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Streik der Kaffenärzte?
genommen." Die Aussagen der Kinder machten jedoch einen ganz perlogenen Eindrud, so daß das Gericht von der Vernehmung der beiden sechs- und achtjährigen Kinder Abstand nahm und dem Antrage des Berteidigers Dr. Schmoller entsprechend auf Freisprechung erkannte.
Boxer- Seppels Abenteuer.
Die Folgen einer Kneipfahrt.
Ein wüster Erzeß, bei dem die Pistole in der Hand eines Betrunkenen eine verhängnisvolle Rolle spielte und bei dem es zu einer Schießerei während des Verkehrs in der Friedrichstraße fam, batte jetzt ein Nachspiel vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte, vor dem der Berufsborer Seppel Huber, mit richtigem Namen Johann Haasis, stand.
Die Berlehten des Mosse- Hauses. Auf unsere Anfrage in den Abendstunden bei den Krankenhäusern, wo die Verlegten des Mosse. Hauses Aufnahme gefunden haben, erhielten wir die Auskunft, daß der Zustand der im Krantenhaus Am Urban befindlichen Verunglückten noch unverändert ist. Frl. Rüstmann, die im Krankenhaus in der Gitschinerstraße liegt, schreitet auf dem Wege der Besserung fort. Für die beiden Verletzten Thomas und Schmelzer, die in der Charité liegen, ist vorderhand keine Lebensgefahr zu befürchten.
Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt bittet Parteigenossent um Ueberlassung eines Zimmers für eine oder zwei Nächte gegen entsprechende Entschädigung für die Teilnehmer an einer Konferenz am 30 und 31. Januar. Umgehende Mitteilungen, möglichst mit Preis, sind einzusenden an Frau Marie Juchacz , Berlin SW. 68, Sindenstr. 3, 2. Hof, 4 Treppen.
Eine öffentliche Aufforderung zur Abgabe einer Steuererklärung finden unsere Leser im Inseratenteil der gestrigen Morgennummer. Eine Anleihe von 500 000 000 m. will die Stadt Bonn aufnehmen. Näheres ist aus dem Inserat in der heutigen Nummer
Wieder ein Eisenbahnunglüd. In der Nacht vom 24. zum 25. d. m. stieß ein von Gleiwiz nach Beuthen abfahrender Trieb. wagen am Ostende des Verschiebebahnhofs Gleiwit mit einem Güterzug, der von Ludwigsglück nach dem Verschiebebahnhof fahren wollte, in der Nähe eines Stellwerts zusammen. Bisher sind fünf Leicht verlegte gemeldet. Weitere Personen find anscheinend nicht zu Schaden gekommen. Der Triebwagen ist stark beschädigt, während der Güterzug nur geringe Beschädigungen erlitten hat. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt.
Honorarrückstände der Krankenkassen. Zwischen den Groß- Berliner Krankenkassen und Rassenärzten droht ein schwerer Konflikt auszubrechen, weil die Kassen den Aerzten die am 15. Januar 1923 fällig gewordenen Honorare für das vierte Quartal 1922 nur zum Teil ausgezahlt haben. In einer Besprechung mit Vertretern der Presse gab Sanitätsrat Dr. Sternberg im Auftrage des Groß- Berliner Aerztebundes einen Bericht über die Angelegenheit, wobei er sich in hef= tigen Ausfällen gegen die Verwaltungen der Krankenkassen erging. Unter anderem wurf er den Kassen vor, daß bei ihnen eine Schweinewirtschaft" herrsche, aber gute politische Gesinnung" etwas gelte. Der Ton, in dem der Bericht erstattet wurde, war ungewöhnlich und stach sehr ab von der fachlichen Art, in der sonst die Bresse bei den Besprechungen mit Behörden und anderen Körperschaften informiert zu werden pflegt. Dr. Sternberg fündigte an, Eines Tages hatte Borer Seppel in der Bar eines bedaß bei weiterem Ausbleiben der Zahlungen die Aerzte nichi fannten Hotels fich von dem Barkeeper 800 m., angeblich im Auflänger die Rassenmitglieder zu den mit den trage des befannten Borers Brenzel, geben lassen, um für diesen Rassen vereinbarten Säßen behandeln würden. Die Borerhandschuhe zu kaufen. Mit dem Gelde unternahm Borerwirtschaftliche Abteilung des Groß- Berliner Aerztebundes hat beim Geppel eine Kneiptour, die sich bis zum nächsten Nachmittag zu ersehen. Versicherungsamt Berlin eine Beschwerde gegen die Kaffen eingereicht, ausdehnte, wo er in einem Lofal landete, in dem er bekannt war in der Aerzteschaft soll aber die Hoffnung auf einen Erfolg der An- und eine luftige Gesellschaft traf. Als er finnlos betrunken war und rufung dieser Aufsichtsbehörde nicht groß sein und desto mehr Nei- fein Geld längst vertan hatte, wurde er hinausgeworfen gung bestehen, durch schärfsten Kampf die Krankenkassen gefügig zu und fein Mantel als Pfand für die Zechschulden behalten. Boller machen. Die Aerzteschaft will den Kaffenmitgliedern nicht über Wut lief Borer- Seppel in einen Waffenladen in der Friedrichstraße haupt die Behandlung verweigern, aber sie will sound ließ sich Revolver vorlegen. Der Waffenhändler glaubte zu fortige Bezahlung nach den Sägen der Privat nächst ein Mitglied der Ententekommiffion vor sich zu haben und praxis fordern und dann den Kaffenmitgliedern überlassen, Ersatz folgte der Aufforderung. Auch ließ sich Borer- Seppel einen Rebei ihren Krankenkassen zu beantragen. Daß bei diesem Verfahren volver laden. Als er dann den Verkäufer anherrschte:„ Den viele Kaffenmitglieder auf die bei den heutigen Honoraren der Pri- anderen ooch!", betam er es mit der Angst zu tun und flüchtete. vatpraxis für sie unbezahlbare ärztliche Hilfe überhaupt Borer- Seppel eilte ihm aber mit dem geladenen Revolver in der perzichten müßten, dürfte auch den Aerzten klar sein. Anderer- Hand nach und hielt ihn fest. Einen vorübergehenden Schupowachtseits muß man ihnen darin recht geben, daß bei der gegenwärtigen meister hielt er ebenfalls an und nahm ihn nach dem Lokal mit. Teuerung auch fie in Bedrängnis und Rot geraten, wenn sie monate- Da der Betrunkene den Beamten mit festem Bogergriff hielt lang auf das ihnen zustehende Honorar warten müssen. Dr. Stern- und gleichzeitig in gefährlicher Weise mit dem Revolver herumbergs Annahme, daß es den Kassen am guten Willen fehlt, ist un- fuchtelte, hielt der Beamte es für ratsam, ruhig mitzugehen. Er zutreffend. Auch die Krankenkassen sind in den Strudel der allge- tat es um so eher, als Borer- Seppel mitten auf der Friedrichstraße meinen Rot mit hineingerissen worden und haben Mühe, die an sie den Revolver auf den Boden gerichtet abschoß, um zu zeigen, daß gestellten wachsenden Anforderungen zu erfüllen. Wir wünschen die Waffe geladen sei. An dem Lofal angelangt, verstand der Beund hoffen, daß es nicht zum äußersten tommen wird, amte es aber, den Aufgeregten so weit zu beruhigen, daß er fendern eine Berständigung fich wird erreichen lassen. brauken warten sollte, während der Beamte selbst hineinging, um am Sonntag, den 28. Januar, vormittags 10 Uhr, in den Residenzden Mantel zu holen. Als die Freunde hörten, daß Seppel draußen Festfälen, Landsberger Str. 31. Tagesordnung: Beitragsfeftfehung Die Eröffnung der Nord- Südbahn. wartete, stürmten sie mit großem Hallo hinaus. Hier wurden sie für den Monat Februar. Zur Teilnahme an dieser Konferenz laden aber mit einem Kugelregen empfangen. Seppel schoß in wir ein: Den Bezirksvorstand, zwei weitere Vertreter der KreisDie Nord- Südbahn wird nunmehr am Montag, 29. Januar, blinder But um sich. Zwei seiner Freunde wurden schwer vorstände, die Abteilungsleiter, ihre Stellvertreter und die Abteieröffnet werden. Die hierzu geladenen Vertreter der verlegt. Die Angeschossenen haben es Seppel aber nicht übel- lungstaffierer. Jede Abteilung muß vertreten fein. Die Anwesenheit städtischen Körperschaften, der Verwaltung, der genommen, denn wie sie in der Verhandlung erklärten, hätte ihnen der Kassierer ist Pflicht. Bresse usw. werden zunächst vom Bahnhof Hallesches Tor bis das in ihrer Trunkenheit auch paffieren fönnen". Die Folge dieses zur Seestraße und dann zurück zum Bahnhof Friedrichstraße fahren, Auftritts war eine Anflage gegen Huber- Seppel megen schwerer Dort sollen Ansprachen gehalten werden, die die Bedeutung des Körperverlegung und Betruges. Das Gericht fam zu einer neuen Verkehrsunternehmens würdigen, und im Anschluß hieran Freisprechung von der Anflage des Betruges und verurteilte den wird ein 10- Minuten- Berkehr probeweise durchgeführt. Die Angeflagten nur wegen Körperverlegung zu fünf Monaten aunächst fertiggestellte Strede Geestraße-- Hallesches Tor bat zwölf Gefängnis. Bahnhöfe, an deren restloser Fertigstellung zurzeit noch fieberhaft gearbeitet wird, so daß am 30. Januar erst die Strecke Hallesches Tor Stettiner Bahnhof dem öffentlichen Verkehr zu gänglich gemacht werden fann.
Mutter und Kinder.
Ein trübes Familienbild entrollte eine Verhandlung vor der Straffammer des Landgerichts II, vor der eine Frau Konrabine Krüger wegen Sittlichkeitsvergehens gegen die eigenen Kinder angeflagt war. Als Zeugen traten die Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren gegen die eigene Mutter auf.
Im Morbprozeß Neißer bat auch Rechtsanwalt Dr. Schwindt für den Angeklagten Harry Selzer, der ebenfalls nach wie vor jede Schuld bestreitet, Revision beim Reichsgericht angemeldet. Auch der dritte Angeklagte, Baifarge, beabsichtigt. durch seine Berteidigung sich dem Vorgehen der beiden Mitangeklagten anzuichließen.
Lebensmittelpreise des Tages.
Zufuhr: Fleisch ausreichend. Geschäft ziemlich rege. Fische ziemlich ausreichend, Geschäft flott. Obst und Gemüse reichlich,
Geschäft flott.
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Untergang eines Fischdampfers vor der Wesermündung. Der gisch dampfer Sperber ist vor der Wesermündung gefentert und gefunten. Neun Mann der Besazung sind ertrunken, zwei Mann wurden durch einen anderen Fischdampfer gerettet.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Borständekonferenz
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Bezirkssekretariat. Achtung, Abteilungsleiter! Die Kassierer der 21., 74., 119. und 143. Abteilung haben bisher die Abrechnung des 3. Quartals noch immer nicht geleistet, trotzdem sie schon bis spätestens am 31. De= zember 1922 fällig war. Wir bitten dringend, für die fofortige AbJ. A.: Aler Pagels. rechnung sorgen zu wollen.
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Kreis Tiergarten. Freitag, ben 26. Januar( heute abend), 7% Uhr, Bersammlung der sozialdemokratischen Mieterausschüsse in den ArminiusSallen, Bremer Str. 73. Thema:„ Das Reichsmietengefeg". Referent Genoffe Stadtrat Böger. Kreis Webbing. Sonnabend, den 27. Januar, 7 Uhr, Sigung der Stadtund Bezirksverordnetenfraktion im Sigungszimmer, Schönstedtstr. 1 ,. 1. Etage, Bimmer 122/123. 17. Kreis Lichtenberg . Elternbeiräte und Erfagleute! Sonnabend, den 27. Januar, 7 Uhr, Bollversammlung der Arbeitsgemeinschaft im Gesangsaal der Mittelschule, Marktstraße. Pünktlich 6 Uhr Fraktionssitung der BSPD. im selben Raum.
Heute, Freitag, den 26. Januar: Treptow und Baumschulenweg . Der Bildungsausschuß veranstaltet am Freibag die 16. Aufführung wissenschaftlicher Filme in ber Treptower Sternwarte. Eintrittspreis um 3 Uhr( Kinder) 10 M., 6% Uhr 40., 8% Uhr 60 M. Karten an der Kasse. Jungfozialisten. Gruppe Schöneberg : Heute abend 8 Uhr Diskussionsabend über ,, Die Jdee des Klaffenkampfes" im Jugendheim, Feurigstr. 35.
Die Angeklagte lebte mit ihrem Mann in Scheidung. Der Ehemann hatte ihr das Haus verwiesen und eine Nachfolgerin Am Donnerstag galten in der Zentralmarkthalle folgende Kleinhandelspreise: bei sich aufgenommen. Da der eingeleitete Chefcheidungsprozeß für Rindfleisch 1200-2000 M., ohne Knochen 1900-2750 M. Schweineihn schlecht stand, griff er zu dem überaus verwerflichen Mittel, die fleisch 2250-3150 M. Kalbfleisch 1200-2000 M. Hammelfleisch 1650 27. Rinder gegen die Mutter aufzuheben. Diese traten plötzlich mit ganz bis 2200 M. Rindertalg 3000-3300 M. Rückenfett 3500-4000 M. ungeheuren Beschuldigungen über unzüchtige Hand- Schellfisch 500-700 M. Kabeljau 770-950 M. Dorsch 550-650 M. 54. In Eis: Schleie 700 M. lungen gegen die Mutter auf, was zur Erhebung der Antlage führte. Rotzungen 580-630 M. Flundern 330-650 M. Karpfen 800 M. Lebende Bleie 850-950 M. 119. In welcher Weise auf die Kinder eingewirkt sein muß, zeigte die Hechte 950-1150 M. Hechte 1000-1200 M. Naturbutter 3900-4200 M. Margarine 1800 bis Berhandlung, denn, als der Borsigende den zwölfjährigen Sohn 2700 M. Weizenmehl 480-550 M. Graupen 400 M. Nudeln 400-550 M. und die sechzehnjährige Tochter auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht Backobst : Birnen 275 M., Pflaumen 300-500 M., Gemischtes 400 bis aufmerksam machte, weil es ihre Mutter sei, erklärten sie: Das 530 M. Kartoffeln 220-240 M. zehn Pfund. Weiẞkohl 70-85 M. ist nicht unsere Mutter, Vater hat jetzt eine neue Mutter Wirsingkohl 140-145 M. Mohrrüben 55-60 M. Zwiebeln 40 M..
Morgen, Sonnabend, den 27. Januar:
st. Pünktlich 6½ Uhr Sigung der Funktionäre in Zimmer 15 der Schule Connenburger Str. 20.
bt. Charlottenburg . 7 Uhr Funktionärtonferenz beim Genoffen Henkel, Guerideſtr. 41, 1. Gtfl., 2. Tr. bt. Lichtenberg . 7% Uhr Funktionärsihung bei Siete, Möllendorff, Ede Rittergutstraße. Erscheinen Pflicht.
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ben 18. ära, vormittags 10 Uhr, in ber Aula des Realgymnasiums, Schul. Die Jugendweihe für Friedrichshagen und Umgegend findet am Sonntag, ftraße, statt. Anmeldungen werden bei dem Genossen Reinhold Pleß, Friedrich. Straße 126a, entgegengenommen.
A. S.
gegeben würde. Das war oder ist ein Irrtum, denn im Grunde des| Rotofo„ Die Tänzerin und die Räuberin", das nach der Herzens ist die Bevölkerung des Ruhrgebietes ferndeutsch und wird Musik von Mozart eine Reihe tünstlicher Szenen an uns vorüberfich nie dem Willen eines fremden Herrschers beugen. Dafür bürgt gleiten läßt. feine Geschichte. Gewiß sieht es aus einem gefunden Empfinden Nicht umsonst hat man das Ruhrkohlenbecken das Herz Deutsch - heraus im Kapitalisten seinen natürlichen Feind, ten noch größeren lands genannt. Es ist, wenn auch an der Westgrenze gelegen, der aber im Militarismus. Der Ruhrarbeiter, besonders aber der RuhrMittelpunkt deutschen Lebens, deutscher Intelligenz und deutscher bergmann, ist nur schwer in Bewegung zu bringen. Wird er aber Schaffenskraft, es ist die Quelle deutscher Energie. Zahllose an seiner wundeſten Stelle getroffen, begehrt er auf und die BeweSchienenstränge vermitteln hier die Kraft, tie von hier aus das gungen der Jahre 1889, 1905 und 1912 haben schlagend bewiesen, garze deutsche Wirtschaftsleben befruchtet. Das Ruhrgebiet ist die daß er seinen Mann steht. Berkstätte des deutschen Reiches, es ist, möchte ich sagen, seine Geld- Der Arbeiter im Ruhrgebiet ist anders einzuschätzen wie die Arbörse. Ohne dieses fleine Stückchen Land, das sich von Düsseldorf beiter fast aller Länder und auch anderer Gebiete Deutschlands . Er bis Hamm erstreckt, ist das heutige Deutschland kaum lebensfähig. nennt neben dem nackten Leben nichts sein eigen als seine ArbeitsDer Fremde, der mit dem D- Bug in kaum eineinhalbstüntiger traft. Nimmt ihm jemand die Möglichkeit, diese Kraft zu verkaufen, Fahrt dieses Gebiet durchfährt, ist erschüttert von der gewaltigen wird er zum unversöhnlichen Gegner. Diese Gefahr besteht heute Großartigkeit der arbeitenden Industrie. Großstadt reiht sich an und ist nicht nur diese. Die Lebensmittel sind seit der Besetzung um Großstadt, Schlot an Schlot. Er ist bebrückt und atmet erst auf, mindestens 50 Broz. im Preise gestiegen, dazu tommt, daß die wenn er jenseits von Hamm oder Düsseldorf wieter reinere Luft Lebensmittelzufuhr in nicht absehbarer Zeit ins Stocken gerät, nicht atmet, wenn sich die schwarze Wolke, die wie ein Wahrzeichen das nur, weil die Zufahrtstanäle verstopft sind, sondern auch, weil das ganze Gebiet einhüllt, teilt und wieder einen freien Blick gestattet. Ausland( besonders Holland ) keine Lebensmittel mehr liefern will. Die Wucht des Anblicks, das Dröhnen der Hämmer, der Rhythmus Der Hunger steht also vor der Tür eines jeden Bergarbeiters und der dauernden Arbeit, das Raffeln ter in ewiger Bewegung rollen begehrt brohend Einlaß. Sollen nun die Arbeiter, so bedroht, dem den Verkehrsmittel haben ihn betäubt. Der Frembe ahnt faum, Gegner, der alles Unheil über ihn bringt, in Liebe umfangen? Das daß dieses gewaltige ineinandergreifende Getriebe einem Uhrwert fann selbst der unheilbarste Optimist jenseits des Rheines nicht erzu vergleichen ist, das bei der leisesten Berührung steht und nur sehr warten. schwer wieder in Gang gebracht werden kann.
Sächsischer Humor. Die Sachsen find nicht nur" helle", sondern haben auch einen ganz besonderen Humor, den der moderne Homer der sächsischen Komit", Hans Reimann , nicht müde wird, in luftigen Büchern zu sammeln. In seinem neuesten Werkchen, das unter dem Titel„ Dr Geenij" bei Paul Steegemann in Hannover erschienen ist und eine Fülle von Anekdoten von Friedrich August von Sachsen zusammenstellt, bietet er in der Einleitung einige Proben des nach seiner Ansicht für den Sachsen typischen Humors. Auf Reisen verliert der Sachse seine nüchtern- flare Beurteilung der Dinge nicht. So trifft z. B. ein junges Ehepaar bei der früher obligaten Hochzeitsreise nach Benedig am Canale Grande auf einen Künstler, der das sich ihm darbietende Bild in einem Bastell festhält. Die frischgebackene Gattin gudt ihm neugierig über die Schulter. Dann läuft sie hinter ihrem Manne her und ruft strahlend: Ehrich! Des is awwr braggdsch! Dähr mahld fi feine Andängen fellwr!" Selbst in Tobesnot verliert der Sachse nicht seine Kaltblütigkeit. Darüber folgendes Histörchen: Adolf Leichsenring, Zigarren- und Zigaretten( diretter Import), dampft von Hamburg gen Amerika . Da gibt es eine Explosion; das Schiff spaltet sich; das Achterteil versinkt in den Wellen, dann das Mittelteil und nur das Bugspriet bleibt noch übrig, auf dem sich Leichsenring befindet. Aber als auch diefes von den Fluten hinweggespült wird, da sagt Leichsenring im legten Augenblid kleinlaut und mit elegischer Ruhe: " Eijndlich wollbj mich ja frbrenn lajsn..." und ertrinkt. Von Auf dem Ruhrvolk laftet eine schwere Berzweiflungsstimmung. bentenzeit folgendes Geschichtchen berichtet: Auf seiner Bude stand dem Dichter Rudolf G. Binding wird aus seiner Leipziger StuDiese Gefahr steht durch den Einmarsch der Franzosen un- Möge Frankreich nie vergessen, daß dieses Bolt bald nichts mehr ein Klavier, und diesem entlockte er denn auch eines Nachmittags mittelbar vor der Tür. Es ist zu erwarten, daß in ganz furzer zu verlieren hat, als das nackte Leben. Schon jetzt ballen sich in den melodische Löne. Da tam das Mädchen von unten herauf, klingelte Zeit die Berkehrsadern, ohne die ein Wirtschaftskörper nicht lebens- Taschen Fäuste und zähnefnirschend verflucht man den, der durch und bat: Herr Binding mechte doch das Klavierspielen lassen; die fähig ist, verstopft sind. Und dann? Die Antwort auf diese Frage sein rücksichtsloses Vorgehen Deutschlands , in aller erster Linie aber fnähdje Frau wäre fähre frant. Binding hörte natürlich sofort auf, ist nicht sehr schwer zu geben. Dann sind wir am Ende. Kommt den Ruhrarbeiter, in den Abgrund brängt. Und lauter und troßiger aber zwei Stunden später kam das Mädchen von unten wieder, klindie Eisenbahn zum stehen, kommt die Schiffahrt zum Erliegen, dann als je erschallt der Ruf:" Das Ruhrgebiet ist teutsch und bleibt gelte und sprach: Herr Binding gennde nuh weiter spielen. Die steht auch die Industrie. Sie muß zum stehen kommen, wenn das deutsch !" fnähdje Frau währe ähm geschdorm. Zum Schluß ein sächsischer Herz stehen bleibt, wenn der Kreislauf des Blutes aussetzt. Soldatenwiz. Die 19. Ullanen sollen von der Brinzessin Mathilde Es ist zu verstehen, wenn der Franzose, überrascht von der ge- Das ruffische Ballett. Das neue Programm des Russischen besichtigt werden, die der Chef des Regiments ist und ihre beträcht maltigen Großartigkeit des Ruhrgebietes, glaubt, nun, weil er das Romantischen Theaters bildet einen weiteren Fortschritt liche Leibesfülle zu diesem Zweck in eine Art Uniform gepreßt hat. Gebiet befeßt hat, auch feln Herrscher zu sein. Er ist aber der dieses Unternehmens, bas sich die Sympathten des Berliner Bubli- Natürlich macht die reitende Amazone einen etwas merkwürdigen Fremde, der die feinen Gemebe, die es durchzieht, nicht sieht. Er tums im Fluge erobert hat. Es find vier neue Ballette von Boris Eindrud, und der vorsichtige Führer der zweiten Schwadron komlos! Faßt Lanzen an! Prin tam, um seinem Bande den Aufbau zu sichern. Er wire aber auch Romanoff, der, ebenso genial als Regisseur wie als Tänzer, mandiert daher:" Laßt Trensen mleber gehen und nichts als feine zerstörten Hoffnungen mitnehmen. Die leuchtende Pracht einer ganz neuartigen Deforationsmalerei und geffin Mathilde kommt geritten! Daß mir tee Schwein den Rhythmus klassischer Musikschöpfungen mit den Leistungen seiner feigt!" Bielleicht dazu den Fluch eines sterbenden Boltes. Tanztruppe zu vereinigen versteht, um Wirkungen von erstaunlicher Das Volk, das sich im Ruhrgebiet angesiedelt hat, ist eine bunt Kraft zu erzielen. Die Staatsoper veranstaltet am Sonntag, den 4. Februar, eine Das erste Stück Die Jagd der Diana", zusammengewürfelte Menge von Menschen, die feine Nationalität das ein mythologisches Motiv behandelt, wurzelt noch in den Tra- große Matinée zum Besten der bedrängten Deutschen an Rhein und Ruhr. Die Berliner Akademie der Künste bereitet für die nächsten und keine Weltanschauung zusammenhält, sondern nur eine Inter -| ditionen des klassischen Balletts. Dagegen strebt die spanische Panto- Monate zwei Ausstellungen in ihrem Hause am Bariser Blat vor. Eine essengemeinschaft, die sich auf die Arbeitskraft und das nackte Leben mime Andalusiana" und insbesondere die Tanztragödie fleine Ausstellung, die schon demnächst eröffnet werden fann, wird Berliner ftützt. Bielleicht hat gerade dieser Umstand die Franzosen bewogen, Tempelopfer der Atoraga" weit über die Grenzen der Stunft aus der Zeit von 1800 bis 1850 zeigen. m April soll dann eine den Vorstoß in das Herz Deutschlands zu wagen. Sie haben viel. alten Tanzkunst hinaus. Mit hinreißender Kraft und Leidenschaft große allgemeine Ausstellung folgen als Ueberblick über das heutige leicht gehofft, diese Menschen durch billige Bersprechungen födern werden hier tragische Konflikte und Seelenregungen zum Ausdruck deutsche Kunstschaffen. gebracht, gleich start in den Darstellungen der Hauptafteure wie in Margarete Christann bringt am 28., abends 8 Uhr, im Meift ere zu können, und geglaubt, diesen Menschen sei es gleich, für men fle ben bewegten Massenszenen. Eine eigenartige Mischung von Humor fa a I, Röthener Str. 38, Dichtungen von Goethe, ebbel, Rilte, arbeiten, wenn ihnen nur die Möglichkeit zum Leben und zur Arbeit und Romantik bietet schließlich das galante Ballett aus der Zeit des Andersen, Baudelaire , Altenberg u. a. zum Vortrag.
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