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Nr.573 39. Jahrgang Ausgabe A nr. 283

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Tschechoslowakei und Ungarn . Der ,, Borwärts" mit der Gonntags. beilage ,, Boll und Zeit", der Unter­haltungsbeilage Heimwelt" und der Beilage ,, Siedlung und Kleingarten" erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin *

Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutfchlands

Redaktion und Verlag: SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion: Dönhoff 292–295

Verlag: Dönhoff 2506-2507

Dienstag, den 5. Dezember 1922

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Postscheckkonto: Berlin 375 36- Bankkonto: Direktion der Diskonto- Gesellschaft, Depojitenkasse Lindenstraße 3

Gott, Hakenkreuz und und Blaukreuz. Arbeitszeit, Produktivität, Lohn.

Der Leipziger Attentatsprozeß.

BS. Leipzig, 4. Dezember.

Der Angeklagte Hustert gibt dann weiter an, daß er nach der Ausführung der Tat weit davongelaufen sei, weil et noch gehört habe, daß nach ihm geschossen wurde. Nachher habe er sich dann mieder mit Dehlschläger getroffen, und beide feien dann nach Ober­schiefien gefahren, wo sie schließlich in Althammer Stellung als Maldarbeiter gefunden hätten. Sie hätten sich dort als Chr­hardt Leute aufgeführt und das Hafentreuzlied gefungen.

Bors: Ist Ihnen von einem Angehörigen der D. C. einmal ein derartiges Anfinnen gestellt worden, das Attentat auszuführen? Angefl.: Nein, niemals. Der Plan ist lediglich von uns ausgegangen.

R.-A. Dr. Bloch: Sollte denn Scheidemann bestraft werden, oder sollte die Tat eine etwaige weitere Tätigkeit verhindern? Angell.: Vor allen Dingen sollte verhindert werden, daß

Scheidemann wieder ans Ruder tam. Hierauf wurde

der zweite Angeklagte Dehlschläger vernommen, der über die Vorbereitung und die Ausführung der Tat im wesentlichen diefelben Angaben wie Hustert macht. Ueber die Motive der Tat vermeigerte der Angeflagte die Aussage. Er gab lediglich mit leiser, fast unverständlicher Stimme an, daß er

Scheidemann als den Urheber alles vaterländischen Unglücks betrachte. Die Sprize mit der Blausäure habe er von einem Ungarn erhalten, den er in Budapest , wo er Mitglied des Vereins der Erwachenden Ungarn war, fennengelernt habe und der ihm damals erzählte, er habe mit Blaufäure wiederholt gute Erfolge gehabt und Juden damit beseitigt. Mit diesem Ungarn habe er unter einer Chiffre nac, Passau torrespondiert und sich mit ihm für den Karfreitag 1922 nach dem Hauptbahnhof in Karlsruhe verabredet, wohin der Ungar denn auch gekommen sei und ihm im Wartesaal die Blechbüche mit Inhalt übergab. Den Namen des Ungarn be­hauptet der Angeklagte nicht zu fennen.

Bors: Das hätte ich denn doch nicht geglaubt, daß gebildete junge Deutsche so tief gesunken sind, daß sie sich zu einem solchen Berbrechen hergeben und sogar noch von Ausländern das Werkzeug beschaffen. Sollte Oberbürgermeister Scheidemann denn für ge­mefenes Unrecht bestraft werden oder sollte ihm der Anschlag als Warnung dienen?

Angell. Dehlschläger: Der Anschlag war als Strafe für gewesenes Unrecht gedacht.

Bori.: Und wer gibt Ihnen das Recht dazu? Angefl. Dehlschläger: Goff!

Vors( icharf): Gott fagt aber auch:" Du sollst nicht töten!" und diese Gebote müssen wir befolgen, wenn wir uns mit Recht und Gesetz in Einklang bringen wollen. Mit dieser Sache hat also Gott nichts zu tun

Der Angeklagte schweigt.

Bors: Sie glaubten also, einen Deutschen kaltblütig beseitigen zu können?

Angel: Das war fein Deutscher. Borf: Ich glaube, das ist ein Mann, der mit bestem Wissen seine Schuldigkeit getan bat.

Der Angeklagte schweigt. Von neuem über die Motive zur Tat befragt, äußert Dehlschläger immer nur leise und fast unverständlich, daß Scheidemann an der Revolution die Schuld trage, daß er sich Möbel aus dem Wilhelmshöher Schloß angeeignet habe, was ben Borsitzenden schließlich zu der unwilligen Aeußerung veranlaßt:

Handeln Sie doch deutsch, sprechen Sie doch lieber hier offen aus, toie alles paffiert ist. Was Sie mir sagen, ist eines Deutschen nicht würdig.

Oberreichsanwalt Ebermeyer: Wieviel Geld haben Sie nach Raffel mitgebracht und woher hatten Sie es? Angell.: Ich hatte mir 18 000 m. verdient. Ich hatte in Oberschlesien und Elberfeld gearbeitet.

Oberreichsanwalt Ebermeyer: In Elberfeld waren Sie aber auch Nachtwächter, und dabei verdient man doch nicht so viel, find Sie nicht auch während Ihres Aufenthaltes in Raffel auch ein. mal nach Wiesbaden gefahren zu einer Dame, der Sie erzählten: Auf mid) ist das Loos gefallen.

Anget: Nein, das ist gelogen.

Beisitzer Fehrenbach: Die Blechkapsel mit der Sprize stammt aus München . Ist also der Ungar nicht vielleicht erft nach München gefahren, ehe er nach Karlsruhe tam? Angefl. Dehlichläger: Das weiß ich nicht. Was die Flüssigkeit betraf, so nahm ich an, daß die Hauptwirkung herab­gemindert sei. daß die Flüssigkeit daher nicht mehr lebens­gefährlich wirken würde, weil ja der Ungar sagte, fie wirte nur innerhalb fechs Tagen.

Erst aus den Zeitungsberichten habe ich dann später gehört, daß diese Arbeitsgemeinschaft zur D. C. gehörte. Oberbürgermeister Scheidemann: Die Angeklagten machen mich für eine ganze Anzahl von Dingen verantwortlich. Ich möchte nun gern missen, auf Grund welcher Unterlagen sind die An­geklagten zu dieser Ueberzeugung gekommen. Quelle dafür die Schrift des Oberst Bauer? Angell. Dehlschläger: Diese Broschüre habe ich nur zu

fällig in Darmstadt gesehen.

Ausschußsihung des ADGB .

Der Außschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts­ bundes beschäftigte sich in seiner letzten Tagung, Ende No­vember, vornehmlich mit den Problemen der Arbeitszeit, des Arbeitslohns und der Hebung der Produktion.

In seinem Bericht über die Tätigkeit des Bundesvor­standes teilte der Vorsitzende Leipart unter anderem mit, daß aus den deutschen Gewerkschaften bisher 26 Bertreter zum Bar ihre einzige Weltfriedenstongreß im Haag angemeldet worden Streifreglement hat auch die Zustimmung des All­Das in der vorigen Ausschußsigung verabschiedete gemeinen freien Angestelltenbundes gefunden. Dieser hat es domit auch zu dem feinigen gemacht.

Borf.: Woher haben Sie denn nun aber die ganzen Einzel­heiten, die Sie Oberbürgermeister Scheidemann zur Last legen? Angell. Dehlschläger: Ich weiß ja, wer Scheidemann ist und war, und ich sehe auch, wie weit wir gefommen sind. Mein Berhältnis zur D C. bestand jedenfalls nur darin, daß ich auf die Frage des Oberleutnants Schmidt, ob ich im Falle eines Aufstandes von links wieder Soldat werden wolle, mich selbstverständlich dazu bereit erklärt habe.

Oberbürgermeister Scheidemann: Mir liegt jede Rachsucht fern, das fönnen sich die beiden jungen Leute gesagt sein laffen, und ich frage nur im Interesse der beiden Angeklagten, was sie dazu ver­anlaßt hat, einem Mann nach dem Leben zu trachten, der in den Jahren 1917 und 1918, als diese beiden jungen Leute noch in der Lehre waren, vor Sorgen nicht ein noch aus wußte.

Bo'rs.( zu Scheidemann): Herr Oberbürgermeister, Sie werden

feien.

Der Bundesvorstand hatte dem Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamts eine Dentschrift betr. die Ber wendung der deutschen Sprache als dritte 2 mtssprache des Internationalen Arbeitsamts überreicht. Allein weder bei den Verhandlungen im Verwaltungsrat noch in der inter­nationalen Arbeitskonferenz fand sich eine Mehrheit dafür. Allerdings hat der Direktor des Amts in Aussicht gestellt, daß der Briefwechsel mit Deutschen von jezt an in deutscher Sprache geführt werden soll. Dies könne jedoch nicht als ein besonderes Entgegenkommen angesehen werden und deshalb auch keines­megs befriedigen.

aus diesen beiden Leuten die wahren Motive ihrer Tat faum heraus: Verbände, die ihre Mitgliedsbeiträge noch nicht auf die durch bekommen. Die Antwort liegt ja auch schließlich nahe. Angefl. Dehlschläger:

Scheidemann hat die Revolution geführt und die Front geschwächt. Bors.: Aber das sind doch Redensarten.

Tution gemacht hat, weiß ich auch.( Sich plötzlich umdrehend und Angell. Dehlschläger: Daß Hindenburg nicht die Revo­Scheidemann anredend) 1918 war ich im Feld, Herr Scheidemann. Bors: Man tann im Feld gewesen und doch ein sehr unreifer junger Mann sein. Also lassen Sie das. Beis. Ja edel: Standen Sie in Verbindung mit Oberst Bauer? Angefl.: Nein.

und Truzbundes über die Beseitigung Scheidemanns ge­Beis. Jaedel: Ist in Bersammlungen des Schutz sprochen worden? Angefl.: Nein.

Auf Befragen des Rechtsanwalts Bloch, wie sich denn die zahl reichen Ausflügler in Wilhelmshöhe bei dem Attentat verhalten hätten, erklärt der Angeklagte, daß fie alle weggelaufen und niemand Scheidemann beigefprungen sei.

Damit ist die Vernehmung der Angeklagten beendet und es wurde in die Beweisaufnahme

eingetreten.

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Kriminalfommiffar Gropengießer, der als erster Zeuge vernommen wurde, hat seinerzeit die ersten Ermittelungen geleitet. Er berichtete einleitend, wie zunächst alle Nachforschungen ergebnis­los verliefen, bis dann gelegentlich der Ermittlungen über die D. C., die zu dem Rather.au- Mord angestellt wurden, der Berdacht auf die jetzigen Angeklagten fiel. Der Beuge hat dann die Spur Hufterts und Dehlschlägers aufgenommen und in Alt­hammer durch Vernehmungen dortiger Bewohner feststellen können, daß beide tatsächlich als die Täter in Betracht kamen. Während ihrer Ueberführung von Althammer nach Kassel hat Hustert nach anfänglichem Leugnen bereits auf der Bahnfahrt ein Dolles Geständnis abgelegt, so daß auch Dehlschläger nichts mehr übrig blieb, als die Tat einzugestehen.

Dann wurde der Nebenkläger

Leipart verwies ferner auf die Notwendigkeit, daß die die Erfahrung als zweckmäßig erwiesene Höhe von einem schnell wie möglich nachholen. Dazu zwänge die gewaltige Stundenlohn in der Woche gebracht haben, dies so Steigerung der Ansprüche an die Kassen der Verbände.

Der Zentralverband der Bäcker, Konditoren und ver wandten Berufe treibt eine lebhafte Agitation gegen das Be­streben des Zentralverbandes Deutscher Konsumgenossen­schaften, eine Erleichterung des Nachtbackverbots dergestalt herbeizuführen, daß den Großbädereien erlaubt sein soll, zur Herstellung von Großgebäck in drei Schichten von je 8 Stunden genutzt werden können. zu arbeiten, damit die vorhandenen Einrichtungen besser aus­

"

Die Aussprache über den Bericht nahm den ganzen ersten Tag in Anspruch. Man war allgemein der Ansicht, daß in den Gewerkschaften mit größter Sparsamkeit gewirtschaftet werden müsse, daß aber namentlich die Gewerkschaftspresse zur Schu­lung der Mitglieder jetzt notwendiger sei als je, so daß den Verbänden nicht zu empfehlen sei, ihre Blätter seltener er­scheinen zu lassen. Die Einschränkung der Gewerkschaftlichen Frauenzeitung" und der Betriebsrätezeitung" des ADGB . wurde gegen 6 Stimmen abgelehnt. Ferner war der Ausschuß einstimmig der Meinung, daß das Internationale Arbeitsamt sich wegen Auskünften nicht an die einzelnen deut­schen Verbände, sondern an den Bundesvorstand wen­den müsse. Ueber die Ablehnung der deutschen Sprache drückte der Ausschuß fein lebhaftes Bedauern aus und stellte die Kon sequenzen fest, die sich daraus für die deutschen Gewerkschaften ergeben.

Der Vertreter des Bäckerverbandes legte in längeren Aus­führungen den Standpunkt seines Vorstandes dar. Demgegen­über betonten jedoch sämtliche Redner, die zur Sache sprachen, die Notwendigkeit, daß dem Bestreben der Konsum­genossenschaften zu willfahren sei. Es handle sich nicht darum, daß die Bäckereien dauernd nur nachts arbeiten sollten. Oberbürgermeister Scheidemann Der Ausschuß stellte sich auf den Standpunkt, daß den Groß­betrieben der Dreifchichtenbetrieb zur besseren Aus­als Beuge vernommen. Er befundete: Einige Tage vor Bfingsten nutzung ihrer Produktionseinrichtungen nicht unmöglich ge­teilte mir meine Tochter mit, daß sich zwei junge Leute auf­fälligerweise in der Nähe meines Hauses aufhielten. An- macht werden dürfe. Dagegen sei das Bestreben des Bäcker­fcheinend handelte es sich um Leute, die nicht in die Stadt gehörten. verbandes zu unterstüßen, die Wiedereinführung der Ich habe diefen Angaben aber teine Bedeutung beigelegt. Nachtarbeit in Kleinbetrieben zu verhin Am 1. Pfingstfeiertag unternahm ich dann mit meiner Tochter und dern. meiner fleinen Enkelin einen Ausflug nach Wilhelmshöhe . Wir Nachdem der Bundestassierer Kube einen Ueberblick über befanden uns in einer Waldgegend, wo sich feine Ausflügler mehr die Lage der Bundeskasse gegeben hatte, bewillgte der Aus­aufhielten. Durch einen Zufall ging ich ungefähr 10 Schritte vor schuß nach längerer Aussprache dem Bundesvorstand für das meiner Tochter und meinem Enkelkind. Blötzlich fühlte ich, wie letzte Viert- liahr 1922 noch einen weiteren Beitrag von 3 M. eine fühle Flüssigkeit von hinten an meine linte Wange spritte. Als ich nach dem Gesicht griff, fühlte sich die Stelle für jedes Mitglied und für das erste Vierteljahr 1923 einen merkwürdigerweise trocken an. In derselben Gefunde schrie meine Beitrag von 7 M Tochter hinter mir: Bater ichieß!" Ich griff sofort zur Waffe, drehte mich um und fah einen Menschen vor mir stehen, dessen Faust etwa eine Handbreit von meinem Geficht entfernt war. Ich bedte meinen Kopf mit dem Arm und rief:" Schuft elender!" Im

Scheidemann fei fein felben Augenblick fühlte ich auch schon

einen zweiten Strahl, der meine Nafe traf.

Beisitzer Fehrenbach: Sie berufen sich auf Ihr Recht zur Bestrafung Sche: demanns und fanen: Deutscher . Sie stehen auf völfischem Standpunkt, und die Bölkischen betrachten ja als nicht deutsch den Juden. Run ist doch aber Ich hatte sofort ein gewisses Gefühl der Bewußtlosigkeit, hatte aber Geidemann fein Jude. Ben betrachten Sie denn da nun eigentlich als Deutschen ? Dehlschläger: Ein Mann, der Millionen hat bluten und fallen laſſen, ist in meinen Augen kein Deutscher.( Bewegung im Beifiker Jaedel: Standen Sie schon als Mitglied der O. C. mit dem Berein der Erwachenden Ungarn in Verbindung? Dehlschläger: Ich bin

Saal.)

mit der D. C. nur im Jahre 1921 in Berührung gekommen. Auf Veranlassung des Oberleutnants Schmidt sollte ich die Leute der Ehrhardt- Brigade in einer Arbeitsgemeinschaft unterbringen helfen.

doch den bestimmten Willen, einen Schuß abzugeben. Allerdings fiel der Schuß dann, ohne daß ich zielen konnte. Den zweiten Schuß abzugeben, hatte ich faum noch die Straft. Dann fühlte ich, wie meine Arme sich verkrampften und meine Beine zusammen fnidten. Von da ab weiß ich nichts mehr. Als ich wieder zu mir fam, standen etwa 10 bis 15 Menschen um mich herum, darunter ein Student, der mir Kragen und Hemd geöffnet hatte. Ich er holte mich ziemlich schnell. Nach einigen Minuten erschien auch ein Arzt, der aus dem Geruch der Flüssigkeit feststellte, daß es sich um Blausäure handelte.

( Schluß des Berichts auf der 2. Seite.)

Die Verhandlungen über Produktionssteigerung und Acht­stundentag leitete der zweite Borsigende Graßmann durch ein Referat ein, das in großen Zügen die Wirtschaftslage fennzeichnete, die eine Hebung der Produktivität der Arbeit dringend erheischt. Die Unternehmer forderten zu diesem Zwecke eine Verlängerung der Arbeitszeit. Daher die von ihnen mit vereinten Kräften unternommenen fortwährenden Angriffe auf den Achtstundentag. Man habe erklärt, es fei verhältnismäßig leicht, den einzelnen Arbeiter zu leberstunden zu gewinnen, aber schwer, mit den Gewerkschaften zu einer Regelung zu kommen. Ferner rede man von einer von den Gewerkschaften betriebenen Nivellierung der Löhne, die dem fortgeschrittenen Arbeiter die Freude an der Arbeit nehme. Demgegenüber stellte der Redner fest, daß die Gewerkschaften mit der Steigerung der Produktionsmenge und-qualität in Deutschland durchaus einverstanden seien. Das sollte aber nicht heißen, daß sie den Achtstundentag preis=