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?m.trockenen' Lanöe. In seinem Neujahrsgruß aus Amerika schrieb Genosse Strecker auch von der Antialkoholgesetzgebung Amerikas . Cr rsrrmes darauf, daß die Deutschamerikaner vielfach gegen diese Gesetzgebung seien, was vielleicht auf den Einfluß des Braukapitals Zurückzuführen sei. Diese Ansicht Streckers benutzt die volkspartei- licheZeit", die sich nach nationalliberaler Tradition zur Hüterin der Kapitalsinteressen berufen fühlt, zu einem heftigen Angriff auf den Bcrfaffer unseres Aufsatzes. Wir wollen statt aller Polemik gegen dieZeit" lieber einige Zahlen sprechen lassen, die im allgemeinen nicht nutz- los zu lesen sind: Der Senat und das Repräsentanten- haus der Vereinigten Staaten nahmen im Dezember 1317 die ,.Prohibitions-Bill" an. Der Kongreß und die Staaten wurden er- rnächtigt, sie auf gesetzlichem Wege in Kraft zu setzen. Das Gesetz sollte unwirksam sein, wenn es nicht als Aemendement zur Ver- Fassung der Einzelstaaten auf dem gesetzlichen Wege innerhalb sieben Jahre voü diesem Datum ab angenommen wird. Aber schon fM 25. Februar 1919 ratifizierte auch der letzte der 45 Staaten die Bill. Bon da an datiert dieTrockenlegung" Amerikas . Re- gierungsrat Goslar , Pressechef der preußischen Staatsregierung, besuchte Ende 1921 die Vereinigten Staaten und hat dort umfang- reiches Material über die Wirkung dieser Trockenlegung gesammelt, das in seinem demnächst erscheinenden Buche(Aus Amerika ." 1922. Won Hans Goslar , Verlag Hermann Paetel, Berlin ) enthalten ist. Bemerkenswert ist der seit der Trockenlegung eingetretene Rückgang der Verbrechen und Vergehen. So wurden z. B. in 69 Staaten der llttioit im Jahre 1917 insgesamt 316 842 polizeiliche Arreste wegen Trunkenheit verhängt. 1319, im erstentrockenen" Jahr, ging diese Aahl bereits auf 172 659 zurück und sank 1329 auf 199 768. In Illinois sind in sieben großen Städten(außer(Chikago ) die wegen Trunkenheit verhängten Arreste im Jahre 1313/29 um 88 Proz. zurückgegangen. Auch die Zahl der Insassen der Korrek- chions- und Arbeitshäuser hat sich gewaltig vermindert. Nach einem neunmonatigen Bestehen des Gesetzes verfügte Philadelphia über 1199 leere Zellen in seinen Arbeitshäusern, die im März 1929 nur noch über eine Tagesbclegschaft von 474 gegen 2999 vorher hatte. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Chikago, dessen Korrektionshaus am 1. April 1929 nur 699 Insassen gegen 2599 im Vorjahr« hatte. Die Zahl der Morde, Totschläge, nächtlichen Einbrüche, räube- rischen Ueberfälle usw. nahm in der Stadt New Park bei ständig steigender Bevölkerungszahl seit 1915 um rund 5999 im Jahre ab. Nach den Ermittlungen der staatlichen Krankenhauskommission des Staates New Jork hat die Aufnahme in die dortigen Hospi- täler wegen erstmaliger Erkrankung auf alkoholischer Grundlage insgesamt 19,8 Proz. aller erstmalig Eingelieferten im Jahre 1998 betragen. Im Jahre 1919, nach dem Inkrafttreten der Prohibition?- Bill, sank dieser Prozentsatz auf 4 Proz. und 1321 gar auf 1,3 Proz. Das Staatshospital in Buffalo konnte einen Rückgang der Ein- lieserungen alkoholisch Erkrankter melden, so daß es möglich wurde, eine große Zahl der früher für diese Kranken bestimmten Betten nunmehr ständig der Tuberkulosenabteilung zu überweisen. Auch die Zahl der Todesfälle infolge von Alkoholvergiftung hat überraschend abgenommen. Die Stadt Denver in Kolorado hatte früher jährlich 25 bis 59 Alkoholtote. 1917 brauchte sie nur noch 8, 1918 gar nur 6 und 1919 nur einen einzigen Fall melden. In Boston ist feit dem 1. Juli 1913 die Zahl der Todesfälle durch Alkohol um 59 Proz., der Selbstmorde um 33 Proz. und der Unfälle um 45 Proz. zurückgegangen. In New Park starben am Altohol- genuß 1916 noch 687 Leute, 1929 nur noch 98. In der gleichen Zeit ging diese Zahl in Chikago von 245 auf 46, in Philadelphia von 187 auf 11 zurück. In 14 großen Städten nahm die Zahl der Todesfälle durch Alkohol im Jahre 1929 gegenüber 1916 um rund 84 Proz. ab. Aus der Fülle des Materials, das Goslar zusammengetrogen hat, mögen diese lehrreichen Zahlen genügen. Sie zeigen, daß das Mkoholverbot in Amerika reiche Früchte zu tragen beginnt, und sie lassen keinen Zweifel an der Richtigkeit der Behauptung des Gouverneurs von Kansas :Tatsache ist, daß die Prohibitions-Bill in Kansas für das Volt in jeder Hinsicht Gutes gewirkt hat in der Gesamtheit wie für den einzelnen. Als Folge der Prohibition ist in den Häufern mehr Behaglichkeit und auf den Banken mehr Geld. In den Arrestlokalen und Gefängnissen von Kansas sind weniger Häftlinge als in irgendeiner Zeit vorher; das Verbrechen nimmt ab, feit der Altoholverkauf unterbunden ist. Alle diese Tatsachen erweisen sich immer und immer wieder als wahr. Die Staaten und Kommunalverbände, die das Alkoholverbot erlassen haben, spüren keine Lust, zu den alten Zuständen zurückzukehren."

Die Konfessionslosen in der Tschechosiowatei. In den meisten Vrager Schulen hat sich die Zahl der konfessionslosen Schüler feit dem Umsturz verhundertfacht; im Durchschnitt sind 17,12 Proz. der Schüler konfessionslos. Wegen Beurlaubung von Postbemnken zum Deulschnakionalen Parteitag vom Abg. Gen. H o f f m a n n- Schmargendorf befragt, beruft sich der Reichspostminister in seiner Antwort auf eine ständige Uebung, die allen Parteien zugute komme. Es ist aber Tatsache, daß bisher deutschnationale Beamte bei Beurlaubungen zu Partei- zwecken bevorzugt wurden, während beamteten Sozialisten fast regelmäßig ein solcher Urlaub verweigert worden ist. Zum Wojwoden von Polnisch . Schlesien wurde der bisherige Wojwode von Posen, Dr. Zygmunt Celichowski , ernannt.

Devisenkurse.

Zum Schutze öer Wälder. Der preußische Wohlfahrtsminister hat jetzt die Aus- sührungsanweisung zum Gesetz zur Erhaltung des Baumbestandes und zur Erhaltung und Freigabe der Ufer- wege vom 29. Juli 1922 erlassen und darin Erläuterungen und Fingerzeige für die Handhabung des Gesetzes durch die Verwal« tungsbehörden gegeben. Das Gesetz hat auch für die Dauerwälder der Stadt Berlin eine erhebliche Bedeutung. Es soll der Großstadt- und Jndustriebevölkerung die Vaumbestiindz erhalten, die als Lungen in den Großstädten noch vorhanden sind, die der arbeitenden Be- völkerung in der freien Zeit die Möglichkeit zum Aufenthalt in der Natur und zum Wandern bieten können. Das Gesetz will dann weiterhin der Bevölkerung ganz allgemein die Zugänglichkeit der Wasserflächen, der Seen, Flüsse usw. erleichtern, um ihr die schönen Erholungspunkte der Heimat zu erhalten und um die Wanderluft anzuregen. Dabei sollen die Baumbestände nicht etwa im ganzen Lande unterschiedslos, sondern nur in den Großstädten, in der Nähe der Großstädte und von Kur- und Badeorten, sowie in Industriegebieten geschützt werden. Bei den in Großstädten(über 199 999 Ein­wohner) zu erhaltenden Baumbeständen ist nicht nur an etwa noch vorhandene Waldflächen, an bereits der Bevölkerung zugängliche öffentliche Parks, an alte Baumallecn in den Straßen, auf Prome- naden, auf Stadtwällen gedacht, fondern auch an Privat- gärten, die entweder einem beschränkten Teil der Bevölkerung durch besondere Erlaubniserteilung bereits zugänglich find oder die auch nur den Gegenü verwöhnenden den freien Blick ins Grüne ermöglichen. Aber auch die Gärten, die sich in rings von Wohnhäusern umgebenen Baublöcken befinden und deren es in den Großstädten zum Glück noch mehrfach gibt, können auf diese Weife für die Einwohner erhalten werden. In solchen Fällen werden sich die anliegenden Hausbesitzer vielfach durch Zuschußleistungen zu den Er- Haltungskosten bereitfinden lassen, da der Mietwert der Wohnungen meist von dem Vorhandensein der Baumbestände abhängt. Als Behörde, die darüber zu bestimmen hat, ob einem Baumbestande oder einer Grünfläche der Schutz des Gesetzes angedeihen zu lassen ist, hat der Provinzialaus'schuß nach freiem Ermessen zu entscheiden. Für den Stadtbezirk Berlin tritt an Stelle des Provinzialausschusses der Magistrat. Genehmigungsbehörde ist der Regicrungs- Präsident, für das Gebiet der Stadt Verlin der Oberprästdent. Ebenso wie die Wälder dienen die Ufer der Seen.und W a s s e r l ä u f e zur Erholung und Erfrischung der Bevölkerung. Das Gesetz schafft Wege von besonderer rechtlicher Art zu be- fchrünktem Gebrauchszweck, nämlich um dem Fußgängerverkehr an den Wasserläufen und Seen zu dienen(Wanderwege). Unter das Gesetz fallen nur die Uferstrecken solcher Seen und Wasserläufe, die bisher begangen find. Es ist nicht erforderlich, daß die Begehbar- keit der Uferstrecken bisher dem Publikum allgemein bekannt war oder daß es durch Menschenhand kunstmäßig angelegte Wege sind. Es ist auch nicht notwendig, daß bisher auf diesen Wegen ein nennenswerter Fußgängerverkehr geherrscht hat, es genügt, wenn Fischer, Jäger, Postboten oder sonst welche Personen regelmäßig die Uferstrecken begehen._ Die Anträge im Prozeß klonte. Im Klante-Prozeß beantragte Staatsanwalt Horn nach kurzen Ausführungen gegen Max Klonte wegen Betrugs, Glücksspiels und Konkursvergehens insgesamt 4 Jahre 6 Zsionake Gefängnis und 269 009 ZN. Geldstrafe. Auf die Gefängnisstraf« soll ein Jahr der erlitteneu Untersuchungshaft angerechnet werden. Gegen die übrigen Angeklagten wurden wegen Beihilfe zum Betrug usw. beantragt: Gegen Gerhard Klonte 8 Wochen Gefängnis, die auf die Untersuchungshaft angerechnet werden sollen, und 59 99 9 M. G e l d st r a f e, gegen Hornig? 7 Monate Gefängnis und 199 999 M. Geldstrafe und gegen Dehleffen 6 Monate Gefängnis und ebenfalls 299 999 M. Geldstrafe. Nach den Anträgen des Staatsanwalts wurde ein« kurze Pause eingesetzt, nach der die Verteidiger plädieren werden. Der Streik in öen Markthalle». Wüste Szenen in der Dircksenstrahe. Der Streik in den Markthallen geht auch am heutigen Sonn- abend unoerändert fort. Di« wenigen Stände, die am Freitag in Erwartung einer Einigung wieder eröffnet hatten, sind g e- schloffen und lediglich die städtischen Verkäufer ver- mochten unter sehr starkem polizeilichen Schutz zu arbeiten. Trotz- dem ist es der Polizei nicht überall gelungen, die Ruhe aufrecht zu erhalten. Gegenüber der Zentralmarkthalle kam es heute morgen zu turbulenten Szenen. In der Dirckfenstraße gegenüber der Zentralmarkthalle hat die Firma Plaumann, Wambel Köppke, die dem Verband der Fruchtgroßhändler nicht angehört, heute morgen oersucht, ihren Betrieb wieder zu eröffnen, da die Arbeiter des Unternehmens selbst einen Verkauf gefordert hatten. Der Magistrat hatte der Firma ausreichenden Schutz zugesagt, und so waren einige Polizeibeamte vor dem Geschäftslokal postiert worden. Als jedoch 199 Kleinhändler die ausgedehnten Geschäfts- räume betreten hatten, sammelten sich auf der Straß« etwa 1999 bis 1299 streikende Händler an und drohten, das Geschäfts- lokal zu stürmen. Die in der Dirckfenstraße stehenden Wagen der Kleinhändler, die zum Teil schon mit Gemüse beladen waren, wurden umgeworfen und zertrümmert. Infolge- dessen sah sich die belagerte Firma, da die Erregung auf der Straße immer größer wurde, gezwungen, ihren Betrieb zu schließen, sie muhten sogar auf Veranlassung der Streikenden den Kleinhändlern die schon gezahlten Beträge zurückerstatten. Die Polizeibeamten waren dem Treiben gegenüber machtlos. Auch in der Zentral- Markthalle selbst kam es zu D e m o n st r at i o n e n vor dem Stand des städtischen Verkaufsvermittlers Ianicke, doch war hier für ausreichende polizeiliche Bedeckung gesorgt worden. Heute mittag um 12 Uhr wird sich der Magistrat bekanntlich mit dem Streik der Standinhaber beschäftigen, doch will sich vor- her, wie wir hören, eine Deputation von Großhändlern, die dem Verband der Fruchtgroßhändler nicht angehören, zum Oberbürger- meister begeben, um noch einmal eine Bermittlungsaktion in die Wege zu leiten._ Wie öer Srikettpreis zustanöe kommt. Ein« imVorwärts"(Nr. 616) veröffentlichte Zuschrift warf die Frage auf, warum das Berliner Kohlenamt den Kleinver- kauifspreis für den Zentner Briketts frei Keller ab 1. Januar 1923 von 1554 M. auf 1865 M. gesteigert hat, während die Frachterhöhunz, mit der das Kohlenamt diese Preis- steigerung begründet, für den Zentner nur 179,83 M. beträgt. Das Kohlenamt erfüllt den in jener Zuschrift geäußerten Wunsch, näheren Ausschluß über die Preiskalkulierung zu erhalten und auch das über die Frachterhöhung hinausgehende Mehr der Preissteigerung begründet zu sehen, und antwortet: Die in dem Artikel angegeben« Differenz von 129,17 M. pro Zentner, die durch die 79 Proz. Frachterhöhung nicht belegt scheint. erklärt sich aus der Tatsache, daß in der Kalkulation für Manko, Handlungsunkosten, Nutzen und Umsatzsteuer Prozentsätze«in- gesetzt sind, die naturgemäß bei jeder Erhöhung desFrei-Berlin"- Preises eine entsprechende Heraufsetzung erfahren müssen." Es folgt dann eine Kalkulation, der wir folgendes entnehmen: Der Prns frei Berlin stellt sich für den Zentner jetzt auf 1391.29 M., woran die Bahnfracht mit jetzt 436,75 M.(bisher 256,99 M.) beteiligt ist. Zu den 139l,29 M. kommt für Manko, Diebstahl, Vergrufunq ein Zuschlag von VA Proz.. macht jetzt 45,54 M., für Handlungsunkosten ein Zuschlag von 29 Proz. des jeweiligen Durchschnittsdrennstvff- Preises frei Verlin, macht jetzt 361 M. Das ergibt zusammen schon 1797,74 M. Aus d i«fem Betrag werden 7 Proz. Nutzen mit jetzt

113,54 M. errechnet, macht zusammen 1827,28 M. Dazu kommt dann noch die Umsatzsteuer mit 2 Proz. des schließlich«» Verkaufs- preise?, d. h. mit jetzt 37,28 M. Hiernach stellt sich der Berliner Verkaufspreis frei Keller auf 1864,56 M., in Abrundung auf 1865 M. Woraus zu ersehen ist, daß jede neue Erhöhung der Fracht automatisch selbst dann auch den Profit des Händ- lers steigert, wenn etwa inzwischen soinc Unkosten nicht um einen Pfennig zugenommen haben.

Prozeß Sernotat. Massenandrang. Besondere Vorsichksmaßnahmc». Bernotat, der Gentlemsndieb, Benotat, der König der Ein- brecher und Ausbrecher, Hot seinen Richter gefunden. Die lang- erwartete Verhandlung warf ihre Schotten voraus. Schon als noch Halbdunkel um das Krimmalgcricht in Moabit lag. versammelte sich eine Schlange von neugierigen Zuschauern vor dem Seiten- portal. Der Saal mußte bis kurz vor Berhandlungsbeginn polizei- lich gesperrt werden. Auf dem Zeugentisch steht eine bronzen« Venus, umgeben von Pelzen und kostbaren Decken; ein karger Rest dessen, was Bernotat und feinen Helfershelfern im Lauf« der Zeit in die Hände gefallen ist. Das Türlein zur Anklagebank öffnet sich und herein tritt, die Hände kreuzweise mit einem L e d e r g u r t an den Leib gefesselt, der Angeklagte Otto K a m i n s t i, jung, langaufgeschossen, tadellos elegant. Eine fliegend« Röte im Gesicht, die einer fast leichenhasten Blässe weicht, als der Vorsitzende Anweisungen gibt, daß dem Ange- klagten, sobald die Tür zum Gefängnisgang zugeschlossen ist, die Fesseln abgenommen werden können. Kurz darauf, in demselben Aufzug, Karl Bernotat. Aller Augen richten sich auf ihn und in aller Augen ist eine Enttäuschung zu lesen. Nach dem Auftreten Kaminskis macht Bernotat auf den ersten Blick den Eindruck des weniger eleganten, vielleicht auch des weniger durchtriebenen. Die beiden, Kaminski und Bernotat, werden von' grünen Polizeibeamten vorgeführt, zwischen ihnen auf der Anklagebank nimmt ebenfalls ein Polizist Platz. Zu dem Prozeß, der auf 4 Tage angesetzt ist, sind nicht weniger als46Zeugen geladen. Unter diesen befindet sich der Kriminalkommissar Gennat und etwa ein Dutzend Kriminal- betriebsassistenten. In der heutigen Verhandlung wird die Anklag« von Staatsonwaltschaftsrat Ö l t r o g g e vertreten. Als Verteidiger fungieren für Bernotat Rechtsanwalt Dr, Frey, für Kaminski die Rechtsanwälte Müller-Stromeyer, Dr. Feld und N ü b e l l und für Böhm Rechtsanwalt Dr. Puppe. Als medi- zinischsr Sachverständiger ist Dr. Sehnsen geladen. Nachdem der Vorsitzend« den Angeklagten Bernotat noch einmal dringend ermahnt Hot, sich an die Wahrheit zu halten, beginnt dieser mit der Darstellung seiner Lebensgeschichte. Vor neuen Brotpreiserhöhuugen. Der Zweckverband der Bäckermeister teilt mit, daß infolge der gewaltigen Mehlpreiserhöhungen in den letzten acht Tagen auch die Preis« für markenfreies Gebäck heraufgesetzt werden müssen. So wird der Preis für ein markenfreies Brot von 459 auf 4 8 9 M., der für die Schrippe von 29auf23M. erhöht. Am 15. Januar kommt ein« sehr wcientliche, wahrscheinlich 1 9 9 p r n- zentige Erhöhung der Preise für Markengebäck. Gestern Haiben bereits Verhandlungen mit dem Magistrat stattge- funden und nach den bisherigen Berechnungen ist im Augenblick bereits eine 89proz«»tig« Erhöhung notwendig. Da inzwischen jedoch ein« abermalige Kohlenpreiserhöhung sowie eine wesentliche Lohn- crhöhung der Bäckergesellen in die Wege geleitet worden ist, so dürfte sich ein« fast 199prozentige Erhöhung der Markenware nicht vermeiden lassen.__ Eine kleine Milch-Anfrage. In der von uns im heutigen Morgenblatt erwähnten Refe- rentenbefprechung im Reichsfinanzministerium, die den Fortfall der mehrfachen Umsatzbesteuerung der Milch bezwecken sollte, wurde festgestellt, daß das Reichsfinanzministerium nicht auf der mehr- fachen Erhebung der Umsatzsteuer besteht. Nur der Berliner De - zernent, Herr Stadtrot Richter, scheint sehr ängstlich zu fein, wie wir aus der neueren Preisfestsetzung in Berlin schließen. Wir möchten deshalb gerne wissen: Hat Herr Dr. Richter die vom Ministerium gewünschte Eingabe abgefaßt und abgesandt. Wenn ja dann an welchem Tage? Da die fragliche Besprechung ein« Woche vor Weihnachten statifand, hätte das Ministerium doch längst antworten müssen wenn was ja doch bei einem deutschnationalen Stadtrat, der doch kein roter Sozi-Trottel sein kann, selbstverständlich ist, der Herr Dr. Richter am n ä ch st e n Tage die Eingabe verfaßt und abgesandt hat. Wir sind sehr wiß- begierig und wären für eine genaue Auskunft sehr dankbar.

Ei« Heereslieferungs-Skandal in Amerika . Die amerikanische Bundeshauptstadt Washington hat eine neue Sensation. Der Hilfssckreiär des Kriegsamts unter Präsident Wilson, Benedict Crowell , und sechs andere Beamte des Komitees für Kriegsnotbauten vom Nationolverteidigungsrat des Kriegs- departements fallen vor ein vom Kongreß besonders ernanntes Spezialgericht gestellt werden, weil sie bei der Vergebung von Heereslagern und Befestigungsarbeiten große Unterfchla- gungen begongen haben sollen. Die Veruntreuungen, die sich auf etwa 599 Kontrakte im Gesamtbetrage von 16 Millionen Pfund Sterling englischer Währung beziehen, sollen sich auf 2 Millionen 299 999 Pfund Sterling(das find etwa 93 Milliarden Papiermark) belaufen. Es wird den Angeklagten vorgeworfen, besonders begünstigten Konzernen Kontrakte zugeteilt zu haben, obwohl sie kein Angebot gemacht hatten, und anderen Fabrikanten Kontrakte verweigert zu haben, obwohl sie weit geringere Angebote gemacht hatten, als die begünstigten Konzerne später ihre Preise festsetzten. Crowell soll«inen großen Teil der Aufträge insbeson- dere der Cleveland Bau-Compäny zugeschanzt haben, da deren Grundkapital sein Eigentum war.

Wetter für morge«. Berlin »nd Umgegend. Ein wenig kälter, zeitweise aufklarend aber noch überwiegend trübe und neblig bei mäßigen östlichen Winden. Keine erheblichen Niederschläge.

Sport.

DoS Zwcistnnden- Manuschaftsiahrr» im Tporipalast brachte den deutschen Mannschaften«ine glatte Niederlage. Unsere erste Krast mr Zehnerselde, Lewanow, hatte bei fünf Wcrtungsspurt«, an denen er teil- nahm, nur einmal da« Herz am rechten Fleck. Was will'S da schon be- sagen, daß er den Endspurt mit doppelter Punttzabl gewann. Und unsere zweite Krast, Saldow, machte bereit« nach der dritten Wertung völlig schlapp: er kann'» sich leisten.--- Tcchmer, der Partner Saldow«. suhr da« Rennen von nun ab allein und aussichtslos zu Ende. Der Held de« Abends war der Holländer ClaaSvanNeck: er bestritt alle acht Wertungen und ging sechsmal als Erster, zweimal als Dritter durchs Ziel. Aber auch die italienische Mannschaft Rizetto- Carli griff in den WertungSkämpsen crsolgreich ein. Nebenher gcftel cZ besonders Earli, im« auch noch die vom Publikum in valutastarken Papieren ausgeworfenen Prämien zu entsühren. Aon den deulschen Mannschasicn hielten sich noch am besten Habn- OSkar Tietz. Tietz zeigt sich jeder Situation ge. wachsen und hielt da« Feld in steter Aufregung. Ein Mal- und ein Per- folglingSrcnnen vervollständigten das Programm. Ergebnisse: Malfahren Kl. 2 und 3, 10 Runden: I.Hofmann S: 11; S. Kops, 8. Hiepel, 4. Krüger, S. F. Kallela. Verfolgungsrennen: Sieg der Mannschaft K. Lehmann- W. Packedusch> Lemke nach 39 Runden in ö: 3«'/, vor Hiltmann- Blank- Falschiid. Z lo c i st u n d c n- M a n n- schastSiahren: 1. van Neck> Sawall 42, 2. Rizetto> Carli 18. 3. Hahn- OSkar Tietz IS, 4. Lewanow- Häusler 13, S. Bauer-Kohl IS Punkte. Die zurückgelegte Strecke beträgt 7g,ö39 Kilometer.