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Luüenüorff unter Polizeiaufsicht. Wien . 6. Februar.(Eigener Drahlberichi.) Ludeadorff. der gefiern abend von der Polizei aus dem Schnellzug geholt worden war. den sie in Hehendorf hatte anhalten lassen, verbrachte die Ilachl bei einem Freunde, heute wurde er zur polizcidirekkion geladen und es wurde ihm erNSrt. daß er seineu Aufenthalt m ö g l i ch st a b. kürzen müsse. Luden dorss erwiderte, daß er mit dem nächsten geeigneten Zug, der Anschluß nach München habe, abfahren werde, und zwar heute um VAt Uhr abends: er habe nur einige Kameraden in Wien besuchen wollen und sehe ein, daß seine Anwesenheit Schwierigkeiten bedeuten würde, er wolle aber der Regierung nicht Verlegeuheiten bereiten. Die Polizei hat dafür gesorgt. daß Ludendorfs während des Tages sich an politischen Kundgebungen oder Versammlungen nicht beteiligt und daß auch am Abend bei seiner Abreise nationalistische Kundgebungen nicht stattfinden. vergebliche Nmisterwahl in Sachsen . Dresden . 8. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Am Dienstag sollt« die Neuwahl des Ministerpräsidenten im Sächsi- schen Landtage, in dem 40 Sozialdemokraten, 13 Volksparteiler, IS Deutschnational«, 10 Demotraten und 10 Kommunisten sitzen, vor» genommen werden. Nach der Landesverfassung gilt der Kandidat als gewählt, der mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigt. Bei der Wahl gab jede Partei ihre Stimmen für einen Kandidaten aus ihren Reihen ob. Di« Wahl ergab für den Sozialdemokraten B u ck 38 Stimmen, für den Deutsch - nationalen 19, für den Dolksparteiler IS, für den Demokraten 8, für den Kommunisten 10 Es erhielt also kein Kandidat die Mehrheit der Stimmen. Darum wurde die Sitzung vertagt und ein« neue mit derselben Tagesordnung für Dienstag nächster Woche cm- gesetzt. Nach der ergebnislosen Wahl traten die Dolksparteiler und die Demokraten mit dem Verlangen an die Sozialdemokraten heran, die Verhandlungen für die Bildung eines Kabinetts zu übernehmen. Das lehnte diese aber mit der Begründung ab, daß die Aufgab«, eine neue Regierung zu bilden, denen zufalle, die die Regierung gestürzt hätten. Es muh nun abgewartet werden, was der nächste Dienstag bringt. Sollt« eine rein sozialistische Minderheitsreyierung, die die Sozialdemokratie anstrebt, nicht zustande kommen, dann dürste vor dem Eingehen in eine Koalition mit den Bürgerlichen die Gesamt- parket Sachsen» zu der Situation Stellung nehmen. Die Not öer Krankenkosien. Die sozialdemokratische Fraktion des Preußischen Landtag « hat folgende Große Antrag« eingebracht:.Die katastrophale Entwertung der deutschen Mark , die ungezügelt« entsetzliche Verteuerung aller Schreib- und Verbandmateriatien ubd Heilmittel, sowie da« sprung bafte Hinauischnellen der Aufgaben für die Aerzte, Zahnärzte, Apotheker und für die Verpflegung in den Krankenhäusern haben die meisten Krankenkassen fast zum Erliegen gebracht. Schon haben die Krankenkasien den VersicherungSämtern die Verwaltung der Kassen überlasten, da den Sanierungsversuchen der Kastenvorstände gesetzliche Grenzen gezogen sind. Weitere dürften schon in allernächster Zeit erfolgen. Ter völlige Zu- sammenbruch zunächst der Krankenversicherung und damit in Verbindung der gesamten Sozialversicherung steht zu befürchten. Wa« gedenkt das Staatsministerium dagegen zu tun? Ist es insbesondere bereit, die OberversicherungSämter an« zuweisen, der furchtbaren Not der Krankenkasien erhöhte Auf merksamkeit zuzuwenden? Ist daS StaatSministerium bereit, im ReichSrat und bei der Reichsregierung dabin zu wirken, daß schnellst« und durch- greifende Hilfe erfolgt?_ Reisebericht ües Reichskanzlers. MTB. meldet: Der Rei chskanzler berichtete in der Kabi- nettssitzung am Dienstag über seine Reise in das vergewaltigte Ge biet. Als das Ergebnis seiner Besprechungen mit den Vertretern aller Bevölkerungstreise stellte der Reichskanzler den festen Willen zum Beharren im Widerstand fest. Er wies unter der Zustimmung des Kabinetts«indringlich auf die Notwendigkeit hin, die im Kampf« stehend« Bevölkerung mtt allen wirtschaftlichen Mitteln zu stützen, insbesondere der Ernährungsfrag« die größte Um ficht und Energie zuzuwenden. Die weitere Beratung des Kabinetts gall, von laufenden Fragen abgesehen, dem neuen französischen Gc waltakt gegen Offenburg und Appenweier . Antwort an poincare. Dem Berliner Vertreter derAssociated Preß " sagte Dr. E u n o «. o. zur letzten Rede Poincares: Wenn Herr Poincare davon spricht, daß er nicht freudigen Herzens zu einer Politik des Zwanges gegen Deutschland schreite. so frage ich: was ist die französische Politik, seitdem Deutschland die Waffen niederlegte, anderes gewesen, als eine Politik des Zwanges, ausgeübt mit allen Mitteln der wirtschaftlichen und politischen Tortur gegen ein erschöpftes Volk, das sich be- mühte, seine Wirtschaft wiederherzustellen und den Berpflichtungen des verlorenen Krieges nachzukommen? Auf jedem Meilenstein des deutschen Leidensweges seit 1918 stehen die Worte: Zwang und Diktat. Diese Zwangeposttit hat Herr Poincort dann mit Beginn seiner �uhrattion in einer Weise ausgebaut, die sich die Welt nicht hatte träumen lassen, als sie den Abschluß des Krieges als die Ätzende einer neuen Zeit begrüßte. Keiner der wahrhaftig würgenden Paragraphen des Derfailler Diktat» räumt ihm«in solches Recht ein. Durch kein Jnterpretationskunst stück ist ein solches Recht zu erschleichen. Di« Ruhraktion und alle ihre Fortsetzungen sind nichts anderes als die Negation jede» R e ch t s b e g r i f f e s und sein« Ersetzung durch nackt« Gewalt. Wie Hohn klingt es, wenn Herr Poincare auch heute noch den Einbruch in die rheinisch-westfälische Industrie mit SO 000 Bewaff­neten als ein friedliches Werk bezeichnet,«in friedliches Wert, da« sein« blutige Spur von Düsseldorf bis Bochum zieht, das über 2S0 führende Männer durch Verhaftung oder Ausweisung um Amt, Berus und Wohnsitz gebracht, ein« Bevölkerung von Millionen in schwerste Bedrängnis gestürzt und wirtschaftswerte in nicht wieder gutzumachestder weise zerstört hat. Herr Poincare hat sich m der Beurteilung der westfälischen Seele geirrt. Äir Widerstand ist als spontaner Entschluß aus einer Bevölkerung emporgewachsen, die sich ihres Menschen- wertes bewußt ist und sich Bajonetten nicht beugen will. Selbst Herr Poincare muß die Geschlossenheit und Einheit dieses Ätziderstandes anerkennen, der in der Tat ein volksn iderstand ist. So etwas läßt sich nicht befehlen. Es ist da, un greifbar und unüberwindlich, mag auch die Okkupation durch Beseitt- gung der Führer und durch Köpfung der Verwaltung noch soviel unternehmen, um seine Kraft zu breckjen. Herr Poincare sucht Enffchadigung für die französiichrn Ruinen und Sicherheit gegen deutsche Angriff«, so sagt er. Entschädi gung für die Ruinen: wer war es, der alle deutschen An geböte zur Mitarbeit an der Wiederherstellung der zerstörten {gebiete sabotiertes Sicherheit gegen deutsche Angrqst; also

nicht um die rückständigen paar Prozente an Kohlen und Holz ein- zubringen, sondern aus milikärifchen Gründen ist das Ruhrgebiet besetzt worden. Zur Sicherhett Frankreichs muß ein Wirtschaftssystem»erstört wer­den, das zu den feinsten Organismen der Weltwirtschaft gehört. Das also ist der Sinn dieser Pfänderpolitik, die von ollen Wirt- schaftsauioritäten abgelehnt wird. Die Ruhe des fvanzösischen Volkes bedarf keiner Sicherungen, die nur auf Kosten eines a n- deren lebensberechtigten Voltes zu erzielen sind. Das entwaff- nete deuffche Volk ist für Frankreich keine Gefahr und die Sorge vor deutscher . Angriffen nur ein Deckmantel für Herrn Poincares Hegemoniegedanken. Die bisherige deutsche Gesamtleistung au» dem Friedens- oertrag in Bar-, Sachleistungen und Werten der abgetretenen Gc- biete ohne Kolonien hat fast' 45 Milliarden Goldmark betragen: noch 1922 sind an die Alliierten trotz des furchtbaren Niederganges der deutschen Wirtschaft Werte von 1,5 Milli- arden G o ld m ar k abgeführt worden. Ein französisches Blatt hat neulich eingestanden, daß keine deutschen Dorschläge Frankreich veranlaffen würden, seine Beute fahren zu lasten. Herrn Poincares Rede ist eine 11 m s ch r e«- b u n g dieses Zugeständnisses. Das Ruhrgebiet will er behalten, bis von unmöglichen Summen der letzte Pfennig bezahlt ist. Nicht Verträge, sondern Gewaltherrschast will er, Gewaltherr- schaft ohne zeitliche Grenzen. Der Gewalt setzt Deutschland sein Recht und den Willen zum Leben entgegen. �iuch eine öesatzungsfolge. Unmittelbar nach der Besetzung des Ruhrgebiets haben die Franzosen angeordnet, daß alle Ausländer im Besitz gültiger Pässe fein mühten. Da auch die deutschen Behörden aus guten Gründen die gleiche Bestimmung trafen, entstand sofort ein Ansturm der zahl- reichen D e u t s ch ö st e r r e i ch« r auf ihr Konsulat in Köln . Diese Behörde der jetzigen christlichsozial- großdeutschen Seipel- Regierung hatte nichts Eiligeres zu tun, als die Paßgebühr von 10 0 0 M. auf 15000 M. zu erhöhen. Auch streikende oder arbeitslos« Arbeiter erhalten den Paß nicht, wenn sie nicht 15 000 M. bezahlen. Dabei bleibt's trotz Einspruch des Essener Gauleiters des Oefterreichifch-Deuffchen Bolksbundes. Die Empörung der Deutsch - öfterreicher im besetzten Gebiet über ihr Konsulat mag man sich vorstellen: sie wird nicht auf die Deutschöstereicher beschränkt bleiben, denen übrigens die Einbürgerung in Deutschland u. a. durch die enorme Gebühr immer mehr erschwert wird. Srnuts gegen Frankreich . Kapstadt , 8. Februar.(Reuter.) Premierminister Smuts sagte in einer wichtigen Erklärung über die Reparationsftage, die Reparationskommiffion sei hoffnungslos dadurch gelähmt worden, daß Amerika den Friedensvertrag nicht ratifizierte. Die von der Kommisiion im Mai 1921 festgesetzte Summe von 8,8 Mil- liarden Pfund Sterling sei durckzaus über Deutschlands Z a h- lungsfähigkeir hinausgegangen. Diese unmögliche Summe sei als Hebel für die Zerstückelung Deutschlands und für die chaotische Zertrümmerung der Industrie und Wirtschaft ganz Mitteleuropas benutzt worden. Amerikas Mitarbeit wäre der Schlußstein des Friedens gewesen. Als Amerika sich zurückzog, sei der Fried« verloren gewesen. Seitdem sei dle Reparations- kommiffion keine juristische Körperschaft mehr. Schließlich Hab« sich der britische Vertreter aus der Reparationstommission zurück� gezogen und die Kommission Hab« jede Spur von Unpartei» l i ch k e i t verloren und sei tatsächlich eine Zweigstell« des fran zöstschen Ministerium, de» Aeuhern geworden. Den Deutschen sei in einem Begleitschreiben zum Friedeusvertrag dos Versprechen ge- geben worden, daß, wenn der Friedensvertrag sich als unaussühr bar erweisen sollte, der Dölkerbnud als Werkzeug für seine Ab- änderung in Wirksamkeit treten solle. Laufanner Nachwehen. Einer Haoas-Meldung zufolge soll sich I s m e t Pascha Plötz- lich angeboten haben, den Friedensvertrag doch noch zu unter- schreiben. Er hat dies in Paris wissen lassen, und diese Nach- richt wurde durch Frankreich in London übermittelt, jedoch soll sie dort erst nach der britischen Ministerratssitzung eingetroffen sein, so daß die englische Regierung nicht mehr rechtzeitig dazu Stellung nehmen konnte. Ismet reist aber heute früh endgültig so heißt es aus Lausanne ab. In Paris wird daher zu schneller Entschei- dung gedrängt. Sollte das Ende vom Lied also doch ein türkisch - französischer Separatfrieden sein? Die Engländer sind abgereist. Frankreich hat in London vor- geschlagen, wieder Delegiert« noch Lausanne zu schicken.

vor und entriß ihm die für die Abstimmung vorbereiteten Anträge. Der Vizekanzler stieß den Abg. Seitz zurück. Die Abgg. Schiegl und Seitz wurden zur Ordnung gerufen. Der tälliche Angriff der sozialdemokratischen Abgeordneten Seitz und Schiegl auf den Vorsitzenden, Vizekanzler Dr. Frank, hat die Abstimmung über die dort eingebrachten Anttäge verhindert. Da damit die dem außerordentlichen Kabinettsrat noch der Verfassung eingeräumte Frist zur Befchlußfaffung abgelaufen ist, hat die Regierung beschlossen, von ihrem verfassungsmäßigen Rechte Gc- brauch zu machen, den in Verhandlung gewesenen Regierungsent- wurf über eine Abänderung des Vundesangestellten-Abbougesetzes als Verordnung bekanntzugeben. Wir erhatten diesen Wolsf-Bericht so spät, daß wir uns nicht mehr in Wien nach dem 5)ergang erkundigen können: die WTB.- Darstellung scheint uns reichlich parteiisch zu sein. Im übrigen gibt der Abbau von 70 000 Beamten natürlich Anlaß zu größter Erregung, zumal die Arbettslosigteit enorm ist.

Der Liller Kongreß.

Paris . 8. Februar.(WTB.) Der sozialistische Parteitag in Lille hat gestern über die internationale polilik verhandelt. Grumbach führte au», es genüge nicht, daß der Kongreß ein an den Völkerbund gerichtetes Ersuchen unterzeichnet Hab«. Die Außenpolitik der französischen Regierung gereicht den Interessen Frankreichs zum Unheil und der Kongreß müsse gegen diese Politik, die nur zum Kriege führen könne, Einspruch erheben. Ein« wirk- same Politik würbe es fein, wenn man mit d«> demokratischen Elementen Deutschland » zusammenarbeite. Das ftanzöflsch- deuffche Zusammenwirken werde übrigen» durch die wirtschofliichen Rotwendigkeiteu gebieterisch verlangt. Die Besehung de» Ruhrgebiets müsse zu s chw eren Enttäuschungen führen. R e n o u de l. der anschließend das Wort erhielt, bemerkte, sogar wenn die Fravzosen nach Hamborg gingen, würben die Ereignisse sie zweifellos überholen. Da» Vorgehen Schwedens fei»orbild- lich, weil Branting der einzige gewesen sei, der die Regelung de» Konslittes im Ruhrgebiet durch eiuen Schiedsspruch vorge- schlagen habe. pari». 8 Februar.(WTD.) Nach einer Havas-Meldung aus Lille hat der sozialistische Parteitag in seiner letzten Sitzung heute vormittag das Angebot der Kommunistischen Partei, sich zu einer Einheitsfront zusammenzuschließen, abgelehnt. Die Kommunisten müßten zuerst Garantien für ihre Loyali- tat geben. Der Parteitag protestierte gegen die Verhaftung der fran- zösischen Kommunisten, die aus Anlaß ihrer unmittelbar vor der Be­setzung des Ruhrgebiets noch Deuffchlond unternommenen Reise er- folgt war._ Parlamentskrawall in Wien . Meu. 8. Februar.(WTB.) In der heutigen Sitzung des außer- ordentlichen Kabinettsrats, in welchem die Spezialdebatte über die Deamtenabbau- Gesetznovelle durchgeführt werden sollte, protestierten die Sozialdemokraten in lärmender Weise gegen den von der Mehrheit angenommenen Vorschlag des Vorsitzenden, Vizekanzler» Frank. Die Spezialdebatte über das ganze Gesetz mußte unterbleiben. Infolge des stürmischen Protestes der Sozialdemo- traten war der Borsitzende gezwungen, die Sitzimg zu schließen. Nach Mitteilung von Teilnehmern an der Sitzung wurde während der Lärmszcnen von dem Sozialdemokraten Schiegl ein Stein gegen den Vorsitzenden geworfen, der den Vizekanzler an der Hemd traf. Auch der Abg. Seitz ging gegen den Vizekanzler

Wirtschaft «ZNüudelsichere Anlage." Der nach dem Kriege infolge der Geldentwertung erfolgte Prozeß der Umwertung oller Werte hat eine Reihe von gesetzlichen Bestimmungen, die an sich nützlich, notwendig und wohltätig waren, zur Landplage gemacht. Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist bestimmt worden, daß zum Schutze des Vermögens unmündiger Personen, deren Vormund, als Treuhänder, das Mündelgeld nur in ganz bestimmten Anlageformen verwenden darf. Der Z 1807 des BGB. bestimmt hierüber dem Sinne nach folgendes: Die Anlegung von Mündelgeldern soll nur erfolgen in Sicheren Hypotheken oder Grund- und Rentenschulden an tnländi- chen Grundstücken, in verbrieften Forderungen gegen da» Reich oder einen Bundesstaat usw.. in Wertpapieren, die von einer in- ländischen kommunalen Körperschaft garantiert sind und vom Bundesrat als mündelsicher erklärt sind: ferner gilt als mündel- sicher die Anlage von Geld in inländischen öfsenllichen Sparkassen, für die der Bundesrat die gleiche Erklärung abgibt." Diese gesetzlichen Bestimmungen waren, solange das deuffche Geld einen beständigen Wert hatte, ein« Sicherungsmaß- nähme, die einfach nicht zu entbehren gewesen ist. Heute ist es jedoch anders geworden. Da das Geld stch fortgesetzt entwertet, ist die Verpflichtung, es in Sparkassen, Hypotheken, Reichs-, Staats- oder Kommunalpapieren anzulegen, ein« Maßnahme, die eine sichere Schädigung, ja Zerstörung des Mündelver- mögens nach sich zieht. Nicht nur die Anlage von Mündelgeld wird dadurch bettoffen, sondern auch die Anlage von Geld in all den Fällen, in denen zur Sicherung der Verwaltung fremden Geldes die mündelsichere Anlage festgesetzt oder angeordnet ist. Man bedenke, daß die deutsch« Mark ihrem Kurswert nach heute ein Dreitausendfünshundertstel ihres früheren Wertes hat und daß also 3499 Teile dieses Vermögens aus der Vorkriegszeit durch die Geldentwertung vernichtet worden sind. Diese Bestimmung ist nicht mehr«in Schutz des Vermögens, sondern ein« ungeheure Ge- fahr für das Vermögen geworden. Die gesetzlichen Bestimmungen über mündelsichere Anlage haben eben nur einen Sinn für wirkliches, d. h. wertbestärtdiaes Geld. Das, was wir heute in Deutschland Geld nennen, ist kein Geld mehr, denn die unerläßliche Voraussetzung für das Geld als Wert- Maßstab ist seine Wertbcständigkeit. Wertbeständig ist nur Gold- geld, und soweit dem Papiergeld Wertbeständigkeit innewohnt, ist dieiez dadurch gegeben, daß es die Anweisu.ig' auf ein« bestimmte und fest« Meng« von Gold ist. Das deutsche Papiergeld ist schon lange keine Anweisung auf Gold mehr, sondern eine Anweisung auf Papier, das den Stempel der Reichsbank ttägt. Nur das Festhalten cm der landläufigen Bezeichming Geld ist bestimmend dafür, daß wir dieses Wort für die Papierscheine noch weiterführen, und nur der Umstand, daß in einer komplizierten Wirtschaft irgendein Tauschmittel für den Warenverkehr lebensnotwendig ist, bewirft, daß man mit den deuffchen Papierscheinen etwas erwerben kann. Von dem Vermögensschwund infolge de? Geldentwertung wer- 'den beute ober nicht mehr die arohen Vermögen bettoffen, die längst Anschluß an die Valuta gesunden haben, sondern fast ausschließlich die in den Händen finanziell wenig routinierter Leute, die ihre Not- groschen verwahren wollten. Eine Neuerung die sich den gegen- wärtigen Verhältniffen ein wenig anpaßt ist lediglich darin ge- ttoffen, daß einige der neuen wertbeständigen Anlagepapiere als mündelsicher erklärt worden sind. Die Bestimmungen über die Mündelstcherheit sind einst ge- troffen worden, um Vermögen sschädigungen abzuwenden. Sie waren, gemessen am wirtschaftlichen und Zeitinhalt, früher nützlich. özeute ist die mündelsichere Anlage nach den gesetzlichen Bestimmun- gen aber der Regel nach eine ausgesprochene mündel unsichere Anlage geworden. Deshalb müßten diese antiquierten Bestimmun- gen schnellstens außer Kraft gesetzt werden, denn es gibt kein Recht, das dem Staat erlaubt, diejenigen, die nicht selbst die Kraft haben, ihr Vermögen zu verwalten, zu zwingen, es vernichten zu laflen. Der gesetzliche Begriff mündelsicher ist Unsinn geworden, und der Staat hat ein dringendes eigenes Interesse daran, daß Gesetze, die ausgesprochen unsinnig sind, nicht eine Setunde länger in Kraft bleiben. Sicherungen für«ine zweckenffprechende Verwaltung von Mündelgeldern, die durch ein« geeignete Verordnung durch Zu- sammenwirken von Vormund und Vormundschaftsgericht unter Bei- ziehung von Geldfachoerständigen getroffen werden, sind in der gegenwärtigen Zeit ttotz aller unvermeidlichen Mängel weit besser geeignet zum Schutze der Mündel zu dienen als die entsprechenden Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs. weilerer Rückgang der Konkurse. Im Januar sind nach der privaten Statistik der FinanzzeitschriftDie Bank" nur 23 Konkurie eröffnet worden. Im Dezember waren es nach der gleichen Quelle 42, im Januar vorigen Jahre» 129. Die Zahl der Konkurse ist somit auf einem bisher unerreichten Tiefpunkt angelangt. ____ devisenkurfe.

1 holländischer Gulden... l argentinische Papier -Peso 1 belgischer Front...... 1 norwegische Ki o>e.... 1 dänische Krone....... 1 schwedische Krone..... 1 finnische Mark....... 1 japanischer Ken...... 1 italienische Lire...... 1 Pfund Sterling...... 1 Dollar........... 1 französischer Frank.... 1 brafilianischer MilreiS.. l Schiveizer Frank...... l spanische Peseta..... 100 österr. Kronen(abgest.). 1 tschechische Krone..... k ungarische Krone..... 1 bulgarische Lewa..... 1 jugoslawischer Dinar...

6. Februar

stänia- ((Selb .) Kur»

Berlünfer (»rieb) Kurs

14062.50 13965.- 2144.62 7082.25 7132 82 10024.87 959 50 17055. 1840.38 177056.25 37655 62 2443.87: 4289.251 7132.12i 5925.15 53.61 1117.20 14.46 221.44 354.11

15037.50 14035. 2155.38 7117.75 7167.88 10075.13 964,41 18045 1849.62 177943.75 37844.38 2458.18 4310.76 7167.88 5954,86 58.79 1122.80 14.54 222.56 355.89

5. Februar Stiufer-Ber läuft« (Selb -)|(Brief.)

Kurs

Kur»

16758. 15511.12 2269 33 7880.25 7830-25 11221.87 1057,85 20149.50 2009.90 198003.75 42144.37 2608.47 4738.12 7940.10 6618 41 58.55 1221.96 15.81 244.88 418.95

16842. 15588.88 2280.67 7910.75 7919.75 11278.18 1062.65 20250.60 > 2020.04 198996.35 42355.63 2616.58 4761 88 7970.90 665159 58.85 1228.07 15.89 245.62 421.05

1 Polenmark galt tat freie« Lerlehr etwa tfll SS.