die heutige Reichstagssitzung. Für die heutige Reichstagssitzung war von bürgerlicher Seite angeregt morde», daß nach der Rede des Reichs- kanzlers de? Präsident des Hauses die Auffassung des Reichs- tages in einer Ansprache zunr Ausdruck bringen sollte. Diese Anregung fand aber keine Gegenliebe. Es wird deshalb nach der Rede d-es Kanzlers in eine Aussprache eingetreten werden. Ob die bürgerlichen Parteien eine gemeinsame Erklärung abgeben, steht jetzt noch nicht fest. Die Vereinigte Sozial- demokratische Partei wird sich jedenfalls mit einer formulier- ten Erklärung nicht begnügen, sondern ihren Fraktionsoor- sitzenden Hermann Müller eingehend über die Lage sprechen lassen.__ Zloyd George gegen die Repko. In dem sechstel? Artikel seiner Artikelserie über die Zu- iunft Europas spricht Lloyd George über die Repara- tionen und kommt dabei zu bemerkenswerten Feststellungen. Wenn man von Verfehlungen spreche, so müsse man daran erinnern, daß die Verfehlungen nicht nur auf feiten Deutschlands liegen. In einem grundsätzlichen Punkt seien die Alliierten selbst zweifellos— und zwar ausschließlich zum Nachteil der Besiegten— vom Vertrag abgewichen. Der Bertrag bestimme, daß die zur Entschließung über den zu zahlenden Betrag für Reparationen einzusetzende Körperschaft aus je einem Vertreter der Vereinigten Staaten , Eroßbritannicns, Frankreichs , Italiens und Belgiens bestehen sollte. Mit Ausnahme der Vereinigten Staaten seien alle diese Mächte an der Entscheidung finanziell i n t er e s s i e r t. Die einzig uninteressierte Par- tei, Amerika , sei aber aus dem Tribunal ausgeschieden, die am meisten interessierte führe den Vor- s i tz mit entscheidender Stimme bei gewissen Fragen. „Dies ist, sagt Lloyd George , nicht der vertrag, wie ihn Deutsch- lond unterzeichnet hat. Wenn man ein Abkommen unterzeichnet, auf Grund dessen man eine Summe zu zahlen hat, die durch 21., B., C., D. und E. festgesetzt wird, dabei vor allein darauf vertraut, daß der Einfluß Ll.s, der mächtig und uninteressiert ist, für eine gerechte Entscheidung eingesetzt wird und A. sodann aus dem Kreise der Schiedsrichter ausscheidet, so ist man zu der Feststellung berechtigt. daß sich der Charakter des Abkommens geändert hat. Die Vertreter Frankreich ? und Belgiens in der Reparationskommission sind ehrenwerte Männer, die gerecht zu verfahren wünschen, indessen, eine wachsame, eisersüchtige und anspruchsvolle öffentliche Meinung ist ständig bereit, ihr Urteil zu beugen. Das(Bleichgeimcht des Vertrages ist deshalb gänzlich gestört. Es ist nölig, daß es wiederhergestellt werde, um ein gerechtes Urteil über die einzige in velrachk kommende Frage zu sichern, wieviel Deutschland zahlen kann." Da also durch das Ausscheiden der Vereinigten Staaten die Reparationskommission! geschwächt und ihr Charakter fast vernichtet worden sei, müsse man sich fragen, wie man aus diesem unrechtmäßigen Zustande wieder herauskommen könne. Von der Verweisung der Frage an ein neues Sach- verständigenkomitee erwartet Lloyd George gar nichts. Die einzige Hoffnung auf eine gerechte und endgültige Entscheidung besteht seiner Meinung noch darin, die Vertretung der Vereinigten Staaten in der entscheidenden Kör- perschaft, wie immer sie beschossen sein mag. zu sichern. Amerika brauche damit den Rest des Vertrages nicht gutzu- Heißenz eine gerechte und dauernde Lösung werde alsdann bald zustandekommen, die brennende Wunde schnell heilen und die Lage der Welt sich fortschreitend bessern. Im übrigen geht Lloyd George auf die allgemeinen Fragen des Reparationsproblems ein. Er sagt, man muß sich darüber klar sein, ob man den Sdjuldner ruinieren oder Zahlung erlangen will. Mit einem deutlichen Hieb auf Frankreich bemerkt er:„Will man seinen Schuldner vernichten, so verlangt man mehr, als er vernünftigerweise zahlen kann, und nimmt sodann fem Haus, sein Lond, sein Hab und Gut in Besitz, ohne Rücksicht darauf, ob sie zu
Nationalistische Oierbant-Courage. Von Friedrich Wendel . Zwecklos, zu verschweigen, was rings im Land geraunt, ge- ..schelt und nach dem dritten Glas Bockbier mit couragierter Zunge „offen und ehrlich", wie die nationalistische Redensart lautet, ausge- sprachen wird: Ein Krieg ist zwar ein Unglück, aber wenn'? nochmal jejen Frankreich singe, Herr Nachbar... Wir haben zwar— das vierte Glas wird ergriffen— die Schnauze voll, aber... Natürlich stimme ick for den Weltfrieden, aber... Ich bin selbstredend— selbstredend! — Pazifist, aaaber... Aber wenn's ncchmal gegen Frankreich ginge, dann, ja dann... Ja was dann? Van Spießerbicrbänken habe ich die Redensart in den letzten drei Tagen oft genug hören müssen: der allein interessierende Nachsatz ist nie ausgesprochen worden. Was er tun würde, der Patriot Piefke, wenn's gegen Frankreich ginge, das ist sein Geheimnis, sein dunkles, unenträtselborcs, vor oller profanen nationalistischen Neugier streng gehütetes Geheimnis. Insofern also schaltet diese 1323« Kreszenz des Piefkeschen Patriotismus für die ernsthafte Diskussion aus. Nun aber gibt es betriebsame Ausbeuter der Piefkeschen Seele, und diese sprechen also: In ein« Redensart, wie der erwähnten, offenbaren sich jene unt« d« Oberfläche des Geschehens fließenden und tätigen Regungen der Nationalseele, jene schwer definicrbaren, der begrifflichen Erfassung immer unzugänglichen Impulse, auf die es sehr ankomme und mit denen der Staatsmann, der die letzten Weihen weg hat, zu rechnen habe. Was keinem Verstand der Verständigen zugänglich sei, darin lebe und webe die nährende mystische Dummheit, und eben auf sie kcmmc es an. Der Fachmann braucht nicht zu staunen und der Laie sich nicht zu wundem. Bitte: Psychologen stellten fest, daß es ein Unter- bewußtsein beim Individuum gebe. Es hätte mit dem Teufel zu- gehen müssen, wenn nicht Kenner der Rotationsmaschine alsbald vom Unterbewußtsein des einzelnen auf ein Unterbewußtsein d« organisierten Vielen, auf ein Unterbewußtsein d« Nation hätten schließen mögen. So etwas ist doch zu singern, Herrschaften! Und so«leben wir denn wieder einmal eine Zeit des gläubigen Sich- verfenkens in jene unter der Oberfläche schlummernden Regungen und Strömuigm der Nationalseele,„auf die es ankommt". Was diese Sorte Mystizismus, ausgenützt durch gefährliche Patrone, in der Geschichte, und zumal in der Geschichte Deutschlands , angerichtet hat, ist ein Kapitel des Grauens und der Entsetzlichkeit, geschrieben mit dem Blut armer Betrogener, die aus bösem Traum erst erwachen durften, wenn sie ihre Augen für immer vor der Sonne dieser Welt schließen mußten. Wenn's noch einmal gegen Frankreich ginge, Herr Nachbar, dann, ja dann würde mit einem Schlage alle Not ein Ende habenj Ein Krieg hat Europa ins Elend gebracht, aber ein neuer Krieg, es
oerwerten sind oder nicht." Man dürfe vom Schuldner keine Summe verlangen, die ihn zu lebenslänglicher Sklaverei und Armut verdammt.„Kriue tapfere Nation wird so etwas lauge aushallen." Man könne zwar dreißig Jahre taug von dem Brot jedes Äindes die Bult« abkratzen und so ein oder zwei Milliarden Golduiark mehr Entschädigung verlangen, aber das sei nicht der Sinn des Vertrages von Versailles.„Hungrige Gc- sichter schaffen zornige Herzen, und der Zorn verbreitet sich weiter wie der Hunger. Ich meine, was Deutschland zahlen kann, ohne eine Generation von Arbeitern zu ägyptischer Sklaverei und ihre Kinder zu halbem Hungertod zu verdammen, lledc Unterdrückung führt, wenn sie fortgesetzt wird, schließlich zur Kala- strophe des roken Meers. Europa ist gerade erst mit großen Ver- lüften feinen Fluten entronnen. Wir wollen nicht noch einmal hindurch." Sotstbaster Dr. Napee. Der deutsche Botschafter in Paris, Dr. Mayer, ist bekanntlich von Paris direkt nach München gereist, ohne vorher noch in Berlin B«icht zu erstatten. Eine Nachrichtenagentur kann feststellen, daß Dr. May« in der Tot schon seit längerer Zeit schwer trank ist und daß er schon lange die Absicht hatte, von seinem Posten zurück- zutreten. Dr� May« leidet an schweren Magcnblutungeu, und die Pariser Slerzte hatten dringend abZ«aten, jetzt zu reisen. Dr. Mayer hat bis zuletzt auf seinem Posten ausgeholten und ist, entgegen dem Rat der Aerzte, der Weisung der Reichsregittung ge- folgt. Er ist dann direkt nach München gereist, wo er hofft, eine Besserung seines Leidens zu finden.
Kranzösisch-amerikanijche Verhandlungen. Mashington, 13. Januar.(TU.) Nach einer Meldung des „Petit Parisicn" hatte der französische Botschaft« in Washington Iusserand, gestern eine Unterredung mit dem Staatssekretär Hughes, dem er die Pläne der französischen Regierung genau auseinandersetzte. Bor ollen Dingen soll Iusserand auch großen Wert darauf gelegt haben, zu«klären, daß Poincare ebenso wie ganz Frankreich bereit sei, mit Deutschland zu ver» handeln, soweit dieses nur Beweise seines guten Willens ge- geben hätte. In Washingtoner gutunterrichteten Kreisen ist man der Ansicht, daß diese Zusicherung die Möglichkeit einer demnächstigen endgültigen Lösung des europäischen Problems enthalte. Wiedtfeld und Hughes. Paris , 13. Januar. (EE.) Ucber die Besprechungen des deut- schen Botschafters Dr. Wiedtfeld mit Staatssekretär Hughes weiß„New Park Herald" zu berichten, daß der Staatssekretär die Versicherung gab, es müssen Anstrengungen gemacht werden, das Reparationsproblem zu lösen. Doch ließ er keinen Zweifel darüber, daß die amerikanische Regierung der Meinung sei, daß Deutschland bisher keine ernsthaften Anstrengungen gemacht habe, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Es solle daher ver- suchen, innerhalb seiner Leistungsfähigkeit zu zahlen.
Doch ein Stinnes-finyebot? Luxemburg , 13. Januar. (DA.) Die DTA. erfährt aus hiesigen Jndustriekreisen Näheres über das von dem Paris « Berichterstatter der„Vossischen Zeitung" bereits vor einigen Tagen kurz angedeutete Angebot der Stinnes-Gruppe an Frankreich . Hugo Stinnes hat diese Meldung bekanntlich dementiert, doch ist die Quelle, aus der die DTSl. schöpft, so zuverlässig, daß«s zum mindesten nötig erscheint, daß Herr Stinnes sich jetzt eingehend zu dieser Frage äußert. Am 9. Januar d. I. hat nach dieser Information eine Gruppe deutscher Industriell«, an deren Spitz« Herr Stinnes steht, durch die Bermitiilung luxemburgischer Großindustrieller in Paris d« französischen Regierung ein« Anregung üb«mitteln lassen. In dieser Anregung wurde«klärt, daß die fragliche deutsche Industrie- gruppe bereit wäre, die Garantie für 18 Milliarden Goldmark zu übernehmen, die durch ein« ausländische Anleihe aufgebracht werden sollten. Allerdings inüßien dazu besonder« Maßnahmen wirtschaftlicher Art getroffen werden, darunter in erster Linie die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Gleichbcrechtigwlg, die Frei- gäbe gewiss« Jndustrieunternehmungen im besetzten Gebiete bzw.
ist ja logisch, wird das Paradies elabliercn! Wir haben zwar keine Waffen, ober wenn's gegen Frankreich geht, verlassen Sie sich darauf, kommt der liebe Gott vom Himmel und bringt uns Kanonen und schwere MG.s! Wir haben zwar keine Verpflegungsvorräte, aber wenn's gegen Frankreich geht, wird Manna vom Himmel regnen und, Wund« der Wunder, dieses Manna wird sogar nicht oerschoben werden! Man denke, in Deutschland nicht oerschoben werden! Wir ocrabscheuen zwar olle den Krieg als kultivierte Menschen, ab« wenn's gegen Frankreich geht, werden wir natürlich begeistert zu Viechern! Wie bitte? Die große Entdeckung des Jahres 1919 ist, daß Kanonen Weltfragcn nicht mehr zu lösen vermögen? Ja, aber wenn's gegen Frankreich ginge... Was sagen Sie? Selbst die Bourgeoisie, also eine Klasse, deren Intelligenz in mitleidserregendcm Maße nachgelassen hat, ist dahinter gekommen, daß sich ein Krieg nicht mehr rentiert? Ja, wenn's ab« doch gegen Frankreich geht... So reden sie, wirr— wie im Traum! Ihr Wachen, scheucht Schlaf und Traum aus den Gehirnen!
„Ein llahr ohne Liebe". Im Thalia-Theater gibt's wieder mal eine neue Operette. Wieder mal von Ludwig H i r s ch f e l d, der sich mit Alfred Deutsch in das Thema teilt. Das handelt dies- mal von einem sonderbaren Onkel, der seinen Neffen unter der Bc- dingung zu seinem Universalerben einsetzt, daß er„ein Jahr ohne Liebe" ouf einer einsamen Insel einsam verlebt. Im allgemeinen ist das ja kein Konfliktsstoff, aber für die Operette genügt's, besonders wenn mit ein paar lustigen Einfällen und einigen Witzen grotesken Formats nicht gespart wird, wie es hier der Fall ist. Die Musik von Leo A I ch e r gibt freundliche Stimmungen in ein« bescheiden geschmackvollen Massier und entbehrt, ohne dem Orchester allzu viel zuzumuten, doch nicht der Charakt«istik. Daß der Komponist von verwandt«» Klängen nicht loskommt, soll man ihm bei dem Genre nicht übelnehmen. Die Aufführung war vorzüglich vorbereitet und gut inszeniert. Siegfried Arno und Dora H r a ch, auf wirkungsvollste Komik eingestellt, Ida Van« und Johannes Miller, gc- sanglich zufriedenstellen, bildeten die Hauptstützen. Man sollte sich ab« endlich an dieser Bühne von der lästigen Unsitte freimachen, jede Gesangsnummer den unentwegten Elaqucurs zu Gefallen drei- mal zu wiederholen. k. Die Tänzerin Ruth Schwarzkops gab im V l ii t h n e r- S a a l vor einem sehr zahlreichen Publikum Proben einer sympathischen Kunst, die allerdings nicht zu Superlativen herausfordert und die sich schwer chcrokt«isi«en läßt, weil ihr die persönliche Not? fehlt. Ihr Vorzug besteht in ein« beweglichen, fruchtbaren, durch strenge Eeschmackskulwr veredelten Phantasie und iu einer wirklich gedie- gcnen Technik, die zu dem aufgeplusterten Dilettantismus der heute beliebten Sc«!snhops«ei sehr angenehm kontrastiert. Das Höchste freilich bleibt aus: weder fciulyrischer Stimnuuigszauber nach die- nysisch? Ekstase wurden in diesen braven.. sc'.ideu Tänzen lebendig. Zwei fein und klug komponierte Mosaiken aus kleinen technischen Bravourdemlls, der„Bogentanz"(Schubert) und das„Crescendo" (Lassan ), bildeten die Delikatessen in de« gut bürgerlichen Pudding
möglichst baldige Zurückziehung d« Besatzung und keine neu« De » setzungsaktion. Ferner wurden noch innerpolitische Bedin- gungen über die Privatisierung der Eisenbahnen und andere Reich sbetriebe gestellt. Die französische Regierung habe das Angebot abgelehnt, d« es ihr nicht möglich gewesen sei, sich auf diese Bedingungen einzulassen, insbesondere nicht auf die innerpolitischen, da dies« zu den Konipetenzen der deutschen Regie- rung gehörten. Ei» Tementi gegen Poincare . Die„Deutsche Wgemeine Zeitung" dementiert die Behauptung Poincares, daß die Herren Stinnes und Siwnberg ihn um eine Zusammenkunft ersucht hätten, um«inen Austausch von Kohle und Koks, unabhängig vom Reparationskonto, vorzuschlagen. Diese Darstellung des französischen Ministerpräsidenten sei unwahr und irreführend.
Die Kosten der Ruhrbesetzung. Wenn man die bisherigen Besetzungsausgaben zugrundelegt. so kommt man nach zuverlässigen Schätzungen auf einen monat- lichen Betrag von 7 Millionen Goldmark, die aus der neuen Besetzung des Ruhrgebietes entstehen. Davon fallen ö,ö Millionen Goldmark den beteiligten Ententestaaten und 9,5 Mil- lionen Goldmark Deutschland zur Last. Die Ausgaben für die Transportkosten zur Durchführung des Antransportes der bei der Ruhrbesstzung verwandten Truppen sind auf eine Million Gold- mark zu veranschlagen, wobei nur der deutsche und französische bil- lige Militärtarif zugrunde gelegt ist. Demgegenüber machen dt« Kohlenmengen, mit denen Deutschland noch im Rückstand ist, den Betrag von 23 Millionen Goldmark aus und die rückständigen Holz? lieferungen stellen einen Wert von 2b- Millionen Goldmark dar. Summen, die also in gar keinem Verhältnis zu der Geldvergeudung stehen, die sich Frankreich und Belgien jetzt durch ihr militärisches Vorgehen leisten Essen, 12. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Di« Stodwerord-- netenversammlung in Essen beschäftigt« sich am Donnerstag abend mit dem vollzogenen Gewaltakt. Von der Sozialdemokratie wurs? durch den Genossen Steinbüttel folgende Erklärung verlesen: Wir schließen uns den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeisters (der Protest gegen die Besatzung) an und billigen seine im Interesse der Bevölkerung getroffenen Maßnahmen. Die Fraktion bekundet fernerhin ihre Entrüstung über die Besetzung unserer Stadt durch die Truppen der Siegerstaaten. Unsere Partei bekämpft alle Los- tösungsbestrebungen und hält treu zur deutschen Republik. Da mir das Militär im eigenen Lande alllehnen, müssen wir auch gegen jede fremde Militärherrschast, als eine Gewaltmaßnahme gegen die ruhig ihr« Arbeit nachgehende Bevölkerung, protestieren. Durch die getroffenen Maßnahmen der Siegerstaaten wird der C h a u v i- n i s m u s und der Revanchegedanke weiter gefördert. Die Arbeite rk lasse wird nach solchen Gewaltmaßnahmcn wiederum diejenige sein, welche allen Schaden zu tragen und wieder guizu- machen hat. Für«in« Wiedergutmachung im Rahmen des Mög- lichen, um dem Vertrage von Versailles , Rechnung zu tragen, wer- den wir uns bei der gesamten Bevölkerung einsetzen. Wir lehnen jedoch den militärischen Zwang, gleichgültig von welchem Lande er ausgeht, mit aller Entschiedenheit ab und fühlen uns in diesen? Sinn: einig mit den Sozialisten aller Länder. Auch der Kreistag nahm eüie längere Entschließung an, in der es u. a. heißt: Im Einv«nelMen mit der Kundgebung des Reichs- Präsidenten und des Reichskanzlers, die sich der Kreistag in vollem Ilmfang« zu eigen macht, erblicken wir in diesem Akt der Willkür einen Bruch des Vertrages ven Versailles und eine frevelhafte G-- fährdung des Weltfriedens. In dies« ernsten Stund: erneuern wir das Gelöbnis unserer unverbrüchlichen Treue zum deutschen Bat«- lande, der deutschen Republik. Die Eisenbahner unter kriegsrecht. Esseu, 12. Januar. (Mb.) Ein Dcsehl Degoulles cm die Eisenbahn« sagt in dem Gebiet, wo die französischen und bei- gischen Truppen stationiert seien, unterstehe das Eisenbahn -, Schiff- sahrts- und Telcphonperfsnal dem Beseht des kommandier«, den Gei,«ols. Nötigenfalls werde dem Verkehrspersonal die Abgabe von Lebensmitteln gegen Bezahlung zugesichert, soweit dies zu seinem Lebensunterhalt notwendig sei.
des Progrcmms. Den stärksten Beifall fanden, wie immer, die wohlfeileren Effekte der drolligen und parodistijchen Nummern: ein „Bouerntanz"(Grieg ), eine„Marionette"(Rebling) und der„Carnc- val"(Tedsschi). I. S. Nationale Operettentrauer. Wie wir in der heutigen Morgen- nummer b«eits kurz mitteilten, wollen die Direktoren der hiesigen Operettenbühnen der Verordnung der Staatsrcgierung, den morgigen Sonntag als einen nationalen Traucrtag zu begehen, s i ch nicht unteriperfcn. Sie seien weder imstande, ernste Stück? aufzuführen, noch gedächten si? ihre Theater am Sonntag zu schließen. Dieses Heroorkehren der privaten Geldsackintereffen g-genüb« einer nationalen Ehrenpflicht, der sich kein anständig denkender Deutscher entziehen sollte, wirkt besondere ergreifend bei den Diret- toren dieser fragwürdigen Kunsttempel, d«en wirtschaftliche Lage im allgemeinen unvergleichlich günstiger ist als die all« anderen Berliner Theaterleit« und die den Ausfall eines Sonntagsabends am ehesten ertragen könnten. Hoffentlich finden die dazu berufenen behördlichen Instanzen Mittel und Wege, um der Verordnung des Staats- Ministeriums auch gegenüber diesen Patrioten Respekt zu verschaffen. Werlhets Pistolen. Das 159jährige Jubiläum von Goethes Aufenthalt in Wetzlar hat eine Ausstellunq von Denkwürdigkeiten an diese Zeit gebrocht, die den Weither entstehen ließ. Das Lotte- Haus wurde geschmackvoll wiederhergestellt, und vieles Unbekannte oder Verborgene trat aus Familienbesitz zutage, durch das die Sammlungen nunmehr zu einer Sehenswürdigkeit geworden find. Wichtige neue Goethe-Funde, die dabei gemacht wurden, bespricht Prof. Heinrich Gloel in der Leipziger.,Illustii«ten Zeitung". So sind Wcrthers Pistolen ans Licht gekommen. Am 23. Ok- tob« 172 schickte das Urbild des Goethsschen Werth«, der L.gc- tionssekretär Jerusalem, an Lottes Bräutigam Kestn« ein Briefchen, dos Goethe wörtlich in den„Werther " aufgenommen hat:„Dürfte ich Euer Wohlgeboren wohl zu ein« vorhabenden Reise um Ihr? Pistolen gehorsamst ersuchen?" Die„vorhabende Reise" ging in den Tod. Jerusalem erschoß sich, nachdem er die Pistolen erhalten hatte. Diese wurden von Kestn« aufbewahrt, von seinen Nachkommen sorg- sa»> gehütet, und sind zu der Jubiläumsausstellung in die Räum« zurückgekehrt, in denen sie einst solches Unheil angerichtet hatten. Eine dieser Pistolen wird als Leihgabe im Ierusalem-Zimmer ver- bleiben; es ist nicht etwa«ine schwere Reiterpistole, sondern ein Pistölchen von nur 17 Zentimeter Länge mit 1 Zentimeter Koliber.
Nravia-Bortragc. Sonnt.:, O b a r a m m e r g a n c r V a fj l o u s v i e I e': Moni.:. T t r i n a ch§ Forschungen": Dienst. Sonnab.: .Im Kampf Mi» dem Berge": Millw.:.Die Ztärsel deck Bogelzugcck": Dann.. Freit.:„Mit Schnellzug und Ozcau« da in Pier von Berlin nach NewZZork". Tic grösst: Buchauflage. Die höch'te Au'Iag? aller Bücher der Cird- bat der A I m a n a ch. der in der ü i n e f i i ch e n Staats- d r u ck e r e i zu Peking gedruckt wird, mit v Millionen Exemplaren jährlich. Der Almanach genießt ein solches Ansehen, daß seine Riejenaujloge stet« aud&ttfcuft ilL