öarthou über öie berliner Ergebnisse. Paris , il>. November.(WTB.) Die Agence haoas vergssenllichk folgende Zlcuhervngen, die B arlhou ihrem Berliner Verkreler gegenüber geian hol: Die Reise der Reparationskommlssion nach Berlin war ein Gebot der R o t w c n d i g k e i k. Sie hat in der Hauptsache ihren Zweck erfüllt. Zweck der Reise war es nicht, die Fragen an Ort und Steve zu entscheiden, sondern sie dokumen- larisch festzulegen und ihre Lösung vorzubereiten, lieber die Männer und über die Lage.haben wir vieles erfahren, was uns sonst unbekannt geblieben wäre. Indessen haben unsere Le- mühungen es nicht dahin gebracht, dast wir die Vorschläge erhielten, die wir mit Recht erwarten durften. In Deutschland Ist die Flucht vor der Verantwortung nicht weniger groß als die Kapikalslucht. Die Roten der deutschen Regierung über die Stabilisierung der Mark gleichen nur sehr entfernt dem genauen Plane, den sie uns versprochen hatte. Mas sie vorgebracht hat. sind Anregungen, aber keine Lösungen. Ich will keine Vermutungen über die Entscheidungen anstellen, die die Kommission treffen wird, und ich will auch insbesondere nichts sagen, was eine Einigkeit, deren wirksame Kraft die deutsche Regieruug bei allen unseren Besprechungen gefühlt hat, zerstören oder auch nur schwächen könnte. Aber als Delegierter Frankreichs werde ich die Rechte meines Landes verteidigen. Ich weih, dah ein Gläubiger einen Schuldner nicht ruinieren darf. aber ich weih auch, dah ein Gläubiger sich nicht zum Vortell feines Schuldners ruinieren soll. Frankreich hat nicht so viele Opfer ge- bracht und ist nicht so weit entgegengekommen, um Zu sehen, wie man ihm notwendige Garantien verweigert oder sie zurückzieht. Niemand/ kann von Frankreich erwarten, dah es die Mäßigung bis zur Aufopferung treibt. Die Reparationskommission ist Freitag nachmittag abgereist.
Das letzte Markgutachten.
Das endgültige Wahlergebnis in polen . Warschau . KZ. November.(Mtb.) Das endgültige Wahlergeb- nis einschließlich der Reichsliste ist für die Minderheit»- Nationen noch günstiger ausgefallen, als zuerst angenom- men wurde. Als zweitstärkste Partei erhielten die Nationalen Minderheiten 7g Mandale. die Nationaldemokraten als stärkste Par- tei 1S8, die polnische Dolksportei(Witosgruppe) 71, die Partei der Befreiung(linker Flügel der polnischen Volkspartei) 48, Sozial- demokraten 40, die National» Arbeiterpartei 16 und die übri- gen kleinen Parteien(Zionisten, Wilnaer Dolisräte, Galizische Ru- thenen, Mittelpartei) zusammen 22. Ohne die Nationalen Minder- heiten stehen Rechte und Linke sich 168 zu 179 gegenüber. Der starke Block der Nationalen Minderheiten kann daher nicht unberück- sichtigt gelassen werden. Insgesamt hat der neue Sejm 444 Mit- glieder. Tie Wut der Unterdrücker. Warschau , 19. November. (Mtb.) Das Ergebnis, daß die Minderherten ungefähr ein Mertel der Sesmsitze erhalten, hat die Nationa-ldemokraten in ziemlich« Erregung versetzt: ihre Press« verlangt, oersteckt oder offen, daß die„staatsgesährliche" Zusammensetzung des Sejm nicht zugelassen wsrde. Der„fturjer Poranny"(Morgenkurier) berichtet über fascistifch« Organisationen der National demokraten. Der Geheimbund heiße„Freie Schützen der Repitblk Polen", Waffen und Munition seien ausreichend vorhanden, die Freikorps nennen sich Haller, Dombor-Musnicki und Pilstidsti. Die Alten tatsplüne gegen Dr. Wirth. Die seinerzeit im Reichs- tag' gemachten Mitteilungen über Attentatsplänc gegen den Reichskanzler geben der deutschnationalen Reichstags- fraktion Anlaß, bei der Reichsregierung anzufragen, ob die Reichs- regierung bereit fei, Auskunst zu geben, was zur Feststellung des Sachverhaltes geschehen und welches das Ergebnis der Ermittlungen gewesen ist.
Ein König, der nicht olle wird. Gestern berichteten wir von einer Leipziger Gesellschqst, die noch imm:r„Seine Majestät König Friedrich August von Sachsen" als„Schirmherr»" in ihrer Firma führt. Heute erfahren wir aus dem„Buchhändler-Bärsen- b l a t t"(vom 1. November), daß es in jenem Freistaat noch heute einen offiziellen„Buchhändlerverband für das Königreich Sachsen" gibt. Wenn man einen solchen Monarchen gehabt hat, wie den verflossenen Landesvater unseres Tobias Pemberlein, dann ist es allerdings verständlich, daß edle Seelen nur schwer auf das Königtum verzichten können. Die teure Platzkarte. Man könnte Hunderte von Beispkelen an. führen, um die geradezu grotesken Wirkungen der deutschen Wäh- rungskatastrophe zu beleuchten. Ein besonders krasser Fall wird uns von einem„Borwärts"-Leser berichtet, der kürzlich nach Basel geschäftlich fahren mutzte. Die Stadt Basel beffndet sich bekanntlich dicht an der deutschen Grenze und es gibt doch einen badischen Bahn- Hof. der Neichseigentum ist und dessen Personal aus reichsdeutfchcn Eisenbahnbeamten besteht, die jedoch, da sie zumeist aus Schweizer Boden wohnen und leben, in Frankenwährung bezahlt werden müssen. Um nun die unerschwinglichen Kosten teilweise zu decken, die die Entlohnung dieses Personals dem Fiskus verursacht, ist die Eisenbahnverwaltung auf alle möglichxn kleinen Tricks versallen, die ihr auch Einnahmen in„FrönNi" zu verschaffen geeignet sind So werden die Fahr karten nach Deutschland am Bahnhofs- schalt« zwar zu dem üblichen Preis in deutscher Papiermark aus- gegeben, die Platz karten jedoch können nur in Schweizer Währung bezahlt werden. Und so kostet ein Billett zweiter Klasse im D-Zug nach Berlin etwa 899 M., die Platzkarte dagegen zwei Schweizer Franken, bei dem Rekordkurs vom letzten Diens- tag gleich ZSS9 M.! Mit anderen Worten: Man kann für das gleiche Geld zweimal hin und zurück von Berlin nach Basel fahren, bzw. sich einen Platz in einem Abteil sichern. Wobei noch zu be- merken wäre, daß der Zug die Baseler Ausgangsstatton sowieso ziemlich leer verläßt und mindestens bis Freiburg auch leer bleibt. Die Schnopz.Flotte. Di« amerikanischen Behörden, die die schwierig« Ausgab« der Durchführung des Alkoholoerbotes haben, sind in jüngstzr Zeit durch die Mitteilung beunruhigt, daß an der Küste von' New Jersey in respektvoller Entfernung der Hoheits» grenze von drei englischen Meilen«ine große Schnaps-Flotte kreuzt. Es sollen mehr als 199 Schiffe sein, di: alle mit Alkohol beladen find: die Schisse kommen von den Bahama-Inseln und geben als Ziel St. Pierre oder Tampico in Mexiko an. Man vermutet aber, daß das eigentlich« Ziel sehr viel näher, nämlich an der amerikani- schen Küste liegt. Nach den Meldungen soll jedes einzelne dieser über hundert Schiffe für mindestens eine halb« Million Dollar Alkohol an Bord haben. Di« Behörden haben alle möglichen Bor- kshrungen getroffen, um das Einschmuggeln de» Schnapses zu ver- bindern, und es treuzen beständig Patrouillenschiff« an der Küste. „m den drohenden„nassen Angriff" der Schnaps-Flotte mit allen Mitteln abzuwehren._ Zum CO. Weburtötag Ecrbart Hauptmanns veralistaltc» die Roiter-Biihnen zwei ffcstvorstellunaen. Im«leinen Theater wird ,E l g a* in Szene gehen und im Residenz»Theater.Hannele» Himmelfahrt'.
Der Reichsregierung ist das Gutachten der Sachverständigen Vissering, Dubais - Bern und K a m e n k a zugegangen. Es sogt in der Hauptsache: Eine dauernde Stabilisierung der Mark läßt sich solange nicht erreichen, als der Pa p i Sr g e l d i n f la t i o n nicht Einhalt gs- boten wird und als die Zahlungsbilanz infolge des Einfuhr- Überschusses, der Kapitalflucht ins Ausland, der Abneigung gegen die Mark im Inland und der Sachlieferungen und Barzahlungen für die Reparationen passiv bleibt. Der Reichshaushall muß tatsächlich ausgeglichen fein, die tatsächlichen Ausgaben müssen sich in den Grenzen der möglichst zu beschränkenden Voranschläge hatten: wenn die Einnahmen zur Deckung der Ausgaben nicht hin- reichen, müssen neue Einnahmequellen«schlössen werden: schließlich darf der auß«ordentliche Reichshaushalt nicht mit Ausgaben für Kapitalinvestierungcn belastet werden, die sich vermeiden oder auf bessere Zeiten verschieben lassen, noch darf der außerordentliche Rcichshaushaltsplan Voranschläge für Reparationszahlungen ent- halten, die die etwaigen Ueberschüsse aus den Einnahmen des ordent- lichen Reichshaushatts übersteigen. Dazu ist«forderlich: die strengste Sparsamkeil, v«ring«llng des P«sonols der Staatsämter und Betriebsverwaltungen sowie der allmähliche Abbau der Ernährungszuschüsse. Das beträchtliche Defizit kommt vom Nachlassen der Aus- fuhr, wofür innere wie äußere Ursachen angegeben werden. Die Regierung muh alles aufbieten, um die frühere Produttions- kraft wieder zu«langen. Im Ausland hat man dauernd und nicht grundlos über die heftige Konkurrenz d« deuischen Industrie geklagt, was zum Ruin mehrerer Industriezweige geführt hat. Will Deutschland , daß die Einschränkungen ihm gegenüber aufhören, so muß seine Konkurrenz normal sein, d. h. sie darf nicht auf der Billigkeit seiner Waren infolge des immer tieferen Sinkens seiner Valuta beruhen. Ein Ausgleich der Zahlungsbilanz ist ohne die Möglichkeit ein« Entwicklung der Ausfuhr nicht zu«reichen. Andererseits wird die Einfuhr durch die Verpflichtung Deutschlands begünstigt, gewisse aus- ländische Waren ins Land zu lassen, sowie durch das sogenannte > Loch im Westen. Wenn die deutsche Regierung in dieser Hinsicht machttos bleibt, wird sie große Mühe haben, die Einfuhr gänzlich zu überwachen und sie wirksam zu beschränken. Die Getreideeinfuhr muß in diesem Jahre'infolge der schlechten deutschen Ernte besonders stark fein. Die Einfuhr von Kohlen ist vor allem eine Folge der Verpflichtungen zu Kohlenliefernngen an die Alliierten. Solange keine and«en Vereinbarungen getroffen sind, wird diese Ursache der Passivität fortbestehen. Für die kapllalslucht fiele, sobald die Stabilisierung der Mark eingeleitet sein wird, einer d« Gründe weg, es bestände Aussicht auf ein allmähliches Zurückströmen: die deutsche Steu«gesetzgebung muß berücksichtigen, daß sie bei einer Besteuerung des Vermögens und Einkommens über gewisse Grenzen hinaus die Kapitalflucht her- ausfordert und ihr auch durch die drakonischen Maßregeln nicht völlig vorbeugen kann. Deutschlands Barzahlungen und Sachleistungen müßten bis zu dem Augenblick aufhören, wo die Aussicht besteht, daß das Gleichgewicht gesich«t ist. Sobald die genannten Voraussetzungen erfüllt od« auf dem Wege zur Verwirklichung sind, schlagen wir folgende Maßregeln vor: 1. Es muß in nächster Zukunft ein neuer beständiger Wertmesser geschaffen werden' am besten in ein« neuen Goiömark z. V. ff,« Pfund oder Schilling od« Vi» Dollar. 2. Zur Durchführung d« Stabilisierung der Mark wäre eine selbständige Geldbank, etwa als Aktiengesellschaft, zu schaffen. Grund- kapital: 199 Millionen Goldmark, von der Reichsbank in Gold eingezahlt. Dafür erhält die Reichsbant die Aktien der neuen„Geld- dank", wodurch deren Aktiven keine Verringerung«fahren. Da aber diese Gründung längere Zeit beanspruchen wird, soll zunächst ein Komitee aus Dertret«» des Finanzministeriums, der ausländischen Geldgeber und der Reichsbank zusammentreten, um die ersten Operationen zur Stabilisierung zu veranlassen., 3. Die Stabilisierung kann nur mit einem erheblichen ausländischen Kredit, z. B. 500 Millionen Goldmart in bisheriger Währung, durchgeführt werden. Unter den Auspizien der Reparattonskommission soll sobald wie möglich ein internationales Bankenkomite« tagen. 4. Eine endgültige Stabilisierung ist nur zu erreichen, sofern die Verhältnisse im Land« eine Stabilisierung äe kacto ermöglichen, nämlich durch -) Ausgleich des Staatshaushalts, d) Herbeiführung einer aktiven oder wenigstens ausgeglichenen Handelsbilanz, c) Ausgleichung der Zahlungsbilanz. Da eine wesentliche Erhöhung der Staatseinnahmen kaum mög- lich sein wird, dürfte nur die Verringerung der Ausgaben zum Ziel führen. In erster Linie müssen nicht nur das Defizit der Eisenbahn und der Postverwaltung, einschließlich Telephon und Telegraph, verschwinden, d. h. die Betriebseinnahmen müssen die Betriebsausgaben decken und diese Anstalten müssen außerdem die Ueberschüsse ergeben, die eine genügend« Amortisation der Immobilien sowie die Verzinsung des investiertz» Kapital» sicher- stellen. Zudem ist es unbedingt notwendig, die Unterstützungen, die infolge der Zwangswirtschaft zu bezahlen sind und die eine
falsche Preisbildung verursachen, in möglichst kurzer Frist ei»zu« stellen. Die Anzahl von Beamten müßte herabgesetzt werden. Um die Handelsbilanz aktiv zu gestalten, muß vor allem eine Vermehrung der Produktion herbeigeführt werden sowohl durch Verbesserung der Arbeits- Methoden, als durch Erhöhung der Arbeitsintensität und gegebenen- falls durck eine Verlängerung der Arbeitszeit. Gleichzeitig wäre eine Herabsetzung der Arbeits- löhne zu prüfen unker Aopassung an den bestehenden Wert des Geldes. Zu diesen ZNoßnahmen kann jedoch das Einverständnis der Arbeiter nicht erwartet werden, solange einerseits die vermehrte Arbeitsleistung nicht sowohl dem ganzen deuffchen Lande als auch den Arbeitern selbst zugute kommt und andererseits der nominell herabgesetzte Arbeitslohn nicht eine erhöhte Kaufkraft besitzt. In- dustrielle und Arbeiter müssen die Arbeitsleistungen zu vermehren suchen, und die alliierten Regierungen müssen der Regelung der Re» parationsleisiungen zustimmen. Reparationszahlungen dürfen dem Deutschen Reiche nicht auf- erlegt werden, solange sie nicht aus dem Ueberschuß des Staats- Haushalts bezahlt werden können, onsonst diese Zahlungen zur Er- höhung der Notenzirkulation bzw. der Inflation führen und die Stabilisierung unmöglich machen würden. Auf die Dauer wird eine derartige Stabilisierung nur beibe- halten werden können, wenn die Wiedergutmachungs�rage eine endgültige Lösung gefunden hat, die einen bestimmten Zahlungs- plan vorsieht. S. Wenn die Hoffnung begründet ist, daß die oben genannten Voraussetzungen in nicht allzu ferner Zeit erfüllt werden können, so kann eine provisorische Stabilisierung versucht werden, die immerhin ein gewisses Wagnis bedeutet, sofern es sich dann nachträglich herausstellen sollte, daß die notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt werden konnten. Da es vor ollem«forderlich ist, daß die„Geldbank" über ge- nügende Kräfte verfügt, um allen Gegenströmungen entgegentreten zu können, sollte ihr der gesamte ausländische Kredit und ein möglichst hoher Betrag vom Gold der Reichsbank zur Verfügunq gestellt werden. Mit Hilfe dieser Mittel sollte die„Geldbank" Mark- guthaben und auf Mark lautende Banknoten aufkaufen, vor- nebmlich durch Konzentration ihrer Tät'gkeit auf die ausländischen Märkte. So dürfte allen Gegenop«ationen wirksam entgegen- getreten und eine sehr wesentlich« Besserung des Markkurses auf den ausländischen Märkten erreicht werden. Die Erreichung der Aufwärtsbemegung der Mark ist einer der Hauptzwecke, da der füngstc Marksturz insbesondere eine v«trouenskrisis ist, die nach ihr« Beseitigung rasch eine Gegenströmung nach sich ziehen kann. Wird auf diese Weise die Mark auf einen beträchtlich höheren Stand zurückgeführt, so werden sich bedeutende Vorteile«geben: a) d« unverhältnismäßig starken Markentw«tung wird ein Riegel vorgeschoben, b) die Mark wird auf eine Basis gebracht, die gegenüber dem gegenwärtigen Stand nicht die vollständige Entwertung oll« Markouthaben jeder Art bedeutet, c) je höher der Stand der Stabilisierung gewährt wird, desto eh« wird die d«zeitige Notenzirkulation dem Dedarf des Landes genügen. Auf d« anderen Seite wird: a) eine endgültige Anpassung dar Arbeitslöhne an den neuen inn «an Werl d« Mark einen mehr oder weniger längeren Zeil- räum, während dem sehr«nste Schwierigkeiten zu LberwSttlgeu sind, beanspruchen, und b) ein sühlborcr Preisabbau die natürliche Folge sein müssen. Eine durch die Stabilisierung herbeiaefiihrt« bessere Wü'tsckuifts- läge wird auch der Regierung die Verfolgung ein« gesunden Wirt- schaftspolitik«leichter». Alsdann wird auch der Staatshaushalt auf � einer festen Grundlage aufgebaut und das Gleichgewicht wieder- hergestellt werden können. 6. Hiernach scheint es unbedingt angezeigt, sofort den Versuch zu ein« provisorischen Stabilisierung zu unternehmen, sofern biß Aussicht besteht, daß die oben erwähnten Voraussetzungen sich in nicht allzu ferner Zeit erfüllen. 7. Ist ein genügend hoher Kurs der Mark erreicht,.so muß mit allen Mitteln versucht werden, ihn beizubehalten, sei es durch Ankauf von Devisen bei Steigen d« Mark, sei es durch Kauf von Mark, wenn diese gestützt werden soll. Hierzu würde sich eine K o n v e r- s i o n s k a s s e am besten eignen. Die„Geldbank" könnte auch die Tätiakeit einer solchen Kasse übernehmen. 8. Das Ziel ist die Wiederherstellung ein« Goldwährung. Wird eine Ueberganaszeit notwendig, so wäre vorübergehend die Papiermark in Zirkulation zu lallen und gleichzeitig die Goldmark als Rechnungsgeld einzuführen. Wir hoffen jedoch, daß ein direkter liebergang von der Papierwährung zur Goldwährung möglich sein wird. 9. Sind«st die noch umlausenden Papiermarknoten gegen Goldmarknoten od« entsprechende Guthaben ausgetauscht, so kann die Aufhebung der„Geldbank" in Frage kommen, und die Reichsbank wäre dann wieder allein mit der Notenemission und mit der Handhabung der Parität zu betrauen. 19. Während einer gewissen Uebergangszeit wird die Vermehrung der schwebenden Schuld nickt völlig unterbunden werden können: dementsprechend sollte der Regierimg die Möglichkeit ge- geben sein, bis zu einem beschränkten noch zu bestimmenden Be- irage die schwebende Scbuld zu vermehren, bis die günfttge Wirkung der Stabilisierung zur Geltung gekommen ist. Die zu treffenden Maßnahmen müssen unverzüglich ver- anlaßt werden, ansonst zu befürchten ist, daß eine Aktion zu spät sein wird, um Aussicht auf Erfolg zu haben.
' Die Wahlen in Amerika . Schwache republikanische Mehrheit. Pari», 19. November. (WTV.) Noch ein« Meldung des„New Park H«ald" aus Washingion hat nach den offiziösen Wahlergeb- nissen in den v«einlgten Staaten die Demokrakische Partei gesiegt: für den Senat ln Delaware . Indiana . Maryland . Michigan . New Park, New I«sey und Westvirginia. Die Republikan« v«li«en nutz«dam an die Demokraten die Gouverneurposten in folgenden Staaten: Arizona , New Hampshire, Kansas . Tennessy. Oregon . Ohio und Nebraska sowie ln Rhode-Zsland. D« Kongreß wird sich wie folgt zusammensetzen: R e p r ä s e». taukeuhaus 228 Republikaner. 294 Demokraten und eln Sozialist. Die republikanische Mehrheit würde also 11 S l h e betragen. Im S e n a k w«den dl« Republikaner 5 3 Sitze haben, die Demokraten 4 2. die Landwirte einen. Die republikanische Mehrheit wird also 4 Stimmen betragen. Die überraschend schwere Niederlage der Demokraten bei der amerikanischen Vräsidentenwabl vor zwei Ja?)ren war in erster Linie auf die tiefe Mißstimmung weiter Volts- kreise gegen die Person und die Politik Wilsons zurück- zuführen. Im Gegensatz zu jenem Kampf standen diesmal im Vordergrund: der neue Schutzzolltarif und das Alkoholverbot. Durch bedeutend erhöhte Schutzzölle hat die republikanische Mehrheit versucht, der Ueberschwemmung des ameri- konischen Marktes durch deutsch « Waren vorzubeugen, um \
damit die Industriekrise zu beheben. Aber dieses Mittel hatte zur Folge, daß eine Verbilligung der Lebenshaltung des Volkes unmöglich wurde. Da die ersten zwei Jahre des repu- blikanischen Regimes im Innern einen ausgesprochen reaktionären Charakter trugen, der vor allem bei der rücksichtslosen Unterdrückung der großen Streik- bewegungen in Erscheinung trat, und da drüben die sozia- l i st i s ch e Bewegung noch in den Kinderschuhen steckt, haben breite proletarische Wählerschichten für die oppositionelle Demokratische Partei gestimmt. Auch in der A l t o h o l s r a g e machte sich ein deutlicher Rückschlag in der öffentlichen Meinung bemerkbar, weil. die überaus strenge Anwendung des„trockenen" Regimes nur die heimliche Sprstfabrikation und Trunkenheit gefördert hat, wobei regelmäßig nur die kleinen Sünder ertappt und bestraft werden. Im Hintergründe des Wahlkampfes stand aber doch die Außenpolitik. Auch die Amerikaner erkennen, daß ihre eigene Krise letzten Endes auf das europäische Wirtschaftschaos zu- rückzuführen ist, und gegen die bisher ziemlich streng durch- geführte Parole der Nichteinmischung in europäische Angelegenheiten macht sich eine Bewegung bemerkbar, die der Demokratischen Partei jedenfalls nichts geschadet hat. Die Not der Presse. Die„KLingsSerger Hartuuglche Zeitung" und die.Königsberg« Allgemeine Zeitung " sehen sich gezwungen. vom 1. Dezember ab zum täglich einmaligen Erscheinen als Abend- blätt« überzugehen.