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Nr.60639.Jahrgang Ausgabe B Nr. 295

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Telegramm- Abresse: Sozialdemokrat Berlin  "

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion: Donboff 292-295 Verlag: Dönhoff 2506-2507

Sonnabend, den 23. Dezember 1922

Gegen den Wucher mit Holz.

Ein Protest der holzverarbeitenden Industrie. Die fatastrophale Lage, die durch den Holzwucher nicht nur für die Presse, sondern auch für die übrigen Holz­verbraucher und verarbeiter entstanden ist, veranlaßt den Borstand des Wirtschaftsverbandes der deut schen Holzindustrie zu folgendem Protest:

Der Holzbedarf Deutschlands   fonnte bereits vor dem Kriege nicht aus dem eigenen Waldbesitz gedeckt werden, vielmehr wurden 3. B. im Jahre 1913 15,8 millionen Festmeter Holz eingeführt, gegenüber einer Nußholzausfuhr von 0,9 Millio­nen Festmetern.

Der deutsche Waldbesitz ist durch die Abtretung waldreicher Ge­biete wesentlich verringert worden, während andererseits für Repa­rationszwede Holzmengen von mehreren Millionen Festmetern jährlich von uns gefordert werden. Deutschland   muß also nicht nur für die Aufrechterhaltung der eigenen Industrie Holz ein führen, sondern muß außerdem noch Holz für Reparationszwecke auf dem Weltmarkt faufen.

früheren Jahre sind in der diesjährigen Einschlagszeit nur ver schwindend geringe Mengen an den Markt gekommen. In einer Reihe von Revieren sind die Verkäufe für Januar- Februar in Aussicht genommen; für viele Bezirke sind dagegen überhaupt noch feine Berkaufszeiten bestimmt. Obwohl der Forstwirtschaft die Notlage und der Holzmangel der holzverarbeitenden Industrie bekannt sind, hält sie mit den Holzver­fäufen zurüd, wodurch die

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Sozialpolitisches Stückwerk.

Bon Fr. Kiẞner.

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Die Not weiter Kreise ist groß und wächst von Woche zu Woche. Am schlimmsten sind die daran, die nicht mehr die Möglichkeit haben, ihr Einkommen den steigenden Preisen auch nur einigermaßen anzupassen, die Alten, die Siechen und die sonst noch Erwerbsunfähigen. Wohl hat auch der zeit­weise Erwerbslose start zu leiden, doch hat er im Vergleich zu den anderen meist in letzter Zeit einmal normalen Ber­dienst gehabt und zum mindesten immer noch die Hoffnung. folchen in Bälde einmal wieder zu haben. Den dauernd Er­werbsunfähigen aber leuchtet fein solcher Lichtschimmer mehr in die Zukunft, die lange Dauer ihres Zustandes hat auch den letzten peinlich gehüteten Notgroschen, das letzte Wäsche und Kleidungsstüd aufgezehrt. Ihre Lage ist verzweifelt, wenn Es fönnte darauf hingewiesen werden, daß die holzverarbeitende fich nicht die Mitmenschen ihrer annehmen. Die Zeit lastet Industrie selbst die Rundholzpreise durch das Ueberbieten in den aber auch auf den einzelnen Erwerbsfähigen zu schwer, als Holzterminen hervorruft. Darauf ist zu erwidern, daß es sich für die daß viel abfiele für andere an Kleidung und Brot. Also muß Industrie und das Gewerbe einfach darum handelt, entweder von den die Allgemeinheit helfen. Sie tut es auch, aber mie! zum Angebot kommenden fleinen Bosten gewiffe Mengen zu den laffen. Die öffentlichen Unterstützungen fönnen aber jetzt dem Das Gesetz verbietet, einen Menschen verhungern zu überteuerten Preisen zu kaufen, oder aber die Betriebe einzulaffen. Die öffentlichen Unterstützungen fönnen aber jetzt dem Wettrennen der Preise nicht folgen. So leiden denn tatsächlich

werden.

Preistreibereien geradezu gezüchtet

Die ungeheure Belastung und der gewaltige Schaden, der un. fchränten bzw. vorübergehend stillzulegen, wie es vielfach schon piele unserer Bolksgenossen in aller Stille bittere Not. Und

ferer deutschen   Wirtschaft durch diese Verhältnisse entsteht, wird deut­lich, wenn man erfährt, daß gegenüber der Dollarsteigerung von zurzeit dem 1600fachen die Steigerung der Holzpreise durchschnittlich auf das 6000- bis 10 000fache der Vor­friegszeit

gekommen ist, in einzelnen Fällen sogar darüber hinaus.

Durch diese Verteuerung der Rohstoffpreise werden naturgemäß Preise für die Fertigfabritate bedingt, die jetzt schon die Beltmarktpreise wesentlich überschritten haben. Es ist nicht nur eine innere Ueberteuerung der Preise für unendlich viele Gebrauchsgegenstände eingetreten, sondern auch der blühende Export der holzverarbeitenden Industrie ist zum Stillstand Die holzverarbeitende Industrie hat kein Mittel unversucht ge­Tassen, um dieser katastrophalen Entwicklung entgegenzuwirken, bis­her leider ohne jeden Erfolg. Bon seiten der Regierung geschieht nichts und die Schwierigkeiten in der Holzversorgung werden von Tag zu Tag größer.

getommen.

Bor dem Kriege, als die Holzwirtschaft sich in normalen Bahnen bewegte, und als die verarbeitende Industrie eine planmäßige Bor­ratswirtschaft treiben fonnte, fanden umfangreiche staatliche und private Holzverkäufe schon in den Monaten September- Oktober bzw. November Dezember, statt, abgesehen davon, daß sich sehr große Industriegruppen wesentliche Teile des Gesamtbedarfs durch mehr jährige Berkaufsverträge mit dem Waldbesiz sicherten.

Die Borverträge und die freihändigen Berkäufe haben aufgehört, und an Stelle der großen öffentlichen Verkäufe im letzten Drittel der

Auch ein Kompromiß"!

geschehen ist.

Diese unerhörten Mißstände müssen eines Tages zum Zusammenbruch führen. Die Deffentlichkeit und die Gesamtwirtschaft Deutschlands   muß ein lebhaftes Interesse daran haben, über diese Dinge einmal unterrichtet zu werden.

doch könnte das Schlimmste vermieden werden. Einheitlichkeit und Planmäßigkeit der Hilfsmaßnahmen und der Preisbewe­gung, folgende Unterſtüßungsfäße( oder Naturalbelieferungen) können dazu beitragen. Einen wertvollen Schritt der letzteren Art hat Berlin   jetzt mit der Ausdehnung der freien Bolts­Die Schärfe, mit der hier die Holzverarbeiter sich gegen den speisung gemacht. Alle, die nicht mehr ein bestimmtes Mindeſt­Holzwucher wenden, ist durch die wahnsinnige Preistreiberei einkommen erreichen, fönnen täglich eine warme durchaus begründet, sie fällt aber auf die Intereffenten Mahlzeit fostenlos erhalten. Ein Mindest maß von selbst zurück, die bisher nichts dazu getan haben, um eine Lebensmöglichkeit ist dadurch gewährleistet. Dabei ist die planmäßige Holzversorgung zu gewährleisten. Ursache der Not gleichgültig, die Tat sa che genügt. Steine Die hysterische Furcht der Unternehmer vor der Zwangswirt umständlichen Feststellungen, ob so oder so viel Marken ge­schaft und das fiskalische Interesse der forstbesitzenden Länder flebt, ob der Ehemann vor oder nach 1912 gestorben( Witwen­haben hier zusammengewirkt, um eine Regelung dieser Frage rente), ob die Ursache seines Ablebens Kriegsdienst- oder zu verhindern. Ein wesentlicher Teil der selbständigen Preffe Friedensbeschädigung war, ob eine Zinseinnahme vor 1920 ist wegen der Holzverteuerung bereits auf der Strecke ge- mindestens 500 M. betrug oder ob diese 500 m. Leibrente, blieben. Jetzt sind die übrigen Holzverarbeiter an der Reihe. Pension oder freiwillige Zuwendung eines ehemaligen Dienst­Mit Betriebseinschränkungen und stillegungen werden die herrn sind, ob die Arbeitslosigkeit verschuldet ist oder nicht, Gewinne, die der freie Holzhandel erzielt, von der Arbei und was all die verschiedenartigen Boraussetzungen der ein­terschaft, mit hohen Preisen von Verbrauchern und Mietern zeinen Unterstügungsarten sind. Und die Hilfe ist für alle beigetrieben. Es wäre nur zu begrüßen, wenn die Stellung gleich: täglich ein Liter nahrhaftes Effen! nahme der holzverarbeitenden Industrie dazu beitragen würde, auf dem Holzmarkt Ordnung zu schaffen.

Gegen die Diktatur der Kartelle. Hamburg  , 23. Dezember.  ( WTB.) Nach eingehender Be­ratung nahm die Bürgerschaft einstimmig einen demokratischen Antrag an, worin der Senat ersucht wird, bei der Reichsregierung auf eine wirtjame Bekämpfung der Auswüchse der Kartelle und Trusts hinzuwirken.

Aber im übrigen sind unsere öffentlichen Unterstützungs­einrichtungen doch noch elend Stückwerk mit ungeheuren Ver­waltungsfosten. Gibt es doch da nebeneinander eine Menge verschiedener Hilfsmaßnahmen des Staates, der Stadt, der Vereine, die alle dazu dienen sollen, bestimmten Gruppen Not­leidender das Leben zu ermöglichen; aber fast jede Art hat andere Grundsätze und Summen. Und dazwischen gibt es immer wieder Gruppen, auf die keine Vorausseßung pagt, und die doch Hunger leiden. Viele Bureaukraft wird verwendet, um zu vermeiden, daß ein Notleidender von der falschen Stelle oder nach falschen Säßen Hilfe erhält. Ganz zu schweigen von Lage einem Eingreifen der Vereinigten Staaten   günstig dem Unwillen, den es mit sich bringt, wenn von mehreren fei, ein vom Präsidenten Harding ausgearbeiteter Plan zur Be Stellen Prüfer in eine Familie fommen, statt daß ein Die radikal- sozialistische Pariser Ere Nouvelle" behauptet, sprechung gebracht werden würde. Amerika   warte jetzt auf eine Mensch erschiene, der wirkliche und ausreichende Hilfe brächte. die französische   Regierung habe sich nunmehr für eine performelle Einladung. Die Regierung habe sich flar gemacht, daß Heute haben wir nebeneinander oft in einer Familie, mittelnde Lösung in der Repara ionsfrage entschieden. sie nicht beabsichtige, sich mit Gewalt in den europäischen   Wirrwarr manchmal sogar bei einer Person, außer der Krankenversiche Hierbei solle nicht mehr von einem Moratorium, sondern von einzumischen; besonders müsse Frankreich   den unzwei- rung Unterſtüßung für Sozial- und Kleinrentner, für Arme einer Folge von Zahlungsstundungen die Rede deutigen Wunsch nach der Hilfe Amerikas   an den Tag legen; und für Erwerbslose, für Waisen- und für Pflegekinder, und fein. Bis zu jedem dieser Termine müßte Deutschland   gewiffen vorher werde Amerika   teinen formellen Schritt tun. alle mit anderen Voraussetzungen und Sägen. So beträgt in Berlin   der Normalsag einer Unterſtügung Berpflichtungen genügen; jede Berfehlung werde automa­London, 23. Dezember.  ( WTB.) Daily Mail" meldet aus( bzw. Rente mit Beihilfen) für Dezember 1922 in Mark für tisch Sanftionen nach sich ziehen. Auch die Agentur New York  : Ein hoher Beamter des Staatsdepartements hat Eca" berichtet in einem Barijer Telegramm über das vor gegenüber Washingtoner Rorrespondenten die Meldung in Abrede 100% riegsbeschädigter Erwachsener aussichtliche Zustandekommen eines englisch  - französischen Kom­gestellt, daß ein Borschlag" von der amerikanischen   Regierung Kriegerwitive, boll erwerbsunfähig promiffes auf dieser Grundlage. Wir fönnen nicht glauben, daß die englische   Regierung an England und Frankreich   über Ernennung einer amerikanischen   Striegerbollwaise auf einen derartigen unvernünftigen Vorschlag eingehen wird, Rommission zur Schätzung des Reparationsbetrages, den Deutsch   Striegereltern, der in Wirklichkeit eine rife in Bermanenz bedeuten land zahlen fann, gemacht worden ist. Er erflärte, eine solche Mit würde. Der bisherige Zustand, bei dem die Welt durchschnitt- teilung sei dazu angetan, die Führung der auswärtigen Politik lich alle sechs Monate in höchste Aufregung durch die durch Amerifa zu beeinträchtigen und in die Erwägungen franzöfifchen Santtions- und Einmarschdrohungen versetzt einzugreifen, die die amerikanische   Regierung in der Frage, wie sie wurde, war politisch und wirtschaftlich unerträglich geworden. In der Reparationskrise zu helfen vermöchte, anftellen fönnte. Die Jezt sollen sich womöglich alle sechs Wochen diese Krisen amerikanische   Regierung fönne teinerlei Aktion unternehmen, wenn sie nicht besonders durch die französische   und die bri­ tische   Regierung dazu aufgefordert werde. Geschäftsleute fönnten jedoch einen Plan für die Reparationen aufstellen.

wiederholen.

Bonar Law   warnt vor Optimismus. London  , 23. Dezember.  ( BTB.) Benar 2am sagte in Glasgow   vor einer Bersammlung von Unionisten: Ich habe oft er­Mlärt, daß England in Zukunft fein bequemes Leben führen werde. Wir haben ganz gute Arbeit geleistet, aber das ist erst der Anfang. Es stehen uns no Schwierigkeiten benor, die ebenso unvermeiblich find, wie die Schwierigkeiten nach den Rapoleo. nischen Kriegen. Das beste, was die Regierung tun fann, ist, sich so wenig wie möglich einzumischen und sich vor Augen zu halten, daß wir durch die Energie des Bottes gerettet wurden und daß wir diefer Energie freie Bahn laffen müssen.

Die vier Letzten.

Toulon  , 23. Dezember.  ( WTB.) Die vier letzten deutschen  Kriegsgefangenen, die von der französischen   Regierung begnadigt worden sind, find gestern nachmittag aus dem Fort de Lamalgue in Begleitung von vier Gendarmen nach der Grenze abgereift.

Amnestieerlaß in Italien  . Der König hat einen Amnestieerlaß unterzeichnet. Die Ausdehnung dieser Amnestie wird noch offiziell bekanntgegeben werden.

Amerika   will erst aufgefordert werden. Amsterdam  , 23. Dezember.  ( WTB.) Das Allgemeen Handels blad" meldet aus New Dort, die Washingtoner Regierung habe den alliterten Mächten unformell mitgeteilt, daß, sobald die auswärtige fie unterbleiben.

Eine Ansprache des Reichstanzlers Cuno in der Hamburger Börse   war für heute nachmittag angekündigt. Wie wir hören, wird

Erwerbslose, männlich Drisarme

weiblich

ev. Nachzahlung

Pflegefind der Armenverwaltung Pflegelind der Waisenverwaltung

eb.+ Nachzahlung

( nach Alter und Geschlecht). Sozialrentner Witwenrente Sleinrentner

Ehepaar

7650

7650

5426

pro Kind mehr 1720 M. 2188

M

8314

2750

4476

3640

5330

1300

"

2860

1300"

/ 1600

2400

600

"

1000

1000

"

( 800 1000

"

1530-3450 M.

1500

1500 500-600

1250 1500

1256

583

1500

Einzelne Kategorien dürfen nebenbei noch gewisse Ein­nahmen haben, ohne daß der Unterstügungsjah deswegen herabgesezt wird, so z. B. Sozial- und Kleinrentner monatlich 1000 m. aus Arbeitsverdienst und 400 m. aus Militärrente oder Zinsen. Bei Ortsarmen und Pflegefindern sind die an­gegebenen Sätze die den Dezemberunterstützungen zugrunde­liegenden Höchstsätze der Kommissionen". Diese dürfen zwar unter gewissen Umständen unbegrenzt überschritten werden, doch fommt dies nur selten vor. Die inzwischen beschlossenen Erhöhungen auf 2600 und 4000 m. für Erwachsene bzw. 1600 und 1800 m. für Kinder fönnen sich erst für Januar aus wirken. Inzwischen soll mit einer Nachzahlung bis 1000 m. geholfen werden. Die Kinderjäge der Armenverwaltung gelten für Kinder, die bei( meist armen) Berwandten, die höheren