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weiterbehelfen, wie sie bisher schon damit ausgekommen ist. Aber die Arbeitsgerichte sind ein gebieterisckies Bedürfnis, das täglich in vielen Fällen von den betroffenen Arbeitnehmern bitter empfunden wird, wenn es sich auch bisweilen hinter der Tatsache des Bestehens der Schlichtungsausschüsse verbirgt, deren Mängel für die geschilderte Art von Streitigkeiten stets dann zutage treten, wenn es rechtlich hart auf hart geht. DasKorrespondenzblatt des ADGB  ." hat in einem be- achtlichen AufsatzUm die Einheit des Arbeitsrechts"(Nr. 46 vom 25. November 1922), von ähnlichen Gedankengängen aus- gehend, die einheitliche Verabschiedung des Arbeitsgerichts- gefetzes, des Tarifgesetzes und der Schlichtungsordnung ge- fordert. Dieser Forderung, die jüngst auch die Gewerkschaften gegenüber dem Reichsarbeitsminister gelegentlich einer Be- fprechung über das Arbeitszeitgesetz erhoben haben, können wir nur voll zustimmen, weil nur sie die Verwirklichung dessen verbürgt, was wir heute auf arbeitsrechtlichem Gebiete drin- gend brauchen: ein auf einheitlichen Grund- gedanken aufgebautes Arbeitsrechts das iiichtnuraufdem Papier steht, sondern jedem Arbeitnehmer das Höchstmaß von Vollzugs- möglich keitder ihm aus den Kollektioverein- barungcn gebührenden Ansprüche gibt. Sache unserer Reichstagsfraktion wird es fein, bei den bevorstehenden Beratungen der Schlichtungsordnung diese Forderungen mit größtem Nachdruck zu vertreten und jedes Abhandeln von diesen Prinzipien von vornherein abzulehnen.
Das �verörehte' Deutschland  . Seit einiger Zeit vergnügt sich ein Teil der reaktionären Presse damit, Auszüge aus einem Buche irgendeines Ameri- kaners namens Viereck zu veröffentlichen, der u. a. bei Wilhelm in Doorn war und nun die Amerikaner mit Schildeningen von den großen Vorzügen Wilhelms überfällt. Es gab einmal in Deutschland   einen Viereck, der ein H o h e n- zollern st ämmling war, insofern als der alte Wilhelm an der Existenz des Mannes nicht ganz unschuldig war. Ob der George Silvester Viereck, der jetzt den Wilhelm von Doorn in seinen Büchexn besingt, mit jenem älteren verwandt ist, vermögen wir nicht zu sagen, wiewohl eine starke Vermutung dafür spricht. Denn jener ältere war nach Amerika   ausge- w,andert. Doch die Familiengeschichten Vierecks und Wilhelms spielen hier keine Rolle. Wichtiger erscheint uns, was der Mann den Amerikanern zu erzählen für gut findet und was deutsche Blätter sich nicht genieren, auch deutschen Lesern vorzusetzen. Viereck behauptet, eine Reise durch dasverdrehte" Deutschland   gemacht zu haben und erzählt wir zitieren nach der agrarischenDeut- schen Tageszeitung" folgende Schauergeschichten: Ich bin verschiedenen Mitgliedern des kaiserlichen Hause» in Deutschland   begegnet, Fürsten   und Grafen bin ich be- gegnet, Trägern historischer Namen, weit über die Grenzen Deutsch  - lande hinaus bekannt. Sie alle reisten dritter Klasse, wenn sie überhaupt reisten. Ich weiß von einem Admiral, der vierter Klasse fährt. Die Wogen vierter Klasse sind gewöhn- lich für Lauern mit ihren ländlichen Erzeugnissen bestimmt oder für Personen, die Haustiere zum Markt bringen. Ebenso bin ich Arbeitern begegnet, die erster Klasse mit ihrer Braut reisten. Di« ehemalige Königin von Württemberg sah man ihr Gepäck in ein Abteil dritter Klasse schassen. Die Kinder des Kronprinzen kamen kürzlich mit ihrem Lehrer in Berlin   an. Mit verschiedenen Koffern bepackt, sahen sie sich nach einer Droschke um. Ein« Droschke, muß erwähnt werden, ist bedeutend billiger als ein Auto. Aber sogar die paar Cents, die der Kutscher   fordert«, waren zuviel für das kaiserliche und königlich« Portemonaie. So stiegen sie denn in die Straßenbahn, und als sie wieder ausgestiegen waren, schleppten sie sich mjt ihrem schweren Gepäck 20 Minuten lang ob, bevor sie ihr Ziel erreichten. Ob dieser sentimentale Vrei in dem demokratischen Amerika   irgendein« Träne des Mitleids für die armen Hohenzollernkinder fließen losten wird, wagen wir zu bezwei- feln. In Deutschland   aber, für dessen monarchistische
Arbeitslohn unö Arbeitszeit vor 500 Jahren. Die zahlenmäßig riesigen Summen, die heute die meisten Ar- beiter al, Arbeitsentlohnung erhalten, stehen bekanntlich in gar keinem Einklang zu den Preisen, die die Lebensmittel usw. kosten. Früher mox der Ausgleich zwischen Lohn und Preisbildung ent- schieden ein gerechterer und günstigerer: auch um die Dauer der Arbeitszeit brauchte nicht groß gekämpft zu werden. Zahlreiche, historisch einwandfreie Belege hierfür sie finden sich u. a. ge- sammelt in A. DamaschkesGeschichte der Nationalökonomie"(Jena  , Gustav Fischer) sind vorhanden. Hier einig« Proben: Es erklärte der Bischof Antonius von Florenz in seiner Lumms theologica(1450), daßfür die Ge- winnung des Lebens:mterhaltcs eine kurze Arbeitszeit genüge". Es galt als charakteristisch für besonders habgierig« Leute, wenn sie mehr arbeiteten, als sie für sich und das Wohlbefinden ihrer Familie gebrauchten. Die Entlohnung war im allgemeinen eine recht be- trächtliche. In Sachsen   tonnte um diese Zeit ein Bauhandwerker für seinen Wochenlohn drei Schaf« und ein Paar Schuhe erstehen. Ilm 1500 konnte jeder Bauhandwerker in Niederösterreich   für einen Tagelohn 8 bis 10 Pfund Ochsenfleisch kaufen. Hundert Jahre früher wurde der Maurergeselle in Bremen   so bezahlt, daß er für die Ent- lohnung einer achttägigen Arbeit ein fettes Schwein erstehen konnte. Dielsach waren die Kleinbetriebe jener Zeit sogar schonsozialisiert". So erhielten die Straßburger Webergesellen und die Ulmer Gold- schmiedegesellen(nach einer Handwerksordnung von 1354) ein Drittel bis die Hälfte des Meistererlöses von der gemeinsam ge- leisteten Arbeit. Der Handwerksgeselle stand bekanntlich im ganzen Mittelalter bei seinem Meister nicht nur in Lohn, sondern auch in Logis und Beköstigung. Diese war gleichfalls genau und auskömmlich geregelt. So berichtet Butzbach   in feinemWanderbüchlein":Das gewöhnliche Volk hat selten bei der Mittags- oder Abendmahlzeit weniger als vier Gerichte. Zur Sommerszeit überdies noch mor- gen» als Frühstück Klöße mtt in Butter gcbockencn Eiern und Käse; obendrein nehmen sie außer dem Mittagsmahl noch des Nachmit- tags als Vesperbrot, sowie zum Nachtesten Käse mit Brot und Milch." Und die Gesellen sahen peinlich darauf, daß sie in nichts zu kurz kämen: das Zusammengehörigkeitsgefühl hatte unter ihnen eine stark« Solidarität erzeugt. Eine sächsische Landesordnung jener Tage spezialisiert denn auch das Esten, das der Handwerksgeselle zu verlangen habe, folgendermaßen:Den Werkleuten sollten zu ihrem Mittag- und Abendmahle nur vier Essen(Gänge), an einem Fleischtage ein« Suppe, zwei Fleisch und ein Gemüse, auf einen Freitag und einen anderen Tag, da man nicht Fleisch isset, eine Suppe, ein Esten grüne und dörre Fische, zwei Zugemüse" gegeben «erden. Auch W« Arbeitszeit war geregelt; sie war niemals über-
Kreise Herr Viereck augenscheinlich besonders geschrieben hat. werden sich wahrscheinlich immer noch genug Dumme aus dem Leserkreise derDeutschen Tageszeitung" oder des Lokal-Anzeigers" finden, die an den Schmus von der koffer- schleppenden Königin und von den erster Klasse fahrenden Arbeitern glauben. Ihnen ist nicht zu helfen. Sie werden aber dem braven Viereck sicher auch glauben, wenn er zu- fällig das Gegenteil von seinen bisherigen Schilderungen erzählt. Deshalb sei ein weiterer Satz aus seiner Reise- beschreibung hier angefügt: Die Bezahlung der Dien st boten ist lächerlich un- zureichend. Der Monatslohn eines Dienstmädchens reicht kaum aus. um ein psund Buller zu bezahlen. Ein« gelernte Kinder- frau, die wir für unsere Kinder annahmen, dachte uns entsetz- lich zu übervorteilen, als sie einen Monatslohn von zwei Dollar forderte. Werden da die Gutsbesitzersrauen, die das in ihrer Deutschen Tageszeitung" lesen müssen, erstaunte Augen machen. Die Bezahlung ihrer Hausangestellten lächerlich unzureichend! Der Monatslohn reicht nicht einmal für ein Pfund Butter! Sie werden vermutlich der Ueberzsugung sein, der Viereck sei ein verkappter Sozialdemokrat und schriebe seine Hohenzollernschwärmercien mir, um den armen Agrariern beim Morgenkaffee eins auszuwischen. Aber in dem Falle hat er ausnahmsweise recht.
völkischer Unsinn. Soeben flattert ein Flugblatt auf unseren Redaktionstisch, das unterzeichnet ist von derFührerschaft der D e u t s ch v ö l k i s ch e n Freiheitspartei" Eräfe-Goldebee, Wulle, Henning, Graf Reventlow und einemArbcitersekretär" Höpfner und das die Anmerkung derPrcstcabteilung" enthält:Der Schriftleitung über- reicht mit der sehr ergebenen Bitte um Abdruck im redaktionellen Teil." Das Flugblatt können wir natürlich, so großes Vergnügen es uns bereitet, doch nicht ganz zum Abdruck bringen. Aber einige Perlen aus diesem Sammelsurium von Unsinn und Anmaßung wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten. Da heißt es u. o.: Während deutsche Frauen Freiwild sind für schwarze Fran- zosen, zerfleischen sich alle politischen Parteien in kleinlichem ekelerregenden Kampf und Hader um Tagesfragen und im Streit um Ministersessel!" Bald darauf aber wird versichert: Bei oller Entschiedenheit unserer grundsätzlichen Ablehnung des Parteiwesens können wir ober unter der heutigen parlamen- tarischen Verfassung nur kämpfen und siegen, wenn wir uns parteimäßig organisieren. Wir dürfen nach Lage der Dinge auf diese Waffe nicht verzichten." Die völkische Bewegung, so heißt es weiter, kenn« keine Partei- schranken, sie wollealle sammeln, die willens find, endlich auf- zuräumen mit dieser verlotterten Parteiwirtschaft". Und um ein Beispiel zu geben, wie diesesAufräumen" vor sich geht, versichert die Flugschrift: Dazu müssen und werden wir aber die Herrscbaft des inter  - nationalen Judentums ebenso brechen, wie den Widerstand aller Innerlich vcrseuchien Kreise und nicht zuletzt derjenigen, die dos Volk irreführen, indem sie sich als völkisch ausgeben, es In Warheit aber nicht sind!" Derkleinliche und ekelerregende Kampf und Hader um Tages- fragen" wird also in der deutschvölkischen Freiheitspartei damit be- kämpft, daß st« ihn selber gegen ihre eigene Mutter, die Deutschnationale Partei, richtet! Die Hergt und Genosten können sich demnach auf recht unterhaltsame Stunden gefaßt machen. Aus demProgramm", das dem Flugblatt angeheftet ist, inter  - efsteren zwei Punkte: Einmal wird dieAnerkennung der völligen Gleichberechtigung aller schaffenden Hand- und Kopfarbetter unter schärfster Bekämpfung des Standesdünkels" gleichzeitig mit dem Schutz des Arbeiters... gegen die Lohnverstla- v un g" gefordert. Wie man den Kampf gegen die Lohnversklavung durchführen will, ohne das ganze Lohnsystem zu beseiti- gen, oder doch ohne den Arbeitern ein sehr erhebliches gewerkschaftliches Mitbestimmungsrecht zu geben, verrät das Flugblatt nicht. Dafür aber will es dieAusweisung aller seit dem 1. August 1914 eingebürgerten Fremdstämmigen" und dieStellung
mähig ausgedehnt und richtete sich meist nach der Lichtdauer. Eine Bergwerksordnung um 1500 setzte sogar die Arbettszeit für die Berg- knappen auf sieben Stunden fest. Die Arbeiter desfinsteren" Mittelalters lebten also in vieler Beziehung bester, auskömmlicher und weit weniger ausgebeutet als ihre Nachfahren in unseren Tagen, die Fett und Fleisch nur noch aus den Schaufenstern kennen.
... und feine Basallen! Siegfried Ochs  , der 38 Jahre lang den Philharmonischen Chor in Berlin   leitete und u. a. auch als geschickter Bearbeiter von Volksliedern bekannt ist, hat kürzlich unter dem Titel Geschehen es und Gesehenes im Verlag von Grethlein u. Komp., Leipzig   und Zürich  , feine recht lesenswerten Lebenserinnerungen erscheinen lassen. Im 7. Kapitel beschreibt er, wie er 1896 mit einer großen Anzahl bedeutender deutscher Ton- künstler in Moskau   der Krönung des Zaren beiwohnte. Von ganz besonderem Interesse ist folgend« Episode: Treffpunkt der Deutschen   in Moskau   war das Bierlokal von Billo. Dort veranstaltete der Deutsche Klub zu Ehren des Prinzen Heinrich und anderer Vertreter Deutschlands   ein Festesten. Der stellvertretende Vorsitzende Camesasca brachte einen Trink- spruch auf den deutschen   Kaiser aus. Dabei lief ihm ein kleines Versehen unter. Er sprach vom Bruder des Kaisers und seinen Vasallen. Kaum ivar ihm das WortDasallen" entschlüpft, so bemerkte er, daß er sich im Ausdruck vergriffen hatte, und wollte den Irrtum wieder ausgleichen. Er kam aber nichl dazu: denn sofort sprang Prinz Ludwig von Bayern, der spätere König, von seinem Stuhl in die Höhe, schlug mit der Faust auf den Tisch und brüllte wie ein Besessener den armen Festredner an. Nur mit vieler Mühe konnte man den Prinzen, der kein Basoll war, wieder beruhigen. Die ganze Sttmmung war vernichtet. Das Programm wurde notdürftig erledigt: und die Gesellschaft ging beizeiten nach Hause. Der Vorfall hatte selbstverständlich seine Weiterungen. Ein wenig wurde die Mißstimmung durch einen Witz behoben, den sich der lustige Cellospieler Heinrich Grünfeld   leistete. Er fragte, wer den längsten Arm habe. Die Antwort lautete: Camesasco; denn wenn er in Moskau   das Glas erhebt, so stößt er damit in Verlin an! Der Anleil der Frauen an der Wännerarbeii. Das neue ameri- konische Frauenjahrbuch für 1923, das soeben erschienen ist, bietet einen sehr lehrreichen Ueberblick über die immer stärkere Beteiligung der Frau an den früher Männer vorbehaltenen Berufen. Das Führen von Kraftwagen, dos Reinigen der Straßen, das Arbeiten in Bergwerken all dies ist feit dem Kriege auch Frauenarbeit geworden. In einer Ueberficht über die Tätigkeit der Frauen in der ganzen Welt hebt das Jahrbuch hervor, daß schwere Handarbeit für die Frauen keine Schrecken mehr besitzt, sondern daß si» sich in allen Zweigen menschlicher Tätigkeit mit Erfolg versucht haben, auch als Güterpacker, Werftarbeiter, Seeleute usw. Frauen, heißt es weiter, arbeiten jetzt ebenso tüchtig wie die Männer als Schmiede, Mafchi- nisten, Zimmcrleute, Holzfäller, in Ziegeleien, auf der Eisenbahn und anderen Bekleben. Hand in Hand mit dieser Entwicklung der
der Juden unter besonderes Fremdenrecht". Deut- scher Grund und Boden soll von Juden nicht erworben und landwirt- schafllicher Grundbesitz von ihnen nicht gepachtet werden dürfen. Das ist der Weisheit letzter Schluß! Und wenn man hinzufügt, daß das Programm noch Stärkung desheldischen Geistes" verlangt, so weiß man zur Genüge, wieviel Intelligenz sich zusammengetan hat, um ein solches Programm in die Welt zu setzen!
Späte flbschüLte!ung. Tie Volkspartei gegen ostpreustische Ttntonomie. DieNationalliberale Correspondenz", der offizielle Pressedienst der Deutschen Dolkspartei, wendet sich in einer längeren Polemik gegen den demokratischen Zeihmgsdienst, der auf die Unter- stützung der o st preußischen Autonomiebestrebungen durch die voltsparteilich«Königsberger Allgemeine Zeitung  " hingewiesen hatte. Die Correspondenz schreibt: Davon kann gar keine Rade sein. Weder die Deutsche   Bolks- parte! Ostpreußens  , noch die Königsberger   Allgemeine denken irgendwie daran, ostpreußische Auionomiebestrebungen zu fördern, ganz gleichgültig von wem sie ausgehen. Stehen, wie der demo- kratifche Zeitungsdienst behauptet, einzelne deutschnationale Kreise hinter den ostpreußischen Autonomiebestrebungen, so ist dies dop- pelt bedauerlich und für die Deutsche   Bolkspartei erst recht kein Anlaß, solche Bestrebungen zu fördern." Diese Abschüttelnng der Autonomistcn ist zwar eindeutig, kommt aber-Hoch etwas reichlich post lesturn. Sie ist wohl nur dadurch zu erklären, daß der ganz« Autonomierummcl auf den kräftigsten Widerstand der Bevölkerung stieß. Zudem sind ostpreußische Volksparteiler auch sonst von den dortigen Deutschnatio- nalen selbst mit der Lupe nicht zu unterscheiden und bilden mit ihnen zusammen bei jeder Wahl«inen absolut eindeutigen reaktionär- monarchistischen Block. Wenn die Volkspartei also sich gegen solche Identifizierung mit der junkerlichen Klique wehrt, dann mag sie zunächst einmal dafür sorgen, daß eine einwandfreie republi- kanische Haltung ihrer Prooinzarganisationen nicht zu solchen Verwechselungen geradezu herausfordert.
der Zerfall üee KZ). Frankreichs. Ueber dos Ergebnis der Verhandlungen des 4. Kongresses der KI. hoben die' kommunistischen Zeitungen nur sehr dürftig berichtet. In Norwegen   war die Antwort ein Mehr- heitsbeschluß der norwegischen Parteileitung, aus der KI. auszutreten. In Frankreich  , wo die Kommunistische Partei   schon vor dem letzten Kongreß immer stärker an Mit- gliederschwund litt, folgt jetzt die stärkste Erschütterung. Massenweise Ausschlüsse und Austritte zerstören dort den Rest der Organisation. Jetzt wird aus Paris   gemeldet: Paris  , 4. Januar.  (EP.) Generalsekretär F r o s s a r d ist zurückge- treten. Meric, Redakteur derHumaniie", der aufgefordert worden war, seine Mitarbeit an den bürzerlichen Blättern einzu- stellen, ist ebenfalls aus der Partei ausgeschieden, ebenso der Ab- geordnete des Loire  -Departements, L a p o r t e, und der frühere Sekretär des unitarischen Gewcrkschaftsbundes, Dotti. Die aus der Partei ausgeschiedenen Kommunisten haben ein« Erklärung vor- ösfentlicht, in der sie gegen die Beschlüsse der 4. Welikonserenz der 3. Internationale bezüglich der Freflnaurerei und der Liga für Menschenrechte protestieren. Mit dem Rücktritt F r o s s o r d s, der anscheinend als demonstrative Vorbereitung des demnächst stattfindenden französischen   Parteitages gedacht ist, wird der KP. Frankreichs der stärkste Stoß versetzt. Frossard hat als organisatorischer Leiter und Generalsekretär der Partei den größten Einfluß. Mit seinem Rücktritt wird der Zerfall auch der letzten Or- ganisationen zweifellos rapide einsetzen, da unter den übrig- bleibendenZuverlässigen" niemand oerbleibt, der die Partei zusammenhasten könnte. Auch in Italic«... Rom  , 4. Januar.  (MiJ.) De Verschmelzung der italienischen Kommunisten mit den Maximalisten hat in der Redaktion des Avanti" zu einer Spaltung geführt. Diejenigen Redaktcure, die die Autorität Moskaus   abschütteln möchten, haben Besitz von dem Gebäude ergriffen und den RückKitt des Chefredakteurs Serroti er- zwungen, der bisher die Haupistütze Moskaus   in der italienischen  Partei war.
körperlichen Arbeit der Frau geht das Eindringen des weiblichen Elements in die höheren Berufe. Es gibt jetzt 1733 weibliche Rich- ter, Rechtsanwälte und Magistratsbeamie, 1787 weibliche Geistliche, 14 617 weibliche Künstler, 7219 weibliche Aerzte, 1829 Frauen als Zahnärzte, 1117 weibliche Architekten und 41 weibliche Ingenieure. Nicht weniger als 8 549 511 Frauen sind in den Bereinigten Staaten angestellt, und von den 678 verschiedenen Berufen, die ausgeführt werden, sind die Frauen nur in 33 noch nicht beschäftigt. Sowjel-Weihnachken. Di« Regierenden in Rußland   haben be- schlössen, dos alle liebe Weihnachlsfeft, das in Rußland   ja 13 Tage später als bei uns fällt, abzuschaffen oder jedenfalls völlig seines cyristlichen Charakters zu entkleiden. Diele Aufgabe wird von den bolschewistischen Gelehrten mit großem Elfer unternommen, und es erscheinen in der Sowjetpresse umfangreiche Aussätze, die nachweisen wollen, daß Weihnachten mit dem Christentum eigentlich nichts zu tun haben, daß die Feste, die in dieser Jahreszeit gefeiert wurden, schon Jahrtausende vor der Geburt Christi   bestanden und daß man ganz gut Weihnachten begehen kann, ohne sich im geringsten lim den christlichen Glauben zu kümmern. Die Ncgierungsmitglieder, die für die öffentlichen Vergnügungen zu sorgen haben und die alles daran setzen, um das Volt bei guter Laune zu erhalten, veravstalten Straßenumzüge, in denen Osiris   und Buddha sowie andere fremde Gottheiten als die wahren Träacr der Wcihnachtsfcsts erscheinen. In derIswcstija" erklärt R. Kanin:Es ist von dem Zentral- komitee der Jugendbllnde beschlossen worden, olle christlichen Feier- tage zuentchristianisteren" und sie daher in heidnische Festlichkeiten umzuformen, bei denen sich zugleich Gelegenheit bietet, eine wirk- same antireligiöse Propaganda zu betreiben." Die größte vibliokhek der Welk. Die Bibliothek des Vatikans ist jetzt die größte der Welt geworden, da durch einen Beschluß des italienischen   Kabinetts die berühmte Chigi-Bibliothsk mit ihr vereinigt wird. Diese Dllchersammlung befindet sich in dem von Papst Alexander VII.   erbauten Palazzo Chigi und wurde von dieser bekannten Patrizierfamilie gesammelt. Diese Schenkung wird dadurch noch bedeutsamer, daß sie die erste Schenkung des ital  'er.i- schen Staates an den Vatikan   ist. Es sollen auch bei der vatikanischen Bibliothek jetzt verschiedene Abteilungen für fremde Literaturen eingerichtet werden. Die erste neubearündete Abteilung ist eine irische. Auch die Regierungen von Brasilien   und Chile   wollen eigene Abteilungen einrichten._
KilNstchronU. In der Galerie Ferdinand Möller  , PalSdamer Str. I3te>, ist eine Ausstelliing von Aquarelle», Pastellen, Zeichnungen und Lithographien von Otto Müller   eröffnet worden. Die Euphorton- KnnstanSstellung. gatanenstr., eröffnet am S. ein«« a r l-A l b r e ch t> eiuZsteUung(Gemälde und Hanozeich- nungen). Ter unsittliche Roman. Der UnterlilchunaZaudschnsi der fran- zösischen Ehrenlegion hat die Sireichung von Victor M a r g u 4 r t t e wegen seinespornographischen- RomansLa(Aargonnc- beschlossen. Der Rat des Ordens hat sich dieser Entscheidung angeschlossen. Minister Coliat erlsäitc, dein Slnlrage Folge geben zu müssen, da der Rat der Ehrenlegion souverän sei. Marguörite will aus gerichtlichem Aege gegen seinen Äusschlug vorgehen.