Nr. 601 39. Jahrgang
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Preise zwischen 1000 und 200 000 Mark.
Donnerstag, 21. Dezember 1922
Lautenkonzert hinter den Schaltern.
Der große Schalterraum im Vorortbahnhof ist bis auf drei Mädels, die wohl den nächsten Zug erwarten, ganz leer. Der nächste Zug aber geht erst in 20 Minuten. Außerdem ist draußen Es ist eine eigene Sache um das technische Spielzeug, das in Kessel auch fast 200 000 m. Für eine ähnliche Maschine wurden Dredwetter. Da fahren die Leute so wenig wie möglich. Die ben Geschäften zum Verkauf feilgeboten wird: es vermag den Tech- im vergangenen Jahre 5000 m. gezahlt. Die gute alle einfach wir- Beamten in den Fahrkartenräumen haben also mal eine Ruhepause. nifer in den meisten Fällen nicht zu befriedigen, weil es technisch fende Dampfmaschine, die an einem stehenden Kessel montiert ein Und plöglich tönt aus dem Raum hinter den Schaltern ein harmo oft in feiner Hinsicht einwandfrei gebaut ist. Wenn aber an diesen leichtes Schwungrädchen dreht, ist auch noch vertreten und für nisches Zirpen und dazu gesellen sich ein paar dunkle Akkorde. Und Dingen in fonstruktiver Hinsicht nichts auszusetzen ist, so fällt es 675 2. zu laufen. Daneben gibt es die bekannten Lokomobilen in das Birpen wird zum füßen Singen und die begleitende Laute klingt Dingen in konstruktiver Hinsicht nichts auszusetzen ist, so fällt es mannigfaltigen Ausführungen. Heißluftmotoren sind für 18 000 m. voller und weicher, geht lockend und schmeichelnd um die singende schwer, in ihnen Spielzeug" zu sehen. Sie scheinen alsdann so zu haben. Elettromotren, deren Borjahrspreis mit 130 m. sehr Mandoline herum. Die Mädels vergessen das Plaudern, der Knipfer ernsthaft, daß man sich an den Gedanken, daß Kinder mit ihnen hoch erschien, fosten heute mindestens 900 m. Die billigste„ kraft- oben in seiner falten„ Badewanne" hat den Kopf an die Holzwand ein mutwilliges Spiel treiben sollen, nicht recht gewöhnen kann. maschine" ist das Dynamobil, richtiger Dynamobilchen, eine Eine Ausnahme machen hier vielleicht nur die mechanischen Bau- Schwungtrafimaschine, die 210 2. zur Anschaffung erfordert. Elet - gelehnt, faugt mit Inbrunst den Dampf aus seiner Pfeife und fästen, mit denen Brücken, Krane und hundert andere Modelle von trifiermaschinen, die vor einem Jahre noch für 45 m. zu kaufen lauscht dem Konzert.„ Ja, aber..., das ist denn doch, sollte In einem Dienstraum zur Dienstzeit wird von Kinderhand gebildet werden können. Im allgemeinen aber dürften waren, foften heute an 20 000 m. und darüber. Die Preise für man meinen alle diese technischen Miniaturen erst bei älteren Kindern den Zwed, Werkzeugmaschinen und Antriebsmodelle schwanken zwischen 18 und bediensteten Beamten Musik gemacht! Das ist denn doch. unterhaltend und belehrend zu wirken, erfüllen. Wir hatten im vergangenen Jahre mitgeteilt, daß das Herr des Himmels, ist so was denn erhört? So was ist doch nur prächtig gearbeitete Modell einer Hansakogge für 1850 M. in einem in der Republik möglich. Früher Jawohl, früher war so Spielwarengeschäft zu kaufen war. Heute zahlt man schon für mas leider nicht möglich. Und die die Musik machen, sind auch einen ganz gewöhnlichen fleinen Uhrwert, dampfer" 8000 m. Für noch recht junge Beamte", und sie sind außerdem riesig schlau, größere Uhrwertschiffe, die übrigens recht gut gearbeitet sind, werden denn sie haben sich einen Spiegel so hingestellt, daß sie, wenn sie fast 60 000 m. gefordert. hineinschauen, sofort sehen können, ob einer am Schalterfenster steht und eine Fahrkarte haben will. Aber wie gesagt, draußen ist Dreckwetter, es ist Mitternacht vorüber und weit in der Ferne grummelt
Die teuere Eisenbahn.
10 500 M.
Konstruktionsbaukästen.
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Einen weiten Raum nehmen in diesem Jahre die Konstrukfionsbaufäften ein. Ein Warenhaus zeigte in seiner Weihnachts - erst ein Zug heran. So können sie spielen. Und man freut sich, ausstellung eine großangelegte Hochbrüde, die von einem Schüler daß sie noch jung sind und noch nicht so im Dienst vertrocknet und erbaut sein soll. Mit diesem technischen Spielzeug, das in hervor- perfnöchert. Und man hätte Luft, ihnen noch länger zuzuhören. ragender Weise durchkonstruiert ist, wurde ein Mittel zum An- Aber da donnert auch schon der Zug. Ein Fahrgast stürzt zum schauungsunterricht geschaffen, das alles Lob verdient. An diesen Schalter und trommelt nervös an das Schalterfenster. Das Konzert Bauten fönnten die Kräfte, die in Brücken, Kranen usw. wirken, ist zu Ende. gut demonstriert werden. Sie könnten vielleicht in den neu zu er= richtenden Gemeinschaftsschulen als ein hervorragendes Lehrmittel Verwendung finden. Die Preise für diese Baukästen bewegen sich zwischen 3000 und 96 000 m.
Zum Schluß möge noch des mechanischen Kleinspielzeuges gedacht werden, das in diesem Jahre nichts Neues bietet, aber an der Preissteigerung genau so teilgenommen hat, wie alles übrige.
Dob Yogabing einer Hausfrau,
Auch bei dem technischen Spielzeug tritt die Geldentwertung Mar hervor, wenn man die Preise des vergangenen Jahres mit denen dieses Jahres vergleicht. Mit Dampf, Elektrizität oder Uhrmert betriebene Lokomotiven fosten heute 1300 bis 48 000 m. und darüber, wobei zu berücksichtigen ist, daß man für den niedrigsten Preis von 1300 M. nur ein ganz primitives Uhrwerfspielzeug von Eisenbahn erhält. Im Vorjahr erschien bereits ein Preis von 75 bis 825 M. reichlich hoch. Die Ausführung dieser Maschinen ist im allgemeinen dieselbe geblieben. Etliche sind forrett und sauber mit Drehgestell, festen Zylindern, richtig eingebauten Bleuel- und Ruppelstangen ausgerüstet. Dazu tommt eine Umsteuerung, die das Vor- und Rückwärtsfahren ermöglicht. Leider sind auch sauber ausgeführte Modelle noch mit überflüssigem Beiwert versehen. Da find Laternen, die nicht leuchten, Schmierpressen, die nicht arbeiten fönnen, Luftschläuche, die nicht hohl sind und anderes mehr. Die billigste mechanische Eisenbahn, bestehend aus einer Uhrwerflofomotive, einem Tender und einem Bersonenwagen und den dazu gehörenden Gleisen, für die 1921 ein Preis von 14,30 M. zu zahlen mar, ist heute erst für 2250 m. zu haben. Der größte Kitsch ist Dielfach bei Eijenbahnen ohne mechanischen Antrieb zu sehen. Lokomotiven und Wagen von unmöglichen Formen, mit Blumen und Girlanden bunt bemalt, die anmuten wie ein Ueberbleibsel aus jener romantisch- fentimental angehauchten Zeit, in der man glaubte, daß es nötig sei, auch die profansten Gegenstände des täglichen Gebrauchs„ poetisch“ zu schmücken. Gedankenlose Leute faufen dieses Zeug, das von 350 M. an, aber auch in weitaus höheren Preislagen, zu haben ist. Das Spielzeug soll das Kind nicht nur unterhalten, es soll auch feinen Geschmack bilden. Durch foichen Kitsch wird diese Aufgabe nicht erfüllt. Mit den gleichen Mitteln fönnten für den gleichen Preis einwandfrei gearbeitete Holz- Die Kinder sind jetzt dabei, Weihnachtsgedichte zu lernen. Der bahnen geliefert werden, die auch in ästhetischer Hinsicht nicht zu Aeltere hat sich ein längeres Gedicht ausgesucht, der andere macht bemängeln wären. Zum Ausbau des Bahnförpers werden, mie es fürzer ab. Er wollte nicht solchen langen Baden", wie er bisher, Wärterhäuschen, Schranken, Signalanlagen usw. angeboten, fagte, damit er nicht steden bleibt. Der ganz Kleine will auch nicht Dinge, die ver einem Jahre für 40 bis 70 m. zu haben waren. zurückſtehen und übt ebenfalls. Er spricht so laut, daß man es Heute tostet ein simples Wärterhäuschen 13 500 m., für eine einzige bis 2 Treppen hört und wird dabei puterrot im Gesicht. Zum MitTelegraphenflange werden 640 m. verlangt und bei den Pracht taqeffen machte ich heute etwas, was mein Mann immer gern ißt: bauten der Bahnanlagen, den Bahnhöfen, wurden Preise von 5600 Mostricfouce. Damit die Kinder auch etwas haben, gab es Apfelbis 140 000 m. gefordert. Zum vorjährigen Weihnachtsfest wurden suppe. Also Kartoffeln mit Mostrichsauce und Apfelfe für 120 bis 250 M. abgegeben. Dabei sind auch diese Bauten suppe. Ich kaufte also: vielfach umecht und häßlich. Gemalte Fenster und Türen ersehen die wirklichen, überhaupt wird ihre Buntheit in der Wirklichkeit ntrgends ein Beispiel finden. Es foll dam't nicht der Nachahmung grenzenlos nüchterner und jeder Schönheit barer Bahnhöfe das Mort geredet werden. Aber in neuerer Zeit ist auch hier ein Wandel zum befferen festzustellen und gerade die architektonisch und technisch guten Bauten sollten unter Weglassung alles Beiwertes als Modell dienen. Biele diefer Dinne fönnen übrigens von geschickten Eltern in einwandfreier Weise für ihre Kinder mit wesentlich ge= ringeren Roften hergestellt werden.
Kraft- und Werkzeugmaschinen.
Auf dem Gebiete des Kraftmaschinenbaues wird oft Vorbild liches geboten. Die Medelle find den großen Maschinen so weit als möglich nachgebildet. Das Material ist form- und stilgerecht gemeistert worden, so daß hier wohl mit das beste an technischem Spielzeug geboten wird. Liegende Dampfmaschinen mit Ventilfteuerung, mit einer Dynamomaschine gefuppelt, fosten samt dem
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Die Welt ohne Sünde.
Der Roman einer minute von Bidi Baum. Die Nacht. Der große Himmel. und die Sterne geheimnisvoll im Kreis gestellt; sie sehen aus, als wären sie schwingend, sie bewegen sich, wenn man hinfiebt. Unten die Hütten, so flein mit ihren irdischen Lichtern. Und eine stille Frau geht über das Feldes fönnte Linde sein-"
Weiter, Kornel. Erzähle und ich male. Bald bin ich fertig."
Anfelmus, vom Namen Linde getroffen, richtete sich ganz auf, tam auf den Knien aus dem Winkel hervor, in den ihn feine Flucht geworfen hatte. Fast war das Gotteshaus nun ganz erhellt. Von der Kuppel tanzte ein junger Sonnenstrahl über bemalte Wände und legte Gold auf den grünen Stein des Bodens. Anselmus wollte sprechen, die Freunde anrufen, doch als er die Augen vollends hob, verstummte er. Er stand dann erstarrt, wie gefroren, mit ineinandergepreßten Händen und schaute mur, indes Kornel weiter sprach, ohne ihn zu
bemerken.
1 Liter Milch. Sefe Mostrich.
1 Pfund Margarine
5 Pfund Aepfel
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20. Dezember.
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190,- M. 100,- 12,50 1050.1352 50 W. 250.1602,50.
Während ich mich nach dem Mittagessen an die Pfefferkuchen bäckerei machte, spielten die Kinder zusammen. Wenn es auch nicht zu reichlich mit dem Pfefferkuchen bestellt ist, so haben die Kinder doch etwas. Es wird ja so ziemlich das einzige sein, was man ihnen an Süßigkeiten zum Fest schaffen kann. Und macht men sich nicht schon Gewissensbiffe wegen der paar Kuchen? Eigentlich könnte man ja das Geld besser verwenden und man wird bei der Arbeit ganz mißmutig, wenn man daran denkt und wenn man in Familien hineinfieht, wo es so fnapp zugeht, daß sie schon für jedes Stück Brot dankbar sind.
Wände stürzten über ihn, taumelten chaotisch seinem gehetzten Blid entgegen. Dies war nun das Wert des Blinden, dies hatte sein ungefüger Pinsel aus seinem inneren Gesicht gemacht. Eine Wirre von Farben, die schrien, schwindlig machten, übereinander herfielen, einander zerbissen. Schrecklich war es, daß da und dort aus dem Unsinnigen Form er kennbar wurde. Manches war alles in einem: Tier und Mensch, Kristall und Fraze. Schrecklich war es, daß Anfelmus dieses Chaos, diese zusammenbrechende Sinnlosigkeit fannte, daß er sie erlebt hatte, einmal, hundertmal. Welt, schrie es in ihm, Welt, von einem blinden Maler gemalt! Bon einem blinden Gott erschaffen. Welt!
„ Wer ist hier? Wer schluchzt da?" fragte Michael und fuchte mit seinen blinden Lidern durch den Raum. ,, Anselm ist es," flüsterte Kornel, sie stand vor Michael gebreiteten Armen, als müsse er geschützt werden. " Warum weint er?" fragte Michael.„ Warum meinst du, Anselm? Du hast niemals geweint."
mit
Niemals geweint. Niemals geweint. Niemals verstanden. Niemals gefühlt, ging es in Anselm. Eine Ohnmacht nahm ihn in ihren Kreis, er taumelte noch zwei Schritte und fiel hin, erschlagen von den Wänden, die mit ihrem Bildwerk über ihn hinstürzten.„ Er weint, weil dein Bild so start ist," sagte Kornels Stimme tief und tröstend wie zu einem Kind.
„ Ich muß noch die Sterbenden malen und die Toten,"
Michael legte den Pinsel hin und kam von der Leiter herab; er griff nach Kornels Händen und zog die kleine Geſtalt zart näher an sich. In diesem Augenblick schluchzte Anfelmus unbeherrschbar auf, und sie wandten sich jäh zu ihm. „ Wer ist da?" schrie Kornel, es war nicht ihre Stimme und hörte Anfelmus ihn sagen, er schwamm schon weit hin in Ohne nicht ihre hand, bie sie abwehrend und verbergend empor- macht und Flucht Aus seiner furchtbaren Finsternis streckte warf. Anselmus schmieg, er stand mit hängenden Armen inmitten des Raumes, den nun die Sonne ganz erfüllte, und in er die Hände auf und schrie. Ich lebe!" ihm geschah unaufhaltsam ein Schluchzen und Zusammenftürzen. Anfelmus fah.
Der verstoßene Sohn.
Das Wohnungsamt als Kinderbewahranstalt. Die Wohnungsämter werden in Berlin so ziemlich für alle Nöte des Lekens verantwortlich gemacht. Sie sind eine Stätte des Aergernisses für all und jeden. Was sich aber neulich in dieser Atmosphäre von Gift und Galle zutrug, eröffnet ein ganz neues Betätigungsfeld für die kommunalen Institutionen.
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Kürzlich erschien auf dem Wohnungsamt in Steglig die Ehefrau eines Schlossers D. und verlangte die Zuweifung einer andern Wohnung, da sie mit den bisher bewohnten Räumen nicht zufrieden sei. Als ihr bedeutet wurde, daß zahlreiche Leute gar feine Wohnung hätten und diese zunächst berücksichtigt werden müßten, schied sie im Zorn von der ungaftlichen Stätte, ließ aber als Andenken - ihren dreijährigen Knaben zurüd. Der Wohnungsbeamte nennen wir ihn Schulze versuchte im Schweiße seines Angesichts, den" Fall" aus der Welt zu schaffen, hatte aber dabei kein Glück, denn auch der Vater weigerte sich hartnädig, den Knaben aufzunehmen, ebenso eine Fürsorgeanstalt. Da so ein kleines Kind befanntermaßen allerlei Bedürfnisse hat, und nicht nur essen und trinken, sondern auch unterhalten sein will, die Beamten eines Wohnungsamtes aber mancherlei zu tun haben, gaben sie schließlich den Findling nach dem Polizeirevier 195 weiter. Nachdem auch hier der Fall" von allen Seiten beleuchtet worden war, landete der kleine Erdenbürger, ehe noch die Nacht sich niederfenkte, schließlich bei einer Frau in Lichterfelde , die den verstoßenen Sohn in Pflege, nahm.
Sollten sich diese Fälle wiederholen, so wäre ein Kurfus für Säuglingspflege für jeden Wohnungsbeamten so lange erste Bedingung als die Wohnungsbeschaffung für mit Kindern gesegnete Familien auf Schwierigkeiten stößt.
Ein seltenes Jubiläum.
In der gestrigen Schöneberger Bezirksversammlung fonnte der Borsteher Dr. Teufer darauf hinweisen, daß vor 25 Jahren die er ste Stadtverordnetenversammlung in Schöne berg, das damals Stadt wurde, tagte. Als einziges Mitglied der damaligen Schöneberger Stadtverordnetenversammlung ist unser Genosse Obst jetzt noch Mitglied der Schöneberger Bezirksver. sammlung, der am gleichen Tage damit den 25. Gedenktag fommunaler ehrenamtlicher Tätigkeit im Dienst der Stadt Schöneberg be. gehen konnte. Der Vorsteher heb in warmen Worten die menschlichen, sympathischen Eigenschaften unseres Genossen hervor und mies auf seinen vorbildlichen Eifer in der Erfüllung ehrenamtlicher
Der Ahorn vor meiner Hütte malt seinen Schatten dünn über den Weg;' m Gras finde ich eine Spur, da war das Reh nachts in meiner kleinen Pflanzung.
Ich liebe den Waldboden, Linde. Er liebkost die Sohlen und trägt tausend Farben von Grün bis Braun. Ich finde Pilze; da lache ich wieder; sie duften und geben Sättigung; aber auch die giftigen liebe ich; sie machsen so unschuldig aus dem Moos hervor und freuen sich ihrer Schönheit. Ich lege mich flach auf den Boden und frage die tausend glatten, goldbraunen Föhrennadeln: habt ihr Linde nicht gesehen? Sind ihre lieben Sohlen nicht über euch geschritten? Dann horche ich.
Wie geht mein Tag hin, seit ich im Walde bin? Manch mal bin ich fleißig; ich arbeite; die Hütte will besser gezimmert sein, und ich habe mir ein Dach aus verknotetem Schilf erdacht; das ist ein großes Wert. Ich arbeite in meiner Pflanzung; ich habe mein fleines Feld aus dem Waldboden geriffen, habe gegraben und wieder umgegraben: da wächst nun Hafer und Kartoffel. Ich liebe jeden Halm und jedes Korn auf ganz besondere Art. Abends, wenn es fühl wird und ein fleiner Wind aufsteht, wandert Gott durch meinen Ader. Die Halme rauschen leise und verneigen fich. Dann singen die Bögel den Abend ein. Ich bin müde und meine Hände schlafen schon ein, während ich noch wach an meinem Feuer fize. Die Nacht streift über mich hin, ganz weich wie eine Eulenschwinge.
eben aus den Händen gefallen. Feuchte rinnt von jedem An jedem Morgen ist die Welt neu, als wäre sie Gott zweig, Tau in meinem Haar, Harzgeruch auf meinen Lippen. Ich lebe, Linde, ich lebe, und ich weiß, daß auch du und kalt; an den Schmeisen blühen die weißen Hungerblumen Ich gehe daran, eiren Baum zu fällen; der Winter wird lang lebst. Ich suche dich, kann dich nicht finden, weiß doch, daß du in dicken Bolitern. Ich denke an das Herdfeuer und denfe an bist. Manchmal, zwischen Schlaf und Erwachen, bist du mir dich, Linde. Der Baum erschricht beim ersten Beilhieb: er Er sah den Maler mit den blinden, zugenähten Augen, nah; ich spüre deine liebe, stille Nähe; dein At m geht an zittert in allen Nerven, fein Holz flag. Lieber Bruder, wir fah die furchtbare Maste dieses Ge chtes, das alt war, ver- meinen Schläfen vorbei. Ich erwache und bin allein. Wie müssen fämpfen, ob ich auch deinen Schmerz in mir spüre brannt, ausgehöhlt von Visionen. Er sah die lange tastende die Einsamkeit selbst freist ein Falke über mir in den leeren Das Harz schießt ihm aus der Bunde, zäh und lebendig; er Hand mit dem Pinsel, zittrig, unbeherrscht, beschmutzt, ver- Himmel. Ich werde dich wiedersehen, Linde. wehrt sich lang und ich verbeiße mich in feine Härte. bin ein wahrloft. Er fah Kornel; das arme Gesponst der lieben Ka- Ich lebe, ich gehe vor mich hin, ich denke. Vieles habe Sieger, wenn er endlich mit bebenden Wipfeln vor mir liegt. meradin sah er. Sie hatte das Leichenantlik der Kranten aus ich vergeffen, vieles. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich am An der Nordfeite ist der Stamm grau mit Moos gedeckt, und den Baracken. Sie hatte teine Haare, Schorf fraß ihr die Klosterberg lebe und nicht mehr, was mich hergetrieben hat. in feiner Rinde sehe ich Gesichter. Alle Dinge der Welt stehen Brauen und Bimpern vom nadten Gesicht. Im den Mund, Die Erde ist gut zu mir, sie liebt mich und hat mich an ihr nun nahe um mich; ich tenne fie und bin ihnen im Tiefften Der nur einende war, rann es gelb von Eiter und Aus- Herz gelegt. Ich erwache morgens im Reif; jeder Halm steht befreundet. Früher war immer leerer Kreis von Einsamkeit fat; die Hand or vertrocknet, die fleine Hand, die einmal ihr gebückt und aus Gilber; die Spinnen hängen ihre Tücher aus; um mich. Früher? Wann war das? Wie lebte ich einmal? Schönstes gewesen war. Er hob die Augen und die bemalten dann kommt der erste Sonnenstrahl Willkommen, lieber Gast.! ( Fortsetzung folgt.)