Mark wert ausgesprochen, w!e das der„Tag" dehaupkek, sondern nur für einen festen Wertmesser. Das ist jedoch zroeierlei. Der Reichsoerband der deutschen Industrie ist Mar für einen festen Wertmesser, aber nichtfürdiefeste Mark. Gerade er hat ja mehr als irgendeine andere Or- ganisation dazu beigetragen, die Mark dem Abgrunde zuzu- treiben. Man braucht sich doch nur an die Tatsache zu er- innern, daß dieselbe Organisation, die Ende September vor- gab, die Bestrebungen unterstützen zu wollen, daß die Mark im innerdeutschen Verkehr nicht von fremden Zahlungs- Mitteln verdrängt wird, am 10. Oktober geradezu eine Auf- forderung zur Deoisenhamsterei an ihre Mitglieder ergehen läßt. Wenn jetzt diese Kreise vorgeben, bei der Stabilisierung der Mark helfen zu wollen, so ist das nur dieselbe Unehrlich- keit. Sie wird aber verschärft durch das Bestreben, die Devisen- Verordnung für den Sturz�der Mark verantwortlich zu machen. In Wahrheit war es die Haltung der Industrie, unterstützt vom Großhandel, die die volle Wirksamkeit dieser Notmaß- nähme verhinderte. Sie verursachte die Panikstimmung an der Börse, die Zurückhaltung und die Hamsterei an Devisen, untergrub das Vertrauen zur Mark, verhinderte aber gleich- zeitig diejenigen Maßnahmen, die mit der Devisenverordnung zusammen zur Stützung der Mark vorgeschlagen waren. Wir haben stets eins scharfe Devisenverordnung verlangt, aber zu- gleich damit im Zusammenhang weitergehende Maßnahmen. Nach unserer Kenntnis hat auch das Reichswirtfchaftsministe- rium stets denselben Standpunkt vertreten. Es hat bereits Anfang Juli— bei Beginn der Valutakatastrophe— dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzministerium ein System von Abhilfemaßnahmen vorgeschlagen. Auf seine Veran- lassung sind im August und September diese Maßnahmen im Kabinett zur Erörterung gelangt. Wenn trotzdem die Devisen- Verordnung gegen unseren Willen für sich allein herauskam, die anderen Maßnahmen aber unterblieben und so der Sturz der Mark nicht aufgehalten werden konnte, so nicht aus Man- gel an wirtschaftlicher Erkenntnis, sondern wegen des Wider- standes derjenigen kapitalistischen Kreise, die genau wie jetzt nichts gegen den Sturz der Mark bin wollen. Der Industrie und den bürgerlichen Parteien mögen diese Feststellungen, die sich beliebig vermehren ließen, unangenehm sein. Das ändert aber nichts an ihrer Richtigkeit. Die Mark ist gestürzt, weit weniger wegen der Ungunst der Wirtschasts- Verhältnisse Deutschlands , als wegen der Ungunst, deren sie sich bei den deutschen Kapital! st en erfreute. Auch jetzt ist diese Ungunst lebendig und am Werke, die aktive Wäh- rungspolitik zu erschweren oder gar zu verhindern. Kein Schritt dieser Kreise ist bisher erfolgt, den man als eine positive Maßnahme zur Abwendung des großen Un- Heils deuten könnte, den der Markzusammenbruch für die Wirtschaft und für die Millionen Markempfänger bedeutet. Schon diese Tatsache bestätigt unser Urteil, daß hier eine Interessentengruppe am Werke ist, die in unzulässiger Weise ihren eigenen Vorteil mit dem der Allgemeinheit ver» wechselt. Sache er politischen Parteien, sofern sie den Stagt nicht zum Diener von Sonderinteressen machen wollen, sollte es sein, solche Bestrebungen zu bekämpfen, statt sich ihnen willig zu zeigen, wie es bei den bürgerlichen Parteien leider nur in allzu großem Umfang geschieht.
Der bayerische Mussolini . Organisation„nationaler Sturmtrupps". vie urwüchsigen Bajuvaren erwählen sich merkwürdige Leute zu Ihren„autvchthonen" Führern. Entweder sind es echte.Sau- preußen" oder aber direkt Ausländer. Die.Frankfurter Ztg." macht darauf aufmerksam, daß auch H i t l e r, der bayerische Möchte- gern-Mussolini — Ausländer ist. Während man in Bayern jelfen Reichsdeutschen, der nicht stubenreiner Reaktionär ist, schika- niert oder abschiebt, duldet man, daß diese Leute offen den Bürger- krieg organisieren. Ihr beliebtestes Agitationsmittel ist der angeb- liche L i n k s p u t s ch. Die»Deutsche Tageszeitung" meldet aus München :
Hauptmanns erste Premiere. Zur Geschichte der Berliner Theakerflandale. In den Tagen, da man an allen Bühnen Deutschlands den Schöpfungen Gerhart Hauptmanns zujubelt, werden sich die Ge- danken des Dichters manchmal zu jener denkwürdigen Mittagsvor- stellung vom 2l>. Oktober 188S zurückwenden, da die Ürauf- führung seines Erstlingswerkes„Bor Sonnenaufgang " einen Theaterskandal entfesselte, wie die deutsche Theatergeschichte deren nur wenige verzeichnet. Der neugegründete Verein»Freie Buhn e", den Otto Brahm leitete, war schon durch seine erste Borstellung, die drei Wochen vorher stattgefunden hatte und bei der die„Gespenster" zur Darstellung gekommen waren, in den Mittel- punkt der Diskussion getteten. Schon jene Wahl hatte erhitzte An- Hänger und Gegner geschaffen. Begierig fragte man in beiden Lagern: Was wird das Nächste sein? Dieses Nächste log im Buch- Handel vpr. Jedermann tonnte das Stück vorher kennen lernen. Je mehr davon bekannt ward, desto mehr ward es gelesen. Schon lange vor der Aufführung stritt man, wie Paul Schlenther in seinem Hauptmann-Buch erzählt, an allen Bier- und Kaffeetischen nicht so sehr über den Wert des Stückes als über seine Ausführbarkeit. Sollte man wirNich die Dreistigkeit haben, derartige Szenen, wie sie hier ein Anfänger wagte, auf eine noch so freie Bühne zu bringen? Was kam nicht alles an Greueln in den fünf Arten vor! Im ersten Akt ging es noch! Da sollten wir bloß zur Enthaltsamkeit bekehrt werden, damit unser Nachwuchs kräftig werde. Jedoch schon im zweiten Akt: ein betrunkener Bauer vergreift sich auf offener Szene an seiner eigenen Tochter, und der Verlobte dieses Mädchens schleicht vor Tagesgrauen unvollständig bekleidet aus der Schlaf- stube ihrer Stiefmama. Im dritten Akt will der Mann einer Wöchnerin seine jung« Schwägerin kirren, und wir erfahren, daß die Wöchnerin samt ihrem Söhnchen durch Vererbung dem Trunk er- geben ist. Im vierten'Akt macht eine Kretin Luftsprünge. Und nun gar im fünften! Da hört man aus der Nebcnstube das Wickunern einer Gebärenden Und das alles sollte auf die Bühne? Wenn das ge- schah, dabei sein mußt' ein jeder. Aber jeder mußt« auch seine ge- hörig« Portion sittlicher Entrüstung und ästhetischer Empörung mit- bringen. Zugleich suchte man durch anonyme Droh- und Warnbriefe die muttgen Schauspieler, vor allen die treffliche Else Lehmann . einzuängstiAen. Auf jeder Probe wurden mit Zustimmung des Dichters Längen beseitigt und die gewagtesten Kraßheiten gemildert, ohne daß der Grundcharatter des Dramas und seiner„handelnden Menschen" dadurch beeinträchtigt war. Die Aufführung des Werte, wurde mit Spannung erwartet, und beide Parteien hatten sich gerüstet. Die Anhänger der neuen Kunst zogen ins Theater wie in eine Schlacht, um mit Händen und Füßen den Sieg zu erklatschen und zu ertrampeln. Aber auch die Gegner waren kampfbereit, einige sogar im wahrsten Sinne des Wortes ausgerüstet, nämlich mit sogenannten„Radauflöten". Ein großer Teil des Publikums aber strömte herbei, weil er einen Skandal er- wartete, und dieser Teil sollte reichlich auf seine Kosten kommen. „Die Spannung entlud sich," so bezeugt Richard Dehme l, der auch an der Aufführung teilnahm,„in einer Weise, die in den Annolen selbst der radaulustigsten Berliner Borstadtschmiere» nicht
„In einer Versammlung der Nationalsozialisten wandte sich deren Führer Hitler gegen die sozialisttschen Behauptungen von Putschabsichten und erklärte, daß diese Darstellungen nur verbreitet würden, damit man selbst ungestört rüsten könne. Er habe gehört, daß aus seinen Kopf eine Prämie von drei Millionen Mark aus- gesetzt worden sei. Er forderte die Versammlungsteilnehmer auf, sich zu seiner nolionalisllschen Slurmiruppe zu melden. Doch soll- ten sich nur solche melden, die gehorsam sein wollen und bereit seien, wenn es sein muß, auch in den Tod zu gehen. Die Ver- jammlungsteilnehmer, die sich nicht melden wollten, mußten hier- auf den Saal verlassen, ebenso die Vertreter der Presse. An die Versammlung schloß sich dann eine besondere Versammlung der Sturmtrupps an, an die Hitler eine Ansprache hielt." Die Vorgänge der letzten Regierungsumbildung haben deutlich gezeigt, unter wie starkem Druck dieser Banden das politische Leben in Bayern steht. Die Putschabsichten müssen an der absoluten Ge- schlossenheit der bayerischen Arbeiterschaft scheitern, die zweifellos ihren Eindruck auch nicht oerfehlt hat. Der Regierung ist nichts bekannt... München , 10. November. (Mtb.) Amtlich wird bekanntgegeben: Die bayerische Regierung ist bereits am 1. November den Gerüchten über angebliche Putschgefahren in Bayern entgegen- gcitreten. Sie hatte damals festgestellt, daß keinsrki greifbare An- haltspunkte für diese in der Presse des In- und Auslandes ver- breiteten Nachrichten vorliegen. Trotzdem sind die Tendcnzmel- düngen dieser Art nicht verstummt, sondern werden hartnäckig weiterverbreitet. Es muß förmlich den Anschein erwecken, als ob gewisse Leute mit Absicht derartige Nachrichten in die Welt setzen, um dadurch Beunruhigung zu schaffen und die politische Erregung im Volt aufrechtzuerhalten. Dieses Vorgehen ist ebenso töricht, wi« verfehlt. Die dadurch erregte Stimmung kann Auswirkungen hervorrufen, die gar nicht vorauszusehen sind, namentlich in einer Zeit, in der es leider überall Wirrtöpfe gibt, die zur Durchführung ihrer Ideen bereit sind, an die Gewalt zu appel- liersn. Es wird deshalb erneut an die Bevölkerung die dringende Aufforderung gerichtet, die Ruhe zu wahren und nicht durch die �Verbreitung von haltlosen Gerüchten die Erregung noch zu steigern, vielmehr die Verbreiter solcher alarmierenden Ausstreuungen der Polizei namhaft zu machen(I). Zur Sache selbst sei wiederholt darauf hingewiesen, daß nach der derzeitigen Lage(!) keinerlei Anlaß zu Befürchtungen gegeben ist. Die bayerische Re- gierunq wird, wie bisher, jeden Bersuch, die Ordnung zu stören, mit allem Nachdruck entgegentreten, komme er, woher er wolle. Haussuchung bei der„Münchener Pvst". Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde durch die Poli- zei in den Räumen der Schriflleitting der„Münchener Post", des sozialistischen Parteiorgans, eine Haussuchung vorgenommen. Es handelt sich nach Blättenneldungen um ein Verfahren wegen Landesverrat. Die„Münchener Post" hatte Mitteilungen über Waffenfunde gebracht(!).» Mussolini— Biskupski— Bauer. Im Anschsuß an die Veröffentlichungen, die der„Vorwärts" über die Beziehungen zwischen Mussolini und den verschiedenen reaktionären Gruppen in anderen Ländern gemacht hat, weist das russische demokratische Tageblatt„Dni" darauf hin, daß Mussolini schon im Jahre 1920 zu dem berüchtigten Weißgardistengeneral Biskupski, sowie zu Oberst Bauer, dem Intimus General Ludendorffs, in Beziehungen getreten ist. In der in Prag er- scheinenden sozialrevolutionären Zeitung„Wolja Rossii" wurde am 24. Dezember 1920 folgendes Dokument in Faksimile veröffentlicht: Wir Endesunterzeichneten, General Biskupski und Oberst M. Bauer, beaustragen den Inhaber dieses Briefes, Herrn Zcheodor Lakatos, sich zu Herrn Mussolini , dem Redakteur des„Popolo d'Italia" in Mailand zu begeben und mit ihm sowie seinem Vertreter oder anderen Personen« über alle politischen, militärischen und finanziellen Fragen Unterhandlungen zu fuhren. Wir ge- statten ihm die Sammlung oder den Empfang von Geldern für unsere Rechnung. Das weitere Schicksal dieses Dokuments ist außerordentlich interessant. Sein Inhalt wurde im Dezember 1920 der italienischen republikanischen Partei bekannt und sollte in ihrem Organ„Voce republicana" veröffentlicht werden. Davon erfuhr auf irgendeinem Wege Mussolini , der an das Zentralkomitee der Republikani - schon Partei ein Telegramm richtete, in dem er gegen die Ver- öffentlichung des Dokuments heftigen Einspruch erhob. Trotzdem wurde es im„Secolo" veröffentlicht, ohne von Mussolini bestritten zu werden. Es unterliegt also gar keinem Zweifel, daß er schon
ihresgleichen finden dürfte." Der erste Akt ging friedlich vorüber, aber dann jubelten die Jungen den Autor so oft bervor, daß der Widerspruch der Gegner laut wurde. Und nun gab sich alt und jung und rechts und links dem Vergnügen hin, mit Radauflöten und Stiefelabsätzen den neuen Mann zu empfangen, wenn er auf der Bühne erschien. Von Akt zu Akt wuchs der Lärm. Schließlich lachte und jubelte, höhnte und trampelte man mitten in die Dialoge der Schauspieler hinein. Eine Oase bildete die wundervolle Liebesszene im vierten Akt, von deren„übermächttger Einfachheit" selbst die Gegner bezwungen wurden. Aber dann kam die Stelle, wo auf der Bühne nach der Hebamme gerufen wird, und da ging eine Zeitlang die Dichtung in einem ungeheuren Skandal unter. Ein gewisser Isidor Kastan , Mitarbeiter am„Berliner Tageblatt", der zu diesem Zweck eigens eine Geburtszange mitgebracht hatte, warf das Instrument auf die Bühne. Rasender Tumult erhob sich. Einige wollten den Radaubruder aus dem Theater werfen, andere traten für ihn ein. Man spielte das Stück mühsam zu Ende, lachte den Helden des Dramas aus und jubelte doch wieder den Verfasser her- vor— um dann zu zischen. Allerdings bereitete das Erscheinen des jungen Dichters vielen eine Enttäuschung. Man hatte, wie Fontane in seiner Theater- rtittk schrieb, einen bärtigen,'gebräunten, breitschultrigen Mann mit Schlapphut und Iägerschem Klapprock erwartet. Statt dessen er- schien„ein schlank aufgeschossener junger blonder Herr von un- tadeligsten Manieren und verbeugte sich mit einer graziösen An- spruchslosigkeit, der wohl auch die meisten feiner Gegner nicht wider- standen haben. Einig« freilich," so schloß Fontane ,„werden aus dieser Erscheinung, indem sie sie für höllische Täuschung ausgeben, neue Waffen gegen ihn entnehmen und sich gern entsinnen, daß der verstorbene Geheime Medizinalrat Casper fein berühmtes Buch über feine gerichtsärztlichen Erfahrungen mit den Worten anfing: „Meine Mörder sahen alle aus wie junge Mädchen." Mit Ausnahme der wenigen Zeitungen(unter ihnen das sozialdemokratische„Ber - liner Volksblatt", der Vorgänger des„Vorwärts"), die für ihn ein- traten wurde Hauptmann allgemein als der„Dramatiker des Haß- lichen", ein„Talent in unsauberer Verpackung", der„unsittlichste Bühnenschriftsteller des Jahrhunderts" verurteilt.
„Macbeth" im Skaaiskheaker. Die Kriminaltragödie, die schal- tische Königstragödie. I e j f n e r, der Regisseur, suchte beiden ge- recht zu werden. K o r t n e r, der im vorigen Jahr äußerlich rebelliert hatte, rebellierte diesmal von innen heraus. Sein Macbeth hatte nichts von der Shatefpearefchen Natur. Gerda Möller war eine große Meiningerin, aber noch nicht die Urnatur, di�mon erwartet hatte. Sie alle sollen noch charakterisiert werden.*TL H. Deutschland aus der Pariser Ausstellung 1924. Von französischer Seite ist kürzlich der grundsätzliche Beschluß gefaßt worden, die Deutschen zur Beteiligung an der für 1924 geplanten großen Kunst- gewerbe- Aus stellung aufzufordern. Wenn auch die ossi- wlle Einladung noch nicht ergangen ist, so ist es doch von Wichtig- eit, zu wissen, wie die führenden Meistsr des deutschen Kunst- gewerbes dazu stehen. Die Seemannsche„Kunstchronik" hat daher an« Rundfrage veranstaltet, aus deren Ergebnis hervorgeht, daß die
vor mehr als zwei Iahren mit dem Kappisten Bauer und dem russi- schen Monarchistenführer Biskupski in engst« Beziehungen getreten ist. Vermerkt muß übrigens noch werden, daß in der neuesten Nummer der Wochenschrist des„Obersten Rates" der russischen Monarchisten der Staatsstreich der Fascisten in Italien in den höchsten Tönen gepriesen und den übrigen Ländern als Muster vor- geführt wird. die§inanzgebarung ües Reiches. In der Dekade vom 21. bis 31. Oktober 1922 setzen sich die Reichs- einnahmen aus folgenden Posten zusammen: Allgemeine Finanzver- waltung(Steuern, Zölle, Abgaben, Gebühren) 8 635 600 000 M; schwebende Schuld 61 461 750 000 M.; fundierte Schuld 5 004 000 M.: Zwangsanleihe 5 867 000 M. Das ergibt eine Gesamteinnahme von 70 108 211000 M. Dieser Einnahme stehen folgende Ausgaben gegenüber: Allge- meine Verwaltungsausgaben(unter Gegenrechnung der Einnahmen) 48 734 406 000 M.: Zinsen für die schwebende Schuld 2 288 439 000 Mark; Zinsen für die fundierte Schuld 163 294 000 M. Zu dieser Ausgabensumme von insgesamt 61 181 139 000 M. treten noch die Abhebungen der Betriebsverwaltungen. Hier stehen nämlich einer Ablieferung von 6 648 328 000 M. durch die Reichs-, Post- und Tele- graphenverwaltung Abhebungen durch die Reichsbahn aus der Reichshauptkasse in der Höhe von 26 674 412 000 M. gegenüber, so daß eine Ge amtabhebung von 18 926 084 000 M. übrigbleibt und die Gesamtsumme der Ausgaben sich auf 70 107 223 000 M. steigert. Für Ausgaben zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen in ausländischer Währung in Ausführung des Friedensvertrages von Versailles sind in der Zeit vom 21. bis 31. Oktober 38 386 795 000 M. aufgewendet worden. Die schwebende Schuld betrug an diskontierten Schatzanweisun, gen am 20. Oktober 642 171 827 000 M. Zu dieser Summ- traten 208 676 750 000 M. hinzu, während 147 215 000 000 M. abgingen, so daß sich eine Erhöhung um 61 461 760 000 M. auf 603 633 577 000 M. ergibt. Davon sind Schatzanweisungen mit dreimonatiger Laufzeit und bei der Reichsbank diskontiert im Betrage von 690 464 847 000 M.. während Schatzanweisungen im Betrage von 13 178 730 000 M. eine längere Laufzeit haben._
Wofür Deutschlanö aufkommen muß. Den PPR. zufolge ist dem Reichskommissar für die besetzten Gebiete von der Interalliierten Rheinlandtommission ein sehr be- zeichnendes Schreiben zugegangen. Darin wird Beschwerde darüber geführt, daß die Reichsbahndirektton Mainz von der sran- zösischen Armee Bezahlung für den Transport von Reitpferden oerlangt habe, die als Militärpferde aus Frankreich ins besetzte Gebiet zur Teilnahme an militärischen reiterlichen Veranstaltungen geschickt worden waren. Nach den Bestimmungen des Frieden sverttoges habe Deutschland der Besatzungsarmee die Transportmittel zur Verfügung zu stellen, für die Ausbildung und Erholung der Truppen, wozu auch reiterlich« Veranstaltungen gehörten. Ueberdies feien die fraglichen Pferde für die Zeit dieser* Veranstaltung der Rheinland armee zugeteitt gewesen. Also auch dazu wird der Friedensvertrag mißbraucht, daß die deutsch « Reichsbahn Rennpferde umsonst befördern muß, damit die französischen Besatzungstruppen, angeblich zu ihrer Erholung, Pferderennen veranstalten können.
Zeltungsnol und Papierausfuhr. Zu dieser Notiz im gestrigen Abendblatt ist berichtigend mitzuteilen, daß die Papierpreise seit Anfang diese« MonatS bereits überholt sind. Sie betragen nickt mehr das 600 fache, sondern daS 800 fache des VorkriegSpreifeS. Denn da? Papier kostete im Frieden pro Kilogramm 20 Pf., während eS jetzt abzüglich der Rückvergütung 162 bis 166 M. pro Kilogramm kostet. Die Abänderung der Einkommensteuer. Der Reichsrat stimmte einer von der Regierung eingebrachten Novelle zum Ein- kommensteuergejetz zu. Der zehnprozentige Abzug soll im Jahre 1923 bei einem Einkommen bis zu 400 000 M. stattfinden. Die Ermäßigungssätze werden wesentlich erhöht. Für 1922 wird e'n Tarif vorgeschlagen, bei dem der zehnprozentige Abzug nur bis zu 260 000 M. in Anwendung kommt.
meisten Künstler für die Beschickung«intteten. Nur zwei haben sich schroff ablehnend verhalten: der Direktor der Dresdener Kunst- gewerbe-Akademie Prof. Groß und der Präsident der Münch: er Gewerbeschau Prof. Scharvogel. Letzterer erklärt schneidig: „Solange noch ein Franzose am Rhein steht, kann von einer Be- teiligung Deutscher an einer französischen Ausstellung überhaupt nicht die Rede sein!" Die bekanntsten Persönlichkeiten aber treten warm für ene Beteiligung ein. So meint Peter Behrens : „Es ist die Frage, ob der moderne deutsche Geschmack in Frankreich Anerkennung findet; da aber die Ausstellung nicht nur für die Pa- rifer, sondern ein internationaler Wettbewerb ist, ist dieser Punkt ohne Belang. Jedenfalls ist aber— und hierauf kommt es mir an, meisten an— ein geistiger Wettbewerb und ein dam t verbundenes Zusammenarbeiten die beste, wenn nicht die einzige Moglichke t, um ein allmähliches Anbahnen besserer nachbarlicher Beziehungen zu erwirken." Auch Hans P o e l z i g ist der Ansicht:„Falls die Aufforderung zur Beteiligung an Deutschland in einer würdigen Fosm gerichtet wird und Deutschland die Gewähr hat, in gleichen, Maße wie die anderen Staaten auf der Ausstellung aufzutreten, so halte ich eine Beteiligung Deutschlands für sehr erwünscht. Selbst- verständlich muh alles geschehen, um diese Beteiligung so hochstehend und so geschlossen wie möglich durchzuführen." Eingehendere Bor - schlage über die Beschickung macht M u t h« s i u s. indem er hervor- hebt, daß ein Fehlen Dcutschla ids für uns.- von unermeßbche», Schaden wäre:„Gerade für die Zukunft Deutschlands in, Welt- Handel ist es äußerst wichtig, bei dieser Gelegenheit den Rus des deuttchen Zkunstaewerbes aufs neue zu bestätigen.... Es ist selbstverständlich, daß diese deutsche Abteilung einen Höhepunkt des guten Geschmacks und der tüitstlersschen Leistung darstellen muß. Kein zusammengeworfenes Durcheinander, keine ermüdende Raumfalg*. kein Allzuvieles, nichts Mittelmäßiges, nur Bestes dürste zugelassen werden." Ebenso tritt Riemerschmid, falls die Boraussttzungen einer würdigen und ehrenvollen Teilnahme erfüllt werden, für ein« Beteiligung ein, bei der die größten Anstrengungen gemacht werden müssen. Der literarische Robelprelsiräger Zacinio Venavenie steht heut« im Alter von 66 Iahren und hat in seiner spanischen Heimat als Lyriker und namentlich als Verfasser satirischer Komödien starte Ersolge gehabt. Eines seiner Lustspiele,„Die Schule der Prin- zessinnen" wurde auch in Frankfurt a. M. gegeben. Während des Krieges hat Benavente wiederholt seine deutschfreundliche Gesinnung kundgetan. Als Schriftsteller wird er nun dieselbe Karriere machen wie seinerzeit Rabindranath Tagur, von dessen Existenz Europa auch erst erfuhr, als ihm dm Nobelpreis verliehen wurde. Die Arbeiten de, Spaniers werden in all? Kultursprachen übersetzt wer� den, die Theaterdirektoren werden sich die Retlame zunutz« machen und vielleicht erleben wir noch in dieser Saison die erste Benavente, Premiere auf einer Berliner Bühne. Große Volksover. In der am Sonntag, den 12, stattfindende� Aufsftbnmg von.Trüian und Isolde* fingt erstmalig den Tristan Kammer* jänger Otto Dols vom Landestheater München . Die Robclvreise für Chemie. Der Nobelpreis für Menne für da« Jabr 1921 ist von der schwedischen Akademie der Wissenschaften dem Prof. Frederick S o d d h in Oxford verlieben worden, der Preis sür 1922 dem Dr. Francis William Ästen w kambridg«.