Für das Kapital, das Anlage facht, muß dann aber eine wertbeständige Anleihe, am zweckmäßigsten kurzfristige Schatzanweisungen, zur Ausgabe gelangen. Die Aus- gäbe einer solchen Anleihe war im November vorigen Jahres schon hinlänglich vorbereitet, ist aber inzwischen unterblieben. Die Reichsbankverwaltung erklärte im Reichswirtschastsrat u. a., es wäre kein Markt für ein solches Papier vor- Händen. Mittlerweile haben Mecklenburg . Oldenburg und Preußen ein Papier ausgegeben, das als Maßstab des Wertes den Roggenpreis einsetzt. In Baden hat ein Elektrizitätswerk eine Anleihe aufgelegt, welche den Kohlenprevs als Grundlage nimmt. Die Anleihen sind um das Mehrfache überzeich- n e t, so daß sich die Tedenken der Reichsbank als nicht stich- haltig erweisen. Auch Privatbanken sind dazu übergegangen, Kredite in Goldrechnung zu geben und sich zu decken in Schuldverschreibungen mit gleicher Verpflichtung. Auch dafür scheint mithin eine Aufnahmefähigkeit vorhanden zu sein. Was be, zwecken alle diese Maßnahmen? Die Mark als deutsche Währung aufrechtzuerhalten, die Nachfrage nach fremder Währung zurückzudrängen. Wir werden nie eine Stützungsaktion für die Mark mit Erfolg unternehmen können, wenn wir nicht einem erheblichen Teil des anlagesuchenden Kapitals auf den Weg der inneren wertbeständigen Anleihe, auch in der Form von Schatzanweisungen, verweisen können. Der Devisenmarkt muß frei werden von der künstlichen lieber- lastung, die den Kurs fortgesetzt abwärts drückt. Dieser Kampf gegen das Spekulantentum an der Börse muß durchgeführt werden, wir kommen sonst aus der Mark- entwertung nicht heraus und zu einer Preisbewegung, die un- erträglich wird. Alles Gerede über Wucher, wobei sich nicht selten der Unwillen ganz unberechttgt gegen den Kleinoerkauf richtet, ist wirkungslos und trifft nicht den Kern der Sache. Das Hauptübel kommt vom Devisenmarkt, von der Börse. Hier haben sich Mißstände eingenistet, die alles überragen, was jemals der Kapstalismus an Auswüchsen gezeittgt hat. Greifen wir hier nicht rücksichtslos ein, dann sind alle Mühen ver- gebens, die Mark in ihrem weiteren Verfall aufzuhalten.
„Einheitsfront!" Jeder hat die Sorgen, die seiner Denkweise entsprechen. In München hielt es Hitler für richtig, als Parole des Tages die„rücksichtslose Abrechnung mit den No» vember-Verbrechern" zu proklamieren. Die„Deutsche Zeitung" hat dieselbe Sorge. Auch sie fürchtet nichts so sehr wie die Einheitsfront. Ihr ist nicht nur eine Einheitsfront mit der Sozialdemokratie verhaßt, für sie ist alles verderblich und bekämpfenswert, was links von ihr steht. Unter der Ueberschrift„Reichsoerderber* preist sie das neueste Buch des Krieger- und Flottenvereinsgenerals Keim über den„Reichsverderber Prinz Max von Baden " an. Sie nennt die Einheitsfront die„gleiche Melodie" wie den verderblichen Burgfrieden im Weltkriege, und versichert, daß sie„von der Bethmännerei genug hübe".„Einheitsfront? Zusammen mit den Nooemberlingen von 1918?" um Gottes willen! Das wäre allerdings fürsie ll'iojndsrmaninv. Ein wenig Realpolitik hält freilich selbst die Prinzipien» treue„Deutsche Zeittmg" für notwendig. Darum versichert sie dem Reichskanzler Cuno: „Der Herr Reichskanzler kann überzeugt fein, daß Hundert- tausende hinter ihm stehen, wenn er seine mannhafte Politik wie bisher gegen Frankreich durchführt. Das Angstgestammel der Ge- werkschastsgrSßen, die ihn zu Verhandlungen mit dem Erbfeind» Deutschlands bewegen möchten, darf ihn nicht beirren. Cuno darf nicht zum Prinzen Max von Baden degradiert werden." Die deutschen Arbeiter, auf deren Schultern in erster Linie die ganze Last der Verteidigung der Deutschen Republik ruht, werden mit den Hetzern der„Deutschen Zeltung" dies- mal zweifellos einer Meinung fein. Eine Einheitsfront mii diesen Herrschaften, das wäre das schwerste Hindernis für Deutschlands Zukunft. HO Millionen Mark für die Rolgemeinsihast der devkfch« Wissenschaft bewilligt« der Haushaltsausschuh oes Reichstages. Diafer Betrag soll noch verzehnfacht werden.
Tin den Völkerbund sflbt. Gffertenannahme) Das neue Jahr, von großen Hoffnungen. Inventurverkäufen und einer Kohlcnpreiscrhöhung eingeleitet, hat erstens den von den besseren Kreisen langst ersehnten Dollarhochflug, zweltens eine neue Mode in der internationalen Verständigung gebracht. Was den Dollar anbetrifft, so geht in der Allgemeinheit die Meinung um, daß die Mark die leidige Gepflogenheit beibehalten wird, sich unter den Händen und unter der Aufsicht Ihrer eigenen schweißgewcchnten Erarbeiter zu verflüchtigen, während ehrsame staatliche Körperschaften seit Jahren unentwegt die Zuversicht verfechten, die Mark fei eine wirkliche Mark, so wie wir st? von stllher her kannten. Zunächst handelt es sick um das hochwohllöbliche Staatliche L'eihhaus, von unehrerbietigen Leuten, die da» Erhabene in den Staub zu ziehen lieben,„Mutter Peten" genannt: diese würdige Stätte ge- diegener Büraerlichkeit erfreut sich seit Vahren meine» Zuspruchs, da es meine Erzieher einst oersäumt hoben, mich von der Notwendigkeit des Ausgleichs von Einnahmen und Ausgaben zu überzeugen. Ich bin daher mit den einschlägigen Verhältnissen wohl verstaut. Bei Mutter Peten wirken in erhabener Ruhe, langsam, sicher und bedach» tig, auch wenn der Andrang tost, die taxierenden Beamten. Aber die Gemächlichkeit ist nur Schein. In ihrem Innern lebt werktags von 9 bis 3 die bohrende Angst,„wenn der Dollar aber fällt!". Sie be- finden sich daher während der Dienstswnden stets in der Defensive. Ihr Wertmesser, nach dem sse die Pfänder beleihen, datiert um ein Vierteljahr zurück, was in der heutigen markstürzenden Zeit aller- Hand besagen will. Ich für meine Person habe heute meine kostbarst« Habe, die im Laden über 109 000 Mark kostet und bald das Doppelte kosten wird, versetzen wollen. Der Taxator, der mir versicherte, Fach» mann zu sein, bot mir 5000 Mark, worauf ich ihn stagte, ob»r mir vielleicht einen Pfennig wechseln könne, und mein Angebot zurückzog. Smarte Leute machen sich die Verschiedenheit in der Auffassung der Wertbeständigkeit der Mark zunutze und melken ihre aus heute her- übergerctteten oder in der großen Zeit erschobenen Wertsachen als einwandfrei milchende Kuh. Wer z. B. 1000 Mark in Gold besitzt, konnte auf Kosten des Leihamts leben, ohne einen Finger zu rühren und ohne sein Gold einzubüßen. Im August wird er dafür etwa 10 000 Mark bekommen haben: er verbraucht das Geld, borgt fich, wenn es alle ist, auf zwei Stunden die 10 000 Mark, löst seine Gold- füchse mit dem geborgten und inzwischen stotz der Zusicherung des Leihamts entwerteten Geld ein und versetzt sie sofort an derselben Stelle wieder, wobei«r 70 000 Mark erzielt. Heute würde er für seine 1000 Mark rnt Million beziehen. Die andere staatliche Stelle ist die ehrwürdige deutsche Gerichtsbarkelt. Im Februar vorigen Jahres wurde ich von meinem Chef, bei dem ich ein Monat». geholt von>1000 Mark ersaß, angeblich wegen Frechheit Knall und Fall herausgeworfen. Ich verklagte ihn auf Zahlung eine» halben Monatsgehalts. Mein Chef, der sich auf diese Weis« einen ganzen Hochbahnwagen voll Angestellten kostenlos halten kann,»erstand es, den Prozeß bis heute hinzuziehen. Wer die Schnelligkeit der Gerichte kennt, wird nicht erstaunt sein, wenn ich ihm verrate, daß die Eni- scheidung noch nicht gefallen ist. Aber selbst wenn ich den Prozeß heute glatt gewonnen hätte, könnte ich mir für den Ertrag im ganzen zwei Dosen'Schuhkrem kaufen. Diez versteht man unter Gerechtigkeit.
Kommunistische Rauferei. Wir haben am Sonntag an der Hand der Ergebnisse des Kommunistischen Parteitages gezeigt, daß die KPD . vor der Entscheidung steht, sich zu einer radikalen oppositio- nellen Arbeiterpartei zu entwickeln oder in sinn- losen— weil mit den realen Kräfterverhältnissen nicht ver- einbaren—„Aktionen" ihre Energie zu verpuffen. Die „Rote Fahne " macht uns in einer Entgegnung darauf auf- merksam, daß, wenn„die KPD. an die Tagesnöte der Massen anknüpfe, wenn sie Sachwerterfassung und Arbeiterregierung fordere", dann sei das etwas ganz anderes als was die schlappe Sozialdemokratie tue.„Die KPD. weiß, daß nur die Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse, die Diktatur des Proletariats die Massen aus der Rot der Gegenwart herausführen kann." Mit etwas kühner Selbstsicherheit betont die„Fahne", in der die„Realpolitiker" sich offenbar jetzt nach dem Parteitagssiege als Herren der Situation fühlen: „Die KPD. ist und bleibt die einzige Partei des Prole- tariats, die Realpolitik(!) treibt, weil und Indem sie die prole- tarische Diktatur als unverrückbares Ziel ihres Tageskampfes auf- stellt." Das steht nun leider im Widerspruch zu den z a h l l o s e n Aeußerungen. der rechten kommunistischen Führer selber, die in der Polemik gegen die Linke auf dem Parteitag gerade nachwiesen, daß die proletarische Diktatur eben vorläufig leider noch nicht das ,�Ziel des Tages- k a m p f e s" fei. Die auf dem Parteitag unterlegene Linke bestätigt das ausdrücklich in einem Artikel, den die„Rote Fahne " unter dem Druck der Berliner Organisation in ihrer heutigen Morgenausgabe veröffentlichen muß. In dieser Kundgebung der Opposition heißt es ganz ausdrücklich: „Es ist seit einiger Zeit zur Mode geworden, die Diktatur des Proletariats und den offenen Bürgerkrieg als Angelegenheiten einer fernen Zukunft zu be- trachten, während wir uns morgen und übermorgen nur mit „Uebergongsforderungen" zu beschäftigen haben. Dies« Trennung verschleiert das Gesicht der Partei." Auch sonst wird am Leipziger Parteitag eine außer- ordentlich scharfe Kritik geübt. Er habe nicht den Erwar- tungen entsprochen,„eine klare politische Abgrenzung der Kommunistischen Partei und die Herausarbeitung einer festen Kampflinie" zu schaffen. Das Hauptreferat habe sich„in seinem Niveau nur durch einen Ueberfluß an unpolitischen Bemerkungen über„Jntelettuelle" und„Scheinradikale" aus- gezeichnet." In außerordentlich scharfer Kritik der Kommu- nistischen Partei heißt es dann weiter: „Es entwickelte sich die Auffassung, als feien wir eine A r b e i- ter parte! neben den anderen und nicht die Partei des Proletariats. Die Kommunistisch« Partei darf die r e f o r m i st i» schne Illusionen der Arbeiter nicht fördern, sondern muß sie z e r st ö r« n. Es genügt nicht, gegen die hohen Margarmepreis« zu rufen:„Nieder mit den Margorinepreisen, nieder mit dem Brot- wuchert" Die Partei muß die Einzelforderungen zu einem politischen Sammelziel zusammenfassen."(Den Kampf um die Diktatur, was gerade die Zentrale ablehnt. D. Red.) Der Partei wird vorgeworfen, daß sie die Sozialdemo- kratie falsch einschätze, wenn sie es überhaupt für mög- lich halte, mit der Sozialdemokratie zusammen Arbeiter- Politik zu machen. Als Hauptaufgabe sei die Sozialdemokratie nicht als Nachbarpartei zu behandeln, sondern sie „als Partei der Bourgeoisie zu entlarven" und die Arbeitermassen gegen die Führer aufzubringen. Die Kundgebung wehrt sich dan gegen den eventtlellen Per- stich, organisatorisch gegen die Minderheit vorzugehen. Sie nennt die Behauptung der„Sächsischen Arbeiterzeitung". „die Minderheit sei k e i n F l ü g e l der Kommunistischen Partei, vielmehr eine Oppositton gegen sie" ein„o e r a n t- wortungsloses Spiel mit der Einheit der Partei". Cs feien nur noch einige opportunistische Spinn- weben aus der Zeit der USP. und der KAG. übriggebsieben, von denen die Partei sich im Laufs der Akttonen politisch reinigen werde.
Bezüglich der internationalen Lerständigung hielt man es bekanntlich bisher so, daß die Regierungen ab und zu zur Beschleunigung der Weltgeschichte den Derstand für eine Zeit offiziell außer Tätigkeit fetzten und zwecks weiterer Verwirrung der Lage ihre Befugnisse an das Militär abgaben, das seinerseit» peinlich darauf achtete, jedes Wiederaufleben einer Gehirntätigkeit zu unterbinden. Das Denken wurde dann durch Inkrafttreten von Kanonen und Ba- jonetten ersetzt. Handelte es sich etwa um den Besitz einiger Quadrat- kilometer Landes, so gebot die Ehre, dies Stück Land auch von der anderen Seite mit Hilfe von Kanonen zu verwüsten, auch wenn es vor d«r Hand das eigene war. Im Ruhrgebiet halten sich zurzeit einige französische Generäle mit Befugnissen auf. Da ihnen indessen augenblicklich nicht mit Gegenüberstellung feuernder Kanonen gedient wird, kommen sie sich mit ihren Muschkos, Tanks. Minenwerfern und dem anderen Kulturkram wie bestellt und nicht abgeholt vor. Sie rennen rum und markieren Forsche. Diese moderne Regelung der Kanonenmethode ist zwar kein« ideale Art de? internationalen Verständigung, aber besser, als wenn auch bei un, mit Kanonen ge- fuchtelt würde. Einige unserer Volksgenossen sind aber mit dem Softem der Kaltstellung nicht einverstanden. Fest und treu an dem alten Sttebel festhaltend, hoffen sie auf neuen frifchen und fröhlichen Krieg, da sich Kriege zur Förderung der Wohlfahrt besten» be» währten. Diese Erkenntnis schöpfen sie au» den Erfahrungen 1914 bis 1918. In Anbetracht der zur Schau gestellten Zustände beantrage ich, eine Umstellung der bestehenden Ordnung zu veranlassen, dergestalt, daß d« Geisteskranken freigelassen und dafür die anderen in» Irren- hau» gesteckt werden. Ergebenst Hans Klabautermann.
Die Arbeit ües Neichskunftwarts. Di« Beratungen de« Posten» für die Rotgemewschast der beut- schen Kunst im Haushaltsausschuh de» Reichstage» benutzte der Abgeordnete Lic. Mumm zu einer Anfrag« an den Reichskunsttvart über sein« Tätigkeit. Nachdem auch Abg. Schulz-Bromberg deswegen interpelliert hatte, verbreitet« sich Dr. Red»lob ausführlich über seine Arbeit als Retchstunstwart. Er betonte, daß fein« Tätigkeit von dem Bestreben geleitet war. fern von allem Richtungsmäßiqen auf fachlich« Gesichtspunkte hinzu- arbeiten. Indem sie in bescheidener Weife«in« Grundlage für die verschiedensten Aufgaben zu schaffen suchte, mußte Redslob nicht st» sehr den Blüten als den Wurzeln unsere» tünftlerischen Schaffen» nochgehen. So kam«r zum Handwerk, zur Gründung einer Ar- beitsqemeinschaft für deutsche Handwerkekultur und nahm vom gleichen Gedantenganq aus Einfluß auf die Messen. Da wird man z. B. auf der nächsten Leipziger Messe ein Bild der ganzen deutschen bäuerlichen Keramik finden: ol» Wanderausstellung wird dies« Deranftalttmg durch ganz Deutschland gehen. Dom Kleinen ausgehend, sind schon erfreuliche Fortschritte zu verzeicknon. Don besonderer Wichtigkeit ist die Er- Haltung unserer Volkskunst mit Betonung ihrer landschaftlichen Charaktere. Eine Ausstellung für deutsche Volkskunst wird im großen vorbereitet. Um unserem guten Kunstgewerbe vor Ausländem! eine besondere Lerkaufsmöglichkeit zu schaffen, wurden
So sieht die Partei aus, die als einzige aus der Not der Zett einen Ausweg zu weifen imstande ist. Ueberflüssig zu betonen, daß seit dem Parteitag jede Nummer der„Roten Fahne" mit Berichtigungen angejüllt ist. Alle berichtigen sie: Ruth Fischer , Maslow, Klara Zetkin , die Re- daktion. Es gehört wirklich schon ein besonderes Studium dazu, um herauszufinden, was die Kommunisten nun eigentlich wollen._
Arbeit für Frankreich . Der Belagerungszustand ist in Bayern wieder aufgehoben. Damit ist auch das Verbot des„Völkischen Beobachters", das die bayerische Regierung mit ungeahnter Tapferkeit für ganze vier Wochen ausgesprochen hatte, wieder hinfällig geworden, und die Nationalsozialisten werden, ohne durch das„Gesetz zum Schutz der Republik" belästigt zu werden, ihre Organisation dank der Millionenunter st ützung durch die Schwer- i n d u st r i e und dank der Unterstützung durch hohe und höchste Verwaltungsstellen bis zur nächsten Kraftprobe weiter aufbauen können. Das„Tageblatt" weist auf die eigentüm- liche Rolle hin, die der Regierungspräsident von Oberbayern , Herr v. Kahr , bei der Entwicklung der nationalsozialisttschen Bewegung spi«tt. „Unleugbar bleibt: Herr v. Kahr förderte«ine Bewegung, die sich als staatsgefährlich erweist, wird als Staatskommissar mit der Durchführung der dagegen notwendig gewordenen Re- gierungsmaßnahmen betraut und vermittelt alsbald zwischen dem Rebellen Hitler und dem Staatskommissar für Mün- ch e n mit dem Ergebnis, daß die Zurücknahme aller Mahnahmen Herrn Hitler zu einem billigen Triumph über die bayerische Staats- regienmg verhilft, der Herr o. Kahr präsidiert hat und jetzt als Beamter uuteffteht." Hitler hat zwar durch die„Telunion" die französische Herkunst der ihm zweifellos zur Beifügung stehenden Millionensummen dementieren lassen. Das„Tageblatt" betont aber noch einmal aus- drücklich die sranzösisch« Herkunft dieser Gelder, indem es schreibt: „Kann es da Wunder nehmen, wenn von amtlicher stanzösischer Seite Direktiven gegeben sind, die nationalistische Bewegung in Bayern mit allen Mitteln zu unterstützen, wie Frankreich vordem die danach sang- und klanglos zugrunde gegangen« Königspartei und den Hochverräter Leoprechting unterstützte? Auf Kahr folgt Darb." In der Tat ist die Duldung des nationalfozlci listischen Trei- bens in München bei der gefährdeten außenpolitischen Lag« der deutschen Republik unerträglicher als je zuvor. Wenn die deutsche Reichsregierung weiter die Ding« in München sich«nt- wickeln läßt, ohne einzugreifen, so wird sie die V e r a n t w o r- tun g dafür zu tragen haben, wenn nationalsozialistische Cxplo- stonen zum Zerfall der Republik führen.
Gegen Raubpolitik, Völkerhetze und Wucher Hannover, 8. Februar.(TU.) Die Bereinigte Sozialdemo- kratische Partei hatte zu gestern abend 23 große Versammlungen einberufen, um gegen die französisch-belgischen Gewaltakte, zugleich aber gegen die deutschnationalen Kriegshetzereien Stellung zu nehmen. Die Lersammlungen waren sämtlich sehr gut besucht. Reichstags- abgeordneter Brey wandte sich mit großer Entschiedenheit gegen das Borgehen der Franzosen und Belgier. Aufgabe der Deoölkc- rung im unbesetzten Gebiet sei es, die deutschen Volksgenossen im besetzten Gebiet in jeder Weise zu unterstützen, insbesondere durch Geldspenden. Die Arbeiterschaft werde aber unter keinen Umständen zulassen, daß solche Sammlungen auch zur Unterstützung der ver- schieden«» nationalistischen Hetzen verwandt würden. Dann verbreitete sich der Redner über die wirtschaftliche Not und forderte nachdrücklicher« Maßnahmen gegen die unge- heure Dewucherung des deutschen Volkes. Die Gewerkschaften In Skandinavien , in Holland , Belgien usw. seien bereits dabei, sich an die Seite ihrer deutschen Arbeitsbnider zu stellen. Der Geist der Völkerversöhnung sei zu fordern. In einer Resolutton erhoben die Versammlungsteilnehmer Bratest gegen den Raub des Ruhr- gebiets und forderten von der Reichsregierung Maßnahmen, die die Ernährung des Volkes sicherstellen: entsprechende Maßnahmen der Regierung würden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unter- stützt werden.
auf großen Ozeandampfern Verkaufsläden dafür eingerichtet. Ein Abrücken vom Persönlich«» zum Sachlichen ergibt sich auch, indem der Reichskunstwart nicht nur von den Reichsbehördciu sondern auch von kleineren deuttchen Ländern und Gemeinden gutachtlich heran- gezogen wird. Auf die Formgebung von Reichsfachen konnte er in Zusammenarbeit mit den verschiedensten Künstlern Einfluß nehmen. die Früchte zeigt die jetzt in Leipzig vom Bunde deutscher Gebrauchs- graphiker veranstaltet« Ausstellung unfcrcr neuen amtlichen Graphik von Münzen, Stempeln, Siegeln. Brief. marken usw. Die Aus stattung des Verfassungstage« in seiner Berliner Feierlichkeit und der Glasfensterschmuck des neuen R e I ch» wir tfchaf tsrat sg« b äud es waren gleichfall» von Redslcb veranlaßt. Für die Handwerkskulturdeftne. bungen haben amerikcmifche Freunde Hilfe zugesagt. Ein schwieriges Kapitel ist charakteristifcherwefle immer noch die Zusammen- arbeit der Behörden beider Beratung künstlerischer Gegen. stände. Da wird z. B. der Reichskunstwart in der Oeffentlichkoit aufs schärfst« angegriffen, weil die neuen Vonknoten nicht gefallen, obwohl gerade er mit dieser Frage gar nicht befaßt worden ist. Hoffentlich finden feine Versuche, die neuen Briefmarken mit Entwürfen von Bildern aus deutlchim Städten, auch des alt- und neubesetzten Ge- biete» vorzubereiten, an der betreffenden behördlichen Stelle ein aufmerksames Aug«. Die ganze Arbeit de« Reichskunstwart, soll evt. im Reichs- t a g e m einer kleinen Ausstellung vorgeführt werden. Redslobs Ausführungen fanden im Haushaltsausschuß einmütigen Beifall. Der Reichskunstwart wird erst bann ein« allseitig befriedigende und für di« deutsche Kunst segensreiche Wirksamkeit entfalten können, wenn es nicht mehr in das B-lieben der einzelnen Reichsbehörden gestellt ist. ob ft- sich in Kunstsragen sÄner Mttvirkimg bedienen wollen oder nicht. Diese Mitwirkung muß obligatorisch sein und es wäre dringend zu wünschen, daß Reichstag und Reichsregie- rung recht bald Mahnahmen«ariffen. die das Amt des Dr. Redslob mit den entsprechenden Befugnissen ausgestalten.
S?0lk?bllbne<?. V. Am nöchgeu Sonnabend 7�, Itbr »riibt in der Aula be« Ghmnallum»»um Mrauen Kloster Dr. H-m« Lebed« über die.S d a k e l t> e» r e- B N b n e und die Darstellung«««»» zur Zelt Sbakeideare»-'. Im Sörs-ial de» Kunstgewerbemuseum» Prinz-Albreo-lstr. 7 ffrl. Dr. Michael. lohn über.Stilkunde unter besonderer Serftckfichtl. gunq der Mark Brandenburg-.(Einlaßkarten 60, be,w. 50 MZ Am Donner«tag, den 6. finden unentgeltliche Lese» und KelPrächSabende statt In den Schlilaillrn: MavSstr. 2.?-». Reichen- berger Str. 132. IoachimStlialcr Str. 31—32, Eck- Müller- und Triitstraße, Neukölln. Donoustr. 120-127. Lichtenberg. Täcitienlliceum.(Bortragende: Kränze Rolofs, Nora Zeppler. Ernst Homeyer, Paul Zech u. a.). «ein freier Flntrttt kür Kllnttler in Museen? Dem preutzl. schen Landtag balte der Relch«wtrltchaft»verband»tldender Künstler ein Metuch um Wtedercinsübrung de« freien Eintritt« iür Kim stier in die staatlichen Kunst'ammlungen eingereicht. Auf Emvfeblung de« AuSschusie« bat troßdem der Landtag die Bitte ohne Erörterung zurück» gewiesen. Künslleroertreter sind bei der ganzen Frage im Landtag« so wenig gehört worden wie seinerzeit bei der Regierung.