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Eine Ueberraschung im Rathenau  - Prozeß.

SPD  . Leipzig  , 10. Oftober.

Vorgestern hatten wir die Bekanntschaft des Vertreters des Nationalen Jugendbundes gemacht, gestern lernten wir Heinz Stubenrauch kennen, den Vertreter des Bundes der Aufrechten. Jener war ein Studienrat, dieser ein Unter­primaner. Aber die Aftersunterschiede scheinen bei den Natio­nalen feine Rolle zu spielen, wenn es sich um Verhegung handelt. Aus den jungen Stubenrauchs werden alte Studien­räte, die wieder junge Stubenrauchs heranzüchten. Die große Sensation dieses Tages ist die früher schon er­örterte Geschichte mit dem Koffer, von der Persönlichkeit, die sich beim Angeklagten Ilsemann nach ihm erkundigt hat, und über die sowohl von Ilsemann wie von dem Zeugen Funke jede Auskunft verweigert wird. Man geht wahrschein­lich nicht fehl, wenn man annimmt, daß diesem Koffer eine größere politische Bedeutung zukommt, als von den Angeklagten und von der Verteidigung zugestanden wird. Es scheint, daß in dem Koffer noch mehr vorhanden war, als nur ein paar Wäschestücke der Mörder. Wahrscheinlich sind es Briefe gewesen, politische Schriftstücke, kostbares Beweis­material. Man muß nur sehen, welche Aufregung sich der An­geklagten Tilleffen und Techow bemächtigt, wenn die Rede vom Koffer ist. Die Rechtsanwälte der Reaktion flüstern mit­einander und Techow wird abwechselnd blaß und rot, und Tillefsen neigt sich vor, um besser zu hören. Die Koffer find vom Gericht gefunden, fie werden vor die Zeugen gebracht, aber angeblich nicht erkannt, und das Geheimnis, das um sie lagert, wird nicht aufgededt.

Am Schluß der Verhandlung wird Brüdigam ver­nommen, ein sehr zweifelhafter Patron, ein Spizel nach beiden Seiten. Nach seiner Aussage sind ihm von der D. C. monatlich 5000 Marf versprochen worden. Das ge­schah zu einer Zeit, in der der Wert der Mark noch ein be­trächtlicher war und die Summe von 5000 m. eine recht an fehnliche gewesen ist. Und diese Summe bestätigt mehr als alles bisher in dem Prozeß zur Sprache Gekommene den Ver­dacht, daß diese Verschwörungen nicht die Dummenjungen­Streiche sind. Wieviel Gehalt und Borschuß mögen da erst die bewährten alten Mitarbeiter erhalten haben? Es ist viel zu selten darauf hingewiesen worden, daß es bezahlte Mörder find, mit denen man es hier zu tun hat. Es mag fein, daß Techow oder ein anderer Brimaner nur aus Bahn­wiz getötet haben. Aber der sogenannte Rampf gegen den Materialismus", wie der Studienrat Retsch fagte, wurde ge­führt im Zeichen des Materialismus. Brüdigam hat 5000 m. erhalten die anderen Zehn- und Zwanzigtaufende. Ge­dungene Mörder sind es mit dem falschen Heiligenschein des Fanatismus. Wer aber hat sie gedungen? Wer bezahlt? Sicherlich nicht der Geist" von Botsdam. Der fann sich weder Autofahrten leisten noch teure Likörstuben, weder Spigel noch Maschinenpistolen.

Berhandlungsbericht.

( Fortsetzung aus der Abendausgabe.) Justizrat Dr. Hahn zum Zeugen Prozeller: Haben Sie denn gesehen, daß an jenem Tage jemand in der Nähe der Billa  ausgefundschaftet hat? Beuge: Nein.

An Hand des aufaehängten Blanes wird dann festgestellt, daß Techow das ver der Billa   stehende Rathenausche Auto nicht gefehen haben fonnte, sondern erft erblickt haben muß, als der Wagen die Rreuzung der Königsallee und Joseph- Joachim- Straße in der Rich­tung Berfin paffiette.

Sie haben dann im Ratskeller mit Kern und Fischer möchte ich mich noch nicht äußern." Bors.( zu semann): Bollen Was Jagten Ihnen diese? 3euge: Der Sie darüber aussagen, ob der Koffer mit Ihrem Wissen hierher ge­gesprochen? eine Herr riet mir sofort von meinem Plane ab; ich bracht ist?" Jisemann: Jawohl. Allerdings weiß ich nicht, betone jedoch, daß ich bei dieser Unterredung nicht, wie Günther wo der Roffer bis jetzt war?" Borf.: Sie haben ihn also einer aussagt, meine Bläne noch einmal entwickelt habe, denn beide Herren driften Person in die Hand gespielt?"" Ilsemann: Jawohl." machten sich von Anfang an lächerlich. Bors: Kern und Fischer Bors.: Also haben Sie doch über den Koffer verfügt?" Ilse. haben aber doch zu Ihnen gesagt: Sie würden zu fleineren Auf- mann: Aber nicht direkt." Vors: Aber auf Ihre Anweisung gaben verwendet werden?" 3euge: Das ist richtig, aber ich lehnte ist er aus der Badeschen Wohnung abgeholt worden?" Jise­es ab, denn ich wollte es mir noch einmal überlegen. Borj: Hat mann: Am Sonntag oder Montag nach der Tat." Bors: Ihnen Günther auch erzählt, daß die Organisation C, bei Ausfüh- Hatten Sie denn am Sonntag schon Kenntnis davon, daß Kera rung bestimmter Unternehmungen ihre Mitglieder mit Geld und und Fischer die Täter waren?" Ilsemann: Ich bitte, mich Pässen ausrüste? 3e uge: Jawohl. Beisitzer Hartmann: nicht danach zu fragen." Vors.: Ueberlegen Sie sich, ob Sie Sie gehören dem Bund der Aufrechten an, fagen Sie mir, ob zu nicht doch antworten wollen, sonst würde das Schweigen den An­diesem Bund auch Schüler zugelaffen werden. 3euge: Jawohl, schein erwecken, als ob Sie doch tiefer in den Plan eingeweiht Beis. Hartmann: Seit wann sind Sie Mitglied? 3euge: wären, als Sie hier aussagten." Ilsemann: Ich habe den Seit 1918. Beif. Hartmann: Sie haben also als 15jähriger Stoffer hauptsächlich in meinem eigenen Interesse bei. Schüler in diesem Bund Aufnahme gefunden? Beis. Fehren feite schaffen lassen, an Kern und Fischer habe ich dabei ba ch: Ihnen ist Minister Rathenau   auf Grund des Rapallo- Ber- wenig gedacht. Auf keinen Fall habe ich am Sonntag gewußt, daß trages als ein Schädling am deutschen   Volk erschienen. Haben Sie, Kern und Fischer die Täter sind. Ich bin allerdings, bevor öffent­junger Mann, sich denn die Fähigkeit zugetraut, ein so tiefes, große lich bekannt war, zu der Annahme gelangt, daß sie die Tat begangen Kenntnisse verlangendes Urteil über Rathenau abzugeben? Ist diefes haben." das Urteil ist in meinem Kopf entstanden und entspricht durchaus Urteil denn wirklich Ihrem Kopf entsprungen? 3euge: Jawohl, Inzwischen hat der Saaldiener im Auftrage des Vorsitzenden meinem Alter. Beis. Fehrenbach: Sind Sie nach der Ermor den zweiten Koffer, dung des Ministers

unbehelligt am Stegliher Gymnasium geblieben,

obwohl der Schule doch bekannt sein muß, welche Rolle Sie in der Affäre gespielt haben? Ich stelle diese Frage deshalb, weil es be­zeichnend ist für die Zustände an manchen Schulen, die geradezu gemeingefährlich für Deutschland   zu werden drohen. 3e uge: Da das gegen mich eingeleitete Verfahren seine Erledigung gefunden bat, burfte ich an der Anstalt bleiben. Beif. v. Calter: Kern und Fischer müssen doch Ihren Plan, Zeuge Stubenrauch, für ernst gehalten haben, sonst würden fle Sie nicht einer Unterredung ge­würdigt haben? Haben Sie die beiden von einer solchen Tat ab: zureden versucht? 3euge Stubenrauch: Nein. R.-A. Bloch: Antrieb Mitglied des Bundes der Aufrechten geworden? 3euge: Nein, durch meine Eltern.

Als nächster Zeuge wurde dann Kriminalfommissar Seinemeyer vernommen, der bei Schütt und Diestel nach dem Mord­auto geforscht hat. Er befundet, daß fowohl Schütt als Dieftel ihm verfchwiegen haben, daß der Küchenmeistersche Wagen zu der Tat benutzt wurde. Auch der Werkfmeister Lischke habe anfangs ihm gegenüber behauptet, der Wagen habe die Garage nicht verlassen, er habe diese Aussage aber im Polizeipräsidium fofort richtiggestellt. Nach der Vernehmung des Zeugen wurde eine kurze Pause eingelegt, da der Angeklagte Warne de immer noch so leidend ist, daß er der Berhandlung nicht mehr zu folgen vermochte. Der Zeuge Wertmeister 2ischte, der bei Schütt und Diestel beschäftigt ist, befundete, daß ihm für den fraglichen Freitag ein Auto mit flüchtigen Kriegsverbrechern angekündigt sei. Als der Wagen fam, habe der Chauffeur, der Angeklagte Techom, ihm das defekte Manometer gezeigt und er habe sich bereit erklärt, die Re­paratur am Sonnabend vorzunehmen. Bors.: Hat Techow beson­ders auf die Reparatur gedrängt? 3euge: Nein. Auch am nächsten Morgen nicht. Bor der Abfahrt von der Garage habe ihm Techow noch erklärt, er mache

nur eine fizine Probefahrt

und komme hald wieder zurück. Tatsächlich sei er auch bald wieder zurückgekehrt. Irgendwelche Erregung habe er ihm nicht angemerkt. Oberreichsanwalt: Was hat Techom denn nach seiner Rückkehr gefagt? 3euge: Nichts. Auch auf meine Fragen gab er teine Antwort, sondern trant nur eine Flasche Bier bei mir und bezahlte das Del und Benzin.

Die nächste Zeugin, Frau Hedwig Bürtel, wohnt im Schüttschen Hause. Als sie von dem Mord erfuhr, ist ihr sofort der Gedanke gekommen, daß er von R., F. u. T. ausgeführt sei. Als sie diesen Berdacht auch zu Diestel äußerte, erzählte ihr diefer sehr aufgeregt, Techow habe nach seiner Rückkehr zu ihm geäußert:

Wir haben Rathenau   erschossen und müffen das Auto bei Ihnen unterftellen; wenn Sie etwas verraten, werden Sie erschossen."

von dem der Verteidiger gesprochen hatte, aus dem Bureau des Staatsgerichtshofes herbeigeschafft und auf den Gerichtstisch nieder­gestellt. Der Zeuge Bade fonnte nicht bestimmt aussagen, ob dieses bezeichnet.

der richtige sei, während Techow auch diesen Koffer als den falschen

Das Berhör über den Verbleib des Koffers Kerns   und Fischers erreichte seinen dramatischen Höhepunkt in der nur folgenden Ber­Bernehmung des Zeugen Student Hermann Fund aus Rostod, durch dessen Angaben es sich herausstellte, daß bei der Beseitigung des Roffers noch andere Personen beteiligt gewesen Rostock  , durch deffen Angaben es sich herausstellte, daß bei der find, als dem Gericht bisher bekannt waren. Borf.: Aeußern Sie fich nun über die Beseitigung der beiden Koffer. 3euge: J verweigere darüber jede Auskunft, da ich mich sonst einer straf­Borf.: Haben Sie am anderen Tage, am Sonntag, den 25., an ( Bewegung im Saal.) Ilsemann ein anderes Benehmen bemerkt? 3euge: In der Tat. lsemann war am nächsten Tage wie umgewandelt. Ich habe ihn so verstört noch nie gesehen.

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R. A. Greving: Der Zeuge war, wie ich hier erklärend ein­fügen möchte, am 25. bei einer fritischen Tatsache zugegen, über 3euge: 3ch tann soviel die sich Ilsemann nicht äußern will. fagen: femann war bis zum 25. morgens völlig ahnungslos. Er hatte im Badezimmer eine Brause genommen und kam dann in unser Schlafzimmer zurück. Dort passierte etwas, was ihm jo er­schütterte, daß er wie eine Bildsäule erstarrte und das Badetud) vor Aufregung fallen ließ." Borf.: Was war denn das nun für eine Tatsache? 3euge: Hierüber kann ich nichts fagen, ohne mich einer strafrechtlichen Verfolgung auszusehen. R... Gre­ Ding  : Herr Beuge, Sie haben eben angedeutet, daß ein besonderes Ereignis passierte. Wollen Sie diese Aussage dahin konkretisieren, daß von diesem Augenblid an Ilsemann, der bis dahin harmios und ahnungslos war, nun wußte, daß er am Freitag die Maschinen­piftole Rern in die Kand gegeben hatte, die nun zur Mordwaffe Rechtsanwalt geworden war? Funte: Das nehme ich an. Greving: Ist es richtig, Herr Zeuge, daß Ilsemann nach dem

Ereignis, über das Sie schweigen wollen, gesagt hat:

Herr Gott, das ist ja die Maschinenpistole, die ich kern gegeben habe."

ors: Aber woher hat denn Jlsemann plöhlich die Kenninis ge habt, daß seine Maschinenpistole zur Tat benutzt worden ist? Wenn Sie auch jetzt noch nicht aussagen wollen, fo hat das Gericht Mittel in der Hand, um Sie zu zwingen. R.-A. Greving: Der Zeuge befürchtet, er würde sich durch Nennung von Namen als Mittäter belasten. Beisiger Jädel: Waren etwa Kern und Fischer bei Ilsemann und haben ihm etwas mitgeteilt? 3euge Funke: Das fann ich ganz bestimmt verneinen. Vorf: Sie müssen jetzt endlich mit der Wahrheit herausfommen. Angeti. Ilsemann: Nachdem der Zeuge feine Aussage gemacht hat, möchte ich sie er­weitern. Es tam am Sonntag, den 25. Juni, eine Person in mein Schlafzimmer,

Der nächste Zeuge ist der Chauffeur Albert Budna aus Freis berg i. Sa., der Wagenführer des Generaldirektors Küchenmeister der Cächlichen Leinenindustrie Freiberg  , deffen Sohn, Johannes Rüchenmeister, bekanntlich flüchtig ist. Buchna vernahm, mie Techow zu Küchenmeister sagte: Da wird einfach die Nummer born und hinten verhängt oder abgeschraubt." Als Techow fich dann umdrehte, chien er überrascht zu fein, daß der Diestel fei deshalb sehr ängstlich gewesen, da er die Rache diefer Chauffeur dicht dabei stand, und erklärte darauf zu ihm: Nicht Leute fürchtete, und habe troß ihres Anratens fich geweigert, An­wahr, so macht man's, wenn man ein Auto stiehlt?" Der Beuge Beige zu erstatten. Am Nachmittag des Mordtages habe sie dann in dem sich auch Funke befand, und machte mir eine Mitteilung, ermiberte: Das weiß ich nicht, ich habe noch kein Auto gestohlen." Schütt zu Diestel äußern hören: Hast du deine Mülhe?" oder haft aus der ich entnehmen mußte, daß meine Maschinenpistole zu dem R.-M. Greving: Angeklagter Ilse­Später im Botal will Budhna dann wiederholt gehört haben:" Das du die Mühen?", auf den genauen Wortlaut tann sich die Beugin Mord benutzt worden war. bekommt man im nächsten Waffenladen." Was damit gemeint war, nicht mehr erinnern. Aus dem Protokoll der ersten Bernehmung mann, jekt gehen Sie aber weiter. Was hat diese Person bei und durch Befragen des Untersuchungsrichters mirb festgestellt, daß Ihnen in der Wohnung gewollt? 31semann: Die Person weiß er nicht. Auch später, als Techow mit einem zweiten Herrn, die Zeugin zuerst befundet hat, Schütt habe nach den Mühen ge- fragte mich nach dem Koffer von Fischer und Kern. Ich sagte, daß anfajeinend Brand, sich unterhielt, will Buchna dieselbe Aeuße rung gehört haben. Borf: Techow, was fagen Sie dazu? fragt, und der Bersihende ermahnt darauf die Zeugin, streng bei der der Koffer bei Bade stände. R.-A. Greving: Herr Ilsemann, Angeti. Lechom: Ich befinne mich auf diese angeblichen Aeuße Wahrheit zu bleiben, auch wenn fie für Schütt und Diestel Mitleid haben Sie fich weiter um den Koffer bekümmert? Ilsemann: empfinde. Frau Bürfel befundet weiter, daß sie dann gesehen habe, Nein. R.-A. Greving: Herr Iljemann, hat die Ihnen gemachte rungen absolut nicht. mie Diestel unter der Weste die Kappen in die woh- Mitteilung Sie angegriffen? Ifemann: Ich war vollkommen nung gebracht und trotz ihres entschiedenen Abratens in feinem faffungslos. Borf.: Diese unbekannte Person muß Ihnen doch Bimmer oben verbrannt und die Asche dann ins Klosett noch weiter etwas gesagt haben, fie fann doch nicht lediglich nach geworfen habe. Oberreichsanwalt zu Diestel: Hat Techom Shnen tatsächlich gelagt: Wir haben Rathenau   erschossen und Sie werden auch erschossen, wenn Sie etwas verraten?" Diestel: ein, das hat er zu mir nicht gejagt. Kern hat vor der Abfahrt eine derartige Aeußerung 31 Schütt getan. Die Bereidigung der Zeugin Bürfel wird auf Grund eines Widerspruches des Oberreichs­anwalts einstweilen ausgefeßt.

Hierauf wurde unter allgemeiner Spannung der 18jährige Primaner Heinz Stubenrauch,

der Sohn des Generals Stubenrauch aus Steglitz  , vernommen. Der Zeuge, der unvereidigt bleibt und einen fehr geweckten Eindrud macht, äußert sich auf die Fragen des Vorsitzenden in sehr präziser Madje. Bors.: Sind Sie der

Urheber eines Mordplanes gegen Minister Rathenau  ? 3euge: Ich werde als solcher hingestellt. Tatsächlich bin ich es nicht. Borf: Sie gehörten zum Bund der Aufrechten? Was ist das für eine Vereinigung? 8euge: In dem Bund der Auf rechten find alle die vereinigt, die die Erinnerungen an die alten Zeiten Deutschlands   hochhalten. Vorf: Sie haben Rathenau  für einen Schädling gehalten? 3euge: Jawohl, zu dieser Ansicht bin ich nach der Lektüre der beiden Testamente Friedrichs des Großen gekommen. Diese Anficht hat sich in mir bestärkt durch die Politi Rathenaus. Ich habe die Teftamente Friedrichs des Großen bei mir. dorf ich sie hier verlesen?( Heiterkeit.) Bors; Sie sind also Anti­Beuge: Ich habe gegen den einzelnen Juden nichts, aber ich wünsche sie nicht in der Regierung zu fehen. Bors: Sie haben fich mit Günther wohl häufig über die Bolitit unterhalten? Reuge: Jawohl. Er als Welterer erzählte und ich hörte zu. Bori.: Sie maren beide Gegner Rathenaus. Wer fing zuerst von ihm zu fprechen an? 3euge: Jch. Borf.: Haben Sie einmal gesagt,

femit?

der Miniffer müffe ermordet werden? Zeuge: Ich sagte, er müffe aus der Regierung befei tigt werden, wenn nicht anders, so durch Mord. Bors: Sie wollten den Minister ermorden? Beuge: Das ist nur mal eine Redensart von mir gewesen. Borf: Sie haben auch den Blan geäußert, Rathenau   im Haufe des Kommerzienrats Mamroth zu ermorden? Reuge: Das war Günthers Ansicht. Bors.: Hat Günther mit Ihnen über die

Der nächste Beuge ist der Raufmann Erich Babe aus Schwerin  , Gauleiter der bortigen Ortsgruppe des Deutschvölkischen Schutz- und Truzbundes. Bors.: Haben Sie

ein Flugblatt herausgegeben,

als Rathenau   zum erstenmal Minister wurde? 3euge: Jawohl. Ich suchte darin nachzuweisen, daß Rathenau   für das Deutsch­tum schädlich sei. Sisemann hatte für meine politischen Bestre­bungen nicht viel Interesse. Für Kern allerdings begeisterte er jich. als Kern mit dem Auto erschien, erzählte er mir, daß er auf einer Ostseereise sei und fragte dann nach Ilsemanns Adresse. Später haben sich Kern und Fischer dann in meiner Wohnung zwei Stun ben lang ausgeruht. Bors.: Ist bei Ihnen von einer Gewalttat gesprochen worden? Beuge: Nein, niemals, auch von der Ma­schinenpistole nicht. Kern und Fischer haben dann bei mir einen braunen Rohrplattentoffer zurüdgelassen. Am Sonntag abend, spätestens aber Montag früh, habe ich dann diesen Stoffer vermißt. Wie er weggekommen ist, weiß ich nicht. Ilsemann sagte mir nur, er hätte ihn weggestellt oder abgeholt; genau weiß ich das nicht. Bors.:

gefragt.

dem Koffer gefragt haben? Angell. Ilsemann: Die Berson fagte mir, fie fäme von Kern( stodend und nach längerem Zögern) sie machte eine Angabe, aus der ich entnehmen mußte, daß Kern der Mörder sei. Oberreichsanwalt: Nach dieser Mitteilung erscheint es mir ausgeschlossen, das Funke sich durch eine Aussage ftrafbar macht. Das Gericht muß ihn zu einem weiteren Bekennt nis veranlaffen. Zeuge Funfe: Ich bestätige die Aussage Ilfe­manns. Die Person, die am fraglichen Morgen in unser Schlaf­zimmer fam,

sprach ganz leise mit 3lsemann.

Auf eine Frage hat Ilsemann geantwortet: Der Roffer ist nicht bei mir." Oberreichsanwalt( char):" Gie machen fich der Begünstigung schuldig, wenn Sie jetzt nicht weiter reden. Funke: Ich habe Kern und Fischer wahrhaftig nicht begünstigt. Ich kenne beide nicht.

3ch will aber erklären, daß die Person, die an dem Morgen bei uns war, sich nicht unter den jehigen Angeklagten befindet. Borf.: Um so unverständlicher ist Ihr Verhalten dem Gericht gegen­über. R.-A. Greving: Ich unterstelle, daß Ilsemann zu Hause geblieben ist und sich um den Koffer nicht mehr gefümmert hat, daß vielmehr die fremde Person mit Funke zu Bade ging, um den Koffer zu beforgen. Funke befürchtet mit Recht, daß er sich dadurch strafbar machte, an der Beseitigung des Roffers mitgemirft zu haben. Borf. zum Zeuge Funte: Es liegt also die Mög­lichkeit vor, daß Sie Ihre Hand dazu boten, die fremde Person zu Bade zu schaffen. Zeuge Funfe: Dorüber verweigere ich jede Sie irgendwelche Anweisungen gegeben, den Koffer belfeite zu Auskunft. R.-A. Greving zum Angeklagten Ilsemann: Haben Der Angeflaate Ilsemann hat aber vorher felbft gefagt: Am Sonn­fchaffen? Beisiger Fehrenbach: tag wußte ich, wer der Täter war und am Montag entfernte ich dann den Koffer." Das ftimmt doch nicht mit feiner jebigen Er­flärung überein. Oberreich son malt. So habe ich die Aeuße rung auch festgehalten. Anget. Ilsemann: Ich habe mich nicht so geäußert. Ich habe febiglich der fremden Person die Mög­lichkeit gegeben, den Koffer fortzufchaffen, indem ich ihr den Blaz bezeichnete, wo der Koffer stand. R.A. Greving: Herr Funke, ist es richtig, daß Sie mir von dieser Affäre erft vor ganz furzer Beit Mitteilung gemacht haben? Funte: Erst vor acht Tagen. Beisiger Fehrenbach: Herr Zeuge,

Jifemann: Nein.

Iljemann wußte also über den Berbleib des Roffers Bescheid? 3euge: Das muß ich annehmen, ich habe allerdings nicht weiter Dann wurde der Chef der Landeskriminalpolizei Medlenburg, Einrichtungen der Organifallon C. Regierungsrat Wiggers- Schwerin, vernommen, der dem Gericht gesprochen? 3euge: Jawohl. Er schilderte als ihre Hauptaufgabe den Koffer vorlegt, der allem Anschein nach von Kern in der Bade­Die Berteidigung Oberfchlesiens. Ihre Nebenaufgabe fei die schen Wohnung zurückgelassen wurde Vori: Seuge Bade, ist Beseitigung von Regierungsmitgliedern, die sich nach Auffassung der das der Koffer?" Reuge Bade: Das ist nicht der richtige Koffer." Organisation C. ihrer Aufgabe unwürdig zeisten. Günther erzählte Der Angeklagte 31femann erklärt auf Befragen des Vor­mir, daß Mitglieder, bevor ihnen solche Aufgaben anvertraut wir fizenden, daß er sich der Koffer überhaupt nicht so genau ange­den, eine zweijährige Probezeit durchmachen müßten und daß sie zu fehen habe. Dagegen bestreitet der Angeklagte Te chow eben der Tat durch das Los ausgewählt würden. Vorf.: Sie haben falls, daß dieser Koffer der richtige sei. dann einen Brief an die Organisation C. nach München   geschrieben, Im Anschluß daran kommt es zu einer fleinen Eensation, denn in dem Sie um eine Waffe baten. Was ftand in diesem Brief noch der Verteidiger Sffemanns Greving gibt plötzlich die Erklärung ab, brin? 8euge: Ich fragte, ob die Organisation bei der eventuellen daß er in der Lage sei, den richtigen Koffer herbeizuschaffen, er Ausführung meines Planes mir Hilfe leiften würde. Ich muß jedoch habe ihn bereits im Bureau des Staatsgerichtshofes abgegeben. bemerken, daß für mich der Hauptgrund zu dem Brief der war, Borf: 3ft denn der Koffer im Bureau des Staatsgerichtshofes und wo der Roffer untergestellt war? Borf.: Das ist ein Miß­einen Revolver für mich persönlich zu erhalten. Borf: mit Wissen Ilsemanns abgegeben?" R.-A. Greving:" Darüber verständnis. Der Zeuge hatte von den näheren Umständen beine

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Sie wußten also schon am Sonntag, wer der Täter war