Gewerksthasten gegen Teuerung. Die gewerkschaftlichen Spihenorganisatione« haben heute, wie der Sozialdemokratische Parlamentsdienst mitteilt, zu den bisherigen Maßnahmen der Reichsregierung gegen die Teuerung Stellung ge- nommen. Was darüber bisher bekannt geworden ist, wird in den Kreisen der Gewerkschaften als vollkommen ungenügend er- achtet. Die Spihenorganisationen haben deshalb in dringlichster Form sofortige neue Verhandlungen mit der Reichsregierung ge- fordert.
Rathenau -LNorü unü �deutsche �rt*. Die„Deutsche Tageszeitung", die am Kopf ihres Blattes u. a. das Motto:„Für deutsche Artl" trägt, bemängelt, daß Staatssekretär Schröder vom Reichsfinanzministerium als Bevollmächtigter der Regierung vor der Reparations- lommission erklärt hat, die Ermordung Rathenaus habe wesentlich zur Katastrophe der Mark beigetragen. Sie weist darauf hin, daß schon vor der Ermordung Rathenaus der Dollar einen Kurs von 330 erreicht und erst wesentlich später panikartig weiter gestiegen sei. Die„Deutsche Tageszeiung" vergißt mit der bei ihr be- kannten Gedächtnisschwäche, daß die Kurse für fremde Devisen bereits einmal im November vorigen Jahres etwa den Stand innehatten, wie er vor der letzten Juni- woche galt. Der Kurs senkte sich dann wieder, um im Juni unter dem Druck der Deutschland aufgebürdeten Lasten zu steigen. Bald nach der Ermordung Rathenaus stieg er, und zwar der Dollar in einer einzigen Woche um das damals ungewöhnliche Maß von 42 Punkten, dann beschleunigte sich die Bewegung, nicht zuletzt wegen der anhaltenden Gerüchte von einem bevorstehenden Rechtsputsch und wegen der bayerischen Quertreibereien. In der Tat hat die Unsicherheit, die im Zusammenhang mit dem Rathenau-Mord in Deutsch - land herrschte, den Marksturz veranlaßt. Unmittelbar nach ihm trat die Entwertung der Mark in ein neues, e n t- scheidendes Stadium. Das ist der„Deutschen Tages- zeitung" unangenehm. Warum? Einmal, weil das Agrarierblatt die Rathenau-Märder decken will und das heldenhafte Gedenken dieser Mord- banditen der deutschen Jugend bewahren will. Hier deutet sie also„deutsche Art" gleich Meuchelmord. Dann aber, um von der den Berbrauchern jetzt so erschreckend fühlbaren Tat- fache abzulenken, daß die Agrarier seit der freien Wirt- schaft am hohen Dollarkurs interessiert sind. Auch das gilt dem Agrarierblatt als„deutsche Art". Es gibt glück- licherweise noch genug Menschen in und außerhalb Deutsch- lands, die dankend daraus verzichten, an dieser Marke deutschen Wesens zu„genesen"!
Neues Gewrniü— alte? Klatsch! Die„Tägliche Rundschau", die heute zum erstenmal in stinne- sterter Aufmachung erscheint, bemüht sich um den Beweis, daß ihre Klatschzutttze die alte geblieben ist. Sie bringt über die Amerikareise des Polizeipräsidenten Richter einen„Enthüllungsartitel", den ihr wohl irgendeine liebenswürdige nachgeordnete Stelle im Berliner Polizeipräsidium zugeflüstert hat. Zunächst zerbricht sich die„Tägliche Rundschau" ihren Stcuerzahlerkopf über die K o st e n der Reise. Sie hätte das wirklich nicht nötig, wenn sie mit einiger Aufmerksamkeit die offiziöse Meldung gelesen hätte, in der deutlich gesagt wird: Polizeipräsident Richter ist während seiner Reise und seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten Gast der New Porter Polizeidirektion. Dann aber wird die„Tägliche Rundschau" noch um einige Grade gehässiger. Es sei ein Fehler gewesen, gerade Richter nach Amerika zu entsenden. Die amerikanische Regierung„empfinde eine starte Abneigung gegen Sozialdemokraten", man hätte auf derartige Stimmungen„Rücksicht nehmen" müssen, wir sollten„den Ameri- kanern nicht unsere Sozialdemokraten aufdrängen". Dazu ist einfach zu bemerken, daß die amerikanische Einladung an die Person des sozialdemokratischen Polizei- Präsidenten ergangen war. Die amerikanische„Abneigung"
Patrioten auf Seftellung. In Mittenwald , wo man mit einem Bein schon in Tirol steht, gab es neulich unfreiwillig Tragikomisches zu sehen. Das kam so: Ein« Filmgesellschaft fuhr mit komplettem Hand- Werkzeug auf den Marttplatz und sagte zu den Bauern:„Kinder, morgen wollen wir mal zu einem vaterländischen Umzug antteten. Damit die Welt sieht, was Ihr für Kerle seidl" Dabei klopfte einer auf feinen schwarzen Kasten. Die Bauern, die heute gar nicht so dumm sind, wußten gleich Bescheid. Sie gingen nach Haus« und bürsteten sich die Nationalkostüme ab. Am anderen Tage stellte sich der Trachtenvcrein mit dem Lläserchor am Rathause auf. Dahinter kam der Turnverein: dann der Verein ehemaliger Kuhhirten und die anderen. Di« Mitten- walder waren gute Patrioten. An den Telegraphenstangen baumel. ten die blauweißen Banner und darüber noch die tiroler Fahnen in Rotweiß. Der Kapellmeister klopfte gerade mit dem Taschenmesier auf seine Trompete. Und wie es los gehen sollte, fing der Trachten. verein an zu krakeelen. Das griff im Nu auf den Turnverein über, dann auf den Verein ehemaliger Kuhhirten, und im Hand. umdrehen hatte man den schönsten Spektakel. Schließlich nahm die Etadtkapelle die Instrumente wieder unter den Arm und faßte sich in Geduld. Man verstand sein eigen Wort nicht mehr. In dem Wirrwarr gab es einen erhöhten Punkt. Das war der Operateur mit dem Kurbelkasten. Auf ihn ging ganz Mitten- wald los. Wie ein tadellos funktionierender Komparsensturm machte sich das aus. Keine hohlen Gesten. Alles war Anteil, Hin- gäbe, Aufruhr. Es sollt« wohl eine neue Art vaterländischer Kund» gebung ausprobiert werden. In Wahrheit lag die Sache so: Die Mittenwalder haben plötz- lich Wind bekommen, daß sie sich von einer französischen Filmgesell- schaft haben ins Bockshorn jagen lassen. Von einigen Sommer- gasten ist ihnen das zugeflüstert worden. Die mußten es ja wissen. „Laßt Euch nicht für deutschfeindliche Zwecke mißbrauchen," haben sie gewarnt. So eine Ermunterung an das Nationalgesllhl läßt man sich nicht zweimal sagen. Die Mittenwalder taten, was ein Deutscher in solchen Füllen immer tut: sie sangen sich mit dem Deutschlandlied den Zorn vom Leibe. Und waren so bei der Sache, daß sie gar nicht den Franzosen bemerkten, der zu Gesang und Krawall munter die Kurbel drehte. Schließlich zogen die Mittenwalder nach Hause. Sie hatten ihre Schuldigkeit getan. Bloß der Turnverein, der gut klettern tonnte, ging die Telegraphenstangen hoch, um die Fahnengaia einzuholen. Dabei machte man eine neue Entdeckung. Die Fran- zosen hatten nämlich in aller Stille die blauweißen Bayernbanner
äußerte sich nur in einer besonders liebenswürdigen Form der Ein- ladung. Uns will scheinen, daß die Abneigung gegen sozialdemokra- tische Polizeipräsidenten nicht bei den Amerikanern, sicher aber bei der„Täglichen Rundschau" und ihren Hintermännchen im Polizei- Präsidium vorhanden ist. In Amerika verspürt man keine Abnei- gung gegen die Repräsentanten des demokratischen Deutschlands , wohl aber gegen die Monokeltypen des alten Systems. Gegen diese sogar heftig!
Gefterreichs Schicksalsfrage. Wien . 1. September. (MTB.) In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Aeußeres berichtete Bundeskanzler Seipel über sein« Reise nach Prag , Berlin und Verona , wobei er feststellte, daß diese Reise informativen Charakter und-den Zweck hatte, Klarheit darüber zu schaffen, wie die Nachbarn Oesterreichs über die Lage denken und wie sie sich zu den Lösungen verhalten, die sich Oesterreich aufdrängen können. Der Bundeskanzler wiederholte so- dann die im wesentlichen bereits bekannten Ergebnisse seiner Be- sprechungen in Prag , Berlin und Verona und kam zu dem Schluß, daß Oesterreich von allen empfohlen worden sei, mit Zuversicht das Verfahren vor dem Völkerbünde abzuwarten. Er glaube fest- stellen zu können, daß der erste Zweck seiner politischen Reise erreicht sein dürfte. Oesterreich dürfe hoffen, daß es bei der gegenwärtigen Tagung des Völkerbundes eine andere Behandlung als bei den früheren finden werde. Die Negierung sei daher entschlossen, dem Rate, der ihr von ollen Zuständigen und Oesterreich wohlwol- lenden Stellen gegeben wurde, zu folgen und alles zu tun, damit die österreichische Frage vor dem Völkerbund endlich ihrer ersehnten und in der Tat dringend notwendigen Lösung zugeführt werde. Aber auch der zweite Zweck seiner Reise dürfte erreicht sein. Wir stehen, so sagte Dr. Seipel, selbst im Falle eines Ver- sagens des Völkerbundes nicht ratlos da, und die Mächte wissen, daß wir im Rahmen des Möglichen vorsichtig, aber entschieden selbst den Weg zu bestimmen suchen, der dann zu gehen sein wird. Es folgte sodann eine längere Debatte, an der Redner aller Parteien teilnahmen. Bauer(Soz.) stellte einen Antrag, in dem es heißt: Der Ausschuß erklärt, daß es die oberste Aufgabe der auswärtigen Politik ist und bleiben muß, die Selbständigkeit der Republik so lange unversehrt zu erhalten, bis das deutsche Volk von seinem Setbslbestimmungsrecht nach freiem Entschluß wird Ge- brauch machen können. Da die Politik des Bundeskanzlers dieses Ziel gefährde, könne der Ausschuß dem Bundeskanzler feine Zustimmung nicht erteilen. Dieser Antrag wurde abgelehnt und folgender ch r i st- lichsoziale Antrag angenommen: Der Ausschuß erklärt, daß es die oberste Ausgabe der auswärtigen Politik ist und bleiben muß, die Selbständigkeit der Republik Oesterreich unversehrt zu erhalten, zumal das österreichische Volt derzeit an der Ausübung seines un- veräußerlichen Selbstbestimmungsrechts tatsächlich verhindert ist. Der Ausschuß nimmt die Erklärungen des Bundeskanzlers zur Kenntnis. Genf , 31. August. (WTB.) Der Völkerbundsrat hat in der ersten Sitzung seiner ordentlichen Tagung beschlossen, noch nicht in eine Aussprache über die etwaigen Hilfsmaßnahmen für Oe st erreich einzutreten, sondern zunächst das Finanz. komitee des Völkerbundes, das bereits früher diese Fragen be- arbeitet hat, mit der Abfassung von Dorschlägen zu betrauen.
Haperisthe Unterhaltungen. München , 1. September. (WTB.) Die Führer de» bayerischen Ordnungsblocks hatten am 25. August an den Minister des Innern Dr. Schweyer einen offenen Brief gerichtet, in welchem sie das Verhalten der bayerischen Reqierung bei den Berliner Ver- Handlungen und das Verbot der Kundgebung auf dem Königsplatz kritisierten. Minister Dr. Schweyer hat nun mit einem offenen Brief geantwortet, aus dem folgendes hervorzuheben ist: Der Abbruch des Kampfes mit der Notverordnung bedeutet nicht die Anerkennung der Schutzgesetze. Sie werden von der bayerischen Regierung nach wie vor b e k ä m p s t. Die bayerische Regierung ist überzeugt, daß diese Gesetze an ihrer Unnatur und an dem gesunden Sinn des deutschen Volkes zugrunde gehen. Die mit den rotweißen von Tirol so geschickt aneinandergesteckt, daß bloß noch Blauweißrot zu sehen war. Also flatterte an jedem Mast vergnügt die französisch« Trikolore. Das ging den Mittenwaldern über die Hutschnur. Man rannte zurück auf den Markt und schmiß den Filmleuten die Platten kaput. Dann schleppte man die ganze Gesellschaft mitsamt dem Auto vor die Gendarmeriestation, um... na um sich den versprochenen Statistenlohn bezahlen zu lassen. Die großzügigen Filmleute langten in die Tasche, berappten und waren auf und davon. Es ist«in Glück, daß die Mittenwalder bloß Patrioten gegen Kasse sind. Sonst hätten sie uns bei ihrem Temperament noch eine französische Staatsaktion eingebrockt mit Entschuldigungen und Wiedergutmachungen. Was nun den französisch«» Filmeinfall anbetrifft, so ist er wohl mehr aus Sparsamkeits. als aus Staatsgründen erfolgt. Es gibt in Frankreich gewiß keine so billigen und willigen Statisten. �___ B. M. Der elektrische Zugbetrieb der Reichsbahn. Von der rund 53 500 Kilometer betragenden Streckenlänge der Reichsbahn sind 358 Kilometer in elektrischem Betrieb, weitere 756 Kilometer werden gegenwärtig für elektrische Zugförderung hergerichtet, so daß in ab- sehbarer Zeit mehr als 1100 Kilometer elektrisch befahren werden können. Im Betrieb sind: die Wiesentalbahn in Baden, die Mitten- Waldbahn in Bayern , einige Strecken um Reichenhall , im mittel- deutschen Braunkohlenbezirk: Leivzig— Dessau und Wahren— Schö- nefeld, von den schlesischen Gebirgsbahnen: Königszelt— Hirschberg mit zwei Seitenstrecken: ferner: die Stadt- und Vorortbahn Blanke- nese— Ohlsdorf sowie einige Bahnen geringerer Bedeutung. Im elektrischen Ausbau befindern sich nach amtlichen Angaben des Reichsverkehrsministerium unter anderen: mehrere Strecken in Bayern südlich von München und die Strecke München — Regens burg , sowie weitere Strecken der schlesischen Gebirgsbahnen und der Bahnen im mitteldeutschen Brounkohlenbezirk. Außerdem werden die Berliner Vorortstreckcn vom Stettiner Bahnhof bis Dernau und Hermsdorf zur Zeit elektrisiert: sie werden voraussichtlich 1824 in elektrischen Betrieb genommen werden können. Innerhalb der nächsten 10 Jahre sollen die Berliner Stadt- und Ringbahn sowie die anschließenden Vorortstrecken und die Wannseebahn für elektri- schen Betrieb eingerichtet werden. Es ist in Aussicht genommen, die bereits elektrisierten and im Ausbau begriffenen Strecken durch die Einrichtung elektrischen Be- triebs auf Nachbarstrecken zu betriebstechnisch in sich abgeschlossenen Netzen zusammenzufassen. Insbesondere wird die elektrische Zug- förderung in solchen Bezirken eingerichtet werden, wo Wasserkräfte verfügbar sind, was namentlich für Süddeutschland zutrifft(Walchen- see, mittlere Isar), oder wo geringwertige Brennstoffe, vor allem die umfangreichen, der Reichsbahn gehörenden Braunkohlenlager ausgenutzt werden können. Dadurch sollen die hochwertigen Stein- kohlen, die jetzt höchst unwirtschaftlich in den Dampflokomotiven verfeuert werden aufgespart werden._„
bayerische Notverordnung könne jederzeit wieder ein� geführt werden. Ich bestreite mit aller Entschiedenheit, so heißt es in dem offenen Brief weiter, daß das bayerische Volk mit Ihrer Demonstrationsver- sammlung identisch ist und lehne ab, von solchen Versammlungen „Weisungen" entgegenzunehmen. Es ist eine Uebertteibung, wenn Sie die von Ihnen in Bewegung gesetzten Massen immer wieder als „das Volk" bezeichnen. Die Regierung wird keiner Gewalt nach- geben, sie mag kommen, woher sie will. Glauben Sie, daß die Re- gierung nicht an ihrem Platze sei, so sorgen Sie verfassungs- mäßig dafür, daß sie abtritt. Die Drohung, die Sie in Ihrem Brief an die Regierung richten, bedauere ich gerade von Ihnen als verdienstvollen Leitern vaterländischer Vereinigungen zu hören.
Stärkeres devifenangebot. Obwohl die Reparationskommission das Moratorium für Deussch- land abgelehnt hat, sieht die Börse bei der nunmehr getroffenen Entscheidung doch praktisch eine Maßnahme, die fast die gleichen Wir- kungen wie ein Moratorium haben wird. Es kam infolge« dessen heute zu einem stärkeren Devisenangebot an der Berliner Börse . Die Industrie, die sich bisher stark eingedeckt hatte, sieht sich besonders auch durch die Geldknappheit genöttgt, einen Teil ihrer Devisenbestände zu oeräußern, zumal der Beschluß der Reparations- kommission die Möglichkeit zu weiteren Verhandlungen offen läßt und dann der Weg für eine internationale Anleih« immerhin frei geworden ist. Im Vormittagsoertehr ging der Dollar zeitweise bis auf 1200 zurück. An der Börse bewegte er sich zwischen 1300 und 1400. Der Einfuhrhandel, der in den letzten Wochen in- folge der abnormen Höhe der Devisenkurse stärkste Zurückhaltung beobachtet hatte, schreitet nunmehr zu größeren Käufen. Infolge- dessen kam das Angebot in ausländischen Zahlungsmitteln sehr glatt unter. Der Dollar zeigte bereits nach Ablauf der ersten Halden Stunde wieder steigende Tendenz und stellte sich gegen Ml Uhr auf 1350. Einen sehr ungünstigen Einfluß auf die Unternehmungslust am Effektenmarkt übte nach wie vor die herrschende Geld- k n a p p h e i t aus, die bei der gestrigen und heutigen Gehalts- Zahlung verschiedener Banken und großindustrieller Betriebe bereits dahin führte, daß für die höheren Gehaltsstufen nur Teilbettäge ausgezahlt wurden. Das Geschäft in Effekten liegt verhältnismäßig ruhig.
Agrarier gegen Lanügemeinöeorünung. Der Entwurf der neuen preußischen Landgemeindeordnung hat es den Großgrundbesitzern angetan, weil durch ihn ein Fossil des alten Obrigkeitsstaates, die Einrichtung der selbständigen Guts- bezirke, beseitigt werden soll. So rüsten sie sich zum Sturmlauf gegen das Gesetz.„Mit deutschem Gruß"««schickt ein Herr von Dodungen Rundschreiben an die Rittergutsbesitzer, um eine Geldsammlung zum Kampf gegen das Gesetz zu veranstalten. Der Beitrag ist auf 1 M. pro Morgen der Gutsbezirksfläche fest- gesetzt. Furchtbares prophezeit Herr von Bodungen von der Auf- Hebung der selbständigen Gutsbezirke: Das Stimmenverhöllnis verschiebt sich mit Ausnahme weniger Fälle zuungunsten des Besitzes. Die Arbeiter werden die Verwaltung der Landgemeinden gewinnen(schrecklich!) und damit die Besetzung der Gemeindeoorsteherposten mit Gewerkschaftssekretären gegeben ist.(Welches Deuffch. Red.) Dies« Gefahr läßt sich nur vermeiden durch Einführung von Landbürgermeistereien, die jedoch unmöglich sind, weil die für sie ersorderlnchen Mittel nicht ausgebracht werden können. Äußer- dem werden sie auch nur in einer beschränkten Zahl einen Aus» gleich in dem Sttmmenverhältnis schaffen können. Die Er- Haltung der Gutsbezirke ist daher ein dringendes Er- fordernis, soll das Land dem Terror der Gewerkschoslen und der Eewerkschostsreglerung nicht unterliegen. Die Selbstver» w a l t u n g des Landes hätte damit aufgehört zu sein. Die Selbstverwaltung des Landes wird durch das neue Land- gemeindevesetz nicht aufgehoben, sondern erst gerade geschaffen. Es ist sehr spaßhaft, daß die Agrarier das Ideal der„Selbstver- waltung" in einem Zustand sehen, wo der Gutsbesitzer als Guts- Vorsteher seinen Bezirk einfach kommandiert. Für solche „Selbstverwaltung" dankt die ländliche Arbeiterbcvölkerung.
Wie man aus Zeitungspapier weiße» Papier macht. Die furcht- bare Papiernot, unter der die Zeitungen schier unerträglich seufzen, wäre mit einem einzigen Schlage aus der Welt geschafft, wenn es gelänge, das einmal bedruckte Papier von der Druckerschwärze zu befreien, so daß es wieder für den Druck verwendet werden kann. Die Chemiker fast aller Länder arbeiten eifrig an der Lösung dieser großen Aufgabe: aber es ist bisher noch nicht gelungen, dieses Pro- blem vollkommen befriedigend zu lösen. Immerhin hat man schon wichtige Versuche und Fortschritte gemacht, über die Dr. A. Neu- burger in„Reclams Universum" berichtet. Am besten hat sich die Behandlung mit Natronlauge bewährt. Man bekommt dadurch«in Papier, aus dem neue Sorten gemacht werden können, doch zeigen diese neuen Papierarten nicht die schöne weiße Farbe, die man gern haben möchte. Man ist deshalb in Amerika seit kurzem zu einem anderen Verfahren übergegangen, durch das aus Zeitungspapier weißes Papier gewonnen wird. Das bedruckte Papier wird zunächst durch Kochen zerfasert, dann mit Natronlauge behandelt und mit einer gesättigten Seifenlösung gekocht. Das in der Druckerschwärze befindliche Oel wird durch Natronlauge in Seife übergeführt, wäh- rend die zugesetzte Seife die Druckerschwärze vom Papier ablöst. Die so entstandene Vtnffe wird mit kaltem Wasser vermischt und langsam weiter gekocht. Aus Seife. Oel und Farbstoff entsteht ein schwarzer Schaum, der aus mechanischem Weg« entfernt wird. Der zurück- bleibenden Masse werden dann noch Farbstoffe zugegeben, um sie vollkommen weiß zu machen: hierauf kommt sie in die Papier - Maschine, aus der ein brauchbares Papier hervorgeht. So einfach dies Verfahren erscheint, so ist doch große Aufmerksamkeit nötig, um es richtig durchzuführen._
Im SeMng.Zcheater whch die Winlerspielzcit mit einem kurjen Salt- lplel des Moskauer Künstler. Theater» unter Milwlrknng StanillawStyS eingeleitet. Dem KO. Geburtstag Hauptmann» ftnd die daranslolgenden Neueinstudierungen von.Biberpelz'(mit Else Lehmann , IanningS, Eteinrück) und.Da» FriedenSsest"(mit Jlla Grüning. Elisabeth Beraner. LooS. Granach und Körchow) gewidmet. AIS erste Neuheit gelangt Joachim von der Goltz »' Drama.Vater und Sohn' zur Aussühriing. Ihm schließen sich von Werken lebender deutscher Dichter Franz Weisel».BockSgesang', Georg Kaiser ». N o I i m« lungere Sari Sternheim».Die Kassette" und Alfred LrustS .Die W ö l s e" an. Tie neuen TtaatSopervreise treten heute zum ersten Male In Dirk- samkeil. Und zwar gelten sür die nächsten vier Aufführungen die Preise erber Klaffe sc» gibt drei Klaffen) Die Plätze kosten von 150 M.(Steh. plad) bi» 1440 M. lLogen). Reichsdeutsche und Deulschösterreicher. die sich mittel» eine? amtlich beglaubigten Lichtbildes ausweisen, haben eine Er- Mäßigung von zwei Drittel Für die valutastarken Fremden find die Plätze immer noch verschenkt, man sollte sie sür diesen ruhig weiter erhöhen. Intendant Schilling» hat kürzlich einem AuSsrager erzählt, dag die billigen Plätze am meisten Lücke» aufweisen. Man sollte sie also noch weiter verbilligen. Tie Architektur und Plostit de» Bauibrrger TomeS wird im AuSslellungSraum der Staatlichen Bildstelle. Wilhelmsir. KS, vom 4.— 30.«ept. in Photogiapbien der Staailichen Bildstelle, des kunsihiftorischen Seminar» der Unwersitül in Marburg und des Deutschen Verein» sür Kunstwiffen- Ichast ausgestellt werden. Diele ergeben ein erschöpfendes und zum Teck überraschend neue» Bild von dem tünstlerischen Reichtum des Bamberger Domes. Geöffnet täglich, außer Sonntag», von ä—6 Uhr. Eintritt frei.