Weiter wird darin gesagt: Mit solchen Menschen könnt und dürft ihr as« ehr- liebende Männer nichts mehr zu tun haben, nicht mehr von ihnen euch leiten laffen. Nein! Sendet uns eure Freunde und einen Kameraden aus eurer Mitte, der euer Der- trauen besitzt, in die Volksvertretung. Der stehe ein für eure Wünsche und Interessen und freudig werden wir thn willkommen heißen als Arbeitervertreter des deutschen Arbeiterstan- des, nicht als Sozialdemokraten. Sie werden dech nicht glauben wollen, daß durch die Kaiser» reden die Autorität der Krone gewänne oder die Autorität des Monarchen? Oder glauben Sie, daß, wenn diese Reden im In- lande so ganz und gar nichts nützen, st« vielleicht imAuslande nützen? Glauben Sie, es macht im Auslande einen erhebenden Ein» druck, wenn alle Augenblicke der deutsche Kaiser die stärkste Partei Deutschlands In der heftigsten Weise b e k ä,m p f t und damit nach außen hin dokumentiert, daß es eine große Partei im Innern des Reiches gibt, die er selbst als den inneren Feind Deutschlands bezeichnet, Äs den Feind, der auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung und seines Thrones hinarbeitet? Glauben Sie, daß das das Ansehen Deutschlands im Auslands stärkt? Da» Gegenteil ist die notwendige Folge. Man mutz sich draußen sagen: Da wächst eine Partei heran, die mit zirka 100 000 Stimmen, die sie gewinnt, notwendiger- «eise die deutsche Monarchie, das deutsche Kaisertum, das deutsche Staatswesen untergräbt. Nicht genug damit, daß der Kaiser so gegen uns redet, nun kommt gar noch sein Sohn, der Kronprinz des Deutschen Reiches, und macht es ihm nach Dieser junge, 20jShnge Herr kommt und redet von unserer Partei als von»Elenden'. Ja, was hat denn dieser junge Herr eigentlich für Der dien st e, datz er sich überhaupt herausnehmen kann, in diesem Ton von der deutschen Sozialdemokratie zu sprechen. Wenn man uns die Partei der Elen- de» nennt, ach wir ärgern uns nicht darüber; schließlich wird dieser Name ein Ehrenname für uns, genau so, wie der Name »Geusen ', Bettler,«in Ehrenname geworden ist für den holländischen Adel und das holländische Dürgertum, als die spanischen Eroberer im Lande hausten und es im Kampfe mit diesem stand. Da atzep- terte man das Schimpfwort Dettier,„Geusen ', als Ehrennamen. Dielleicht beschließt nächstens»in sozialdemokratischer Parteitag: wir nennen uns künftig Partei der Elenden. Damit werfen wir den Herren den Handschuh ine Gesicht. Ich mein« aber, der junge Mann hätte zunächst Besieres zu tun, als Reden zu halten und solche Angriffe gegen uns zu schleudern. Dieser junge Mann. der vorläufig«ach menschlicher Berechnung noch lang« Zeit hat, bis er auf den Thron kommt sollte doch etwas Des- Jäss zu tun wissen, als schon in jungen Jahren sich als den grim- «igflen Feind der deutschen Sozialdemokratie aufzuspielen. Ich meine, das könnte seiner Zukunft al» künftiger deutscher Kaiser vielleicht nicht einmal sehr förderlich sein; denn mittlerweile dürste die deutsche Sozialdemokratie noch eine ganz andere Machtstellung erobert haben als heute, und er darf dann vielleicht nicht mehr wagen, von uns als den»Elenden' zu sprechen.... Der hoffirmtgsovste Sohn WAHelms kann trotz Westarp unft Goltz und ihrer Glaubensgenoffen jetzt bis zum Nimmer- leinstage auf seine Krone warten. Aber die sozialdemokratischen Arbeiter, die damals al» Vaterlandsverräter beschimpft wur- den und heute von Goltz wieder beschimpft weichen, haben mit Schrecken erleben müssen, wie sehr Recht ihr August Bebel behielt, als er die außenpolitischen Wirkungen der kaiserlichen Redsübungen voraussagte. Und sie sehen heute mit Ingrimm, daß die Anbeter des wilhelminischen Systems noch immer in das gleiche Horn blasen, trotzdem oder vielmehr weil gerade die Massen der Arbeiter im Rheinland , an der Saar , in der Pfalz und jetzt wieder an der Ruhr in erster Linie die Gewaltstöße des fremden Imperiakismus aufhalten müssen. Die schlechten Musikanten, die heute wieder die Kriegs- drommete ertönen lassen, sollten doch ein wenig auch aus der inneren Geschichte des deutschen Volkes gelernt haben.
Die Verbole des Zungdeuischeu Ordens sind vom Staatsgerichts. Hof zum Schutz« der Republik aufgehoben worden.
JkariÜen. Do« W t l l y M ö b u-s. Die uralte Sehnsucht des Menschengeschlechts, es den Lögekn gleichtun zu können, und scheinbar mühelos durch den Raum zu jcheveben, ist nunmehr in Erfüllung gegangen. Die Segelflug- Wettbewerbe i« d« r Rhön brachten im vergangenen Jahr« al» höchste Leistung«tnes motorlos«, Flugzeug« den Dreistunden- slug. Die Segelflug T. rn. o. H. hielt gestern im Marmor- hau» einen Werbetag für den Segelst ugspart ab, In der zum ersten Male in Verl «« ein vom Geschäftesührer der wissenschaftlichen G<- sellschaft für Luftfahrt Krupp aufgenommener Film von der Segel- flugkonkurreng m der Rhön gezeigt wurde. Die harte« Bedingungen der Entente, die den deutschen Flug- zeugbau zu drosseln»eesuchten, gaben für Deutschland «inen ver- stärkten Anlaß, sich mit dem vom Friedensdiktat nicht verbotenen motorlosen Fiug zu beschäftigen. Ein anderes Moment liegt in dem Bestreben, den Motorfiug wirtschaftlicher zu machen. Di« starken motorischen Fwgzeuge oerbrauchen sehr hohe Brennstoffmengen. Während im Kriege die Wirtschaftlichkeit ein« untergeordnet« Roll« spielte, muß man heute versuchen, die Motorstärken ganz erheblich herabzusetzen, ohne die Leistungsfähigkeit zu sehr zu vermindern. Man begann deshalb, ausbauend auf die Versuche Lilienthals, fyste- matisch den Bog elflug zu studieren, baute Hänge gleite? und Segelflugzeuge und kam fo dem erstrebten Ziel näher. Unter Segelswg versteht man de« motorlosen Flug ohne Höherwerlust, unter Gleitflug einen solchen mit Höhenverlust. Beim Segelfiug «erden di« turbulenten Luftströmungen ausgenützt. Das Flugzeug muß daher so gebaut sein, baß«, ein« möglichst geringe Sinkgdchwin- digkeit hat, f» daß vom Winde wenig Austricbsarbeit geleistet zu werdm braucht, wenn der Gleitflng m einen ansteigenden Segel- flug verwandelt«verben soll. Die erfolßeeichste Moschtn« he« dan Rhönwettbewerben war der Hannoversche Eindecke?»« a m o q r', mit dem H entzen seinen be- rühmten. DretftundenEug ausführte. Das Flugzeug gleicht äußer- lich einem Motorflugzeug, de« jedoch der Propeller und der Motor iehlt. Dos Trogdeck ist übe? dem Rinnps«mgebracht, durch dessen Tieflage besonder,«srstrebungen de» Fahrgestells sich unnötig mach. ten. Das Fahrgestell ist au» Gummibällen gebildet, die zur Hälfte aus dem Runqff herausragen und«inen geringen Luftwiderstand bieten. Die IragfiSche ist au« drei Teilen gebildet, die durch Bolzen miteinander verbunden werden. Sie hat eine Spannweite von 12,00 Metern bei MS Meter größter Flächentief«. Die Fläche kann zur Quersteuerung verwunden werden. Am Rümpfende ist ein Höhenstelier angberacht, außerdem sst ein Seitansteuer mit oorge- lagert«? Kielflosse vorhanden. Di« meisten der zur Konkurrenz ge- meldeten Flugzeuge waren von den akademischen Fliegergruppen verschiedener Hochschulen konstruiert und oft auch von prominenten Flugzeugsabriken ausgeführt worden. Im Gegensatz zu diesen in konstruktiver Hinsicht allen Anforderungen entsprechenden Flugzeugen standen zwei Ausführungen, die von Privatleuten in ihren Muße- stund«» mit tat geringsten Mitteln konstruiert waren, so der Ein-
Der Krieg öer Stahlkönkge. Wir wiesen schon mehrfach darauf hin, daß die Wurzeln der ftanzösischen Ruhraktion in starkem Maße in den Gegen- sätzen zwischen der ftanzösischen und deutschen Schwerindustrie zu suchen sind. Der Pariser Korrespondent der Londoner „Daily Mail" schreibt hierzu, daß die Folge der Besetzung der Ruhr durch die Franzosen wahrscheinlich die Bildung einer deutsch -franzö fischen Allianz des französischen Eisens und der deutschen Kohle sein werde. Die Notwendigkeit der Vereinigung dieser beiden Grundlagen aller Rohmaterialien werde stärker sein als alle Pläne der Politiker. Deutsche und Franzosen würden dann in einigen Iahren die BeHerr- scherdesStahlmarktes werden. Es sei die Rede da- von, schwedisches oder spanisches Eisen nach Deutschland ein- zuführen. Jeder Fachmann wisse aber, daß nur lothringisches Erz für die deutschen Hochöfen und dentscher Koks für die französischen Hochöfen verwendet werden könne. Es hänge von England ab, durch Anschluß an die Reparationspoliiik Frankreichs einen Platz in dieser Kombination zu erhalten oder seine Industrie zu ruinieren. Die Darstellung, di« hier gegeben wird, ergänzt sehr gut die bereits bekannte Tatsache, daß es sich bei dem Kampf zwischen den französischen und deutschen Stahlkönigen um die Höhe der Beteiligung bei dem künstigen deutsch -fran- zösischen Stahltrust handelt. Die„Daily Mail", die im Gegen- satz zu den meisten englischen Organen eine heftige Kampagne für Frankreich führt, beeilt sich, die englischen Stahlmagnaten zu veranlassen, mit bei der Partie zu sein, um nicht von der französisch-deutschen Konkurrenz erdrückt zu werden. Doch ge- rade die Angst vor dieser Konkurrenz ist es, die England zwingt, sich gegenüber jeder Kombination ablehnend zu ver. halten, die ein französisch-deutsches Eisen- und Kohlenmonopol auf dem europäischen Kontinent aufrichten würde.
Stimmen öer Vernunft. Die Ruhrbesehung militärisch und wirtschaftlich ein Nnsinn. Das Organ der französischen Liga für Menschenrechte „Ms E-biers" beschäftigt sich in seiner letzten, unmittelbar vor der Besetzung des Ruhrreviers erschimenen Nummer mit der Re- parationsstage und bringt hierzu einen Artikel des ftanzösischen aktiven Generals Earrail.der ein« Besetzung der Ruhr vom militärischen Standpunkt aus beurteilt bzw. verurtellt, und einen Aussatz von Roger Picard, der die Frage vom rein wirtschaftlichen Standpunkte aus behandelt. Der General Serrail kommt nach längeren Erörterungen, die die militärische Zwecklosigkeit des Unternehmen» auseinandersetzen, zu d-m Schluß: Heut« könnte man, anstatt an den Wert einer militärischen Rbeinbarriere und territorialer Pfänder zu glauben, die Sicherheit Frankreichs besser garantieren, Indem man einfach das ganze linke Rheinufer, einschließlich der schon jetzt neutralen SO Kilometerzone des rechten Rhdinufers, gänzlich entmilitarisiert. Militärische Besetzung ist überhaupt nur ein Rest vergangener Anschauungen: sie ist an sich nichts wert: im Gegenteil, sie übt einen moralischen Einfluß aus, der die schlimm- sten Folgen hoben kann. Um die Ausführung eines Vertrages zu erreichen, braucht man nicht zu den Waffen zu areifen und Pfänder auf Pfänder zu häu'en: man kann andere Maßnahmen treffen, ». B. die etappenweise Räumuna und EntMilitarisierung des be- setzten Gebiets nach direkter Verständigung mit den Interessierten, je nach dem Grade der Erfüllung der Bertragspflichten. Professor Roger Picard untersucht wirtschaftlich den etwaigen Nutzen, den Frankreich von einer„produktiven Pfändcrnahme' haben könnte, und kommt auch hier zu einem wesentlich negativen Resultat. Auf jeden Fall, sagt er, gibt es nur ein« Möglichkeit: Ob man nun das System der Pfänder richtig oder falsch findet, es ist unerläßlich, ein Reparationsprogromm im Einverneh- men mit den Alliierten, mit Deutschland und den anderen aufzustellen. Er schlägt folgende vier praktischen Maßnahmen zur endgültigen Erledigung der Reparaticnsstage vor: 1. Eine inlern aflonale Anleihe, emikliert vom Völkerbund.— 2. Sachlieferungen.— 3. Beteiligung der Enlenle au deutschen Akllengefellfchaften.— 4. Eine innere deuksch«»Vefrcinngsanleihe". deren steigender Erkrag eine elappcmveise Räumung des bcsehiea Gebiets zur Folge habe« würde.
deck«? des süddeutschen Tischlergesellen Espenlaub, dessen Flügel di« größte Spannweite aufwiesen und der unter Verwendung von Konservenbüchsenblech und einfachem Tannenholz hergerichtet war. Da vieser Flugzeugenthusiast nur sehr beschränkt« Mittel besaß, war es ihm zuletzt unmöglich, Unterlegscheiben für di« Befestigung der Der- strebungen zu beschoffen, und er half sich dadurch, daß er Zehnpsen- nigstück« durchbohrte. Dies« Maschine wie auch die de» ostpreußischen Lehrers Schulz wurden nicht zur Konkurrenz zugelassen, da sie den gestellten Konstruktionsforderungen nicht enifprachen. Trotz- dem wurden mit ihnen außerhalb der Konkurrenz tadellose Flüge ausgeführt und di« Malchin « de» Tischlers Espenlaub ist vom Deutschen Museum in Mümgen angekauft worden. Es mutet an wie ein« Ironie des Schicksal«, wenn man erfährt, daß im Ge- gensatz zu diesen erfolgreichen primitiven Maschinen das von Prof. von Parseval konstruiert« Fahrzeug der Fliegergruppe der Teschrn» fchen Hochschule Berlin bei dem Probeflug,«cchrscheinlich wegen zu geringer Verdrehungsfestigkeit, zu Bruch ging. Der Starteines Seaelflugzeuge» geht in der Weife vor sich, daß drei bi, sechs Mann da« Flugzeug cm einem langen Seil gegen den Wind ziehen. Schon nach wenigen Metern hebt es stch von der Erde und bei genügender Geschwindigkeit wird das Sek» abgeworfen. Ausgabe des Führers ist nunmehr, durch geeignete Tätigkeit der Steuerorgan« das Fahrzeug in der Lust zu halten. Es ist nur zu verständlich, daß dieser Teil der Technik, der trotz aller Erfolge immer noch Neuland ist, und bei dem man sehr aus tastende Versuch« angewiesen ist, große Begeisterung bei seinen Iün- gern erweckt. Wir dürfen annehmen, daß e» diesen modernen Nach- folgern des Ikarus in ausdauernder Arbeit gelingen wird, das Pro- blem des Segelfluges in einwandfreier Weift zu lösen.
Sheckefpoares.Mnkermärche»' l» der Volksbahne. Wahrschein- lich ist dieses Sinnfpi-l von der unheilbaren Eifersucht de» Manne » Shakespeare » letztes Wert. Das letzt« seiner Gestaltung wird er- füllt, das letzte seiner Moral wird verraten. Ach, so lange noch der Tumult In unserem Blute heiß ist, können wir die Zärtlichkeit der Frau nur dulden, wenn sie mit sedem Wink, mit jeder Regung, mit jedem Flackern des Gemütes uns gehört. Der Mann, der l» stark liebt, in Liebe ganz stch zersplittert und auflöst, darf solche Frauen- treue fordern. Wird sie auch nur geschmälert durch da» freundlichste und mildeste Schöntun der Gattin, so hat ei; jede» Recht, zum äußersten der Entrüstung zu kommen. Leonte», der eifersüchtige sizilische König, ist nicht ein Eifersüchtiger aus edler Bestialität wie Othello . Cr hat den Uebergsist der Eifersucht erkannt. Das Grund- gefetz der Natur, das Mann und Weib beherrscht, hetzt ihn allein. Ihm ist nicht vorzuwerfen, er wäre ein Tyrann. Und es sind 16 Jahre der kinderlosen, stauenlosen, unendlichen Einsamkeit not- wendig, damit der Schnee in diese Siedehitze de» Königs fällt und er als Gnadengabe die Umarmung ftiner unschuldige» Frau empfängt. Unschuldig ist Hermione gewiß, aber sie ist nicht unschuldig vor Gott , vor dem Gatten auch nicht. Um ganz unschuldig zu sein, hätte sie den Platz auf dem Herzen des Gatten auch nicht für«ine Sekunde verlassen dürfen. Sie hätte auch zu dem artigsten Gast- freund gemessener fein müssen, al» fie es in ihrer Frauenlieblichkeit
Unverantwortliche ffetze. In der„Kreuzzeitung " beschwert sich Graf Westarp darüber, daß die Sozialdemokratie es ablehnt, mit den Ratio- nalisten an einem Strange zu ziehen. Wir fragen Herrn Westarp, ob er es vielleicht unterzeichnet, wenn die „Deutsche Z e i t u st g" sich nicht nur in diesem Augenblick im wüstesten Radauantisemitismus gefällt, sondern auch die denkbar dümmste Kriegshetze betreibt.„Frankreich und Polen marschierenl" ruft sie in ihrer Sonntagsausgabe aus. Wir lassen aus dem Elaborat eine kleine Blütenlese folgen: „Aengstlich und unsicher schaut Poincare auf sein« Trabanten im Osten Deutschlands . Allein noch regt stch nur Polen , dieser aus Verrat und Betrug geborene Söldner st aat... Aber Polen hat schon zuviel Schmiergelder aus Paris erhalten und sein mit Frankreich geschlossener Vertrag klopft mahnend an die Tür... Die Rolle Serbiens von 1914 hat jetzt Polen zu spielen.... und je nachdem wird Polen später oder früher in Ostpreußen einfallen. Polen soll noch mehr. Polen soll auch in West-Oberschlesien einfallen... Krieg steht auch im Osten bevor! Kommt es zum offenen Krieg, den Deutschland nicht will, den ihm aber Frankreich (und, wie es nach diesen Kostproben scheint, auch eine gewisse Rationalistenprcsse Deutschlands . Anm. d. Red.) aufzwingen will, um der Welt er- neul vorzulügen, daß Deutschland den Frieden bedroht, so wird es ein grausamer Krieg. Dolch und Messer werden eine größere Rolle spielen, als Mörser und Bombengeschwader." Wenn Herr Westarp diesem Ritt eines blanken Gesäßes auf dem Rastermesser Geschmack abgewinnen kann, so mag� er das mit sich selbst verantworten. W i r nähern uns auch nicht mit der Gasmaske einer derartigen Atmosphäre.
Der Morö von ltangenöreer. Der deutsche Geschäftsträger in Paris sst beauftragt worden, der ftanzösischen Regierung folgende Rote zu überreichen: Der Bluttat in Bachum, die den Gegenstand meiner gestrigen Rote bildete, ist eine zweite, nicht minder schwere Bluttat gefolgt. Am 19. Januar, abends 9,30 Uhr, ist der Krankenträger K o- w a l s k i vor dem Amtsgerichtsgebäude in Langendreer von einem frnazöstschen Wachtposten erschossen worden. Kowalski ging über den Kaiserplatz auf das Amtsgerichtsgebäude zu.' Der fran- zösische Posten rief ihn cm und gab gleich darauf Feuer. Da sich der Vorfall in der Näh« einer brennenden Laterne abspiette, mußte dcr Posten gesehen haben, daß es stch um eine einzelne wehrlose Person handelte, die keinerlei Angrisfsabstchten erkennen ließ. Die Tat ist um so verwerflicher, als sie nicht nur auf die Dru- talität eines einzelnen ftanzösische Soldaten zurückzuführen ist. son- dir», wie der französische Kommandant in Langendreer gegenüber dem dortigen Bürgermeister erflärt hat, der erteilten Im st r u k- tlon entspricht. Die Erteilung derartiger Instruktionen während einer angeblich friedlichen Aktjpn richtet sich selbst. Die deutsche Regierung erhebt auch in diesem Falle schärfsten Protest und behält sich vor. volle Genugtuung zu fordern. Köln , 22. Januar. (TU.) Abend, 6 Uhr 30 Minuten wurde in der Gegend des Doms ein stcmzösischer Offizier, dr ein jungs Mädchen belästttgt haben soll, von deren Bräutigam zur Rede ge- stellt. Er zog daraufhin seinen Revolver nud gab mehrere Schüsse auf ihn ab, von denen einer ein Mädchen, das zufällig Zeugin des Borfalles war, ins Bein traf. Der Offizier konnte vor der Menge, die sofort eine drohende Haltung annahm, entfliehen. Essen, 22. Januar. (Mtb.) Die in einem Teil der Berliner Presse verbreitete Meldung, ein französischer Posten sei von einem deutschen Zivilisten bei Dorsten aus einem Revolver beschossen war- den, hat in den Kreisen der Arbeiter große Empörung hervor- gerufen. Don einem solchen Dorfall ist im Ruhrgebiet nicht das mindeste bekannt., ' Dortmund . 22. Januar.(„Franks. Ztg.") In Dortmund sah man gestern abend zahlreiche Trupps von etwa 100 Personen, welche durch Umzüge gegen die französische Besetzung protestierten. Trotz des Derbots der Besatzungsbehörde wurden Lieder gesungen. Ein Beamter der Schutzpolizei wurde verhaftet, well er einen ftanzösischen Offizier nicht gegrüßt hat._
tat. Ja, der alte Shakespeare hegt und erbaut vier Jahre vor seinem Tode, vier Jahre auch vor dem Tode des Cervantes, des Eni- larvers jeder Lerstiegenheit, dies« Haoemsmoral. Der Satrap de» Herzens— und nur weil er so.königlich bleibt und den Kelch des Wehes abgründig erschöpft, ist er Beispiel und Siiflichkeit. Das Wintermärchen ist ein schönes, auch in der Form unendlich harmo- nifche, Stück, eine Kirchenlitcmei, Glockengeläute de? Menschcn- erkenntnis und Lebenslehre, di« heute noch nicht an Leuchtkraft ver- loren hat. Der Schauspieler freut sich, daß er dieses wohlgegfledert« Drama, in dem jeder Auftritt und jede Silbe herrlich und reis ausgewogen sind, klingend machen darf. Welch Abstand vom grausigen Othello zum tragisch verklärten Leontesl Der eigentlich heitere Mann wird getroffen, nicht der verrückt«, von der Wüste ausgebrannte Rubicr. Kayßler trug die Falten seines Königsgewandes beinahe anarchisch. Es war fein Martyrium denn auch wie«in Bußetun gc- zimmert. Er leidet, ohne daß er es verdient. Seine Eifersucht hat ubersinnliche Gründe. Sie wütet mehr gegen Gott als gegen die Frau. Denn Gott hat es so gewollt, daß auch die treueste Frau noch die Feindin de, Gatten ist. Frau F e h d m e r birgt die Lieblichkeit ins Weihende der Samariterin. Dann kommt in ihre Miene ein Zug, der auf Nonnenbilder eher gehört als aus Bildnisse der Koni- ginnen, dann kommt in ihr« Kehl « leicht ein Ton, würdiger des Beicht- stuhls als des Hofgemaches unter sizilischem Azurblau. Es war eine «ohlvorbereitete Aufführung, an der Greta Schröder , Ja- Hanno Koch-Bauer, Fritz Albertl.Hans Reußing, Fe? d i n a n d Steinhofer und Heinz Hilpert nicht min- deres Berdienst erwarben als die Vertreter der ersten Rollen. M. H. Alkersrekorde bei tvkomoflven. Der Altersrekord unter noch in Gebrauch befindlichen Eisenbahnlotomottven wird in Europa Zweifel- los von einigen Maschinen in Spanien gehalten, die im Jahre 18-19 gebaut wurden und heute noch laufen. Gewöhnlich hat eine Loko- motive ein Lebensalter vyn 16 bis 20 Iahren. vi« älteren Maschinen sind meistens so umgestaltet, daß ihre ursprünglichen Erbauer sie nicht wiedererkennen würden. Während dieser Lebens- zeit legt eine durchschnittliche Maschine eine Strecke von 1K bis 214 Millionen Kilometer zurück. Wie eine englisch « Zeitschrift be- richtet, ist die älteste Lokomotive, die noch für Personenzüge in Groß- britannien in Gebrauch ist, die Lokomotive Nr. 224 der Nordcisen- bahn, die seit 1871 Dienst tut und erst jetzt außer Betrieb gesetzt wurde. Dieser englische Lokomotioenveteran war e», der den Un- glückszug führte, der am 28. Dezember 1875 das furchtbare Unglück auf der Tay-Brücke erlebte. Die Maschine wurde mit den Wagen zusammen ins Wasser geschleudert und lag einige Monate, bevor sie geborgen wurde. Es stellte sich dann heraus, daß die Maschine verhältnismäßig wenig gelitten hatte, und sie konnte bald wieder in Dienst gestellt werden. 1886 und 1897 wurde sie umgebaut.
»Die EiSriesenböhle im Dennengebirge bei Salzburg. -' Der Lichtbildervortrag wird am 23., abend» ii Uhr, im Schubert-Saal wiederholt. »Junge Dichter vor die Frontl-' 7. Veranstaltung: George N. Goldschlag, Sprecherin Erna Feld, heute abend 8 Uhr im Lesting mchemn. Brüderftratze 18. Zutritt kostenlos.'