»ahmen verlangt. Die Eniährung des Volkes zu ange- mefsenen' Preisen muß sichergestellt werden. Und jedes Mittel, das dazu geeignet ist, muß auch gegen den Widerstand der Interessenten zun Anwendung kommen. Hierzu gehört aber in erster Linie eine gemeinwirtschaft- lich eingestellte Kontrolle der Preise und eine sorg- same Ueberwachung des Devisenmarktes. Was die Negierung bisher darin getan hat, ist gut gemeint, aber nicht durchgreifend genug. Es ist dringend zu forder», daß bald iveitere Maßmthme» folge» und daß man nicht erst auf das Drängen der»om Valut«elend am schwersten Betroffenen, der Lohnempfänger und Rentner, wartet oder gar der Entente mit dem von shr angekündigten Finanzprogramm die Jni- tiative überläßt. In der Außenpolitik ist tatsächlich eine nicht zu überschätzende, aber immerhin für einige Zeit fühlbare Entspannung eingetreten. Es ist Pflicht der verantwortlichen Stelle», dafür zu sorgen, daß nicht gerade in dieser Zeit die ohnehin auf das höchste gestiegene innerpolitische Spannung sich noch verschärft. � Nochmals das Verbot der„D. Z." Der amtliche Preußische Pressedienst bringt den Wortlaut der Gründe, aus denen sich die Regierung zum Verbot der , D. A. I." veranlaßt»geseh«n hat. Da im wesentlichen auf die Stellen Bezug genommen wird, die unsere Leser bereits aus der Morgenausgabe des„Vorwärts" vom Sonnabend kennen, so können wir von einer Wiedergabe der Begründung Abstand nehmen. Wir haben wegen des Verbotes auf eine sachliche Ausein- ondersetzung mit den Artikeln verzichtet. Auf einen anderen Punkt müssen wir freilich eingehen: Schon verkünden rechts- stehend« Blätter wie die„Kreuz-Zeitung " triumphierend, daß das Verbot wegen eines Artikels„des Sozialdemokraten Paul Lensch " erfolgt sei. Lensch ist bekanntlich aus der Partei aus- geschlossen worden, er hat gegen den Ausschluß appelliert. Ihn bei dieser Sachlage noch als Sozialdemokraten zu bezeich- neu, ist eine Irreführung. Die Sozialdemokratie kann jeden- falls nach diesem Artikel di? Akte» Lensch schließen. Denn Lenschs Artikel, der der Regierung Wirth jedes außer- und innerpolitische Vertrauen abspricht und ihren Sturz verlangt, ist in seinem sachlichen Kern nichts anderes als ein Angriff der volksparteilichen Schwerindustrie auf die politische Machtstellung der republikanischen Parteien, ins- besondere der Sozialdemokratischen Partei im Reich. In- dem Lensch diesen Angriff persönlich testet, gibt er sich als offenkundiger Gegner der Sozialdemokratie zu erkennen. Es ist politische Perversität, wenn der Verfasser eines solchen Artikels noch um seine Mitgliedschaft in der Partei kämpfen wollte, die er an der Spitze ihrer Gegner bekämpft." * Die„DelUsche Allgemeine Zeitung" hat gegen das Verbot ihres Erscheinens beim Staatsgerichtshof in Leipzig Einspruch erhoben. Die putschbeörobte �Grünungszelle". Ter„Orduungsblod!" als öffentliche Gefahr. München , 2. September. (Eigener Drahtbericht.) Erfreulicher- weise haben die Alarmrufe der„Münchener Post" und der Führer der Bayerischen Volkspartei gegen die Putschgefahr heute vormittag einen großen Teil der Münchener Presse und die Behörden zu einer entschiedenen Abwehr der geplanten Abenteuer veranlaßt. Die Z u- sammen zjehung von' Leuten in Gebirgstracht mit Einberufungsscheinen des Reichswchrgenerals MSHl — ob diese gefälscht waren oder nicht, fei dahingestellt— fand übrigens im Realgymnasium zu Rosenheim und nicht in München »statt. Lediglich die deutschnationale„Münchener Zeitung" bezeichnete es als einen„verhängnisvollen Verzicht, wenn sich die rechtsradikalen Organisationen von der Straße ganz zurückzEgen". Die übrigen Blätter verurteilen insgesamt die Um- Tante Molchen. Von Paul Gutmann. Wer die Geschichte dieser Zeit schreiben will, darf an Tante Malchcns Schicksal nicht vorübergehen. Ich traf sie vor vierzehn Tagen, bevor sie das Zeitliche endgültig segnete, auf der Straße, als sie gerade ein Stück zerknittertes Papier auslos und in ihren Beutel steckte. Sie wollte vor Scham in einen dunklen Hausflur flüchten, aber ich hielt sie fest und sagte: „Gnädige Frau, genieren Sie sich nicht. Sie erfüllen eine hohe soziale Mission. Noch nie haben die Berliner Straßen so sauber ausgesehen als jetzt, wo altes Papier so sehr im Preis gestiegen ist." M«n denke sich Tante Malchen Papierreste sammeln, sie, die aus der Familie S. stammt! In dieser Familie war es Tradition, den kleinen Finger beim Halten einer Kaffeetasse in einem Winkel von fünfundoierzig Grad von der Hand wegzustrecken, während ge- wohnliche Leute den betreffenden Finger fest an die Hand pressen. Man verkehrte n» einem Rcgierungsbarimeister, einem Gcheimrat, ja sogar mit einem Rittmeister. Man reiste im Sommer nach St. Moritz , im Winter nach Monte. Von Meiers ließ man sich bloß besuchen, aber man lud sie nicht ein. Meier war ja gewöhnlicher Bankbeamter. Das war dazumal. Aber der Dollar stieg und Tante Malchen fiel. Zuerst kam der Familienschmuck dran, dann das Klavier und schließlich die Einrichtung. Man zog sich von Tante Malchen zurück. Die älteste Nichte, Flora, eine sehr seine Dame, erklärte, Tante Mal- chen habe einen üblen Körpergeruch. Di« Schokolade, die sie früher so nebenbei verkaust hatte, wurde zurückgewiesen. Keiner von ihren Verwandten besucht« sie mehr, als bloß ein schielendes, buckliges Fräulein von fünfundsiebzig, ein Privatdozent der Kunstgeschichte und ein Schriftsteler. Bessere Leute kannten sie nicht mehr. Der Schriftsteller und der Privatdozent waren ihre Neffen, die trüben Flecke der Familie, Hungerleider wie sie. Sie waren seit zwei Iahren auf der Suche nach dem großen Wurf, hatten aber keinen gefunden. Der Privatdozent hatte einmal von seinen Hono- raren ein« schwedische Krone gekauft, aber am nächsten Tag zwanzig Oer« verloren. Da gab er das Spekulieren auf. Der Schriftsteller hatte ein Gedicht nach der Schweiz geschickt, aber man bezahlte ihn in Mark. Fimslmddreißig Mark fünfzig. Seither wälzte er Tag und Nacht phantastische Pläne. Man soll einem Konkurrenten nie einen Tip verraten. Der Privatdozent tat es trotzdem.„Weißt Du, daß Tante Malchen reich ist?", sagte er eine- Tages zum Schriftsteller. Dem quollen die Aligen aus dem Kopf. „Reich? Nicht eine Laus würde mehr bei ihr fett werden." „Du kennst die Konjunktur nicht," flüsterte bedeutungsvoll der Brioattwzent.„Sie hat falsche Zähne". „Und?"... Falsche Zähne sind mit Platinstifien befestigt. Das Gramm Platin steht auf 2300."
triebe der bayerischen Putschisten. Sogar Dr. Heim lehnt ln einer neuerlichen Erklärung ganz entschieden die Einwirkung des„Heimat- und Königsbundes" bei dem geplanten Rummel ab. Am deutlichsten drückt sich der„Bayerische Courier" aus. Er schreibt:„Es war ein- mal dringend notwendig auszusprechen: Die Wege, welche der Ordnungsblock einschlägt, werden zur öffentlichen Gefahr." Trotz alledem tritt die Rechtsnnsicherheit in München in den letzten Tag«n besonders deuttich hervor. Der Ehaufseur eines Ententeautomobils, in das ein Insbrucker Finanzbeamter aus Un- gefchicklichkeit förmlich hineingelaufen, war, konnte sich der Lynch- j u st i z nur durch schleunige Flucht entziehen. Ein weiterer Auf- tritt ereignete sich vorgestern dadurch, daß zwei jüdische 5)«rren die Verteiler von Handzetteln, die sich in Beschimpfungen des Reichsjustizministers ergingen, festzustellen suchten. Die antisemitische Rotte, welche die beiden überfiel, wurde durch Ar- beiter zerstteut, wobei aber die Anttsemiten noch rasch den wen- vollen Koffer eines der beiden Herren im Gedränge st a h l e n. Sehr merkwürdig klingt auch die Mitteilung von der A u s p l ü n d e- rung und Zerstörung der Villa eines jüdischen Kaufmannes. Es wurde keineswegs etwas geraubt, sondern nur an Ort und Stelle zerstört und zerttümmert. Diese merkwürdigen Rechtszustände im Zeichen des Hakenkreuzes veranlassen die„Mün- chener Post" zu einer Anfrage an die Polizeidirektion, ob es richtig ist, daß die M u f i k d e r S i p o die anttsemitischen Demrmftrationen der letzten Woche angeführt habe und daß eine große Zahl der Polizeibeamten eingeschriebene Mitglieder der Nationalistischen Arbeiterpartei sei. m Von der Hetze, die noch immer in Bayern ungestört gettieben werden kann, gibt auch die soeben erschiene erste September-Ausgabe des„Heimatland" ein charakteristisches Bild. Da heißt es im Leit- artitel ganz offen:„Die nattonalen Kerntruppen sind bereit. Sie harren des Diktators." Ein anderer Artikel der gleichen Nummer „Los von Berlin" spricht von der„Phrase von der Einheit des Reiches". Ferner bringt die Nummer einen wüsten Hetzartikel gegen Genossen Schützinger, der die Ursache für die tätlichen Angriffe auf dessen Person sein dürfte. Die Regierung Lerchenfeld aber sieht zu....
Wucherbekämpfung in Preußen. In der Freitag- Sitzung des preußischen Staatsministeriums über die gegenwärtigen Wirtschaftsnöte wurden unmittelbar bevor- stehende Verordnungen des Ministeriums des Innern angekündigt. Heute veröffentlicht der amtliche preußische Pressedienst bereits die erste dieser Verordnungen, die, an die Oberpräsidenten und Regie- rungspräsidenten und den Polizeipräsidenten von Berlin gerichtet, den folgenden Wortlaut hat: „In den letzten Wochen hat die bereits in meinen früheren Er- lassen betr. die Wucherbekämvfung hervorgehobene sprunghafte P r e i s st« i g e r u n g auf allen Gebieten des täglichen Lebens- bedarfs ein alle bisherigen Befürchtungen weit hinter sich zurück- lassendes Ausmaß angenommen. Breite Schichten der Bevölkerung befinden sich infolgedessen in der drückend st en Sorge, wie sie in Zukunft ihren notdürftigsten Lebensbedarf decken sollen. Diese Tatfache birgt die schwierige Gefahr in sich, daß die Not der Be- völkerung die öffentliche Ruhe, Sicherheit und Ordnung erschüttert. Wenn auch nach wie vor zugegeben werden muß, daß die fort- schreitende Entwertung des Geldes, der Tiefstand der Mark und die derzeitigen täglichen Valutaschwankungen den erzeugenden und handeltreibenden Kreisen die Berechnung eines angemessenen Absatz- Preises der Waren außerordentlich erschweren, so sind doch die be- reits früher bekämpften Auswüchse bei der Preisbildung in letzter Zeit häufig in noch weit schlimmerer Form zutage getreten. Insbesondere läßt man es heute vielfach an einer gewissenhaften Preisberechnung gänzlich fehlen und stellt die Preise ohne Rücksicht auf Gestehungskosten auf Inlands- oder Auslandsware einfach nach den höchsten Dollarkursen fest, während die Kaufkraft der Mark im I n l a n d e keineswegs einen der Valuta entsprechen- den Tiefstand erreicht. Ferner zeigt die tägliche Erfahrung, daß vielfach Ware n in der unlauteren Absicht, sie später zu ungleich höheren Preisen abzusetzen, auch gegenüber dem inländischen Käufer zurückgehalten werden.
Seither verzehrte sich der Schriftsteller in mühseligen Berech- nungen, wieviel Zähne Tante Malchens Gebiß enthalte, wie schwer der Stift eines Zahnes sein könnte, welcher Betrag im ganzen her- auskäfne. Die beiden Neffen wurden erbitterte Feinde. Täglich stieg der Wert des Patins , täglich wuchs bei beiden die Liebe für Tante Mal- chen. Man hofierte sie, man wetteiferte in Aufmerksamkeiten für sie, ja der Schriftsteller schenkte ihr eines Tages einen Apfel. Als der Dollar auf 1000 stand, vermietete sie ihr Zinnner und bezog die Küche. Sie tat jetzt das, was die meisten taten, sie ham- sterte Papier. Das Geld liegt auf der Straße, sagt man. Das ihre lag dort. Von der Miete, die der Mieter, ein Rennbesucher, ihr zahlte, und ihren Papiergeschäften lebte sie. „Willst du mir nicht ein Andenken hinterlassen?" wagt« eines Tages der Schriftsteller sie zu fragen.„Ich möchte stets eine Er- innerung an dein bezauberndes aristokrattsches Lächeln haben. Der- mach mir dein« Zähne." Die Tante drohte mit dem Finger:„Du Schlimmer!" Aber der Mensch ist eine Marionette des Schicksals. Der Renn- besucher hatte sein ganzes Kapital auf Philosoph gesetzt, während diesmal Luftikus das Rennen gewann. Was sollte er anfangen? Er war in großer Aufregung. Sollte er einen Amerikaner bestehlen. in eine Grunewaldoilla einbrechen, am Ende gar arbeiten? Er a ar ein hübscher Mensch. Ein Liebling der Frauen. Sogar die Tante lächelte, wenn sie ihn sah. Sie lächelte ihr altes, bezauberndes Lächeln aus der Glanzzeit der Famile S., wo die große Welt mit ihr verkehrte. Ihre Zähne blitzten. Der Rennbesucher wurde von einem Schwindel gepackt. Der Teufel flüsterte ihm ins Ohr:„Platin 3000". Als Tante Malchen vor acht Tagen in der Frühe erwachte, fand sie ihre Zähne nicht mehr. Der Mieter war verschwunden. Sie hatte buchstäblich nichts mehr zum Beißen. Vorgestern ist sie verhungert.
Selbsthilfe gegen die Lesebücher der Berliner Volksschulen. Ein Leser schreibt uns: Th. Ä. G. Quarkkeulchen wundert sich in der Nr. 4l1 des„Vorwärts" über die Kaiseranckdote im Nicolaischen Lesebuch für Berliner Gemeindeschulen. Quarkkeulchen soll sich noch mehr wundern. Er nehme Ferdinands Hirts„Neue Schreib-Lefe- Fibel" für Hochschulen, 7. Auflage(1921!), mit Vorliebe an Berliner Gemeindeschulen benutzt, zur Hand und lese auf Seite 80 ein Gedicht„Markthalle und Markt": „Wenn ich unser Kaiser wär', Nähm' ich meinen Geldsack her, Alle Pflaumen kauft' ich dann, Rief die Kinder all heran, Sagte drauf:„Nun haut mal einl" Ei, das sollt' ein Schmausen sein!" Tja! Es ist ein eigen Dinq um die Schulpoesie? Nun können sich unsere Kinder doch einen Vers darauf machen, wenn Wilhelm die Taschen des ausgepowerten Volkes um weitere Millionen zu erleichtern mit Geschick und Energie sich müht! Es ist nur wegen der
Solch gewissenlosem Treiben unlauter«? Ele» m e n t e kann die Regierung unmöglich tatenlos gegenüberstehen. Es wird daher erneut allen nachgeordneten Orts- und Landespolizel- behörden die nachdrückliche Befolgung meines Erlasses vom 26. März 1922 und der darin aufgeführten Erlasse, die in vollem Umfange in Geltung bleiben, zur strengsten Pflicht gemacht. Bei der Verfolgung der gerügten Mißstände ist mit aller Sorgfalt und Besonnenheit, andererseits aber auch mit größter Tatkraft vorzugehe». Hierbei ist vornehmlich die Preisgestaltung der notwendigsten Gegenstände des täglichen Bedarfs wie des Fleisches, Zuckers, der Fette, der Milch, des Brotes, der Kartoffeln, Eier, des Obstes und der Gemüse, der Kleidungsstücke jeder Art, der Wäsche und der Schuhwaren, sowie des Holzes und der Kohlen fortlaufend und cingehnd zu überwachen. Zu diesem Zwecke ersuche ich die Leiter der Polizeibehörden, un- verzüglich alle nachgeordneten Dienststellen und Beamten ent- sprechend anzuweisen und sie insbesondere anzuhalten, bei Er- zeugern und Händlern auf Märkten, in Bettieben und Geschäften die Preise der in Betracht kommenden Gegenstände nach den maß- gebenden Grundsätzen der Preisberechnung, insbesondere nach den Gestehungskosten nachzuprüfen. Bei dem Brot hat sich diese Nach- Prüfung auch namentlich auf die Einhaltung des vor geschrie- b e n e n Gewichts zu erstrecken. Wo die Vorschriften über Preisschilder und Preisverzeichnisse ausgehoben sein sollten, sind diese wieder sofort in Kraft zu setzen und ihre Durch- sührung ist— unter Berücksichtigung der Valutazuschläge für Aus- länder— streng zu überwachen. Bei Waren, die nach Maßen oder Gewichten oerkauft werden, ist der Preis tunlichst nach ganzem Meter, Pfund oder Kilogramm, Liter und nicht nach Teilen hiervon anzugeben. Bei Entgegennahme von Strafanzeigen aus der Bevölkerung haben die Polizeibehörden und Beamten jedes Entgegenkommen zu zeigen, den Anzeigenden zur Erzielung klarer Anzeigen zur Hand zu gehen und angezeigte oder sonst festgestellte Wucherfälle mir äußer st er Beschleunigung der Strafvollstreckungsbehörde mitzuteilen, um diese nach Möglichkeit in den Stand*u setzen, die Schuldigen einer schnellen Bestrafung entgegenzuführen. � Endlich ist dahin zu wirken, daß die P r e i s pr ü f u n g s- stellen ihre wichtige Aufgabe mit Tatkraft wieder aufnehmen und durchführen." Gegen überflüssigen Alkoholvcrbrauch. Am Montag wttd eine zweite Verordnung des preußischen Innenministeriums ergehen, der zufolge die Bewilligung von Konzessionen für den Ausschank von geistigen Gettänken sowie für d«n Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus auf das äußerste eingeschränkt werden soll. Insbesondere sollen neue Kon- Zessionen nicht mehr erteilt werden.
ver Papierwucher. Wie die Zeitungen erwürgt werde«. Der DruckpapierverbanÄ ist mit seinen Preiskalkulationcn für den September immer noch nicht zu Stuhle gekommen. Es hat den Eindruck, als ob er abwarten wolle, wie die Zeitungs- leser die durch ihn erzwungene Septembererhöhung des Abon- nemcntspreises schlucken. Deswegen kündigt er, wohl in der Hoffnung, daß die Zeitungen geduldige Schafe bleiben werden, plötzlich an, daß seine Septemberberechnung das Kilo Zeitungspapier nicht 75, sondern wahrscheinlich 85 Mark kosten lassen wird. Jetzt ist es an der Zell , daß die Verleger von den zuständigen Behörden den Wucherparagraphen gegen die Druck- papierfabrjkanten in Bewegung setzen lassen. Damit würde einmal die genaue Buchprüfung und Nachkaltula- t i o n jener Preise möglich werden. Die Papierfabriken versinken im eigenen Fett. Es ist nicht gerade erbaulich, daß auch die bedeutendsten bürgerlichen Verleger gegenüber diesen Tatsachen immer nur treffende Worte finden._
Pflaumen.... Im Jahre 1921 hat man das gedruckt. Nachdem besorgten Parlamentariern zugesichert worden war, daß Neuauflagen der Fibeln und Lesebücher gesäubert werden würden! Daß diese 5>irssche Schreib-Lese-Fibel schön mit militaristischen Bilden, ge- schmückt ist, daß sich Paradttag-Beichreibungcn dieses Stils finden: „Wie schön ist die Musik! Schau nur, da sind auch die Ulanen! Der Rittmeister zieht den Degen! Ulrich und Otto rufen Hurra! Solch ein Ulan möchte ich auch einmal werden!"— Auch das sind inter - cssante Proben der zugesagten Säuberung. Aber es gibt einen Weg der Selbsthilfe.-Ich, der ich meinen Jungen vor Schundliteratur peinlichst zu schürzen bestrebt bin, habe die Schere genommen und die angeführten Stellen einfach herausgeschnitten. Es hat sich bewährt und wird zur Nachahmung dringend empsohlen! „Die tolle Lola" im Reuen OperettentH iler. Schwankoperette wird das neue Genre genannt, das ein uraltes ist. Arthur R e b n e r hat einen Kadelburg-Schwank mit Bierzeitungscouplets durchsetzt und Hugo Hirsch hat nach bewährtesten Mustern Musike dazu gemacht. Das einzig Neue sehen wir, daß der Text der Schlager im Zwischenakt auf der Leinwand erscheint und man gleich mit- singen kann. Im übrigen soll und muß sich amüsiert werden. Wenn der Blödsinn gar zu hahnebüchen wird, fangen die Opfer selber zu schreien an(sonst müßte es das Publikum tun). Kadelburg zer- stört den Frieden des deutschen Familienlebens durch das Gelöbnis des jungen Ehemannes, das ihn für einen Tag im Jahr in die Arme seiner früheren Geliebten, einer spanischen Tänzerin, zurück- führt. Im Mittelokt geht dieses Attentat nicht ohne Ein- bis Zwei- deuttgkeiten vor sich, und natürlich kommt der Schwiegervater und der neue Verehrer, ein russischer Graf, und sonst noch einiges auch mit in den mit Sittiattonskomik aller Art angerührten Salat. Doch die Tugend wird zwar sehr attackiert, bleibt aber unverletzt. Dritter Akt: Abrechnung im Schoß der Familie mit Hilfe der spanischen Tänzerin, die hier als moralische Familienbeschützerin mitwirkt. Die Hauptsache ist Molly W e s s e l y in ihrem„reizenden" Boudoir, worin sie u. a. auf einer Grammophonplatte mit Beleuchtung u. a. tanzt. Sie ist— sagt man nicht so?— totschick, scharmant, prickelnd und erhellt den ganzen Laden mit dem Glanz ihrer Beine. Das Schwieger- elternpaar sind Hans Iunkermann und Iofefine D o r a, beides erste Schwankstützen. Paul H e i d e m a n n, der Schwiegersohn, ist dos Opfer aller, er muß nach der Pfeife der Familie wie der Tänzerin hopsen, und was für Hopser. Ein Meister im Erleiden des(Autoren-) Unsinns und der Beinverrenkung. Warum aber muß das Ganze mehr denn drei Stunden dauern? Sttiche, Striche, Tempo, Tempo!— r. Die Ahnengalerie des Films. Ein« eigenartige Ausstellung ist vor kurzem in dem Wissenschaftlichen Mus cum zu London von Will. Day eröffnet worden. Day. ein Freund des Erfinders Friese- Green, der als erster einen kinematographischen Apparat konstruierte, hat in langem, mühsamem Suchen ein« Sammlung von Gegenstän- den zusammengebracht, die die ganze Geschichte der noch so jungen Kinematographie umfassen. Höchst interessante Dinge tauchen in dieser von ihm zusammengestellten Ahnengalerie des Films auf. Da sieht man di« Wachsfiguren, die bei den ch i n« s i s ch e n S ch a tt e n- spielen gebraucht wurden, einem fernen Vorklang des Films, der schon viele Jahrtausende zurückreicht. Bei diesen Schattenspielen wi.rdc ein Pergament aus einer Stierhaut, die ganz dünn war, vor eine hellbrennende Lanipe gestellt, und die Wachsfiguren bewegten