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gelungen, indem die bevorstehende Nuhrbesetzung und die sofortige Preisgabe des gesamten Oberschtesien abgewehrt wurden. Im allgemeinen vollzog sich das Zusammenarbeiten der drei Koalitionsparteien reibungslos wie in den Zeiten der Deutschen Nationalversammlung. Doch lag von Anfang an über ihrem Wirken die dunkle Wolke des Verlangens der bürgerlichen Koalitionspartner nach der Hinzu» ziehung der Deutschen Volkspartei . Diese For­derung konnte sich auf die Tatsache berufen, daß die Koa- lition in dieser Form keine sichere Mehrheit im Reichstage besitze, da die damalige unabhängige Fraktion bei aller loyaler Unterstützung immer noch außerhalb der Regierung stani. Zum Glück trug die Volkspartei selbst durch ihre gänAich un­fruchtbare und negative Politik in allen entscheidenden Fragen der auswärtigen Politik, namentlich bei Anlaß der Krise, die durch die Entscheidung der Entente über Oberschlesien hervor- gerufen wurde, dazu bei, die Aktualität der Frage der Re- gierungserweiterung immer aufs neue zu verschieben. Indessen hatte die Ersüllungspolitik insofern einen über- raschend schnellen Erfolg, als bereits nach sechs Monaten das wahnsinnige Zahlungsschema des Londoner Ultimatums von den Ententemächten faktisch aufgegeben war und be- reits die ersten Zahlungsaufschübe und Erleichterungen ge- währt wurden. Die in London und in Cannes von Walter R a t h e n a u geführten Verhandlungen hatten sogar das Ergebnis, daß eine Weltwirtschaftskonferenz nach Genua einberufen wurde, von der man hoffen konnte, daß sie endlich eine vernünftige Losung des Reparationsproblems bringen würde. Leider wurde diese Erwartung durch den Ministerwechsel in Frankreich durchkreuzt, Poincar�s Veto erwies sich als stärker als die Halbheiten Lloyd Georges, und damit war das Schicksal der Konferenz von vornherein be- siegeU. Immerhin zeigte es sich zu Anfang dieses bedeutsamen Kongresses, daß die Regierung Wirth in weitgehendem Maße das Vertrauen immer größerer Teile des Auslandes ge- noß, und daß ihre Politik langsam, aber sicher Deutschland von den Fesseln des Londoner und des Versaillsr Diktates auf friedlichem Wege befreien würde. Vielleicht hat der Vertrag von N a p a l l o, haben ins- besondere die äußeren Formen, unter denen sich diese deutsch - russische Annäherung damals vollzog, dazu beigetragen, dieses Vertrauen zu erschüttern und die Konferenz von Genua noch negativer ausgehen zu lassen, als es ohnedies der Fall ge- wssen wäre. Wie der Reichskanzler innerlich zu der Politik von Napallo stand, mag hier unsrörtert bleiben: daß er seinen Außenminister vor der Welt rückhaltlos deckte, wird man ihm keinesfalls zum Vorwurf machen und gereicht ihm jedenfalls mehr zur Ehre, als die Haltung anderer bürgerlicher Minister, die schon am Konferenzorte überall wissen ließen, daß sie das Vorgehen Nathsnaus mißbilligten. Wirth kam aus Genua sehr überarbeitet und mißmutig zurück. Seine Nervosität ist dadurch zu er- klären, daß er von Anfang an nur jene linke Minderheit der eigenen Fraktion auf seiner Seite hatte, die seit dem Tode Erzbergers ihres einflußreichsten Kovfes beraubt war." Die Ermordung Walter Rathenaus sollte in­dessen zeigen, daß Wirth in dieser kritischen Stunde das be- redteste Sprachrohr der republikanisch denkenden Teile des deutschen Volkes sein konnte. Seine zwei Reden im Reichs- tage nach der Ermordung des Freundes und Mitarbeiters waren tief erschütternd und lösten tosenden Beifall bei der ge- samten Linken aus. Hätte er nur sein Wort wahr gemacht, daß, wenn man ihn zwinge, üch zwischen der Republik und ihren Gegnern zu entscheiden, er auf feiten des arbeiten- den Volkes stehen würde! Durch die Einigung zwischen Sozialdemokraten und Unabhängigen war ja der Reichsregierung die denkbar beste republikanische Stütze ge- geben worden und dos bisherige Argument der unsicheren Reichstagsmehrheit fortgefallen. Jetzt hätte Dr. Wirth es leichter denn je gehabt, die Einwände derer zu widerlegen, die eins Erweiterung der Koalitionsbasis nach rechts ver-

Siehe, Volk... Zu Gcrhark Hauptmanns SO. Geburtstaq. Siehe, Volk, welch lichtes Schweben hat sich grauem Tag cnlschwungcn: einem ist ein großes Leben voller Liebe-Glanz gelungen. Zn das Dasein Halber, Armer floß sein ganzes Blut zu trösten: und nun grüßen den Erbarmer die Verklärten, die Erlösten. Füllt die Orgeln feiner Werke mit erregten Atemzügen ob der namenlosen Stärke seiner Seele. Nie genügen Worte welken Danks. Wir dürfen nur noch Schweigen sammeln, Staunen. Hört mit goldnen Flügelwürfen seinen Geist ins Ewige rannen. Alfred Hein .

Serhart Hauptmann, Lehrer VeutschlanSs unö öerErüs Von Max Hochdorf . Der Widerstand, den die ernüchterte oder erschütterte Jugend gegen Gerhart Hauptmann fühlt, ist in der tiefsten Wurzel die Un- sicherheit des Annen. Sehet, dieser Mann, als Lreeeeptvr Ger­ man iae heute vielfältig geehrt, bleibt dem wühlenden Geschmacks in der Erfüllung des Künstlerischen und der Lösung des Maro- tischen immer einig« Brosamen des Geistes schuldig. Doch er ist ein siegreicher Gestalter mit leichtester Hand. Dort, wo die Auswahl für die beliebten Dichter Europos geschieht, in den Gehirnen inter - national und weltlich kritisierender Betrachter, hat er sich allein als Deutscher eingenistet, und sein Wohnrecht wird kaum noch be- stritten. Man möchte sagen, seine Dichtung sei ein Wertgegenstanb für Diplomaten feinster Gattung, obwohl sie eigentlich und ihrer besten Natur nach aus einem enadeutfchen Provinzialgebiet er- wuchs. Das ist merkwürdig und wiederum ganz klar. Man er- innere sich nur des altertümlichen Beispieles, daß das homerisch« Epos im korsischen Dialekt gesungen, zunächst panhellenische, dann so- gar Musterdichtung für die Welt wurde. Man entsinne sich weiter des jüngeren Beispiels von Mistral, der ursprünglich ein pro- venzalischer Barde war, trotzdem bis zum Herzen südamerikanischer Rothäute vordrang. Dichter, die so schallend und weitschichtig beglücken, verfügen über eine sehr spürbare Bolkstümlichkeir. Die Universalität, die in ihnen entdeckt wird, ist nicht belastet durch seltsame oder sonderliche Erlebnisse des erwerbenden Genius und Herzens. Sie sind har- monisch über ihren Weg geglitten. Was ihrem Charakter zugehört. laßt sich ohne Philistermoral als die Tugend des ordentlichen, höchst

langten. Statt dessen ließ er leider diese Bestrebungen um sich greifen, unbekümmert um die deutlichen Mahnungen der Sozialdemokratie. Er war sicherlich über die Stimmung inner- halb der Sozialdemokratie sehr schlecht informiert, als er vor zwei Tagen unsere Fraktion mit der Mitteilung überraschte, daß nunmehr auch er aus der Forderung nach der großen Koalition bestehen müsse. Bei allem bisherigen Vertrauen zu feiner Person und zu seiner Politik konnte sich die Sozial- demokratie diesem Ultimatum doch nicht fügen. Sie scheidet vom Reichskanzler Josef Wirth mit dem Gefühl der Sympathie, die sie ihm für eine anderthalbjährige Waffenbrüderschaft schuldet. » Der Reichstag wird voraussichtlich trotz der ausgebroche- neu Regierungskrise seine Verhandlungen fortsetzen. Er wird sich allerdings zunächst nur mit seinen eigenen Angelegenheiten der Schaffung einer neuen Geschäfts ordnung und eventuell mit Initiativanträgen zu beschäftigen.

Die Irieöensformel. Zur neuen dcntfchen Reparationsnots. Die neue Note, die die Reichsregierung der Repacations- kommission hat überreichen lassen, ist der erste wohldurchdachte und scharf herausgearbeitete Vorschlag zu einer Stützung der Mark. Unseren Gegnern aber ist es weniger interessant, ob die Mark stabilisiert wird. Sie wollen Zahlungen sehen Deutschland verspricht diese. Nicht nur Sachleistungen sollen während der drei bis vier Jahre, während der ein Mora- torium für nötig erachtet wird, erfolgen, nein, aus dem Ertrag der im Ausland aufzunehmenden Anleihen sollen neben Sach- lieferungen auch Barzahlungen geleistet werden. Hier hat man also zum erstenmal die Formel der Abwehr gegen über- spannte Forderungen der Entente fallen gelassen: man hat um Hilfe gebeten, um selbst helfen zu können. Das ist die Devise, unter der allein internationale Gemeinschaftsarbeit zur Ueberwindung der Kriegsfolgen möglich ist: das ist die Fricdensformel! Die Entente wird sich der Tatsache nicht entziehen können, daß Deutschland hier positive Vorschläge macht und ent- schlössen ist, selbst an die Heilung des Währungselends heran- zutreten. Die Reichsbank erklärt sich bereit, zu einem Sta- bilisierungsfonds, dessen andere Hälfte durch eine internatio- nale vom Reich garantierte Anleihe aufzubringen ist, 500 Millionen Goldmark beizusteuern. Daß man überhaupt sich zu einem entschiedenen Bekenntnis für eine aktive W ä h- rungspolitik entschlossen hat, ist ein wesentliches Ver» dienst der Sozialdemokratie. Und es ist erfreulich, daß man mit ihrem Beginn nicht erst bis zur endgültigen Festsetzung der Reparationsschuld entsprechend der deutschen Leistungs- fähigkeit warten will. Dieses Vorgehen macht alles Gerede von Deutschlands betrügerischem Bankrott endgültig zunichte. Aber es ist klar, daß man d'ie endgültige Regelung der Reparationsfrage unter Berücksichtigung der außerordentlich geschwächten Leistungsfähigkeit verlangen muß. Denn ohne sie ist die Stützung der Mark auf die Dauer nicht garantiert. Ebens» klar ist es und es war das vom ersten Augenblick an, wo wir die Stützung der Mark ver- langten, daß mit einer Hingabe von Teilen des Reichsbank- goldes auch die Arbeiterschaft die Pflicht übernimmt, den Gold- schätz der Reichsbank nun zu verteidigen, ihrerseits an der Steigerung der Produktion nach bester Kraft mitzuwirken. Auf welche Weife das möglich ist, deutet die Rote an, indem sie auf die Möglichkeit von Mehrarbeit hinweist. Sache der Gewerkschaften und der Sozialvemokratischen Partei wird es fein, diejenigen Sicherungen zu treffen: daß der A ch t- stundentag aufrechterhalten bleibt, daß aber Mehrarbeit, wo sie sich als erforderlich erweisen sollte, jeden Mehrgewinn der Unternehmer ausschließt. Prinzipiell wurde Mehrarbeit an lebenswichtigen Produktionsgsbieten nie abgelehnt. Das zeigen schon die Ucbcrschichten im Kohlen- bcrgbau.

achtunaswürdigen Staatsbürgers bezeichnen. Und diesem Gedanken- und Gefühlsinhalte ihres Kunstwerkes entspricht auch ihre Kunst- form. Als Gerhart Hauptmann den mikroskopierenden Bühnen- Naturalismus anwandte,, loderte der Jdeenknmpf um diesen Naturalismus fckon nicht mehr in lautem Kriege. Als er sein soziales Gewissen zur Klärung der Schicksalsfragen mit Beflissenheit ge- brauchte, war schon nicht mehr eine Rechtfertigung des Satzes not­wendig, daß der Dichter unserer Jahrhundertwende nur gut sähe, sofern er den Künstler mit dem Volkswirt in sich verbrüdere. In diesem Sinne ist Gerhart Hauptmann stets das Ersehnte seiner Zeit gewesen, also dos Volkstümliche, niemals das Bestrittene seiner Zeit, immer nur Exponent, niemals Opponent seiner Zeit. Nur der deutsche Kaiser, der Watte in den Ohren trug, und sein adliges und bürgerliches Dasallengefinde brachten es über sich, diesen üoterlandliebenden Mann in Acht zu tun. Nur der Kanzler dieses Monarchen wurde von Honnelcs Himmelfohrt so schwer ge- plagt, daß er sich bei einer Gänseleber wieder Lebensmut in die melancholischen Gedärme einlöffeln mußte. Man neigte dazu, die gemesiene Anmut Gerhart Hauptmanns mit einer großen Menschenliebe zu verwechseln, so, als wenn dieser Dichter in der ollertiefsten Demut vor dem schlichten, vor dem nicht sehr glücklichen Volk erschauerte. Und eifrig wurde, er dann als der Held und Hort der sozialen Dichtung, sogar der Kleineleutedichtung charakterisiert. Nun, man schädigt ein bunt und blühend aus- gestattetes Ingenium, wenn man es einer Parteirichtung nur als 5)crold voranstellen möchte. Gerhart Hauptmann ist der leben- digst« Beweis für die Wahrheit, daß jeder bewußte Wille den Künstler nur schmälert. Allein der dunkle Trieb und die Macht über das Spiel der Formen entscheiden. Diese Macht ist Hackpt- mann? wichtigstes und kostbarstes Eigentum, nicht der Hitzegrad des Nerantwortungsgcfühles, das er dem sozialen Elend entgegen» bringt. Als ihn der Schmerz mit der Webermisere zum Drama­tisieren zwang, als er das Buch der schlesischen Hungerstatistit studierte, da rundeten sich ihm die Zijfern zu Menschen, da plante er nicht, in die Reibe der Bolkssührer und Bolksredner einzutreten, da sog er aus der Häßlichkeit und Niedrigkeit der Weber die gleiche Schönheit, die Lord Byron und Heinrich Heine in dieser knochcn- mürben Welt entdeckten. Es war eine Welt des Schmutzes und der Entbehrung und der Krankheit, und nichtsdestoweniger mußte der Dichter zunächst sich selber anbeten, seine Hoheit, fein« Reinheit, feine formende Krokt, um der Herr dieser Welt, um der Anwalt'für die Rettung, um der Herold gegen die Ausbeuter dieker Welt zu werden. Es schadet gar nichts, daß man sich dieses geistigen Sanges bewußt werde. Es nutzt wenig, das Mecha- nistifche und die Propagandaabsicht der Hauvimannschen Dichtung zu suchen. Der beglückte, so reich gesegnete Mann, dem vieles er- füllt wurde, wonach andere zeitkebene schmachten, huldigte der Humanität, der Demokratie und der Opferung für den geringsten Monn des Volkes. In seinem Charakter lebte wirtlich etwas von dieser anmutigen Mozart-Natur: im Sittlichen und im Künstle- rischen. Prospero heißt der liebenswürdigste Mensch seines letzten Schauspiels, und Prospero schwelgt in der Wildheit der Zauber- flötentöne. Wir werden auch immer eingedenk bleiben jener märchenhasten Tragik, in die Hauptmanns artigstes Menschengeschöpf hineingerissen wird, jener Indianerhäuptling, der sich liebeszitternd

Die inneren Reformen zur Sanierung des Haus- Haltes sind unumgänglich. Wir vermissen unter ihnen die Erhöhung der Reichseinnahmen durch wirksame Besitz- steuern, vor allem eine Erfassung der Sachwerte. Alles das find Fragen, die im Inland auszutragen sind und auf die man, wenn nicht früher, so dann zurückkommen muß, wenn es notwendig fein wird, Garantien für äußere Anleihen zu schaffen. Denn es besteht kein Zweifel, daß die indirekten Steuern in demselben Augenblick an Ergiebigkeit verlieren und auch nicht mehr ausgebaut werden können, wenn die Mark stabilisiert wird. Eins nackte Selbstverständlichkeit ist die Forderung, daß die Hemmungen, die das Ausland der Einfuhr deut- scher Waren auferlegt hat, fallen muffen, wenn die Mark stabilisiert wird. So lauten denn die Anträge der Regierung auf eine end- gültige, für Deutschland tragbare Begrenzung der Re- parationsschuld, auf ein bedingtes M�o rata- r i u m, auf die Einberufung einer internationalen Finanz- k o n f e r e n z für die Einleitung des Stabili'ierungskredites und auf Hilfe bei der Erreichung der Gleichberechtigung im Außenhandel und der wirtschaftlichen Selbständigkeit im be- setzten Gebiet. Alles klare, scharf umrissene Vorschläge, die wenn nicht alle Anzeichen trügen ihren Eindruck im Aus- land nicht verfehlen können: denn sie sind eine fl�litische-at, die selbst durch die plötzlich eingetretene Kabinettskrise nicht verdunkelt werden kann. Die dentsche Note überreicht. Paris . 14. November.(EE.) Der Sekretär der Kriegslasten- kommission, Dr. Meyer, überreichte dem stellvertretenden Sekretär der Reparationskommisston, Bergerie, heute um 1)4 Uhr mittags die letzte Note der Reichsregierung, in der die Vorschläge für die Festigung der Mark und Bewilligung des Morawriums em- holten sind._

Preissteigerungen überaU . Während infolge der Besserung der Mark wenigstens auf ein- zelnen Gebieten des Lebenemittclmarktes ein gewisses Nachlassen der Teuerungswelle m Aussicht steht, steigen die industriellen Roh- st o f f e weiter katastrophal im Preise. Der S t a h l b u n d Hot seine Richtpreise unter dem Vorwand, daß sich die Valuta verschlechtert habe, um mehr als 80 Proz. erhöht und verlangt jetzt für Stabeisen mehr als den zweitausendfachen Vorkriegspreis. Dabei hat sich aber die Valuta seit der letzten Preisfestsetzung gebessert. Es ist hohe Zeit, daß gegen die Ausschreitungen der schwerindustriellen Preisfestsetzung einmal energisch Front gemacht wird. Aber auch die Kohlenpreise wurden vom Reichskohlenrat jetzt wieder erheblich heraufgesetzt. Ruhrkohle kostet rund 4000 M. je Tonne.mehr als bisher, wozu noch 40 Proz. Kohlensteuer treten, auch Braunkohle wurde erheblich im Preise erhöht, allerdings hat man die Preisfestsetzung für Mitteldeutschland noch offen gelassen. Die Pr-isf-stsetzung für Kohle erfolgte mit Zustimmung der Arbeit- nehmer und der Verbraucher. Nur gegen das Ausmaß der Preis- erhöhung im Ruhrgebiet stimmte ein Vertreter der Konsumgenossen- schaften._ Der Siedluvgsausschuß des Preußischen Landtages nahm am Dienttng in zweiter Lesung de» Geietzeinwun über die Genebmi« gung von Siedlungen natb§ 1 des NeiwsssedelungsgeietzeS an. Das Gesetz regelt die Frage der Genehmigung von Siegelungen, vereinfacht die Rechtsmittel, bestimmt die Richrlinien lür die Festsetzung der Leistungen und legt eine Beteiligung des Staates an den Kosten für die Regelung in öffentlich- rechtliche»» Verhältnis fest. DerHammer" ist auf Grund des 8 21 des Gesetzes zum Schutze der Republik bis zum 15. Januar 1923 oerboten worden. Der Tod der Korrespondenzen. Die vom Genossen Ernst H e! l m a n n herausgegebeneSoziaiistische Korrespon- d e n z" stellt infolge der steigenden wirtschastlichen Schwierigkeilen, mit denen die Presse zu kämpfen hat, mit dem heutigen Tage ihr Erscheinen bis auf weiteres ein.

an die Brust der von ihm vergötterten weihen Menschen legt. Der Wilde, der Unkultivierte, der Ueberkultivierte vielleicht, wird darum von seinen Blutsbrüdern nicht anders gegeißelt als der Heiland Jesus Christus. Die blinde und taube, die hemmungslose und ekstatische Inbrunst rächt sich an ihm. Beinahe mächte man die moralische Lehre aus diesem Beispiel der Geißelung ziehen: Der Sinn des Künstlers bleibe betrachtend, der Künstler singe um die Schöpfung, er versenge sich niemals cm ihr den tanzenden Mut, er trübe sich niemals durch Auffchürung seelischer Brände die heitere Einsicht. Solche Haltung gefällt: als Lehre, die Nachahmung fordert. wird sie angesehen, sofern die Harmonie unserer eigenen Existenz nicht übermäßig gestört ist. Dann aber kann der Tag kommen und er kam, ach, in letzter Leidenszsit sehr häufig da wir Jun­gen, wir selber Ringenden und Formenden, rarlos vor der Ab- geklärtheit unseres Altvordemi standen. Das Kräuseln der Lippen, mit dem er den Zerfall des Christusnarren Emanuel Quint erzählt?, erschien uns viel zu sehr von Hofsahrt hervorgerufen. Der Mann von Welt soll in Ministerien regieren und in Parlamenten, sogar in Krankenstuben und am Richtertische. Der Dichter jedoch--- Es würde herrlich fein, wenn der Tag kommen wollte, da uns die ander« Flamme Eerhart Hauptmanns vollkommen erwärmt. Denn wir Jungen wollen ja nichts von seinem Ruhme abziehen, wir wollen nur getrösteter und erbauter bei ihm weilen. Wir wünschen nur, daß wir uns zu ihm, der trotz allen: ein Meister ist. bekennen dürfen, ohne daß unsere Pilgerfahrt zu ihm allzu häufig an ab­gegraster Trift vorbeiführe._

Kauptmarm-Literatur Zum 60. Geburtstag Gerhart Hauptmanns sind einige Werke erschienen, die sich gründlichst mit der geistigen Artung, der ästheti- scheu Bedeutung und dem erzieherischen Wert der Hauptmo.nnschen Schriften auseinandersetzen. In dem sehr schön ausgestatteten G e r- hart- Haupt mann-Buch, das Dr. Ludwig Marcus« bei Franz Schneider, Berlin und Leipzig , veröffentlicht, werden Einzel- studien abgedruckt. Die Psvcholcgen nahen sich von allen Seiten dem Talent« Hauptmanns, sie prüfen die Alraft des Dichters, wenn antike Stoffe geformt werden, wenn in dem Griechischen Reisebuch altertümlicher Boden betreten wird. Auch das Persönliche spielt eine Rolle. Der Philosoph Max Dessoir weiß u. a. zu erzählen, wie er als junger Gelehrter dem jungen Dichter zum erstenmal begegnete. Die Genossenschaft Deutscher Dühnenangehöriger gab ein Hauptmann-Hest heraus, in dem die besten Köpfe Deutschlands von dem sprechen, was ihr Herz zu Gsrhart Hauptmann heran- geführt, hat. ImVorwärts" wurde schon das Hauptmann-Buch Konrad Harnischs gewürdigt. tBorwärts-Berlag.) Es dient der Popularisierung des Dichters, es scheut nicht davor zurück, alte, ungeklärte Probleme wieder vor der Oeffcntlichkeit auszubreiten. Es ist eine richtige Propagandaschrift, verfaßt von einem Manne, der nach hoher Bolkstumlichkeit trachtet. Roch immer Ist das erste Hauptmann-Buch, das der selige Paul Schlenther verfaßte, auch das beste. Hier hat ein kluger Kovf geprüft, hier hat ein schlagendes Herz geliebt. Schlenther begriff das Neue, was Haupt- mann brachte, und er verkündete es mit jener Wärme und Etndring- lichtest, die nur zu den Tugenden des begeisterten Heros und de»