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Bürgerliche Steuerpolitik.

Veränderungen in der Reichswehr .

Tiert! Es gehört, schon die ganze Gewissenlosigkeit der 1 Schritt für Schritt weist er an Hand der Briefe und Telegramme Jünger Mostaus dazu, um bei einem derartigen Organisa die wahren Absichten der Angeklagten nach, die Hammerschläge tionsverhältnis zum Streit zu blafen. Nicht nur, daß die müh Der Steuerausschuß des Reichstages beriet heute den folgen Wort auf Wort, es werden die Dinge beim rechten Namen jelig zum Teil wieder aufgebaute Organisation in die Brüche Gesezentwurf über die Aenderung der 3wangsanleihe. genannt. Die Tat erscheint wie in bengalischer Beleuchtung. Der gehen müßte, würde neues Elend über Tausende von Ar- In der Generaldiskussion begrüßte Genosse Herb die Initiative der Angeflagte Grenz ist ganz Ohr. Das zeigt seine wahre Natur. Mit beiterfamilien gebracht. Es ist überall dieselbe Geschichte: dem Regierung auf diesem Gebiete, übte jedoch scharfe Kritik an ihrer eigensinnig gierig vorgeschobenem Kinn, zusammengepreßten Zähnen, Unzulänglichkeit. Er schlug vor, den Betrag der Zwangsanleihe fest zusammengezogenen Brauen fizzt er da. Er schüttelt wehmütig den Leuna - Wert folgt Leverkusen , Höchst und jetzt Ludwigshafen. zusehen in der Höhe aller bisher eingegangenen Beträge der im Kopf, als Dr. Grünspach ihm das harte und gerechte Wort ins Gesicht In Ludwigshafen hatte ein Teil der Belegschaft der Steuerkompromiß neu eingeführten indirekten Steuer. Dieser Vor- schleudert, daß einem die Schamröte aufsteige, daß man solche Boltsa Badischen Anilin- und Sodasabrik beschlossen, den Betriebsräte- flag wurde von den Abgg. Helfferich( Dnat.) und Dr. Fischer genossen habe. Weichardt ist ebenso puterrot wie gestern, ( Köln ) befämpft. fongreß der Kommunisten in Berlin durch vier Vertreter zu beschicken. Die Direktion ließ den Delegierten erklären, daß Ur- feitstermin vom 28. Februar auf den 31. Dezember zu verlegen und In der Spezialberatung beantragte unsere Frattion, den Fällig laub hierzu nicht gewährt werden würde, wer dennoch fehle, die von diesem Termin an laufenden Erhöhungen des Zeichnungs­werde entlassen. Eine Betriebsversammlung, die von 6000 Be preises von 10 auf 30 Bro3. festzusetzen. Die bürgerlichen schäftigten bei einer Belegschaft von über 20 000 besucht war, Barteien lehnten diesen Antrag ab. Der Demokrat beschäftigte sich mit dem Verbot, und hier ließen sich die tapfe- Fischer Köln legte dafür einen Antrag vor, der die im Juli und ren Delegierten eine Rückversicherung in der Form geben, daß August erfolgten Einzahlungen auf Zwangsanleihe mit dem zwei ein Antrag angenommen wurde, daß im Fall der Entlassung bzw. anderthaibfachen Wert auf die Zwangsanleihe anrechnen wollte. der Delegierten die Arbeit eingestellt wird. Es ist überflüssig, Das bedeutet, daß die parlamentarischen Bertreter der Leistungs fähigen alle Vorteile, die die Geldentwertung dem Be­zu sagen, daß ein Gewerkschaftsvertreter bei den Beschlüssen size gewährt, noch vergrößern, alle Nachteile aber, die ein nicht gehört wurde. Drei Delegierte fuhren nach Berlin , der zeine von ihnen durch die Geldentwertung erleiden können, völlig pierte versäumte den Zug. Nach der Rückkehr erfolgte die Ents beseitigen wollen. Sie wollen also einen immer größeren Kreis von lassung der drei. Die Gemert fchaften verhandelten mit Interessenten an der Geldentwertung schaffen. Statt die zu be­der Direktion und es schien nicht ausgeschlossen, die Wiederein- strafen, die zum Schaden des Reiches die Geldentwertung ausnuten, stellung der Entlassenen zu erreichen. Jedenfalls erklärte sich befreien fie die, die ehrlich und fofort gezahlt haben, geben ihnen die Firma bereit, den Schlichtungsausschuß entscheiden zu spekuliert haben. Den Lohn- und Gehaltsempfängern aber wollen also dieselbe Vergünstigung, wie denen, die auf den Sturz der Mark lassen. Im Laufe der Verhandlungen traf die Nachricht ein, fie feine Bergünstigung dafür geben, daß sie ihre Steuern restlos in dan bereits einige Abteilungen die Arbeit niedergelegt hätten. vollwertigem Gelde entrichten. Bezt brach die Firma die Berhandlungen ab und zog die ge­machten Zugeständnisse zurück. Der Betrieb wurde geschlossen und eventuelle Arbeitswillige zurückgewiesen. Unter Ausschluß Vertretern. der Gewerkschaften, die erklärten, daß sie die Arbeitseinstellung

Die Debatte darüber wurde zu einer großen Auseinandersetzung zwischen den Mitgliedern unserer Fraktion und den bürgerlichen

In der Abstimmung gelang es nur mit Hilfe eines Teils der bringen. Gelbst ein anderer Teil der Zentrumsfraktion stimmte für Zentrumsabgeordneten, den Antrag Fischer zu Fall zu

nicht billigen können, wurde eine Streitleitung gewählt, die sich ausschließlich aus Kommunisten zu den Antrag Fischer. fammensetzt. Prompt begann die Agitation für Erweiterung der Kampfbasis und die Beschimpfung der Gewerkschaften, namentlich des Fabritarbeiterverbandes, der jede finanzielle Unterstützung des Streits ablehnte.

Einen nicht minder heftigen Kampf führten unsere Genossen um einen Antrag, der die Bewertung der Wertpapiere für die Zwangs­anleihe einigermaßen ihrem wirklichen Werte anpassen wollte, wäh rend die Regierungsvorlage die Wertpapiere nur zu einem Elftel Bir haben rein fachlich den Verlauf der Verhandlungen Stimmen der bürgerlichen Barteien abgelehnt, ferner lehnten die ihres Beries einsetzen will. Der Antrag wurde indeffen mit den dargestellt, und jeder, der auch nur das ABC der Gewerk- bürgerlichen Parteien ab, entsprechend dem Sinn des früheren fchaftsbewegung tennt, wird verstehen, daß jeder gewerkschaft- Steuerkompromisses, die Höhe der Zwangsanleihe in der Höhe der liche Grundsatz bei Inszenierung der Bewegung außer Betracht indirekten Steuern festzusehen, und schließlich lehnten sie eine Ent­gelassen wurde. Würde der Hauptvorstand des Verbandes der fchließung ab, die Bewertungsvorschriften für die Besitzsteuern ent­Fabrikarbeiter diesen Streit sanktionieren oder finanzieren, fprechend der Geldentwertung zu gestalten. müßte er fofort zum Teufel gejagt werden. Wer das Gebaren der Ludwigshafener Delegierten auf dem Gewerkschaftskongres und Verbandstag der Fabritarbeiter sah, wußte, daß über kurz oder lang die Dinge so laufen mußten. Den Bewegungen im In Ergänzung der im heutigen Morgenblatt veröffentlichten Leuna - Werk und Leverkusen schließt sich würdig Ludwigshafen Notiz teilt uns der Soz. Parlamentsdienst noch mit: In den unteren Die Arbeiterschaft muß hartes Lehrgelb und mittleren Gehaltsgruppen werden im Dezember gezahlt: Endgehalt Rachzahlung zahlen, ehe sie die verbrecherische Tätgkeit der Kostgänger 53 631 14 691 Moskaus erkennt. 59 691 16 351 64-236 17596 19 505 20 990

an.

Die Dezemberbezüge der Beamten.

Anfangsgehalt Nachzahlung

Gruppe II

39 390

10 790

III

44 541

12 201

IV

47 874

13 114

V

53 631

14 691

71 205

VI

57 570

15 770

76 659

Wollen wir aus diesem Sumpf heraus, dann gilt es für alle, denen die Erhaltung der Gewerkschaften Herzenssache ist, gerade und tonsequent den Weg zu gehen, den die Gewerk­schaftserfahrung zeigt. Oberster Grundfah ist Selbstdiszi- In den angegebenen Gehaltsfäßen ist die Nachzahlung bereits plin, ohne diese ist gewerkschaftliche Organisation unmöglich. eingerechnet. Die Bezüge verstehen sich für den ledigen Noch ein Wort zur Entlassung der Betriebsräte. Sie ist vor Weihnachten zur Auszahlung. Gehaltsempfänger in Ortstlaffe A. Die Zulagen gefangen noch nicht nur ein brutaler 2ft des Unternehmertums, sie ist mehr, nämlich eine Dummheit. Niemand hatte dem Betriebs­rätetongreß in der Hafenheide und seinen Beschlüssen irgend

Anklagereden im Harden- Prozeß.

Mit dem 1. Januar 1923 treten, wie die PPN. erfahren, in den führenden Stellen der Reichswehr folgende Veränderungen eins Der General der Artillerie von Berendt, bisher Oberbefehls haber des Gruppenfommandos II in Caffel, wird zum Oberbefehls haber des Gruppenfommandos I in Berlin ernannt. An seiner Stelle übernimmt der General der Infanterie Richard von Möhl, bisher Kommandeur der 7.( bayerischen) Division in München , das Gruppenfommando II in Cassel. Gleichzeitig wird General von Möhl seines Postens als Landeskommandant in Bayern ent hoben. An seine Stelle wird General von Lossom, bisher Leiter der Infanterieschule in München , Kommandeur der Münchener Dis vision und gleichzeitig Landeskommandant.in Bayern.

Der Weltfriedenskongreß.

eröffnete die Bormittagssigung des Weltfriedenskongreffes mit der Haag, 14. Dezember. ( WTB.) Der Bertreter J. H. Thomas Mitteilung, daß der Kongreß morgen Kommissionen bilden werde, um die eingebrachten Resolutionen zu beraten. Außerdem soll eine besondere Kommission die Erörterung der Lage in Deutsch ! and vornehmen. Professor Otlet Belgien von der Vereinigung daß die Vertreter der Wissenschaft ihren Einfluß bei der Erörterung internationaler Verbände brachte eine Resolution ein, die besagt, des Pazifismus gebrauchen wollten. Fräulein Bondfield- Eng­land führte aus, die Frauen müßten für die Friedensbewegung ges wonnen werden, schon weil sie es feien, die den kleinen Kindern bei der Erziehung den ersten und oft entscheidenden Eindruck beibrächten. Der Vertreter der nationalen Genossenschaftsverbände Poisson schaften. Seine Freunde feien für einen reorganisierten Bölkerbund. Frankreich sprach über die bisherige Friedensarbeit der Genoffen Rotstein Rußland erklärte, die Kriegsmentalität, die noch in Europa herrsche, gehe aus den an Deutschland gestellten Forde rungen hervor. Das einzige Mittel, die in der Resolution ausge fprochenen Wünsche zu verwirklichen, sei die Herstellung der inter nationalen Einheitsfront der Arbeiter. Die Zusammenarbeit mit der Bourgeoisie folle eingestellt und

vom 8. bis 15. Januar eine Propagandawoche mit anschließendem Propagandastreit veranstaltet werden. Genosse Abramowitsch von der Auslandsvertretung der Sozialdemo fratischen Arbeiterpartei Rußlands wandte sich scharf gegen Rader. Die Bolschewisten meinten es nicht ehrlich mit ihren Vorschlägen, fie beabsichtigten nur die Einheitsfront der Arbeiter von innen her­aus zu sprengen. Genosse Grumbach Frankreich sprach namens der Sozialdemokratischen Partei Frankreichs ebenfalls gegen die Bolschewisten.

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In der Nachmittagssigung brachte Frau Dr. Helene Stöder namens des Deutschen Friedenstartells, bas 16 pazifistische Vereini gungen umfaßt, eine Resolution ein, in der es zur Pflicht der Ge werkschaften und der pazifistischen Vereinigungen aller Bänder ge macht wird, im Falle des Erlaffes eines Mobilifierungsbefehls irgend einer Regierung gegen einen anderen Staat

auf jeden Fall den Generalftreit zu proflamieren und fortzusehen, bis die betreffende Regierung den Mobilisierungs­befehl zurüdgezogen habe. Su diesem Zwede müßten unverzüglich welche Beachtung gefchenft. Schon fam in der fommunistischen Im Sizungsfaal herrschte heute, wie immer vor dem Plädoyer, Borbereitungen getroffen werden durch Einsetzung von Kommissio Bresse das Gefühl der Enttäuschung zum Ausdrud. Durch den so etwas wie eine gewiffe Feierlichkeit. Je näher dem Urteil, desto nen unter internationaler Rontrolle. Genoffe Wibaut Holland bemerkte, eine Hauptursache des Borfall in Ludwigshafen hat er ein Relief bekommen, das er stärker wird sich jeder Anwesende dessen bewußt, was auf dem Spiele Krieges fei der Streit um den Besik von Rohstoffen, deren die Län nicht verdiente. So arbeiten sich Unternehmertum und Kom- fteht. munisten in die Hände. Die Arbeiterschaft muß die Lehre aus anwalts. Treffend und zielsicher jeder Satz Schonungslos ftellt er Maßvoll und leidenschaftslos ist die Rede des Oberstaats- der bedürfen. Die niederländische Delegation schlug daher vor, internationale Kontrollfommiffionen diefem Kampfe ziehen und Schluß mit den" Strategen" Mos das widerliche Gebaren der Mörder bloß, zerstört in großen Zügen einzufezen, um die Erzeugung und Berteilung von Rohstoffen unter anwalts. Treffend und zielsicher jeder Satz: Schonungslos stellt er das Lügengewebe ihrer Aussagen, zieht den Berbindungsstrich den verschiedenen Nationen zu beaufsichtigen. Graf Rehler amischen allen politischen Morden der letzten Zeit und den völkischen( Deutsche Friedensgesellschaft) stimmte dem Gedanken des allgemei­Kreifen, verfolgt ihre Fäden, die sich in München verlieren. Die nen Generalstreits vorbehaltlos zu. Die Borbereitung des Gene rechtliche Analyse gipfelt in der selbstverständlichen Konstatierung des ralstreifs würde gleichzeitig die beste Erziehung der Massen für den Mordverfuchs und der Anstiftung zu demselben. Friedensgedanken bilden. Die Berteilung der Rohstoffe, die Wibaut vorgeschlagen habe, würde vielleicht am besten der Bölkerbund er reichen.

taus machen.

Weil der frommunist fehlte, wurden die Anträge der Rechten im. Rechtsausschuß des Reichstags auf Schaffung neuer strafrecht licher Bestimmungen gegen die Störung von Versammlungen an­genommen. Gegen sie stimmten die Sozialdemokraten. Der Kom­munist Dr. Herzfeld nohm an den Beratungen nicht teil.

Auftakt im Haag.

Bon E. Ollenhauer.

Zwischen der stillen, vornehmen holländischen Stadt an der Nordseeküste und der Friedenssehnsucht der Menschen haben histo­rische Ereignisse Verbindungen geschaffen, die auch heute immer noch wieder in uns antlingen. Vor dem großen Weltenbrand haben hier Diplomaten über den Frieden beraten, man hat dem Frieden in dieser schönen Stadt einen Palast errichtet; aber dieses Haus des Friedens blieb tot und leer, als im August 1914 die ersten Kanonen ihre Münder gegen blühende Menschenleiber richteten.

Zwischen dem Heute und jener Stunde, da das Unheil uns zu grausamer Gewißheit wurde, liegen die langen Jahre des unend­lichen Leids der gesamten Menschheit. Millionen Wunden bluten, Millionen Menschen sinten noch heute- vier Jahre nach dem foge­nannten Waffenstillstand als Opfer des Wahnsinns ins Grab. Die Wirtschaft der Welt ist ein Chaos, Bölfer liegen im Sterben. Die Beute des Molochs ist riesengroß.

Da werden wieder Haag und Weltfrieden in einem Atemzug genannt. Sind's neue wichtige Versuche, den Krieg zu bannen, oder löfte das Grauen neue Sträfte, start genug, die große Sehnsucht der Menschheit zu erfüllen? Seit Sonnabend sammeln sich im Haag Freunde des Friedens, nicht Bertreter der Regierungen, sondern Vertreter der Bölker. Weltfriedensfongreß des Internationalen Gewerkschaftsbundes . Arbeiter haben den Ruf nach Frieden erhoben, und hier sammeln sich die berufenen Vertreter, um diesem Willen zum Frieden Richtung und Ziel zu weisen.

-FOO

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So bleibt alles noch Frage und Hoffnung. Allein das Ziel ist far: Frieden auf Erden! Ein hohes Ziel, ein weiter Weg, aber die Streiter sind beseelt vom Glauben an eine junge Sache. Am Abend wurden Brücken geschlagen zwischen jung und alt. Jugend sprach von ihrem Wollen, fang und tanzte, Arbeiterjugend trug starken Glauben in den großen Kreis.

Was der Staatsanwalt verfäumt hat, holte temperamentvoll und zündend der Nebenkläger, Rechtsanwalt Dr. Grünspach, nach. fame Rampfmittel werden ausgeprobt. Drei Tropfen Gift es in wohlverdienter Ruhe selig schlummerte, nachdem es jahr. auf die Haut gebracht genügen, einen Menschen sofort zu töten. zehntelang ungezählte Tränen der Rührung entfeffelt hatte. As Kann die Menschheit noch gerettet werden? Wenn je, dann nur Mein Leopold" inszeniert war, fiel es offenbar irgendjemand ein durch uns. daß das Theater eine Rufturaufgabe zu erfüllen hat. Es soll nicht dem oberflächlichen Geschmad nachjagen, sondern den Weg zu echter Runft bereiten. Da das Stück nun einmal stand, half man sich mit einem probaten Mittel. Im Programm wurde offiziell um Ent fchuldigung gebeten. Da stand auch drin: Auch der alte Raiser Na Wilhelm yat, Mein Leopold" mit tebhafter Freude gesehen." dann ist ja alles gut. Wenn es einem Hohenzollern gefallen hat, wird es für die Volfsbühnenmitglieder schon recht sein. Die Auf führung selbst fonnte sich sehen laffen. Hermann Krehan hatte Billesche Bühnenbilder geschaffen, die das Berlin der Gründerjahre lebendig werden ließen. Was an dem Stüd überlebt ist, machten die Schauspieler durch lebenswarme Gestaltung vergessen. Ein erstaun­lich echter Mann aus dem Boll war Rayßler. Sein vierschrötiger, in allen Bewegungen fantiger Berfführer Starte, eine Personifi zierung der Biederfeit, war ein Kunstgenuß. Ortrud Abeding ftellte eine ganze fleine Rolle einen famosen verfressenen, schnuppigen Bachsich hin. Guido Herzfeld ( Weigelt) hätte etwas weniger larmoyant sein dürfen, wie überhaupt der Regisseur einz Hilpert die didaufgetragene Rührseligkeit hätte dämpfen müffen. Das Publikum, von Schluchzen durchschüttert, bereitete der Aufführung begeisterte Aufnahme. Es glaubte ein Stüd Leben. zu sehen, aber es war nur Talmi- Erlebnis.

Da lagerten wohl an die zweihundert auf der Bühne in male­rischer Runde, und aus ihren Gruppen erhoben sich die Sänger und Tänzer und Sprecher. Da flang es ftolz und frei von deutscher Jugend durch den Saal: hebt unsere Fahnen in den Wind!" Dann fangen zwei holländische Arbeitermädel frohe Lieder, und der deutsche Arbeiterjunge wetteiferte mit seinem holländischen und flämischen Freunde im Rezitieren.

Schließlich wurde getanzt. Erst springen die deutschen Gäfte nadtfüßig über die Breiter, und dann tanzte Amsterdamer Arbeiter­jugend. Jubelnder Freude gleich schwangen sich die Körper im Kreife, immer und immer wieder die Taufende unten im Saal in ihren Bann ziehend. Bis die Geige verstummie und die Tänzer in der Runde verschwanden.

Dazwischen fiel manches ernste Wort. J. H. Thomas London, Th. Leipart Berlin und C. Mertens- Belgien sprechen. Was wir in diesen Tagen schaffen, schaffen wir im Ber­trauen auf die Jugend. Wir glauben an die Zukunft, weil wir an die Su gend glauben." Leipart sprach's, und hinter ihm und ringsum auf den Galerien faß Jugend, faßen junge Arbeiter und Arbeiterinnen aus Holland und Deutschland mit begeisterten gläu­bigen Herzen.

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E. D- r.

Mufit- Chauvinismus. Während die Musiker aller Länder sich gerade zusammenschließen, um in internationalem Austausch pro­Im großen Saal des Tiergartens war Sonntag mittag feierliche minenter Werke und Künstler den längst geschlossenen Kunstfrieden Eröffnung. Während draußen die Haager Arbeiterschaft in endlosem auch äußerlich zu betonen, fommt aus München die Nachricht, Buge vorbeimarschierte, die ausländischen Gäste zu grüßen, eröffnete daß man Henri Marteau am Geigen gehindert habe. Dieser drinnen J. H. Thomas, der Vorsitzende des Internationalen Am Ende sprechen die Jungen. Mar Weftphal für die Deut- meltberühmte Musiker lebt seit fast einem Bierteljahrhundert in der Gewerkschaftsbundes, die imposante Bersammlung. 600 Delegierte fchen. Die Herzen schlagen schneller, denn hier spricht einer, der um Schweiz , war mehrere Jahre Leiter der Berliner Musikhoch. aus 24 Stationen vertraten 40 Millionen Menschen. Eine gewaltige die Schrecken des Krieges weiß und der um die Jugend weiß. Wir fhule als Nachfolger Joachims und legte zu Beginn des Krieges Armee des Friedens. Von der Bühne schwingen die Klänge der werden unsere Leiber nicht wieder hergeben für den Massenmord." sein Amt nieder, nachdem sich alle gegen ihn vorgebrachten Ber­Internationale durch den Saal, und unten wird's vielfprachig aufge-" Wir werden unseren Geist nicht wieder den Falschmünzereien des dächtigungen er ist französischer Abstammung und Offizier der Rationalismus und der Völkerverhehung ausliefern."" Aber wir Ehrenlegion als haltlos erwiefen hatten. Gewiß gehörte Marteau rommen: Die Internationale wird die Menschheit sein." Stenhuis spricht für den Niederländischen Gewerkschafts- find mit ganzem Herzen dabei, wenn die Arbeiterbewegung für den in der Hike des Weltkrieges nicht auf einen so exponierten Bosten bund. Ein einziger herzlicher Gruß. Dann steht Troelstra hinter Frieden schafft." Jedesmal schlägi Beifall empor. Als er dann aber innerhalb Deutschlands Aber seine Kunst gehört der Welt, und mit dem Rebnerpult. Anhaltender Beifall begrüßt den alten Führer auf all die Jungen und Mädel hinder und um sich weist und den seinem Spiel hätte er wohl auch Münchener Dickschädel zu Schönerem der sozialdemokratischen Bewegung. Er fagt einiges über den Kon- Delegierten zuruft: Wir wollen keine Soldaten des Kapitalismus als zu einem nationalistischen Sturm bewegen fönnen. Die Herren greß. Warum er hier stattfindet und was er schaffen sollte. Sol- mehr fein, aber wenn ihr Soldaten braucht für den Weltfrieden, aus München und Miesbach wundern sich sicher und sind empört, lands Neutralität während des Krieges, der antimilitaristische Geist hier sind fie!", da ist das letzte Eis gebrochen. Noch einige Worte daß man einen Reinhardt nicht in Paris Theater machen läßt. Sie feines Volfes, eine Folge der Unmöglichkeit, das Land militärisch zu des Belgiers Jazo use, und dann bricht's los, mit unwidersteh geben das beste Beispiel, wie man in Unduldsamkeit und chronischer verteidigen, find ihm die Gründe für die Wahl des Kongreßlandes. licher Kraft: Wacht auf, Berdammte dieser Erde." Stolz grüßt Befangenheit die Kunst immer noch fesseln will. Wenn es jetzt einem Die holländische Sozialdemokratie fordert Abrüstung in Helland aus von der Bühne inmitten der Jugend das rote Banner der Amster Müncherer Künstler poffieren sollte, daß man den Balutaspieler in nationalen und internationalen Interessen. Wir kennen auch nur eine damer Genossen, es war in dieser Minute das Wahrzeichen der Paris oder Lendon vom Bodium jagt, so wird er wissen, welchen Allianz, die Allianz des Proletariats." Dann spricht der Präsident des ganzen fozialistischen Jugendinternationale, die mit dieser Feier dem seiner Landsleute er dieses Fiasko verdankt. Wer unter Wilhelm II. Kongresses J. H. Thomas. Der englische Gewerkschaftsführer spricht Rongreß einen einzigartigen, unvergeßlichen Klang Doran ein fönigliches Institut leitete, wird im reaktionären München als ruhig, überlegend, beinahe jedes Wort abwägend und zwingt bald geschickt hat. Feind und läftiger Ausländer behandelt! Es ist schwer, feine Satire das ganze Haus in seinen Bann. 35% Millionen zu beklagende zu schreiben. Menschenleben stehen mahnend neben diesem Beginnen, die Kräfte Mein Leopold" in der Vollstühne. Der Boltsbühne uner­des Friedens zu sammeln. Die Gefahr ist groß. Eine Million forschlichem Ratschluß hat es gefallen, L'Arronges Boffsstüd leber Dostojewski und die Gegenwart spricht am 17. bormittags Menschen stehen heute mehr unter den Waffen als 1914. Grau- Mein Leopold aus dem Ruhmesgrab heraufzuholen, in dem 11%, Uhr Dito& aus in ber Emer- Bushandlung, Snejebedir. 54/55.