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tariats. Die erschütternden Berichte unserer Schulärzte geben deshalb kein richtiges Bild von den tatsächlichen Verhältnissen, weil die Untersuchungen in den Schulen tagelang vorher ange- kündigt werden und so die sozialen Verhältnisse, unter denen die. Schulkinder aufwachsen Kleidung, Ernährung usw. ganz außer acht lassen. Unvermutet müssen solche Unter- suchungen vorgenommen werden, dann erst ergeben sie Re- sultate, die man verwerten kann. Die Aerztekammer der Provinz Sachsen hat vor kurzem einen Aufruf veröffentlicht gegen den Hungertod, in dem gegen die immer mehr um sich greifenden Hungerkrankheiten Stellung genommen wird. Wörtlich heißt es:Jetzt, vier Jahre nach dem Friedensschluß geht noch grausiger als während des Krieges das klappernde Gespenst des Hunger- todes in den Städten um und fordert namentlich in der Kinderwelt, aber auch unter den Erwachsenen zahllose Opfer". Ter Aufruf wendet sich dann an die Parlamente und Be- Horden, damit sie gegen die Totengräber der Bolls- g e su n d h e i t vorgehen und Volksküchen und Nahrungs- abgabestellen zur kostenlosen Belieferung der Armen errichten. Eile tut not, geht es weiter wie bisher, dann werden im kommenden Winter viele Tausende deutscher Mitbürger den entsetzlichen Qualen des Hungers selber ein Ende machen, werden beispiellose Verzweiflungstaten um Rache zum Himmel schreien." Inzwischen steigt die Verelendung der Massen von Mahl- zeit zu Mahlzeit. Man berechne mir einmal den Wochenetat einer vierköpfigen Arbeiterfamilie. Selbst bei einem Wochen- lohn von 7000 Mark ist der Familienvater nicht in der Lage, auch nur das Geld für die allernotwendigsten Ernährung?- ausgaben aufzubringen, geschweige denn, daran denken zu können, sich oder den Seinen etwas Kleidung anzuschaffen. Hungerrevolten, die schon da und dort aufflackerten, können das Elend natürlich nicht beheben, sondern nur ver- schärfen. Daß alle Besonnenen von Verzweiflungstaten ab- raten, ist ebenso selbstverständlich, wie daß die Behörden Plünderungsversuche und Gewalttätigkeiten nicht dulden törmen. Aber unmöglich können sie ihre Aufgabe darin er- schöpft sehen, daß sie Ordnung und Ruhe aufrechtzuerhalten versuchen, ohne sich um die Ursachen zu kümmern, aus denen die Unruhe entspringt. Ihre Pflicht ist es, das Aeußerst« zu tun, um die Rot soweit wie möglich zu lindem. Vor allem müssen sie den Besitzenden und ganz besonders den Land- Wirten den vollen Emst der Lage begreiflich machen, die von den Leistungsfähigen Opfer fordert, wenn sie über- Haupt überstanden werden soll!

Das Kulissengeheimnis öer Krise. Unruhe im Zentrum. DieGermania" veröffentlicht eine Zuschrift aus Zen- tmmskreisen, die sich mit dem bekanntenGeheimnis der In- dustrie" beschäftigt und darüber u. a. folgendes sagt: Wir glauben, daß sich zunächst die Leute melden müssen, die der französischen Presse oder der Reparationskommission die Unter- lagen zu dem jetzigen Feldzug. der niemandem peinlicher sein kann, al» der Regierung Tuns, gegeben haben, bzw. deren Gespräche von der französischen Presse fetzt mißbraucht werden. Dann müssen sich... auch noch die melden, die in einer Schicksalswoche Deutschlands oder schon früher glaubten, Herrn Larkhou für ivnerpolitisch« Zwecke benutzen zu können, und die nun selbst von Herrn Barthou (auf den sich die französisch« Presse beruft) für außenpolitische Zwecke benutzt werden, wöbet man sich nur wundern muß, daß die Betreffenden diese Wendung nicht voraus- fahen. Das Geheimnis ist in der Hauptfache ja gar keinDe- heimnis". Seit Monaten ist in aller Oeffentlichkest«in Feld- zug geführt worden mit dem Ziel, die kapitalistischen Einflüsse in der Reichsregierung zu stärken. Dem Inland wurde gesagt, diö äußere Lage würde dadurch

Der berliner Schauspielerstreik. Don Dr. Max h o ch d o r f. Seit einer halben Woche spielen dir Berliner Bühnen» tünstlor, die in der Genossenschast deutscher Bühnenangehöriger ge- werkschaftlich organisiert sind, nicht mehr an der gewohnten Stätte. Sie streiken. Presse und Publikum jeder Gesinnung nehmen an diesem ersten Aufstand und Ausstand deutscher Geistesarbeiter bei- nahe den gleichen Anteil, wie an dem politischen Ungemach dieser Tage. Es macht sich in allen beobachtenden und natürlich noch stärker in den unmittelbar leidenden Kreisen die Empfindung be- »«erkbar, daß diese theaterlosen Tage ganz unerträglich sind. T h eater muß sein, und wird jetzt in der Reichshmipisradt nicht Theater gespielt, so sind die an dieser Nichterfüllung höherer und tieferer Lebensnotwendigkeit schuldigen Persönlichkeiten zu suchen. -.T1? putschen Schauspieler sind gewerkschaftlich organisiert. Gleich in den ersten Zeiten des politischen Umschwung« wurde das Kartelloerhaltnis mit der Afa kontraktlich gesichert. Ein Ideal, da, ue Fuhrer der Schauspielergenossenschaft schon lang« gehegt hatten, and durch diese Abmachungen wirklichen halt. Es zeigte sich aber ofort, daß die Inhaber und Verwalter der Theater, daß Bundes» taaten, Intendanten und Privatunternehmer mit diesem Gewerk- chaftsorgamsmus durchaus nicht zufrieden waren: In Berlin war nämlich im Laufe der Knegsgeit-we besondere Klaffe von Theaterbirettoren in die höhe gekommen. Di« Direktoren verdienten sehr viel Geld.®ie waren dir richtigen Kriegsgewinner, und sie waren»e z. V. auch in ihrer hartnäckigen Weigerung, die eben noch miserabel bezahlten Bühnenkünstler aus dem unverhoff. Jen Segen besser S» bezahlen. Das Iheatergeschäst entartet» In Der- lm sehr bösartig Diese Ünternehm». mit der Kunst eher manchmal eher verfeindet als verschwistert, dachten und rechneten nur für ihren Kassenschrank. Sie«aben sich nicht einmal immer die Mühe«inen Unterschied zwischen dem Schuhmachergeschäft und dem Theater- geschäft zu machen. Man brauchte den Schauspieler leider für da« Theatergeschäft. Darum bezahlte man ihn. Aber es war»in stän« diges Ringen der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer um ihre wirtschaftliche Minimalexistenz. Die sehr geschickt benutzte Presse wurde gegen die Bühnenkünstler aufgebracht. Gewiß, es gab unter den Direktoren auch vorzügliche, kunstbegeisterte, den Künstler ver- stehende Männer, die dem bloßen Spetulantentum fernblieben. Aber die versöhnlichen Elemente im Berliner Direkiorenverband starben aus. Di« trockenen und methodischen Kapitalisten siegten unter den führenden Köpfen des Bühnenverems. Das Tarifwerk, das Bühnen- genossenfchaft und Bühnenverein in Stunden aufrichtiger Kunst- begeifterung geschaffen hatten, sollte von den sehr smarten Theater- geschäftsleuten untergraben und gesprengt werden. Einige Affereien und Ueberhcbungen tollgewordener Theaterstars wurden als Laster des ganzen ernsthaften und ehrenwerten Kllnstlerstandes aufgedon­nert: kurz, es gab eigentlich in Berlin nur noch eine Theater- i n d u st r i e. Die Theatergeschichte der letzten Jahre verzeichnet, daß es schließ- lich keine Theatertruppcn, sogenannte Ensemble», mehr gab. Es breitete sich immer mehr aus das abenteuerliche System der Theater- starstoß- und Sturmtruppe. Theater, die sich dagegen wehrten, daß die Portiers der Luxushotel» anstatt des Regisseurs den Spielplan machten, mußten ihre Kühnheit mit dem Selbstmord der Bücher-

verbessert, da die Welt dann zu Deuffchland mehr Vertrauen haben würde. Dem Ausland wurde der Gedanke nahegelegt, Deutschland könne durch die Zurückdrängung sozialdemokra- tischer Einflüsse leistungsfähiger gemacht werden. Gegen dieses Intrigenspielnationaler" Kreis« ist imVorwärts" immer wieder Protest erhoben worden. Wenn jetzt die Zuschrift aus Zentrumskreisen darüber klagt, daßsehr maßgebende Stellen" auf den Leim ge- krochen seien, so trifft diese Kritik in erster Linie das Zen- trum und die Demokraten. Weil diese auf den Leim gekrochen waren, forderten, sie ungestüm die Einbe- Ziehung der Bolkspartei in die Regierung und führten dadurch Wirths Sturz herbei._

Kartoffelverschiebung ins fluslanö! Deutsche Kartoffeln in Finnland . In der ZeitungH u f v o n st a d t e b l a d e t" in Hel- singforo erschien am 22. d. M. ein Inserat, in dem eine dor- tige HandelsfirmaExtra prima deutsche Kartoffeln" zu 45 finnische Mark je Hektoliter anbot. Das Angebot ist vm so erstaunlicher, als im Inland trotz der guten Ernte von einem Ueberfluß an Kartoffeln solange keine Rede sein kann, als die Frage der Brotversorgung noch nicht geklärt ist. Es scheint also, daß hier Schieber am Werke sind. Mit Recht nimmt ein bürgerliches Blatt gegen diese Treibereien Stellung. Die Derschiebung von Kartoffeln, dl« hier gekennzeichnet wird, scheint aber noch viel stärker ein- gerissen, als es nach dieser Mitteilung den Anschein hat. Denn am Montagnachmittag erschien im Annoncenteil des- selben Blattes, das jetzt die Kritik übt, das Angebot einer dänischen Firma, die ganz ungeniert Kartoffeln zum En- grospreis anzukaufen sich erbot! Die zuständigen Behörden sollten alles aufbieten, um zu verhindern, daß deutsche Lebensmittel in das oalutastark« Ausland verschoben werden. Wir fordern das um so mehr, als inmitten der allgemeinen Teuerung, von der, dank unseren Agrariern, selbst das Brot nicht verschont ist, die Kartoffel jetzt noch das einzige einigermaßen erschwingliche Nahrungs- mittel ist, das nicht durch Machenschaften von B a l u t a> schiebern verteuert werden darf.

Stingls Teuerungsprogramm. Langsame Erdrosselung des PostverkehrS. Der Derkehrsdeirat beim Reichspost ministe- riu m erklärt« sich an feinem zweiten Sitzungstog« mit den vom Post- minister geforderten und von uns gestern wtedergegebenen neuen Portosätzen einverstanden. Er gab weiter die Zustimmung zu einer Verdoppelung dieser Sätze vom 15. Dezember d. I. ab. Von diesem Zeitpunkt ab wird also.die Postkarte im Ort 10 M. im Fernverkehr 25 M., der B r i« f i m O r t bis 20 Gramm 20 M., bis 100 Gramm 30 M., bis 250 Gramm 50 M., im Fernverkehr bis 20 Gramm 50 M., bis 100 Gramm 70 M. und bis 250 Gramm 90 M. tosten. Da« schwerste Paket von 20 Kilogramm in der Fern» zon« wird dann die Kleinigkeit von 2400 M. tosten. Es ist nicht aus- geschlossen, daß im Januar nächsten Jahres eine weiter« Gebühren- erhöhung wird eintreten müssen. Am Nachmittag gab es ein« lleberrafchong, indem da» Postministerium an Stell« der zuerst verlangten Erhöhung der F« r n- sprechgebühren nunmehr ein« weiter« Erhöhung verlangte, die sich aus einem Grundbetrag und einem Zuschlag von 2S00 Proz. anstatt 1300 Proz. zusammensetze. Nach der Borlag« sollt« beispiels- weise in B« r t i n als Grundgebühr für einen Fefnfprech» anschlich die Summe von 10600 M. jährlich und für jedes Gespräch 7 M. bezahlt werden. Der neue überraschende Vorschlag sieht als Grundgebühr mit Zuschlag 22 800 M. und für jedes Ortsgespräch 15 M. vor. Ein einfaches Ferngespräch beispiels- weise mit Königsberg (Preußen) würde nach dem neuen Vorschlag 750 M. für drei Minuten tosten. Da man aber ein einfaches Ge- sprach heute nie erhält, wird man 2250 M für ein dringendes Ge-

revssoren büßen. Mehr als die Hälfte der teuersten Berliner Theater zogen die Schweinerei oder den Talmipathos dem psychologischen Stück vor. Die Theater des werttätigen Volkes geneten in schwerste Krisen und Verkümmerung. Nun ist die L e b« n« t e u« r u n g ins Phantastisch« gesprungen. Die Männer, die im Berliner Direttorenverein regieren, würden vielleicht das Existenzminimum bewilligen. Sie versuchen e» aber um jeden Preis, den moralischen und geistigen Zusammenhang der Genossenschaft zu sprengen. Sie wollten die Zwietracht unter die Bühnenkünstler säen, damit der einzelne wiederum ihrer Willkür ausgeliefert ist. Aber die Bühnengenossenschast sieht die Ge- fahr, die ihr von dem reinen Theaterindustricllengeist jetzt droht. Selbst die schärfsten Individualitäten bäumen sich jetzt auf. Der Kampf, der gefuhrt wird, ist nicht mehr ein Lohnkampf. Er ist nicht mehr und nicht weniger als der Kampf um die Zukunft des deutschen Theaters. Es ist der Kampf, damit die deutsche Bühnenkunst vor dem künstlerischen Zerfall gerettet wird. Kein Berliner Schauspieler will jetzt mehr alsProminenter " außerhalb der Gewerkschaft bleiben. Sie wollen alle ihre geistige Freiheit bewahren, indem ste der Gewerkschast die Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz anvertrauen. Seit Jayren ist das Ideal de» deutschen Schauspieles nicht mehr so rein gewesen wie in diesem Augenblicke, da e» der Intellektuellste auf sich nimmt: den Streit. Di«Ensembles", die zerfallen sind, müssen wiederkehren. Da» Theater darf nicht zum Sonderrecht der bevorzugten Klassen wer­den. Theater muß sein, doch für all», für da« ganz« deutsche Dolkl Und daß dieses Theater nicht der Verrohung und Verblö- dung ausgeliefert werde, das ist die Absicht der Berliner Schau- spieler, die heute streiten. Ihre Lohnbewegung ist zur Getstesbewegung geworden.

Volksbühne und Schausplelerstreit. vom Vorstand der Volksbühne geht UN» folgend« Er- klärung zu: Zu den vom Streik der Berliner Schulspieler bettoffenen Bühnen gehören auch die beiden Theater der Voltsbühne E. V. Die Leitung des Vereins Volksbühne hat für die wirtschaftlichen Nöte des darstellenden Personals stets Verständnis gehabt und ist be- müht gewesen, die Wünsche der Darsteller noch Möglichkeit zu be» friedigen. So hat u. a. der Verein schon vor längerer Zeit frei- willig sämtlichen Schauspielern u.tter Feriengewährung dl« zwölf Monatsvcrträge bewilligt. Aber andererseits muß die Vereinsleitung natürlich auch Mck- ficht nehmen auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Dercinsmit- ? lieber, aus deren� Vereinsbeittägen ja im wesentlichen die Vettiebs- osten der Theater gedeckt werden. Es handelt sich um Mitglieder, die ganz überwiegend der Arbeiterschaft, d. h. den minderbemittelten Schichten der Bevölkerung angehören. Gerade diesen Schichten das Theater zu erschließen, ist ja der Zweck der Volksbühne. Die wachsenden Aufwendungen für Gagen usw. machten in letzter Zeit ssiilneT neue Erhöhungen der Mitgliederbelträge nötig. Sie stiegen W Beginn der Spielzeit, d. h. innerhalb von 10 Wochen, von 0 auf 150 M., d. h. auf einen Betrog, der es vielen Mitgliedern außerordentlich schwer macht, ihre Mitgliedschaft austechtzuer hatten. Em Hinaufschrauben der Beittäg« wurde dem Verein mn so schwic-

sprach ausgeben müssen. Es ist verfifoWich, Laß Me MehrchÄt des Verkehrsrats dieser Ueberrumpelung ablehnend gegenüber stand. Auch ein Vermittlungsvorschlag des Ministers, der den Zuschlag aus nur" 2500 Proz. bemessen wollt«, wurde abgelehnt. Ebenso erging es einem dritten Vorschlag des Ministers, der den Zuschlag zur Grundgebühr vom 1. Januar ab auf 2SV0, den Zuschlag für die G:- spröchsgebühren erst vom 1. Februar ab auf 2900 Proz. festsetzen wollte. Es wurde schließlich ein Antrag aus der Mitte des Verkehrsbeirats angenommen, der den Zuschlag zu Grund- und Gesprächsgebühren vom 1. Januar ab auf 2000 Proz. festsetzen will. Die Vertteter der Rcichstagsfraktionen im Verkehrsbeirat enthielten sich mit einer Aus- nähme der Stimm«. Wie verlautet, will sich der Reichspostminister mit dem Zugeständnis des Verkehrsbeirats nicht zufrieden geben und bei den bevorstehenden Verhandlungen im Reichsrat und Reichstags- ausschuß, die über das Schicksal der Vorlage zu befinden haben, er- neut die Forderung nach einem Zuschlag von 2900 Proz. ab 1. Januar erheben. Die Telegrommgebühren wurden wie folgt festgesetzt: Grund- gebühr 40 M., Wortgebühr für jedes Wort 20 M.: bei Orts- und Pressetelegrammen die Hälft«. Auch bei diesen Gebühren tritt vom 15. Dezember ab eine Verdoppelung ein.

Sparen für öie Reichen. Die Schwerindustrie und die Düsseldorfer Fremdensteuer. Am letzten Sonntag tagte in Düsseldorf der Verein deutscher Cisenhüttenleut«, in der Generaldirektor Dr. D ö g l e r m einer flam- Menden Rede die Verdienste der Unternehmer im Kampfe gegen den Sozialismus betonte und den Arbeitern sagte, kein Staat könne ihnen helfen, es käme allein auf«igen« Kraft und Zusammenarbeiten mit der Unternehmerschast an. Herr Dögler repräsentierte sich ht«r al» Vertreter de» schwerindusttiellen Kapitale, da» besttebt ist, im Verttauen auf sein» eigene Macht einen Staat im Staate zu bilden. Bezeichnenderweise hatte man in Düsseldorf den Eisenhütten- leuten nicht nur da» Stadttheater zur Verfügung gestellt, sondern man trug sich sogar in der Stadtverwaltung mit der Absicht, diesen Schwerverdienern während ihres Ausenthalts in Düsseldorf fünf- zig Prozent der Fremden st euer zu erlassen. Mäh- rend sich die Stadt infolg« ihrer Notlage zu rücksichtslose» Taris- erhöhungen für Gas, Wasser und elekttischen Strom aus Kosten der Armen entschließen mußte, sollten hier die gesetzlich der Stadt zu- stehenden Einnahmen zugunsten der Großindustriellen gekürzt werden. Die schwerindusttiellen Reaktionäre sind es sa immer, die die größte Sparsamkeit im Staat und in den Gemeinden fordern. An diesem Beispiel wird klar, daß sie stch durchaus nicht genieren, die Erträgnisse solcher Ersparnisse in die eigene Tasche fließen zu lassen. Denn es war lediglich der Sozialdemokratie zu verdanken, daß man der notleidenden Schwerindusttie, die mehr als die Weltmarktpreise für ihre Produkte nimmt, die Fremdensteuer nicht nachZiehl_ Weihnachtsbelhilfe für Erwerbslose? Braunschweig . 29. November.(TU.) Das Braunschwei- gische Staatsministerium hat bei der Reichsregierung den Anttag gesteltt, den bisher von den Ländern und Gemeinden unter- stützten Arbeitslosen eine einmalige Weihnachts- beihilf« zu gewähren/ wie es im vorigen Jahr geschehen ist. Ein weiterer Anttag verlangt vom Reich ein Verbot der Einsuhr und Herstellung und de» Ausschank» von Branntwein. Der Alkohol- ausschank in jeder Form an Jugendliche unter 18 Jahren soll für das ganze Reich verboten werden. Seine Rathausbannmeile. Der Derfassungsausschuß des Preußischen Landtages lehnt« am Mittwoch den Antrag der Deut- schen Volkspartei ab, bei der Reichsregierung auf schleunige Vor- legung eines Gesetzes vorstellig zu werden, das die Befriedung des Berliner Rathauses und der Rathäuser sonstiger Großstädte nach Maßgabe des Gesetzes über die Befriedung der Gebäude des Reichstages und der Landtage ermöglicht.

riger, als mtt Unterstützung der Gewerkschaft für Schauspieler selbst de?»chandel mtt billigen Theaterkarten rein privatkapitatlstischer Unternehmungen Immer schwunghafter wurde. In dieser Situation wurde der Derein von den neuen Forde- rungen der Darsteller getroffen. Betrug die Mindestgage im Scp- tember de« Jahres 7500 M. und im Oktober 22 000 M., so verlangten die Darsteller für November zunächst 48 000, später 62 000 M. Der Berein Volksbühne verschloß sich in keinem Augenblick der Not- wendigkett, die Oktobergage in angemessener Welse zu erhöhen, aber er tonnte sich im Bezirtsverband Berlin des Bühnenverems, dem er mit seinen Theatern angehört, nicht für eine restlose Er- füllung der neuen Forderungen der Darsteller einsetzen.» Dke Zu- stimmung zu ihnen hätte für den Verein die Notwendigkeit einer sofortigen Erhöhung der Mitgliederbeiträge auf 300 bis 400 M. be- deutet. Wohl aber war und ist der Derein bereit, als Mindestgage für November gemäß dem Spruch der Oberschtedsstelle 45 000 M. zu zahlen.> Nachdem die Genossenschast der deutschen Bühnenangehörigen jedoch diesen Schiedsspruch abgelehnt und auch ein weitere» Angebot de» Bühnenverein»: Mindestgaae für November 55 000, für De- zember 60 000 M., zurückgewiesen hatte, war der Derein nicht in der Lage, darüber hinausgehend noch weitere Zusicherungen zu geben, xumal er bei den bestehenden 12-Monats-Derttggen genötigt ist. 22 Monate mehr zu bezahlen al» die meisten anderen Theater. Er konnte e» um so weniger, als er gezwungen Ist, als Mitglied des Bühnenvcrein» dessen Beschlüsse zu respektieren. Dem Bühnen- verein al« Träger de» Tarifvertrages mit der Genossenschast der deutschen Bühnenangehörigen anzugehören, ist für die Leitung des Vereins eine Notwendigkeit. Scharfmacherische Tendenzen liegen der Der- «insleitung völlig fern. Ein- fünfjährige Aus- sperrung derjenigen Darsteller, die sich an dem jetzigen Stt-ik beteiligen, ist oonihm nicht beabsichtigt. Die ganze bis- herige Stellungnahme de» Vereins muß den Beweis erbringen, daß die Vereinsleitung derartige Maßnahmen niemals ttesje» würde. Um so bedauerlicher ist es. daß die G-nossenichaft der deutschen Bühnenongehörigen den Kampf gegen die Theater der Volksbühne nicht anders eröffnet« als gegen die übrigen Berliner Bühneir Fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung wurde von den Obleuten der Genossenschaft erklärt, daß nicht gespielt werden dürfe, nachdem erst ein« Stunde vorher die neuesten Forderungen der Genossenschaft beim Lühnenoerein angemeldet worden waren. So waren die Vereinsmitglieder, die bereits in den Theatern erschienen waren, gezwungen, unter Opferung der aufgewandten Fahrgelder wieder das Theater zu verlassen. Di« Leitung der Volksbuhn« E. V. versteht es auch nicht, daß die Streikleitung von der Art der Komischen Oper gestattet, weiter zu spielen, ohne daß hier eine der gestellten Forderungen be- willigt Ist. während die Theater der Volksbühne, die wirklich der Kunstpflege zu dienen bestrebt sind und keinen geschäsllichen Cha- rakter ttagen, bestreikt werden. Di« Genossenschast der deutschen Bühnenangehörigen muß sich bewußt sein, daß ste mit ihrem Kampf gegen die Volksbühne deren Existenzgrundlage gefährdet. Nachdem der Ausfall mehrerer Vorstellungen infolg« des Streit» dem Verein außerordent- lich schweren sinanziellen Schaden zugefügt Hai/ wird der Derein. welche Bewilligungen auch am End« de» Streit» stehen mögen» den