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Vorschläge gewissermaßen in unserem Namen klar zum Aus- druck gebracht hat. So sehr die deutsche Sozialdemokratie ent- schlössen ist, den Nationalismus und den Kriegsgeist innerhalb der Grenzen des Reiches zu bekämpfen, so wenig wird sie je- mals ihre Zustimmung zu Maßnahmen erteilen, die unter der Maske der Friedensliebe und der Versöhnung in Wirklich- keit den schlimmsten Annexionismus und der ge- fährlichsten Entfachung nationalistischer Leidenschaften Vor- fchub leisten würden. * Paris , 8. November. (WTB.) Zur gestrigen Kammer- rede Loucheurs schreibtJournee Industrielle": Die Rede war eine Programmrede und nach Ansicht aller Abgeordneten ein groß angelegtes Unternehmen zu dem Zweck, das MinisteriumPoin- care ins Wanken zu bringen. Der Finanzminister de Losteyrie machte gute Miene zum bösen Spiel. Poincare selbst schien keinen Kampf zu wünschen. Tardieu schreibt imEcho National" u. a.: Loucheur wollte sich sicher, und das ist sein unbedingtes Recht, der Kammer als Regierungschef anbieten. Es scheint nicht, als ob feine Rede feiner Absicht in vollem Maße entsprochen hätte. Namentlich ist seine Behauptung, daß Frankreich auf keinen Fall seine Schulden bei England und bei den Bereinigten Staaten be- zahlen könnte, eine schlechte Vorrede zu den Projekten, die man ihm zuschreibt. Im übrigen ist es, wenn in Brüssel die Reparationsfrage von neuem aufgeworfen werden soll, sehr gefährlich, Wasser auf die Mühle unserer Gegner zu leiten, indem man Hinsicht- lich der stanzösischen Schulden sich auf denselben Beweisgrund be- ruft, mit dem die Deutschen ihre Zahlungsverweigerung begründen. Englanüs Außenpolitik. Eine Rede Lord CurzonS. London , 8. November. (WTB.) In einer Rede in der City gab Lord Curzon einen Ueberblick über die äußere Lage und er- klärte, Hauptgrundsatz seiner Politik sei die Aufrechterhaltung der Einigkeit unter den Alliierten. Zur europäischen Lage sagte«r, England werde durch die schwere Bürde der Steuern und der Arbeitslosigkeit' niedergedrückt, Frankreich werde von einer schweren Schuld bedrückt und leide wegen der Repara- Honen, während Deutschland sich in einem Zustand politischer Unbeständigkeit befinde und durch äußersten Verfall seiner Währung geschwächt werde. Rußland stehe noch außerhalb' der Gesellschaft der Nationen. Oesterreich sei nur durch das Eingreifen der Mächte vom Unterganze gerettet worden. Italien habe unter mehr als einer Zuckung zu leiden gehabt und der Nahe Osten befinde sich im Zustande des Chaos. Zu den Forderungen der Kemalisten und den kürz- lich in Konstantinopcl vorgenommenen Aktionen sagte Curzon , diese Ansprüche könnten nicht geduldet werden, sie seien eine Beleid i- g u n g gegenüber den Alliierten und eine Herausforderung gegenüber Europa . Er hob die Einigkeit hervor, die zwischen den alliierten Vertretern in Konstantinopel herrsch« und die von ihren Regierungen bekräftigt worden sei. Cr gab dem Vertrauen Aus- druck, daß diese Einigung aufrechterhalten bleiben möge. Groß- britannien sei berät, sie aufrecht zu erhalten, aber wenn sie durch eine Aktion, die nicht von englischer Seite kommen würde, ge- brachen würde, so würde England nicht imstande sein, die Last allein auf sich zu nehmen. Ich würde bereit gewesen sein, in Lausanne beträchtliche Opfer für die Sache des Friedens zu bringen, aber die Türkei muß lernen, daß es eine Grenze für die Zugeständnisse gibt, die wir zu machen willens find und daß wir den Frieden nicht für den Preis der Demütigung und Schande erkaufen können. Curzon sagte weiter: Frankreich ist geneigt zu glauben, daß wir Deutschland gegenüber eine unzulässig« Nach- giebigkeit zeigen: das ist keine gerechte Beschuldigung. Unsere Sympathien würden natürlich eher mit dem Lande fein, an dessen Seite wir gekämpft haben, als mit dem Lande auf der anderen Seite des Stacheldrahtes. Wir waren immer von dem Gefühl durchdrun-

gen, daß die wirtschaftliche Wiederaufrichtung Deutschlands für Europa von wesentlicher Bedeu- t u n g ist, und es sollte Deutschland die Möglichkeit gegeben werden, sein Gleichgewicht und seine Selbstachtung wiederzuge- Winnen. Aus diesem Grunde sind wir stets für die Zulassung Deutschlands zum Völkerbund, falls Deutschland eine solche wünscht, eingetreten. Ich werde sicherlich nicht dazu beitragen, daß Deutschland einer berechtigten Verpflichtung sich entzieht. Ich möchte Deutschland nicht auf Kosten des Alliierten begünstigen und möchte versuchen, zwischen den beiden fair zu sein. Ich hoffe noch, daß wir mit friedlichen Mitteln zu einer Lösung kommen, und ich glaube, daß jeder versuch, die Frage mit Gewali oder durch will- kürliche Maßnahmen zu erledigen, sehlschlagen würde. Bonar Law hat Frankreich die Freundeshand hingestreckt, und ich hoffe, daß Frankreich sie ergreifen wird. Bezüglich Italiens erklärte Lord Curzon , die Regierung sei geneigt, die Uebernahme der Macht durch Mussolini als ein Vorzeichen freimütiger und enger Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu betrachten. Sich dem Völkerbunde zuwendend, er- klärte Lord Curzon , die britische Regierung werde ihm jede Untere stützung leihen. Ter neue englische Botschafter in Paris . Pariser Meldungen zufolge ist Sir William Tyrell, bisher? Sekretär im Londoner Auswärtigen Amt, zum englischen Boffchaftep in Paris ernannt worden. Die Wahl Tyrells fft bezeichnend für den Kurs, den das Ministerium Bonar Law in seiner Politik gegenüber Frankreich einzuschlagen gedenkt. Denn der neu« Boffchaster ist ein Vertreter jener Richtung, die die in den letzten Iahren getrübten Beziehungen zu dem Nachbarn jenseits des Kanals wieder so freundschaft- lich als möglich gestalten möchte. Tyrell war einer der intimsten Ratgeber Greys, als dieser das englische Außenminssterium innehatte, und er hat auch damals vor dem Kriege zusammen mit seinem Chef an der Schaffung und Ausgestaltung der Entente ge- arbeitet. Nun darf die Politik dieses Diplomaten nicht dahin ausgelegt werden, als ob sie heute noch ihre Spitze gegen Deutschland richte. Wir glauben vielmehr zu wissen, daß Sir William Tyrell von einer günstigen Rückwirkung eines guten englifch-franzöflfchen Verhältnisses auf die deutschen Interessen überzeugt fft. Aus seinem Munde fiel gelegentlich das Wort, daß es grausam sein würde, Deutschiand vor die Wahl: Frankreich oder England zu stellen. Er wollt« damit sagen, daß ein Konflikt innerhalb der Entente für Deutschland keinen Dorteil bringe, und daß es im Gegrn- teil ihm nur zum Nutzen gereichen könne, wenn England in der Lag« fei, in Paris einen gewissen fänstigenden Einfluß auszuüben. Das SelbMerwaltungsrechtim Saargebiet. Saarbrücken . 8. November.(Mtb.) Die Saarregierung hatte bekanntlich die Wahl des Dr. D r e t t a r aus Viersen (Rhein- Provinz ) zum OberswÄendirektor für das städtische Reformgymnastuni nicht genehmigt,weil sie grundsätzliche Bedenken trage, nicht im saarländischen Schuldienst tätige Schulbeamte einzustellen". Ja der gestrigen Stadtverordnetensitzung stand die Besetzung der Stelle erneut zur Abstimmung. Die Stadtverordneten hielten in über- wiegender Mehrheit(32 zu lg) an ihrem ersten Beschluß fest und entschieden sich abermals für Dr. Brettar in der Auffassung, daß die Gemeinden unter ollen Umständen ihr S e l b st v e r w a l t u n g s- recht zu verteidigen hätten. Bei dem neuen Teschluß war ferner die Tatsache mitbestimmend, daß die Saarregierung in dem gleichen Augenblick, wo sie die Einstellung eines deutschen Schulmannes ab­lehnte, einen Luxemburger, also einen frankophilen Ausländer, nämlich den Vizepräsidenten des luxemburgischen Obergerichts, Liesch, in eine einflußreiche Stellung der Saarregierung einsetzte.

vom Lieferstrelk der Agrarier ia Bayern . Die Gefährdung der Vrotveriorgung Hai nach einer Meldung derTU." in München so ernst« Formen angenommen, daß aus Mangel an Brotmebl heute bereits mehrere Bäckereien nicht mehr imstande waren, Marken- brot herzustellen.

Antwort an Loucheur. Gegen gefährliche N Heinlandpläne. Der ehemalige und wohl auch künftige französische Mini- ster L o u ch e u r hat von der Kammertribüne herab eine wirt- fchaftspolitjsche Rede gehalten, die zwar in manchen Punkten sehr anfechtbar, in vielen anderen aber durchaus vernünftig erscheint, und die sich jedenfalls von den verständnislosen Deklamationen vorteilhaft unterscheidet, die man sonst an dieser Stelle zu hören bekommt. Er hat jedoch in dieser Rede Ideen über die künftige Gestaltung der deutschen Rheinprooinzen entwickelt, die um so weniger widerspruchslos hingenommen werden dürfen, als sie scheinbar versöhnlicher sind, als der von P o i n c a r ä vertretene Standpunkt. Der französische Ministerpräsident hat nämlich in einem Zwischenruf erneut seine Theorie vertreten, daß dieBesetzungssristennoch nicht zu laufen begonnen hätten und erst dann zu laufen beginnen würden, wenn Deutschland seine Verpflich- tungen erfüllt hätte. Diese ungeheuerliche These haben wir von Poincar� bereits wiederholt vernommen, das erstemal vor etwa einem Jahre im Laufe einer Polemik gegen Andrö Tardieu imTemps", kurz bevor er Ministerpräsident wurde; später in seiner Programmrede und dann noch in der bekannten Brandrede von Var-le-Dnc während der Konferenz von Genua . Wir haben damals bedauert, daß die Reichs- rcgierung keine Veranlassung nahm, gegen diese grausame und obendrein durchaus vertragswidrige Auslegung der Friedens- bestimmungsn zu protestieren. Denn eine solche Theorie würde nur dazu führen, die ruinöse Besetzung in alle Ewigkeit fortzusetzen, von der Genosse L<?on Blum in seiner vor- trefflichen Rede tags zuvor mit Recht sagte, sie habe bisher lediglich den Erfolg gehabt, die von Deutschland bereits be- zahlten zwölf Milliarden zu ve Mch l i n g e n, und sie sei fortan nur noch ein Element de?Hasses und der Keim künftiger Kriege. Wie leicht würde nämlich Poincarö oder ein sonstiger französischer Shylock nachweisen können, daß irgendein beliebiger Punkt des Berfailler oder des Lon- donsr Diktates noch nicht restlos erfüllt fei, und daß daher die fünfzehn Jahre noch nicht zu laufen begonnen hätten! Der Plan, den aber Loucheur demgegenüber entwickelt hat, ist aber nickst weniger geeignet, die nationalistischen Leiden- schaften in Deutschland zu entfachen als die barbarischen Theorien Poincarös. Erstens gestatten wir uns zu bemerken gegenüber der von Loucheur unter dem Beifall seiner Zuhörer aus- gegebenen Parole:Das Rheinland den Rheinländern!", daß diese Frage die französische Kammer ebensowenig etwas angeht wie die irische Frage den Deutschen Reichs- tag. Auch linksstehende französische Politiker können es nicht lassen, die rheinische Frage als eine Frankreich berührende Angelegenheit hinzustellen und angebliche Gegensätze zwischen dem Rheinland und Preußen zu konstruieren. Sie mögen sich gesagt fein lassen, daß das gesamte deutsche Volk und nicht zuletzt diedeutscheSozialdemokratie derartige Ausführungen als unerträgliche Ein- Mischungen in unsere inneren Verbältnisse empfindet, die viel schlimmer wirken als die schärffte Finanzkontrolle. Herr S m e e t s mag mit seinem sranzösischen Golde ein paar! hundert reaktionäre Anhänger gedungen Huben, er wird stets von mehr als S9 Proz. des deutschen Volkes und von 100 Proz. der deutschen Arbeiterschaft als ein H o ch v e r r ä t e r an- gesehen werden, der sein Treiben lediglich unter dem Schutze der französischen Bajonette fortsetzen kann. Deshalb wird der phantastische Plan einerinternatio- nalen Schutztruppe mit überwiegend französischem Einschlag" in Deutschland nicht anders aufgefaßt werden können, als ein verschleierter Versuch Frankreichs , feine bewaffnete Hand auf das linke Rheinufer dauernd zu legen. Genosse M o u t e t hat Loucheur sogleich zugerufen, daß kein deutscher Sozialdemokrat jemals diesen Plänen zustimmen würde. Wir danken ihm dafür, daß er mit sicherem Instinkt das gänzlich Unannehmbare solcher

Stakt derHelmwelt" bringen wir heute eine Gedenk- nvmmerZum 9. November". fiy-tr qr er t c er irr* rr r* r* tr* r* y-r* rr fr t ir tt* lr h* tir er c t g cp

Srüüerlicher Morgen. Von Rolf Gustao Haebler. Schwüle lag über der Welt. Bälker starrten. Raubiieren gleich, Zwischen den Gittern der Staaten.., Da fällt Zuckend der Blitz: Reich um Reich Brenn' aus lodernd blüh'n die eisernen Saaten, Gitter stürzen. Blenschen entfesselt im Wahn: Europa brennt! sie zünden der Menschheit heiligstes Bildnis an. Graue Schande kriecht über graue Erde. Welt ist Faust: Menschheit leere Geberde. Du bist ein Nicht», Zahl. Nummer, ein Irgendwer, Weniger denn eine Granate oder ein Maschinengewehr. Du Blann, du Frau, du liebes Kind: Irgendwo Heimal nnd Liebe sind, Irgendwo ist Frieden. Irgendwo ist Brot... Bolk, dir ist beschiedcn Nur die bittere Not. Volk! deine harken Hämmer kreisen, Deine Frauen und Kinder schassen in der Fabrik Bolk! verweht sind deine lieblichsten Weisen, Verloren dein seligstes Glück! Volk! Erwache! Schwing dich an Bord In Scharen. Massen, Kompagnien und marschier Segen das Schicksal Krieg, gegen das Scheusal Mord! Sprich einmal nur das trotzige drohende Work: WIR!» Da strömt ans Fabriken, Mielhöhlen, Kasernen, Aus Höhen und Tiefen, Nähen und Fernen. Volk um Volk, die grauen Scharen, Und voran, in lodernden roileuchtenden Haaren Das trotzige Weib: die Revolution! Klirrend fällt Thron um Thron. Entlarvt stehen die Spieler im grellen Licht: Das alte Europa zerbricht. And schau: aus der Asche glühender Not Hebt sich ein neues Morgenrot: Aus Trümmern, aus Hagel, Donner und Sturm Steigt langsam und mählick ein fester Turm. Millionen Hände sind am Bau, Es schafft der Mann, es schafft die Frau, Am fernen Himmel dämmert das kommende Licht: Auf. Werkleuke all! aus Dunkelm bricht Brüderlicher Morgen, der uns alle umspannt: Da» freie wundervolle Menschenheimatland!

Stolzer November. Von Hans Bauer. 4. August 14~ 9. November 18: das sind nicht nur Mark- steine deutscher Geschichte, sondern hoch darüber hinaus Grenzmög- lichkeiten menschlicher Seelenhaltung. Mögen die um Ludendorff schon dieses Datum als das des Zu- sammenbruchs, jenes als das der nationalen Erhebung in ihren Kalendern führen. Wir wissen es besser, daß der 4. August unfern Zusammenbruch bedeutete, indem er ihn einleitete, und der 9. No- vember die Erhebung, indem er die Gesinnung liquidierte, die zum Zusammenbruch geführt hatte. Es soll heute nicht darüber gerechtet werden, daß der 9. November in der Folgezelt manches unerfüllt ließ: sein Atem war groß und rein. Der Geist des revolutionären Geschehens an der Front und zu Haus war sauber. Er war kein Rachegeist, der in die Gefängnisse warf und auf die Schafotte führte, keiner, der plünderte und anzündete. D« Herz der Revolu- tionäre war erhoben. Es ging ihnen nicht um Knechtung anderer. Es ging ihnen um ihre Befreiung. Große Worte sielen. Tönende Ansprachen wurden gehalten. Vieles war schwülstig daran. Es wimmelte von Morgenrot und Auferstehung und Freiheit und Brüderlichkeit. Es war vieles verschwommen und unfertig. Aber gerade darin offenbarte sich der Aufruhr der Herzen, das geistig« Moment, die aus einer heißen Sehnsucht geborene Wucht der Be- wegung. Wer sehenden Auges die Novembertage draußen miterlebt hat, der weiß, daß nur dreiste Verlogenheit das, was damals geschah, als Ausfluß planmäßiger Bearbeitung bezeichnen kann. Was geschah, das war elementar. Das lag damals einfach in der Luft, daß das nun ein Ende haben müsse, daß der gemeine Soldat seinen Offizieren unbedingt untergeordnet sei, daß dies« im bombensicheren Unterstand saßen, während er Grabendienst schob, daß diese überall, auf der Bahnfahrt, beim Arzt, in der Kantine, über- und überall bevorzugt wurden. Das lag damals in der Luft, daß die mili- tärischen Mißerfolge eine Explosion in den Seelen derer zur Folge haben müßten, die in sie geführt worden waren. Es ging damals nicht um Tifteleien. Es ging um große Menschendinge. Es ging um die Erfüllung großer Sehnsüchte. Es mußte über dieser ewigen Todbedrohung im Schützengraben, diesem Wildgewordensein der Kriegsindustrie in der Heimat, der strengen Unterschiedenheit in Charge und Muschkote ein anderes geben. Dieses Anders, Besser« suchten sie. Was zu fordern wäre, das wußten in den Tagen des Umschwungs die nicht, die d'e roten Fahnen an den Urlaubrrzügen aufzogen. Sie wußten nur, daß das Alte eingerissen werden müßte, wenn irgend etwas Neues auf- gerichtet werden sollte. Was Immer auch aus der Glut jener Tage ward: Die sie ent- fachten, gehören zum Deutschland , das wir lieben. Wir sind stolz auf die Umsturztage des November. Sie waren nicht die Bollendung, aber sie waren«in Beginn.

Ein Sammelwerk von George GroSz . Unter dem TitelBoos domo" ericheint demnächst im M a I i i- V c r l a g dnS erste Sammelwerk deZ dckannlcn Künstlers. Das Werk gib! ein Bild seines Schaffens au? den Jahren 1015 bis 1922 auf 100 Blättern im Format Z6/Z7. Die Mappe erscheint in mehreren Ausgaben und enthält 84 Lithographien und 16 Aquarell« in 7 Farben-Lfsset-Druck.

1649 1793 Ul Die Briten zeigten sich sehr rüde Und ungeschliffen als Regicide. Schlaflos hat König Karl verbracht In Whitehall seine letzte Nacht. Vor seinem Fenster sang der Spott Und ward gehämmert an seinem Schafott. Viel höflicher nicht die Franzosen waren. In einem Fiaker haben diese Den Ludwig Capet zum Richtplatz gefahren. Sie gaben ihm keine Caleche de Remise. Wie nach der alten Etikette Der Majestät gebühret hätte. Noch schlimmer erging's der Marie Antoinette . Denn sie bekam nur eine Charette;- Statt Chombellan und Dame d'Atour Ein Sansculotte mit ihr fuhr. Die Witwe Capet hob höhnisch und schnippe Die dicke Habsburgische Lipp«. Franzosen und Briten sind von Natur Ganz ohne Gemüt. Gemüt hat nur Der Deutsche , er wird gemütlich bleiben Sogar im terroristischen Treiben. Der Deutsche wird die Majestät Behandeln stets mit Pietät. In einer sechsspännigen 5zofkarosse Schwer panaschiert und beflort die Rosse: Hoch auf dem Bock mit der Trauerpeitsche der weinende Kutscher so wird der deutsche Monarch einst nach dem Richtplatz kutschiert Und untertänigst guillotiniert-- So schrieb Heine unter dem Eindruck der 48sr Jahre. Heute, am 9. November, jährt sich zum vierten Mole der Tag, den der große Dichter kommen sah 1918 war das Jahr der drei Frage- zeichen! Aber nicht mit beflortem Rosse zum Rjchtplatz wurde der letzte Monarch geführt, sondern auf weich schwellendem Sitze, im Auto, über die Grenze. Und nicht er allein ging: mit ihm gingen die Reichtümer der Hohenzollern , der Schmuck und alle die Millionen, die das erlauchte Geschlecht in jahrhundertelangem Mißbrauche aus dem deutschen Balte gesogen. Vor vier Iahren ging er und vor vier Tagen sprang er zum zweiten Male ins Brautbett. Die noch warmen Schüsseln von dem Leichenmale seiner Gattin dienten ihm zum Hochzeitsschmause: denn:Wirtschaft, Horatio! Wirtschaft! Wirtschaft!" Der ausgewiesene Monarch ist in bitterer Rot! Darum will ihm auch das weinende Volt alle Güter und Bermögcn, die von Rechts wegen dem Staate gehören, zurückgeben. Denn der Deuffche ist noch gemütlicher, als Helne glaubte. Arno o. Brandau .

Ter Schut-verband Deutscher Schriftsteller veranstaltet eine Proleltversammlunq i. S. P r o z c tz F c ch c n b a ch DievSIaa. den 14.. 8 Uhr, im Sitzungssaal des Herrenhauses. Nach dem Reserat von Dr. Max B e r n st« i n- München freie Aussprache. tZüilaxkarlen ab Freitag vormittag im Schutoerband, Schöneberger Ujer.