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Zentner Umlagegetreide au 350 M. pro Zentner

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zu 2800 M.( heute weit überholt)

525 M.

12 600

18 125 M.

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nissen von den vier hauptsächlichsten Getreidearten von Blan einer Finanzreform enthält, sieht tatsächlich umfangreiche brud fomme, es sei ausgeschlossen, daß die Partei für die 6 Zentner Ernte pro Morgen Maßnahmen vor, deren Wirkung ganz besonders von dem guten Wiederwahl des bisherigen Reichspräsidenten eintrete. Willen des Deutschen Reiches abhängt. Es handelt sich um ein Ob diese Information richtig ist, mag dahingestellt bleiben. Unternehmen auf lange Sicht, von dem man erst in Zukunft Er- Tatsächlich tritt die Deutsche Volfspartei schon mit dem Vor­gebnisse erwarten fann. Der positive Vorschlag, der den Antrag schlag der Verschiebung des Wahitermins für die Bei­begleitet und der ein Moratorium für Deutschland auf ehaltung des gegenwärtigen Präsidenten fo ergibt das einen durchschnittlichen Bentner fünf Jahre für alle feine Gelbzahlungen vorsieht, erscheint schon ein. Indessen wird erst die sogenannte Arbeitsgemeinschaft preis von 2180 Mt. Der Friedenspreis war 7,50 Mt. projekt Zentner, die Steigerung ist also 290fach. Dazu kommt noch leht als un annehmbar für die französische Regierung, denn er der Mitte" in den nächsten Tagen eine Besprechung abhalten, Stroh pro Morgen 15 Zentner à 700 mt.= 10 500 mt. greift der Zukunft und dem Gedeihen Deutschlands für einen zu und dort wird die Frage entschieden werden, ob sich die beiden langen Zeitraum vor, ohne daß die Alliierten in dieser Beziehung bürgerlichen Koalitionsparteien in eine vollkommene Abhän­Wenn man die Widerstände in Rechnung stellt, welche irgendeine ernsthafte Grundlage der Beurteilung befigen. Im all- gigfeit von der außerhalb der Koalition stehenden Deutschen seitens der agrarischen Kreise bei der Feststellung der Ernte- gemeinen hat sich übrigens die Stellung der franzöfifchen Regierung Bolkspartei bringen lassen wollen, nachdem sich bereits der flächen sowie Ernteergebnisse geleistet worden sind, so muß seit der Londoner Konferenz im August d. 3. nicht geändert. Wie demokratische Barteitag in spontanen Rundgebungen für die man diese Ernteschäßung als viel zu gering be- erinnerlich, hatte damals die franzöfifche Delegation den Plan einer Wiederwahl Eberts ausgesprochen hat. zeichnen. Dazu kommt, daß die Kartoffel- und Rübenernte umfassenden Regelung der Reparationsfrage vorbereitet, der eine Hindenburg , von dem berichtet worden war, daß er auf eine geradezu glänzende ist. Herabsehung der deutschen Schuld durch Ausgleich mit den allier Anfrage der Deut nationalen fich zur Annahme einer Kandi­Der Widerstand gegen Umlagegetreidepreis wird wohl ten Schulden vorjah. Die Balfoursche Note, die von den batur bereit erklärt hatte, läkt in der hannoverschen Presse er­von einem Teil der Landwirte aus materiellem Vorteil ver Alliierten die Rückzahlung ihrer Kriegsschulden bei England flären, daß er nicht in der Lage sei, zu einer Kandidatur langt, während die Drahtzieher des Landbundes lediglich verlangte, verhinderte Poincaré , seine Pläne vorzulegen. Aber man Stellung zu nehmen, da sie ihm von feiner Seite angeboten dieser Judenregierung" politisch Schwierigkeiten bereiten ist übereingekommen, daß später, und zwar vor Jahresschluß, cine gesichts der Notlage breiter Boltsmassen, Arbeiter, Beamte, umfassenden Sinne des Wortes zu verhandeln. Da die Reparations Kleinrentner, Altersrentenempfänger ist es geradezu eine fommission nur eine vorläufige Entscheidung über die Zah frivole Provokation, von der Not der Landwirtschaft lungen für 1922 getroffen hat, und da sie über die von Deutschland Die Londoner Morningpost" vom 11. Oftober veröffentlicht zu reden, sowie das Verlangen, den Umlagepreis zu erhöhen. zu fordernde Finanzreform nicht entscheiden darf(!), steht die eine Unterredung ihres Münchener Berichterstatters mit Herrn Unsere Partei hat die Aufgabe, diesen schamlosen Wucher mit Rommission von neuem vor derselben Frage. Indessen würde es Getreide unter allen Umständen zu verhindern, und nicht nur logisch erscheinen, daß jede Entscheidung der Reparationsfommission Rupprecht Wittelsbach, gewesenem Kronprinzen in Bayern . für das erste Drittel, sondern auch darüber hinaus für diefe in dieser Beziehung aufgeschoben würde, is die afliierten Regierun- Was ber bayerische Thronprätendent dem Interviewer über die Ernte feiner Nachbewilligung zuzustimmen. Die Not des gen die gesamte Reparationsfrage auf der Brüsseler Konferenz( Ende deutsche Finanzkatastrophe und deren Ursachen fagte, geht über Noltes muß über die agrarischen Ausbeuter, wenn es nicht November oder spätestens Anfang Dezember) wenn nicht geregelt, Gemeinplätze nicht hinaus. Intereſſanter aber sind seine Aeuße zugrunde gehen will, den Sieg davontragen.

wollen. Die Führer des Bundes sprechen dies offen aus. An- Konferenz zusammentreten sollte, um über die Reparationsfrage im worden sei. Was nicht ist, fann ja allerdings noch werden!

Im Reichsrat ist der erhöhte Preis für das erste Drittel der Getreideumlage bekanntlich gegen die Stimmen einiger Länder an­genommen worden. In unserm Bericht über diese Sihung war ver­merkt, daß Berlin nicht vertreten gewesen sei. Bürgermeister Genoffe Ritter, der Berlin im Reichsrat vertritt, teilt uns dazu mit, daß er durch dringende Dienstgeschäfte im Rathaus aufgehalten war und in der Sihung des Reichsrats erst erscheinen fonnte, ais die Abstimmung über die Getreideumlage schon erledigt war. Er würde sonst gegen die Erhöhung gestimmt haben.

Die Währungsmaßnahmen.

so doch wenigstens geprüft haben.

Die Not- wie Rupprecht sie auffaßt.

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rungen über die Möte der einzelnen Stände, denn es geht aus ihnen

Paris , 13. Oktober. ( EP.) Die Reparationsfommission beriet hervor, wie falsch und oberflächlich sich die Welt in dem Gehirn heute nachmittag über die deutsche Finanzlage. De. Temps " teilt eines deutschen Königssohnes nach wie vor widerspiegelt. Er sagte mit, daß der Plan von Bradbury soon am Mittwoch in der Kom- nämlich u. a., nur wer mit eigenen Augen Zeuge der Leiden des mission von mehreren Mitgliedern bekämpft worden sei. Die fran- Mittelstandes und gewisser Angehörigen der Aristokratie zöfifche Delegation werde in der heutigen Sigung einen Gegengewesen sei, fönnte sich ein wirkliches Bild davon machen. Er, entwurf vorlegen. Die Reparationsfommission hält heute wahr. Rupprecht, habe Freunde, die sich feine warme Kleidung und noch scheinlich ihre feite offigiöfe Eizung über die deutsche Finanz- meniger einen Wintermantel faufen fönnten. Leute, die früher ein lage ab. Nachher wird sie sich offiziell versammeln, um einen Auto besaßen, feien jetzt ausschließlich auf Kartoffelnahrung ange Beschluß zu fassen. wiesen und könnten sich nur alle vierzehn Tage gelegentlich einmal den Lurus einer Fleischspeise leisten. Sie müßten ihre Hausarbeit felbft beforgen und hätten ihren Dienstboten gefündigt. Ihm fet ein ehemaliger Armeekommandant an der Ostfront bekannt, der fürzlich eingestanden habe, daß er sich schwach fühle, nachdem er einen Monat lang fein Fleisch gegelsen hätte.

Fortsetzung der Kammerdebatte.

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Paris , 13. Oftober.( WTB.) Die Kammer fette heute die Interpellationsdebatte fort. An erster Stelle interpelliert der sozia­liftische Abgeordnet Canavelli über den Matrosenstreit. Das Reichslabinett trat gestern, Freitag, nadimittag zur Als nächster Redner interpelliert das Mitglied der Arago- Partei, Nach dieser zum Teil offenfundig start übertriebenen Schilde­Beratung weiterer Maßnahmen, die zu einer Stabili Marcel Subert, über die Maßnahmen, die die Regierung getroffen rung eines Flends, das sich zweifellos im Maitelstande bemerkbar sierung der Mart führen sollen, zusammen. Besprochen habe oder zu treffen gedenke, um den Frieden aufrecht 3 macht, jedoch nur bei solchen Mitgliedern der sogenannten Aristo­wurde u. a. der Plan der Währungsanleihe. Auch erhalten und eine gerechte Regelung der Forderungen an fratie, die weder die Fähigkeit noch den Willen aufbringen können, die Idee der Goldanleihe stand zur Debatte. Die Ver- Deutschland sicherzustellen. Nach seiner Ansicht ist es Zeit, daß die einen Beruf zu ergreifen, nachdem sie jahrzehntelang als Parafiten handlungen sollen in den allernächsten Tagen fortgesetzt wer: Abgeordneten ein Arbeitsprogramm aufstellen und der Regierung der menschlichen Gesellschaft bei Hofe" ein gänzlich überflüssiges den. Ueber das bisherige Ergebnis der Beratungen wird für seine Durchführung eine homogene Mehrheit zur Verfügung Dasein geführt hatten, entwickelte Rupprecht dem englischen Bericht­strengstes Stillschweigen beobachtet. stellen. Deutschland werde von einem Rassegefühl beherrscht; man müsse sich also wundern, daß es Franzosen gäbe, die sich wegen Zwangsandrohungen aufregten, die man gegen das im Bankerott stehende Deutschland anzuwenden gedente. Zahlreiche Deutsche , die sich während des Krieges bereichert hätten, hätten ihr Bermögen nach dem Ausland gebracht; aber Frankreich könne aus dem Frie­densvertrage das Recht herleiten, das Privatvermögen in Deutsch­Iand zu beschlagnahmen.

Havas meldet, das Dekret der deutschen Regierung, daß den Verkehr mit ausländischen Devisen regelt, sei von den Alliierten günstig aufgenommen worden, jedoch fei man der Ueberzeugung, daß noch andere Maßnahmen ins Auge gefaßt werden müßten.

Die Ausgleichszahlungen.

Die Verhandlungen über die fünftige Entwicklung des Ausgleichverfahrens, zu welchem die Ausgleichsämter der Ententestaaten Vertreter nach Berlin entsandt haben, haben gestern, Freitag, begonnen. Sie werden voraussichtlich eine Reihe von Tagen in Anspruch nehmen.

Zur Reichspräsidentenwahl.

Das Geheimnis der Deutschen Volkspartei.

erstatter folgendes paradiesische Bild der Lage der Arbeiterschaft:

Unzweifelhaft ist der Arbeiter verhältnismäßig der Wohl­habendste von allen, da diesem eine gleitende Lohnffala zugute fommt, die den veränderten Verhältnissen angepaßt iſt und mit jeder Erhöhung der Lebensmittelpreise automatisch(?) steigt. Da ein Arbeiter etwa 100 Mark pro Stunde verdient, beträgt sein Lohn mehr als das Jahresgehalt eines Minister­präsidenten 1914. Aber selbst dann ist der Arbeiter nicht besser baran als vor dem Kriege.

Troß dieser Einschränfung wird die deutsche Arbeiterschaft diese Erklärung des Wittelsbachers als einen Schlag ins Gesicht empfinden. Der Vergleich mit dem Miniftergehalt von 1914 ift

Der Vorstand der Deutschen Boltspartei hat sich am Frei. ebenso geistreich wie überflüffig. Aber die ganze Gegenüberstellung Frankreich gegen fünffährigen Zahlungsaufschub. denten befaßt. Gin offizieller Bericht über seine Stellung lebenden Arbeiterschaft ist eine absichtliche Berhöhnung des Prole­tag mit der Frage der Neuwahl des Reichspräsider angeblich verhungernden Aristokratie und der angeblich am beften Paris , 13. Oktober. ( Hanos.) Unter dem Vorsitz des Minister- nahme ist noch nicht ausgegeben worden. Dagegen weiß die tariats. Auch die Behauptung, wonach die Löhne automatisch mit präsidenten fand heute bormittag eine Ronferenz über die Haltung" Dena" zu melden, daß die Führer der Partei, Dr. Stresemann der Teuerung Schritt hielten, ist entweder eine bewußte unwahrheit der französischen Regierung zum Marksturz und feinen Folgen für und Herr v. Raumer, beim Reichskanzler vorgesprochen hätten, oder ein Beweis absoluter Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse. die Reparationszahlungen statt. Der Borschlag Sir John Bradum ihm nochmals die Gründe für eine Berschiebung burys in der Reparationstommiffion wird den Gegenstand einer der Wahl vorzutragen. Die Dena" will außerdem wissen, eingehenden Prüfung bilden. Der Teil des Vorschlages, der den daß in dem Beschluß der Volkspartei flipp und flar zum Aus- tober, um 11 Uhr vormittags zusammen.

Gott in Paragraphen gepreßt.

Bon Carl Einstein .

[ vor allem in das ohne Klugheit abgefaßte, der Anflage zugrunde­liegende Gutachten, start politische Momente eingeordnet waren. Der so sensitive Staatsanwalt war nicht gegen die Odinsleute ein­geschritten, die eindeutig und aus flarem Antisemitismus heraus den

Der Aelteffentat des Reichstags tritt am Dienstag, den 17. Of­

Die Welt mit den zwei Seiten. Bon Joseph Roth .

Weshalb aber rettete der Kapitänleutnant, deffen Ziel es ist, möglichst viele Menschen umzubringen, just jene zwei? Geſchah es aus eruptiver Liebe zur Welt? Aus ploßlich unüberwindlich gewordener Chriftlichkeit? Soll ich die Nächstenliebe für jene zwei begreifen, so bleibt mir der nächstenhaß gegen die tausend anderen

Der Rapitänleutnant Tilleffen, Mitglied der Drgesch und der der protestantische Gutachter bekämpften die kommunistischen Ten- anderer Vereine, deren Zweck der phrasenumsponnene Mord ift, hat Gott Jesus abgesetzt hatten. Gutachter wie Antläger und vor allem Organisation C., des Deutschnationalen Schuh- und Truzbundes und benzen des Buches. Erklärte doch der oberfläch.iche Kaiserinnen- im Rathenau - Prozeß erzählt, daß er einmal in einem Geekampf zwei prediger Mauff, daß Erpressionismus und Bolfchemismus identisch Menschen das Leben gerettet hat. Ich sah mir das Angesicht des feien und die Kirche eben gegen diesen Expressionsmus geschüßt wer- Stopitänleutnants an und glaubte ihm sowohl die Menschenrettung Den müsse. Der Herr Pfarrer verteidigte eben neben der Religion wie den Mord. noch den Besitz seiner Pfarrkinder und er wie der Staatsanwalt ver stehen unter christlicher Gesellschaftsordnung anscheinend schlechter bings nur den Kapitalismus . Ich gestehe, einen solch unchriftlichen Borwurf hätte ich von einem Theologen nie erwartet: jedoch solcher Anwurf flärt scharf und grell über den politischen Nebenfinn der Anklage auf. Vor allem protestiere ich gier oegen eins, nämlich, daß ein Rätsel. der Staatsanwalt in einem Gotteslästerunnsprozeß Aeußerungen Ein Kamerad im Felde, der eine Kote( Höhe) erstürmen half, tue, die geeignet sind, das Ansehen und die staatlich geschützte Gött hefam eine Auszeichnung, und ein anderer, der seinem Leutnant Staatsanwalt, ber keinen Sag der Berhandlung zu seiner Anflage Rettung, den Gewehrtelben und die Tragbahre, das Giftgas und die lichkeit der Person Jesu aufs bedenklichste zu mindern. Dieser das Leben rettete, ebenfalls. Man schätzt also das Töten und die zu verwenden in der Lage war, und zwar offenfundig, da er der Verbandwatte. Berhandlung zu folgen nicht vermochte, diefer republikanische Staats­anwalt tat folgende rüde Aeußerung: Der Angeklagte Einstein ein geborener Jude und dazu Diffident, will dem Gericht weismachen, et habe religiöses Gefühl." Wenn ich recht unterrichtet bin, war doch auch der vom Staatsanwalt zu verteidigende Jesus Jude und jüdischer Dissident, da er mit dem jüdischen Rabbinentum verfiel. Also was will der Staatsanwalt gegen Jesus ? Oder meint der Barlograph des Mauffschen Gutachtens den Wodan?

Es erstaunte mich, daß Geistliche Antiagen wegen Gottesläfte rung unterſtüßen, ja jogar dem Staatsanwalt gewissermaßen An­flage und Plädoyer verfassen. Zunächst sehe ich nicht, wie Gött­fiches, das als schlechthin Unendliches, Unfaßbares van den Theo­logen definiert wird, in einen Paragraphen gepreßt werden kann. Diese Geistlichen, die alles taten, um zu erweisen, Gott sei durch meine Urbeit Die schlimme Botschaft gelästert, hatten wohl ungenügend nur die Evangelien gelesen; wenigstens verschwiegen sie, daß hierin an mehreren Stellen deutlich gesagt ist, daß jede Gotteslästerung vergeben werde. Warum also eifern diese Christen gegen Gottes lästerung und stellen sich somit in Gegensah zu ihrem Evangelium? Man hat den Eindruck, daß die beiden recht unwissenden Sachver ständigen nicht Gott, sondern die Kirche verteidigten. Der evan Kirche vielfach gerade durch Gotteslästerung sich umgebildet haben, gelische Geistliche häite vor allem wiffen müssen, daß Religion und wie ja auch Jesus der Gotteslästerung verklagt war und derentwegen einem Justizmord zum Opfer fiel. Aber diese Geistlichen verteidigen nicht Jesus als ein überhistorisch kaum Festlegbares, sondern den Jefus der unzulänglichen Staatsanwälte, den Jefus als Pfeiler der Gesellschaft. Ich glaube nicht, Jesus wird durch den§ 166 geschützt, sondern Jefus wird mißbraucht, um die Gesellschaft zu schüßen, und zwar eine recht unchriftliche. Man warf mir vor, der Jefus der schlimmen Botschaft" sei ein verzerrter Jesus, nicht der Heiland der Evangelien. Soll aber Jesus , und das sehen wir am deutlichsten in den Evangelien, in Beziehung eben zur Gesellschaft gesetzt wer den, aber nicht als staatsanwaltlicher Pfeiler, sondern als ein Ent­fchiedener, der fordert, reflektiert, verwirft und tämpft, so muß er bestimmte Eigenschaften erhalten, um überhaupt auf die Gesellschaft eingestellt zu sein. Jedoch nichts falscher, ja nichts herabfentender für einen Gott, als wenn er nichts weiter fein soll als die Stüge brüchiger Institution und wankender Ueberlieferung; und man den Pfeiler mit Gewalt schüßt, im ficheren Gefühl, daß die Inftitutionen manten. Jeder Schuh der Kirche geht aus dem 3u geständnis wachsenden unglaubens, b. h. gestei gerter Unzulänglich feit der Kirche, hervor. Es wurde mir vorgeworfen, daß ich Dinge gegen die Auf­erstehung fagen ließ; man ignorierte, juristisch gefehen, zunächst völlig, daß nicht der Verfasser, sondern Personen des Stückes solche Ausführungen machten; jedoch wie eng, wenn man das Dogma und deffen Mythus zu schüßen glaubt, indem man sie unter die Pro teflon des Staatsanwalts fett. Mythische Dinge können nur burch eine uns ungemein schwierige Intuition geglaubt werden, und viel leicht liegt eines unserer schwersten Leiden, aber auch unfere vor. fichtige Demut darin beschlossen, daß wir felten noch mythisch erleben und das eigentlich religiös- metaphyfische Erleben immer mehr der Materialifierung, des Mythologischen enifleiden wird. Jedoch der Schriftsteller fann noch durch Gerichte dazu gezwungen werden, Untlar blieb mir troh langer Verhandlung die Mentalität, die daß er nicht Bersonen darstelle, die an Auferstehung verzweifeln. im Rampf für oder gegen Geiftiges Staatsanwalt und Ginstampf. Das wurde durch Urteil der 4. Straffommer einwandfrei festgefeßt. maschine aufbietet und Gedanken durch Bernichtung von Druckschrif Wie unreligiös diefe auf Paragraphen gebrahtete Religion zu fein ten oder Blatten an ihrer Wirksamkeit behindern will. Doch eines scheint, ergab sich besonders deutlich daraus, daß in die Anlage und list mir nun gerichtlich bestätigt: der Peffimismus meines Buches.

Nun das Urteil: Ich weiß, trotz allen Rechts, bei aller Achtung vor dem Gerichtshof, dem ich gegenüberstand, der Prozeß war eine Machifrage zwischen äußerlichen, automatischem Kirchentum und einem noch nicht durch Paragraphen geschützten und patentierten Geist, weil eben Geist juristisch nicht festlegbar ist. Ich hätte ein Urteil gefchäßt, ein fanatisches, ein ,, Ja fei ja und nein, nein". Ge­fängnis oder Freispruch. Doch man ging nach Hause mit gerichtlich bestätigtem Wissen, daß Berleger und Autor achtbare Bürger feien, die einmal ohne Abficht Kriminelles begongen hätten. Ich selber glaube, daß wenn einer wahrhaft Gott lästert, es eine solche Tra­gödie ist, daß daneben jedes Gericht lächerlich ist; wenn ein Mensch bermaßen gequält ist, daß er über seinen Gott, und dann nie den metaphysischen, sondern immer einen mythischen, Gericht hält. Das Urteil, das mein Verleger und ich empfangen, war ein Kompromis: Antläger und Beflagte, ein jeder hatte Recht und Unrecht erhalten. Suum cuique. Ein entschiedenes Urteil, meinetwegen ein inquifi. torisch hartes, hätte meine Ansicht über den Charakter heutiger Rompromißgesellschaft cher verbessert. So aber war man verbind lich; man diskutierte und schied mit der Feststellung, bak 15 000 m. einem Erzürnten zur Versöhnung zu opfern seien. Merkwürdiger Materialismus.

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Allerdings man schäfte alle diefe widerspruchsvollen Dinge nur, wenn sie zusammen gebraucht wurden. Ja, die Tragbahre vers banfte ihren Wert dem Karabiner, die Verbandwatte wurde nur bank der Existenz des Bajonetis anerkannt. Ohne Generäle wäre das Rote Kreuz nicht vorhanden, und wenn die Gemeinheit nicht da wäre, fönnten wir der Barmherzigkeit entbehren.

Wenn die Könige feinen Krieg machen, brauchten die Prin­zeffinnen nicht Pflegefchwestern zu werden, und der rettende Ansichts­fartenengel, der seine Gloriole wie einen Regenschirm über den verwundeten Krieger hält, ist der Bruder jenes Teufels, der die 42-3entimeter- Ranonen erfindet.

Denn so ist es in dieser Welt, daß der Kaiser die Männer tötet, um die Witwen und Weisen zu unterstützen. Neben der großen Fabriken stehen die Versorgungshäuser, und die wohltätige Linke weiß nicht, was die verbrecherische Rechte tut.

Ich glaube also jedem, daß er zwei Menschen das Leben gevettet hat und mehreren zu rauben es imftande ist. Die Welt um uns hai nämlich mei Rehrseiten, von denen eine Bestialität heißt, die andere Wohltätigkeitskomitee.

Berliner Proletarlerjungen und künstlerische Körperschulung. Man schreibt uns: In seinem interessanten Bericht über die Bor führung der wichtigsten Methoden fünstlerischer Körperbildung spricht 2. Roch die Bermutung aus, daß die schlanken Mädchen mit den feingefchnittenen Gesichtern. die unter Leitung von Charlotte Pfeffer rhythmische Gymnaftit der Schule Dalcroze zeigten, Berlin ." verförperten. Ei fnüpft daran Bedenken, ob das Syftem vielleicht für männliche Teilnehmer weniger geeignet fei und den Wunsch, daß Fräulein Pfeffer es einmal mit Berliner Proletarierjungen versuche. Dazu darf ich vielleicht ergänzend auf flären: derartige Versuche sind schon gemacht und glänzend gelungen! Buerst einmal vor etwa 10, 12 Jahren in Hellerau selber, wo die Dorfjugend scharenweise die rhythmischen Gymnastitturse besuchte. Und dann, seit einem Jahr, hier in Berlin . An unserer Bolts­