fügen die Fascisten fast vollständig über die Organe der Rechts- Flügels, Modigliani , bezeichnet die Behauptung als sinnlos, pflege, was sich vielleicht zum Teil aus der weitgehenden Un- daß die Sozialisten sich gleichgültig verhielten gegenüber der Art, wie zufriedenheit erklärt, die in den Kreisen der höheren Beamten das Bürgertum sich anschickt, die zum Aufbau des sozialen Lebens herrscht, deren Gehälter nicht mit der wachsenden Teuerung unerläßlichen Bedingungen wiederherzustellen. Er erklärte sich gegen Schritt gehalten haben. Kein Fascist wird heute verurteilt, eine Spaltung, die sich allein auf Meinungsverschiedenheiten gründe. auch die Geschworenen, in denen die Kommunistenfurcht des Jahres 1919 noch nachtlingt, während sie die Fascistengefahr vom Jahre 1923 noch nicht recht voraussehen können, sprechen sogar überführte Totschläger frei. Wie weit dabei direkte Feigheit mitspricht, mag dahingestellt bleiben.
Die Vorbedingungen für den ,, Marsch auf Rom " sind also gegeben: Geld, Bafen, Einvernehmen der Erefutivorgane des Staates und der Organe der Rechtspflege. Und dazu gesellen sich dann die negativen Borbedingungen der andern: eine unfähige, vatlose Regierung, eine zerrissene, ratlose proletarische Bewegung.
Die Regierung, soweit sie sich nicht geradezu den Fascisten botmäßig ermeift, beschränkt sich auf klägliche Remonstranzen, über die die Fascisten lachen. Zu den Gepflogenheiten dieser über die die Fafciften lachen. Zu den Gepflogenheiten dieser Herrschaften gehört 3. B., gewisse ihnen unangenehme Per sönlichkeiten aus gewissen Ortschaften zu verbannen"; d. 9. wenn z. B. ein bekannter Sozialist irgendrvo zur Erholung ist, so wird ihm vom lokalen Fascio mitgeteilt, er hätte mit dem nächsten Zuge abzureisen, wenn ihm sein Leben lieb sei. Reist er ab, wie z. B. Enrico Ferri es getan hat, so rühmen sich die Fascisten ihres Sieges; bleibt er, wie z. B. Genosse Garibetti in Cremona , so sagen fie:„ Wir haben ihm eine Aufenthaltsbewilligung ausgestellt". Der Justizminister hat nun dieser Tage die Justizbehörden darauf aufmerksam gemacht, daß dieses Verfahren gesetzwidrig sei und bis zu fünf Jahre Gefängnis nach sich ziehen kann. Tas konnten die Herren auch ohne den Minister im Strafgese gbuch lesen; das Schlimme ist gerade, daß sie es nicht lesen wollen. Und unsere Partei hat sich fast noch mehr um ihr Prestige gebracht, wie die Regierung um das ihre. Einmal durch den inneren Zwist, das Aufeinanderbaden und Aneinander- Herumfritifieren, dann dadurch, daß sie die Massen in ihren Rampf( materiellen, buchstäblichen Kampf) mit den Fascisten allein gelaffen hat. Die große Mehrheit steht auch heute, wie auf dem Parteitag in Mailand , hinter den Marimalisten. Die revolutionäre Phrase zieht noch heute, besonders, weil die Regierung wirklich unter aller Bündnisinöglichkeit" ist. Die Reformisten, die die besseren Köpfe und die ruhigeren Arbeiter auf ihrer Seite haben, fangen erst jetzt die Eroberung der marimalistischen Mehrheit an durch eine eigene Tages zeitung, die aus Reggio Emilia nach Mailand überpflanzte ,, Giuftizia". Sie haben Generale, aber fein Heer.
Die unheilvolle Wirkung der Spaltung wird aber in ihrem Einfluß auf die Gewerkschaftsbewegung liegen. Bis jetzt hatte die Konföderation der Arbeit ein Bündnis mit der sozialistischen Partei: mit welcher der beiden aus der Spaltung hervorgehenden Parteien wird sie es fortfezen? Es verlautet, daß fie fünftigbin ohne Bündnisse mit politischen Parteien ihre eigene Politit treiben werde. Das bedeutete also, daß wir eine magimalistische, eine Rechtspartei und eine Arbeiterpartei als Frucht der Spaltung erhielten.
Viviani gegen Wirth.
Die Schuld am Kriege.
Paris , 2. Oktober. ( WTB.) Abgeordneter Viviani, der bei Kriegsausbruch Ministerpräsident war, veröffentlicht durch Havas eine Erklärung gegen die Aeußerungen, die Reichskanzler Dr. Wirth vor Pressevertretern über die von dem ehe= maligen Gesandten v. Romberg veröffentlichten Dokumente über die Kriegsursachen gemacht hat.
Nach einer Einleitung, in der Viviani von sorgfältig vorbereiteten Dokumenten und auch von der Kunst des 3urecht machens, um nicht mehr zu sagen, spricht, erinnert Biviani den Reichskanzler daran, man müsse mit etwas mehr Bescheidenheit von diplomatischen Archiven sprechen, wenn man Chef eines Landes sei, das vier Jahre hindurch alle Dokumente beschlagnahmat habe, die es abgesandt oder empfangen hätte, jo daß das Weißbuch von 1914 nur einige Dutzend Dokumente enthalte, während das Weißbuch, das von der öffentlichen Meinung im Jahre 1919 erzwungen wurde. an nähernd 800 Dokumente enthalte.
Bevor der Reichskanzler spreche, wie er gesprochen habe, hätte er aus dem Gelbbuch die Depesche 101 erwähnen fönnen, in der er, Biviani, nach Petersburg und London gedrahtet habe: Frankreich ist entschlossen, alle Allianzverpflichtungen zu erfüllen. Es wird im übrigen nichts vernachlässigen, um eine Lösung des Konflifies im Intereffe des allgemeinen Friedens herbeizuführen. Die zwischen den weniger direkt interessierten Mächten eingeleiteten Verhandlungen gestatten noch die hoffnung, daß der Friede auf
recht erhalten werben fann."
Hier habe man die ganze franzöfifche Politik: die Allianzen vor einer Loderung zu bewahren, die Frankreich isoliert hätte, und lands und Italiens in Cintiana ou bringen. Baléologue habe am im Intereffe des allgemeinen Friedens eine vermittelnde Aktion Eng anderen Tage( Gelbbuch Nr. 103) geantwortet:„ Safonom, dem ich Ihren Wunsch, alle militärischen Maßnahmen zu ver meiden, die Deutschland einen Vorwand zu einer allgemeinen Mobilisierung geben fönnten, unterbreitet habe, hat mir geantwortet, daß gerade im Laufe der letzten Nacht der Generalstab gebeten worden sei, militärische Maßnahmen aufzufchieben, um jedes Mißverständnis zu vermeiden. Im Augenblick des Ultimatums, das dem Krieg mit Rußland vorangegangen sei, habe Deutschland , und das vergesse Dr. Wirth, bevor es auch nur die russische Mobilisierung fannte, den
Zustand der drohenden Kriegsgefahr erklärt, der für alle ernsten Leute der Mobilisierung gleichfomme. Frankreich sei so pazifistischen Geistes gewesen, daß es am 31. Juli mittags feine Truppen um 10 Kilometer zurückge30gen habe. Es habe zuletzt von allen am 1. Auguft in Europa mobilisiert, einen Tag nach Deutschland . Warum diese Verzögerung?, fragt Viviani. Weil am 31. Juli ein neuer Berhandlungsvorschlag von Sir Edward Bren gemacht worden sei und Defter reich endlich begonnen habe, mit Rußland zu verhandeln, was alle Hoffnungen wieder belebt habe. Viviani zitiert dann mehrere Stellen aus Schoens PariNie haben wir nötiger Einheit gebraucht wie heute, denn Erhaltung des Friedens gearbeitet habe. Man sei den Franzosen fer Berichten, aus denen hervorgehe, daß er( Viviani) für die nie war die Reaktion frecher. Und nie war die italienische eine Erklärung schuldig, warum in den ersten deutschen diplomatiArbeiterschaft zerrissener, mehrlofer, von ihrem Gegner weni- schen Beröffentlichungen die Depeschen des deutschen Botschafters ger gefürchtet, als gerabe heute.
Rom , 2. Oftober.( WTB.) In Anwesenheit von mehr als 200 Delegierten und zahlreichen Abgeordneten wurde der sozialistische Kongreß eröffnet. Der Sefretär der Partei erstattete über ihre politische Tätigkeit im Lande und im Parlament Bericht und hob hervor, daß die
Parteileitung im Gegensatz zur parlamentarischen Gruppe, die ihre Selbständigkeit proflamiere, sich immer, um die Aufrechterhaltung der Einheit der Partei bemüht habe. Er schloß unter Hervorhebung der Notwendigkeit, Andersdenkende auszu= schließen. Serrati sprach sich gegen die Anhänger einer 3usammenarbeit mit anderen Parteien aus. Der Führer des rechten
Premierenhochflut.
Von Karl Fischer.
Kein Lag ohne Premiere! Vor zwei Wochen etwa hat die Winterspielzeit der Berliner Theater begonnen, und in diefer furzen Zeit ist ein Wirbelwind von Premieren über uns dahingestürmt, daß der Atem stockt.
Ich zähle sechzehn Premieren, weiß aber nicht genau, ob mich mein Gedächtnis nicht im Stich gelassen hat und die Zahl in Wahr heit viel größer ist.
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren... Wenn, wie es nach den Voranzeigen der Theater den Anschein hat, Tanz und Taumel der Premieren so weiter geht, haben die Di= rektoren bis Weihnachten die Sterne verschwendet, wie es im " Faust" heißt.
"
Es ist so, als ob jeder der Herren Direktoren von seinem Kunsttempel steht und mit Stentorstimme dem Bublifum, das in Geschäft oder Genuß, in Eorgen oder Sinnenluft seine Straße zieht, zu ruft: Nur zu mir hereinspaziert, meine Herrschaften! Nur bei mir sehen Sie die berühmtesten Schauspieler, nur hier erhalten Sie die wahre Kunst. Geh'n Sie nicht zum Nachbarn, meine Herrschaften, der kann mit mir nicht konkurrieren. Was Sie da zu seh'n betommen, ist nicht Kurst, sondern Schund!"
Und das liebe Publikum läßt sich dieses laute Jahrmarktstreiben zum größten Teil lachend gefallen und füllt die Säle, wie es vom Zufall gerade in dieses oder jenes Theater geführt wird.
Was ist aber bisher gespielt worden? Wedekinds„ Sonnenfpettrum" aus dem Nachlaß des Dichters, wofür die Tribüne" von einem Kritiker, dem anscheinend die unheimliche Fülle der Premieren bereits das Gehirn gründlich verwirrt hat, ein Schweinefoben genannt worden ist, ferner Schnitzler, Stucken , Gorkis Kleinbürger " im Zentraitheater, dessen neue Direftion eine Hoffrung zu sein scheint, Maeterlinct in den neuen Westfammerlichtspielen mit dem Direktor William Wauer , über dessen nicht kleines Schuldbuch in theatralibus der Präsident der Bühnengenossenschaft erschöpfende Auskunft geben kann, des weiteren der lüfterne Echwant eines Franzosen und endlich Schmidtbonn, Hebbel , Hauptmann und" Faust"
Dazu gefellten sich ein paar Bossen, Ausstattungsstücke, Revuen und Opereiten, von denen die neueste Operette in der„ Komischen Oper" besonders genannt werden muß, die unter dem Titel der einst auch in Deutschland von den staatserhaltenden Kreifen viel gelesenen Pariser Zeitschrift: Le nu au salon!"( Das Nackte im Salon") fegelte!
völlig beseitigt seien.
Im folgenden faßt sich Viviani furz: Er wolle nur an einige Afte der ruffifchen Regierung
5. Sie empfehle mit allen Mitteln die von Grey angeregte Methode, nämlich die Viererfonferenz.
6. Der 3 ar, schicke am 27. Juli an den König von Serbien eine Depesche, in der er ihm den Frieden anempfehle. 7. Auch nach der Kriegserklärung an Serbien bitte sie die eng lische Regierung, in Berlin Schritte zu tun, damit Desterreich
die Verhandlungen wieder aufnehme.
8. Sie erklärt sich mit jeder vorgeschlagenen Form der Bers mittlung einverstanden und verpflichtet sich im voraus, derjenigen Form zuzustimmen, die Deutschland genehm sein werde. 9. 2m 30. Jufi diftiere fie dem deutschen Botschafter, Graf Pourtalès, eine verföhnliche Formel, in der sie sich selbst verpflichte, die militärischen Borbereitungen einzustellen. Ablehrung von Jagoms, weiterzugeben.
10. Sie verlange, daß die Verhandlungen fortgesetzt würden und erkläre sich einverstanden mit dem Berbleiben österreichischer Truppen in Serbien .
11. Am 1. August, nach der Kriegsertlärung, wiederhole fie nochmals den Vorschlag und erkläre, daß Rusland in feinem alle mit den Feindseligkeiten beginnen werde. Schließlich habe am 29. Juli der Zar dem Kaiser vorgeschlagen, den Konflikt dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten. Der Kaiser habe nicht einmal geantwortet, und das deutsche Weiz
buch habe die Depesche nicht veröffentlicht. Dabei erkläre der Raiser in feinen Memoiren, daß er bereit gewesen wäre, ſich im acg aburteilen zu laffen. Dieser hohe Gerichtshof fei, wie es scheine, gut genug gewesen, die illustre Dersönlichkeit des Raisers zu empfangen. Aber 1914 habe er es für nötig gehalten, ihn mit Verachtung zu strafen.
Viviani endet, indem er dem Reichskanzler mitteilt, er könnte von ihm verlangen, sich über das österreichische Rotbuch, über die bayerischen Beröffentlichungen, über die schreckliche Depesche des österreichischen Botschafters in Berlin vom 5. Juli, an welchem Tage der Kaiser den Krieg angenommen habe, auszusprechen. Aber man werde ja, wenn man auf die Memoiren des Kaisers antworte, Gelegenheit finden, deren beabsichtigte Lücken auszufüllen. Für den Augenblic notwendig gewesen sei, und er bilde sich ein, daß diese Anthabe er, Viviani, dem Reichskanzler jo geantwortet, wie es wort für alle ehrenhaften Leute genüge.
Die Nationalen gegen die Völkischen .
In der deutschnationalen Bresse wird jetzt der Welt mitgeteilt, daß der deutschnationale Barteivorstand am 29. September einstimmig bei zwei Stimmenthaltungen folgenden Beschluß gegen die Deutschoölkische Arbeitsgemeinschaft gefaßt hat:
Der Bestand einer deutschvölkischen Arbeitsgemeinschaft innece halb der Deutschnationalen Volkspariei, die eigene Organisationen im Lande unterhält, ist mit den Lebensinteressen der Bartei unvereinbar, weil sie deren Einheit und Geschlossenheit zersetzen würde. Er ist unter den gegebenen Verhältnissen um so bedenklicher, als dadurch der Eindruck der Aufwerfung einer grundsäglichen völlischen Streitfrage innerhalb der Partei erweckt wird. Der völkische Standpunkt der Partei steht fest. Verschiedene Auffassungen über seine praktische und taktische Durchführung können nur im Rahmen der ordentlichen Parteigliederung geklärt werden. Gedankens ist ein völlischer Ausschuß beim Barteivorstand gemäß Für die grundfähliche Ausarbeitung und Vertiefung des völkischen Absatz 12 der Parteifagung zu bilden.
Das ist eine merkwürdige Partei, die eine völkische Arbeitsgemeinschaft verurteilt, aber gleichzeitig einen völkischen Ausschuß einsetzt, um dem gleichen 3wede zu dienen. Trotz aller Bemäntelungsnersuche läßt sich die Tatsache nicht mehr erinnern, die einzig in Rechnung fämen, nicht dagegen an ihre vertuschen, daß die Gräfe und Wulle in der Partei der Herzt und Helfferich immer mehr den Ton angeben, trozdem fie 1. Im Einvernehmen mit Frankreich habe die russische Regie- einstweilen noch schmollend abseits stehen. Antisemitismus rung Serbien den Rat erteilt, sich zu unterwerfen, soweit ödester Art ist das einzige Bindeglied, das die auseinanderdie Ehre es gestatte. strebenden Interessengruppen zusammenhält.
wahrscheinlich entstellten Worte.
2. Im Einvernehmen mit Frankreich habe sie eine Frist per längerung für Serbien verlangt.
3. Trotz der Haltung Desterreichs nehme fie persönlich dreimal die Beziehungen mit Wien auf.
4. Sie wünscht direkte Berhandlungen mit Wien , und zwar am 26. Juli. Antwort: Am 28. schießt Desterreich gegen Serbien .
Der neue fchweizerische Gesandte. Der Reichspräsident hat den neuernannten schweizerischen Gesandten Dr. Nüfenach! zur Entgegennahme feines Beglaubigungeichreibens empfangen. Bel dem Empfang war der Staatssekretär im Auswärtigen Amt v. Haniel zugegen.
den, daß die große literarische Linie fehlt, durch die das ernste und bildungshungrige Publikum geleitet werden kann. Durch dieses planund ziellose Durcheinanderwirbeln von Stücken und Autoren kommt das Publikum in eine heillose Berwirrung und läßt sich schließlich, bei den exorbitanten Preisen zumal, ganz vom Theaterbesuch abhalten. Schließlich sind doch die Berliner Theater nicht nur für die Snobs und Leute mit geschwollenen Brieftaschen da. Mit einem Wort: es fehlt die Planmäßigkeit und| Das ,, Bollerwort":„ Es reizt mich feiner ungestraft" ist ihr Amts. Einheitlichkeit, auf die wir nun schon lange warten und die sich doch so leicht erreichen ließe, da heute die Direktoren fefter denn je in ihrem Verband zusammengeschlossen sind. Es scheint aber, daß Einmütigkeit unter ihnen nur dann herrscht, wenn es gilt, die Eintrittspreise abermals zu erhöhen.
In der verflossenen Spielzeit haben wir in Berlin einen Tiefstand der Bühnenkunft gehabt, wie vielleicht noch nie vorher. Ein Repertoire wurde uns vorgesetzt, das Krotoschin und Schroda alle Ehre gemacht hätte. Die ältesten Ladenhüter wurden hervorgeholt und auf neu geplättet. Die sogenannte Groteste„ Gretchen", dieses Stüd voller Staub und Stockflecke, das einst den politischen Machthabern gefährlich erschien, weil es die Liebesabenteuer eines veritablen Fürsten schilderte, befamen wir unter anderem corgesetzt, und es blieb uns nur die Verwunderung darüber, daß nicht auch noch " Charleys Tante" oder„ Der Mann im Mond" und" Der Veilchenfresser" des seligen Herrn v. Moser den Spielplan unserer Bühnen zierten.
Die Direkteren schienen damals recht müde und ohne Unternehmungsluft zu sein. Das alles foll anscheinend in diesem Winter nachgeholt werden.
Der Dollar steigt, und der Mut der Direktoren steht auf Sturm. Noch ist ja nicht abzusehen, wohin diese Haft und Heh der Premieren führen wird. Zum heil des Theaters aber und zum geistigen Reichtum des Publikums kann dieses unruhvolle Wesen des Spielplans, diefer Wirbel ohne Wahl und Ueberlegung, ohne Rücksicht auf Bedürfnisse, die vorhanden sind und befriedigt werden wollen, nicht beitragen. Geht die wilde Jagd der Premieren noch ein paar Wochen so weiter, ist den Direktoren die Puste ausgegangen und das Bublifum hat wieder einmal das Nachsehen. Die besten literarischen Namen sind verpufft, und feiner hat Nahrung und Nugen davon gehabt.
Wohin soll die Bremierenhochflut führen? Hoffentlich gebietet man der Premierenwildheit bald ein Halt, sonst wird es am Schluß der Saison, wie so häufig schon nach früheren Theaterwintern unseres Mißvergnügens, Premierenhochflut und Defizit heißen müffen!
erste Schritt zur Einführung der kollegialen Schulleitung auch an höheren Lehranstalten aufgefaßt werden. Weite Kreise erwarteten, daß der Herr Minister für Boltsbildung, Kunst und Wissenschaft die gleiche Bestimmung auch für die Lehrerseminare treffen würde. Bisher leider vergeblich! Und doch ist hier dieser Schritt ebenso notwendig wie an den übrigen Schulen. Es gibt noch eine ganze Reihe von Direktoren, denen ihr erhabener Kaiser und König“ Wilhelm der Lente immer noch das Ideal ihrer Dienstführung ist. fiegel. Mit Berachtung reden sie von unserer neuen Staatsform, von Republik und Demokratie. Maulhalten ist die erste Pflicht ihrer Untergebenen"." Mitarbeiter", mit denen Pläne in freier, zwangloser Aussprache gemeinsam durchdacht, ermogen und erprobt würden, fennen sie nicht. Persönliche Fühlungnahme ist diesen Gottbegnadeten" in ihrer Unnahbarkeit fremd. Schriftliche Befehle" regeln den ganzen Betrieb. Darum, Herr Minister, schaffen Sie auch an den Lehrerseminaren eine demokratische Einrichtung, die den Lehrerkollegien die Möglichkeit gibt, den jetzt Allgewaltigen" zu beraten und ihn an den neuen Staatsgedanken zu ge
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wöhnen.
war
Ein Hohenzoller, der teine Buchgeschäfte macht. In Nr. 420 unter der Ueberschrift hohenzollern - Autogramme" berichtet, daß Prinz Eitel Friedrich von Preußen eine Geschichte des 1. Carderegiments zu Fuß bearbeite und von der Buchausgabe Lurusabzüge mit eigenhändiger Unterschrift zu 1500 m. herstellen lasse. Wir werden nun darauf aufmerksam gemacht, daß dieser Hohenzollernprinz feinerlei Bezahlung für seine Arbeit oder für seine Unterschriften erhalte. Er hat im Gegenteil noch erhebliche Unkosten von der Herausgabe gehabt, die ihm nicht ersetzt wurden.
Wir nehmen von dieser Berichtigung um so lieber Kenntnis, bekanntlich sehr gut bezahlen laffen, ja einen förmlichen Handel als die sonstigen schriftstellernden Hohenzollern sich ihre Arbeiten damit treiben und nicht einmal das Deckmänteichen anwenden, daß sie einen Teil ihrer hohen Gewinste für wohltätige Zwecke vor schießen. Die Handlungsweise des Prinzen Eitel Friedrich sieht demnach beinahe wie ein Protest gegen die Buchunternehmungen seines Bruders und feines Vaters aus. Und dazu könnte man ihn nur beglückwünschen.
Die Ausgrabung einer urgeschichtlichen Festung. Schon un die Wende des zweiten vorchriftlichen Jahrtausends ging der Mensch der endenden Steinzeit daran, seine Siedlungen auf Höhenfuppen an zulegen und sie gegen seine Feinde mit Mall und Graben zu umziehen. Aber so lange er als Nomade umherzog, hatte das feste Berteidigungswert für ihn feine dauernde Bedeutung. Erst als um 1000 v. Chr. der Ackerbauer in deutschen Landen seßhaft wurde, da begann der Ausbau der alten Höhenfeftungen. Für eine solche vor. geschichtliche Festungsanlage vor drei Jahrtausenden ist uns jetzt ein einzigartiges Beispiel geschenkt worden durch die Ausgrabung der Wasserburg Buchau im Moore des cberschwäbischen Feder Demokratie für die Lehrerfeminare. Ein vor einiger Zeit be fees. Die Grabungen, die seit dem September 1921 durchgeführt Man sieht also, an Buntem fehlt es nicht, wobei dann nicht fannt gewordener Ministerialerlaß bestimmt, daß an den höheren wurden, haben ein anschauliches Stück Vorzeit ans Licht gebracht, selten das Bedeutende hintenanstehen muß. Lehranstalten ein dreigliedriger Lehrerausschuß zu wählen fei, der das uns lebendiger, als jede andere Urkunde es fönnte, in die Läßt man die Nur- Amüsier- Theater mit Poffen, Operetten und den Direktor zu beraten und zwischen dem Lehrerkollegium und Kulturverhältnisse der beginnenden Eisenzeit einführt. In der Ausstattungsstücken außer acht und Anjab, so muß tonstatiert werdem Direttor au vermitteln habe. Diese Bestimmung kann als der Frankfurter Wochenschrift Die Umschau schildert Dr. Hans
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