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Rheinlandkommission und Vertragsbruch.

Die französische   Regierung hat die Beschwerde der deut­fchen Regierung über die Verordnungen der Rhein­landkommission, durch deren Erlaß diese sich in den Dienst der Ruhraktion gestellt hat, mit folgender Note an den deutschen   Geschäftsträger in Paris   beantwortet:

Der Kampf der Gewerkschaften. Die Streilleitung der Maschinisten und Seizer der Rheinschiffahrt teilt uns mit: Kohlen beladenen Schiffe, gleichviel ob mit Reparations oder Die Franzosen machen die größten Anstrengungen, die mii Privatfohle, gewaltiam zu annettieren. Die Schiffe werden in St. Goar   und Oberwesel   abgefangen und unter militärischem 8wang nach Straßburg   weiter geleitet. Franzöfifche Bolizei­boote verhindern mit Waffengewalt das Anlegen und Anfern der Dampfer und Schiffe an neutralen Anferplägen.

Zum Abschleppen der beschlagnahmten Kohlenfähne und auch der mit Privat kohlen beladenen Schiffe werden überwiegend Dampfer französischer Firmen verwandt, auf denen deutsche Be­faßung ist. Die Streilleitung bat infolgedeffen die Stillegung dieser fran­ zösischen   Dampfer angeordnet und durchgeführt. Ueberall dort, wo das Maschinenpersonal durch Waffengewalt gezwungen wird, beichlagnahmte Kohle abzuschleppen, ist die Arbeit Das Maschinenpersonal der Dampfer auf dem Rhein- Hernes Kanal von Schleuse 1-7 hat die Arbeit geschlossen eingestellt.

fofort einzustellen.

Ruhrbesetzung und Reparationen.

Die Berliner   für die Nuhrarbeiter.

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Genosse Schlegel dankte dem Redner und gab ihm unter dem Beifall der Funktionäre die Erklärung ab, daß die sozialistische Be­wegung in Deutschland   unter allen Umständen gegen jede natio­nalistische Bewegung eingreifen werde. Ueber das eigentliche Thema Sprach alsdann Genosse Löffler.

es

Die Berliner   Funktionäre hatten sich gestern in den Kammer- im Januar 125 Frant, aber Frankreich   schreibt für den von deutschen  " Soeben erhalte ich das gefftige Schreiben, durch das Sie im fäfen versammelt, um ein Referat des Genossen Löffler über das Gruben gelieferten Rots nur 37 Frant auf Reparationskonto gut, Namen Ihrer Regierung gegen die Verordnungen der Inter- Rohlenreparationsproblem und den Gewalt att während der deutsche   Steuerzahler in diesem Monat pro Tonne aillierten Rheinlandkommission protestieren, die unter Verlegung auf das Ruhrgebiet   entgegenzunehmen. 55 590 M. zahlen mußte. Frankreich   macht mit Hilfe des deutschen  des Rechtes und der Verträge erlassen worden feien. Die französische  Regierung tann derartige proteste, die offensichtlich auf bei der Ratastrophe im Mossehaus Verunglückten durch die englische Arbeiterklasse das Expansionsstreben Frankreichs   erkannt. Bor Eintritt in die Tagesordnung ehrte die Versammlung die bietet damit den englischen und den Weltmarktspreis. Klar hat Reparationstoffes nun einen Durchschnitts preis und unter­eine Vertauschung der Rollen hinauslaufen, nicht zulassen. Erheben von den Blägen. Genosse Schlegel sprach namens der Frankreich   will mehr als es angibt. Es will durch die Be Sie wird dem Vertrage von Versailles  , den die deutsche   Regierung Berliner   Parteiorganisation den Hinterbliebenen der Toten und den fetzung der Ruhr seine hochgespannten Ziele verwirklichen. Wer das fyftematisch zu verlegen sucht, Achtung verfaffen." Halbamtlich wird durch WTB. dazu unter anderem gesagt: Berletzten das herzlichste Beileid aus. Ruhrgebiet   befiht, hat Deutschlands   Wirtschaft, denn hier werden Der Verzicht auf eine Widerlegung des deutschen   Standpunktes Dann begrüßte der Vorsitzende den Genossen Bugton, der mehr als fünfmal so viel Steinkohlen wie in den übrigen Kohlen­foll wohl den Eindrud erwecken, daß Frankreich   es nicht mehr als Vertreter der Independent Labour Party das Ruhrgebiet   be- gebieten Deutschlands   gefördert. Und doch täuscht sich Frankreich  , nötig habe, die Welt von seinem guten Recht zu überzeugen. reift hat, um der schwer fämpfenden deutschen   Arbeiterklasse Grüße wenn es mit seinem Marsch ins Ruhrgebiet   feine Ziele erreichen Tatsächlich wird der Eindruck, dem wahren Sachverhalt entsprechend, zu bringen. Von lebhaftem Beifall der Anwesenden begrüßt, nahm goldenen Gier legte. Die treibenden Kräfte für das Vor­will. Es erdrosselt höchstens die henne, die die der sein, daß gegen die deutsche   Auffassung nur Argumente geltend Genosse Burton das Wort. Er wies auf die Haltung der eng gehen Frankreichs   sind in den Bestrebungen der französischen  gemacht werden fönnten, die selbst die franzöfifche Regierung der lischen Arbeiterpartei hin, die durch ihr im Vorwärts" veröffent Kapitalisten zu suchen. Herr Poincaré   ist ihr ausführen­Deffentlich feit nicht vorzulegen wagt. In den Schlußworten verkündet Herr Boincaré seine Absicht, dem Vertrag lichtes Manifeft gegen den französischen   Rechtsbruch entschieden pro- des Organ. Das geht auch aus den Denkschriften dieser Kapita­von Versailles   Achtung zu verschaffen. Deutschland   will nichts teftiert habe. Die englischen Arbeiter haben von ihrer Regierung ge- listen an ihre Regierung hervor. Sie wollen die führende anderes als Achtung des Vertrages. Hätten die Fran- fordert, daß das ganze Reparationsproblem dem Bölkerbund, dem Stellung in der europäischen   Eisen- und Stahl­zosen den Vertrag geachtet, so würden jest weder französische   Sol auch Deutschland   als gleichberechtigtes Mitglied angehören solle, über bei weitem noch nicht weit genug. Die Kohle genügt ihnen nicht, industrie übernehmen. Ihnen geht der Versailler Vertrag daten ein Willkürregiment im Ruhrgebiet   errichten, noch würde wiesen werden müsse. Leider ist die Arbeiterpartei nur eine Minorität sie wünschen auch die deutschen   Hochöfen. Sie bezeichnen die deutsches Staatseigentum im Rheinland geplündert werden. im englischen Parlament. Die englischen Arbeiter hoffen, daß sie ihre Lage der französischen   Eisenindustrie für hoffnungslos, menn Regierung wenigstens an einer Mitwirkung bei dem Gewaltaft im Deutschland   gelänge, seine Erzbafis wieder herzustellen! Hier ein Ruhrgebiet   verhindern fönnen. Die englische Arbeiterpartei ist ein zugreifen sei Aufgabe der französischen   Politit( Erregung). entschiedener Gegner des Versailler   Bertrages. Sie strebt freund. In dieser Richtung liegen auch die Anordnungen des Generalfontro schaftliche Beziehungen zwischen dem englischen und deutschen   Bolfe leurs Coft e. Unterstüßt wird dieses Streben durch die Militaristen. an. Sie ist der Ansicht, daß alle Gewaltmaßnahmen Frankreichs   In einer Denkschrift der Rheinlandkommission wird darauf hinge mehr der deutschen   Arbeiterschaft. Sie billigt und be- französischen Werke zusammen, und bei Krupp   allein tönnten nach nuglos find, sie bewundert die entschlossene paffive Ab- wiesen, daß im besetzten Gebiet 80 Broz. der Farbstoffwerke lägen, die in der Lage feien, fechsmal so viel Gift zu erzeugen- als alle wundert die Haltung der deutschen   Sozialdemokratie, die sich gegen entsprechender Umstellung mehr Waffen als in allen staatlichen und jede nationalistische Heze wendet.( Beifall.) Die Ar- privaten Fabriten erzeugt werden. Aber wir wollen teine Waffen­beiter müssen überall einen schroffen Trennungsstrich zwischen sich schmiede.( Cebhafter Beifall.) Herr Poincaré   follte Mit­und allen nationalistischen Elementen ziehen. Wir hoffen, daß dieser glied einer deutsch   nationalistischen Organija­Rampf nie eríahmen möge.( Lebhafter Beifall.) tion werden.( Zustimmung.) Die deutsche   Arbeiterschaft singt nicht die Wacht am Rhein", oder Siegreich wollen wir Frankreich  schlagen", aber sie wird durch ihre Disziplin dem bis an die Zähne sein muß durch Streit zu begegnen wissen.( Beifall.) Bis jetzt bewaffneten Feind durch passive Resistenz, und wenn es muß Frankreich   einsehen, daß es mit seinem Borstoß feinen Erfolg erzielte. Noch arbeitet das Ruhrgebiet   für Deutschland   und die nicht entladen hat, so ist dies nicht auf den Druck der bewaffneten leiften.( Bustimmung.) Wenn für die Reparationen gearbeitet wer Die Erregung im Ruhrgebiet   ist groß, und wenn sie sich noch Ruhrarbeiter, lehnen es ab, unter Bajonetten Reparationsarbeit zu französischen macht zurückzuführen, sondern auf das disziplinierte den foll, muß Frankreich   zur Erkenntnis fommen, daß sein derzeitiges Berhalten der Arbeiterschaft.( Beifall.) Allgemeine Entrüftung hat Vorgehen verfehlt ist. Frankreich   wundert sich, daß die deutschen  die Begründung der Aktion durch Frankreich   bei der Be- Arbeiter gegen die Verhaftung der Bergwerfsdirektoren protestieren, Dölferung erregt. In der französischen   Erklärung, daß es sich um obwohl sie ihre politischen Gegner seien. Die Arbeiterschaft protestiert Uns geht folgende Erklärung des im Deutschen   Verkehrsbunde eine friedliche Aktion" handele, sieht die Bevölkerung geradezu eine gegen jede Art von Gewalt, gegen jeden Rechtsbruch und tritt ein organisierten Binnenschifferpersonals zu, die in Verdurch Truppen belegt, überall wird requiriert, es wird vorgegangen hoffen, daß die französische   Arbeiterschaft aus dem Borgehen der Heuchelei.( Zustimmung.) Hunderte von Gebäuden und Schulen find für jeden, der dadurch betroffen wird.( Bustimmung.) Wir wollen fammlungen beschlossen wurde: deutschen   Arbeiterschaft den Willen zum einigen Zu­sammenarbeiten findet.( Beifall). daß in dem Augenblick, wo die Arbeiterschaft an der Ruhr für die Es ist beschämend, Freiheit der Republik   fämpft, in Bayern   unter den Augen der Staatsorgane das Abzeichen der Republit, die schwarzrotgoldene Fahne geschändet und die Träger mißhandelt werden.( Cebh. Entrüftung.) Wenn die Reichsregierung Frankreichs Steinkohlenproduktion betrug 1913 insgesamt 40,1 den Kampf im Ruhrgebiet   ernsthaft unterstützen will, möge fie die Millionen Tonnen. Im Jahre 1919 war die Förderung auf 19,2 für die Vorgänge in Bayern Berantwortlichen zur Verantwortung millionen zurückgegangen, und im Jahre 1921 war sie erst wieder ziehen. Den Kämpfern im Ruhrgebiet   aber gilt unsere Sym­auf 24,1 Tonnen gestiegen; dazu famen noch 3,6 Millionen Tonnen pathie, gilt unser Gruß.( Lebhafter Beifall.) aus Lothringen   und 9,5 Millionen Tonnen aus dem Saargebiet, so In der Diskussion sagte Genosse Breitscheid  : Die fran­daß die Gesamtförderung mit 37,2 Millionen Tonnen noch hinter 3öfische Regierung habe das Wesen des Klaffentampfes verkannt, der Förderung von 1913 zurückbleibt. Daher strebt Frankreich   nach wenn sie geglaubt habe, die deutsche Sozialdemokratie werde ihr deutscher   Kohle. im Kampf gegen eine bürgerliche Regierung und gegen den deutschen  Der Redner erläuterte die hier in Frage kommenden Bestimmun- Kapitalismus helfen. Wir lehnen mit allem Nachdruck den Angriff gen des Friedensvertrages. Auf der Konferenz in Spaa wurde Deutsch  - des französischen   Imperialismus ab, ebenso aber auch eine so­land verpflichtet, monatlich 2 Millionen Tonnen Steinkohlen zu genannte nationale Einheitsfront. Wir haben beim Kampf gegen liefern. Drei Monate lang fonnte Deutschland   diese Bedingung er die franzöfifchen Kapitalisten auch einige Beobachtungspoften gegen füllen, dann war es aus rein technischen Gründen nicht mehr mög- die eigenen Kapitalisten zu stellen.( Lebhafter Beifall.) Genosse lich. Es muß aber festgestellt werden, daß von der Vergütung von epi erklärte, Poincaré   habe eine Situation geschaffen, die Becker­33 Millionen Goldmart, die Deutschland   auf Grund der Abmachun- Hessen gewünscht habe. Die passive Resistenz dürfe nicht zur aktiven gen in Spa zur Beschaffung von Lebensmitteln für die Bergleute und zum Kriege umschlagen, und sie müsse ein far umrissenes Zief erhalten sollte, es nur 11 Millionen von Frankreich   bekommen hat. haben. Unser Ziel ist ein anderes als das zu dem uns nationalistische ( Hört, hört!) Katastrophenpolitiker geführt haben und weiter führen wollen.- Gen. Löffler schilderte dann die Wirkung der Abtrenung Ober- Genosse Künstler betonte die gleichen Intereffen des inter­schlesiens auf die Kohlenförderung. nationalen Proletariats. Von diesem Standpunkt aus sei die jetzige Im Jahre 1921 betrug die deutsche Steinkohlenförderung vor Lage zu beurteilen. Genosse einig beruhigt Levis Bedenken; Abtrennung Oberschlesiens   136,1 Millionen Tonnen Steinkohle, durch die deutschen   Arbeiter würden schon den rechten Weg zu finden Abtretung Oberschlesiens   verloren wir 23,1 Millionen Tonnen. Dazu wissen. In der Straßenbahn und sonst überall müsse man dem tommt der Eigenverbrauch der Gruben und die Deputatkohle für die nationalistischen Geschwäß entgegentreten. Genoffe Jennemann Bergleute mit insgesamt 14,6 Millionen Tonnen, so daß Deutsch  - rügte das Verhalten der Reichstagsfraktion und polemisiert gegen land 98,4 Millionen Tonnen zur Verfügung stehen. Es sollen aber den Barwärts", der nicht genügend Material zum geistigen davon noch 22,4 Millionen Tonnen Kohlen an die Entente Kampf liefere. Ihm antwortete Genosse Schiff, daß der Bor­eigenen Förderung bei weitem nicht mehr für die Bedürfnisse Deutsch  - die ihn des Verrats am Vaterland bezichtige. Genoffe Günther geliefert werden, so daß der deutsche Verbrauch aus der wärts" im täglichen Kampf gegen die nationalistische Preffe" stehe, Hieferungsfolls. Kann man daher glauben, daß ein Staat wie Frank- durch den Vorwärts" und äußerte fich skeptisch über die Beschlüsse lands genügt. Dennnoch lieferte Deutschland   94,3 Proz. des Mindest- kritisierte die fommentariofe Wiedergabe von WTB.- Telegrammen reich feine militärische Macht aufbietet, um die fehlenden 5,7 Proz. des Parteivorstandes und der Gewerkschaften. hereinzuholen?

Der französische   Imperialismus versucht durch die Ruhrbefehung fein wirtschaftliches Ziel zu erreichen. Seinen Zugriffen auf das Eigentumsrecht mit dadurch entstehender weiterer wirtschaftlicher Abhängigkeit und in die staatlichen Hoheitsrechte der Republik  , die politifche Abhängigkeit herbeiführen sollen, sehen die Binnenschiffer den schärfsten Widerstand entgegen; fie stehen zu den Er­flärungen ihrer Spizenorganisation, protestieren jedoch noch gegen die ganzen Borgänge aus besonderen Gründen.

Bei der Befehung der linken Rheinseite im Jahre 1919 er lagen drei Binnenschiffer den Kugeln der Befagungs­truppen, Familienangehörige des Schiffspersonals wurden perwundet. Sie fielen, obwohl sie weder mit Waffen in der Hand noch sonstwie Widerstand geleistet hatten. Sühne ist bis heute nicht erfolgt, ebenso wenig eine Entschädigungszahlung, nur Achselzucken. In der vorigen Woche ist in brutaler Weise das Per­sonal des Kahnes August Niethen" an der Marau

mit angelegter Schußwaffe zur Arbeitsleistung getrieben morden, weil es auf einem von den Franzosen befchlagnahmten Schiffe nicht arbeiten wollte. Diese barbarische Behandlung fried licher Arbeiter, welche ihre Pflicht gegenüber der deutschen   Republit erfüllen, fönnen die Binnenschiffer unmöglich ertragen. Deutsch  land hat keinen Krieg mit Frankreich  , den Soldaten gegenüber hat fich kein Binnenschiffer feindlich benommen und so werden die Binnenschiffer sich auch diese Gewaltmethoden nicht gefallen lassen. Sie wollen nicht das gleiche Schicksal wie die Besatzung des Niethen"-Rahnes erleiden und sehen sich deshalb vor:

Alle von den Franzosen beschlagnahmten Fahrzeuge werden von der Weiterbeförderung ausgeschlossen, tein Binnenschiffer wird Arbeit leisten im Dienste oder im Auftrag des Beschlagnehmenden. Die Reparationsleistung ist auf Anordnung der Reichsregierung eingestellt, das gilt für alle Bürger der Republik  . Von der interalliierten Kommission fordern die Binnenschiffer: 1. Freigabe der beschlagnahmten Fahrzeuge, 2. Gewährung vollkommener Sicherheit für Leben, 2. Gewährung vollkommener Sicherheit für Leben, Gesundheit und Eigentum der Binnenschiffer, 3. Zurüdziehung der Truppen aus dem Ruhrgebiet  . Als sozialistisch denkende Arbeiter wenden sich die Binnen­schiffer mit der gleichen Schärfe gegen die durch die Besehung des Ruhrgebietes herbeigeführte weitere Berarmung sowohl, als auch gegen die dadurch entstehende politische Abhängig­teit, die sie als eine Gefahr für die Entwicklung zum Sozialismus betrachten.

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Die Binnenschiffer erwarten, daß ihre berechtigten Forderun­gen anerkannt werden und Abhilfe eintritt, auf das entfchiedenste müssen sie es ablehnen, im Schuße" der Bajonette zu arbeiten. Einstellung der Mannheimer Rheinschiffahrt. Mannheim  , 24. Januar.  ( WIB.) Der Transportarbeiter. verband hat beschlossen, die Schiffahrt auf dem Rhein   ein­3ustellen. Infolgedeffen find auch in Mannheim   die in der Rheinschiffahrt beschäftigten Personen in den Streit getreten. Jeder Schiffsverkehr auf dem Rhein   ruht. Der Streit ist auf die lehten Vorgänge auf dem Rhein   zurückzuführen. Auf Grund der Verordnung des Reichsverkehrsministers, tein Reparationsgut mehr nach Frankreich   zu befördern, verweigerte eine große Zahl von Ge­fellschaften die Weiterfahrt. Darauf haben die Franzosen   in Mainz  zwei Boote der Mannheimer   Lagerhaus- Gesellschaft beschlagnahmt. Während das eine Boot infolge Refselschadens nicht fahrbereit war und von der Mannschaft verlassen wurde, 3 wangen auf dem groeiten Boot die Franzosen die Mannschaft mit vorgehalte­nem Revolver weiterzufahren. Bei der Ankunft in Mannheim  war die Erregung unter den Schiffern sehr groß und sie traten dar­auf in den Ausstand. Auch das Personal der durch den Friedens­vertrag abgetretenen Schiffe hat nach einer Meldung der M. Bad. Landesztg." gemäß der Anordnung des Reichsverkehrs­

ministers die Arbeit verweigert.

Streifbrecherwerbung in Böhmen  .

Paris  , 24. Januar.  ( EE.) Havas meldet aus Prag  : Eine größere Anzahl tschechoslowakischer Bergarbeiter wurde in der Gegend von Mest( Brüg) für Frankreich   angeworben. Die erste Abteilung reiste gestern abend ab.

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wie im Kriege, und darüber herrscht ebenfalls große Empörung. Gewiß, die franzöfifchen Bergwerke des Nordens und des Pas de Calais   find zerstört worden. Wo militärische Gründe einge­schaltet werden, wird eben die Vernunft aus geschaltet.( Bustim mung.) Die Führer, die beim Beginn des Rüdmarsches eine An zahl Bergwerfe zerstören ließen, haben dem deutschen Bolte einen unfagbar schlechten Dienst erwiesen.( 3uftimmung.)

Aus hochvalutarischen Ländern mußte Deutschland   in den letzten Monaten für 275 Millionen Goldmark Steinkohlen   kaufen.

Der Redner tennzeichnete unter großer Erregung der Anwesenden das Unfinnige des Kohlentransportes, bei dem deutsche   Kohle nach Frankreich   gebracht wird, während mit den gleichen Transport mitteln englische Kohle aus den gleichen Umschlaghäfen nach Deutsch  land transportiert werden muß. Ja felbft im Ruhrgebiet   wird eng lische Kohle verbraucht. Alle Versuche, hier vernunft: gemäße Menderungen zu schaffen, sind am Widerstand Frant reichs gescheitert. Der Kohlenpreis wird auf Reparationskonto gutgeschrieben, aber für die Mengen, die Deutschland   fauft, muß es Goldmart zahlen. Eine Tonne Hochofentots tostet in Frankreich  

Ludendorff   arbeitet für Poincaré  .

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Nach einem Schlußwort des Genoffen Loeffler wurde folgende Entschließung angenommen:

Die Parteifunktionäre von Groß- Berlin grüßen die Massen des Ruhrreviers, tie in bewundernswerter Opferbereitschaft den Kampf um das Selbstbestimmungsrecht und die Erhaltung der deut­schen Republik führen. Sie sind in diesem Kampf unter Ablehnung jeglicher Gemeinfchaft mit den nationalistischen Elementen zu jeder Hilfe bereit. Sie verlangen, daß die Reichsregierung sofort der Schande ein Ende macht, daß Wucherer und Schieber sich aus der Befehung des Ruhrreviers bereichern. Sie werden ihre ganze Kraft einsehen, um überall, wo der Geist der Gewalt sein Haupt erhebt, ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen.

folcher Stunde! Wir sind neugierig, welche Antwort die Reichs­regierung und die bayerische Regierung auf die Provokationen zu geben gedenken!

Aufforderung zum Mord.

In Nr. 3 des Jahrgangs 1923 der Staatsbürger. 3eitung  "( Aldeutscher Berlag G. m. b. H.) heißt es in einer Anmerkung zum Fechenbach- Prozeß:

München  , 24. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Bund Oberland   hielt heute abend feine Reichsgründungsfeier ab, zu der die Mitglieder in militärijd gegliederten Trupps mit ichwarzweißroten Fahnen unter Gefang des Ehr­hardi- Liedes und anderer monarchistischer Gefänge durch die Straßen Mündens 30gen. Der Vorsitzende des Bundes, Weber, eröffnete die Feier mit einer Rede, in der er unter anderem erklärte: Wir haffen den Staat, der ohne zu erröten, feine unterschrift unter den Friedensvertrag gefeht hat. Dieses Reich der Schande ist ehrlos, wehrlos, freulos." 2lls Hauptredner erging fid) General Ludendorff   in heftigen An­griffen gegen die Republik  . Der Geist der ehrlofen Erfät- Das ist natürlich keine Aufforderung zum Mord, sondern lung beherrsche auch die heutige Reichsregierung. Aber das zu verraten, mag der Staatsbürgerzeitung" vorbehalten Höhnisch bezeichnete er die Einheitsfront als eine Faffade, bleiben, die sich ja in den gewundenen Gängen des Strafrechts aus­folange fich noch Margiften in lellenden Stellungen befinden tennt. und folange nicht Nationalisten in der Reichsregierung und allen Landesregierungen herrschen. Ludendorff   schloß mit den Worten: Kameraden, Ihr folgt dem Geist des Königs."

Herr Fechenbach wird aber vielleicht denken, lieber im sichern Zuchthaus fihen, als daß man mich draußen lyncht. In so auf­geregten Zellen ist sicher sicher."

Reichstag   und Fechenbach- Urteil.

Ein Unterausschuß des Auswärtigen Ausschusses

Nichts kann den Herren im Pariser   Ministergebäude mehr ge- des Reichstags beschäftigte sich in vertraulicher Sizung mit legen kommen als dieses Wiederauftreten Ludendorffs in der Untersuchung des Falles Fechenbach,