ohne Ursache in die friedliche Menschenmenge hineinfahren,wenn unsere Kumpels, die morgen zur Schicht einfahren, mitder Reitpeitsche in das Gesicht geschlagen werden, wenn manwehrlose Frauen und Kinder peinigt, dann sind wir weitsichtiggenug, um zu erkennen, weshalb diese Situation nicht füruns zu einer Lohnbewegung oder zu einem parteitaktischenTagesgeschäft ausgenutzt werden kann. Nichts darf vonunserer Seite geschehen, um diesen schweren Abwehrkampf derNotwehr zu zermürben.Deshalb muß heute klar und ohne Schwankung erkanntwerden, um was es hier im Ruhrgebiet geht. Wir als Sozial-demokratie, als die größte Partei Deutschlands, können unsam allerwenigsten den Luxus leisten, in entscheidungsvollenStunden mit Wenn und Aber, mit allen möglichen gewähltenVorbehalten uns der Verantwortung zu entziehen. Weil wireine Macht sind, haben wir den Mut zur Macht und Verant-wortung zu beweisen. Von der deutschen Arbeiterklasse, vonder deutschen Sozialdemokratie wird es mit abhängig sein,ob die Bajonette und Tanks der größten militärischen Machtauf dem Kontinent überwunden werden durch die größereGewalt der Kultur und Menschlichkeit, durch denKampf des Rechts Es gibt ein Urteil, das unbestechlichund unerbittlich ist: das Urtell der Geschichte. Wehe, wenneinmal ein« später« Zeit von uns sagen müßte: In dieserStunde der Not haben die Sozialisten nicht bis zum letztenAugenblick ihr« Pflicht getan! Wenn es erwiesen werdenkönnte: Die Sozialisten hätten nicht gewußt oder hätten ge-zaudert, wo ihr Platz war!Der Verhanülungsfühler ües„Temps*.Die in unserer Montagsausgab« abgedruckte längere Aus-lassung des Pariser„Temps" über die Ziele der französischenPolitik und über die Frage der Verhandlungen erscheint unsaus verschiedenen Gründen recht bemerkenswert. Bekanntlichspielen die außenpolitischen Leitarttkel des„Temps" die gleicheRolle wie die Auslastungen der„Norddeutschen AllgemeinenZeitung" unter dem alten deutschen Regime.In diesem Falle handelte es sich augenscheinlich um einenhochoffiziösen Aufsatz, denn er bildete eine Antwort auf dieRede, die Mussolini unmittelbar vorher im italienischenMinisterrat gehalten hatte und in der sich nach dem von unsabgedruckten telegraphischen Bericht folgende Stelle befand:Eine neue Richtung in der Haltung der beiden Gegnerkönnt« dadurch«ingeschlagen werden, daß der«in« dem andereneinen neuen Vorschlag unterbreitet, eine Vermittlung verlangtoder auch durch«ine Erklärung der politischen Ziele,die Frankreich zu verfolgen vorgibt, Ziele, die sich bis jetzt aufdi« Bezahlung der Reparationen beschränken.Darauf antwortet der„Temps" zunächst mit der Versichs-rung, daß Frankreich nicht daran denke, irgendeineAnnexion vorzunehmen, und daß es nur„seine Reparationenund seine Ruhe" ersttebe. Man mag nun in Anbetrachtanderer zumindest zweideutiger Aeußerungen von offi-ziellen französischen Persönlichkeiten dieser Erklärung s k e p»tisch, gegenüberstehen: nach den vielen üblen Erfahrungen.die wir ans diesem Gebiete gemacht haben, ist ein M i ß- �trauen durchaus am Platze. Insbesondere wird man die!Frage aufwerfen müssen, ob nicht bei dem Worte„Ruhe">ein annexionistischer Pferdefuß zum Vorschein kommt. Aberman darf andererseits nicht verkennen, daß hier zum ersten �Male seit mehreren Wochen von ostiziöser französischer Seite!politische Absichten in Abrede gestellt werden.Des weiteren beantwortet der„Temps" die von Musto-!lini aufgeworfene Frage nach„neuen Tatsachen", die eineLösung des Ruhrkonfliktes bringen könnten, mit der Erklärung.daß Deutschland„schriftliche, genaue, offizielle und annehm-bare Vorschläge" den Vesatzungsmächten oder der Ge-!sa m th e i t der Alliierten übermitteln sollte. Also auch hier Jwird zum ersten Male französischerseits eine wichtige Er- 1klärung abgegeben, nämlich die der V e r h a n d l u n g s-bereitschaft, und zwar wird auf den Weg a l l g«- �meiner Verhandlungen hingewiesen,'während es bisherIben Anschein hatte, als ob Frankreich und Belgien nurallein, kraft ihres militaristischen Gewaltunternehmens und! unter Ausschaltung Englands, Amerikas und Italiens, mitDeutschland die Reparationsfrage lösen wollten.Auch hierbei empfiehlt sich natürlich größte Vorsicht, daalles davon abhängt, was Herr Poincarö als„annehmbar"erachtet.Aber trotz allen diesen Vorbehalten darf die Bedeutungdieses„Temps"-Artikels nicht unterschätzt werden. Und wirmüssen unser stärk st esBefremden darüber aussprechen,daß diese Stimme, die wohl mehr als eine gewöhnliche Presse-stimme ist, von keiner Nachrichtenagentur verbreitet wurde.Jnsbesonoere erscheint es uns ganz unverständlich,daß WTB. diesen„Temps"-Artikel mitkeinem Worte erwähnt hat. Der ReichskanzlerCuno hat gestern im Reichstag die Verhandlungsbereitschaftder Reichsregierung in geschickt stilisierten, aber unglücklich de-tonten Sätzen ausgesprochen. Die Tatsache, daß der„Temps"-Artikel in Deutschland gänzlich unbeachtet geblieben wäre,wenn wir ihn nicht nachträglich aus dem Original abgedruckthätten, läßt aber befürchten, daß diese Politik des Reichs-kanzlers nicht die erforderliche Unterstützung durch die ihmuntergeordneten Presseorgane findet. Mangelhafte Begabungist in diesem Falle ebenso schädlich wie ungenügender Eifer.was ist öaran wakres!Paris, 7. März.(EE.) Dem„Cablogramme" wird aus autori-sierter Quelle erklärt, im Augenblick der Pariser Konferenz hatteStaatssekretär Bergmann gefordert, daß er von den alliiertenMinisterpräsidenten empfangen werde, um ihnen«inen Plan vor-zulegen. Es wurde ihm erwidert, daß die Ministerpräsidenten de-Kit seien, sich mit ihm zu besprechen. Vorher müsse aber der Planschriftlich vorgelegt werden. Bergmann antwortete nicht,und die Zusammenkunft habe nicht stattgefunden.Angesichts der Bedeutung, die der Haltung des deutschenDelegierten zur Pariser Konferenz im Auslande zugeschriebenwich, ist eine amtliche Aeußerung zu der oben wiedergegebenenMeldung dringend erwünscht.was wollen Sie Kommunisten?Seit Wochen lesen wir in der gesamten kommunistischenPresse, daß die Regierung Cuno, als Beauftragte der Schwer-industrie und der Agrarier, keine Verhandlungen wolleund den Konflikt mit Frankreich auf die Spitze zu treibensuche. Jetzt bläst der Wind plötzlich aus einem anderen Loche.Nun greift das kommunistische Zentralorgan, die„RoteFahne, die Regierung Cuno wütend an, weil sie angeblichzu Verhandlungen bereit sei. Dieser„Verhandlungsfrieden",schreibt sie, sei ein Zeichen dafür, daß„der passive Widerstandder deutschen Bourgeoisie" zusammenbreche und daß„diedeutsch-französische kapitalistische Verständigung" bevorstehe.Wenn Worte einen Sinn haben sollen, so bedeutet das,daß die Kommunisten Rieder Verhandlungen noch eine deutsch-französische Verständigung wollen. Waswollensiedenn?Eine Partei, die vorgibt, breite Schichten der Arbeiterschaft zuvertreten, sollte doch so viel Verantwortlichkeitsge-fühl besitzen, ihre politischen Parolen reiflich zu überlegenund nicht bloß Arbeit für die deutfchnationalen Katastrophen-Politiker zu leisten.__Amokläufer.München, 7. März.(Eigener Drahkbericht.) In einer Versammlung überschüttete der bayerische Fasristensührer Hitler dieReichsregicrung wieder mit einer Reihe unerhörter Unterstellungen.Seine Ausführungen bewegte» sich wie die ganzen Wochen her inder Linie des Kampfes gegen die nationale Einheitsfront. So bemerkte er. die taksächliche Gleichgültigkeit der Reichsregierung inder Rohrbesehungsfrage zeige sich in ihrer verlogenen Pa-r o l e vom sogenannten passiven Widerstand und der sogenanntenEinheitsfront. Eine wirkliche nationale Regierung müßte dienationalen Leidenschaften auspeitschen, aber dazvseien die Seifensieder nicht fähig. Die Reichsregierung müßte die.Ration in einen Taumel der Raserei versetzen und die Laternen»pfähle mit den Rovembervcrräkern füllen. 2luchgegen die Ruhrhilfe trieb Hitler die ol.e Hetze, indem er erklärte.es sei der Regierung mit ihr nicht ernst, und es könne nicht zumGeben anfeuern, wenn man wisse, daß aus ZNilteln der Ruhrhilfeim neubesehlen Gebiet Gewerkschoftssekrelare uuterstühtwerden, während man die Bergarbeiter als Sklaoeu Frankreichsin den Schacht fahren lasse. Die Absicht ist klar: damit soll demdeutschen Volke die Gebefrcudigkcit für die Ruhrhilfe vergälltwerden.Ein im bürgerlichen Lager stehender Oberschlesier teilte der.Münch euer Post" seine wüuchener Eindrücke über diese ver-sammlunghehe Hitlers mit. Er bemerkt, daß solche ungeheuerlichenBeschimpfungen der Reichsregierung in den schwersten Schicksals-stunden wohl in keinem anderen Lande der Well denkbarseien als in Bayern. Hitler könnte um keinen Deut anders handeln.wenn er frauzösischer Agent oder Spitzel wäre. DerOberschlesier sragke zum Schluß, wie lange man noch den mahn-sinnigen Amokläufer gegen fein eigenes Volt wüten lasjeuwerde.....München, 7. März.(Eigener Drahkbericht.) Die burger-iichen Parteien des bayerischen Landtages haben heute vormittagden kommunistischen Abg. Eisenberger zur Strasvoil.streckung wegen Landesverrats freigegeben. Der Landes-verrat wurde in einem ArSkel erblickt, der von Waisen und an-deren Artikeln der Rechtsparteien im Ruhrreoier sprach. Der Ar-tstei soll die Wiedergabe der Rede eines preußischen kommunistischenLandtagsabgeordnele» sein. Es war in dem Artikel der„R o l e nBayernsahue", die Eisenberger verantwortlich zeichnet,«chtangegeben, daß es sich um die Wiedergabe einer Rede handelt.München. 7. März.(MTB.) An amtlicher Stell« ist End«Februar bekannt geworden, daß eine Reihe von Persönlichkeiten, dieaußerhalb der politischen Welt stehen, den Beschluß gefaßt hatten, in allernächster Zeit eine gewaltsame Veränderung derbayerischen Berfassung herbeizuführen. Bisher wurden 15 Der-Haftungen vorgenommen und sieben Personen dem Richter ubergeben.Die übrigen wurden nach Feststellung res Sachverhalts wieder ausder Haft entlassen. Die hauptbeteiligten sind der ProfessorFuchs, der Kapellmeister Hugo Mach Haus, beide ausMünchen. In der hochverratsaffäre Machhdus und Genossen wurdeam Mittwoch, den 28. Februar, auch Rechtsrat a. D. Dr. Kühlesfestgenommen, jedoch nach einigen Stunden wegen Mangels an Be-lastungsmatericll wieder entlassen. Dr. Kühles hat sich gestern'.nseiner Billa erschossen.Nach unseren Informationen gehören die Genannten keinerradikalen Gruppe an. Die erwähnten Borgänge sind vielleichthöchstens für die Erhitzung der Münchener Atmosphäre bezeichnend.ohne daß die sonst irgendwie ernst zu nehmen wären.Vormarsch auf Elberfeld.Essen, 7. März.(RB.) Aus dem bergischen Lande. beLxrfeitsvon Elberfeld und Barmen, werden weiter« französtfche Truppen-Verschiebungen gemeldet. Jnfolgodessen ist der Telephonverkehr m.tdiesem Gebiet erheblich gestört. In Wipperfurth besetzien die Fr«!--zofen das Rathaus, ebenso in Mülheim a. R. Die Bahnho:« Welt-mar, Laer und Langendreer sind besetzt. Der Bertehr auf diese?Streck« ist unterbrochen. In Witten a. R. ist seit gestern das Post-und Telegraphenamt besetzt. In Niedereving wurde der Postmeisterverhaftet und sämtliche P r i v a t a ns ch lüfs« mit der Be-gründung abgeschnitten, daß dies ein« Vergeltung für ein?angeblich zerstörte französische Leitung bedeute.— Bon den seiner.zeit in Bochum festgenommenen Polizeibeemiten,_£)ie bekanntlichsämtlich ausgewiesen worden sind, weiden noch fünf festgehaltenMan nimmt auf Grund der bisherigen Ersahrungen an, daß dieBeamten bei den Mißhandlungen derart zugerichtet wordensind, daß man sie noch nicht der Oeffentlichkeit vorzuführen wagt.—Derurterlt wurden von den seinerzeit festgenommenen Mitgliedernder Stadtverordnetenversammlung von Hern« derBauret Knöhl zu zwei Monaten Gefängnis und 200 000 Mart�Gelö-strafe und zwei weitere Beigeordnete zu 8 und 11 Tagen Gefängnisund gleichfalls zu je 200 000 M. Geldstrafe.Hektars Abschied. Der schwer belastete Saarregierungs-„Deutsche" Dr. Hektar hat sich zurückgezogen und wird vorläufigdurch den früheren Lardrat Land aus Saarlouis erfetzt.Ich suche üie Einheitsfront.Ich suche die nationale Einheitsfront, die lebende Mauer aus�eiiungspapier und Brüderlichkeit, in der Bahn, in der Diele undam Kurfürstendamm.In den Bahnen Berlins sehe ich Reisende mit Traglasten undReisende mit Dollarsorgenlasten. Jen« verstaut« die soziale Ver-kehrsgerechtigkeiten in besonderen Abteilungen dritter Klasse, so. daßsie ohne das peinlich« Gefühl, ander« belästigen zu müssen, unbequemreisen dürfen. Dies« können inzwischen unbehindert die vorüber-gehende Baisse Schulter an Schulter durchhalten, mit Hilfe Gottes,der Eifenaktien wachsen läßt.In den Dielen verursacht der Alkohol, ein ganz besonderer Soft,ein einig Volk von Brüdern, seitdem die patriotischen Wirt« Fron-zosen und Belgier zur Enthaltsamkeit erziehen und nur einheimischeBetrunkenheit dulden. Seit einiger Zeit«rweist der Likör eineEigenschaft, die bis jetzt an ihm noch nicht bemerkt worden wan dieFähigkeit nämlich, gleichgesinnt« Elemente zu binden. Er ist derKitt der Dielen-Einheitsfront.Ihr akustischer Ausdruck ist das Lied: heil dir im Siegertranz,da« die Anwesenden, sofern sie's noch können, stehend anhören. Beiden Klängen ihrer Nationalhymne: Wer wird denn weinen_____setzen sie stch wieder.hier ist zwar eine Einheitsfront vorhanden, aber ein« aus phy-siologifchen Gründen wankende, auf die man stch nicht verlaffen kann.Am Kurfürstendamm bilden gallonierte Automobil« mit glänzenden Scheinwerfern eine rasende Einheitsfront auf dem glattenAsphalt, di« kein Fußgänger durchbrechen kann. In den Autos sitzendie Götter der Banken und Filmgesellschaften mit ihren Göttinnen,der ganze Olymp dieses Jahrhunderts: Merkur, der geflügelte Reichs.bankbote, an der Spitze.An den Fassaden der Häuser aber kauern die Bettler, ihr« bvest-haste Einheitsfront der Barmherzigkeit darbietend.Manchmal kehrt hier ein müder Arbeiter heim, geblendet vomScheinwerfer seines Unternehmers, ein heimatloser zwischen denzwei Einheitsfronten: jener rasenden der Automobile und derhockende» der Bettler.Aus feinen Erfahrungen ergibt sich, daß io dieser Stadt einig«Einheitsfronten bestehen, getrennt durch die Abgründe sozialer Ge-Kchtigkeit. Der rote Joseph.Zum Direkiiouswechsel in der Volksbühne. Der Vorstandocs Lereins„Volksbühne" teilt uns mit, daß er demWunsch Friedrich Kayßlers, di« Direktion an der Volksbühne,Theater am Bülowplatz, mit Schluß dieser Spielzeit niederzulegen,damit er stch wieder schauspielerischer Tätigkeit widmen kann,»nt-svrochenhat. Er hofft, Hern Kayßler der alten Stätte seinerTätigkeit durch Gastspiele erholten zu sel)«n. Zum gleichen Zell-puntt bat Helene Fehdmer im Einverständnis mit der Volksbühneihre« Vertrag gelöst.llrausführungen von Paul Gurks»Thomas Müuzer" und.�ranhius". Diesen„Thomas Münz er", auf den hin PaulG u r k der Kleistpreiz zuerkannt wurde, endlich aufzuführen, warein« Sache der Gerechtigkeit. Daß Paut Barnay in B r« s l a u sichdazu entzchtoß, kann ihm nicht hoch genug angerechnet werden: undvorweg fei gesogt, daß er sich mit Lieb« des Werkes annahm. Wassich ergab, war die eine Tatsache, daß- Paul Gurk«in Dichter ist, unddie andere, daß sein„Thomas Münzer" di« letzt« höhe dramatischerGewalt nicht erreicht. Dies« Tragödie des Bauernheilonds, der umder Brüder willen Haus und Weib verläßt, de? um feinen Gvtlringt, wie Jesus bei Gethsemane, diese Idee leidet darunter, daßder Verfasser sie zu zart, zu untheatralisch angefaßt hat— und darumerscheinen jene Szenen der losen Bilderiol g«, die von einer lyrischanmutenden Sentimentalität sind, als die glücklichsten. Dennochzwang das revolutionäre Element der Dichtung die Hörer, und, nachanfänglicher Unsicherheit, stellt« sich schließlich voller Erfolg ein, dernicht zum geringsten der straffen Einheitlichkeit der Regie Barnayozu danken war, die entbehrliches, besonders allzu rhetorisches, strichund aus der Unzulänglichkeit der Darfteller eine im ganzen bc-friedigend« schauspielerische Gesamtleistung schuf.Zwei Tage vordem war in Halle desselben Dichters„F r o n tz i u s, ein sehr ungleiches Drama, mit sehr ungleichemErfolg zur Aufführung gekommen. Voreilige Kritik hatte es mit„Wov.eck" verglichen, und wenn tatsächlich in der Ungezwungenheitder Bilderfolge eine sehr äußerliche Aehnlichkeit besteht, sö kann voneiner solchen zwischen dem impulsiven Szenensturz Büchnerfcher Dra-mati? und der Gedehnheit der Tragödie Gurks— ist diese Tragödievielleicht die Tragödie Gurts?— keine Red« fein. Di« Tragik deskleinen Beamten, der In der Enge feines Alltags erstickt, ist eine durch.aus passive— und wieder war das Talent des Dichter» am glück-lichsten. wo es Stimmungen schuf, nicht Handlung. Daß Gurkein Dichter ist, spürte man unter allen Mängeln, die eine ganzmiserable Aufführung noch empfindlicher macht«, und nochürftizerBeifall erkämpft« mühsam dem Stück einen halben Erfolg. L.wieder Privatverla«, in Sowjet-Rnßiand. Die allmählicheRückkehr der freien Wirtschaft in Rußland hat zur Folg« gehabt,daß seit einiger Zeit neben den Staotsverlagen auch wieder Privat-Verlage zugelassen sind; allerding» bei ziemlich ei nennenden Be-stimmungen. Eine Verordnung des Rates der Volkskommissarebesagt, daß ein Prozent der Auflage im Verlag als Naturalabgabean den Staat fällt. Mindestens müssen 10 Exemplar« des Werkesan den Staat abgeliefert werden. Der Staatsverlag muß auch injedem Fall« die Einfuhr von Büchern. Bildern und anderen Druck-«rzeugnissen aus dem Auslande bewilligen. Bücher, di« im Aus-lande in russischer Sprache gedruckt werden, haben dabei tinenGoldrubel für das Kilo als Zoll.Ein neues wallerkrastwerk In Baden. Die Abflüsse des Rohr-hardsberges im südlichen Schwarzwald sollen nach einemBericht des„Industrieblattei" durch ein neues Wasserkraftwerk, dassogenannte Elzwerk, ausgenutzt werden. Der Inhalt des Stau-beckens bettäqt 3,2 Millionen Kubikmeter, und durch«ine 9,5 Kilo-meter lange Druckstollenleitung wird ein Gefäll« von etwa 600 Meterfür Kraftzwecke nutzbar gemacht. Ein weiterer Ausbau, bei demder Gutochbach benutzt werden könnt«, würde die Erzeugung von78— 88 Millionen Kilowattstunden ermöglichen. Das Elzwert sollmit den Werken am Rhein zusammenarbeiten und diese hauptsächlich in den Wintermvnaten, wo dar Rhein wenig Wasser führt,unterstützen.Melken mit der Axt. Was würden unsere Hausfrauen dazusagen, wlnn sie in ihren täglichen Mlchnöten sich von den Kühenund dem Milchmann vollkommen unabhängig machen könnteil, wennsie einfach eine Axt zu rehmen brauchten, um sich mtt ihr, ohne stchum die Jahreszeit und den Milchpreis kümmern zu müssen, dentäglichen Vorrat zu verschaffen? In dieser ldenien Lage befindensich die Brasilianerinnen, in deren glücklichem Lande der„Milchbaum"wächst. Wenn di« eingeborenen Frauen dieses Landes stch mit dernötigen Milch versorgen wollen, nehmen sie eins Axt und ein« Kokos-Nußschale und machen einen Einschnitt in den Stamm des nächstenMi'chbaumes. Sie lassen dann von dam reichen sahnigen Saft, derherausfließt, so viel in das Gefäß träufeln, wie sie wollen, und ziehenbefriedigt wieder ab. Der Saft des Milchbaumes ähnelt in hohemMaß« dicker Sahn« und ist im Geschmack kaum von frischer Kuh-milch zu unterscheiden, nur etwas herber. Mit Wasser gemischt liefert dieser Boumseft ein köstliches Getiäntt. Wenn er dick wird.bietet er einen ausgezeichneten Leim dar. Die Rinde des Baumes,die sehr stark ist, hat ein« rot« Farbe, und die Eingeborenen ge-Winnen aus ihr einen Farbstoff, mit dem sie ihrer Kleidung«inenroten Ton verleihen. Das harte holz ist sehr dauerhast und bietetd-m Wetter großen Widerstand: es wird daher hauptsächlich beimBau der häuf«? verwendet. Uber dieser Hilfteiche Baum spendetdem Menschen nicht nur sein holz, sein« Rinde und seinen Saft.sondern er erfreut ihn auch durch fein« Frucht, die von der Größeeines Apfels ist und ein erquickendes Obst darstellt.390 Millionen Dollar Schaden durch einen Käfer. Der Gesamt-schaden, den der V a u m w o ll r ü s s e l k S f«r bisher in den ver-einigten Staaten angerichtet hat. wird auf 200—300 MillionenDollar geschätzt. Dabei setzt diese» gefährliche Tierchen seinen Der.nichtungszug unentwegt weiter fort unü ist seit dem Jahr« 1892,da«« von Mexiko her nach Texas eindrang, immer weiter vor-geruckt. Wt« m der„Umschau" mugeteilt wird, waren 1921 nurnoch 8,4 Proz. der mit B mmwolle bestellten Ländareien von demRLsselkäftr frei. Der jährlich« Schaden, den er anrichtet, beträgtctoa � Millionen Dollar. Trotz eifrigster Anstrengungen ist bisher-och kern wirksames Bekämpftmgsmittel gefunden worden.Tie Preuhtsche Akademie der KSuft? bat solgende nen« RH.gl t e o e r flewab!t, die vom Kultusminister bestätigt worden sind: die MalerK a r l H o f er(Berlin). Kar! Hagemeister(Terder), EduardM u n ch imd A x e l G a 1 1 ö n; die Ruiikcr FranzSchreker. Fee»r« c c i»® u(oni. Walter Brauns«!«. Alexander»lazu-n» w und Karl Nielsen sowie di« schwedischen Architetien O e ft b e r gund?? e st m a n n.__ est«* Kessler, bei der älteren Berliner Generation all langjährige«Mitglied sBonvivant, später VSierdarfteller) de» ehemaligen König!. Schau--spielhause» noch in guier Erinnerung, ist, 77 Jahre alt. gellorben.«nS Werken Siegfrieds v. d. Trenck liest di« Gattin de» Dichter»heute 8 Uhr im Märkischen Saal de« C h a 1 1« 1 1» 1 8<t Rathause» religiös» Dichtungen vor.