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Nr. 480 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Was uns noch fehlte!

Der erste Gotteslästerungsprozeß seit der Revolution.

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Mittwoch, 11. Oktober 1922

gewahrt plötzlich ein neues unbekanntes Geficht an ihnen. Und das ist so, weil die Nacht sich ganz still und langsam aus der dunklen Erde hebt und ihre schwarzen Arme nach diesem einzig schönen Tag ausstreckt. Es ist die Stunde, die zwischen Tag und Abend schwebt. Und durch die Stunde, die alles verzaubert, geht man selber wie verwunschen. Schon weben leise dünne Schleier der Erde um die

Als der Reigen"-Prozeß beendet war, prophezeiten Kenner der obwohl in seinem Buch noch lange nicht so scharf wie bei Moore Füße des Wandernden. Aber an dem freien, hohen Horizont stehen neuen deutschen Republik , die nächste Aktion unserer Rechtspflege Chriftus in der Mittelpunkt der modernen Zeitverhältnisse gestellt gebannt in geschuppten Zacken die Wolken, und die Sonne schleudert werde dem Schutz des kirchlichen Gottesglaubens gelten. Mit der werde. Der Borsigende erwidert darauf, daß die Staats- ihre legten mächtigen Feuerbrände aufwärts und läßt die Wolten­Rettung der Keuschheit hatte man fein Glück gehabt, also mußte ein anwaltschaft bei ihrem Borgehen sich nur an den Strafparagraphen scharen in stiller, rastloser Glut verlodern. Darüber schwebt wie eine halte und innerpolitische Verhältnisse nicht in Betracht fämen. Es Borstoß auf breiterer Basis versucht werden. Ein knappes Jahr ist folgen dann mehrere Zeugen, die das Buch gelesen haben und es als ferne Insel ein Stück glasgrünen Aethers und in gegipfelter Höhe vergangen, und die Prophezeiung traf ein: der erste Gotteslästerer" durchaus wertvoll bezeichnen. Die Lektüre hätte ihn tief endlich zahllose Wolfenlamellen, deren heitere, freudige Glutröte steht vor den Schranken eines Berliner Gerichts. Und es entrollt erschüttert, so äußert sich der Schauspieler Madared vom Deut in diesem Augenblid vermutlich selbst die trübfeligen Dächer, Firste sich ein ähnliches Bild wie damals: hier eine starke Bhalang von schen Theater, in ähnlicher Weise auch ein Referendar und einige und höchsten Fenster der Mietsfasernen, die so fern sind, ein wenig verschönen. Minute um Minute, fast merklich aber dreht sich der geistigen Führern der Nation, dort, als Kronzeugen der Staats- andere 3eugen. anwaltschaft, ein paar Frömmler und Hinterwäldler. Zwei Zeit­Erdball der Sonne ab und die glutrote Schönheit der Höhe bedeckt Ein fonfeffionsloser Kreuzzeitungsmann. alter, zwei Welten stehen gegeneinander. Wenn unsere Gerichte Darauf wird als Zeuge der Fatritant Schaufler aus sich wie mit dünner Afche. Zugleich streicht ein kühles Wehen über und Staatsanwälte so weiter arbeiten, wird so prophezeien wir Reutlingen vernommen, der zuerst die Strafanzeige die Felder. - das nächste große forensische Ereignis im befreiten deutschen gemacht hat. Merkwürdiger Weise verlangt dieser Weise, den Heimwärts wendet sich der Schritt. Jetzt sind die Straßen Beltsstaat eine Herenverbrennung sein. fonfessionslosen Eid zu leisten. Er habe aus Zeitungsartikeln in dunkelgrau und frostig. Welles Laub raschelt spiz. In einem freien Vor der 4. Straffammer des Landgerichts II fand der schon der Kreuzzeitung von dem Inhalt des Buches Kenntnis Giedlungsgarten läuft etwas zackig hin und her. Ein Häschen", mehrfach angekündigte Prozeß gegen den Schriftsteller Karl Ein- erhalten und gefunden, daß das Buch eine Beschimpfung der christ: denkt man träumerisch und bleibt stehen, um das liebe Tier zu be­stein und den Verlagsbuchhändler Ernst Rowohlt statt. Es lichen Religion enthalte. Darauf habe er in der Kreuzzeitung " ist das der erste Gotteslästerungsprozeß feit der eine Annonce veröffentlicht und aufgefordert, daß Herren, die Anstoß lauschen. Im nächsten Augenblick fährt einem das Häschen" Revolution. Gegenstand der Anklage ist das Buch Die nähmen, sich melden sollten. Es hätten sich auch zwei Herren ihm Claffend an die fadenscheinigen Hosenbeine. Es ist ein gelber Dackel, schlimme Botschaft" von Einstein , in welchem Jesus Christus angeschlossen, und darauf habe er sich das Buch gekauft und Straf- der dort herumfuhrwerkt. Und nun erhebt sich auch sein Frau­mitten in die heutige Gesellschaft gestellt und der Gegensatz zwischen antrag gestellt. Die Person Chrifti werde in dem Buch derart her chen, das Kartoffeln gebuddelt hat. Er duht Ihnen nischt," ruft dem Denken von Christus und der modernen Auffassung gezeigt untergerissen, daß es jedem Christenmenschen ins Gesicht schlage. fie begütigend, duhn Sie ihm man auch nischt." Wie wird man wird. Christus wird Managern, Schiebern und Spekulanten gegen- R.-A. Heine fragt den Zeugen, ob ihm nicht das Gefühl ge denn so einem lieben Tier was tun! Und so geht man weiter. Da ist der Himmel schwer übergestellt. Mit dem Chriftus am Kreuze verhandelt ein Manager tommen fei, daß damit nur die Gemeinheit derer charakterisiert Aber noch einmal dreht man sich um. über die Herausgabe seiner Memoiren. Die Anflage geht dahin, werde, die in dieser Weise über einen fo frommen und heiligen und grau wie Blei. Der himmlische Kulissenzauber ist vorüber. daß in der Herausgabe des Buches eine Gotteslästerung Menschen wie Christus urteilen. Der Zeuge erwidert, daß Ringsum leuchten aus den Häusern der Menschen die Sterne, die und Beschimpfung der Einrichtung der christlichen Chriftus der Gott der Deutschen ihnen die fleißigen Arbeiter in Golpa bei Wittenberg aus der Religion läge, demnach also eine Herabwürdigung von fei, der Gott des christlichen Staates, und es sei unerhört, daß der schmutzigen Braunkohle hierherzaubern, und über den Straßen Christus, der Mutter Gottes und der Lehre von der Aufartiges geschrieben werden könne. Auch von jüdischer Seite habe schwebt ein schwerwürziger Holzrauch, wie man ihn abends in ver­erstehung und Sündenvergebung. Den Vorsitz führt man sich über dieses Buch entrüstet. Pfarrer Hammer aus lassenen Walddörfern zu riechen bekommt. Landgerichtsdirektor Fuhrmann, die Anklage vertritt Staats- Nordhausen hat ebenfalls Etrafantrag gestellt. Es sei un­anwaltschaftsrat eiße, während die Angeklagten verteidigt wer- erhört, daß die Passionsgeschichte förmlich als Kinodrama behandelt den von Justizrat Dr. Resenberger und Rechtsanwalt Wolf werde. Das müsse jeden Christen mit Ertitterung erfüllen. Frau gang Heine. In längeren Ausführungen erklärt der Angeflagte Profeffor Käthe Kollwig hat das Buch gelesen und ist durch Einstein, daß er nicht die Absicht gehabt habe, an religiöse Dinge die Schilderung der Zeitverhältnisse tief erschüttert worden. Das Einkommen des Jahres 1921 ist maßgebend. zu rühren. Er habe nur den Kontrast zeigen wollen zwischen religiö- hat nicht das Gefühl gehabt, daß Christus herabgefekt werde. Die seinerzeit auch von uns wiedergegebene ziemlich unglücklich fen Lehren und den jehigen Verhältnissen. Ich wollte untersuchen, Es beginnt dann die Vernehmung der Sachverständigen. Als fermulierte Verordnung über die Brotkartenberechtigung wird jetzt mie diese Menschen fich heute benehmen würden, wenn ihnen erster Sachverständiger wird Pfarrer Mauff von der Kaiser durch das Nachrichtenamt des Berliner Magistrats etwas verständ­Christus gegenüberstände. Sie würden ihn genau so ermorden. Ich Wilhelm- Gedächtniskirche gehört. Die Darstellung der Person licher erläutert. Danach hängt die Brotfartenberechtigung grund habe Chriftus nicht lächerlich gemacht, sondern gezeigt, daß selbst ein Christi sei so beschimpfend und schmutzig, daß kein Zweifel an der fätzlich von der Höhe des Einkommens des Jahres 1921 Christus an der heutigen Zeit zugrunde gehen müßte, weil die Leute, vorsätzlichen Gotteslästerung vorläge. Der Sachverständige belegt ab. Sie steht nicht zu: Einzelpersonen bei einem Einkommen die sich Christen nennen, feine Christen sind." Die mit primitiven das durch die einzelnen Stellen des Buches. Es habe die chrift von 30 000 m. und Haushaltungen bei einem Gesamteinkommen von Mitteln wirkende Psychiatrie würde Christus heute für verrückt er- liche Kirche, deren Einrichtungen und Gebräuche, den un 30 000 m. für den Haushaltungsvorstand, zuzüglich je 15 000 m. klären. In der modernen Gesellschaft würde ein so schroffer Buß- derglauben, die Heilige Schrift, die Wiederaufersteh prediger genau so zugrunde gehen wie Savonarola . Christus würde heute von diesen Leuten Gottesfäfterer genannt werden. Der Titel" ng, die Erlösung in einer Weise geschildert, daß sie als Be- für jeden der im gemeinsamen Haushalt verpflegten Haushaltsange­schimpfung aufzufaffen fei. Spott und Hohn, Ironie und Satire hörigen. Das Einkommen des Wirtschaftsjahres 1922( 16. August " Die schlimme Botschaft" foll fein Gegensatz zum Evangelium fein, werden über Christus geschüttet, so daß Drgien der fanatischen 1922 bis 15. Auguft 1923) wird zur Beurteilung lediglich für die Ber­sondern er soll nur ausdrücken, daß aus der guten Botschaft nichts geworden ist, daß man noch immer morde und übel handele. Der Verhöhnung der chriftlichen Kirche in den Kreisen entfesselt werden sonen oder Haushaltungen herangezogen, die nach ihrem Einkommen müssen, die jede Fühlung mit dem Christentum verloren haben. von 1921 nicht brotfartenberechtigt wären; ihre Brotkartenberechti zweite Angeklagte, Verlagsbuchhändler Rowohlt, gibt die Gründe Es sei der Bolschewismus, der sich hier auf das Christentum stürzt. gung lebt nämlich wieder auf( oder gilt als nicht erloschen), des Buches sei er aufs tiefste erschüttert worden, denn die Kriegs- verloren, dann wird jede Autorität uns genommen!" an, die ihn zur Herausgabe des Buches veranlaßt hätten. Beim Lesen Wenn es mit diesen Bestrebungen so weiter geht, dann sind wir wenn sie nachweisen, daß ihr Einkommen im genannten Wirtschafts­jahr das Bierfache der für das Steuerjahr 1921 bestimmten Sätze erlebnisse hätten ihn mit tiefster Erbitterung gegen die heutige Ge- 23 iente bezeichnet das Buch als Machwerk, das die Gefühle nicht übersteigt. sellschaft erfüllt. In dem Buch habe er ein Spiegelbild der Zeit eines gläubigen Ratholiten verlege. Wenn jemand feine Religion umstände gefunden. Bis zur Beschlagnahme feien von dem Buch Eefigt, fann er nicht religiös empfinden. Zweifellos liege eine nur 250 Eremplare abgesetzt worden. Auf Grund der Notizen in Gotteslästerung vor. deutschvölkischen Kreisen seien

Das Urteil war bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt.

Die verzauberte Stunde.

Sie

Curatus

Seit vielen Wochen endlich einmal wieder eine freie Nach mittagsstunde. Draußen lockt das freie Land. Das liegt am Rand der Weltstadt. Dort ist sie wirklich zu Ende, und seht man den Fuß auf die freie sandige Ebene, so kann er, ohne mehr auf Häuserzeilen zu stoßen, bis an den Rhein gehen.

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Die Brotkartenberechtigung.

Franz stellt sich selbst.

Gestern mittag um 21 Uhr erschien bei dem Ersten Staate­anwalt Krause Laurent der aus der Untersuchungshaft ent­wichene Ingenieur Franz mit seinem Verteidiger, Rechtsanwalt Babn, um sich, wie er in einem Schreiben an uns angekündigt batte, wieder in Untersuchungshaft zu begeben. Franz hatte im Laufe des Montags feinen Verteidiger angeflingelt und sich bei ihm zu 12 Uhr gestern mittag angefagt. Die Sekretärin des Rechts­anwalts Bahn, die ihn um 12 Uhr empfing, ging mit ihm in das Moabiter Kriminalgericht, wo Rechtsanwalt Bahn in einer Sache verteidigte, und nunmehr begaben sich Franz und sein Verteidiger zunächst zum Oberstaatsanwalt Schweizer , den sie nicht antrafen. Der Erste Staatsanwalt Krause- Laurent lehnte einen von Rechtsanwalt Bahn gestellten aftentlassungsantrag gegen eine Million Mart ab, dagegen wurde Franz auf Antrag seines Verteidigers wieder im Lazarett des Untersuchungs­

von deutschvölkischer Seite Bestellungen über Bestellungen eingegangen. Diese Kreife haben doch nur Mergernis nehmen wollen. Es folgt dann die Zeugenvernehmung des Dr. Paul Meyer, Leftor bei Rowohlt Er hält das Buch für sehr wertvoll und empfahl es dem Verlag, menn auch fein geschäftlicher Erfolg zu erwarten war. Im übrigen spricht sich der Zeuge fehr anerkennend über die wissen schaftliche Tätigkeit Einsteins aus. Auf Befragen von Justizrat Dr. Rosenberger bestätigt der Zeuge, daß auf eine Umfrage der Firma Rowohlt von Thomas Mann , Professor Köster, Bro­feffor Tönnies und anderen sehr anerkennende Aeußerungen Also hinaus. Nach wenigen Minuten fühlt man sich von eigener über den Wert des Buches vorgebracht worden seien. Der Ange­flagte Einstein führt weiter aus, daß unter dem alten Stimmung gefangen. Straßen, Bäume und Häuser sehen anders Regime ein Buch von Georg Moore ungehindert erscheinen aus denn je zuvor, und doch sind es dieselben, die man schon fonnte, während er in der Republit angeklagt würde, I hundertmal, tausendmal gesehen hat. Man glaubt sie zu kennen und gefängnisses untergebracht.

80] Sachawachiat der Eskimo.

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Bon Ejnar Mikkelsen .

Das war nicht recht von dem Gott der Weißen; er fonnte unmöglich so gerecht sein, wie Mr. Haftings gesagt hatte und taugte im Grunde genommen sicher gar nichts. Oder auch er war parteiisch! Aber das war ja nicht so merkwürdig, alle Weißen halfen einander, weshalb follte der Gott der Weißen denn besser sein? Selbstverständlich half er dem weißen Mann nein, er hätte niemals auf Mr. Hastings Worte hören sollen. Der Gott, von dem der Missionar sprach, fonnte niemals gut für die Eingeborenen sein. Sachamachiat ballte die Hände in ohnmächtiger Wut. " Da oben fitzt er," brach er aus und ftreckte die Arme gen Himmel, Das sagt Mr. Hastings, und nun lacht er über mich, weil ich glaubte, ich könnte mich an einem Weißen rächen. Das ist ein schlechter Gott für uns, aber für die Weißen ist er vielleicht gut genug, mögen sie ihn behalten, nie mehr will ich an ihn glauben, nie mehr will ich von ihm hören, nie mehr soll er genannt werden, wo ich bin."

er sich eine Hütte oder einen Wall zum Schutz gegen den Wind hätte bauen fönnen, der von dem dunkeln, steilen Cape Lis­bourne eiskalt herübergeweht fam.

Der Tag ging zu Ende, die Nacht brach an. Ständig wandelte er auf und nieder; aber die Natur verlangte ihr Recht, er fiel in Schlaf und erwachte erst wieder, als die Sonne am Himmel stand. Er sprang in die Höhe und wollte die Verfolgung aufnehmen, wie er es so manches liebe Mal Dorher getan hatte, doch dann hielt er plötzlich ein: richtig, ich treibe ja mit dem Eis, die anderen sind gerettet, ich gleite dem Tode entgegen! Und mutlos fetzte er sich nieder, zog die. Beine unter sich, und mit den Händen um die Knöchel, dem Kopf auf den Knien, faß Sachawachiat still, unbeweglich, als ob der Tod schon seine Beute genommen hätte.

dem tückischen Eis gehört, das Spalten hinter einem fühnen| Rastlos ging er auf und ab immer noch gegen das Jäger aufriß und ihn vom Festeis abschnitt, so daß er nicht Erfrieren antämpfend. Schnee war nicht vorhanden, aus dem wieder ans Land zurückkommen fonnte. Er war von seinem Bater und allen Erwachsenen vor dem Eis gewarnt worden und hatte unzählige Berichte gehört, wie das Eis mit einem oder mehreren Gefangenen nach dem Meere trieb. Sein ganzes Jägerleben lang war er vorsichtig gewesen, bis jetzt, wo er sein größtes Wild gestellt hatte, da hatte er gerade, als er das Wild zur Strecke bringen wollte, seine Vorsicht vergessen. Und nun trieb er, trieb hinaus, vom Lande fort, allein, ohne Nahrung, dem Tode entgegen. Er sah sich um. Ringsumher war Waffer, schwarz und unheimlich. Der Wind fam von Land und trieb die Scholle weiter fort zu dem Packeis hin, das etwas mehr vor ihm ge­schüßt lag. Aber auch dort war feine Rettung; im Gegenteil, menn feine fleine Scholle zwischen das Eis geriet, würde sie von dessen Herentanz ergriffen und fleiner und fleiner ge­mahlen werden; die schweren Blöcke würden auf sie stürzen und sie unter ihrem Gewicht zerspalten, sie würde in Stücke geriffen, ganz flein werden, verschwinden. Nein, im Badeis würde es ihm noch schlechter ergehen als hier.

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Er saß lange und sah auf das Land aber mit einmal wurde er lebendig, was war das? Cape Lisbourne lag ja nun nördlich von ihm, er fonnte die ganze Küste bis nach Point Hope hinunter sehen. Im Laufe der Nacht, während er schlief, war seine Scholle in die südwärts gehende Strömung geraten, und ruhig und langsam trieb sie nun die Küste ent­lang.

Das gab ihm neue Kraft. Er befand sich ja nun wieder auf der Reise nach Süden, zwar etwas langsamer als vorher und nicht Herr seiner eigenen Bewegungen, aber es war doch die rechte Richtung, und es geschah möglicherweise, daß seine Scholle bei Point Hope , so nah an das Landeis kam, daß er hinüberspringen konnte. Solange die Scholle noch nicht in das Baceis geriet, war noch nicht alles verloren.

Er ging auf seiner Scholle auf und ab, und jedesmal, wenn er an ihr füdliches Ende gelangte, stand er still, und, indem er sich mit der Hand vor dem Sonnenlicht beschütte, durchforschten seine scharfen Augen den Horizont. Würde er denn nicht bald die lange flache Landspige, Point Hope , er­blicken fönnen?

Plöglich fielen ihm die Hunde ein, die vor Joes Schlitten Sachawachial schüttelte die Gedanken von sich ab, fie gespannt waren; er drehte sich blitzschnell herum, wo waren waren überflüssig, jetzt galt es anderes, wichtigeres für ihn, fie? Mit ihrem Fleisch fonnte man doch wenigstens einige und er erhob sich, um zu fehen, wie schlimm es um ihn ftand. Beit das Leben fristen. Doch sie waren fort, nach dem festen Die Eisscholle, auf der er dahintrieb, war nur flein, etwa Eis hinübergeschwommen, bevor die Spalte zu breit wurde, an die hundert Fuß im Durchmesser. Das war alles, und auf und die schnell aufgetauchte Hoffnung verschwand so plöhlich diesem Stückchen Eis segeite er rasch vom Lande fort. Schwarze wie fie gefommen. Allein mar er, allein blieb er, und in einigen Wellchen umspielten sie und leckten über ihren Rand weg Tagen würde auf der Eisscholle ein stilles Bündel Felle liegen, gierig nach der Beute, die ihnen ihr Verbündeter, der Wind, einen erfrorenen Körper feinen, Sachamachiatsum­geschenkt hatte. hüllend. Aber Sachawachiat hatte nicht im Sinne, fich so leicht Er schauderte einen Augenblick. An den Tod zu denken, nehmen zu lassen, er ging so weit vom Rande der Eisscholle ist stets schwer, doppelt schwer, wenn er einen erst nach vielen fort wie möglich und fah sich um nach was?-ja, er mußte qualvollen Tagen des Hungers erreicht; doch er gab sich einen es selbst taum. Es war nicht zum ersten Male, daß ein Eskimo Rud: viele, viele Male hatte er dem Tod ins Auge gefehen, mit dem Eis davontrieb, aber nie wieder war einer zurück- unzählige Male batte diefer seine Arme nach ihm ausgeftredt, gefehrt, um erzählen zu tönnen, was mit ihm geschehen war. aber bis jetzt hatte er ihm noch immer zu entgehen gewußt Aber die Sonne versant im Westen und tauchte in das Einige hatten vielleicht das geheimnisvolle Land hoch im und erst wieder an ihn gedacht, wenn die Gefahr überstanden Meer; ihre Strahlen färbten das Eis mit herrlichen Farben, Norden auf der anderen Seite des Backeises erreicht, das war. Früher mar er dem Tod im Kampf begegnet, er hatte rosa mit dunklen Schatten, die den großen weißen Eisschollen Land, das warm war und voller Moschusochsen, Renntiere, einen Vorteil für sich gehabt, es war fein ungleiches Spiel ge- Leben und Hintergrund verlieben, und selbst die Gegend nach und Bären, das Land, von dessen Reichtum und beispiellofer wesen, aber jetzt- hilflos trieb er ihm entgegen, nichts fonnte Often zu, die hohe steile Kitste, vergoldeten ihre Strahlen. Gaftfreiheit die Sage zu berichten wußte. Da wohnten sie er tun, um das Schicksal abzumehren, nur warten, Hunger Jebe Unebenheit, jede Kluft und jedes Quellchen trat deutlich vielleicht, die weggetriebenen, zurückkamen sie jedenfalls nie- und Durst leiden und warten, unerträglich lange auf den Tod hervor, und die vorher so düster und drohende Landschaft mals, um zu erzählen, was geschehen war. warten, der irgendwo draußen zwischen den Eisschollen hockte wurde hell und freundlich. ( Fortsetzung folgt.) und ihn aus leeren dunklen Augenhöhlen anstarrte.

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Schon seit er ein kleines Kind gewesen war, hatte er von