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lulcbcr entfaltet. Die schlimmsten Wunden des Krieges wären heute bereits vernarbt und alle Segnungen des Friedens der Welt für lange hinaus gesichert vielleicht für immer, wenn es den sozialistischen Parteien in den entscheidenden Groß- staaten gelingt, innerhalb der nächsten Jahrzehnte ans Staats- rüder zu kommen. Wie der Friedensvertrag das gerade Gegenteil dessen be- wirkt hat, was er bewirken sollte, empfinden wir am deutlich- sten gerade jetzt. Und dabei war er das Werk der Führer des radikalsten Teiles der bürgerlichen Demokratie der neben Deutschland zivilisiertesten Teile der Welt. Wilson, ein Philosoph der erhabensten Ideale, Lloyd George , der an den Sozialismus streisende Sozialradikale, dem es gelungen war, das englische Haus der Lords zur Ohnmacht herabzu- drücken, und endlich C l e m e n c e a u, der Vorkämpfer der bürgerlichen äußersten Linken, der 1871 versucht hatte, zwischen Versailles und der Pariser Kommune zu vermitteln, der später einen Feldzug für die Amnestierung der verurteilten Kom- munards führte und nach deren Heimkehr den Sozialisten so nahe kam, daß WilhelmLiebknecht unter dem Pseudo- nym Outis während des Sozialistengesetzes der ständige Mit- arbeiter an Clemenceaus OrganJustice" wurde. Und diese Verfechter radikalster bürgerlicher DemokraUe haben so elende Produkte zutage gefördert, wie die Friedensverträge von 1919, und haben noch Beifall in weiten Kreisen der Sieger dafür gefunden. Das läßt sich nur erklären durch die verrohenden, v e r- dummenden Wirkungen, die dieser entsetzlichste aller Wellkriege weit mehr noch als seine Vorgänger hervorrief. Sie wurden noch verstärkt durch die berauschenden Wirkungen eines grenzenlosen Sieges, die völlige Zerschmetterung des Gegners. Zu alledem kam noch die Riesenhastigkeit der Auf- gaben, vor die sich die Sieger gestellt sahen: sie hatten eine Welt neu einzurenken, die völlig aus den Fugen geraten war. Ganz unvermittell traten diese Aufgaben an die neuen Herren der Welt heran, die ihr mit vollster Unwissenheit gegenüberstanden. Nie war dringender als jetzt die Methode des VerHandelns mit der Gegenseite erheischt, über deren Ver- Hältnisse man ganz im unklaren war. Nie mußte die Methode autokratischen Dikticrens verhängnisvoller wirken als jetzt. Und nie wurde diese Methode durch die Kriegspsychose und die Schrankenlosigkeit des Sieges nähergelegt als jetzt. Aus allen diesen Faktoren erwuchs die eigenartige Politik des Sieges der Aera des Nachkriegs. Des Sieges im Klassen- kämpf Rußlands , im nationalen Kampf der Entente. Es ist di« Politik des Bolschewismus, hier des Sozial-, dort des Nationalbolschewismus. Sie produziert hier wie dort die gleiche Zerstörung, den gleichen Ruin der Bolksmassen, die vom Sieger zertreten werden. Natürlich kann dieser Zerstörungsprozeß nicht ewig vor sich gehen. Früher oder später kommt die Stunde der Be­sinnung. Abr leider eher später als früher in Rußland wie im Westen. Zuerst sind es die Angelsachsen, die zur Vernunft kommen. Sie hatten ihre bürgerliche Revolution schon vor bald JOO Jahren. Eine starke Armee haben sie nie gekannt. Bei ihnen sind demokratische Methoden und das ökonomische Denken einer industriellen Bevölkerung tief eingewurzelt. Der Krieg hat diese Methoden und dieses Denken vorübergehend durch Roheit und Diktatur des Militarismus zurückgedrängt. Aber jetzt machen sie sich wieder stark geltend. Ganz anders Frankreich . Man kann in der Geschichte nicht bloß von einem preußischen, sondern auch von einem französischen Militär ismus sprechen wobei wir unter Militarismus nicht bloß das Vorhandensein einer starken Armee, sondern auch die Begeisterung für die Armee und ihre Denkweise verstehen. Wohl waren die fran,zäsischen Armeen nicht immer so er- folgreich wie die preußischen, die in den fast zwei Jahr- Hunderten vom Regierungsantritt Friedrichs II. bis zum Re- gierungse-nde Wilhelms II. nur einen Feldzug verloren, den von 1806. In Frankreich endete Ludwig XIV. mit einem Versagen seiner Armeen, ebenso Napoleon I. und der III. Und

Stilvoll. Stroßenb ilder von Karl Fischer. Der Stil ist der Mensch selber! hat mal ein Schriftsteller gesagt. Er meinte damit den Stil seiner Sprache, und seiner Ausdrucks- weise. Heute ist man darüber hinaus und erhaben, heut« weih man, daß viel wichtiger der Stil der Kleidung eines Menschen ist, die Farbe seines Huts, die Form semer Beinkleider, der Schnitt von Bluse und Rock , überhaupt wie er sich hat und hält. Ein paar Beispiele zum Beweis. In irgendeiner Straße geht rarmittags um elf Uhr ein Pärchen, eng aneinandergeschmicgt. Er hat einen hohen schwarzen Hut auf, schwarzen Rehrock und dunkle Beinkleider. Sie trägt ein Kleid, dem man ansieht, daß es neu und soeben von der Nadel der Schneiderin gekommen ist. Unmittelbar hinter den beiden folgen zwei Männer, die ebenfalls mit einer gewissen Feierlichkeit gekleidet sind. Um die vier fliegt so etwas Freudiges, Festliches und flattert Ihnen weit voraus. Man braucht wahrlich kein Prophet zu fein, um zu wissen, daß die vier dem nächsten Standesamt zustreben. Aber sie fallen nicht weiter aus, sie sind nichts Besonderes und nichts Bemerkenswertes im Leben der Straße. Doch man wird bald eines Besseren belehrt. Zwei Herren kommen des Wegs, betrachten das Pärchen und der eine sogt: Nun seh'n Sie nur diesen Kerl! Schwarzen Hut, schwarze Hosen und gelbe Stiefel! Ist das nicht einfach scheußlich, diese Stillosigkeit!"Ach Gott, " erwidert der andere,ein Arbeiter!" Und das Wort Arbeiter wirft er nur so weg, wie das Verächtlichste von der Welt. Nein, nein!" häll der andere eifrig dagegen.Außerdem hat heute der Arbeiter das meiste Geld und kann sich das Beste und Schönste taufen. Nein, nein, das ist es nicht allein. Diese Stil- losigteit steckt uns Deutschen tief drin und ist nicht rauszustöbern. Durch diese Stillosigkeit haben wir uns lächerlich gemocht in der ganzen Welt." Und man denkt, wie falsch man doch bisher unterrichtet war, wenn man annahm, daß unsere Fatzken von Korpsstudenten und Offizieren mit Monokel und peinlichst gescheitelter Bügelsalte das Lachen aller Welt herausgelockt haben. Bor dem einen Stadtbahnbogen des Bahnhofs Friedrichstraße, um den herum heute ein Chaos lagert und liegt, daß es ausschaut, als wollte dieser Wirrwarr sich niemals lockern, und lösen, drängen und drücken sich die Menschen und sehen einem eigenartigen Schau- spiel zu: Auf hoher, schwanker Leiter balancieren zwei Arbeiter in graufahlem Anzug, mit Kapuzen über dem Kopf und breiten Brillen zum Schutz der Augen. Auf den ersten Blick denkt man, zwei Taucher turnen da auf den Leitern herum. In den Händen halten p« schwere Schläuche mit spitzem, messingenem Mundstück.

doch, welch glänzende Stellung hatte Frankreich unier jedem dieser Regenten durch seine Armee in Europa eingenommen. Unter Napoleon I. hatte es das ganze kontinentale Europa bis an die russische Grenze beherrscht. Das wirkte faszi- nierend auf fast die ganze Nation. Der ruhmlose Untergang Napoleons III. hat dann die miUtaristische Denkweise in Frankreich stark beeinträchtigt. Durch den Sieg von 1918 wurde st? wieder aufs stärkste neu- belebt, um so mehr, als in Frankreich das Geldkapital stärker ist als die Industrie, die überoll ein kraftvolles, antimilita- ristisches Proletariat mit sich bringt. So ist in Frankreich der Nationalbolschewis- m u s bis heute stark geblieben. Dabei stehen ihm dort Macht- mittel zu Gebote, wie in keinem andern Lande der Welt, und er findet an seinen Grenzen die von ihm besiegte Nation, die aller militärischen Machtmittel entblößt ist, wie kein an- deres Land der Welt. Da wähnt er feine diktatorischen Ge- lüfte straflos austoben zu können. Indes auch in Frankreich naht die Stunde der De- s i n n u n g. Der Nationalbolschewismus ruiniert nicht nur anders Länder, sondern auch das eigene. Die wachsende Steuerlast erweckt in Frankreich wachsende Oppositton gegen den Nationalen Block. Aber wie manches andere Regime vor ihm, dessen Boden unter den Füßen wankt, fühlt auch er sich dadurch nicht zur Umkehr veranlaßt, sondern gedrängt, durch einen großen Streich, bei dem alles auf eine Karte gesetzt wird, einen Erfolg zu erzwingen, der seine Positton von neuem befestigt. Es ist Hasardeurpolitikdla Ludendorff, die jetzt Poincar6 treibt, und sie dürfte für ihn und seine Leute ähnlich enden wie für Ludenddrfs. Diese Politik kann Frank» reich nur neue Lasten, nicht neue Reparationen bringen, und sobald die Masse des französischen Volkes das merkt, ist es mit Poincarö vorbei. Es scheut neue Steuern, dagegen sind ihm die eigentlichen Triebkräfte der Ruhrbesetzung sehr gleich- gültig, wo nicht widerwärtig. Das gilt für das Verlangen der französischen Schwerindustrie nach einem europäischen Monopol, ebenso wie für das Streben der Polittker alter Schule nach Auflösung des Deutschen Reichs. Trotz dieser Aussicht auf Besiegung Poincarös ist die Partie eine sehr ungleiche. Frankreich drohen bei dem Ruhr- abenteuer wohl große Unbequemlichkeiten und Lasten, dem deutschen Volk aber, vor allem dem Proletariat Hunger und Elend, der Industrie der Bankerott. Indessen, wie zerschnnden und zermürbt wir auch aus der Abwehr der feindlichen In- vasion hervorgehen mögen, das Gelingen dieser Abwehr vermag doch ein Wendepunkt im Geschick Deutschlands , im GeschickderWelt zu werden. Der Mißerfolg Poincarss muß den nattonalen Bolsche- wismus in seiner stärksten Hochburg erschüttern. Damit wird die ganze Welt reif für die Ersetzung der bolschewistischen durch die demokratischen Methoden in der äußeren Politik. Dann tritt an Stelle des Diktierens das Verhandeln, das Streben nach gemeinsamem Wiederaufbau der Welt, was nicht den Verzicht auf die Erfüllungspolitik bedeutet, wohl aber ihre Begrenzung auf ein erträgliches Maß und den Verzicht auf die erbitternde Politik der Sanktionen, vor allem den Verzicht auf die Besetzung deutschen Gebiets durch fremde Truppen. Unsere Aufgabe ist also nicht die Lahmlegung des fran- zösischen Volkes, sondern die Lahmlegung des französischen Nationalbolschewismus, seine Isolierung in der Welt uni) in Frankreich selbst. Dazu ist es aber dringend notwendig, daß es uns deut- schen Sozialdemokraten gelingt, den Nationalbolsche- wismus im eigenen Lande im Zaum zu halten. Unsere Politik der Abwehr kann nur dann Erfolg haben, wenn sie in einer Weise geführt wird, die uns die Sym- pathicn der Welt sichert. Dieser Erfolg würde aufs äußerste gefährdet, wenn es den deutschen Nationalbolschewisten ge-

Man hört es geheimnisvoll rauschen, aber man weiß nicht, von wannen dieses merkwürdige Geräusch kommt. Und dann steht man, daß di« beiden da oben auf den Leitern ganz feinen Sand, der durch Sauerstoff aus den Schläuchen getrieben wird, gegen das Mauer- wert des Stadtbahnbogens streuen und spritzen. Aller Schmutz und Rost und Ruß wird auf diese Weife von der Mauer gerissen, die nun wieder blank blitzt, als wäre sie eben erst vom Maurer aufgerichtet worden. Und man steht ein Weilchen mit den anderen und staunt hinauf zu den Arbeitern und denkt an das Risiko der beiden auf den Leitern, wenn die Brille rutscht und der Staub die Augen ruiniert, oder wenn der Schlauch platzt, und der Sauerstoff ihnen Kleidung und Körper oersengt. Und mit einmal hört man in der Nähe wieder etwas von stilvoll und stillos. Man erschrickt, blickt noch genauer nach den Arbeitern, ob sie etwa in stilloser Kleidung stecken und fragt sich erschreckt, ob nicht irgendein freundliches Band oder eine frische Blume ihre fahle Kleidung schmücken müßte. Aber dann hört man dieses:Nun sehen Sie nur diese Men- schen! Wie stillos, dazustehen und Arbeitern zuzusehen! So etwa wie man früher stand und staunte, wenn der Kaiser kam, wobei man stch doch erbauen und erholen konnte!" Und nun weiß man gewiß: Der Stil ist der Mensch selber!

lieber Wanderungen in Sowselrußland sprach in fesselnder, anschaulicher Weise Geh. Rat Georg Cleinow in der Urania . Diese war derartig überfüllt, daß nicht alle Einlaßbegehrenden Karten bekommen konnten. Unter den Zuhörern bemerkte man viel Jugendliche. Der Redner wies darauf hin, daß ganz Ruß. land von Widersvrüchen zerrisien sei. Rußland, das den sechsten Teil der Erdoberfläche einnimmt, wird seit ö Jahren von einer Ge- fellschaft regiert, bei der man fragen muß, wo ihre Kraftquellen sind. Die sind nur aus der Geschichte verständlich, aus Vorgängen, die 1000 Jahre zurückliegen. Die Russen sind nie von sich selbst regieri worden, daher dulden sie auch jetzt die Usurpatoren. Im Kreml thront Lenin , vor dem Kreml werden die Paraden abge- kälten, und wer den Kreml hat, besitzt nicht nur Moskau , sondern ganz Rußland . Im neuen Rußland fällt einem der koloffole Entwicklungsgang des Eisenbahnwesens auf. Aber die Ordnung auf den Hauptstrecken geht auf Kosten der Nebenstrecken. Viele Linien hat man einfach eingestellt. Die jetzige Regierung wünscht eben nur die Kon- Zentrierung aller Kräfte auf die Hauptstrecken. So ist es im Eisenbahnwesen, so ist es im Stoatssystem, und der Fatalismus des russischen Voltes und seine Fähigkeit zu dulden, kommt der Re- gierung zugute. Das ganze Land wurde mit drahtloser Telegraph!« verschen, all« ihr nützlich erscheinenden Nachrichten verbreitet die Regierung, sie unterrichtet das Volk ganz einseitig vom Stand der Dinge in der Welt und erzählt ihm stets etwas von der Entwicklung zur Welirevolution. Dasselbe Bild bietet die bolschewistische Presie, eine ander« wird nicht geduldet. Mit eisernen Hämmern werden die Gedanken der Kommunisten in das Volk gehämmert. Rädel und

länge, die Führung der Abwehraktion an sich zu reißen. Im Wettkampf der Nationalbolschewismen müssen wir unter- liegen. Wir können den französischen Nationalbolschewismus nicht durch den deutschen überwinden. Er würde bloß die Welt wieder gegen uns aufbringen und den Besinnungsprozeß in Frankreich stören. Deutschland hat den Krieg verloren, well es sich isoliert hatte w der Welt. Es würde auch den Krieg mit PoincarH verlieren, wenn es abermals eins Politik triebe, die es isolierte. Also kein Predigen von Revanche, von Franzosenhaß, oder auch nur eigenmächtige Zerreißung des Verfailler Ver- trags. Unler Feind ist der Nationalbolschewismus, unser Verbündeter jeder, welcher Nation immer, der ge- wlllt ist, dem Nationalbolschewismus zu Leibe zu gehen, um durch demokratische Mechoden im Völkerleben endlich der Welt den Frieden und damit den Aufstieg zu ökonomischem Gedeihen zu bringen, der mit den Methoden der Diktatur nie und nimmer zu erreichen ist.

poincars unü öe? öochumer Tote. WTB. meldet: Auf den P r o t e st, der be, der franzöli- schen Regierung wegen der T ö t u ng des Sohnes des Loko- motivführers Birve in Bochum erhoben worden ist, hat Herr P o i n c a r 6 dem deutschen Geschäftsträger in Paris ge­antwortet: Ich beehre mich den Empfang Ihres Schreibens vom 20. d. Tll. zu bestätigen, das sich aus den Zwischenfall in Bochum vom 15. d. M. bezog. Ich benutzte diese Gelegenheit, um Ihnen in Erinnerung zu bringen, daß entsprechend den allgemein anerkannten Regeln jede Handlung, welche die Sicherheit der auf dem rechten Rhcinufer die InterallUerke Zngenieurkommission begleitenden Truppen gefährdet, oder seder Versuch einer solchen Ge­fährdung nochsichtslos unterdrückt werden wird." Diese Antwort zeugt sowohl von Verlegenheit und von Verlogenheit. Sie ist übrigens charakteristisch für die verschroben-unehrliche Denkungsart ihres Verfassers. Pom- cor6 wagt zwar nicht offen zu behaupten, daß die Sicherheit der Soldaten, die in Bochum mit Maschinengewehren in die Menge hineingefeuert haben, gefährdet war, er deutet es nur iiidirekt an. Was fürallgemein anerkannte Regeln" meint er übrigens? Etwa die Haagsr Landkriegsordnung? Die kann doch hier unmöglich in Betracht kommen, da die Entsendung von 19 Ingenieuren mit über 160 699 Mann Beglelltruppen" als einefriedliche Aktion" gerade von Herrn Poincars bezeichnet worden war... Oder das Rheinland - abkommen? Dieses kommt ebensowenig in Frage, da es sich auf ein ganz bestimmt umgrenztes Gebiet bezieht. Der fran- zöfischs Ministerpräsident ist sich so sehr dessen bewußt, daß die Invasion des Ruhrgebietes mitten im Frieden ein völker- rechtliches Nooum und Monstrum darstellt, daß er seine Zuflucht zu vagen Redensarten nehmen muß, deren Leere er durch erhöhte Brutalität zu verschleiern versucht. Die Art, wie Poincar«? in dieser Antwort sorgfältig ver- meidet, zu behaupten, die Sicherheit der schießenden Soldaten sei gefährdet gewesen, ist um so auffallender, als eine offi- zielle französische Darstellung des Vorfalles m Bochum ver- breitet worden ist, die von einer Notwehr der Franzosen sprach. Es handelt sich um ein K o m m u n i q u 6 d e s f r a n- zösischen Kriegsministeriums, das in der fran- zösischen und belgischen Presse, merkwürdigerweise aber nicht vom WTB. veröffentlicht wurde. Dieses Kommunique ist außerordentlich konfus, spricht von zwei verschiedenen Zusam- menstößen, wobei es j e einen Toten gegeben haben soll, das erstemal um 7 Uhr abends zwischen deutschen Demonstranten, das zweitemal ein Stunde später vor dem Lahnhof. Da heißt es wörtlich: Um 8 Uhr abends wurde ein Infanterieposten, der den Bochumer Bahnhof besetzt hielt, von einer auf 2000 Personen ge- schätzten Menge angegriffen. Schüsse wurden von den vemon- siranteu abgefeoert; Kugelspuren wurden auf dem vom Posten besetzten Gebäude f e st g e st e l l t. Der den Posten kommandierende

Trotzky reagieren auf die feinsten Regungen der Provinz. Die Wegelosigkeit Rußlands und die gute intakte Armee sind die Stützen der jetzigen russischen Regierung. Der Redner betont«, daß er als alter preußischer Offizier sein« helle Freude an den Jungen? hatte. Alles, was ihm im Kadettenkorps und als junger Leutnant als Ideal vorgeschwebt habe, fand er in der Roten Arme« verwirklicht. Jeder Rekrut lernt schreiben und lesen und bekommt jeden Tag zwei Stunden volkswirtschaftlichen und historischen Unterricht nach dem Katechismus von Marx, wie die Rusien ihn auffaffen. Bor zwei Jahren hat man in Rußland angefangen, vom Kommunismus abzuschwenken. Den Inhalt des alten kommunistischen Manifestes verteidigt die russische Regierung nicht mehr. Sie führte den freien Handel ein, der ihren Kredit stärken, ausländisches Kapital heran- ziehen und versiegende Steucrquellen durch andere Mittel ersetzen sollte. Die theoretischen Ausführungen des Redners fanden durch zum Teil kolorierte Bilder ihre sinnfällige Erläuterung. Man sah dieses Rußland , geschaffen zum Traum, zur Romantik und zum Wunsch, und die Neugruppierung um die asiatisch russischen Säfte, e. b. Der Berliner Volks-Ehor(Dirigent Dr. Ernst Zander) veran- staltete am Sonntag einen S ch u b e r t- A b e n d, bei dem die bekanntenM ü l l e r li e d e r" vorgetragen wurden. Die Mit- glieder des Chors waren mit vielen anderen Besuchern diesmal nur als Zuhörer anwesend. Herr Alfred Witt« sang dl« vor 100 Iahren von Schubert komponierten Lieder, die von des Müllerburschen Lieb und Leid erzählen, mit großer Innigkeit und wurde dabei von Dr. Ernst Iokel verständnisvoll llegleiiet. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg dieses rührigen Arbeiterchors. W. M. Internationale Tnberkulvse-Slerbsichteit. Ein Bericht de» amerikanischen Gesundheitsamtes gibt eine Zusammenstellung über den Einfluß der Kriegszeit auf die Sterblichkeit an Lungenschwind- sucht in den Dereinigten Staaten und zieht die Ziffern der anderen Länder zum Vergleich heran. Wie in derKlinischen Wochenschrifi" hervorgehoben wird, zeigt sich auch in Amerika ein kurzes Ansteigen der Ziffern in den Jahren 1917 und 1918, denen dann ein sehr tiefer Absall 1920/21 folgt. Diese geringe Steigerung hängt mit der Grippe- Epidemie zusammen und ist gegenüber der in Deutschland und Oester. reich unerbeblich. Gerade aus diesem Unterschied ersieht man die ver. beerend« Wirkung der Hungersnot in den blockierten Ländern. Im Lahr « 1913 betrug die Sterblichkeit an Lungenlchwindfucht auf 100090 Einwohner in New Pork 171, in London ISO. in P--r s 323, in Verelin 156, in Wien 302. Die entsprechenden Zahlen betrugen in den Jahren 1917 und 1918 in New Park 164 und 160, in London 171 und 159, in Patts 259 und 248, in Berlin 292 und 246, in Wien 423 und 427. Während in den sogenannten..Friedensjahren" 1919 und 1920 dies« Ziffern in New Park, London und Paris wieder stark zurückgingen, betrugen sie 1919 in Berlin noch 245, in Wien 490, 1920 in Berlin 148, in Wien 405. Staoteopet. In btc M 0 n c S i f u" Alistllhriing cm 24. oirt ftitra ftcrnp letztmali? vor ihrem Bmerila-UrlalUi in der Titelpartir auflreten. ffraneesco Michael Bohne». z» Leifing-Theater wird Goethe »S<> m o n t" in de? Inszenierung von Victor Baraocosly fitr Anfang Febaoir oorchereitet.