ftrte ab, da sie nur sehr geringe Summen einbringen werde. Zur Frage des angeblichen absichtlichen Bankrotts Deutschlands braucht nur auf die Ausführungen Loucheurs im.chomm« libre" vom 13. März 1922 verwiesen werden, wo er klipp und klar um Ausdruck bringt, man müsse endlich mit der Legende des ewußtcn deutschen Bankrotts aufräumen; Deutschland sei kein blühendes Land, wenn es schon keine Arbeitslosen Hab«. Seine „Blüte" sei nur Fassade. Poincare erklärt, die französische Regierung habe mit Rücksicht auf die Belgier, und um die Lösung in Brüssel zu erleichtern, hinsichtlich der Reparationen von Zwangsmagnahmen ab» gesehen. In der ganzen Welt wird man dies als indirektes Ein- geständnis dafür aufzufasien haben, daß die Sanktions- und Retor- sionspolitik nicht geeignet ist, die Reparationsleistungen zu fördern, sondern sie zu beeintsächtigen, eine Bestätigung übrigens für den stets von der deutschen Regierung sowie auch vom einsichtigen Aus» land vertretenen Standpunktl Wenn Poincars schließlich behauptet, Deutschland habe niemals den aufrichtigen Wunsch gehabt, seine Reparationsschuld zu be- gleichen, so kann nur immer wieder auf die feststehende Tatsache hingewiesen werden, dost Deutschland bisher auf Grund des Frie» densvertrages an einmaligen und fortlaufenden Leistungen bereits mindestens 41 Milliarden Goldmarl gezahlt hat.
Nach üen englischen Wahlen. Die Ungerechtigkeit des englischen Wahlsystems ergibt sich aus den jetzt bekanntgewordenen Gesamt st immen» zahlen der einzelnen Parteien. Die Konservativen, die von insgesamt 14 Millionen abgegebenen Stimmen etwa 51/2 Millionen erhalten haben, würden bei Anwendung des Proportionalwahlrechtes nur etwa 235 Mandate(anstatt 345) im neuen Unterhaus zählen, und weit davon entfernt, über eine starte absolute Mehrheit zu verfügen, müßten sie wahr- scheinlich einer Linkskoalition das Feld räumen. Denn die Arbeiterpartei mit rund 4� Millionen Stimmen hätte eigentlich auf etwa 175 Mandate(statt nur 140) Anspruch, die Unabhängigen Liberalen mit 2,6 Millionen beinahe 115(statt 57) und die Lloyd-George-Libe- r 0 l e n mit 1,5 Millionen Stimmen etwa 70(statt 52). Es ist eigentlich rätselhaft, wie sich ein politisch so hoch- stehendes Volk wie das englische ein derartiges Wahlrecht überhaupt noch gefallen lassen kann. Aber, wie in so vielen anderen Dingen in England, spielt die T r a d i t i 0 n die aus- schlaggebende Rolle, und da es drei Lahrhunderte lang immer nur zwei Parteien gegeben hat, wobei natürlich nur die relative Mehrheit entscheiden konnte, hält man an diesem Wabllnstem auch jetzt noch fest, wo drei oder gar vier Parteien gegenüber- stehen. Zu welchen Verfälschungen der wahren Stim- mung des Volkes dieses Wahlsystem insgesamt führt, zeigen die obigen Zahlen. Aber auch in den einzelnen Wahlkreisen kommt man zuweilen zu ganz merkwürdigen Ergebnissen. So lautete z. B. das Resultat in Portsmouth - Mitte: Kon- servative 7666, Lloyd-George-Liberale 7659, Akquich-Liberale 7129 und Arbeiterparteiler 6126. Der Konservative wurde mit seinen 7 Stimmen Vorsprung gewählt, obwohl er nur knapp mehr als e i n Viertel der Wähler hinter sich hatte. Gewiß könnte diese lotterieartige Ungerechtigkeit später auch der Arbeiterpartei zunutze kommen und ihr zu einer abso- luten Mehrheit verhelfen. Aber, wie der„Daily Herald" vom Freitag ironisch bemerkt, werden die bürgerlichen Parteien diese Gefahr erkannt haben und nun im eigenen Interesse rechtzeitig dafür sorgen, daß das Wahlsystem abgeändert wird, ehe diese Eventualität eintritt. Der Erfolg der Arbeiterpartei ist um so bemerkenswerter, als er eigentlich ohne Hilfe einer eigenen Partei- presse erzielt wurde. Zwar hat auch die Labour Party ungeheure Mengen von Plakaten, Flugblättern usw. drucken und verbreiten lassen, aber eine jahrelange, tägliche Bearbei- tung der Massen durch Presseorgane, ohne die ein erfolgreicher Kamps der sozialistischen Arbeiterschaft in den übrigen euro- päischen Ländern gar nicht denkbar wäre, hat ihr immer ge- sehst. Erst seit Kriegsende besitzt die Arbeiterschaft im„Daily
Alimitep. Von Paul Gutmann. Mimikry nennen die Rawrsorscher jenen Nachahnmngetrieb, der gewisse TiergaUungen befähigt, sich im Aussehen ihrer Umgebung an. ijupossen, wie j. B. die Stabheuschreite und manche Schmetterling« dem Laub, das Hermelin der Schneclandschast, der Sandfloh dem Sande. Daß Menschen diese Fähigkeit erwerben lönnen, ist bisher noch nicht bekannt gewesen. Anm. d. B-rf. Der Knabe Willibald Henke war das Muster eines Schülers. Er war fleißig, aufmerksam und schwor auf die Worte seiner Ährer. Um das folgende rätselhafte Phänomen zu begreifen, ist es nötig, zuvor das Tagespensum dieses Knaben, etwa an einem Montag, kennenzulernen. 8 Uhr: Andacht. Es wird der Choral gesungen:„Liebe, dir crgeb ich mich." Der Knabe ist hingerissen und gelobt sich, sein Leben lang ein guter und sanfter Mensch zu sein. 8 Uhr 10 Min.: Rede des Professors Drufke:„Ein Retter muß dem gedemütigten Volk wieder auferstehen. Wir müssen es dem Feind blutig heimzahlen, und- wahrlich, ich sage euch, zu dieser gerechten Vergeltung seid ihr ausercfehen, ihr, die Hoffnung unserer schlaf. losen Nächte, ihr, die deutsche Jugend." Willibald durchglühen Racheschauer. Cr sieht sich den Seinen voranstürmen und erbar- mungslose Hiebe nach rechts und links auf den um Gnade winselnden Feind austeilen. 8 Uhr 30 Min. bis 9 Uhr: Religion. Apostel Paulus, Korinther 1. 13:„Wenn ich mit Menschen- und mit Engclszungen redete und hätte der Liebe nicht so wäre ich ein tönendes Erz und eine klingende Schelle." Willibald vergießt heimlich« Tränen. Er denkt gerührt an Eltern und Geschwister und gelobt, stets ein friedfertiger Mensch zu sein. 9 bis 10 Uhr: Französisch. Es wird der„Tartuffe" von Mokiere gelesen. Der Lehrer, der vor zwölf Jahren eine Osterreise nach Lausanne gemacht hat, schwärmt von französischer Grazie und Eleganz. Willibald verspürt tänzerische Leichtigkeit. 10 bis 11 Uhr: Deutsch . Professor Arminius Müller , Vorsitzen- der des urgermanischen Heimdalbundes, beweist, daß nur die deutsche Literatur, vielmehr das deutsche Schriftum, Tiefe, Ernst und Kraft besitzt, einige fremdvölkische Ausnahmen natürlich abgerechnet. Was ist Klopstock im Vergleich zu Molierel Willibald hört das Rauschen deutscher Eichen und möchte Rötung, das neidliche Schwert, schwingen. 11 bis 12 Uhr: Latein. Die Eleganz der römischen Bildung im Vergleich zur Rohelt der alten Germanen. 12 bis 1 Uhr: Geschichte. Die Kultur der alten Germanen Im Vergleich zur Verkommenheit der Römer. Nachdem an diesen Beispielen der Schulplan des Knaben Willi- bald dem Leser bekannt geworden ist, wird es ihm verständlich er- scheinen, wie das ungeheuerliche Phänomen, das die Gelehrten zweier Delttelle in Atem hält, entstehen konnte. Zum erstenmal wurde
Herald" ihr eigenes Organ, doch reicht desien Verbreitung bis- her bei weitem nicht aus, um gegenüber der konservativen und liberalen Presse, die über das ganze Land verbreitet ist, die Forderungen und die Ziele der Labour Party so zu propa- gieren, wie es zu wünschen wäre. Dieser Nachteil wird aller- dings zum Teil durch den tief eingewurzelten K l a s s e n i n st i n k t des englischen Proletariers ausge- glichen, der in normalen Zeiten immer weiß, wohin seine Stimme gehört, auch dann, wenn er Leser der konservativen „Morning Post" oder der liberalen„Daily News" ist. Welch einen Vorteil das Vorhandensein eines eigenen Kampforgans für die Arbeiterschaft bedeutet, zeigt das Beispiel der s ch 0 t- tischen Ergebnisie, die für die Labour Party ganz besonders günstig sind. Dids ist wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß in Glasgow ein sozialistisches Wochenblatt„Forward", erscheint und die Politik der Unabhängigen Arbeiterpartei eifrig propagiert. Ueberhaupt ist die Zahl der gewähllen Millieder der U n- abhängigen Arbeiterpartei ganz besonders hoch; es dürften etwa 40 vsn insgesamt 140 Arbeiterabgeord- neten geben, die als vollwertige internationale Sozialisten an- zusprechen sind. Zu den von uns bereits gestern mitgeteillen Namen sind wir erfreulicherweise noch in der Lage, auf Grund der eingelaufenen Londoner Blätter einige bekannte hinzu- zufügen; so ist auch der Vorsitzende der Unabhängigen Ar- beiterpartei W a l l h e a d, der im vorigen September vor den Berliner Gewerkschaftsfunktionären sprach und dem Exe- kutivkomitee der Berliner Arbeitsgemeinschaft angehört, neu gewählt worden, ebenso S h i n w e l l, der ebenfalls an der Gründung der Wiener Arbeitsgemeinschaft teilnahm und von der JLP. nach Gera delegiert worden war, ferner N 0 e l B u x t 0 n(der Bruder des bereits als gewählt gemeldeten Charles Roden Buxwn), Tom I 0 h n st 0 n, der Heraus- geber des obenerwähnten Glasgower„Forward". George Landsbury, der frühere Cbeftedakteur des„Daily Herald" usw. Zwar hat die Arbeiterpartei auch einige schmerzliche V e r l u st e erlitten, insbesondere durch die Niederlage ihres Generalsekretärs Arthur Henderson , des Vorsitzenden der Zweiten Internationale. Das gleiche Mißgeschick war ihm auch bei den Khakiwahlen widerfahren. Aber es ist anzu- nehmen, daß die Arbeiterpartei, die die großen Führerfähig- leiten des Genossen Henderson schwer entbehren kann, ihn wie damals bei der ersten günstigen Gelegenheit einer Nach- wähl wieder aufstellen und so für seine baldige Rückkehr ins Unterhaus sorgen wird. * London . 18. November. (EC.) Das jetzt vorliegende Ergebnis der Wahlen an der Londoner Universität bedeutet einen Sieg der Regierung. Ter Konservative Sir Sidney Rüssel Ell-, Vizekanzler der Universität, wurde mit 3833 Stimmen gewählt. Sein Gegen- kandidat, der liberale Professor Pollar, erhielt 2189 Stimmen, während auf den Romanschriftsteller Wells, der als sozialistischer Kan- didat auftrat, 1427 Stimmen entfielen. Drei Wahlkreise, aus denen die Ergebnisse noch ausstehen, waren In dem letzten Unterhaus durch Lloyd-George-Liberale oertreten. Man erwartet ihre Wiederwahl.
Ruhe im Rheinlanö. Im Rheinland Ist nach den bewegten letzten Tagen offenbar Ruhe«ingetreten. Ueb:r die Lage Im Industriegebiet meldet die schwerindustrielle Telunion aus Duisburg : In Duisburg ist heute mit Ausnahme eines Teils der Beltg- schaft von den Hanielschen Werken im großen und ganzen die Ar- bell wieder aufgenommen worden. Di: Kommunisten haben aber, wie man hört, in einer Konferenz ihrer Funktionäre aus dem In- dustriebezirk beschlossen, daß am Montag der GeneralstrUk überall von neuem aufleben soll. Auffällig ist auch die rege Propaganda, die von den Anhängern der Rheinlandbewegung während der Strnk. tage getrieben worden ist. Im Solinger wie im Remscheider und Elberfelder Bezirk ist die Lage ruhig. Auch zeigen Meldungen, daß die Behörden unter dem Eindruck der Hungerkrawalle gegen Preistrübercien und Devisenspekulation vorgehen. Die Mirbach-Korrespondenz meldet:
besagtes Phänomen auf einem Ausflug entdeckt, den Willibald mit seinen Mitschülern unternommen hatte. Die Knaben hallen in einem See gebadet, und als sie, im ganzen zwanzig, sich sammeln sollten, waren nur mehr neunzehn anwesend. Willibald fehlte. Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, der aus einem Dickicht zu kommen schien. Es war Willibald, der den Schrei ausgestoßen hatte. Er lag auf einer Schilfstreu und hatte völlig deren Farbe und Zeich- nung angenommen. Ein Knabe, der ihn nicht von feiner Um- gebung unterscheiden konnte, war ihm auf den Bauch getreten. Ein ähnlicher Fall von Mimikry war unter Menschen noch nie vorgekommen. Willibald wurde von nun ab eine Berühmtheit. Die Wissenschaftler rissen sich um ihn. Er wurde auf medizinischen Kon- gressen vorgeführt. Seine Anpassungsfähigkeit erscheint unbegrenzt. Legt man ihn unter geeigneter Belichtung, am besten unter einer Ouecksilberlampe, auf ein Schachbrett, so zeigen sich auf seinem Körper schwarzweiße Felder. Die einzig« Farbe, auf die er nicht reagiert, ist rot. Man hat telepathische Versuche mit ihm angestellt, wobei er in allen Farben schillerte. Professor Flausendreher erklärte den Fall in einem dreistündigen Vortrag in der Akademie der Wissenschaften als„psychogenen Chamöleonismus". Aber das ist falsch. Es ist auf Grund humanistischer Bildung erworben« echte Mimikry.
Sebel-�lnekSoten. Prof. Siegsried Och», der bekannte Pbltharmoniker, ISßt Im verton von Srelbleln u. Co.. Leidig, seine Erinnerungen unter dem Titel„lSesidehene», Gesebenee" erscheinen. Wir geben <m» dem AuobSngebogen einig« Bebel-Anekdoten wieder. Bei alten Freunden, im Hause des Reichstaqsabaeordneten Hugo Heimann , hatte Ich oft Geleaenbeit, mit den hauptsächlichsten Ber« tretern der Sozialdemokratischen Partei zusammenzukommen. Unter diesen war es vor allem August Bebel , der mich anzog. Ueber seine Täigkeit und Bedeutung brauch« ich kein Wort zu verlieren. Wer die schriftstellerischen Erzeugnisse Bebels kennt, der wird, mag er sich zu ihrer Richtung bekennen oder nicht, zugeben müssen, daß ein besonderer Geist aus ffrnen spricht. Im persönlichen Verkehr hatte Bebel etwas Liebenswürdiges, fast Kindliches. Oft erzählte er Er- lebnisse ernster und heiterer Art Eine seiner Geschichten will ich hier wiedergeben: Als Bebel sich, noch unerkannt und sehr gering auf der Wanderschasi befand, kam er eines Tages in Begleitung eines Genossen, in die Röhe von Salzburg . Beide hatten seit dem vorigen Tag nichts gegessen und schleppten sich nur mühsam auf der sonnigen Landstraße fort. Da kam ihnen ein« Prozession entgegen. Auf die Frage, wohin diese gehe, wurde ihnen geantwortet, sie be- wege sich nach dem nur noch wenige Minuten entfernten Kloster Maria-Plein , wo die Wallfahrer, nachdem sie an einer bestimmten Feier teilgenommen hätten, festlich bewirtet würden. Sofort schlössen sich die beiden gottlosen Gesellen der Reihe an. machten auch den Schluß der Prozession, bei dem man auf den Knien vorwärts rutscht«, mit und errangen sich dann ein reichliches Abendbrot, wobei es sogar so viel Wein gab, als man nur trinken wollte.„Wenn die gewußt hätten, wen sie bewirten," setzt« Bebel lachend seinem Bericht hinzu.
Köln , 18. November. Die Besatzungsbehörde hat, da sie fest» stellte, daß die Geschäftsinhaber in den letzten Wochen die Ber- ordnung über Preisschilder nicht mehr beachteten, ein- mal durchgezrissen und eine große Anzahl von Geschäftsleuten, bei denen eine Uebsrtretung der Verordnung festgestellt worden war, vor das englische Gericht besohlen. Ihnen wurde aufgegeben, falls sie Wen darauf legten, von einer Haft verschont zu bleiben, eine Bürg. schaft mitzubringen, die je nach der Bedeutung des Geschäfts 50 009 bis 500 000 M. betrug. Ladeninhaber, die das geforderte Geld nicht mitbrachten, wurden in Haft genommen. » Die Krimialpolizri unternahm in der Altstadt und in der Nähe des Hauptbahnhofs eine allgemeine Razzia durch eine Reihe von wilden Wechselstuben, die Wechselgeschäft« betrieben, ohne den g:- setzlichen Vorschriften zu genügen. Der gesamte Kassenbestand wurde beschlagnahmt. Di: beschlagnahmen Gelder betragen über 25 Mil- lionen Mark. Gegen die Inhaber ist wegen Verstoßes gegen die Devisenverordnung Anzeige erstattet worden.
Teuerungskunügebunqen in Dresüen. Dresden , 18. November. (TU.) Heute nachmittag veranstaltete eine Volksmenge, unter der sich viele Erwerbslose befanden, Straßenkundgebungen gegen die Teuerung. In einigen Stadtteilen wurden Lebensmittel- und Konfektions- geschäfte geplündert. Die Polizei nahm mehrere Derhaf- tungen vor. Die geraubten Gegenstände und Lebensmittel konnten zum großen Teil wieder herbeigeschafft werden. Die meisten Ge- schäftsinhaber hatten während der Kundgebung ihre Geschäfte ge- schlössen. Die Straßenbahn verkehrte nicht, da die Straßenbahner zum Protest gegen die kürzlich erfolgte Entlassung von 400 Beamten und 250 Arbeitern den Betrieb stillgelegt hatten, der erst gegen Abend wieder aufgenommen wurde. Verletzungen sind bisher nicht gemeldet worden. Es herrscht wieder Ruhe.
Der Jall Hraf-Gberlanö. München , 18. November. (Eigener Drahtbericht.) Unter der Ueberschrift„Ein polttischer Abenteurer entlarvt" nimmt die kommu- nistische„Bayerische Arbeiterzcttung" Stellung zu der Angelegen- heit Eraf-Oberland und erklärt:„Wir sind in der Lage, mit aller Bestimmtheit zu erklären, daß die KPD . mit der Angelegenheit nicht das mindeste zu tun hat. Gegen Graf hatten viele Parteigenossen ein ausgesprochenes Mißtrauen, weil er mit großen Summen ope- rierte, über deren Herkunft man sich nicht klar war. Das Mißtrauen, das gegen Grafs Finanzzebarung bestand, gab auch den Ausschlag für seinen Ausschluß aus der KPD . Diesem war bereits die Eni- Hebung Grafs von seinen Parteiämtern vorausgegangen. Die Enthüllungen treffen also die KPD. in keiner Weise, da Graf seine Be- Ziehungen zu Oberland hinter dem Rücken der Partei und im schroffsten Gegensatz zur politischen Linie der Partei unterhielt. Um so mehr aber ist die VSPD. blamiert." Demgegenüber erklärt Genosse Graf in der.Münchener Post" u. a.:„Wie jede bürgerliche Partei, wie Dutzend« von sogenannten nationalen Organisationen für ihre Zweck« von Sympathisierenden Geldbeträge erhalten, so geschah dies auch von der KPD . Die von Römer zur Verfügung gestellte Summe von 350 000 M. wurde im Einverständnis mit dem Vorsitzenden der KPD. nach eingehender Prüfung durch deren Zentrale für die Münchener Parteizeitung ver- wandt. Lange vor meinem Uebertrttt zur Sozialdemokratischen Partei ist die Verbindung zwischne Römer und mir erloschen."
ver Relchskag mußte gestern bei der BeraHmg über die näckste Sitzung seine Besch!» ßunfäbigkeit festsiellen. Die nächste Sitzung wurde daraufbin aus Montag, nachmittags um 5 U h r(Beratung der Geichäfisordnung) anberaumt. Die Enkscheidung Über da» Memclland durch die Botschafter- kmferenz steht unmittelbar bevor. Die Frage steht so: Freistaat unter Völkerbund - oder französischem Protektorat oder— weniger wahrscheinlich— Angliederung an Litauen . Die großenteils deutsche Bevölkerung hat nicht mitzubestimmen. ver holländische Slaaksbankpräfident vlsiering ist zurzeit in Paris , wohl auch wegen der geplanten Bankierkonferenz.
Wie er im Erzählen harmlos und gutmütig war, so machte er sich ein Vergnügen daraus, mit den Kindern des Hauses und ihren Freunden Tellerdrehen und ähnliche Spielfreuden zu genießen. Einmal, als wir am Abend in dem Haus« Heimann waren, kam Bebel aus dem Reichstag dorthin und berichtete, es habe sich dort folgen- des begeben: Bei der Diskusston über irgendeine Ausfuhrsteuer gab ein Vertreter der preußischen Regierung eine Erklärung darüber ab, was man steuertechnisch unter dem Begriff Spielsachen zu verstehen habe. Seine Erläuterungen des Worte» waren: Spielsachen sind Gegenstände aus Holz, Metall, farbigen Bändern oder sonstigen Stoffen, die den Zweck haben, Kindern zur Unterhaltung zu dienen. Darauf rief Liebknecht dem Herrn zu:„Dann bitte ich, die Orden unter der Rubrik Spielsachen zu verzeichnen." An dies« Geschichte mußt« ich denken, als ich mich im Jahre 1890 zusammen mit Felix Weingartner und seiner Frau, geb. Juillerat, in dem Walliser Hochgebirgsnest Saas-Fe « befand und dort zu meiner Ueberroschung durch einen von zu Hause eintreffen- den Brief die Nachricht empfing, man habe mir den Aronenorden vierter Klasse verliehen. Diese Verleihung war nicht ohne einen erheblichen komischen Beigeschmack, weil sie wieder einmal so recht zeigte, wie der Mensch zu derartigen Auszeichnungen kommen kann. Ich hatte zu jener Seit doch schon reichlich zwanzig Jahre die Oeffentlichkeit behelligt, ohne daß man sich von oben her um mich gekümmert gehabt hätte. Im Gegenteil; wenn ich daran denke, wie unfreundlich die Mehrzahl der Herren vom Senat der Akademie und andere in einflußreichen Stellungen befindliche Persönlichkeiten sich benommen hatten, nicht etwa trotzdem, sondern well ich manches in meinen Konzerten aufführte, was von Bedeutung war und ihnen daher ungelegen kam, so muß Ich sagen, daß Ich bis dahin, wenn mir überhaupt an Würden und Auszeichnungen etwas gelegen ge- wesen wäre, allen Grund gehabt hätte, verstimmt zu sein. Run aber bekam ich plötzlich einen Orden,«inen richtigen Orden, ohne daß ich mich hätte breitschlagen lasten, den offen und versteckt ge- äußerten Wünschen nochzugeben. Was war geschehen? Wodurch hatte ich das verdient? Ich will es verraten. Ich hatte ein hervor- ragendes Talent dafür bewiesen, Stuhlreihen aufzustellen, ein Ta- lent, das doch wirtlich der Verleihung eines Ordens würdig ist! Und das war so gekommen: Die Akademie der Künste halle ein Jubiläum gefeiert. Es waren mehrere Festkonzert« veranstaltet worden, die Joachim leitete, und ich hatte es übernommen, dafür zu sorgen, daß das Podium, wenn ein Konzert oder eine Prob« stattgefunden hatte, für die nächste Aufführung oder Probe wieder richtig aufgebaut wurde, das heißt, daß die Sitzreihen für den Chor und die Pult« für das Orchester in der wünschenswerten Weis« aufgestellt waren. Und dafür bekam ich nun einen Orden.
Walküre. Di« Direktton der Volksoper übernahm die Oerant» wortung dafür. Wogners„Walküre " neu herauszubringen. Damit hat man sich ganz gewiß übernommen, soweit der ein« Faktor musik- dramatischen Schossens in Betracht kommt, nämlich das Orchester. Hier war bei recht unedel klingenden Hörnern und Posaunen, bei fadendünnem Geigenchor kein rechter Fluß, kein Kreszendo. kein Sinnenreiz. Ohne den fällt aber der Wert des Wertes beträchtlich in sich zusammen. Di« Revalo-Deredclung der Instrument« änderte an diesem Manko nicht». Frei vom Wagner-Kuttu» wird man der