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bic Teuerung darzulegen. Es muß aber leider festgestellt wer- den. daß auch die Schlichtungsinstanzen mit einer merlwürdi- gen Einmütigkeit die Haltung der Unternehmer zum guten Teil unterstützt haben. Daß es den Arbeiterorganisationen unter diesen Umstän- den täglich schwerer wird, ihre Mitglieder zurückzuhalten, ist nicht oerwunderlich. Der kurze Streik, der am Sonnabend im Kartoffelgroßhandel ausbrach und nur durch das schnelle Eingreifen der Organisation wieder beigelegt werden konnte, ist symptomatisch für die aufs äußerste gespannte Situation. Di« Gewerkschaften sind sich ihrer schweren Verantwortung vollauf bewußt. Wenn bisher große Wirtschaftskämpfe ver- mieden werden konnten, dann ist es ausschließlich den Ar- beiterorganisationen zu danken. Aber die Kraft der Gewerkschaften, große Kämpfe zu ver- meiden, hat ihre natürlichen Grenzen. Diese sind gegenwärtig bereits überschritten. Alle Beteueningen der Unternehmerver- bände, daß sie angesichts der Ruhrbesetzung Wirtschasts- kämpfe vermeiden wollen, find wertloses Parier, wenn sie die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer auf ein Niveau herab- zudrücken versuchen, die es diesen einfach unmöglich machen, ein menschenwürdiges Dasein zu fristen. Regierung und Unternehmer mögen in letzter Stunde bedenken, was auf dem Spiel« steht. Am guten Willen der Arbeitnehmerorganisatio- nen fehlt es gewiß nicht. Dieser Wille wird aber aufgehoben, wenn auf der Gegenseite nicht die Einsicht w die Existenznot- wendigkeiten der Arbeitnehmer einkehrt.

Gerechte Steuerreform! Diedeutsche Liga für Menschenrechte" hat nachstehende Entschließung an die Regierung gesandt: Zur endlichen Regelung der Reparationsfrage weist die Deutsche Liga für Menschenrechte auf das Sachverständigenurteil der Herren Cassel und Keynes usw. vom Oktober vorigen Jahres hin. 1. Sie fordert schärfste Bekämpfung des Wuchers der Rohstoffmonopole, wodurch die deutsche Wirtschaft mehr und mehr geschädigt und Deutschland zahlungsunfähig gemacht wird. 2. Sie bemängelt die gänzlich unzureichende Erfassung der <3« w i n n e, die beim Export erzielt werden. 3. Sie richtet das dringende Ersuchen an Regierung und Reichs- tag, endlich dem Skandal der bisherigen Steuerge- setzgebung und Steuererhebung ein End« zu machen. Für die Z w a n g s a n l e i h e, die teilweise schon 1922 erhoben werden sollte, sind bis heute noch keine Einschätzungsformulare aus» gegeben. Der materiell« Inhalt der Zwangsanleihe ist eine krasse Bevorzugung des Sachwertbesitzes. Aktienbesitzer brauchen vielfach nur*/«, Forstbesitzer nur»/sc» des heutigen Wertes zu versteuern. Die Einkommensteuer, die im Dezember 1922 zu 84 Proz. von den Lohn- und Gehaltsempfängern bestritten wurde, laust in der Praxis auf eine Liebesgabe an den Grund- und Kapital besitz aus. Sie wird denen, die von ihrem Arbeitseinkommen leben, automattsch sofort abgezogen. Die anderen Steuerpflichtigen zahlen ihre Ein- kommensteuer so spät, daß ihr Realwert für den Staat nur noch eine Bagatelle ist. Auch für die Einkommensteuer sind die Steuer- sormulare allgemein noch nicht verteilt. Im Interesse der Inneren und äußeren Polittk und der Gerech­tigkeit muß unser Steuersystem umgehend von Grund auf um- gestaltet werden. Ohne eine energische Operation auf diesem Gebiete das muß der Regierung immer wieder gesagt werden ist innen- und außenpolitisch der Kampf Deutschlands um eine vernünftige Regelung der Neparationsfrage nicht zu führen. Statt dessen scheint man im Ernst Abbau der Löhne für wichtiger zu halten. Die Regierung muß wissen, daß sie auf diesen Wegen die Sozialdemokratie nicht für sich, sondern nur gegen sich haben kann.____ 3n dem Bericht über den Berliner Bezirksparlettag ist durch ein technisches Derfehsn ein Fehler unterlaufen. In dem Absatz: .die Resolution Wels wurde gegen wenige Stimmen angenommen�, muh es weiter heißen: Zur Annahme gelangt auch der Antrag Dreyfuß sCinberufung einer Funkttonärkonferenz. in der Vertreter der Ruhrarbetter sprechen sollen), ferner folgender Antrag: usw.

Direttionswechsel in öer Voltsbühne. Mit dem Schluß diese» Spieljahres wird der bisherige Direktor de« Theaters am Bülowplatz , Friedrich Kayßler .'von der Leitungdiefer Bühne zurücktreten. Kayßlers Vertrag mit dem Verein Voltsbühne läuft allerdings noch einige Jahre: es Hot sich ober herausgestellt, daß ein« frühere Lösung des Verhältnisses im Interesse beider Parteien, sowohl Kayßlers wie der Volksbühne, wünschenswert ist. Herr Kayßler fühlte das Bedürfnis, neben der Tätigkeit am Theater am Bülowplatz seine schauspielerischen Ta« lente auch noch auf einer anderen Berliner Bühne zur Geltung zu bringen, und er verpflichtete sich dem Theater in der König. grätzerStraßezu einem Gastspiel in.Kreislers wunder­lichen Geschichten". Abgesehen davon, daß dieses Gastspiel in die Zeit der theatralischen Hochsaison, von Erde März bis Ende April d. I., fallen wird, ist es natürlich schon aus prinzipiellen Gründen nicht statthaft, daß ein Berliner Bühnenkünstler, der zu- gleich als Direktor einem Berliner Theater vorsteht, sich als Schau» spiel er in den Dienst eines Konkurrenzunternehmen- stellt. Da Herr Kayßler auf sein Gastspiel an der Meinhard-Bernauer-Bühne aus persönlichen finanziellen Gründen nicht verzichten zu können glaubte, so blieti dem Verein Volksbühne nichts anderes übrig, als feiner- seit» auf jede Tätigkeit Kayßlers am Bülowplatztheater fortan zu verzichten. Kayßler scheidet End« dieser Saison als Direktor und Schauspieler au, und mit ihm geht seine Gattin, Frau Helene F e h d m e r. Man kann den Verlust des Bühnenkünstler» Kayßler im Interesse der Volksbühne bedauern, dem Direktor wird kaum eine Träne nachgeweint werden. Denn die Hoffnungen, die auf die direktoriale Tätigkeit Kayßlers anfangs gesetzt wurden, sind nicht in Erfüllung gegangen. Kayßler war nicht imstande und auch nicht willens, au» der seiner Leitung anvertrauten Vühne eine wirklich« Volksbühne zu. machen; sie wurde immer mehr und mehr ein Theater Kayhler". Die berechtigten Wünsche, die das organisierte Publikum der Volksbühne ihm durch den künstlerischen Ausschuß wiederholt kundgab, fanden allzu wenig Berücksichtigung. Wir wollen heute auf eine detaillierte Kritik der Kayßlerschen Di- rektionsführung nicht eingehen, sondern begnügen uns mit dem Aus- druck der Genugtuung darüber, daß der unhaltbare Zustand ein schnelleres Ende gefunden hat als man voraussehen durfte, und mir wollen hoffen, daß es der Leitung des Vereins Volksbühne ge- lingt,«inen Ersatz für Kayßter zu finden, der allen berechtigten An- sprüchen der Berliner Arbeiterschaft genügt. Denn von dieser und für diese ist'das Theater am Bülowplatz ge- schaffen. Wa» d» bürgerliche Presse schon heute über den Voraussicht- kichen Nachfolger Kayßler » zu melden weiß, beruht samt und sonders

Die Teuerung. WTB. meldet: Die R e i ch s i n d e x z i f f e r für die Lebens- Haltungskosten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) beträgt nach den Feststellungen des Statistischen Reichs- amts) im Durchschnitt des Monats Februar 2 S 4 Z(1913/14= 1) gegenüber 112 0 im Januar: sie ist demnach gegenüber dem Bor- monat um 13S v. H. gestiegen. Ohne die Bekleidungsaus- gaben stellt sich die Indexziffer auf 2408, somit um 132,9 v. H. höher als im Januar. Die Ernährungskosten sind um 133 o. H. auf das 3 1 8 3 f a ch«, die B e k l e i d u n g s k o st e n um 147,6 v. H. auf das 4164fache der Vorkriegszeit gestiegen. Die Zahlen des Reichsindex sind wie bekannt nur zu einem Teil sttchhalttg. Aber auch sie zeigen, wie die Teuerungswelle immer stärker ist als die Lohnerhöhungen, die z. D. im Februar durchschnittlich 100 Prozent betragen. Trotzdem seither alle wichtigen Lebensmittel noch weiter gestiegen sind, versucht man jedoch jede Lohnzulage zu verweigern mit der Begründung, ohne dem könnten die Preise nicht sinken. Wenn wir Auslandspreise haben, warum dann nicht auch Auslandslöhn«?

Unter üem Terror üer§asciften. München , 6. März.(Eigener Drahtbericht.) Der Republikanische Reichsbund, Ortsgruppe München , hatte für gestern zu einer öffent- lichen Versammlung aufgerufen, in der Genosse Dr. Schutzinger- Hamburg-Altona überDer Kampf um die Republik in Bayern und im Reich" sprechen sollte. Die München «? Polizeidirettion hat in letzter Minute, einem Pfiff der Nationalsozialisten gehorchend, die Versammlung verboten und ihre ungewöhnliche Haltung damit begründet, daß Schützingers Auftreten bei der Münchener BevölkerungA erger nie und Erregung" hervorrufen könnte und daß nach den der Polizei zugegangenen Nachrichten mit ernsten Störungen der Versammlung zu rechnen sei. Diese der Polizei zugegangenen Nachrichten stammen au» dem Lager der Notlonalsczialisten, deren Führer Hitler in einer Versammlung am gleichen Tage sich folgenden klassischen Aus- spruch leistete:Wirwarensofrei, derPolizeidirektion unsere Meinung zu o s fe n ba r e n. Dem Verrat, der durch das Phantom einer Abwehrfront gedeckt wird, muß Stück für Stück da« Genick gebrochen werden. Wenn die Regierung das Volt in einen Zustand nationaler Raserei oersetzen würde, würde England sich mit Deutschland verbinden. Mit deutschen Ban- diten ist für uns keine Verbindung möglich. Wir haben vor der Weltgeschichte unser Teil geleistet, wenn wir den November» Verbrechern ein End« bereiteten. Ich war in Nord- deutschland. Alles warte tauf mich." Das ist das gleiche traurige Schauspiel, das man sich in München nach der über- flüssigen Verhängung des Ausnahmezustandes am nationalsezialisti- schm Parteitage leistete. Die Polizeidirettor und die Staatsregierung klappen zusammen, wenn der bayerische Fascistenführer Hitler mit der Faust auf den Tisch schlägt. Unser Parteiorgan, dieM ünchener P o st", rügt aufs schärfste diese Rücksichtslosigkeit, die man sich offenbar nur gegen Republikaner und Sozialdemokraten leistet und bezeichnet diese neueste Leistung des Münchener Polizeipräsidenten als ein« B l a- mag« sondergleichen, da sich der Minister des Innern erst vor kurzem entrüstet gegen die Sabotage der einheitlichen Abwehrfront durch Hitler gewandt habe, ohne allerdings die gebotenen Konsequenzen au« den großspurigen Ankündigungen zu ziehen. * Die Nationalsozialisten hatten große Vorbereitungen zur Spren- gung der Schützinger-Versammlung getroffen und blieben auch trotz des Verbots der Versammlung, diese Nacht in erhöhter Alarm- b e r e i t s ch a st bzw. imBelagerungszustand", wie sie das selbst nannten. Am vorigen Sonntag hat die nationalsozialistische Partei sich in erhöhtem Umfang als m i l i t ä r i s ch e O r g a n i s a t i o n vor der Oefsentlichkeit gezeigt. Mit etwa 1200 Mann wurde in der Nähe Münchens eine Felddien st Übung abgehallen. * Das Bild vervollständigt sich, wenn man einen Blick in das Heimatland" wirft. Der Reichswehrminister, Demokrat und

auf müßigen Kombinationen. Die Leitung des Vereins Volksbühne Ist dieser Frage bisher praktisch nicht nähergetreten und es bestehen noch keinerleiKandidaturen".

Das gestörte.Mutermärchen". Ein Mitglied des Ver- «insVolksbühne" schreibt uns: Wie schon wiederholt, so wurde auch am Montag die Vorstellung im Bülowplatz - Theater durch unterirdisch« Geräusche noch empfind- licher gestört als durch die übliche Massenhusterei. Es war mitten in der ersten Szene noch der Pause, als man plötzlich dröhnende Hammerschläg« gegen Metall hörte, die einzelne Sätze der Sprecherin derZeit vollkommen verschlangen. Da in den folgenden Bildern die Luft ich saß im Vorparkett, oben muß es noch ärger gewesen sein peinlich heiß und schwül wurde, vermute ich, daß an der Heizungs- oder Lüftungsanlage irgendein Gebrechen aufgetreten war, das durch diese Hammerschläae behoben werden sollte. Muß so etwas immer mitten in der Vorllellung geschehen? Unbegreif­lich ist mir auch das zeitweis« Auftauchen und Verschwinden einer helleuchtenden Kreisfläche in dem linken Bühnenvorbau vor der ersten Kulisse. Es ist da offenbar in ziemlicher Höhe«in Raum, der«in Guckloch nach der Bühne hat und der abwechselnd beleuchtet und dunkel ist. Muß das aber dem Publikum erkennbar gemacht werden, dessen Aufmerksamkeit durch diese Lichtspiele natür- lich gestört wird? Reue deutsche Sonst in Amerika . In diesen Tagen wird in New Port , in den Anderson Art Galleries, ein« Ausstellung lebender deutscher Künstler eröffnet, die zum erstenmal den Ameri- kanern ein« gute Vorstellung von den Bestrebungen des deutschen Expresstonismus gibt. Es werden im ganzen etwa 100 Gemälde, eine gleiche Anzahl Aquarelle, 120 graphisch« Blätter und 25 Pla­stiken gezeigt. Die besten Namen der jungen deuttchen Künstler sind vertreten, und die verschiedensten Teile Deutschlands haben zu der Ausstellung beigetragen: Berlin , München , Weimar , Breslau , das Rheinland , Königsberg . Unter den Malern sind vor ollem zu nennen: Eampendonck. Easvar, Caspar-Filser , Dean er, Feininger , .Meckel, Huth, Kaus, Klee, Otto Mueller , Nauen , Noide, Partikel, Pechstein, Rainiwill. Rohlfs. Schmidt-Rottluff , Schwichten bera. See­wald, Unald. Unter den Bildhauern: Garbe, Kolbe. Marcks, Boeder, Scharf. Scheibe, Sintenis. Steger. Eine Einführung zur Aus- stellung hat W. R. V a l e n x i n e r geschrieben. Ein wachsender Fixstern. Großes Aufsehen erregte die Meldung. daß einer der Sterne in der Sterngruppe des Walfisches, Beth Geti, seine Größe verändert hat und zwar von einem Stern zweiter Größe zu einem solchen erster Größe herangewachsen ist. Der Stern ist jetzt leuchtender geworden als selbst der Aldebaram. Die Nachrichten von dieser Erscheinung wurden zunächst von der französischen astronomischen Mission in' Athen mitgetei't und dann von Camille Flammorion bestätigt. Obwohl solch ein Wachstum in der Größe entfernter Sterne schon früher beobachtet worden ist. wissen die Astronomen dafür keine Gründe anzugeben. Man ver- mutet, daß die Hitze in demselben Maße wächst wie die Leuchtkraft. Würde die Sonne einmal in ähnlicher Weisewachsen", dann würde die Erde unbewohnbar werden.

Bayer seines Zeichens, erhäll den schönen TitelFeuerwehr- minister", der aus der Reichswehr eineWach- und Schließgesell- schgft" machen wolle. Geßler hat den deutschen Soldaten die größte Beleidigung zugfügt, die je im Reichstag gefallen ist, weil er versichert hat, er werde sich mit allen Kräften gegen diejenigen. einsetzen, die die Reichswehr zu kriegerischen Unternehmungen miß- brauchen wollen. Es findet eben niemand Gnade. Alle sindVerräter". Die Hilferding, Breitscheid , Erkelenz im Ausland, die Enspien, Eisenberg und Barth im In­land und dieFrankfurter Zeitung ", derVorwärts" und dieB o s s i s ch e Zeitung", allen gilt die deutsch -völkisch« Parole Hitlers : Die Verräter müssen vernichtet werdenl Das soll unser Gedanke sein, Tag und Nacht: er soll in uns glühen, soll zum Notruf eines ganzen Volkes werden, soll jeden von uns zum Cato, zum Trommler machen und daran wollen wir uns erkennen, an der Losung des Tages: Die Verräter müssen vernichtet werden!" Und so geht es in jeder Nummer spaltenlang. Die Kugel, der Strick, der Galgen wird jedem angedroht, der Viesen Strolchen nicht als zuverlässig gilt. Denn bei der Sozialdemokratte allein bleibt es natürlich nicht. Die Verräter sitzen ja bis in die Reihen der rechtssitzenden Kreise hinein. A l l j u d a ist eben nur mit Feuer und Schwefel auszurotten. Darum ist die Parole des Tages: Her mit dem Bürgerkrieg.

Noter Närzfturm*. ' u eberall, wo die rechtsradikalen Geh ei Morgan!» s a t i o n e n die Notwendigkeit Ihrer Existenz zu begründen suchen, erfolgt prompt der Hinweis auf die Gefahr eines Linksputsche s. Der ganze Kopp-Putsch war eigenttich ein«Versehe n". Alle die Herren Generäle und sonstigen Ehrenmänner, die ihn vorbereiteten und inszenierten, wollten nur das arme Deutschland vor dem Bolschewismus" retten. Heute soll Deutschland von Bayern aus vor demDolch- stoß" der Sozialdemokratie geschützt werden. Di« übereifrigen Retter des Vaterlandes scheuen dabei nicht vor der nieder- trächtigsten Verunglimpfung und vorder offenen Schwächung der Stellung Deutschland » im Ausland zurück. Bezeichnend für die Gesinnung dieser Kreise ist ein Brief aus Münchs», den das konservative Luzerner Organ D a t e r l a n d" in der Schweiz veröffentlicht. In Anlehnung an die Drohungen Heids mit dem Staatsstreich gegen eine den bayerischen Reaktionären nicht ganz genehm« Reichsregierung wird dort dem staunenden Ausland allen Ernstes versichert, in Deutsch - land feidie sozialistische und kommunistische Mnierarbett im ganzen Reich bereits so weil gediehen, daß sich die deutscheRegierung in verlin nicht mehr sicher fühle, ver Gedanke, e i n neues nationales Deutschland von Süden her aufzubauen, ist heute nicht mehr bloß eine vage Phantasie, sondern wächst sich von Tag zu Tag mehr zur zwingenden Notwendigkeit au»". Nach der Darstellung, die diese Daterlau dsfreunde dem Ausland von deutschen Verhältnissen zu geben belieben, drängt in Deutschland alles zur Entscheidung, ob national oder sozialistisch regiert wird. Mc ein unhelm- liches Gewitter ballen fich die einander unversöhnlich widerstreitenden Kräfte zusammen". DasVaterland" versieht diese Enthüllungen ihres Münchencr Mitarbeiters mit der Bemerkung, sie seiendurchaus nicht bloß« Sensation". Das ist schon möglich. Wenn diese Kreise von roten März stürmen zu sprechen beginnen, dann kann man sicher sein, daß sie selber versuchen wollen, mit Gewalt ver- lorene Macht wieder an sich zu reißen. Die offen« Enthüllung reaktionärer Pläne zeigt um so mehr, wie not- wendig es Ist, daß gegen die Geheimorganisatione» mit allen Mitteln durchgegriffen wird.

Der Fall Eisenberger. Der GeschäftSordnungkaueschuß des bayerischen Landtags genehmigl« die Strafverfolgung des loinmunistischen Abgeordneten Eisenberger wegen Hocb- verrat». Für die Genehmigung stimmten die Bayerische Bolls- partei. die Bayerische Mittelpartei, gegen die Genehmigung die Sozialdemokraten und der B a u e r n b u n d.

Roten mit bunten vildern. Es ist eine bekannte Tatsach«, daß heutzutage in manchen Kreisen das Buch nicht mehr zum Lesen dient, sondern zum Ansehen. Die neuen Reichen, denen das Lesen eines Buches als ein abenteuerlicher Gedanke erscheint, begnügen sich damit, die Luxusdrucke anzusehen und an dem Einbandleder zu riechen. Natürlich sind deshalb die Bilder beim modernen Luxusbuch das wichtigste, und jetzt will man sogar auch für Noten sorgen, die man nicht zu spielen braucht, sondern die man sich ansehen kann. Ein Münchener Verlag kündet ein Unternehmen:Der illu- strierte Klavieruuszug mit schwarzer und far» b i g e r Graphik" an, so daß man bedeutende Musikwerke jetzt aus den Bildern genießen kann, ohne sich erst mit den schwierigen Noten zu befassen. Als erstes Werk lall Rimskij-Korsakows Schehersade" mit farbiger Graphik der Petersburger Künstlerin N. Gontfcharowa erscheinen. Rlikrozählung. Zur Bewältigung der bei wissenschaftlichen For- schungen, z. B. der Mikroskopie, der Chemie, namentlich der Kolloid- chemi«, vorkommenden kleinsten Größen sind die metrischen Maße nicht mehr ausreichend. So enthält, wie W. Porstmann in seiner Ronnenlehr« angibt, 1 Gramm Flammenruß von spezifischem Gewicht 1,57 nicht weniger als 960 Milliarden einzelne Teilchen. Ein Teilchen wiegt also durchschnittlich 0,000 000 001 04 Milligramm, hat«in Volumen von 0,000 000 000 66 Kubikmillimeter, als Kugel gedacht einen Durchmesser von 0,001 08 Millimeter und besteht noch dazu aus 26 Milliarden Molekeln Kohlenstoff. In eine Linie ange- ordnet, bilden sie«in« Länge von 1.08 X 90 Millionen Millimeter. das sind etwa 1040 Kilometer. Die Kolloidchemi« bestimmt eben- falls die Dimensionen der Partikel ihres Bereiches. Di« Teilchen von Schwefelsol wurden z. B. gemessen zu 0,000 002 68 Millimeter Durchmesser, andere zu 0,000 028 98 Millimeter. Die Mikro- Zählung ist heute«in eigenes wissenschaftliches Arbeitsgebiet. Sie stellt die Anzahl von Teilchen in der Gewichtseinheit fest. Man hat so ein Kriterium für unzählige Bedürfnisse der Biologie, Chemie und Technik gewonnen. Da die angegebenen Größenordnungen in diesem Gebiet normale Erscheinungen sind und man die langen Zahlen mit den vielen Nullen vermeiden will, hat man neue klein sie Längenmaße und Gewichte eingeführt, die mit griechischen Buchstoben bezeichnet werden. Der TNsnsch seil einer Million Jahre ans der Erde? Alle Be- griffe von dem Alter des Menschengeschkechts auf dem amerikanischen Kontinent sind übertrosfen worden durch die Entdeckung eines Menschenschädels der Tertiärepoche, dieDr 3.®. Wolf in Patagon' en gelungen ist. Wie der berühmte Anthropologe der Eolumbia-Universität Dr. Franz Boas dazu ausfuhrt, muß der Schädel nach den Angaben 500 000 Jahre älter sein als der Schädel des bekanntenPithecanthropusEratus", der seinerzeit oiisIova aus- gegraben wurde. Schätzt« man das Alter jenes auf 500 000 Jahre, lo würde also das neue Fossil ein Alter von einer Million Jahr« haben, und der Besitzer dieses Schädel» müßte zu einer Zeit gelebt haben, als die heutigen Polarkreise noch tropisch waren und dort gewaltige Ungeheuer und Repttlien lebten. Deutsches Opernhaus. Wegen Nachiirliube» des Herrn Laubentbel wird statt der angekündigten Oberon-Rutsührung am k die OperDie toten Augen ' von Äugen d'Alberi gegeben.