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Nr. öS. Jahrgang

Seilage des vorwärts

5rettag. H. Jebruar 192?

Die Häfenverpachtung beschlossen.

Die Stadtverordnetenoersammlung verabschiedete gestern die Mogistratsvorloge über die Verpachtung der Häfen mit den vom Ausschuß beschlossenen Aenderungen und Zu- s ätzen Alle Fraktionen mit Ausnahm« der Kommunisten stimmten zu. Daß der Stadt Berlin zurzeit leider keine ander« Möglichkeit bleibt, zeigte der Magistratsvertteter Stadtrat Gen. S ch ü n i n g noch einmal in einer begründenden Rede. Für die sozialdemokratisch« Fraktion erklärte Gen. Dr. L o h m a n n, daß die notgedrungene Hafenverpachtung keine Preisgabe des Kommunalisierungsgedankens bedeutet. Der kommunistische Redner Schumacher gefiel sich in der Rolle eines Hüters wahrer sozialistischer Prinzipien. Er hatte aber Mühe, gegen Lohmanns Hinweis auf die gleichfalls von der Rot dieser Zeit diktiertePrinzipienpreisgabe" der Sowjetregierung eine Berlegenheitsantwort zu finden. * In der gestrigen Sitzung wurde ein früherer Dringlich. k e i t s a n t r a g der Deutfchnattonolen, der D. Volkspartei, der De- mokraten, der Wirtschaftepartei und des Zentrums vorweggenom- n:en, der eine angemessene Erhöhuno der Pslegesätze für die in schwieriger pekuniärer Lage befindlichen privaten gemein- nützigen Kranken- und Pslegean st alten anstrebt. Der Antrag fand Annahm«, nachdem Genosse Dr. W c y l geltend ge­macht hatt«. daß diese Anstalten, soweit sie wirtlich gemein- nützige seien, vor dem Untergang bewahrt werden mühten, daß aber dem Magistrat dann auch die Möglichkeit genauer Einsichtnahme in die Haushaltsverhältnisse dieser Anstalten gegeben sein müsse. Die Erhöhung der Entwässerungsgebühr von 280 aus 1280 Proz. vom amtlichen Gebäudesteuernutzungswert und die Erhöhng des Entgelts für die Ableitung gewerblicher Abwässer in die öffentlichen Entwässerungsanlagen wurde genehmigt. In der Aussprache darüber kritisiene Genosse Ez« minski den Maß- stab des Nutzungswerts als einen höchst ungerechten, der alsbald aufzugeben fei, während Ostrowski für vi« Kommunisten die erster? Borlag«, die den Mietern allein für die Entwässerung die 3llsache Grundmiete aufpacke, rundweg oerwarf. Auch die Verlängerung der Anwendung der Kohlenklausel zur Festsetzung der Preis« für elektrischen Strom bis Ende März fand eine große Mehrheit: nur die äußerste Rechte und Linke stimmten dagegen. Von den Dnatl. wurde bei dieser Telegen- heit das Verlangen gestellt, die Beschlüsse auszuheben, auf Grund deren Tariferhöhungen den Deputationen überlassen worden sind; an die Stelle des Ausschusses der Werksdeputation solle eventuell «in Ausschuß der Dersommlung treten. Di« Mehrheit lehnte in- dessen auch>m Hinblick daraus, daß es sich bloß um die wenigen Wochen bis zum 31. März handelt, diesen Antrag ab. Hierauf wurde zur zweiten Beratung der Borlage wegen Verpachtung öer Serliner Häsen und LaöeslraKe« übergegangen, welche in der Ausschuhberatung eine Reihe wichtiger Abänderungen erfahren hat. In den Mantelvertrag ioll ausdrücklich ausgenommen werden: Das Konsortium steht dafür ein, daß die im Erobauvertrag für die Gesellschaft festgelegten Zah- lungsoerpflichtungen erfüllt werden. Bezüglich der letz- tcren soll in Z 3 folgendes Helten: Als Gegenleistung zahlt die Gesellschaft 1) 1Zl>0 Millio­nen Mark am Tage nach Abschluß des Vertrags zwischen dem Konsortium und der Stadt Berlin . 2) Weiter ist, sobald der West- Hafen betriebfähig fertiggestellt ist, als Rest ein Betrag zu zahlen, der sich auf Grund folgender Lohnklaufel ergibt: Für die Fertigstellung des Westhofens werden noch die Monate Februar bis Mai benötigt und hierfür«30 000. 530 000, 450 000 und 350 000 Arbeitsstunden, zusammen 2 Millionen, in Anrechnung gebrocht. Für jedcn der vier Monate wird der Lvhnauswand je nach dem Durä/schnittssiundenlohn eines ungelernten Arbeiters berechnet: der so berechnete Gesamtlobnaufmand dieser vier Monate ist zu zahlen, jedoch aus keinen Fall weniger als 1)4 Milliarden Mark. Der Berichterstatter Gronewaldt(W. PO stellte fest, daß es den Berliner Gegeninteressenten auch bis zur Stunde nicht mög- lich geworden sei, ein festes Angebot zu machen, und empfahl ange- sichts der Bedeutsamkeit und Dringlichkeit der Borlage ihre An- nähme in der Ausschußfassung. Stadtrat Genosse Schüning gab nochmals eine eingehende Darstellung des Sachverhalts. Schon

vor Jahresfrist sei die Notwendigkeit einer wesentlichen Um- st e l l u n g klar gewesen, wenn sich die Berliner Hasenanlagen rentieren sollen. Der Osthasen habe 28 000, der Westhafen«4 000 Quadratmeter Lagerraum: die Aufnahmefähigkeit des Osthofens fei 47 200 Tonnen, des Westhasens aber 103 000 Tonnen. Zur Ren- tabilität der Hafenanlagen gehörten Gülermassen von 1 500 000 Tonnen, die ließen sich aus Berlin allein nicht zusammenziehen, woraus sich auch die Unmöglichkeit eines festen Angebots erklär«. Die Heran- Ziehung' solcher Riesengütertransporte fei nur auf Kosten anderer Hafenpiätz«, wie Hamburg und Stettin , möglich: Berlin müsse ein Lagerplatz nicht nur für Güter, die Berlin selbst konsu­miert, sondern auch für sein Hinterland werden.- Darauf seien auch die Häfen und Anlagen zugeschnitten, einen solchen Ber- kehr zu schassen überschreite ober den Machtbereich einer Kommune. Daher die Vorlage. Die Häfen würden ja nicht weggegeben; die. Bertragsentwürfe gäben volle Sicherung. Den Besorgnissen vor- einer monopolistischen Ausnützung sei vorgebeugt, denn nach dem| Ausschußvorschlags solle noch ausdrücklich festgelegt werden, daß für die Gesellschaft die gesetzlichen und behördlichen Vorschriften über die Tarife für die Benutzung der Häfen, ihrer Bauten und Anlagen gelten, daß die Gesellschaft für deren Benutzung allgemeine Vedin- gungen auszustellen hat, nach denen Häfen, Bauten und Anlogen unter gleichen Boraussetzungen und zu gleichen Bedingungen von jedem Interessenten benutzt werden können. Jede willkürliche Tarispolitit sei damit unmöglich gemacht. Alljährliche Revi, sion des Betriebes durch ein« technische Kommission sei vov- geschrieben, s Beifall.)_ Ein Zuruf des Kommunisten Schumacher: Der von de� tschechischen Regierung Ausgehaltene lebe hoch! veranlaßt«inen Ordnungsruf des Borstehers. In der sehr lebhaften Erörterung, die sich gute zwei Stunden hinzog, gab Dr. Steiniger die Erklärung ab, daß der größte Teil der Deutschnationalen trotz schwerer Bedenken für die An- nähme stimmen werde: die Gefahr monopolistischer Ausnutzmtg des Bertrag«» sei noch wie vor vorhanden, aber auch hier würden wohl die Baume nicht in den Himmel wachsen. Genosse Dr. L o h m a n n: Man hat unsere Zustimmung zur VorlagePrinzipienverrat" �genannt. Es gibt für uns nur ein Prinzip und Programm: .Förderung des Wohles der Gefamthell durch Förderung des Wohl» ( des arbeitenden Volkes." Alles praktische Handeln ordnet sich diesem leitenden Gedanken unter. Darum stimmen wir der Ausschußfassung zu. Zum Gedanken der Erhaltung und Erweiterung der kommunalen Betriebe bekennen wir uns mit unverminderter Energie. Sozialisierung und Kommunalisierung sind für uns nicht Schlagwörter; wir erheben diese Forderung da. wo wir durch ihre Erfüllung den Interessen der Allgemeinheit dienen zu können glauben. Bei den Berliner Häfen handelt es sich um Fertigstellung Unterhaltung und um Heranziehung eines Svfachen Güterverkehrs; auf welchem andern Wege als dem der Verpachtung wollen die Kommunisten diese drei Bedingungen erfüllen? Und haben nicht Schenker und Btrfch gerade mit Sowjetrußland abgeschlossen? Die Bewirtschaftung der Häfen durch die Stadt Berlin ist«ine Aufgabe, die die Gemeinwirtschaft zurzeit noch nicht lösen kann, darum müssen wir hier, da uns ein | anderer Weg nicht bleibt, im Znteresse der StcM auf das Projekt eingehen. Die Berliner Spediteure, die nur ihrPrivatinterefse, ihren Prositim Auge haben, sollten hier, wo es sich um allgemeine Interessen handelt, doch lieber schweigen. Steht ihr Vorgehen eiwa im Zusammenhang mit dem Schritte, den einzelne Geheimräte der Polizeiverwaltung beim Reichs- verkehrsminister getan haben? Wir rücken mit unserer Zustimmung nicht vom Kommunalisierungsgedanken ab. sondern wir stimmen zu, um ihn nicht durch ein verfehltes Experiment zu diskreditieren. (Beifall.) Weiter sprachen Dr. Schmidt(Z.), Schwarz(D. Bp.) und Dr. Michaelis lDem) für die Ausschußvorschläge. Als kurz vor 8 Uhr, auf welche Stunde die Ersatzwahl für den Vorsteher-Sielloer- treter Dr. Meyer anberaumt war, der Kommunist Schumacher das Wort erhielt, aber mit Rücksicht auf diese Wahl seine Meldung

vorläufig zurückzog, erklärte der Vorsteher kurzerhand die Aussprache für geschlossen und wollte zur Abstimmung schreiten. Der gereizten Auseinandersetzung, die sich daran schloß, machte Stadtrat Schüning dadurch ein Ende, daß er durch eine kurze sachliche Bemerkung die Diskussion wieder eröffnete, die dann dem Komm. Schumacher noch zu einer umfänglichen Polemik gegen denVor- w ä r t s" und gegen Gen. Dr. Lohmann Gelegenheit gab. Herrn Richard Kunze wurde durch Annahme eines Schlußantrages das Wort abgeschnitten, und darauf erfolgte mit sehr großer Mehrheit die Annahme der Vorlage nach den Ausschußanträgen. Die V o r st e h e r w a h l wurde vereitelt, indem die n a m e n t- l i ch e Abstimmung über einen Antrag auf Absetzung dieses Gegen- standes Beschlußunfähigkeit herbeiführte: es waren nur 15 Mit- glieder im Saal verblieben.

Im Reiche öes Salamanders. Wer die Süßwasserabteilung im Parterre des Berliner Aquariums besucht, gelangt zu einem großen Bassin an der östlichen Ouerseite, wo die Riesensalamander aus Japan Hausen und sieht mit Staunen diese großen unförmlich gestalteten schwarzen Tiere sich zwischen hohen Steinen im Wasser bewegen. Der Riesen. salamander ist der größte der lebenden Molcharten, erreicht eine Länge von nahezu zwei Metern, lebt in Japan im Wasser unter überhängenden Gesteinen und kommt als Delikatesse auf den Markt. Nicht vielen Beschauern dürfte bekannt sein, daß er einst zu einem berühmten wissenschaftlichen Irrtum Anlaß gegeben hat. Als im 13. Jahrhundert die geologische Forschung Fortschritte machte, suchte man nach Resten des Menschen aus der Tertiärzert, die man damals noch meist als Zeit' der legendenhaften biblischen Sündflut oder richtiger Sintflut, d. h. große Flut betrachtete. Da fand man im Tertiärgestein der Alpen ein versteinertes Skelett, das dem eines vierjährigen Knaben ähnelt«. Der Schweizer Naturforscher Scheuchzer sah in ihm den Rest eines Menschen aus der Sintflut. zeit und nannte ihn mit lateinischem Namen Homo diluvii testis, d. h. Sintflutjungen, auch wurde es ihm zu Ehren Andrias Scheuchzeri genannt. Der Fund erregte gewaltiges Aufsehen. Ein frommer Theologe besang ihn bereits in einem schaurig-fchönen Liebe oeginnend:Betrübtes Beingerüst von einem armen Sünders Er- wecke Herz und Sinn der neuen Bosheitskinderl" Eine spätere Untersuchung aber ergab, daß es nicht das Skelett eines Menschen, sondern das eines Riesensalamanders war. Ein kleines Exemplar des Andrias Scheuchten aus dem Tertiär ist in der Paläontoloqischen Abteilung unseres Museums für Naturkunde zu schauen. Wenn wir nun die lebendem Tiere im Aquarium betrach- ten, so leuchtet es ein, daß mm das Skelett eines solchen recht wohl für ein menschliches halten kann, u. a. in Anbetracht des Fußes, der viel Aehnlichkeit mit einer Menschenhand hat. In dem angrenzenden, mir Felsgestein, zartgrünen Wasser- pflanzen und Flußmuscheln erfüllten Bassin, wo sich auch der schlanke, zierlich gefleckte Knochenhecht aus Nordamerika mit dem langen, spitzen, schnabelartigen Maule tummelt, ist ein naher Ber. wandter des Riefensalamanders, der Schlamnrteufel aus den öst- lichen Bereinigtelt Staaten, in mehreren Exemplaren vertreten. Das Aussehen dieses bläulich schimmernden Tieres ist noch viel grausiger als das seines Vetters aus Japan und namentlich sein Kopf hat etwas Teuflisches, das zu dem Namen Anlaß gegeben hat. Wie Zwerg« erscheinen gegenüber solchen exotischen Wasser» tieren ihre europäischen Verwandten, namentlich der kleine, schön gefleckte Feuersalamander, der in den Terrarien des ersten Stockes in großer Anzahl auftritt. Man kann beobachten, daß im Publikum nocl) vielfach die Erzählungen von feiner Giftigkeit, seiner Unoer- brennbarkeit u. a. verbreitet sind, die vor Jahrhunderten in Hexen- prvzejjen oft eine Rolle spiellen. Der«eueste Milchprcisskandal. Die Milchpreise für daS Gebiet' der Stadtgemeinde Berlin sind mit Wirkung vom Montag, den 12. Februar: Vollmilch 700 Mark je Liter, nach Berlin eingeführte Magermilch 320 M. je Liter. Die-Milchkartcn werden wie bisher mit s/4 Liter, die L-Milchkarten sowie die Karten für werdend« Mütter (-Karten) wie bisher mit je Liter Äollmilch beliefert. Es fragt sich wirtlich, ob bei der ungeheuerltchen Steigerung, die der Mitchpreis von Woche zu Woche erfährt, eine Mitteilung über die Höhe der Preise überbauvl noch einen Zweck hat, da der größte Teil der arbeitenden Bevölkerung heute tatsächlich nicht mehr in der Lage ist, die gerade für die Kinder so nötige Milch kauten zu tonnen. Es wurde ja vor kurzem von einer amtlichen Stelle be- hauptet, daß die Mtlchzufuhr für Berlin ausreichend" sei. Sie wird nach den neuesten Preis.regiilierungen" noch viel ausreichen- der und mit der Zeit vielleicht sogar noch überflüisig werden.

(Nechdruck verboten, ver Malik-Verlag ,«erlin.l Drei Soldaken./ 321 Von Zohn dos Pasfos. «te» dra«merik-tiischvi Manuskript Lbersetzt vvn Julian«um per». 5ch dachte auch immer." meinte Fuselli.der würde schon noch Scherereien kriegen, wenn er so weltcr redet. Was hat er denn gesagt?" fragte Daniels. D, er sagte, daß der Krieg ein Unrecht sei und noch mehr so versluchtes prodeutsches Zeugs." Wißt Ihr, was sie da draußen an der Front gemacht haben?" sagte Daniels.In der zweiten Division lleßen sie zwei ihr eigenes Grab schaufeln und dann erschossen sie sie. Die hatten gesagt, der Kneg sei ein Unrecht." Donnerwetter, ist das wahr?" Aber sicher, mein Lunge. Sage Euch,»s hat«wen Sinn, in dieser verfluchten Armee Spähe zu machen." chaltet doch endlich das Maull Schon lange Schlafen- zeit. Meadville, lösch das Licht aus!" sagte der Korporal ärgerlich. Die Baracken waren dunkel, man hörte Männer, die sich auf ihren Schlafstellen auszogen und unterdrückt flüsterten Die Kompagnie war zum Frühstück aufmarschiert. Die Sonne war gerade aufgegangen und schien rosig durch die weichen Wolken des Himmels, und die Snatzen zwitscherten laut in den Platanen. Plötzlich kam der Sergeant. Er ging mit steifen Schultern vorbei, so daß jeder wußte, irgend etwas Bedeutsames gehe vor sich. Achwng. Leute!" sagte er. Die Eßgeschirre klirrten, als die Leute sich umdrehten. Nach dem Esien babt Ihr sofort in Eure Baracken zu gehen und Euer Gepäck in Ordnung zu bringen. Danach bleibt seder bei seinem Gepäck, bis Befehl kommt." Die Kompagnie brach in 5)ochrufe aus, und die Eßge- schirre klirrten gegenetnandex wie Zimbeln. Das Frühstück wurde so schnell wie möglich verschlungen, und jeder aus der Kompagnie lief mit klopfendem Herzen in die Baracken, um sein Gepäck in Ordnung zu bringen, fühlte sich stolz gegen- über der anderen Komvagnie, die keine Befeble erhalten hatte. Als dos Gepäck in Ordnung gebracht war, setzten st« sich auf

die leeren Bettstellen und trommelten mit den Füßen gegen das Holz, wartend. Werden wahrscheinlich hier nicht wegkommen, bis die Hölle eingebrochen ist." sagte Meadville , der gerade den letzten Riemen seines Gepäcks schnürte. 's ist immer so. Man bricht sich fast das Genick, um den Befehlen nachzukommen, und.. Raus kommen!" schrie der Sergeant und steckte seinen Kopf in die Tür.Antreten! Achtung!" Der Leutnant in seiner Felduniform und seinen Wickel- gamaschen stand der Kompagnie gegenüber und sah sehr feier- lich aus. .Leute," sagte er und biß seine Worte ab wie ein Mann Stücke von einem harten Ende Wurst abbeißt.Einer von Euch kommt vor dos Kriegsgericht, weil er w einem Briefe an Freunde zu Haufe hochverräterische Dinge geschrieben hat. Tut mir sehr leid,'daß in meiner Kompagnie so etwas vorgekommen ist. Glaube, ist auch sonst keiner darunter, der so was tut und solche Ideen hat." Jeder Mann in der Kompagnie preßte die Brust heraus und gelobte sich, lieber überhaupt keine Ideen zu haben, als Gefahr zu laufen, einen Anschnauzer vom Leutnant zu be- kommen. Der Leutnant fuhr nach einer Pause fort:Mes, was Ich sagen kann, ist, falls da noch so einer ick der Kompagnie ist, soll er lieber das Maul halten und vorsichtig sein, was er nach Haufe schreibt. Abtreten!" Cr gab den Befehl ingrimmig, als ob es der Befehl fei, den Hochverräter zu bestrafen. Diese verdammte Rotznase Eisenstein," sagte Fuselli. Der Leutnant horte diese Worte beim Weggehen. O, Sergeant, sagte Fuselli vertraulich.Ich denke, die anderen haben schon das richtige Zeug in sich." Die Kompagnie ging in die Baracken und wartete. Die Wachstube war voll vom Geräusch der Schreib- Maschinen und überheizt von einem schwarzen O'en. der in der Mitte stand und von dem von Zeit zu Zeit Rauch in kleinen Wellen ausströmte. Fuselli stand hinter der Schreib- Maschine, mit der Mütze in der Hand. Was wünschen Sie?" fragte der Sergeant brummend. «Mir sagte einer, da"; Sie einen Mann mit opttscher Er- sahrung brauchen." Fusillis Stimme war wie Sammet so weich.

Run und?" Ich habe drei Jahre in einem optischen Geschäft in Friseo gearbeitet. Gut, ich werde mich darum kümmern." Aber... meine Kompagnie ist schon ausgerüstet. Soll heute abtransportiert werden, Sergeant." Warum zum Teufel' kommen Sie denn nicht früher? Stevens, schreiben Sie was aus und versetzen Sie den Mann in'ne andere Kompagnie. Lassen Sie den Major die Ge- schichte unterschreiben. So geht es immer!" schrie er und lehnte sich tragisch in seinem Schreibsessel zurück.Alle kommen sie zu mir in der letzten Minute." Bielen Dank," sagte Fuselli lächelnd. Fuselli eilte zu den Baracken zurück, wo die Kompagnie noch wartend stand. Einige hatten sich in einem Kreis zu- sammengesetzt und spielten Karten. Der Rest hatte sich mit seinem Gepäck auf die Schlafstellen gelegt. Draußen hatte es zu regnen begonnen, und der Geruch der nassen, sprossen- den Erde kam durch die Tür herein. Fuselli saß auf dem Boden neben seiner Schlafstelle und warf sein Messer so herunter, daß es in den Brettern zwischen seinen Knien fest stecken blieb. Er pfiff leise. Der Tag zog sich hin, langweilig, ermüdend. Oesters hörte man die Turmuhr in der Ferne schlagen. Endlich kam der erste Sergeant herein, schüttelte das Wasser von seinem Regenmantel ab. Er hatte einen ernsten, wichtigen Ausdruck auf dem Gesicht. Der Leutnant und ein Major erschienen plötzlich am anderen Ende der Baracken und kamen langsam herein. Die Leute sahen sie aus den Augenwinkeln heraus an. Beim Inspizieren der Sanität-ausrüstungen sprachen sie nachlässig miteinander, als ob sie allein seien. Ja," sagte der Major.Diesmal sind wir dran. Diese verdammte Offensive!" Run, wir werden ihnen schon zeigen können, wozu wir gut sind." sagte der Leutnant lachend.Haben bisher noch keine Geleaenheit dazu gehabt. Hm, sehen Sie sich lieber die Ausrüstungen näher an Leutnant. Waren Sie schon an der Front?" Rein." Sie werden dle Dinge anders ansehen, wenn©te mal da waren," sagte der Major. Der Leutnant oerzog das Gesicht. (Fortsetzung folgt.)