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delcassS gestorben. IN; z a, 22. Februar.(BJIB.) Der frühere Mvisker der aas- «Zrkigen Aug legenhcilen Velcasse ist plötzlich gestorben. Theophile D« l c a s s e wäre am 1. März 71 Jahre alt geworden. Dieser klein« Provinzsournalist ist zu einer der bekanntesten Person- lichkeiten Frankreichs   und Europas   geroorden. Zlls Minister des Leistern in vier linksgerichteten und keineswegs nationalistisch gerich- teten Ministerien(Brisson, Waldeck-Rousseau, Combes und Rouvier) betrieb er auf eigen« Faust mit Geschick und Hartnäckigkeit die Einkreisung Deutschlands  , wobei ihm allerdings die Tölpelhaftigkeiten Wilhelms U. und seiner Regierung die besten Vorschubdienste leisteten. Es entstand dabei ein Rattenkönig von Geheimocrträgen mit England, Spanien   und Italien   über die Teilung Nordafrika  ?, die bald das Tagesgespräch aller europäischen  Kanzleien wurden, bis der deutsche   Kaiser mit seiner berühmten Tanger  -Rede im Frühjahr 1902 dazwischenfuhr und ein«uro- päi'cher Krieg droht«. Damals ließen der Ministerprästdent Rouvier und die radikale Kammermehrheit, die durch die gefährlich« selb- ständige Politik Deleasses aufrichtig überrascht waren, den Minister fallen, der sechs Jahre lang von der politische« Bühne ver» schwand. Zlber auch das Kompromiß ron Algeciras   vermochte sein Werk nicht zu zerstören, es wurde vielmehr«n der Marokko  - Frage praktisch fortgesetzt, bis es zum Eklat von Agadir   kam. Damals 1911 war Delcasse gerade wieder Minister geworden, und zwar hatte er das Marinecmt in dem t.ineswegs deutschfeind- lich-n Kabinett Ca llaux und schien seine frühere Revanchepolitik zurückgestellt zu hoben. Doch nach dem Sturz Caillaux  ' und der Machtergreifung durch P o i n c a r e befand sich Delcasse   bald wieder in seinem Element. Poincare   setzte auf Betreiben Jswolsty» den damaligen franzö­ sischen   Botschafter in Petersburg   Georges Louis ab, dessen mäßigender Einfluß den Kriegstreibern in beiden Ländern ein Dorn im Auge war, und ernannte Delcasse zum außerordowlichm Bot- schaftcr. Die wenigen Monate, die er am Hof« des Zaren verbracht«, waren zweifellos für die Entwicklung Europa  , verhängnisvoll. In den letzten sieben Jahren seines Lebens hat er kein« aktive Rolle als Staatsmann mehr gespielt. In den Augen de? inter  - . nationalen Sozialismus wird er immer einer der großen Schul. d i g e n der Borkriegsjahr« bleiben. Die �ustizüebatte. Der Preußisch« Landtag   fuhr in seiner heutigen Sitzung, nachdem der Gesetzentwurf zur Aendcrung des Stempelsteuer- gesetzes an den Rechtsausschuß und der Gesetzentwurf betreffend den Lu-bau des B i n n e n h a f e n s in Emden   an den Ber- kehrsausfchuß gegangen war, zunächst in de? zweiten Beratung des Haushams der Justizverwaltung fort. Genosse Lubert verlangt ein« neue Abgrenzung der Zuständig- keit der einzelnen Gericht«, damit ein schnelleres und besseres Ar. baten möglich werde. Die Zivilkammern der Landgerichte feien völlig überlostet. Di« Zuständigkeit der Amtsgericht« müsse mindesten» auf 120 000 M. erhöht werden. Das bringe dann auch eine Ersparnis an Kosten und Spesen. Ferner müßten die Zeugen und Sachverständigen besser als bisher entschädigt wer- den. Schließlich müsse mit dem Anwaltszwang für die Amtsgericht« gebrochen werden, denn in der Regel wür- den nur Rechtsanwöl« zugelassen. Ein Rechtsanwalt koste aber heute ein großes S'.ück Geld. Di« Arbeiterschaft müsse fordern, daß auch endüch die Arbeitersekretäre zu den Amtsgerichten zugelassen werden. Haben wir bei der Zivilrechtspflege betonte Genosse Sichert im ollgemeinen wenig Beschwerden, dann um so mehr bei der S t r a f r e ch t s p s l e g«.' Eine Reih« von unhaltbaren Ur- teilen liegt vor. Selbst Herr Dt. Seelmann von den Deutsch- aatirnalen hat dos gestern in gewissem Grad« zugegeben. Nicht nur der pelitische Umschwung, sondern die ganze Wandlung de» Voltes in intellektueller und moralischer und humanitärer Hin- sscht ist«m dem Richtertum anscheinend spurlos vorüberge­gangen. Bei den Demonstrationen für die Republik   hagelt es Strafverfolgungen über Strafverfolgungen gegen die Ar» beiter. Ich«rinner« nur an die Lorgäng« m Erfurt  . Die Stahlhelmleute bleiben ungeschoren. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) Film und Noßdach-Leute im Staatsrat. Der Preußische Staatsrat begann leine Februartagung am Dienstag mit der Beratung der Ausführungsbestimmunaen zum Reichslichtspielgefetz. Der vom Etaatsministerium vorgelegte Entwurf erfuhr durch unseren Froktionsretner Genossen ISeinberg eine lcharfe Kritik. Der Entwurf will die durch das Reichseefetz beseitigte Berechtigung der Ortspolizeibehörde. die Aufführung eines von de» Filmprüfstellen freigegebenen Film, zu verbieten, durch eine Hintertür wieder einführen. Weiter sieht der Entwurf vor, daß nicht nur Erziehungsberechtigte und Kinobefitzer bestrast werden können, wenn Jugendliche die Vor- fübrungen von Films besuchen, die für Personen unter 18 Sahren nicht freigegeben sind, sondern daß auch die Jugendl chen selbst und zwar von i? Iahren an strafrechtlich herangezogen werden können. lindere Fraktion beantragte, im Gutachten des Staatsrat» auszu- 'prcchcn, daß diese Bestimmung gestrichen werden soll. Das Z«n- trum ließ erklären, daß es aus.Gründen der Moral" für die Ve'behaltung der beantragten Abschnitt« in den Ausführungsbestim- münzen sei. Der demokratische Redner, Oberbürgermeister Söß. sprach die Zustimmung zu unserem Antrag aus. Ein R e» gierungsvertreter suchte die Ausführungen des Genossen Weinberg zu entkräften. Nachdem der Zentrumsredner noch einmal für die gefährdete Moral e'ngetreten war, wurde der Antrag un» far-r Fraktion mit den Stimmen des Zentrum» und der Arbeits. aameinschast abgelehnt. Der Staatsrot nahm dann«in Schrei- den des Ministers des Innern betr die Ausübung der Sicher­heitspolizei in Altona   und Wandsbek zur Kenntnis. Genosse Schümann aina dabei auf das Treiben der Roßbach-Leute in dar verschiedensten Landesteilen ein und gab besonders seinem Er- staunen darüber Ausdruck, daß man in Altona   den schon verhos» taten Leutnant Rohbach wieder freigelassen hat.
Sonnenwinter. Den Wetterpropheten hat der Februar einen empfindlichen Streich gespielt: statt des Winterlenzes, den die angekündigte Wärmewelle" bringen sollte, haben wir stramme Kälte, am Tage verschönt durch die schon angenehm warm scheinenden Sonnenstrah-[ lcn. Und ist es am Ende nicht besser so? Di« Umwertung aller Werte auch auf die Jahreszeiten anzuwenden, hat sein Bedenkliches; was nützt es uns, wenn wir im Februar uns paletotlos sonnen, während der Mai mit seinen Frösten alle Vegetation vernichtet! Und schön sind diese sonnenlichterfüllten Tage, die der glücklicher- weise vorhandenen Schneedecke so malerische Reflexe verleihen. Und auch nutzbringend. Wäre es üblich, den Abschluß der Heuernte mit so feierlichem Gepränge, wie den der Roggenernte durch das Ernte- fest, zu begehen, so könnten heuer die Landwirte in den Riederun- gen sich festlich schmücken. Denn die auf den im Herbst überschwemm- ten Wiesen lagernden Heuhaufen konnte man jetzt mit Tragbahren oder Schlitten aufs feste Land bringen hoffentlich macht sich dieser Zuwachs an Futtermaterial in den Milchpreisen bemerkbar. Auch das Schilf und Rohr kann geerntet werden es hilft der Stroh- tnappheit ab. Rur der arme Städter, der weder Heu noch Stroh, weder Korn noch Kartoffeln erntet, ist wirtschaftlich übel dran. Die Kohlen schwinden, die Kleidung, die Stiefel sind mehr auf den Lenz als den Winter eingestellt. Die Jugend freilich kehrt sich nicht an diese Küm- mernisse, Schnee und Eis bedeuten für sie frohes Tummeln im Freien. Mit vom Sport und Sonnenschein geröteten Wangen keh- ren sie heim:.Mutter,'ne Stull« und noch eine." Das Mar- kenbrot schwindet dahin, aber das Elternauge blickt doch trotz aller Sorgen wohlgefällig auf die kleine Schar... Glückliche Jugend im Sonnenwinterl
Heftnöel! In der Doxhagener Straße zu Lichtenberg   hat sich die Tragödie einer Alten abgespielt. Die 66 Jahre alte Witwe D. wurde erhängt aufgefunden. Langjährig« Krankheit und völlige Blind- h« i t sollen die Greisin zu dem letzten Schritt getrieben haben. Das ist gewiß ein trüber Fall, der das sozial« Elend, die grausame Rot der alleinstehenden alten Leute von neuem im trüben Lichte erscheinen läßt. Die.Rote Fahne", die in dummdreisten demagogischen Hetze- reien zurzeit das menschenmögliche leistet, belastet nun den De« zernemen für Armenpjteg«. den Stadtrat Genossen Hinze, indirekt mit der Derantwortung für diesen Selbstmord. Sie findet, daß seine Stellung überflüssig sei und fragt, ob er nicht auf das damit ver- Kunden« Gehalt und die Pension verzichten wolle zugunsten der anderen Armen, die sich erst demnächst das Leben nehmen werden. Es gehört sicher schem ein gut Teil Robustheit und kommunistisch« Unocrl'roreicheit dazu, sich mit einem solchen Fall in dieser Wer!« zu beschäftigen, besonders wenn die Kommunisten berücksichtigen. daß ja einer ihrer Stadträt«, der Herr Stolt, ebenfalls«in an- neiMbares Gehal: bezieht, auf das die Hilfsbedürftigen in seinem Tätigkeitsbereich also auch ein gutes Anrecht haben. Im Bereich des Herrn Stolt und des Herrn Letz, der auch kommunistischer Stadtrat ist, werden dann die Selbstmord« alter Leute radikal abgeschafft sein. Vielleicht wird aber Herr Dörr, unseres Wissens der Verfasser solcher Sudeleien in derRoten Fahne", der nach der FormelWeh Brot ich esse, deß Lied ich singe", in dos Moskauer Horn bläst, nach dem Ratschlag, den er anderen gibt, zunächst einmal selber auf die Gelder verzichten, die er und seine Kollegen aus Rußland   in Gold beziehen._
Die neuen Marz-Mietzufchläge. Wie wir hören, steht es noch nicht fest, ob d«r O b e r p r ä s i» dent die vom Magistrat beschlossen« neue Mietzinsregelung, die am I. März in Kraft treten soll, in allen Punkten genehmigen wird. Es schweben noch Derbandlungen über einige durch die neuen Ve» schlüsse aufgeworfenen Fragen. Der Oberpräsident ist mit der Prü. fung des Magisiratsbeschlusses an Hand der ta'tächlichen Unterlagen und der Forderungen der Vermieter und der Mieter beschäftigt und Ist anscheinend bemüht, im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften die sozialen Forderungen der Mieterschaft mit den An­forderungen einer gesunden Hauswirtschaft in Einklang zu bringen. In Micterkreisen besteht die Besorgnis, daß es den So-ialrentnern. Kleinrentnern, Arbeitslosen usw. in nächster Zeit nicht mehr möglich sein wird, die Mieten aufzubringen, wenn hier nicht schnell und durchgreifend geholfen wird. Sobald die Entsche:- dung der Aussichtsbehörde vorliegt, werden wir.die neue Mietzms- regelung im einzelnen erläutern.
Die Ausplünderung der Schuhkonsumeuten. Das Durcheinander auf dem Schuhwarenmarkt nimmt noch der geringen Erholung, die der Dollar in den letzten Tagen erfahren hat, immer groteskere Formen an. Man kann heut« zwischen der Friedrichstadt   und der Tautzienstraß« einerseits, den Straßen im Norden. Osten oder Süden geradezu ungeheuerliche Differenzen feststellen. Ein Paar Damenlackschuhe, die ftn Zentrum Berlins   80 000 M. kosten, sind in anderen Stadt- vierteln sürtO 0 0 0 6 i 5 5 0 000®. zu haben. Ebenso liegen die Verhältnisse bei den Schuhreparaturen, die zum allergrößten Teil sich in einer durchaus unberechtig- ten Höhe hal!«». Für das Besohlen und Erneuern der A b s ä tz« werden heut« von großen Ähuhzeschäften Preis« zwischen 14000 bis 16000 M. ver'.anat. Di« kleineren Schuh- machereien dagegen verlangen für dieselbe Arbeit Preis« zwischen 21 000 und 26 000 M. Den mit Recht erstaunten Kunden wird besonders von den kleinen Schuhmachereien ein Tarff der Schuh- macherinnung vorgelegt, in denen die Kalkulation für Erneuerung der Sohlen und Absätze enthalten ist. Die Schuhmacherinnunq setzt dabei den Preis für Sohlenleder mit 47 000 M für ein Kilo Sohlenleder«in. Dies« Preis« waren allerdings Anfang diese« Monats berechtigt. Heut« kostet das Kilo Leder dagegen 28 000 bis 30 000 M. Aus einem Kileugramm Leder vermag der Schuhmacher fünf Paar Sohlen und Absätze zu schneiden. Di« Preis« für Nägel. Wach, usw. betragen etwa 300 M.. der Gesellen. lohn für die Reparatur an jedem Paar Stiefel rund 2000 M. Wie uns von fachmännischer Seft« mitgeteilt wird, ist also ein Reparatur- preis selbst von 15 000 M. schon sehr reichlich bemessen. Di« dar- über hinausgehenden Prelsfocherungen ssnd   dagegen absolut und«. rechtigt.__ Unzweckmäßige Linieuänderungen. Man schreibt uns: In der Sonntagsnummer des.Dorm." vom 18. werden di« Aenderungen der Linienführung der Straßenbahn ab 19. Februar bekanntgegeben. Wenn man diese einer genauen Durchsicht unterzieht, kommt man zu dem Schluß, daß die Straßen. bahn mit dieser Linienveränderung zum mindesten für«inen großen Teil der Berliner   Einwohner«in« Verteuerung bringt. Bei- spielsweis« wird die Linie 44 von der Brunnenstraß« in die bis- herige und neue Linie 11 überführt. Di« Bewohner der Bete- ranenstraße und der Weichbildgrenze Pankows   haben also jetzt, wenn sie in Moabit   beschäftigt sind, von Montag, den IS. ab, täglich 200 M. mehr Fahrgeld zu zahlen, weil sie gezwungen sind. um nach ihrer Arbeltsstätte zu kommen, Umsteigefahrscheine zu lösen. Man sollte meinen, daß die Straßenbahn bei Linienveränderungen auch etwas mehr Rücksicht auf das fahrend« Publikum nehmen muß. Es ist beisvielsweise nickt einzusehen, warum die Linien 50, 51. 27 und 121 alle von der Schönhauser Allee   kommend durch die Luisen- straße über den Potsdamer Platz   geleitet werden müssen. Wenn schon di« Linie 44 umzuleiten wac. so mußt« zweifellos hierbei gleich in Betracht gezogen werden, ob nicht eine der vorerwähnte»
Linien über Moabit   nach Schöneberg   geleitet werden kann Vielleicht genügt ein Hinweis imVorwärts, um so schnell wie möglich eine Aenderung dieses Zustoudes herbeizuführen. Es ist hierbei noch ausdrücklich zu betonen, daß die Linie 10 zwar in den Morgen- stunden von den Bewohnern der Schönhauser Alle« ab Danzrger Straße nach Moabit   benutzt werden kann, daß aber in den Abend- stunden auch diese Linie ab Moabit   in Fortfall kommt, da sie nach 7 Uhr abends nur vom Stettiner Bahnhof ab verkehrt.
Um üen Mlcheinheitspreis. Atargarinefabriken als Großverbraucher von Arischmilch. Der Ausschuß für Volksernährung und der Volkswirtschaftlich: Ausschuß im Deutschen Milchwirtschaftlichen Reichs- verband, der Spitzenorganisation der Erzeuger und Molkerei- genossenjchaften, des Deutschen Städtetages, der Deutschen   Much  - Händlervereinigungen und eine Anzahl landwirtschaftlicher Körper- schaften tagten gestern gemeinsam, um zu einer gemeinschaft- lichen Regelung der Milchpreis« Stellung zu nehmen. Die Milchbelieferung liegt im ganzen Reich nach Ansicht der Ausschüsse sehr im argen. Berlin   bekommt kaum 50 Proz. seines Bedarfes und hat ständig um die geringen Zufuhren zu kämpfen. Hamburg  , das unmittelbar an di« SchleswigHolstei- nifche Milchkammer grenzt, hat di« höchsten Milchpreise; dann folgen Berlin  , Frankfurt  , das Rheinland  , Bayern   und Sachsen  . In Sachsen   liegen die Derhältniff« ganz besonders schwierig. Dort ist der Milchprois durch di« zuständigen Behörden künstlich sehr niedrig gehalten worden und infolgedessen können heut« in Sachten nur 25 Proz. der Kindermilch auf Karten geliefert werden. Notwendig ist nach Ansicht der Aus- schüsse, die Bildung eines für ganz Deutschland   gül- tigen Milchpreises. Allerdings müsse dann eine ander« Berechnungsart für den Grundpreis gefunden werden als bisher. Zu diesem Zwecke sei es nötig, durch die zuständigen Behörden die Verwendung von Frischmilch für andere Zweck« als di« der Ver- teilung an di« Bevölkerung zu untersagen. Es geh« nicht an, daß, wie es neuerdings geschieht, einzelne groß« Margarine- f a b r i k e n jetzt groß« Meiereien errichten und die dort ge- wemnen« Frischmilch testtos für die Margarine­fabrikat! on verwenden. Ebenso sei es nicht angängig, die Trockcnmilchfabriken mit Frischmilch zu beliefern, wie das ebenfalls vielfach geschehe. Bezüglich der Festsetzung von Höchstvreisen durch Stadtverwaltungen wurde folgender Beschluß an- genommen:Die Vereinigten Ausschüsse nehmen von dem Urteil des Reichsgerichts vom 16. Dezember 1922 Kenntnis, wonach der Erlaß des Reichsministeriums für Ernährung vom Ze,. April 1921 über die Festsetzung der Gültigkeit entbehrt und die Peeizsestsetzung für Milch nur durch Vereinbarung oller Jnteressentenzriinpen mög- lich ist. Es täte not. daß sich auch die Konsumenten-Veriretting?» mit diesen Fragen beschäftigten.
Kamiuski wird auf seine« Geisteszustand untersucht. Das neu« Strafverfalpeen der Mosseneinbrecher Karl Bernora! und Otto Kaininski, dos auf Grund ihrer Geständnisse eingeleitet worden war. nimmt einen ungeheuren Umfang an. In- zwischen hat Rechtsonw. Dr. Artur Feld im Hinblick auf das in der letzten Hauptverhandlung hervorgetreten« sonderbare Verhalten Kaminskis bei der Strafkammer des Landgerichts IN beantragt, Kaminski auf feinen Geisteszustand untersuchen zu lassen. Das Ge- richt hat jetzt auch diesem vom Geföngnisorzt Dr. Lehnfen unter- stützten Antrag stattgegeben. Kamins» wird in diesen Togen zur Beobachtung nach der städtischen Irrenanstalt in Buch überführt werden.___
Wie Getreide verteuert wird. Anfang vorigen Jahres ermittelte der Verein gegen das Be- stechungsunwesen, daß der Landwirt Erich Eichstädt in Meckow durch Bestechung von Gutsbeomten Getreide zu erlangen suchte. In vierzehn Tagen hatte Eichstädt einige tausend Zeut- n« r vom Rittergut Biesdorf bei Berlin   gekauft und dafür den ungeheueren Bettag von 7 Prozent des Rechnungswertes als Provision" gezahlt. Der Administtator des Rittergutes Biesdorf erklärte, er habe di« Provision zwar«inkassiert, aber an den Ver- mittler, einen Landwirt Högel in Charloltenburg, welcher Hilss- arbeiter beim Magistrat Berlin   ist, ausbezahlt. Mangels ausreichen- der Beweise konnte Eichstädt nur wogen unerlaubten Handel» zu 10 000 Mark Geldstraf« verurtM werden.
Schupo-Souzert für dl« Ruhrhilse. Das gestern abend im Marmvrsaal im Zoo abgehalten« Konzert des Orchestervcreins der Schutzpolizei rmier der Leitung von Clemens Schmal stich ze- staltete sich durch di« Anwesenheit de» Reichspräsidenten und oes Reichskanzlers zu einem künstlerischen Ereignis. Reben den Vertretern der Reichsministerien war die griamte preußische Staatsregicrung, u. a. der Minister des Innern S e v« r i n g und der Ministerialdirigent Dr. Abbegn, sowie di« Spitzen der städtischen Körperschaften und der Polizeipräsident von Berlin   vertreten. Die Feier wurde eingeleitet durch«in Präludrum in Es-Dur von Schmal- sich. Es folgte«in von Frau Henny Porten   gesprochener Prolog, der in di« Ermabnung ausklang,.in Einigkeit und Treue zur schwergeprüften Bevölkerung von Rhein   rmd Ruhr zu sieben. Frau Gertrud Bindernagel von d« Staatsoper brachte die Arie ausOberon" zum Borttoq. Nach einer Gefelklchaftspause folgt« ein Orchrstervvrttag aus dem Vorspiel derMeistersinger" und die Ansproch« von Hans Sachs  , vorgetragen von Carl Braim von der Staatsoper. Der außerordentlich gut« Besuch brachte einen erheblichen Bettag für di« deutsch  « Dolksspenbe. Dem Charakter der Veranstaltung«nffprecbend. hoben sich sömttich« Kräfte unier der Regie de« Polizeimaien» Sachs« unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Ein« zweimalig« Wiederholung ist in Aussicht genommen. Helfer u«d Helferin««», der ArbeitSgeineinsckaft der Kinder« frerurde. Freitag, den 23., 8 Uhr, Sitzung im lledlgenheim, Schönstedtstr. l.
Dreizehn Arbeiier unter einer Uaoint begraben. Wie der Tiroler Anzeiger" au» Innsbruck   meldet, ist gestern beim Spuller Seemerk«ine Lawine niedergegangen, di« 13 Arbeiter verschüttete.
Wetter für morgen. verlin und Uwgcgeud. Zunächst gelinder, Lderwiegend trüb« mit Niederschlägen und srilchen, zwischen Südest und Südwest schwanienden Winden, später zeitweise aufklarend»md wieder etwa« kälter.
Groß-Serliner Parteinachrichten. lve.«dt. Z-heaviethal. Dl« wen essen werken ersucht, in der am Freltaa.»dend» 7><, Uhr, bei Schneider, Frtebnchsteate«. stattfindenden Persammlnna der Nonsumgenosienschatt zadlreich t-Uzuuehmen. Tageaordnnng:Wahl der Delejletien."_ Sport. Tab 10. Berliner   Leckötogerennen beginnt morgen, Freitag, abend« S Uhr und endet am Donnerstag, 1. Mörz, abend« 10 Uhr. Drei Holländer, zwei Dänen»nd zwei Italiener gehen mit lS drulichen Fahrern aus di« SechStagcreise. Die Fahrer find zu folgenden Mannschaften zu- lammengestellt: van Nek ttberger, be Crasto Dermeer, Tor» Rizetto, Fenfien Newa«, Magnussen Schreseld, lSebrüder Huschle, Willig Kohl, Häusler Etellbrink. ttewanow Techmer. Oskar Tietz Lauer. Krupkat Hahn, Nantbey Behrendt. Pawke Kuschkow. Die BeriungSkämps« sollen an jedem Tage um 2 Uhr nachts, nachmittags 4 Uhr und abends!<Z Uhr ausgetragen werdeir. Die beulige» B o x k ä m p? e im Gvortpalaft stellen de« Neger Baker den Italiener Spall» gegenüber. Ferner kämpfen N a u j» t« gegen Dreh köpf. Erich Kohler   gegen Michels o» und N» l«« s» gegen Big I« h».