Gleiche Grüüer— anöere Kappen! Eine Abrechnung mit dem Militarismus. Mit den feilen Verteidigern des französischen Militarismus hält die sozialistische Elsässer„Freie Presse folgende furchtbare Abrechnung: Denken wir zurück! Ms i m K r i e g Deutschlands Generäle l n Belgien , in Nordfrankreich Zivilisten zur Arbeit zwingen wollten, und die Widerspenstigen rasch abtransportierten, ging ein Entrüstungssturm durch die Welt. Da nützte alle deutsche Unschulds» Propaganda nichts dagegen. Selbst die„Deutschfreundlichsten" senkten den Blick, wenn man ihnen davon sprach. Und damals war Krieg. H e u t e i st„F r i e d e n". Im Ruhrgebiet wollen französische Generäle, den Instruktionen gemäß, die sie von der zivilen Bloc» National-Regierung erhalten haben, Zivilisten zur Arbeit zwingen — sind gezwungen, es zu wollen in Durchführung der eisernen Ge» setze jeder militärischen Besetzung fremden Landes. Und ein Entrü st ungs stürm geht durch die Welt. Keinerlei französische Aufklärungspropaganda wird dagegen etwas nützen. Und selbst die Berteidiger der Bloc-National-Politit wenden den Blick ab, wenn man ihnen sagt:„Konnte Frankreich etwas anderes erwarten, als den systematischen Widerstand der Ruhrbevölkerung? Durfte Frankreich annehmen, daß nur Franzosen imstande sind, fremder Besatzung zu trotzen, keineAng st vorRepressalien zu haben? Wie hätte Frankreich diejenigen genannt, die von 1914 bis 1918, vom Einfall der deutschen Truppen bis zu ihrem Abzug, preußi- schem Befehl Folge geleistet hätten? Verräter! Haben nicht fran- zösische Sriegsgerichie, noch vier Zahre nach dem Waffenstillstand, nordsronzösisch? Industrielle abgenrleilt, weil sie im verdacht standen. „mit den Deutschen Geschäfte gemacht zu haben"? Hat nicht ganz Frankreich letzte Vernichtung gezeigt für diejenigen, denen wirklich nachgewiesen werden konnte, daß sie sich vor dem preußischen Stiefel gebeugt hatten? Hat nicht Frankreich die ganze Welt ange- rufen als Zeuge für das gen Himmel schreiende Unrecht, das an Zivilisten in Belgien und in Nordfrankreich verübt wurde, als man sie zu Dingen zwingen wollte, die sich gegen die Interessen Frank» reichs richteten? Hat nicht ganz Frankreich dem sozialistischen Bürgermeister von Roubaix , Lebas, zugejubelt, der 1915 ablehnte, dem deutschen militärischen Befehl nachzukommen, die städtischen Arbeiter aufzufordern, der fremden Besatzung Dienste zu leisten und der dafür drei volle Jahre im Innern Deutschlands ein- ackerkert wurde? Hat nicht ganz Frankreich dem Brüsseler Bürgermeister Marx zugejubelt, der dem Willen des Gene» rals v. B i s s i n g trotzte und dafür nach Deutschland geschickt wurde? Hat nicht die gesamte französische Presie jeden kleinen Maire, jeden Feldhüter, jeden Postbeamten, der in der bitteren Invasionsperiod« „dem Deutschen " auch nur den geringsten Widerstand entgegensetzte, gefeiert?... Und heute? Heute wird im Ruhrgebiet Belagerungs- zustand verhängt, wird verhaftet, wird ausgewiesen, sehe ich Beamte, die den Befehlen ihrer Regierung treu bleiben wollen, gezwungen, mit Kind und Kegel sich auf die Wanderschaft zu machen. Und die Pariser Presie kündigt an,„daß dies nur der Anfang" der energische- ren Maßregeln sei, die Frankreich nun, angesichts der deutschen Sabo- tage, ergreifen werde". Schmach und Schande über diejenigen, die Frankreich henke zu dieser Rolle erniedrigen. Sie zitieren das deutsche Beispiel, sie schreiben:„Die Deutschen haben es viel ärger getrieben", und scheinen nicht zu merken, daß die Tatsache allein, daß ihnen ihr Gehirn das deutsche Beispiel ins Gedächtnis zurückruft, daß sie gezwungen sind, „Vergleiche" anzustellen, das furchtbar st e Urteil bildet über dos, wessen sich das offizielle Frankreich gegenwärtig schuldig macht im Ruhrgebiet . Wir haben diesem Dstrachhmgen weiter nichts hinzuzufügen, als den Ausdruck der Genugtuung darüber, daß sich die deutschen Arbeiter im Widerstand gegen militaristische Gewalt nicht weniger heldenmütig zeigen, als einst— im Kriege— ihre belgischen und französischen Kameraden. Gnglistbe Stimmen. London , C. Februar.(WTB.) Der Berliner Berichterstatter der„W e st m i n st e r Gazette" hebt hervor, daß der Besuch des Reichskanzlers Euno im Ruhrgebiet die dort herrschende Cntschlosien- Heit zum Durchhalten gestärkt hat. Die Anwesenheit des Reichskanz» lers im Ruhrgebiet habe der dortigen Bevölkerung gezeigt, daß auch die deutsche Regierung in ihrem Widerstande entschlossen ist und die Anstrengungen der Ruhrbevölkcrung warm unterstützen wird. Auch der Berliner Berichterstatter der„Daily Mail" gibt zu, daß Cunos Reise ins RuHrgebiet den Einfluß des Reichskanzlers auf das Volk gestärkt hat. Der Düsseldorfer Sonderberichterstatter de« „Daily Chronicle" schreibt. Euno habe den klarsten Beweis erhalten, daß die gesamte Bevölkerung hinter der deutschen Regierung und ihrer Politik steht und von der Regierung jede Unterstützung in ihrem hartnäckigen Widerstand gegen die Franzosen erwartet. London , 5. Februar.(MTB.)„Westminster Gazette zufolge wurde die Lage im Ruhrgebiet gestern abend in London ernster be- urteilt. Es werde eine wachsende Erregung unter der deutschen De - volkerung berichtet. Ein neuer Scherbenhaufen. Nach dem Abbruch der Lausanner Konferenz. London , 5. Februar.(DA.). England zieht einen Teil der atlantischen Flotte von Gibralter zusammen, um die Schiffe nach dem Nahen Osten entsenden zu können,„wenn die Lage es erfordert. Di« Schlachtschiffe„Resolution" und„Royal Sovereign' sind nach den Dardanellen abgegangen, um die unter W>mirol Brock stehende Flotte zu verstärken. Amerika vermittelt. Lausanne . 5. Februar. (WTB.) Der amerikanische Vertreter Child hatte noch ein« Unterredung mit Ismet Pascha, in der er, wie man hört, vor allem darauf drang, daß die Türken das Waffen- stillstandsangebot von Mudcmia als weiterhin gültig verachten und zu keinen kriegerischen Maßnahmen schreiten, so- lang« noch Möglichkeiten für Berhandlungen bestehen. In franzö- sischen Kreisen wird dafür Stimmung gemacht, daß ein« etwaige Wiederaufnahme der Berhandlungen in Paris statt- findet._ die Teuerung im Januar. Nach den Feststellungen des statistischen Reichsomt» beträgt die Reichs Indexziffer für die Lebensholwngskosten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) im Durchschnitt des Monats Januar 1129,27(191Z'14= l) gegenüber 685,06 im Dezember 1922. Die Steigerung gegenüber dem Vormonat beträgt 6 3,5 v. H. Die Indexziffer ohne die Bekleidungsausgaben stellt'sich auf 1934: sie ist danach um 69,1 v. H. höher als im Bor- monat. Die Bekleidungskosten allein haben sich nur um 44,9 o.H. auf 1682 erhöht, während die Ernährungskosten um 69,3 v. H. auf das 136Sfach- gegenüber dem Frieden gestiegen sind. Diesen Durch- schnlttsber echnungen liegen die Erhebungen am 19. und 24. Januar zugrunde._ Sie wittern Rlorgenluft. Räch New Porter Zeitungsmeldungen trifft die amerikanische Rüstungsindustrie Borbereitungen, um die Friedensproduktion zurückzustellen, da fle in der nächsten Zukunft aus Europa uamhafte Rüstungsaufträge erwartet.
Religion auf öem yof. Das ist das Neueste zur Hebung der Sittlichkcitl Seit ein paar Sonntagen sieht man auf den Höfen im Westen eine seltsame Sängerschar(nicht Heilsarmee ). Meistens find es vier Damen und vier Herren mit einem Anführer und Redner. Der hält zunächst mal eine Ansprache, in der sehr viel von Sünde und Unstttlichkeit vorkommt und der Verworfenheit aller Menschen. Daran wird mit Schwung und Pathos die dringende Bitte geknüpft, der Sünde und der Unstttlichkeit zu entsagen und ein frommes Leben zu führen. Um die vielleicht noch Wankenden und Zweifelnden in diesem schönen Entschluß zu bestärken, singt darauf die Schar ein paar geistliche Lieder und pilgert auf den nächsten Hof. Vorher aber wird fleißig die Sammelbüchse geschüttelt, und eine der Damen begibt sich in die Häuser und bittet um eine milde Gabe. Wozu das gesammelte Geld dient und wer es erhält, weiß man nicht. Vielleicht soll es zur Abtreibung der Sünde und Unfittlichteit aus der Welt dienen, vielleicht ist es aber auch dazu bestimmt, den singenden Herrschaften eine Entschädigung für abgenutzte Kleidung ourch Regen, Wind und schlechtes Wetter zu verschaffen. Denn die Sänger und Sängerinnen sind sehr elegant gekleidet, und es mutet so an, als wollten sie den Leuten auf dem Hof sagen: Seht mal, so fein wie wir sind, verschmähn wir es doch nicht, vor euch zu singen. Also muß an der Sache doch was dran fein! Dies« Religionsübungen auf dem Hof aber sind, wie man sich leicht denken kann, außerordentlich— feierlich, Biel « werden durch den Gesang aus Bett und Schlaf gescheucht und murmeln etwas von grobem Unfug. Andere wieder begleiten diese Rede mit allerhand witzig sein sollenden Kommentaren. Kinder beteiligen sich am Gesang mit spitzen Diskantstimmen und finden das alles sehr spaß'g, Hunde bellen und Katzen miauen ängsttich. Für die meisten sind derartige„Andachtsübungen" auf dem Hof«in Aergernis, und es täte wirtlich not, daß die Behörden gegen diesen Unfug einschreiten.
Immer wieder Jolgen des Krieges. Der Skaaksanwalk selbst beantragt die Freisprechung. Bor dem Schöffengericht des Landgerichts III hatte sich ein sunger Mann zu verantworten, der im Rauschzustand sich der Verhaftung durch einen Beamten der grünen Polizei durch Tätlich- ketten widersetzt hatte. Er hatte den Beamten mit Faustschlägen ins Gesicht traktiert, die rasch hinzukommende Menschenmenge nahm sofort Stellung gegen den„Grünen", ter von seiner Waffe Gebrauch machen mußt« und mit dem Seitengewehr dem Angeklagten eine Kopfwunde beibrachte. Ein Interessantes Sachverständigenurteil des Sanitätsrars Dr, Leopmann beleuchtete ausführlich die psychologischen Krank» heitserscyemungen des jungen Mannes, der durch vier Jahre Gefangenschaft in Sibirien noch und nach an seelischer Wider- standskraft eingebüßt habe. Der Angeklagte, der von allen feinen Freunden als ein durchaus liebenswürdiger Mensch geschildert wird, hat sich, um über seelische Depressionen hinwegzukommen, dem Trunteergeben. In solchen Rauschzuständen ist er vollkommen gesstig unzurechnungsfähig. Sanitätsrat Leppmann bewies, daß bei dem Angeklagten der§ 51(NichtVerantwortlichkeit der begangenen Tat) in Anwendung gebracht werden müsse. Für die gleiche Eni- scheidung plädiert« der Verteidiger. Auch der Staatsanwalt schloß sich dieser Meinung an, und das Gericht erkannte auf Frei- l p r e ch u n g auf Kosten der Staatskasse.— Sichtlich ergriffen nahm der �Angeklagte die Freisprechung hin. und man hatte eimnal das Gefühl, daß das Gericht hier einem Menschen zu einem neuen posi- ttven Leben verhelfen habe.
Schieber und Wucherer an den Pranger. In der Begründung, die dem Notgesetz gegen die Schlemmer und Wucherer beigegeben ist, heißt es bezüglich der letzteren:„Der jähe, durch den Einbruch ins Ruhrgebiet verschärfte Sturz der deutschen Mark hat auf allen Warengebietrn Preis st eigerungen von solcher Höhe und Schnelligkeit zur Folge, baß ein großer Teil der Bevölkerung an der Anschaffung selbst des notwendigsten Lebens- bedarfs gehindert ist. Diese Sachlage birgt zugleich die Gefahr in sich, daß die allgemein« Notlage von einzelnen unlauteren Elementen wucherisch zu eigenem Vorteil ausgedeutet wird. Solchem unter den gegenwärtigen Verhältnissen besonders verwerflichen Gc- baren muß mit allen gesetzlichen Machtmitteln entgegengetreten wer- den. Die bestehenden Vorschriften bieten schon starke Handhaben zum Einschreiten. Ein« gewiss« Lücke besteht im geltenden Recht nur insofern, als die öffentlich« Brandmarkung der Wucherer und Schiebe? noch nicht in allen bedeutenderen Fällen dringend vor- geschrieben ist. Die Bestimmungen des Gesetzentwurfs sollen das geltende Preistreibereirccht in diesere Richtung ergänzen. Es gibt viele schöne Gesetze. Aber es kommt auf ihm Amven- dung an. Wir wagen trotz mancherlei Erfahrungen den bescheidenen Wunsch auszusvrechen, daß den in dem neuen Gesetzentwurf enthalte- n«n kräfttgen Worten gegen das Wucher- und Schieberpack auch ein ebenso tatkräftiges Vorgehen in der Praxis folgen möge. Letzten Endes wird dies« gan.� Geselllchast erst bei einer Gesundung der wirt- schaftlichen Verhältnisse verschwinden, weil ihr schmutziges Gewerbe dam, nicht mehr den lohnenden Profit abwirft. Und um des Profites willen wird diese Geselllchaft stets Kopf und Kragen riskieren und sich nur soweit um die Gesetze kümmern, al» sie nach Möglichkeiten sinnen, sie umgehen zu können.
Wacht am Nhein mit Bockbier. Man schreibt uns: Bockbierfeste sind fetzt In Berlin an der Tages- ordnwtig Wer als Republikaner oder Sozialist studienhalber solche Lokale besucht, wird entsetzt sein über das, was sich dort seinen Augen darbietet. Sobald so ein Nationalheld die nötige„Schwere" erreicht hat, klettert er auf die Bühne, spendiert eine„Lage", er- greift den Dirigentenstab und richtig, die Kapelle haut los:„Deutsch- land, Deutschland , über alles". Es braust ein Ruf" usw. Sofort fällt die bierselige Zubörerschaft mit ein und der Saal erzittert von süffigem Gegröhle. Dieser in Erwägung unserer augenblicklichen Lag« beschämend ekelhafte Rummel wiederholt sich am Abend zu dutzenden Malen. Es werden fast keine anderen Lieder mehr ge- spielt. Geld spielt sa keine Rolle und die Musiker denken sich nicht viel dabei. Herrgott, man verdient doch! Man muß sich in dieser Gesellschaft wirklich schämen, ein Deutscher zu sein. Es ist nur zu berechtigt, wenn Arbeiter, die zufällig in einen solchen nattonalistischen Biertümpel hineingeraten, ihrer Empörung Luft machen. Gerade in der Zeit, wo die Ruhrbevölkerung einen verzweifelten Kampf führt und überall Gewitterwolken sich zusammen- ballen, ist es Pflicht solcher Dergnügungsstätten, dergleichen widerliche Auswüchse mit allen MUteln zu bekämpfen.
Störungen auf der Nord- Süd-Bahn. In den Morgenstunden. kurz vor 8 Uhr, stellte sich eine Störung im Betriebe der Rord-Süd- Bahn ein. Eine Stromzuführungsschiene am Dahnhof Friedrichstraße war defekt geworden und veranlaßt?, daß die Züge einig« Zeit diei« Streck« nicht befahren konnten. Nach 8M Uhr wurde der Verkehr wieder aufgenommen.— Fast zur gleichen Zeit ereignete sich in der Baugrube der Nord-Süd-Bahn, an der Kreuzung der Friedrick- und Georgenstraße, ein Rohrbruch, der ebenfalls eine Verkehrsstörung nach sich zog. Das Wasserrohr, dos durch die Bauarube läuft, ist aus noch ungeklärter Ursach« gelprun- gen. Die Wassermengen drangen zum Teil in die Keller der Wohn- Häuser. Schwer bcstohlen wurde der frühere österreichische Gesandte Dr. Hartmann auf dem hiesigen Anhalter« Bahnhof . Ihm wur- den dort zwei Koffer entwendet, die für eine Diertelmillion Steidungz- stück« enthielten. Mitteilungen nimmt Kriminalkommissar Dr. R i e- mann im PolizeipräMum entgegen.
vke neueste Grubenkaiastrophe. 4000 Manu arbeitslos. Die gefahrvolle Arbeit des Bergmanns wird' durch die Gruben- kataftrophen in Oberschlesien , die stch geradezu überstürzen, schlaglicht- artig illustriert. Kaum hatten sich die Gräber über die Opfer in der Abwehrgrube der Donnersmarckschen Eisen- und Hütte-A.-G. geschlossen, die das Opfer der Explosion einer Benzollokomotive geworden waren, als auch schon die Nachricht von dem noch entsetzlicheren Unglück in der H e i n i tz g r u b e eintraf, das, durch eine Kohlenstaubexplosion hervorgerufen, fast 159 Pro- letarier in den Schächten begrub. Jetzt haben Hochwassermengen, lawinenartig von einem Schacht in den anderen dringend, etwa 4999 Bergleute ihrer Existenz beraubt. Auf Wochen wird die Förderung in diesen Gruben stillgelegt und die Arbeiter- schaft hat letzten Endes immer wieder die Folgen dieser Geschehnisse zu tragen. Zu der Dammbruchkatastrophe berichten die in Oberschlesten er- scheinenden Blätter: Infolge des in den letzten Tagen anhaltenden Regens und Tauwetters war die B r i n i tz a über ihre Ufer getreten. Einige Kilometer vom Czakai-Schacht brachen die Wassermassen durch und rissen das Schachgerüst fort. Wenige Minuten später erfolgte der Durchbruch beim Knofs- Schacht und Unmengen Wassers stürzten in die Sohle. Zwei Arbeiter fanden den Tod. Dom Knoff-Schacht gelangten die Wassermassen in die Stollen der angrenzenden Fannygrube und setzten diese wie den Fizinus-Schacht unter Wasser. Die Betriebs- feuerwehren der umliegenden Gruben, Hunderte von Arbeitern und mehrere Pionierabteilungen eilten zur Hilfe und versuchten in rast- loser Arbeit die Durchbruchsstelle zu schließen. Die Hauptsorge war, die Gefahr für die markschcidenden Gruben, insbesondere für die Richterschächte abzuwehren, aber Sonntag nachmittag brachen auch er die Wassermassen in einer Breite von 4 Metern und in einer öhe von 1>4 Metern durch. Weiterhin sind die Max-Grube , die Gräfin-Laura-Grube, Eminenz-Grube und die Georg-Grube ge- fährdet. Der Schaden belauft stch auf Milliarden, da die betroffenen Schächte auf Wochen stillgelegt sind. Der Wasserdurch- bruch dauerte morgens noch an. Die über 4999 Mann zählende Belegschaft ist arbeitslos geworden.
Wetter für morgen. Berlin und Nmgegend. Ein wenig wärmer, zeitweise heiter, da- zwiichen wieder stärker bewöltt mit geringen Niederschlägen und frischen nordöstlichen Winden._
Groß-Serliner parteinachrichten. Zur Nachahmung empfohleu! Bon wenigen Genossen der B?- legschaft des Zentrolnachweiseamts für Kriegerverluste in Spandau sind auf einer Sammelliste 2249 M. für den Kampfsonds gesammelt worden, worüber hiermit aus Wunsch öffentlich quittiert wird. Allen Zeichnern hierdurch besten Dank. Mex Pagels.
Bohnodorf, Soztoldem. Dahlvrrein DSPD. Donnerstag» Ahr bei u. Wlrth, Bohnbofftrahe: OeffetrtUche Versammlung. Thema:„Ruhr- t besetznng und Arbeiterschaft.- Resereat: Pfarrer B l e n« r. ..'1-IT'Tn.n........ I s-i-i 4. ur; t,;>..{; Sreuzderg. Mittwoch S Uhr, Beztrisveroidneten-Dersemmlung. Porckstr. N. 5 Uhr. Sitzung der Kommunalen Kommiifion, Yorkstr. II(Bezirksamt), Zimmer Zs. 76. Abt., Dahlem. (Nicht 7». Abt.) Mittwoch, abends S Uhr, Mitgliedern rrsamm- lung im Lolal Schilling. Königin Luise Str. ZS. Thema:„Die polUische Lag« und die BEPD.- Referent: Genosse Rabold. M. d. L. 101. und 102. Abt. , Treptow Baumschnlenweg. ßcute abend 7>/, Uhr, Sitzung beider Vorsiäud« und Biidungsausichllsse bei Küche, Elsenstr S7. 110. Abt, LIchtenbnra. Mittwoch, den 7. Januar, abend» 7>,. Uhr. Versammlung der Mieterau»' chusse im Cecilien-Lyzeum, Gesangsaal. Rathausstratze Janesoziaitsten. vrtogruppe Lichtenberg . Seule abend 7>/, Uhr im Jugendheim, Parlauc i». Bortrag deS Genossen W i I h e l m i. GLste willkommen.
Die Zrauen und öas Ruhrgebiet . Ein« Konferenz der Berliner Funktionärinnen nahm gestern ein Referat der Genossin Iuchacz über die politische Lage entgegen und erledigte die Aufftellung der Kandidaten für die Besetzung des Bezirksvorstandes sowie der Delegierten für den Be- zirksausschuß der Arbeiterwohlfahrt. Genossin Iuchacz schilderte in ihrem Dorttage die Lage, di? durch die Besetzung des Ruhrgebiets entstanden ist, und ging dabei zunächst aus das Berhalten der Reichstagsfraktion«in. Uebergehend zu dem AÄwehvkamps im Ruhrgebiet erklärte sie, daß die passive Resistenz der Arbeiteisschaft ein hohes Zeugnis ihrer bewußten Difzi- plin und politischen Schulung darstelle. Ihr Berhalten lasse uns in der Zukunft daraus bauen, daß mit dieser Arbeiterschaft auch noä) mancher andere Kamps erfolgreich geführt werden könne. Es ist viel eher berechtigt, von dem Heldentum der Arbeiter zu sprechen als vorn dem der Zechenbesitzer und Direktoren. Denn die Arbeiter riskieren ihre Existenz. Es ist Aufgabe de? organisierten Arbeiterschaft, darauf hinzuwirken, daß dieses mit Waffen ausze- zogen« Vorgehen der Franzosen alsbald ohne wesentliches Blutvcr- gießen seinen Abschluß findet. Di« Reimerin ging dann auf die wirtschaftlichenUrsachen der Ruhrbesetzung ein, die in dem Stteben der Kapitalisten nach der Vereinigung von Kohle und Eisen »U suchen s«l. Wir haben zunächst kein« Ursache, aus dos Eingreifen traendemes anderen Staates zu rechnen, denn England ist an der Lösung der Pettoleumfrage viel mehr interessiert als an der Ruhr- frag«. Die wirtfchaftlichen Ziele Frankreichs sind keine anderen als diejenigen der deutschen Kapttalisten, als sie sich während des Krieges auf der Höhe ihrer Macht glaubten. Die Abwehr des fran- zösischen Einmorsches tn das Ruhrgebiet ist für uns et» Stück Slassenkamps in komplizierter Form. die imfere ganze geistige Stärke verlangt, um die Lage in ihrer letzten Konsequenz zu erkennen. Es ist«in Kampf gegen den Jmpe- rialismus der ganzen Welt. Wir haben die Verpflichtung, aufzu- tteten gegen jede nationalistisch« Welle. Trotzdem ver- ttägt es stch durchaus mit dem Sozialismus. Rattonalempsinden zu hoben. Denn jeder, der sein Volk liebt, und wünscht, daß von ihn, jede SchWigung und jede Unterdrückung abgewehrt werde, muß das gleiche auch den anderen Völkern wünlchen. Und fo entsteht aus einem gesunden Nationalempsinden d-r Internationalismus, den wir Sozialdemokraten erstreben. Bezüglich der Regierungs- erklärung wegen der Ruhrbesetzung sagte die Rednerin, daß es besser gewesen wäre, wenn sie nicht erfolgt wäre. Die Regierung habe die Pflicht, sich für Verhandlungen bereit zu halten, wenn auch nicht geleugnet werden krnm, daß es politisch unmöglich ist, tn diesem Augenblick Verhandlungen anzubieten. Das kann nur ein« Aufgabe von Mittelspersonen sein. Die Sozialdemokratie hat dahin zu wirken, daß di« ganze Kompliziertheit der heutigen politischen Lag« begriffen wird, und daß da» Verständnis für die Politik der Gegenwart wächst. Erst ein« spätere Generation kann sich einen Ueberblick verschaffen über die heutigen politischen Ereignisse und ihren Einfluß auf die Gcsamtentwicklimg.(Beifall.) An der Diskussion beteiligte sich insonderheit die Genossin Wurm. Sie wandte ssch. nicht ahne Widerspruch, gegen die passive Resistenz, die ein zweischneidiges Schwert fei, und sah in den Ver- Handlungen den einzigen Ausweg, um aus diesem Dilemma herauszukommen. Bor Eintritt in die Diskussion wurden die Wahlen für den engeren und erweiterten Bezirksvorstand erledigt. Dem Bezirkstag soll für die Wahl in den eneeren Dorstand die Ge- nossin Wachenheim empfohlen werden. In den erweiterten Be- zlrksoorstand sollen delegiert werden die Genossinnen Böhm- Schuch, Jochim und Wengels; als ihre Stellvertteterinnen wurde» die Genossinnen R y n e et. Scholz und Hoppe gewählt.