden könnte, daß hoch- valutarisches ausländisches Geld zum Zwecke von Dergnü- gungs- und Sommerreisen gekauft und verwendet wird. Ge- lchästsreisen nach Holland , Skandinavien usw. werden zwar stets erfolgen müssen, doch mühte man darauf bestehen, daß sie auf die unumgänglich notwendige Zeit beschränkt werden. Die meisten Geschäftsleute, die eine solche Reise unternehmen müssen, werden sie übrigens wohl von selbst so weit wie mög- lich abkürzen. Daß es aber Deutsche gibt, die nach der Schweiz als Sommerfrischler fahren, ist unter den heutigen Verhält- nissen em Skandal. Allgemein wird allerdings angenom- men, daß die Zahl solcher deutschen Ferienreisenden nach hoch- ralutarischen Ländern eine verschwindend geringe sei. Kürz- lich berichtete aber der Züricher Korrespondent des„Lokal- Anzeigers" in einem Aufsatz„Schweizer Fremdenverkehr":
Setragen ungenügenö! Bon Minna Todenhagen . Wir hatten eine neue Miffchülenn bekommen. Ihre Mutter hatte sie aus der Fremde mit heimgebracht. Es entsprach der Reife unseres siebenten Schuljahres, daran allerhand diskret« Delrachtungen zu knüpfen. Dieses Ereignis fiel mit einem andsrn für unsere Kleinstadt ganz unerhörten zusammen. Dte erste sozialdemokratische Versammlung hatte in unserer kleinen pommerjchen UniversitStsfiodt stattgefunden. Die obdnungs- liebenden Elemente der Klosse hatten unserer Lehrerin, einer sehr gottsosürchtigen Pastorentochter, einen Bericht erstattet, der aller» Hand gruselige Einzelheiten enthielt. Unsere Lehrerin hielt uns eine Rede, von der ich nur den Schluß behalten habe..Mit Sozialdemokraten wollen wir nicht verkehren," hatte sie mit Nachduruck in die Klasse gerufen. Ich erwiderte daraus mit der ganzen Kühnheit meiner dreizehn Jahre:„Daraus machen sich die Sozialdemokraten gar nichts." Die Folgen dieser„Unverschämtheit", einen Tadel ins Klassenbuch und Versetzung auf den letzten Klasscnplatz, trug ich mit stolzer Würde. Besonder» bemüht« ich mich, meinen Worten vom Klassenstolz der Sozialdemokratie Nachdruck zu verleihen. Ich schloß mich gegen ineine Mitschülerinnen ab. So verfiel ich einer Klassenfehme, die ich zur Hälfte mir selbst zu verdanken hatte. Um dies« Zeit kam die Nene, Agathe mit Vornamen. Sie wurde, um in der Rangbezeichnung unserer Kindersprachc zu reden, die.Letzr-Letzte. Ich war nun die vorletzte. Di« eng« Nachbarschaft und das Gemeinsame unseres Kinder- schicksal» innerhalb unserer kleinen Schulklassenwelt macht uns schnell zu Freuirden. Mochte boi mir oiellefcht die Phantaesie stark mitspielen, genährt durch die Maßregelung zweier Gymnasiasten, die jene erste sozialdemokratische versannnlung zufällig von einem Nebenzimmer des Versammlungsraumes verfolgt hatten, Agathe mußte in der Tat oft bitter fühlen, daß man sie ächtet«. Bei jeder Gelegenheit, besonders wenn sie irgendein neues Schulbuch nicht hatte, wnrde ihr von unserer frommen Lehrerin gesagt, daß für solche Kinder die Freischule da sei. Solche Vorhaltungen lösten stet, einen Herzzerreißenben Tränen- ström bei Agathe aus. Sie war ein stilles, fleißiges Kind. Trotzdem schien meine Lehrerin sie nicht einmal meiner Freund- schast für würdig zu halten. Eine, Tages nahm sie mich zur Seite, um mir zu jagen, daß Agathe kein Verkehr für mich fei. Ich vsrmachte meiner Lehrerin keine Antwort zu geben, gab aber auch nicht das versprechen, Agathe aufzugeben. Wohl aber erzählte ich meiner Mutter davon. Auf ihren Wunsch mußte ich Agathe«kt»ach Haus« bringen. svi« Mutter hotte eine« sehr gut« Eindruck von Agathe. Sie v«r-
Nun, die Deutschen fangen an. wieder nach der Schweiz zu kommen. Schon im vergangenen Jahre konnte man an den Kurorten zahlreiche Deutsche bemerken, und die dies- jährigen statistischen Angaben erweisen, daß an manchen Stätten der Schweiz die Deutschen unter den Besuchern mit an erster Stelle stehen. Diese in der Abendausgabe des schwerindustriellen Ber - liner Organs vom 14. August erschienenen Zeilen sind nicht allein bemerkenswert wegen des Mangels jeder kritischen Aeußertlng— im Gegenteil hebt der Berichterstatter diese Un- geheuerlichkeit mit offenbarer Befriedigung hervor—, sie gewinnen auch an aktueller Bedeutung angesichts der neuesten Markkatastrophe. In einer Zeit nämiich, in der infolge der Knappheit an ausländischen Zahlungsmitteln die notwendigsten Einkäufe an Rohstoffen und Lebensmitteln gar nicht oder nur zu unerschwinglichen Preisen erfolgen können(von den Ber- pflichtungen des Reiches ganz zu schweigen), tragen also Deutsche fremde Devisen nach dem Ausland— zum Zwecke der Sommerfrische! Man müßte die Namen dieser Leute, die aus purem Egoismus und ohne jede Rücksicht auf das Wohl Deutschlands mit den letzten Resten unseres Boltsvermögens ein solch frevelhaftes Spiel treiben, öffentlich bekanntgeben. Man sollte z. B. die deutsche Gesandtschaft in Bern beauf- tragen, die K u r l i st e n von St. Moritz , Interlaken . Zürich , Lugano und überhaupt aller großen und kleinen Sommer- frischen der Schweiz danach zu untersuchen, welche Deutsche sich heute diesen Luxus leisten und sodann diese„Ehrentasel" veröffentlichen. Ganz abgesehen davon, daß es auch für die Steuer- b e h ö r d e von höchstem Interesse wäre, festzustellen, wer sich bei täglichen Pensionspreisen von 30 bis IVO Schweizerfranken — 1 Schweizer Frank war gestern zirka 375 M. wert!— längeren Sommeraufenthalt in der Schweiz leisten kann, ob dies mit seiner Steuererklärung zu vereinbaren ist, ob er sich auf regulärem Wege die hierzu nötigen Devisen verschafft hat (und mit welcher Begründung), oder ob er von bereits dort liegenden Devisen lebt. Namentlich in letzterem Falle käme man leicht auf diese Art nachträglich auf die Spur früherer ge- glückter Kapitalverschiebungen.
Die Faulheit öer Arbeiter. Demokratischer Vorstoh gegen die Arbeitnehmer. Die Notlage der breiten Massen und die daraus entstehen- den Folgen wird in manchen bürgerlichen Kreisen auch jetzt noch nicht verstanden. So erlaubt sich der Reichsminister a. D. Gothein im„B. T." über die Notwendigkeit der E i n s ch r ä n- kung jeder Lebenshaltung auf die Hälfte zu schreiben und dabei zu bemerken: Das ist so einfach, so zwingend logisch, daß man annehmen sollte, auch das größte, auf zwei Beinen herumlaufende Hornvieh müßte es einsehen. Aber leider ist das nicht der Fall. Weiteste Kreise unserer Arbeiter- und Angestelttenschaft, ja selbst der Be- amten glauben bei wesentlich verringerter Arbeits- l e i st u n g mindestens ebenso leben zu können, wie zu der Zeit, als ihre Leistung noch eine wesentlich höhere war. Sie lassen sich sugge- rieren, daß es eben nur nötig sei, entsprechend dem Sinken des Geld- werts ihre Bezüge aufzubessern, und daß dieser Akt ssch so lang: wiederholen müsse, wie das Geld im Wert sinke. Mit Herrn Gothein streitet man nicht über Geschmack. Deswegen wollen wir uns mit ihm auch nicht darüber aus- einandersetzen, daß er die zweibeinigen Hornochsen und die weitesten Kreise der Arbeiter- und Angestelltenschaft in einem Atemzug zu nennen wagt. Entscheidend bleibt, daß von ihm der alte Unternehmerschwindel aufgewärmt wird, als ob der Arbeiter heute in Deutschland fauler sei als je vor dem Kriege. Die Masse des Volkes hat nunmehr acht Hungerjahre hinter sich, die deutsche Volkswirtschaft litt in der gleichen Zeit unter einem fortgesetzten RaSbbau, sie ist grenzenlos herunter- gewirtschaftet. Das gleiche gilt für den Arbeiter und Ange-
sprach mir, mit meiner Lehrerin zu sprechen und gab mir sonst auf, Agathe mit meinen Schulbüchern auszuhelfen. Das ging so lange, wie wir Bar.knachbarn waren. Meine Lehrerin versetzte mich, als eine zweite Mahnung wegen meiner Freundschaft nichts fruchtete, in seelenretterischer Absicht wieder um einige Bantreihen nach vorn. Nach einer dritten Er- mahnung stellte ich meiner Lehrerin den Besuch meiner Mutter in Aussicht. Meine Mutter erkrankte. Aus dem Besuch wurde nichts. Meine Lehrerin schien sich mit meinem Berkehr mit Agathe scheinbar abgefunden zu haben. Da kam Ostern, und mit ihm die Zensuren. — Mein Zeugnis trug die Zensur:„Betragen ungenügend."— Ich war zunächst starr. Außer Treppenherabstürmen und Türenöffnen nach flottem Anlauf in schneidigem Hochsprung mit dem Stiefelabsatz war ich mir keiner Sünde bewußt. Diese aber hatte ich ungesehen von pädagogischen Augen vollführt. Nur einmal hatte mich«in aufsichtführender Lehrer eine Treppe, die ich im Sturm genommen, wieder heraufgeschickt und sie mich unter seiner Aufsicht in wohlgesittetem Schritt noch einmal heruntergehen lassen. In meinem Unterbewußtsein tauchte die Rede meiner Lehrerin über die Sozialdemokratie auf. Sicher hatte ich, weil wir Sozial- demokraten waren,„ungenügend" im Betragen. Bon unserem sirengen Vater sah ich mich im Geiste ins Verhör genommen, fühlte Urteil und schlagfertig« Urteilsvollstreckung über mich ergehen. Zu dem Unrecht der Lehrerin sah ich das Unrecht des Voters kommen. Empörung löste mir die Zunge. Ich schwang mit tränen- erstickter Stimme in meinem Kinderkauderwelsch eine Rede über die edlen Ziele der Sozialdemokratie und schloß mit dem achten Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten." Ich glaubte mit der schlechten Welt fertig zu sein und wäre im- stände gewesen, direkt an die Ostsee zu gehen, wenn Agathe nicht gewesen wäre. Sie brachte mich nach Hause und setzte, da ich fassungslos schluchzte, meine Mutter von dem Geschehenen in Kenntnis. Meine jüngere Schwester bot mir einen Austausch unserer Zensuren an, falls ich es für ehrenvoller hielte, mich lieber für un- genügende. Rechnen als für ungenügendes Betragen verpauken zu lassen Sie wollte gerade zu einem weiteren Spotffcherz aueholen, als es klopfte und keine Geringere als meine Lehrerin erschien. Sie HIeit es für notwendig, meiner Mutter die schlechte Zensur zu er- klären. Sie sei dazu gezwungen gewesen, da ich trotz wiederholter El mahnung den Umgang mit Agathe nicht aufgegeben hätte. Ich war grenzenlos erstaunt und beruhigt zugleich. D!« Mutter ließ uns Kiilder hinausgehen. Sie hatte eine kurz« Unterredung mit meiner Lehrerin unter vier Augen. Als die fromme Dame gegangen war, rief mich die Mutter zu sich und sagte mir:„Für uns ist da»„Ungenügend" ein.Sehr gut". Seitdem habe ich eine besondere Liebe zu denen, die Agathe, Schicksal teilen,->.
stellten selbst. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren kann man heute von jedem einsichtigen Unternehmer hören, daß die Leistung der Arbeiter durchaus der der Vorkriegs- zeit entspricht. Aber hinter dem Vorwurf der Faulheit steckt ja etwas anderes. Man will dem Achtstundentag an die Gurgel. Dabei wird immer übersehen, und das bleibt das Entschei- dende, daß heute der Achtstundentag wie eine Arbeits- st r e ck u n g wirkt. Die Unternehmer, die den Achtstundentag hassen, sie möchten im Grunde genommen doch nichts anderes als eine vorübergehende Hochkonjunktur bis a u f d a s letzte ausnützen. Danach können sie mit ihren Verdiensten unbekümmert um das Schicksal der der Unterstützung des Staates anheimfallenden arbeitslosen Arbeiter sich zur Ruhe setzen, bis bessere Zeiten kommen. Der Achtstundentag ver- hindert die praktische Auswirkung dieser kapitalistischen Moral. Deswegen ist nunmehr erst recht am Achtstundentag festzuhalten: er verbreitert die Dauer der derzeitigen Kon- junkwr. Wenn aber z. B. die Bergarbeiter sich jetzt mit der Frage der Leistung von Ueberstunden beschäftigen, so zeigt das, daß die. Arbeiter trotz ihrer grundsätzlichen Anstellung zum Acht- stundentag sich sehr wohl bewußt sind, was im I n t e r e s s e der Allgemeinheit der einzelne zu opfern und zu leisten hat. Um wieviel steht aber diese Auffassung von der Pflicht'am Staat höher als jene, die keine andere Weisheit kennt, als das Schimpfen auf die Faulheit der Arbeiter und das Verlangen, aus den Behörden möglichst viel Beamten und Angestellte hinauszuwerfen._ Notwendiger �mtswechsel. Dar wenigen Tagen ging ein Schreiben des Postministers an den Reichsfinanzminister durch die Presse, in dem auf die Notwendigkeit der UebernahmeüberzähligerPost- b e a m t e n hingewiesen wurde. Wie der Soz. Parlaments- dienst mitteilt, haben die inzwischen über die Angelegenheit geführten Verhandlungen zu dem Beschluß geführt, daß bis zum 31. Mai 1923 25 000 Postbeamte anderen Reichsverwal- tungen zugeführt werden sollen. Das Reichsfinanzministerium will allein 12 500 Postbeamte übernehmen. Falls sich nicht genügend Postbeamte freiwillig melden, sollen sie auf Grund des§ 23 des Reichsbeamtengesetzes(Versetzung in ein anderes Amt) anderen Behörden überwiesen werden.
Entlassungen aus öer Reichswehr . Infolge des Entente-Ulttmatums vom ö. Mai 1322 müssen in Kürze mehrere hundert Angehörige der Reichs- wehr entlassen werden. Die Reichsrcgierung hat für die Versorgung der aus der Reichswehr ausscheidenden Soldaten bereits die notwendigen Schritte unternommen. Wie der„Soz. Parlaments- dienst" mitteilt, bildet dte Grundlage zu_ dieser Versorgung dos Wehrmachtsversorgungsgesetz. Die Soldaten erhalten als JSnt- schädigung die Mittel und Vergünstigungen, die ihnen im Falle einer Dienstunfähigkeit nach dem Wehrmachtsversorgungsgesetz zu gewähren sind. Zu dem Ruhegehalte tritt eine Uebergangszulage für zwei bzw. drei Jahre, doch darf sie zusammen Dreiviertel des ruhegehaltsfähigen Diensteinkommens nicht überschreiten. Aus Antrag kann ein Lorschuß bis zur vollen Höhe der Uebergangszulage gewährt werden. Soldaten mit einer kürzeren als vierjährigen Dienstzeit können im Falle eines Bedürfnisses die Uebergangs- gcbührnisse bis zur Dauer eines halben Jahres, die Zulagen zu den Uebergangsgebührnisscn bis zur Höhe von 353 M. und die ein- malige Umzugsentfchädigung erhalten. Misträume können zum Zwecke der Aenderung des Wohnorts unter Einhaltung der gesetz- lichen Frist gekündigt werden._ üomnmnistenverhaflungen in Amerika . In Michigan ryurdsn 17 Kommunisten verhaftet, die beschuldigt werden, in der Armee und Flotte kommunistisch« Propaganda betrieben zu haben.
Kapitalist a. t>. Einst schwelgte ich in Sekt und Hummer, In Mayonnaise, delikat: Nun macht das Leben mir viel Kummer, Nun Hab ich, Leute, den Salat. Einst spielte ich Kavalier, famos ja, Die Arbeit war ein Laster nur: Einst stand ich wie«in Fürst so groß da, Heut fehlt es mir am Zaster nur. Sah ich des Abends nach dem Dollar, Dann wird es mir im Rücken heiß: Der Dollar, ach, wird immer toller, Und vierzig Mark zahlt man für Reis. Ich bin ja heut ein powrer Schlucker, Mein Kapital das runzelt schon: Bedenkt doch, fünfzig Mark der Zucker: Und SV Pfennig ein Bonbon. Ich möchte mir das Leben nehmen, Doch pfui!— Ich bin doch ein Aesthet; Ein Mann wie ich darf sich nicht schämen, Wenn Kokain er schieben geht. Egon.
Moderne Seldsälscher. Je mehr Geld in Umlauf kommt und je häusiger neue Geldsorten eingeführt werden, desto leichter und häufiger sind die Fälschungen. De ( den neuen 60-Mark-Scheinen scheint diese Fälschungsgefahr besonders nahe zu liegen. Jedenfalls ist das Gewerbe der Fälscher in der letzten Zeit aus eine besondere Höhe gelangt, und es müssen auch besondere Abwehrmaßregeln da- gegen getroffen werden. Von diesem modernen Fälscherwcsen und dem Kampf dagegen berichtet der Kriminalist Ingenieur Nelken in einem Aufsatz von Reclams Universum. Der Lankotenfälscheer ist nur«ine besondere Spielart des Fälschers überhaupt, der jetzt fast nur noch als Spezialist arbeitet. Es gibt regelrechte Großbetriebe, in denen die Massenanferttgung falschen Papiergeldes erfolgt, und dieses wird so vorzüglich«ach- geahmt, daß auch dem Kenner die Unterscheidung schwer fällt. Während das Nachahmen der auf den Banknoten aufgepreßten farbi- gen Fasern verhältnismäßig leicht gelingt, bietet das Kopieren das Wasserzeichens fast unüberwindliche Hindernisse und wird stets mangelhaft ausfallen. Die neuen Hundertmarkscheine, die auf ihrem linken Rand 100 Mk. als helles Wasserzeichen und rechts dasselbe Zeichen als dunkles aufweisen, sollen dadurch gegen Fälschung ziem- lich gesichert sein, und auch die neuen Sov-Mark-Scheine sind ja durch ein charakteristische» Wasserzeichen nach Möglichkett geschützt. In jüngster Zeit hat man versucht, die echten Lanknoten durch' Uebcr- Aebep der Wertangabe in höherwertige zu verwandeln. Der Falsch- oeldabteilung der Rcichsbonk in Berlin ist«s in der verhältnismäßig kurzen Zeit ihres Bestehens gelungen, über 30 Falschgeldfabrikcn auszuheben, und diese Abteilung hat to vorzüglich gearbeitet, daß man im Ausland solche Institute«ch deutsche« Muster«inrichtete.