einzugehen, zeigte natürlich Barthou ein lebhaftes Interesse für diese Pläne, die ganz den französischen Wünschen enl- sprachen. Und da nun die deutschen Herren die Beseitigung der Regierung Wirth als Voraussetzung der Durchführung dieses Gedankens durchblicken liehen, wurde in der ftanzösischen Presse übereinstimmend der Wunsch nach einem Regierungs- Wechsel in Deutschland geäußert. Auch die damals in Berlin ebenfalls anwesenden aus- ländischen Sachverständigen wurden in ähnlichem Sinne systemathisch bearbeitet mit dem Ergebnis, daß schließ- lich auch sie auf den Reichskanzler Wirth und seine Mitarbeiter nicht gut zu sprechen waren. Diese künstlich geschaffene Atmosphäre der Geringschätzung färbte schließlich auf die verschiedensten deutschen politischen Kreise ab, auch auf solche, die mit den Bestrebungen der Schwerindustrie an sich wenig sympathisieren. Der Mus nach Erneuerung des Reichskabinetts und nach Hinzuziehung von Wirtschaftskapazitäten wurde infolgedessen immer lauter und allgemeiner, und dies erklärt zum guten Teil jene Beschlüsse und Forderungen, aus � denen schließlich die Regierungskrise entstanden ist. Die Schwerindustrie hatte damit ihr Z i e l vollständig er- reicht, nämlich einmal die Erlangung eines maßgebenden Ein- flusses auf die Regierungsgefchäfte und darüber hinaus so- gar die Ausschaltung der unbequemen Sozialdemokraten. Nun passiert aber das Unvermeidliche: Frankreich , das sich so her- vorragend und erfolgreich dafür eingesetzt hatte, daß die Wirtschastskapazitäten in die Regierung eintreten, erwartete einmal vom Reichskanzler Cuno und außerdem vom volks- parteilichen Redner Dr. Sftesemann, daß sie nunmehr deut» lich mitder Sprache herausrückten und jene Pläne offiziell verkündeten, mit denen man zu Anfang des Monats Herrn Barthou den Mund wässerig gemacht hatte. Bereits vor Abgabe der Regierungserklärung hatte der„Temps" hochoffiziös den neuen Reichskanzler dringend ermahnt, sich nicht mit einem Hinweis auf die Note vom 13. November zu be- schranken, sondern zu verkünden, was die nunmehr mitregie- rende Industrie anzubieten bereit sei. Aber nichts von alledem geschah. Der Reichskanzler bekannte sich ganz allgemein zu der Note seines Vorgängers, und Herr Stresemann ebenso allgemein von der Notwendigkeit eines deutsch -französifchen Wirtschaftszusammenschlusses. Jetzt werden die Franzosen , die das Gefühl haben, daß sie lediglich zu einem innerpolitischen Manöver der deut- scheu Reaktion gebraucht wurden— und anscheinend ist diese Empfindung nicht ganz falsch— unruhig und ungeduldig und fordern ihre Partner auf, ihre Karten endlich aufzudecken: Wo bleiben die uns versprochenen Pläne? Die Regierung und insbesondere die Deutsche Volkspartei sind infofern in einer schwierigen Lage, als die Auffassungen in- nerhalb der industriellen Kreise über die Zweckmäßigkeit und über die Durchführbarkeit dieser Pläne sehr verschieden sind. Die einen wollen die Slnleihe auf zwanzig Milliarden beschränkt wissen, die anderen, freigiebiger, halten zwei Zwanzig-Milliarden- Raten für möglich, ein- zelne sollen sogar bis fünfzig Milliarden gehen wollen. Aber Herr S t i n n e s steht sogar dem bescheidensten dieser Vorschläge sehr skeptisch gegenüber und hält die Garantie einer auch nur zwanzig Milliarden betragenden Anleihe durch die deutsche Industrie für ausgeschlossen. Sein Vertrau- ensmann in der Regierung, der Reichswirtschaftsminister Dr. Becker- Hessen, scheint keinerlei Neigung zu ver- spüren, Pläne zu entwickeln, die auch nur annähernd den sei- nerzeit gemachten Andeutungen entsprechen würden. Es ist daher anzunehmen, daß die französische Presse es weder bei den Anfragen des Berliner „Iournal"-Berichterstatters noch bei dem unsicheren Dementi der„Zeit" bewenden lasten wird. Vielleicht erleben wir sehr bald infolge weiterer Anfragen und genauerer Angaben der Pariser Blätter einige Ueberraschun- gen. Das, was bisher bekannt geworden ist, genügt aber, um die Vorgeschichte des Sturzes der Regierung Wirth in neuem Lichte erscheinen zu lassen.
Das paraöiesbett. Von Gustav Gibim. Auch du, liebe Genossin und Genosse, hast dir oft ein solch schönes Parcdiesbett gewünscht mit diesem blinkenden Mcssinggestänge oder mit elsenbeinsarbenem Lack gestrichenen Holz an Stell« deiner allen„Matratzengruft ". Wie oft haben wir vor dem Schaufenster von Steiners Paradiesbttt-Loden gestanden und in Gedanken in diesen luxuriösen Betten geschlafen mit ihren Patentsprungfedern und Eiderdaunenkissen und seidenen Steppdecken. Dann haben wir eines Tages unter der Parole:\los von der Matratzengrust! einen großen Anlauf genommen und sind in den Laden gegangen und haben nach dem Preis des messingenen Paradiesbetts gefragt. Viele ... zigtausendl Wir sind— bildlich— auf unsere vier Buchstaben gefallen und wie mit einer dicken Eichenbohle vor den Kopf ge» schlagen, sind wir aus dem Leben hinaus auf die belebte Verkehrs« stroße gewankt. Ja... lieber, armer ProletI Da« Paradies auf Erden— und wenn es nur ein« paradiesische Bettstelle wäre— ist nur für Schieber, Mehrwertprofitler, Zwischenhändler, Börsianer reserviert. Die Fettschicht unserer Mitmenschen vertröstet— in innigem Derein mit dem Herrn Kaplan und dem Herrn Pastor— dicht auf das Varadies im Jenseits. Und es gibt der Dummen so viel«. die sich mit dem Hinweis auf das Paradies im Wolkenkuckucksheim, das noch keiner— außer im Trancezustand— gesehen hat, das Paradies auf Erden— Bett, Huhn im Topf, Kohlen, warme Klei- der, ganze Schuhe, schöne Reisen, gutes Theater, lehrreiche Lücher, bester« Bildung— stehlen lassen. Prolet! Fühlst du nicht die Revolution im Herzen? Wach auf aus deinem Schlaf! Sei unzufrieden mit deinem Los! Werde begehrlicher als du es heute bist! Laß dich nicht von den Phrasen- dreschern im Vourgeoisrock und in der Soutane auf das Paradies im Nebel vertrösten. Fordere dein Recht auf die irdische Glück- seligkeit! « Es ist manchesmal so nützlich, den Handelsteil der großen bür- gerlichen Kapitalistenblätter zu lesen. Da find« ich u. a. folgende Mitteilung: „Die Varadiesbettenfobrik M. Steiner u. Sohn A.-G. in Gun- nersdorf schlägt vor, das Aktienkapital um weitere 7,5 auf 18 Mil- lionen Mark zu erhöhen. Von Verwaltungsseit« wird aber schon jetzt mitgeteilt, daß auf Grund des günstigen Geschäftsganges in den ersten 10 Monaten für das laufende Ge- s ch S f t s j a h r mindestens wieder 40 Proz. Dividende erwartet wer- den können." Das heißt auf gut Deustch: die Aktionäre erhalten für jede Million Aktienkapital— ohne einen Finger krumm zu machen— mindestens 400 000 M. Dividende. Bei IL Millionen Aktienkapttal
Deutschnationaler Seamtenfang. Ein Teil der bürgerlichen Presse verbreitet in tendenziöser Weise die Nachricht,'daß die sozialdemokratische Fraktion gegen eine deutschnationale Entschließung gestimmt habe, die forderte, ,chaß die Beamten der untersten Gruppen nicht schlechter gestellt werden, als die ungelernten Zlrbeiter". Man will damit wieder einmal beweisen, daß die Sozialdemokratie der Feind der unteren Beamten sei. Zunächst stimmt es nicht, wenn behauptet wird, daß die Fraktion gegen die Entschlie- ßung stimmte. Sie hat vielmehr einfach nicht mitgestimmt, und zwar aus folgenden Gründen: Die deutschnationale Entschließung verquickte jene Forde- rung, gegen die die Sozialdemokratie nichts einzuwenden hat und für die sie i n d e r P r a x i s schon tausendmal ein- getreten ist, mit der Forderung,„bei künftigen Teuerungs- äktionen im Sinne einer großzügigen Familienpolitik die sozialen Zulagen stärker zu erhöhe n". Diese Forderung erfüllen bieße letzten Endes die Beamten- besoldung nicht mehr nach den Leistungen, sondern nach dem Familien st ande festsetzen. Geschieht das, so ist aber auch die Frage des Soziallohnes für die Arbeiter im Staatsdienst und in der Privatwirtschaft zugunsten des So- ziallohnes entschieden. Das bedeutet weiter, daß die Privat- Unternehmer sofort danach streben würden,. den v e r h e i- rateten und kinderreichen Arbeiter auf die Straße zu setzen, um mit unverheirateten billigeren Kräften zu arbeiten. In Erkenntnis dieser großen Gefahr haben sämtliche Gewerkschaften der Arbeiter, An- gestellten und Beamten eine solche Lohn- und Gehaltspolitik grundsätzlich und ein für allemal abgelehnt. Aus diesem Grunde konnte unsere Fraktion dieser Forderung der Deutschnationalen und somit der Entschließung nicht zu- stimmen. Das bedeutet aber nicht, daß die Sozialdemokrafte eine großzügige Familienpolitik ablehnt. Sie wünscht nur nicht, daß sie im Rahmen der Beamtenbesoldung und auf Kosten der kinderlos verheirateten und unverheirateten Beamten erfolgt. Vielmehr ist sie der Ansicht, daß das Reich auf Grund des Artikels 119 der Weimarer Verfassung die Pflicht hat, eine solche großzügige Familienpolitik für alle Äolksgenofsen und im besonderen unabhängig von Entlohnung?- und Besoldungsfragen des einzelnen durchzuführen. Die Sozialdemokratie ist wie bisher attch ferner bereit, der Not der Zeit, welche die Familien in erster Linie trifft, durch eine vernünftige Erhöhung der Sozialzuschläge Rech- nung zu tragen._
Zur Bekämpfung öer Tuberkulose. Der preußische Gesetzentwurf. Der Devölkenrngspolitifche Ausschuß des preußischen Landtages nahm Kenntnis von dem Bericht des Unter- ausfchusies übcr das von ihm durchberaten« Gesetz betreffs Bekämpfung der Tuberku'ose. Der Rsgierungsentwurf sah bekanntlich überhaupt keine nennenswerten finanziellen Aufwendungen vor. Als der Unter- ausschuß, dem Drängen der Sozialdemokratie nachgebend, über die bloß statistischs Erfassung der an ansteckender Tuberkulose der Lun- gen und des Kehlkopfes Erkrankten hinaus Maßnahmen für den Schutz der Umwelt durch Uebernahme der Gemeldeten in öffentliche Fürsorg« in die Wege zu leiten suchte, ergab sich die Notwendigkeit, größer« Mittel hierfür in Bewegung zu setzen, für die insbesondere auch der Staat aufzukommen haben würde. Die dahinzielenden Abänderungen des§ 10 haben die Zu- stimmung der Regierung nicht gefunden, wie Mini st er Hirth« s i« f e r dem Ausschuß kurz und bündig erklärte. Das mag bedauerlich fein, kann aber nichts daran ändern, daß der Landtag souverän und die Regierung lediglich das ausführende Organ für die Beschlüsse des Landtags ist. Das betonten die Genossen Dr. W e y l und Hirsch ausdrücklich gegenüber den von der Rechten vorgetragenen staatsrechtlichen Bedenken. Dem stimmte auch der Zentrumsabge- ordnete S ch m« d d i n g zu, der die ablehnende Haltung seines ------- 1_____________— sind das 7 200 000 Mark Rebbach. Davon sehen die Schreiner, Mechaniker, Lackierer, die die paradiesischen Betten fabrizieren, nichts. Die eigentlich Arbeitenden erhalten gerade so viel Lohn, daß sie vor dem sofortigen Hungern geschützt sind, die Kapitallsten aber, die das Kapital für sich arbeiten lassen, stecken einen Mehrwert von mindestens 7 200 000 Mark ein. Es gibt nichts Aufreizenderes, Revolutionäreres als den Handelsteil der großen kapitalifttfchen Tageszeitungen, wenn man zwi- fchen den Zeilen zu lesen weiß. Weißt du nun, Genossin, warum man dich auf das Paradies im Nebel vertröstet? Damit das Paradies auf festem Boden die Wenigen besser genießen können, die von den„Dividenden" leben. Dividende ist ein Fremdwort. Das haben die Wenige» deshalb ge. wählt, damit du, Proletarier, nicht so rasch hinter die Kulissen des pnoatkapitaliftifehen Systems gucken kannst. Ich will es dir ins klare �Deutsch übersetzen. Dividend« heißt: Wucherzinsen für Nichtstun. Und weil diese Wucherzinsen für da» Nichtstun mindestens 40 Proz. betragen, darum mußt du, solange du schnaufen kannst, auf das Paradies auf Erden— siehe oben— verzichten. Es sei denn, daß alle wirklich Arbeitenden, Produzierenden sich nicht auf das Paradies im Jenseits vertrösten lassen und schon auf Erden ihr« Glückseligkeit suchen.
Entlarvte Zlledien. Ein starkes Interesse für übersinnlich« Phänomene wurde durch den Krieg und seine Folgen in allen Kultur- ländern ausgelöst. Zahlreiche Medien tauchten auf und fanden Gläubige in breitesten Kreisen, zumal ihre Produktionen von ernsten Gelehrten bestätigt wurden. In einem äußerst interessanten Bericht in der„Umscha-i"(Frankfurt a. M.) bringt zum erstenmal in Deutsch- land Graf Klinckowstroem die wichtigsten Ergebnisse aus dem um- fangreichen, kritischen Material, das der Pariser Paul H e u z e über die bekanntesten Medien gesammelt und in der Zeitschrift„l'Opinion" mitgeteilt hat. Es ist Heuze gelungen, das berühmte Medium Eva E. zu be- wegen, sich durch eine Kommission von Gelehrten der Sorbonne einer Prüfung zu unterziehen. Nach Angaben von Dr. v. Schrenck- Notzing, der jahrelang mit dem Medium gearbeitet hat, sollte das Medium eine merkwürdige Substanz, das„T e l e p la s m a", pro- düsteren, die in formlosen Gebilden aus dem Munde herabhing, oder sich zu„Materialisationen" von Köpfen, Händen usw. gestaltete. Die Sitzungen mit der Prüfungskommission ergaben jedoch ein klägliches Resultat, da acht völlig negativ verliefen und bei den übrigen fünf die Existenz der„Teleplasmasubstanz" sich als sehr fragwürdig erwies. Das Medium Kathleen Goligher wurde bei einer Sitzung mit Dr. Fournier d'Albe, einem gläubigen Metapfychiker, entlarvt. Eine Blitzlichtaufnahme bei einer„Tifchleoitation" zeigt, wie dos Medium mit einem Besenstiel arbeitet, der mit Chiffonfetzen umkleidet ist.— Ein Pariser Berufsmedium produziert„Teleplasma" auf folgend« Weife: Es trägt bei den Sitzungen unter dem Trikot auf der Brust ein« flache Gummiflasche, die mtt Schaum von Porterbier gefüllt ist.
Minister-Parteigenossen Hirthsiefer lebhaft bedauerte. An der Kostenfrage dürfe das Gesetz keinesfalls scheitern. Zustimmend er. klärt« Genosse Dr. Weyl, daß das Gesetz ohne die im g 10 geschaf- fene finanzielle Basis in der Luft schweben würde. Er wies auch gegenüber deutfchnationalen Angriffen nach, sag die Kosten durch- aus nicht ins Uferlose wachsen und den Staat ruinieren würden. Krankenkassen und Versicherungsanstarten sowie einzelne Gemeinden brächten heut« schon enorme Summen zur Bekämpfung der Tuber- kulose auf, Summen, die weit hinausgingen über das Maß der— aus einer gewissen kleinbürgerlichen Auffassung heraus— von den Kommunisten beanrragten einen Milliarde zur vorläufigen Finanzierung des Gesetzes. Alle Kritik von kommunistischer Seite würde nichts daran ändern, daß das Gesetz, sobald es die von uns geforderte finanzielle Grundlage bekäme, einen Schritt vorwärts bedeuten würde. Ohne die vom Unterausschuß im 8 10 beschlossene Verpflichtung des Staates zur Mittragung der Kosten des erheblich erweiter- ten Gesetzes fei es jedoch für die Sozialdemo- kratie unannehmbar.__ Erhöhung öer perjonentarife. Vom 1. Januar 1023 ab werden die Fahrpreise für allgemeinen Verkehr noch folgenden Einbeilssätzen berechnet: Für das Zlilomeier 4. Klasse 4 M., 3. Klasse 0 M., 2. Klasse ILM., I.Klasse 24 M. An Schnellzugszu schlagen werden in der Zone I (1—75 Kilometer), Zone II l7S— lö'J Kilometer), Zone III(über 150 Kilometer) erhoben für die 3. Klasse 100, 200 und 300 M., für die 2. Klasse 200, 400 und 600 M.. für die 1. Klasse 400, 300 und 1200 M. Die Kepäckfracht wird von demselben Tage ab aus 1 M.(bisher 40 Pf.) für je 10 Kilogramm und 1 Kilomeier er- böbt. Die Mindesifrachl wird auf ICO M.(bisher 40 M.) festgesetzt. Der Expreßguitarif entspricht dem jeweils um 60 Proz. erhöhten Eilgnrtarif. Vom 1. Januar 1023 ab werden alle fertig gedruckten Fahrkarten nach Ne:chsbabnstationen. also neben den einfachen Karlen auch die Zeitkarten, SonntogSkarien, Arbeiierrücksahrkar.en usw. im allgemeinen anstatt des Fahrpreise? nur die Kilometer- zahl entHallen._
der bürgerliche pressesumpf. Die Redaktion des Pariser„Matin" hat gegen die„Humanite" einen Preßprozeß angestrengt, weil das kommunistische Organ Aktenstücke aus dem Geheimarchiv des zaristischen Ministeriums des Auswärtigen veröffentlicht hat. Aus diesen Aktenstücken, die aus der Hand des gewesenen russischen Pariser Botschafters Iswolsky stammen, geht mit zwingender Klarheit hervor, daß die größten Organe der Pariser Presse,„L' E ch o de Paris", der„T e m p s", der„Matt n", von der russischen Votschaft regelmäßig Be- züge erhielten, daß sie aber auch den anderen fremden Votschaften, jö denen von Oesterreich-Ungarn und der Türkei , für Geld zur Verfügung standen. Dies« Akten wurden von der russischen Sowjetregierimg in einem Livre noir(Schwarzes Buch) zusammengefaßt und dann in der „Humanite" zum Abdruck gebracht. Der„Matin" fordert jetzt einen Schadenersatz von 100 000 Frank. Der zu den Kommunisten über- gegangene Journalist Rene Marchand , dem die Sowjetregierung die Bearbeitung dieses Materials übertrug, richtete eine Eingabe an den Vorsitzenden des Gerichts, in der er sich erbötig macht, die Originaldokumente dem Gericht zur Versügung zu stellen. Gleich- zeitig veröffentlicht er neues Material über die Käuflichkeit der bür- gerlschen Journalisten und auch darüber, wie wohlfeU sich diese prostituierten. Diese Akten, deren Glaubwürdigkeit von niemandem bestritten werden kann, liegen schon seit einiger Zeit in dem ge- nannten Schmarzbuch vor, aber man hat niemals davon etwas g:- hört, daß die großen bürgerlichen Zeitungen diese der Käuflichkeit überwiesenen Redakteure gemaßregelt oder entlassen hätte. Wird dieser Prozeß nkcht vertuscht, dann wird man schon einen Blick in die Wcrkstätte der großen Meinungsfabriken werfen können.
Die Arbeitslosigkeit in Englanü. London , 27. November.(TU.) Nach dem„Daily Expreß " hat Bonar Law die Vertreter mehrerer großer Eisenbahnkonzerne auf- gefordert, sofort mit ihm in Erörterungen über groß« Eisenbahn- bcmpläne zur Steuerung der Arbeitslosigkeit einzutreten. Ein be- sonderer Ausschuß des Kabinetts ist damit beschäftigt, weiter« Vor- schlüge für Arbeiten von nationalem Nutzen zu machen.
Es braucht nur wenig auf die Gummiflasche zu drücken, um den Schaum durch den Trikot hindurchtretcn zu lassen. Auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen kommt Heuze zu dem Schluß, daß Phänomene sich ereignen, wenn das Medium nicht kontrolliert wird. In demselben Maße, wie die Kontrolle verschärft wird, oermindern sich die Phänomene. Und wenn die Kontrolle eine vollständige ist, zeigen sich überhaupt keine Phänomene mehrl Neu erwachte Opern. Im Laufe des letzten Sommers und zu Beginn dieser Winterspiclzeit ist eine Reihe aller Opern neu erwacht. In Göttingen erweckten Festspiele die Händelsschen Opern, Halle und Gera brachten einzelne Opern des alten Komponisten. Dr. Oscar Hagen, der durch fein Grünewaldbuch bekannte Kunstgeschichtlcr, wählte bis jetzt„Rodalinde"(1725),„Otto und Thsophane"(1723), „Cäsar"(1724) zur Wiederaufnahme. Den„Orlando "(1733) hat Dr. Hansjoachim Moser bearbeitet. Auch die Oratorien Scmcle (Rahläes) und Susanne(Schering) mögen genannt sein. Wie wäre es weiter mit dem tanzfreudigen Singspiel Almira, mit dem Londer Erstling Rmaldo, dem Pastor Fido, dem aräienschönen Admet, dem Lotorie, der Alzina, Deidamla und anderen? Von Mozart erschien, angeregt von Kapellmeister Poul Gerhard Scholz, in Rostock des Früh- werk Apollo und Hyazinthus. Der Barbier von Peter Cornelius hat Lifzt 1858 in Weimar durchgesetzt. Mottl warb durch eine Bc- arbeitung für das verkannte"köstliche Werk. Nun hat es Fritz Stiedry an der Berliner Stacttsopcr wieder zur ursprünglichen Fassung zurückgeführt. In Ulm wurde die Erstaufführung des„Don Quijote " von Anton Beer-Walbrunn lebhaft begrüßt. Nach fünfmaliger Ver- schicbung gelangte in Koburg die komische Spieloper„Die gepanzerte Braut" zur erfolgreichen Wiedergabe. Die Dichtun'g stammt von einem wirklichen Dichter: Werneck -Brüggemann. Die Musik ist von Armin Haag, Musikdirektor in Grünberg i. Schl. Beide sind vom Streben beseelt, die deutsche tomische Spieloper zu erneuern. F. A. Köhler trat in Gotha hervor mit einem musikalischen Lust'piese nach Wilhelm Busch (Dichtung im Nachlaßbande)„Der Vetter auf Be- such". Die O p e r e t t e ist nach wie vor mit Recht übel berufen In Kaiserslautern gab es lärmenden Widerstand gegen üble Kost. Als Ausnahme wird bezeichnet:„Verliebte Lebte" von Künnecke. Auch die übrigen neuen Operetten, die jetzt in Berlin allabendlich gespielt werden, verdienen kein langes Leben. Sie werden meistens durch die Hauptdarsteller getragen. In Provinzstädten würden sie sicher nicht die Berliner Wirkung haben. Wie der Sulkaa floh. Di« Vorbereitungen für die Abreise des Sultans wurden so geheimnisvoll betneben, daß diese völlig den Eharakter einer Flucht erhielt. Nachdem Mohammed Vl. tagelang gegen die Warnungen der Engländer, die ihm rieten, sich an Bord eines Ihrer Schiffe zu begeben, taub geblieben war. beauftragte er plötzlich den Obersten Zeky Bey, den Chef des Palastorchesters, sich mit der englischen Botschaft wegen seiner Abreise in Verbindung zu setzen. General Hanngton erhielt darauf sofort im geheimen die entsprechenden Weisungen. Auch in Jildis Kiosk wurden nur die Intimsten aus der Umgebung des Sultans in den Plan eingeweiht. Der Hofmarschau hatte deshalb auch für den Selamlik am Freitag die gewohnten Anordnungen getroffen. Inzwischen war der Sultan aber schon seit Stunden unterwegs. Er war früher als sonst auf- gestanden, hatte den Palast durch das sogenannt«„Malta-Tor", das