die deutsche Währung wird weiter sinken, die Aufnahmefähig- keit des deutschen Marktes rapid zurückgehen. Das bedeutet aber die Steigerung der deutschen Kredit- und Zahlungs- Unfähigkeit. Die französischen Berechnungen der Erträge aus den Pfändern sind trügerisch und illusionär. Sie sind an die Dcraussetzung des ungestörten Fortgangs der deutschen und europäischen Wirtschaft geknüpft, eine falsche Voraussetzung. Die Erträge werden nicht mehr ausreichen, um die Kosten der Pfandnahme zu decken. sie werden aber das sichere Resultat haben, die deutsche Zahlungsfähigkeit auf lange Lahre hinaus zu vernichten. Rur als Macht- Politik ist die französische Politik überhaupt zu begreifen, als Wirtschaftspolitik ist sie nicht zu verstehen. Daher der Widerstand Englands und der Der- «inigten Staaten. Sie wissen, daß nur die Her- stellung des Wirtschaftsfviedens und der Sicherheit Deutsch - land befähigen kann, seine Kreditfähigkeit wiederherzustellen, die Mark zu stabilisieren, das Budget zu ordnen und so Reparationszahlungen zu leisten. Sie wissen, daß nur ein voll- firoduzierendes Deutschland wieder ein aufnahmefähiger Ab- atzmarkt und damit die Weltwirtschaft wieder saniert werden kann. Aber mit der Erkenntnis allein ist es nicht getan. Alles hängt davon ab, ob diese Einsicht auch Taten zeugen wird. Beginnt erst das Unheil seinen Lauf, dann ist ihm schwer Einhalt zu tun. Wenn je, so heißt es hier, dem An- fang widerstehen. Die deutsche Regierung kann in dem jetzigen Z«it- punkt nicht allzuviel tun. Aber sie muß mit aller Deutlichkeit erkennen lassen, daß sie ihrerseits bereit und entschlossen Ist, jeden Versuch, an die Stelle der gewaltsamen die allein mög- liche wirtschaftliche Lösung treten zu lassen, mit aller Kraft zu unterstützen. Das wird auch jenem Teil der fron- zöfifchen Politik beeinflussen, der heute Herrn PoinarS gewähren läßt, ohne Vertrauen in seinen Erfolg, aber ohne Zutrauen in die eigene Kraft. Immer wieder nmß die fran- zösische öffentliche Meinung vor die Wahl gestellt werden, ob sie wirtlich eine militärische Machtpolitik, die groß« Kosten und große Gefahren bedeutet, der dauernden wirtschaftlichen Zu- sammenarbeit vorziehen will. Krieg und Kriegsgefahr ist also der Einsatz, um den dieses Pfänderspiel geht. Für die Arbeiterklasse aber er- wächst die große Aufgab«, in dieser entscheidenden Situation nicht untätig zu bleiben. Ein neuer Krieg beginnt. Es bleibt ein Krieg, auch wenn Deutschland sich nicht gewalt- sam wehren wird. Es ist die Aufgabe der gewerkschaft- lichen und der wiedererstehenden politi- schen Internationale, den Kampf gegen diesen Krieg zu organisieren. Vier Jahre nach seinem Friedensschluß stürzt der Kapitalismus seine Welt in neue Wirren, in neues Unheil. Klagen wir an, bereiten wir uns vor, das Urteil zu vollziehen!
Fluchtversuch Techows! Ein Landesverrater als Kompliee. Wie erst jetzt bekannt wird, hat der zu 15 Jahren Zucht- Haus verurtellte Rathenau-Mörder Ernst Werner Techow vor U Tagen im Zuchthaus Sonnenburg gemein- fam mit einem anderen Strafgefangenen, einem früheren Fliegerleutnant Schauer, einen Fluchtplan entworfen, dcsien Ausführung allem Anschein nach im letzten Augenblick verhindert worden ist. Schauer ist während des Krieges wegen La«desverrats zu Zuchthaus ver- urteilt worden. Als Techow während des Mordprozesses zusammenbrach, kehlte es in der deutschnationalen Presse nicht an Stimmen, die in ihm ein verführtes Opfer sehen wollten, ein Opfer, das um so mehr zu beklagen, als er aus den Kreisen des ver- armenden Mittelstandes stammte. Waren diese sentimentalen Rettungsversuche schon damals nicht am Platze, so zeigt der Fluchtversuch und die Art, wie er vorbereitet wurde, in w-ucheni Grade verfehlt der Appell an das Mitleid bei Per- sonen wie Techow ist. Dieser angeblich Verführte entwickelt«
p»st.?Sylle. von Ernst Trau. Ich bekam jüngst«in kleines Paket mit— nein, das sage ich nicht. Ist ja auch Nebensache! Jedenfalls sollte ich hundert Mark dafür zahlen. Also ging ich aufs Postamt. von den zehn Schaltern waren drei geöffnet. Auch das ZNarkenfrSulein thronte in stolzer Einsamkeit hinter ihrem Titterchen. Mit meinem holdseligsten Lächeln erbat ich von ihr ein« Post- «nrweisung, mein Begehren ward erfüllt und ich schritt nun an die Ausfüllung des inhaltschweren Dokuments. Aber o wehl zwölf Schreibpulle mit zwölf Tintenfässern, zwölf Schreibunterlagen und zwölf MarkenanfeuchternI Aber ohne den geringsten Federhalter. Ich besaß allenfalls einen Kopierstift, doch waren meine Absichten schon einmal an der Unzulänglichkeit dieses Materials gescheitert. Ich beschloß also, obgleich e» mir sehr leid tat, die einsam« Morkeuse noch einmal zu stören, um einen Federhalter zu erbitten. „Federhalter bekommen Sie am Schalter drei!" Richtig l Am Schalter drei Nebte ein Zettelchen mit der Auf» schrift: Schreibgerät ist gegen eine Leihgebühr von 1 Mk. erhältlichl Schrei bgerätl Also vermutlich der ersehnte Federhalterl Ader o weise Vorsehung einer weisen Postverwaltung! Die Markeuse und die SchaUer zwei und vier lagen in einsamer Ruhe. Mit der Ver- leihung von Schreibgerät hatte man schließlich den Schalter drei be- traut, vor dem eine endlose Schlang« mit Postanweisungen und Ein» schreibbriefen stand. Hilfesuchend sah ich mich um. Wenn ich wagte...? Schüchtern wagte ich mich an den Beamten von Nummer zwei. „Federhalter gtbt's ncbwnl' Dabei befaß er drei Stück, die wie Soldaten nebeneinander ausgerichtet lagen. An Nummer vier wagte ich mich erst gar nicht heran. Bis in die tiefsten Tiefen meiner Seele geknickt, wende ich mich ab. Dal Mein Blick hellt sich auf! Dort hinten in der Ecke steht eine ältliche Frau und schreibt. Schreibt mit einem Federhalterl Ich pürsche mich also heran, warte, bis sie fertig kst, mache dann«ine zierliche Verbeugung und flöte: „Verzeihung, mein gnädiges Fräulein, darf ich Sie wohl Höf» kchst bitten, mir da, in Ihren Händen befindliche Schreibgerät auf - eine Sekunde zu leihen?" Dabei mache ich meinen süßesten Blick und wedele mit meiner Postanweisung. Sie ist gerührt. Wir werden handelsein,. Ich vergüte ihr die hinterlegte Kaution. Sie entschwebt, und ich schreibe. Wenig später stehe ich am Schwänze der Schlange von Nummer drei. Ruckweis geht es vorwärts. Man kennt da». Endlich bin ich dran. Kredenz» dem Beamten Postanweisung und Federhalter. Er betrachtet ihn kritisch. „Der t« nich von mir!" „Ja. aber.. „Der ist nich von mir! IT „Die Dam« hat doch aber am Schal!« 1 Mark..."
bei dem Fluchtversuch eine gehörige Portion Hinterlist umd Heuchelei, wenn er auch nachträglich wieder, als er ein zweitesmal vor seinem Richter stand, umtlaopt«. Aber darüber hinaus scheute er sich nicht, mit einer Person in Verbindung zu treten, die während des Krieges wegen Landes- verrats bestraft worden war. Di«„nationale Sache" und ihre Vaterlandsliebe führen dies« Leute ständig aus der Zunge, wenn sie in der O e f s e n t l i ch k e i t gestellt werden, paßt es hingegen in ihre höchst dunklen Pläne, dorm scheuen sie auch den Umgang mit Verbrechern und Leuten, die das schlimmste Verbrechen am Vaterlande begangen hoben, nicht. Gewiß sind diese jungen Leute auf die schief« Ebene geraten, aber sie sind auf oie schiefe Eben« geraten wie viele tausende Namenlose, die man gemeinhin Verbrecher nennt. Wieder greifen Unbekannte in dieses Unternehmen ein. Techow und Komplicen haben von außen Unter- st tt tz u n g für ihren Fluchtplon erhalten. Wieder kennt man die Tatsache, aber nicht die Täter. Wann endlich wird es gelingen, das Dunkel zu lichten, das auch heute noch die Mord- kamarilla einhüllt? * Im einzelnen wird über den Fluchtplan noch gemeldet: Techow war nach Abschluß seines Prozesses vor dem Staats- gerichtshof zur Berbüßung seiner Strafe sofort nach Sonnen- bürg übergeführt worden, wo er mit Mattenflechten beschäftigt wurde. Bei dieser Arbeit ist es Techow — da bekanntlich feit der Revolution das Sprechverbot in den Arbeitssälen aufgehoben ist— gelungen, in nähere Verbindung mit einem anderen Insassen des Zuchthauses, dem früheren Fliegerleutnant Schauer, der im Kriege wegen Landesverrats zu einer längeren Zucht- hausstrafe oerurteilt war, zu treten. Techow hat die Flucht offen- bar in ganz raffinierter Weise betrieben, da er an seine Muti«r Briefe richtete, in denen er ihr mitteilte, daß er sich mit seinem Schicksal ausgesöhnt habe und die Strafe reuig hin- nehmen wolle. Techow weigerte sich sogar, einen seinen Berteidiger im Leipziger Prozeß zu empfangen, da er, wie er ebenfalls betonte, die Zuchthausstrafe verbüßen wolle, ohne ein Gnadengesuch zu machen. Mit Schauer zusammen hat Techow dann die Einzeilheilen der Flucht durchgesprochen. Die zuständigen Behörden verweigern allerdings über die Art und Weise, wie es Techow und Schauer gelungen ist, mit der Außenwelt in Verbindung zu treten, noch alle Angaben. Jedenfalls war es Schauer gelungen, sich in den Besitz ziemlich ausreichender Geldmittel zu setzen, die er in dem Strohsack seiner Zelle ver- borgen hielt. Weiter war es beiden Gefangenen gelungen, die Kopie ein«, Grundrisses de» Zuchthause » zu er- halten, deren sie bedurften, um an den einzelnen Posten vorbeizu- kommen. Unvorsichtigerweise ließ Techow im Arbeitssaal eine Aeußerung fallen, daß er nicht mehr lange in der Strafanstalt bleiben werde. Diese Bemerkung wurde von einem der Gefangenen dem Aufseher gemeldet, und dieser informiert« den Direktor der Strafanstalt, der seinerseits das Reichsgericht in Kenntnis setzte. Oberreichsanwalt Ebermayer begab sich persönlich nach Sonnenbnrg, und es gelang ihm, in stundenlangen Verhören Techow zu einem Geständnis zu veranlassen. Allerdings weigert« sich Techow, über die Hintermänner, die ihm und Schauer nach der Flucht behilflich sein wallten, nähere Einzel- heiten anzugeben. Er räumte aber ein, daß für den Fall des Ge- lingens sowohl Schauer al» er selbst die Grenze auf dem schnell st en Wege passiert hätten. Die Direktion des Zuchthauses bestreitet energisch, daß die Gefangenenaufseher von dem Fluchtplan etwas gewußt und ihn begünstigt hätten. Es sei vorläufig noch vollkommen unaufgeklärt, wie Schauer, de« Techow offenbar nur vorgeschoben hat, i» den Besitz des Geldes und der Pläne gekommen ist. Es ist immerhin merkwürdig, daß man an den zuständigen Stellen in Berlin bis heute über den Fluchtversuch nicht informiert war. Staatskommissar Welsmann hat selbst erst am Montag nachmittag Kenntnis von dem Fluchtversuch erhalten und sich daraufhin mit Sonnenburg in Verbindung gesetzt. Das Staats- kommisiariat teilt übrigen» mit, daß ein Aufseher ver- haftet ist.
„Aber nich bei mir! Vielleicht am Schalter vier!!" Es reimte sich direkt. Und so war es auch. Der Beamte am Schalter vier lächelte milde, nahm den Federhalter und gab mir ein« Mark dafür. Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, warum er denn nicht auch einen Zettel draußen hängen hätte. „Ach, da wird man ja so oft gestört."
Post-Idylle...
Der Skeinach-Film wurde am Montag zum erstenmal öffentlich Im U f a- P a l a st vorgeführt. Manche von den Ausstellungen, die bei der Vorprüfung im wissenschaftlichen Kreis« erhoben waren, scheinen berücksichtigt zu sein. Und so kann man mit gutem Gewissen feststellen: Anstößiges enthält der Film nicht. Ein« ander« Frage ist es freilich, ob der Film berufen ist, unerledigt« wissenschaftliche Probleme zu demonstrieren. Es wird ja deuttich im Text gesagt, wo» Hypothese und was erwiesen ist. Aber das Bild haftet fester und der ganze Aufbau des Films dient doch dem Zweck, den Wert der Stelnachschen Tierexperimente, Über deren hohe wlsienschastliche Bedeutung kein Streit besteht, auch für die Nutzanwendung auf den Menschen darzustellen. Hier ober fehlt vorläufig der zwingende wissenschaftliche Beweis. Ob die sexuellen Zwischenstufen beim Menschen ganz oder teilweise verursacht sind durch Besonderheiten der„inneren Setretion" und schlteßltch. ob die Bekämpfung der Alterserscheinungen beim Menschen durch Unterbindung des Samen- stränge» möglich ist und Erfolge von Dauer erzielt, das sind bislang mehr umstrittene als gelöste Fragen. Und das Latenpublikum kann sie leider nicht selbst kritisch schätzen und würdigen, wie das Pro- gramm meint. Um so rückhaltloser ist dagegen anzuerkennen, daß der Film mit größter Deutlichkeit die Beziehungen zwischen„innerer Dtüsentätig- keit" und Geschlechtsleben aufdeckt. Filmtechnisch ist die Veranschau- lichung vortrefflich gemeistert. Die Bilder sind klar, sie betonen Immer das Wichtige auch bei den Operationen und Sektionen. Wo die Naturaufnahm« nicht ausreicht, greift der Trickfilm ein, um innere Borgänge verständlich zu machen. Auch fürs bloß« Schauen und Unterbaltung ist durch Aufnahm« schöner Tierbllder Sorge getragen. Man wird der Leitung des Dr. Thomalla und den zahl- reichen wissenschaftlichen Mitarbeitern Dank wissen für die gute und gewiß nicht immer leichte Arbeit, die sie geleistet haben. Und so wird der Film innerhalb der angegebenen Grenzen ein wertvolles Aufklärungsmittel sein. Freilich würde er noch gewinnen, wenn der mündliche Vortrag, der sich den Zuschauern anpassen kann und verwickelte Borgänge und Probleme besser erörtern kann als die Filmtitel, sich lsinzugesellte. hd,' Mit dem Ozeandampfer nach New Park. Da« berühmt« Dollar» land ist die Sehnsucht uno das Ziel vieler Menschenkinder der alten Welt. Zu einer Reise dorthin bietet sich setzt ein« billig« Gelegen- heit durch den Besuch der„Urania ", in der zurzeit nicht nur alle Einzelheiten einer solchen Reise, sondern auch alle Einrichtungen eines der fahrenden Ozconriesen in Wort und Bild vorgeführt werden. Erst im Jahr« 1847 wurde die erste ständige Linie Bremen— New Jork eingeführt, nähere Angaben geben Kenntnis von der
Der Profit gefährüet. Ter Kohlenhandel gegen die Brennstoff-Zentrale. Der Berliner Kohlenhandel macht mobil. Die helligsten Güter müssen gerettet werden. Der Prosit ist in Gefahr. Man hat die Presse«ingeladen(der„Borwärts" erhielt kein« Einladung). Der „Dena" zufolge wird außer den von uns oben erwähnten Bor - würfen behauptet: „Das Berliner Kohlenamt habe die Brennstoff-Zentrale wäh- rend eines Streiks b-i der Belieferung von Briketts insofern be- Vorzügen wollen, als es der nichtbestreikten Zentrale die unent- ladenen, dem legitimen Kohlenhandel gehörign Brikettwaggons zur Verfügung stellen wollte, obwohl auch damals der Kleinhandel nicht bestreikt war. Ferner soll der Berliner Brennstoff-Beschaffungs- Gesellschaft zum Vorwurf gemocht werden, daß sie einen Kohlen- platz mit einer Holzspalt, und Halzschneidemaschine, großen Holz- Vorräten usw. für den lächerlichen Preis von 140 000 M. an die Firma Bust, deren Inhaber in verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem der gefchäftsführenden Mitglieder der Berliner Brenn- stofs-Beschaffungs-G. m. b. H. stehe, verkauft habe, obwohl eine öffentliche Ausschreibung nicht bekannt geworden sei. Ferner wurde darauf hingewiesen, daß die städtischen Betriebe nur 68000 Tonnen Brennstoff brauchten, während der Berliner Brennstoff-Zentrale IIS 000 Tonnen zugewiesen wurden, die diese widerrechtlich an Privatkunden abgebe. Der Berliner Brennstoffhandel verlangt deshalb den sofortigen Rücktritt des Stadtbaurates Horten." Der Zweck dieser Vorwürfe, die wir im Augenblick nicht nach- prüfen können, ist ja klar. Man merkt die Absicht. Das KohlenonU wird sich ja noch äußern.
Hahnenkampf. Völkische gegen Völkische . Im Organ der deutschvölkischen Freiheitspartei, der„Mecklen- burgcr Warte", wendet sich Hans Stelter gegen den bekannten Aufsatz des Herrn von Freytagh-Loringhoven in der„Deutschen Zeitung". Wir hätten keinen Anlaß, auf den häuslichen Streit noch einmal einzugehen, wenn er nicht interessant« Perspektiven eröff« net«. Hans Stelter kommt nämlich noch einmal auf die Aeußerung des Hauptgeschäftsführers der Deutschnationalen Bolks- Partei G r ä f> Anklam zurück. Er sagt, Gräf habe sein« Aeußerung, nicht die Juden, sondern die Offiziere seien an dem Zu- sammenbruch schuld, in aller Oeffentlichkeit getan. Der Partei- vorstand der Deutschnationalen Dolkspartei Hergt habe dem Verband nationalgesinnter Soldaten, der sich dar- über beschwerte, versprochen, Gräf-Anklam werde sein Amt niederlegen und künftig innerhalb der Partei in einer gleichen oder ähnlichen Stellung kein« Verwendung mehr finden. Dieses Versprechen sei bisher nicht nur nicht erfüllt, sondern Gräf -Anklam sogar aufs neue gewählt worden. Hans Stelter wirft also dem Führer der Deutschnationalen Volkspartei Hergt nichts weniger als Doppelzüngigkeit und W o r t b r u ch vor. Man darf gespannt sein, ob Herr Hergt diesen Vorwurf stillschweigend auf sich sitzen lasten wird. Im übrigen sagt Stelter, Neid und Dummheit seien nicht bei der deutsch - völkischen Freiheitspartei zu finden, sondern auf der Gegenseite. Die deustchvölkstche„Deutsche Zeitung" eröffne in ihren Sp-Sten ein Habers« ldtreiben gegen diese Partei und müsse also auch die Kons«- quenzen tragen. Das heißt doch wohl, daß die deutschvölkische Frei- heitspartei nicht nur endgültig mit den Deutschnationalen gebrochen hat, sondern daß sich auch unter den Deutschvölkischen die Ehescheidung vollzogen hat. Es gibt also in Zukunft Völkisch« und„Völkische ". Diese Vermutung bestätigt die„Deutsche Zeitung", indem sie mitteilt, daß von der deutschvölkischen Freiheitspartei ein« Antwort auf den Artikel Freitagh-Lvringhooens mit der Bitte, ihn„loyaler- weise" zu veröffentlichen, eingegangen sei, daß sie aber die Veröffent- lichung abgelehnt Habs, da die Antwort gleichzeitig noch an andere Quellen verbreitet worden sei.„Wir wurden dadurch der Mühe überhoben, die unsachliche und Beleidigungen enthaltend« „Berichtigung" aus das Wesentliche zusammenzustreichen. Die „Loyalität" der deutschvölkischen Freiheitspartei hatte die Arbeit überflüssig gemacht. Zu unserer lebhaften Freude stellten wir jedoch Sonntag früh fest, daß lediglich das jüdische„Berliner Tageblatt" das unerfreulich« Gezänk schadenfroh wiedergegeben
schnellen Entwicklung des Verkehrs mit der Neuen Welt. Man sieht, wie die Schnelldampfer in den Hellingen aufgebaut und wie sie vom Stapel gelasten werden. Ein Blick in dos Innere zeigt uns die kolossalen Maschinen des Dampfers und die überreich« Aus- stattung der für die Kajütenpastagiere bestimmten Salons. Die Nerven der Furchtsamen werden sich beruhigen, wenn sie seben, wie vor jeder Ausreise alle Rettungsavparate revidiert, und dabei auch alle Rettungsboote aus den„Davids" geschwungen werden, um zu prüfen, ob alles richtig funktioniert. Interessant ist die Abfahrt aus dem Hafen, bei der vom Lande au» den Scheiden- den die letzten Grüße zugewinkt werden. Leuchttürm«, Feuerschiffe und Leuchtbojen bilden die Wegweiser. Bei unsichtigem Wetter oder Nebel oermögen die Offiziere den rechten Kurs mit anderen nautischen Mitteln zu finden. An Bord herrscht auf Deck und unter Deck reges Leben, man spielt, musiziert und tanzt speist an der für Kajütenpastagiere sehr reichhaltigen Tafel. i K doch der Bedarf eines großen Schnelldampfers allein an Eiern für eine Reife etwa 60 000 Stück. Endlich erblicken wir m der Ferne die gewaltigen Geschäftsliäuser New Jorks, und bald darauf liegt der Ozeandampfer im sicheren Hafen. Wilhelm al» Postkartenhändler. Sine Korrespondenz verbreitet folgende Nachricht, die zugleich kennzeichnend ist sür den fröhlich welter florierenden Servilismus: „Eine Neuigkeit von großer Bedeutung für die Kunstwelt komm! au» Holland . Jnsolg» der großmütigen Einwilligung der einstmals Allerhöchsten Stelle wird die erste photographisch« Postkarte des Kaisers und feiner neuen Gemahlin in Kürze allen Märkten der Welt zugänglich gemacht werden. Di« Finna.... hat den Verlag der Karte übernommen und eine Riesenaufloge herstellen lasten. Der Kaiser hat bekanntlich von der Verlagsgesellschaft die Kleinigkeit von rund 50 Millionen Stark erhalten." Sine natürlich«! warniwasterhelzanlag«. Die einzige Stadt der Welt, die sich natürlicher heißer Quellen zur Heizung von Woh- nunaen, öffentlichen Gebäuden und Fabriken bedienen kann, ist Voise-City in dem nordamerikanischen Staate Idaho . Das Wasser, das eine Temperatur von 77 Grad hat, entfließt mehreren in der Nähe des Ortes entspringenden Quellen, deren beide hauptsächlichsten täglich 3,75 Millionen Liter liefern. Das Wasser wird in ein großes Becken gepumpt und von dort aus den Einzelverbrauchern zuge- führt. Die sich dabei entwickelnde Hitze ist so groß, daß es fast un- möglich ist, bis zu 6 Meter Tief« zu graben, und daß die Arbeiter einander alle zehn Minuten ablosen müssen.
lieber die religiösen Strömungen der Gegenwart sRudalf Steiner Jobanne» Müller, die ReligtöZ- Sozialen ulw.) spricht Dr. Bittor Engelhardt in der Humboldt-Hochlchule, Georgenjir. 30/31, an süns Ztbendcn. Beginn 10. Januar, abend» S'/« Uhr. Tie Gesellschaft stir Sexnalrefor« und»eschlechtbkunde der- anflallel Donnerstag 8 Uhr«eorgenstr. 34/3« einen Diskussionsabend über die Hygien« de» Sports. Berliner Psychologische Gesellschaft. Am lt.. abends S Ubr. pnchi im Lnstilul sür praltüche Psychologie, Zturiürsteiidamm 43, Dr. Otio B o d« rt a g über„Jntelligenzprüsung in der amertlani- schen Armee'. Gäste werden, soweit der Raum reicht, zugelassen und zahlen 30 SU