Abendausgabe
Nr. 12940. Jahrgang Ausgabe B Nr. 65
Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise find in der Morgenausgabe angegeben Redaktion: SW. 68, Cindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-295 Tel- Adresse: Sozialdemokrat Berlin
Vorwärts
SW
Berliner Volksblatt
Preis 100 Mark
Sonnabend
17. März 1923
Berlag und Anzeigenabteilung:
Geschäftszeit 9-5 Uhr
Berleger: Borwärts- Verlag GmbH. Berlin S. 68 ,. Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-2507
Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands
München , 17. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Münchener Dieses Dementi", bas erft fünf Tage nach bem Bekannt Boft" stellt heute feft, daß die Enthüllungen über die Umtriebe des werden der Vorwürfe gegen den Bund Blücher " in der Münchener französischen Oberstleutnants Richert in Bayern wie ein reinigendes Bresse erscheint, vermeidet bezeichnenderweise die Nennung des Gewitter gewirkt haben. Die unanfechtbare Feststellung, daß die Landesverräters Berger, ber nicht nur ein„ unklares" Bundes: Rechts radikalen in Bayern genau so Schachfiguren des französischen mitglied war, sondern der sehr flar landesverräterisch handelnde Spiels waren wie die Links radikalen in Mitteldeutschland , müssen Bundesvorsitzende! ebenso zum Ende des nationalistischen Geschreis als Borwand arbeiterfeindlicher Tendenzen beitragen, wie zur Abkehr der Arbeiterschaft von fommunistischen Gewaltaposteln. In diesen Tagen ist in
die Hirne all derer, die noch fähig find, über Barteifchranten hinweg zusehen, eine Erfahrung gehämmert worden:„ Die deutsche Reichseinheit steht und fällt mit der republitanischen Staatsform, die am festesten ruht auf der eisernen Gefchloffenheit der deutschen
Arbeiterschaft!"
Die„ Münchener Boft" hebt hervor, daß der im Herbst 1922 beabsichtigte, aber nicht durchgeführte Bersuch, eine„ nationale Erhebung durchzuführen, mit jener bayerischen Habstimmung gegen das Reich rechnen konnte, die durch die vaterländische" Hez. fampagne gegen die Gefeße zum Schutz der Republik erzeugt war. Angesichts des Ernstes der Lage im Ruhrgebiet müssen alle Deut. fchen in dem Willen geeint sein, mit ihrem Tun auch nicht un bewußt dem Feinde zu dienen. Das einige Deutschland wird dem Ansturm des französischen Imperialismus und Rapitalismus widerstehen. Bauen wir alle an dem Gebäude der Einigkeit!
Held und Ludendorff.
"
" 1
Der unschuldige Soden.
Es ist noch in allgemeiner Erinnerung, daß im Reichstag bei den letzten Reichswehrdebatten das Verhältnis von Offi zieren der Reichswehr zu den verschiedensten Geheimorgani fationen sehr lebhaft besprochen wurde. Bei dieser Gelegenheit erklärte der Reichswehrminister Dr.Geßler, daß solche Ver bindungen im allgmeinen nicht bestünden und, wo Berfehlungen einzelner Personen festgestellt würden, unnachsichtlich dazwischengefahren werden solle.
Trotzdem gibt es, auch in der Republit, noch immer ,, Nörgler", die von der vollkommenen Zuverlässigkeit der Reichswehr nicht ganz überzeugt sind. Herr Dr. Geßler wird diesen Wangel nicht ganz überzeugt sind. Herr Dr. Geßler wird diesen Mangel von Bertrauen sicherlich bedauern, er wird ihn vielleicht auf bösen einmal gründlich zu überlegen, warum sich das Vertrauen zur Willen zurückführen wollen. Auf alle Fälle aber täte er besser, erillen unbedingten republikanischen Zuverlässigkeit der Reichswehr trotz aller Regierungserflärungen noch immer nicht einstellen will.
München , 17. März.( Eigener Drahtbericht.) In der Ange legenheit des Bezirksoberamtmanns Graf Joseph Maria v. Soden fagen die Münchener Neuesten Nachrichten", daß Soden sowohl im Dezember 1921 als im Spätherbst 1922 amtliche Stellen auf Professor Fuchs hingewiesen habe, worauf eine allerdings er gebnislose Haussuchung bei Fuchs vorgenommen wurde. zwischen den Landesverrätern und Graf Soden teine Beziehungen bestanden, geht schon aus dem Umstande hervor, daß diese planten, Graf Soden im Falle des gelungenen Butsches sofort zu befeitigen. Uebrigens ift Graf Soden auf seinen Wunsch seit No. Dember 1921 aus bem Staatsdienst ohne Gehalt beurlaubt und inzwischen ganz ausgeichieben, um sich ausschließlich Kron prinz Rupprecht zur Verfügung zu stellen."
Diese Mitteilung des„ demokratischen" Blattes fälscht die Haupttatsache in ihr Gegenteil, bie nämlich erst der gestrige Staatsanzeiger" unter ben amtlichen Personalnachrichten meldete: Der Bezirksoberamtmann Joseph M., Graf v. Soden- Auenhofen, wurde auf Anfuchen aus dem Staatsdienst entlassen." Aus dieser Fälschung läßt sich der Herd des ganzen Dementis ermessen.
Die Münchener Post" fragt deshalb mit vollem Recht, ob mit der Entlassung des Herrn v. Soden die Sache erledigt sei.
Der britische Ratschlag.
Die Reuter note, die wir heute früh nach WIB. mitgeteilt haben, wird von Esteurope in folgender, zwar ausführlicherer, aber auch nicht wörtlicher Fassung übermittelt: Gegenüber den Gerüchten, die neuerlich verbreitet werden und behaupten, die englische Regierung wolle irgendeine Attion in der Ruhrfrage unternehmen, wird erklärt, daß es vollkommen nuglos fei, täglich Dementis zu veröffentlichen. Die Gerüchte, als ob England gegenwärtig oder in nächster Zukunft intervenieren fönnte, feien vollkommen unbegründet. Deutschland solle selbst Schritte bei Frankreich und Belgien unternehmen, z. B. fönnte die deutsche Botschaft in Paris bei der Reparationsfommiffion einen Schritt tun. Seit Beginn der Besetzung habe sich England von der Reparationsfommission vollständig ferngehalten, habe aber für Frankreich immer die freundschaftlichsten Gefühle empfunden.
wenn ein deutscher Borschlag tomme, England und Italien von feiner Brüfung nicht ausgeschlossen werden sollen. Der Wert der Gnade, der in dieser Zulassung der Alliierten liegt, wird aber glänzend beleuchtet durch die Aeußerung des Matin", diese Konferenz werde sich von früheren Konferenzen dadurch unterscheiden, daß Frankreich und Belgien nicht mehr erst die Ermächtigung zu erbitten brauchten, Pfänder zu ergreifen, weil sie diese bereits in Händen haben.
Warum ist dieses Bertrauen nicht da? Vor allem weil die Zusammenlegung des Offiziertorps, also der Kopf des Hunderttausend- Mann- Heeres, alle republikaniJchen Charakterzüge vermissen läßt. Den Beweis dafür liefert uns das Wehrministerium selbst. Nach den von ihm im Februar 1922 herausgegebenen Stellenbesehungslisten sind 64 Proz. aller Generalleutnantsstellen, 48 Proz. aller Generalmajorsstellen und 38 Proz. aller Oberstenstellen mit Adligen besetzt. In der republikanischen Generalität befindet sich bis auf einen oder zwei unter den fommandierenden Generälen feiner aus bürgerlichen Kreifen. Der Adel, der noch nicht 2 Broz. der deutschen Bevölkerung ausmacht, hat im republikanischen Heer 21 Broz. aller Stellen besetzt, in der Generalität fogar die Hälfte aller Stellen.
Man glaubt ein Kapitel mittelalterlicher Geschichte zu lesen, wenn man sich einmal der Mühe unterzieht, die Dienstalterslifte unserer republikanischen Armee zu studieren. Bon den Generälen und Stabsoffizieren bis hinunter zu den Leutnants findet man eine umfangreiche Sammlung aller in Deutschland alteingefeffener Adelsgeschlechter aus der Zeit Karls des Großen bis zu der Wilhelms des Letten. Man glaubt sich in die graue Ritterszeit verfeht, wenn man alle die Namen von Baronen, Grafen , Freiherren und Edlen Herren ieft. Da findet man nicht nur die Bismard und Benneckendorff von Hindenburg , sondern auch die Ritter und Edlen von Braun, die Dewiß, genannt von Krebs, die von Heydebrand und der Lasa, die Hartlieb genannt Wallsporn, die Freiherren von Loeffelholz und von Kolberg , die Grafen v. Matuschta, die Freiherren von Toppolczan und Spaetgen, die Riedefel Freiherrn zu Eisenbach, die Eisenbach, die Rühle von Lilien stern , die Ritter und Edlen von Schallern, die Edlen Herren und Freiherren von Blotho, von Tippelskirch und hundert andere Träger mehr oder weniger ruhmbedeckter Adelsnamen, und die alle halten Wacht für die Republit. Die ehrliche Abficht des einen oder des anderen foll gar nicht in Frage gestellt werden. Aber darf man im Ernst an solche Massenbekehrungen zum republikanischen Staatsgedanken glauben gerade in jenen Kreisen, die ihn bis vor fünf Jahren am liebsten mit Feuer und Schwert ausgerottet hätten?
München , 17. März.( Eigener Drahtbericht.) Zu den Angriffen des Abg. Held, des Führers der Bayerischen Volkspartei , in feinem Regensburger Anzeiger" gegen Ludendorff schreibt die ,, Münchener Post":" Merkwürdig, solange Ludendorff nur im Zu fammenhang mit dem Rapp Butsch erwähnt oder solange von feinen zufälligen" persönlichen Begegnungen mit Angehörigen der Rathenau Mörberclique gesprochen wurde, hatte Abg. Held an diesem General mit den„ preußischen Geschichtsverstellungen" nichts auszusehen. Nun, da Ludendorff eifrig gegen ein Mittelsbachsches Groß- Bayern arbeitet, wird man in Regensburg auf einmal lebendig, aber auch sofort energisch. Ganz richtig lagt der Regensb. Anz.", daß die Ludendorfffche Politit nicht einem bayern freundlichen Herzen entspringt, sondern daß für diese Politik Bayern nur ein Mittel zum 3 med fei, nut ein günstiges Terrain, nur der Berhang, hinter dem die Dinge vorbereitet werden Jollen, mit deren Hilfe das neue Deutschland nach den Idealen des Generals Ludendorff aufgebaut werden soll". Das Blatt des Herrn Held stellt die Dinge so bar, als spreche Ludendorff nur gegen ein Groß- Bayern und gegen die Idee eines tatholischen Donaustaates unter Führung Bayerns mit der Absicht, daß bayerische Abermals versichert die Pariser Regierungspresse, daß, Streben nach mehr staatlichen Rechten im Rahmen des Reiches zu verdächtigen. Hat man in Regensburg die Artikel des Herrn heim und die politischen Pläne Dr. Bittingers vergessen? Wie schäzt man in Regensburg die Tätigkeit des Bundes Bayern und Reich" Wäre nicht der richtigere Name Bund Bayern gegen das Reich"? Und schließlich, warum ging denn Richert nach Bayern , um die Pläne Frankreichs zu verwirklichen? Warum ging er nicht nach Württemberg, Baden, Thüringen , Sachsen 2 Will man in Regensburg nicht einsehen, daß die Art des Kampfes um das„ staat- Als ziemlich unannehmbar erklären die Poincaréblätter Daß sich auch in der Zukunft in der Personalpolitit der liche Eigenleben Bayerns " und die ständige Fronde gegen einen deutschen Plan, den man vielleicht nur erfunden hat, um Berlin in Frankreich weitgespannteste hoffnungen nährte? fagen zu fönnen, daß er nicht ausreiche. Diefer angebliche Reichswehr nichts ändern wird, zeigen uns die jüngst im Heeresverordnungsblatt gemeldeten Beförderungen. Unter Der Regensb. Anz." wirft Ludendorff vor, daß er bedauerliche deutsche Plan foll folgendes vorfehen: i Gegenfäße in die Waterländischen Berbände hineingetragen hätte. Deutschland würde zustimmen, daß Frankreich und Belgien den insgesamt 54 Beförderten befinden 35 Oberfähnriche, Dies ist der wundeste Punkt der Angriffe Helds. Bebermann weiß, ihre Truppen im Ruhrgebiet behalten, doch müßten die Ind. h. Söhne befter" Familien, 14 Adlige und höre und daß in diesen vaterländischen Vereinen um die zwei Auffassungen genieure und Beamter abberufen werden und am linten Rhein - ftaune, republikanischer Bürger!-5, fage und schreibe fünf treu- reichsdeutsch und nur- bayerisch, richtiger groß- bayerisch, ge- ufer müsse das Rheinlandabkommen vom 28. Juni wieder beob. ehemalige Unteroffiziere. Sollten bisher wirklich nicht mehr rungen wird! Warum bloß gegen die Ludendorff - Richtung in den achtet werden. Einen Teil der Kohlen und des Roffes würde ben ehemalige Unteroffiziere die Offiziersprüfung bestanden haben? Bei dieser Art von Führerauslese ist es weiter nicht verBaterländischen Verbänden losgehen und nicht gegen die ganzen Aliierten geliefert werden. Sodann würden die Naturallieferungen wunderlich, daß die verrückten Ideen der Hitler, Bereinigungen? Wenn man den Kampf nur gegen Ludendorff führt, organisiert werden und den Alliierten würde eine Teilnahme an der wunderlich, daß die verrückten Ideen der Hitler, tommt man nicht heraus aus dem Sumpf der Geheimbünde. Man deutschen Industrie angeboten werden. Allmählich würde man zur auch nur vereinzelt, in der Reichswehr Beachtung finden Roßbach und sonstiger Bandenführer, sei es mache endlich bayerische Politit im bayerischen Parlament Wiederaufnahme der Goldzahlungen und zur Ausgabe internatio- auch nur vereinzelt, in der Reichswehr Beachtung finden fonnten. Man müßte sich eher wundern, wenn es anders vor aller Deffentlichkeit und laffe die Geheimfondentifel! Man schaffe naler Anleihen gelangen. Zu Beginn dieser zweiten Etappe müßte wäre. Und jo läßt sich auch nicht bestreiten, daß viele Offiziere einen unparteiischen, zuverlässigen Polizeiappa das Ruhrgebiet von allen fremden Truppen geräumt werden. der Reichswehr rege Berbindungen angefnüpft haben zu rat, eine saubere Berwaltung und bringe in der Justiz den Höchst eindeutig erklärt„ Echo de Paris", Frankreich gehe Kameraden aus der alten. Armee, die in den verschiedenen Grundsatz Gleiches Recht für alle" wieder zur Anwendung. Man auf feine offiziöse Besprechung ein und bleibe im Ruhr Offiziersbünden eine mehr oder weniger aftive Feindschaft bekenne sich rückhallos zum Reich und seiner Verfassung und man gebiet, bis es bezahlt fei. braucht nicht mehr in politischem Moraft zu waten. Was die Phasen der amerikanischen Nichtein- gegen die Republit betätigen. Daß troh aller Erklärungen nach dem Pariser New Dort Beranstaltungen Reichswehrangehörige festgenommen werden, Die Affäre Machaus, Frank, Richert, Soden usw. usw. hat gemischung angeht, so sagt- nach dem Pariser „ New Yort des Wehrminifters immer und immer wieder bei verbotenen zeigt, wohin die Wege der bayerischen Baterländischen" führen. Herald" eine neue Hughes- Erklärung, Amerita würde nur tommt auch nicht von ungefähr. Will man endlich Schluß machen?" dann intervenieren, wenn es von Frankreich dazu Die Besetzung des Ruhrgebiets hat nicht nur bei allerhand aufgefordert würde. Eine Mitteilung in diesem Sinne fei Rivilstrategen den Ruf nach Revanche laut werden lassen. Auch Der harmlose, Blücher ". England und Deutschland zugesandt worden. Man dementiere Militärs, die ernst genommen sein wollen, schwärmen heute feinesfalls die Nachricht, daß die diplomatischen Be. München , 17. März.( Eigener Drahtbericht.) Für den Borfprechungen fortdauern, an denen das Staatsdepartement von einem militärischen Spaziergang. Wenn ein General stand des Bundes Blücher " erklärt Regierungsbaumeister Schäfer teilnimmt. Doch glaube man nicht, baß Frankreich das D. Hippel im Deutschen Offiziersblatt" den Ruf erhebt, aus Schleißheim , daß zwei Mitglieder des Bundes wegen ihrer un- deutsche 30- Milliarden- Angebot annehmen würde, um die gegen die Ruhrinvasion Waffen zu schmieden", so dürfte flaren" Haltung in der Landesverratsfache Fuchs, Machaus und Truppen aus dem Ruhrgebiet zurückzuziehen. Präsident Har dieser Aufruf zur Berrüdtheit auch in Reichswehrkreisen nicht Genoffen aus dem Bunde ausgeschlossen feien. Der Bund bing soll daran festhalten, daß die Alliierten die amerikanischen ohne Echo bleiben. Aus der gleichen Einstellung heraus fonnte in einem Informationsblatt" der Major a. D. v. Gaza Blücher" habe sich nicht an den Separationsbestrebungen diefes Rheinbesagungskosten vo II bezahlen. schreiben: Rreises beteiligt und das Beweismaterial fei durch Mitwirkung eines Borstandsmitgliedes des Bundes der Staatsanwaltschaft übergeben
worden.
Dollarkurs unverändert.
"
Frankreich muß plößlich die Angst vor dem wieberaufgestandenen Deutschland in die schlotternden Glieder fahren. Nur dann, wenn es
Keiner darf bei der 18. März- Gedentfeier fehlen!