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Nr. 422 34. Jahrgang
Seilage öes Vorwärts
Donnerstag, 7. September 1422
Das Cröbrot der Hungerzeit. Nutzt den Segen des außerordentlich guten Pilzjahres aus!
Berlin   stand und steht noch unter dem Eindruck eines großen Pilzsegens. Die nasse Witterung hatte das Gedeihen der braunen Kinder des Waldes begünstigt. In einer Zeit der Not und des Mangels wie der jetzigen muß man es warm begrüßen, wenn uns damit eine gesunde und wohlschmeckend« Kost geboten wird. Der große Nutzen der Pilze ist bekannt. Neben den feineren Sorten, welche wir als Leckerbissen betrachten, wie Trüffel, Champignon, Morchel, finden wir noch andere Arten, Steinpilz, Pfefferling, Grün- ling und andere, wie sie besonders auf sandigem Boden mit Nadeb
holz, also gerade in märkischer Landschaft, gedeihen und sich echten Volksnahrung eignen. PUzkultur und pilzgefchichte. Kann man sinniger, als es in einigen Gegenden Rußlands   ge- chieht, eßbare Schwämme alsErdbcot" bezeichnen? Außer der Eßbarkeit gewähren verschiedene Arten noch weiteren Nutzen, so der hcfcpilz als Gärungsmittel für alkoholische Getränke und andere zu medizinischen Zwecken. Die Pilzkultur ist weit ausgedehnt und erreicht wohl in Japan   den Höhepunkt. Schon im Altertum waren die Pilze als Speise beliebt, so bei den Römern in der Kaiserzeit, wo die Feinschmeckerei Triumphe feierte, die Trüffeln. Im christ- lichen Mittelalter waren sie als Fastenspeise sehr begehrt und haben sich in dieser Eigenschast in katholischen Gegenden behauptet. Von europäischen   Völkern haben die Franzosen  , denen man in der Frage der Beköstigung Geschmack und Borurteilslosigkeit nicht absprechen darf, sich besondere Verdienste um ihre Kultur erworben. In Deutschland   herrschte lange Zeit in vielen Gegenden Borurteil gegen sie, so an der Ostsee  , wo die plattdeutsche Redensart:Wat de Bur nich kennt, dat frätt he neh" noch allzu viel Geltung hat. Lebhaft entsinne ich mich, welch Staunen 1870 bei uns herrscht«, als die französischen   Kriegsgefangenen aus Löwenzahn Salat bereiteten, Kaninchen und Stacheligel brieten und besonders die üppig wuchern- den Pilze als Kost ausnutzten. Und als ich nach der Rückkehr von der Universität daheim erzählte, in Breslau   hätten zu meinen Lieb- lmgsgcrichten Pilze und Frösche gehört, womit ich Pfefferlinge und Froschkeulen meinte, gab sich richtiges Grausen kund. Jetzt ist übrigens auch dort das Pilzesscn in Aufnahme gekommen, nament- lich seitdem der Vegetarismus Fortschritte gemacht hat. Aberglauben unü Sistpllze. Wohl im Zusammenhang mit jenem Vorurteil steht die gefähr- liche Roll«, die der Pilz   im Volksmärchen spielt, wo er oft als böser Kobold und ähnliches auftritt, sowie die Benennungtjexenringe" für die durch Pilzwucher hervorgecusencn kreissörmigen Gebilde auf Wiesen. Freilich haben wir es bei der Abneigung gegen Pilze nicht immer nur mit einem bloßen Vorurteil zu tun sind doch tatsächlich viele Arten giftig oder zum mindesten der Gesundheit unzuträglich. So haben wir die Spaltpilze oder Bakterien, die seit ungefähr SO Jahren mikroskopisch erforscht sind und heute für die Erreger, Träger und Verbreiter der meisten Krankheiten gelten. Andere wirken beim Genuß nachteilig oder auch tödlich. Di« Gefahr wird dadurch noch erhöht, daß einige schädliche Pilzarten starke Aehnlich- kcit mit eßbaren haben, so der linollenblattschwamm mit dem Champignon, die Lorchel mit der Morchel. Von Pilzvergiftung hören wir seit alten Zeiten viel. Zu den bekanntesten Beispielen gehört der Tod des römischen Kaisers Claudius   im Jahre 54 n. Chr., den seine lasterhafte Gattin Agrippina   mittels giftiger Pilze er- morden ließ, um ihrem Sohne aus früherer Ehe, dem berühmten und berüchtigten Nero   zum Throne zu verhelfen. Sein« Todes. Ursache wurde bald ein offenes Geheimnis, und da man die Kaiser nach ihrem Tod« unter die Götter versetzte, nannte der VolkSwitz fortan die Pilz  «Götterspeise". Zu den Fällen aus der neueren Geschichte gehört der des deutschen   Kaisers Karl VI   des letzten Habsburgers, der 1740, als er sich auf der Hofjagd schwer erkältet hatte, sich noch im Genuß geölter Schwamm« übernahm und da- durch seinen Tod beschleunigte. Die vielen Vcrgiftungsfälle dürfen natürlich nicht dazu führen. den Pilz als Nahrungsmittel ganz abzulehnen, wie es noch viele Ueberängstlich« tun. Die modern« Forschung hat hinreichend Mittel gefunden, um giftig« Pilze von guten zu unterscheiden und schwer verdauliche durch geeignete Behandlng bekömmlich zu machen. Dar-
über besitzen wir eine sehr eingehende Literatur, hauptsächlich gerade in populären Schriften. Dazu hat sich der Schulunterricht dieses so wichtigen Gegenstandes sehr gründlich angenommen, und unsere Kinder werden frühzeitig, namentlich auch auf Ausflügen in Wald und Feld, in lebendiger Anschauung über Pilze, ihre Auswahl, das Sammeln, Aufbewahren und Zubereiten belehrt. Nur die allzu große Sorglosigkeit der Unverständigen ist es, die heute noch die Liste der Pilzvergiftungen bereichert. Wer über gar keine praktische der verschiedenen Pilzarten verfügt, darf natürlich zu
! Kenntnis
zur Genußzweckcn auch keine Pilze sammeln oder«r muß zum mindesten 1 die Pilzbeute vor der Zubereitung einem wirklich Sachverständigen zur Prüfung übergeben.
Die Strumpfbuöe.
Heutzutage macht bald nichts so viel Kopfzerbrechen wie das Ein- kaufen. Geht man einkaufen, überkommt einem oft die ganze Trost- losigkeit ob der Entwertung unseres Geldes. Und doch bietet das, was gekauft wird, so ohne weiteres nicht den Maßstab für die Not unseres Volkes. Der Kauf kann irreführend wirken. Denn der wahrhaft Arme ist überhaupt nicht kauffähig und der Käufer hat kein Schild um den Hals hängen, auf dem steht:Ich bin ein valutastarker Ausländer",Ich bin ein Schieber",Ich speku­lierte in Dollars" oderIch kaufe für eine zehnköpfige Familie ein". Maßgebend für die Not ist das, was verkauft wird. Oder rich- tiger gesagt, was man zum Verkauf anzubieten wagt, es möge sich dabei um halboerfaulte Früchte, verwelktes Gemüse oder um Strümpfe handeln. Bei letzteren hat es sich nämlich wirklich heraus- gebildet, daß man sie frank und frei in beschädigtem Zustande in den Strumpfbuden, diesen üblichen Markterscheinungen, feil- bietet. An und sür sich gehören die Strümpfe mit zu den begehrtesten Artikeln des täglichen Bedarfs. Nicht die leuchtenden, bunten, fei- denen, die mit ihren Renommierpreisen auf Renommierdämchen fpe- kulieren, sondern die einfachen Strümpfe. Da wollene kaum noch zu beschaffen sind, muß man schon seine Aufmerksamkeit den bäum  - wollenen und noch dünneren zuwenden. Und auf der Such« nach ihnen sieht man«in erstaunliches Bild. Da gewahrt man Strümpfe, an denen sich die Sonne gütlich tat, da sie stellenweise von ihrer Farbe mit gewaltigem Appettt. Nun, bei der genügenden Preis- ermäßigung kann man von einem solchen Verkauf nichts sagen. Andere passen in der Farbe überhaupt nicht zusammen: bei hohen Schuhen mag das gehen. Aber und nun kommt das Wesentliche, andere werden einfach in zerrissenem Zustande auf den Markt ge- bracht. Dabei preist der Verkäufer eilfertig an:Sehen Sie mal, meine Dame, hier ist nur eine Masch« heruntergefallen, die können Sie selbst wieder ausheben. Dort sind ein paar Maschen herunter- gefallen, das sieht aus, als ob der Strumpf einen Zwickel hätte. So billige Strümpfe bekommen Sie nie wieder. Und sehen Sie mal diese Strümps?. Oben die Kante, die immer so leicht von den Strumpfhaltern zerrissen wird, ist fest gewebt und ganz, sonst, an den Waden, ist dann und wann ein Loch, aber das schadet ja nichts. Sie haben keine farbige Wolle, was? Na, da kann man ja schließlich mit Zwirn zusammenziehen." Es wird gekauft. Bloß eine alte Frau sagt ganz entsetzt:Nee, so was, Kluntern ha'bn wir doch selbst genug." Zucker zum Schnaps. Gibk's keine bessere Verwendung? Die Zuckerknappheit wird, wie bekannt, durch die Ver- wendung großer Mengen Zucker zur Fabrikation von Konfitüren und Likören noch verschlimmert. Wo der Zucker bleibt, das zeigte vor emigen Tagen derVorwärts" an dem Beispiel der Likörfabrik Kahlbaum. Einen seit längerer Zeit lagernden Vorrat von etwa 330 000 Kilo Zucker be- stimmte man zur beschleunigten Einkochung, die Ende August begann und zu deren Durchführung in drei Schichten ge-
arbeitet wurde. Anscheinend wird es den Likörfabriken gar nicht mal schwer gemacht, die bedeutenden Mengen Zucker aufzukaufen, die sie brauchen. Wir lesen in derDeutschen D e st i l l a t e u r- Zeitung" vom S. September 1922 folgende Annonce: Wegen Einschränkung der Likörfabrikation habe 50 60 Zentner Zucker gegen Gebok abzugeben. Ab thüringischer Station. Gest. Angebole unter F. D. 4348 an den Verlag dieser Zeitung. Der glückliche Eigentümer der SO 60 Zentner Zucker annonciert in derDeutschen Destillateur-Zeitung", demFachblatt für Spiri- tuosen- und Branntweingewerbe, Wein- und Obstweinfach, Frucht- säfte und sonstige Obsterzeugnisse, Eisig, Essenzen und alkoholfreie Getränke". Er will also wohl den Zucker nichtdemAerbrauch in der Hauswirtschaft zuführen, sonst würde er seine Ware gewiß durch ein anderes Blatt anbieten. Aius dem Zusatzwegen Einschränkung der Likörfabrikation" wird der Leser schließen, daß dieser Zucker auch bei dem bisherigen Eigentümer dazu bestimmt war, in Likör unterzugehen. Der Inserent ist aber eine Firma Fritz D r a s d o in Suhl  (Thüringen  ), die mit Kolonialwaren en grrw und en detail" handelt und auch etwas Likörfabrikation treibt. Warum bringt sie den durchEinschränkung der Likörfabrikation" frei gewordenen Zuckervorrat nicht durch ihren HauptbetriebKolonialwaren" unter die Leute? Sie bietet den Zucker nicht zu einem bestimmten Preis an, sondern fordert Kauflustige auf, ihrerseits ein Gebot zu machen. Di« Leser derDeutschen Destillateur-Zeitung" werden sicherlich mehr bieten als den Preis, den die Arbeiterfrauen von Suhl   für Zucker anlegen können.__ Das Markendrot 38 Mark. Das Ernäbrungkamt teilt folgendes mit: Infolge weiterer Erhöhung der Preise wichtiger Rohmaterialien und BelriebSstostc sowie Steigerung der sonstigen Sach- und Personalkosten der Brot- Herstellung hat sich, worauf bereit? kürzlich hingewiesen wurde, der Magistrat genötigt gesehen, die Preise für da? Marken- gebäck abermals heraufzn setzen. Die neuen Preise, bis vom 11. September 1922 ab gelten, stnd für Markenbrot im Gewicht von 1900 Gramm 23 Mark, sür Kleingebäck (Schrippe) im Gewicht von SO Gramm 1,45 M. * Um die Milchversorgung. Im Gebäude der LandwirtswaslSkammer sür die Probiuz Brandenburg und Berlin   fand eine Besprechung der beiciUgtcu Organisationen der Erzeuger, der Meiereien, dcS MilckchandelS, der Verbraucher und des Milchamtes der Stadl Berli» über das am 1. Oktober in Kraft zu setzende Ä b l o nr m e n für die Sicher- stellung der Mtlchversorgung der Städte und die Preissestsetzung für Milch in den Winter monaten statt. Nach sehr eingehender und lebhafter Aussprache wurde die Beschlußfassung vertagt, weil die Entscheidung der in Haniburg versammelten deutschen EruährungSministrr abgewartet werden soll. Das Winterabloinmcn wird daher eist Ansang nächster Woche abgeschlosien werden können. Eisbein und Pökelfleisch. Ein gutes Eisbein läßt niemand gern stehen. Wie weit der Appetit auf ein delikates Eisbeinessen aber treiben kann, zeigte eine Berufungsvcrhandlung vor der Ferienstrafkammer des Land- gerichts III. Eines Tages ging der mehrfach vorbestrafte Schweizer Johann Magd, es war kurz vor Weihnachten 1921, au einem Lokal am Wedding vorüber, wo man gerade eine Schüssel rosiger Eisbeine, die appetitlich dampften, auftrug. Da er arbeitslos und hungrig war, reifte in ihm ein Plan, den er noch in derselben Nacht ausführte. Er war früher bei einem Landwirt Müller in Reinickendorf   beschäftigt gewesen und wußte, daß dieser Schweine hielt. Warum sollte ihm fein früherer Brotherr nicht die so sehnlich begehrten Schweinebeine liesern. Gedacht getan, zwei Ferkel und zwei Schweine, die er in dem Stall vorfand, mußten daran glauben, ste wurden abgeschlachtet und von dem Angeklagten auf einem mitgebrachten Handwagen in feine Wohnung geschafft. Hier Hub ein Schmausen an, wie er es sich lange nicht hatte leisten können, sämtliche Eisbeine wurden aufgegessen. Als die Polizei, nachdem der Verdacht auf Magd gefallen war, in feiner Wohnung eine Haussuchung vornahm, fanden sie das übrige Fleisch fein säuberlich eingepökelt vor. Das Schöffen- gericht Berlin-Wedding hatte Magd in erster Instanz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte der Angeklagte Berufung eingelegt. Die Ferienstrafkammer verwarf seine Berufung und hielt das Urteil aufrecht.
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Sachawachiak der Eskimo.
Don Ejnar ZNikkelfen.
Nur die Gestelle find zu sehen, jetzt von allem geleert. Gegessen ist das Fleisch, verbrannt der Tran, verbraucht die vielen Felle der Vorrat des Sommers ist verschwunden, Schmalhans ist Küchenmeister im Ort, denn das Meer ist zu- gesroren, von Eis bedeckt. In den Hütten sitzen Männer, Frauen und Kinder zu- sammengekauert auf dem Boden und auf Pritschen. Sie sind stumm, sie stieren vor sich hin mit matten, erloschenen Augen, und die Hände ruhen im Schöße sein Speer und Jagd» gerät ist in Ordnung, er wartet auf Wasser, auf Jagd: ihre Felle sind alle gegerbt und verarbeitet, viel ist nicht zu tun, nur Esten zu kochen aber das Meer ist zu, von Eis bedeckt, so daß man keine Nahrung bekommen kann. Die Kinder sind dünn, ausgezehrt, die Backenknochen stehen hervor, die Angen liegen tief in den Höhlen, sie jammern, wollen zu essen haben, sie verstehen ja nicht, wes- halb nichts da ist. Unnihig sitzt der Mann, sein Blut gärt er sehnt sich danach, im leichten Kajak psailschnell über das offene Wasser zu fliegen, auf der Jagd nach Seehunden, nach Essen, doch er muß warten es ist dunkel draußen, und das Wasser ist fort, überall liegt Eis. Die Kinder jammern lauter, sie schreien nach Essen, das ist mehr, als die Eltern ertragen können. Sie sehen einander an, sie fragend, bittend, er düster und ernsthaft dann nickt er resigniert, erhebt sich, zieht seinen Anorak über den Kopf, nimmt einen Speer und geht hinaus. Erwartungsvoll sitzen die Kinder, sie wissen, was das bc- deutet. Die weichen Fußtritte verlieren sich im Schnee alles ist still und' ruhig in der kleinen Hütte drinnen, alle lauschen. Dann ertönt ein erschrecktes Gebell, ein Heulen, ein gurgelnder Laut die Fußtritte nähern sich wieder dem Hause, und der Mann kriecht, eine Last nach sich ziehend, durch die enge Oeffnung herein, schüttelt den Schnee von seinen Sachen und wirft stumm einen getöteten Hund vor die Frau. Die Kleinen leben auf, die A::gen leuchten, als sie das rote Fleisch, das unter den flinken Fingern der Mutter zum Bor- schein kommt, erblicken; bald ist der Hund abgezogen, in Stücke
geschnitten und ein Teil davon liegt im Kochtopf nur wenig, es muß gespart werden, aber etwas ist besser als gar nichts. Es ist tiefster Winter in Nuwuk; aber nach dem Winter kommt der Frühling. Da flammt das Sonnenlicht über das Eis, es blinkt und blitzt in den Eisknstallcn, der Frühling ist gekommen, mit ihm der Seehund. Wieder gibt es Essen, und große Blutspuren vor den Hütten zeigen, wo der Seehund ab- gezogen wurde. Männer, Frauen und Kinder haben wieder Fleisch auf den eingefallenen Backen, ihr Gang ist elastisch ge- worden, die Augen blank: man atmet auf nach dem langen, schweren Winter. Tiefe Schlittenspuren führen von den Hütten hinunter bis an den Nand des Eises und weit auf das Meer hinaus hinaus zu fleißigen Männern, die wie kleine schwarze Punkte draußen zwischen dem aufgestauten Eis in siegreichem Kampfe gegen das Getier des Meeres sich tummeln. Tag um Tag schleppen bellende Hunde frisch erlegte Seehunde auf den Strand, über eine von rotem Blut gefärbte Spur, hin zu den Frauen, die an dem saftigen Fleisch hcrumschrubben und schaben. Kinder gehen umher, warm in dicke Renntierkleidcr ge- hüllt, Fleisch knabbernd, rohes oder gekochtes, wie es gerade ! trifft, und die Hunde haben es eilig, noch haben sie den bitteren Winter nicht vergessen, sie vergraben Fleischstücke im Schnee zur Sicherheit gegen schlimme Tage. Ja, es ist Frühling in Nuwuk, bald kommt der Wal! Der Wal   der große Bartenwal, das wichtigste Wild ! des Eskimos, das größte Tier des Meeres nein, der Welt. Man hofft, daß man viele fängt, sie geben Fleisch, Speck und Tran, doch als allerbestes geben sie Barten für den Handel mit dem weißen Manne, der, wenn das Meer sich öffnet, in großen Schiffen wmmt, beladen mit den herrlichsten Dingen, die von allen Fellgekleideten hoch im Norden heiß begebrt sind. Bicle Wale geben viele Barten viele Barten Aussicht auf Dinge, die sonst nicht zu haben sind: Mehl und Sirup, i Waffen für die Männer, Schmuck für die Frauen, Spiritus ; für alle man bosft auf viele Wale! Es werden Vorbereitungen zur Jagd getroffen, es wird scharf gearbeitet: die Schlitten müssen aufgefrischt und die Schnüre erneuert werden, die Umiaks müssen instand gesetzt j tmd die zerrissenen Zügcl ergänzt werden, und die Frauen sind eifrig mit Nadel und Faden und schweren Häuten beschaf- I tigt die Bezüge werden nachgesehen.
Aber vor allen Dingen arbeiten die Männer an ihren Waffen, an Speeren und Lanzen und den großen Messern, alles muß in bester Ordnung sein, ein Sprung L einer W-�e kann einen verlorenen Wal bedeuten. Ja, es herrscht Eifex und Arbeitslust unter der goldenen Sonne   es ist Frühling in Nuwuk. Jetzt kommt der Wal  ! Man sieht über das zugefrorene Meer hinaus, das st t.r. weiß, kreideweiß, sich vom Strand bb weit an den Horizont erstreckt: alles ist weiß, dunkelblaue Flecke Wasser sind noch nicht zu sehen. Es wird ängstlich über das eisbedeckte Meer gespäht. Noch ist das Eis nicht weggetrieben es ist spät im Frühjahr. es müßte längst Wasser da sein, doch die andauernden West- winde halten das Eis am Land. Alles ist fertig, ein Weg durch das aufgestaute Ei? hm- durch gebahnt: die Umiaks sind auf die Schlitten nes.Dnürt, die nebeneinander ausgefahren und mit Waffen, Schwimm- blasen, der ganzen 2lusrüstung gefüllt sind: das Gesch. n liegt auf dem Schlitten, und die Hunde sind in langen an­gebunden, alles ist bereit zum Ausbruck über das Eis nach dem offenen Wasser, zu dem herrlichen, spannenden Kampf mit dem nordwärts ziehenden Wal  . Draußen, weit vom Land, da, wo das Wasser kommen müßte, im Schutze einiger hoher Eisblöcke, sitzt eine Reihe von Männern. Ueber ihnen heult der Sturm, der ewige Westwind. Er treibt den Schnee über das Eis hin, wirbelt ihn hoch, peitscht ihn herum, treibt ihn nach Osten, dem Lande zu. In rasender Fahrt jagt er dahin, es stäubt von den Spitzen des aufge- stauten Eises, alles Lebendige sucht Schutz alles, bis auf die Reibe von Männern, die warm und gut hinter den Eis- blocken sitzt, die Knie unter den Anorak gezogen, den Kopf in dessen Kapuze verborgen, mit dem Rücken gegen den Wind und den wirbelnden Schnee. Still sitzen sie da und sehen gen Osten auf einen hohen Mann, der in Felle gekleidet ist, die fest und gut um seinen biegsamen Körper schließen. Lange Haare von der Kapuze des Amoraks werden ihm ins Gesicht geweht, können aber weder die dunklen, strahlenden Augen, noch seine scharfe Nase oder den starken Mund verbergen, auch nicht die großen Steinplatten, die in die Backen eingelassen sind und durch Nadeln festgehalten werden. (Fortsetzung folgt.;