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Aber auch in Norddeutschland verdient das zersetz'enbc Gebaren der Rechtsradikalen die erhöhte Aufmerksamkeit der gesamten Arbeiterklasse. Hier suchen sie besonders eifrig in allen Mittelstanskreisen Jünger zu werben zum Kampfe gegen dasverjudete",marxistisch verseuchte" neue Deutsch- land. Wozu der Marxismus alles herhalten muß! Als Karl Marx vor 40 Iahren die Augen für immer schloß, hätten seine treuesten Apostel nicht geglaubt, daß die kleinen Epi- gonen bismarckischer Gewaltpolitik im Jahre 1323 Anhänger zu werben suchten mit der leider falschen Behauptung: das Deutsche Reich wäre so vom Sozialismus durchtränkt, daß es vom Marxismus gereinigt werden müßte. Aber wieviele von denen, die so gegen den Marxismus wettern der ehren­werte Ludendorff eingeschlossen, haben jemals auch nur ein Werk von Karl Marx in der Hand gehabt? Marx wäre übri- gens für die Köpfe solcher Leute eine zu schwere Lektüre. Sie sind gewohnt, ihre politische Weisheit aus dem Hammer-Ber- lag zu beziehen. Ihrewissenschaftliche" Aufklärung entströmt den Protokollen derWeisen von Zion". Gewiß sind diese Kreise als geistige Macht nicht ernst zu nehmen. Ihr Argument ist der Revolver. Sie hoffen auf das große Durcheinander, das sie zu Rettern des Vaterlandes machen soll. Sie beten jeden Sonntag inbrünstig zu Gott, daß er ihnen doch endlich in Mitteldeutschland einen kommunisti- scheu Ausstand bescheren möge, damit sie in Aktion treten können. Ihr Sehnen blieb bisher ungestillt. Die politische Reise des marxistisch geschusten deutschen Proletariats hält die Massen der deutschen Arbeiterklasse fest unter der Fghne der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei. Die deutschen Fascisten suchen deshalb verzweifelt nach anderen Vorwänden zum Losschlagen. Sie wetzen ihre grünen Schnäbel gegen die eingebildeten Feinds, die Cuno und seine Regierung angeblich stürzen wollen. Wer aber will das? Die Regierung Cuno, die von alliierter Seite als die Regierung der diskontfähigen Unteri-briften immer herbeigewünscht wurde und um die sich die Arbeitsgemeinschaft fester denn je gruppiert, muß ihre ge- schichtliche Aufgabe lösen, d. h. den Akkord mit der Entente finden, der uns in der Reparationsfrage die Endlösung bringt. Das kann aber diese bürgerliche Regierung nur als Vertrete- rin eines neuen Deutschland , in dem nicht der Straßcnterror rechtsradikaler Elemente die Politik bestimmt, sondern der demokratische Wille eines friedfertigen Volkes, das endlich zum ungestörten Wiederaufbau kommen will. Das Jahr 1923 muß Europa endlich wirkliche Befriedi- gung bringen. Die Ruhrbevölkerung muß von ihren Qualen erlöst werden. Das wird eine langwierige, schwere Aufgabe sein. Wer ihre Lösung durch Inszenierung von Putschen und Pogromen zu stören versuchen würde, beginge ein Verbrechen an Deutschlands Zukunft. Deshalb ist es höchste Zeit, daß allenthalben den rechtsradikalen Elementen, die glauben, im Trüben fischen zu können, nicht nur auf das Maul, sondern auf die Fäuste gesehen wird. Wozu haben wir ein Gesetz zum Schutz der Republik? Wozu haben wir einen Staatsgerichts- h°f?

Die Deutschnationalen verjuüet! Es ist traurig zu sagen, aber es steht schwarz auf weiß gedruckt. Und da muß es doch wohl wahr fein? In der Mecklenb. Warte", dem Leiborgan des Herrn von Graefe- Goldebee, des einstigen Mitgliedes der deutschnationalen Reichstagsfraktion, wird über die Verjudung der deutschen Presse hergezogen. Und dann heißt es: Doch nicht genug: auch der größte Teil der national ein- gestellten Presse lebt vom jüdischen Kapital. In den m e i st e n Blättern der Deutschen Volkspartei und in nicht wenigen der Deutschnationalen sogar spürt man den jüdischen Einfluß, schmeckt man das jüdische Gift, wenn man den Willen hat, zu sehen und zu kosten. Graf Westarp, der wackere Verbindungsoffizier zwischen denverjudeten" Deutschnationalen und den allein rasseechten Wullehenningen, wird sich ob solcher Offenherzig-

<tharlottenöurger Oper. Don KurtSinger. Das Charlottenburger Opernhaue hat einen neuen Intendanten. Die vorübergehende Vertretung scheint ein Definitivum geworden zu fein. Man kennt noch nicht viel von dem neuen Mann, der ein großes Programm entwickeln will. Nun, das tun alle, die kommen, und hinterher ist das große Nachsehen. Wenn der Schuldschein ein- gelöst werden soll, ist oft alles nur Schein gewesen. Warten wir Taten statt Worte ab. H a r t m a n n wurde in contumaciam verurteilt und abgesägt. Ob das durchaus nötig war, entzieht sich unserer Kenntnis. Zu- mindest müßte er selbst erklären können, was wirtschaftlich und künstlerisch im Charlottenburger Haus, besonders hinter den Kulissen, manövriert worden ist, ob er Führer oder Geführter ge- wesen, ob die ewigen Streitereien und die kleinen Rankünen zwischen Direktion, künstlerischem Ausschuß, Kapelle und solistischen Mitgliedern vermeidbar, durch ihn, den Direktor, vermeidbar waren. Manche Berater schieden verärgert aus, einer wurde hin- ausgeworfen. Kündigungen erfolgten in Massen, wurden zurück- gezogen, den Amerikasehnsüchtigen die Rückkehr erschwert. Es stank das Durcheinander zum Himmel, und es kam in dm letzten Wochen nur noch ein dürstiges Ensemble zu Halbleistungm zusammm. M ö r i ck e, der jetzt in Amerika gastiert, war nur noch Gast in Charlottmburg, er dirigierte gleich Dutzende von Konzerten und hörte sich gar zu gern sprechen. W a g h a l t e r wurde kaum mehr anders als zu spezialistischen, italienischen Opern bemüht, K r a s s e l t bat die Hände voll mit seinen Sinfoniekonzertetl und in der Hoch- schule zu tun. Hat da Hartmann unschlüssig zugesehen? Hat er nichts vom Niedergang der Bühne verspürt? Er durfte sich niemals nach dem Beifall des Vürgerpublikums richten, das von einer rührenden Stumpfheit ist. Ihm hat er in die Seele hineingespielt. Darüber aber darf man nicht vergessm, daß Hartmann ein Mann des guten Willens und von nicht schlechtem Geschmack war. Ein mittleres Niveau wurde kaum je verlassen, und zu Experimenten schwang er sich nicht auf. Konnte es wohl bei der Sorge um ein großes Reper- toire nicht. Die Szene galt ihm nicht so viel wie die Musik. Und seine Bearbeitungen alter Opern waren so schlecht nicht. Aus- schlachten konnte er kaum je einen Erfolg. Die Gastspiele mußten helfen, und sie ruinierten ein Ensemble, noch bevor der beste Teil über den Ozean floh. Hier ward alles im Stich gelassen, und die Bielen , die dem erschlagenen Intendanten wohl ins Konzept pfuschten(Geldgeber, Beamte, Mimen und Spieler, Akademiker und Professoren), fluchen ihm jetzt nach. Das ist nicht edel. Den Toten nochmals töten welch ein Heldenmut! An seinen Lorbeerkränzen, die ihm viel zu reich zuflogen, ging Hartmann zugrunde. Und weil viele Köche jeden Brei verderben. Die spätereKänigskinder"- Premiere kommt wohl

keifen sicher seine patriotischen Haare raufen. Es ist zwar schon etliche Jahre her, da er noch L a n d r a t zu Bomst war und als solcher eine antisemitische Versamm- lung in Well st ein zu sprengen versuchte, aber inzwischen hat er doch selbst redlich sich im Antisemitismus geübt. Und nun muß er von seinen neuen Freunden sich vor- halten lassen, daß seine Partei, besonders ihre Presse, auch schon total verjudet sei! Da mag der Kuckuck noch deutsch - national bleiben....

Die belgisthen Sozialisten zur Nuhrfrage. Das Zentralorgan der belgischen Sozialdemokratie, der Pe u p l e", versichert, daß nicht nur die Regierungen Eng- lands und Italiens in Paris und Brüssel Schritte unternom- men haben, um die politischen Ziele des französisch -belgischen Vorgehens an der Ruhr kennen zu lernen, sondern daß auch der belgische Ministerpräsident und der belgische Außenminister auf der Brüsseler Konferenz bei Poincarö mit Nachdruck die Bedenken zur Sprache gebracht haben, die Belgien hat, sich weiter in eine Politik mitschleppen zu lasten, die es von Eng- land entfernte. Wenn die französische Regierung die mora- lische Isolierung wagen wolle, so könne das kleine Belgien , dessen Daseinsgrundlage der internationale Friede und die internationale Eintracht sind, sich derselben Gefahr nicht aus- setzen. Aufmerksam verfolgt man daher in Belgien den immer stärker werdenden Druck der öffentlichen Meinung Eng- lands auf die dortige Negierung, und es hat den Anschein, als ob in den Kreisen der belgischen Regierung eine festere Haltung Englands gegenüber der französischen Regierung b e- grüßt wird, weil dadurch die eigene Stellung gegenüber den allzu weitgehenden politischen Zielen der Regierung Poincar« nur aestärkt werden kann. Auch Genosse de Broucköre beschäftigt sich mit dem .Beschluß der Brüsseler Konferenz, das Ruhrgebiet erst nach und nach, entsprechend den Zahlungen Deutsck'onds, wieder zu räumen. Das sei keine vernünftige Lösung des Problems. Die Konferenz habe vergebens eine vermittelnde Lösung zwischen einer napoleonischen Ervberungs- und einer Aufbaupolitik gesucht: diese Bermittlung gebe es nicht. Das einzig Erfreuliche fei, daß_mcm nunmehr wisse, die bel- gische Regierung werde zum mindesten gewisien Exzessen der Poincarö-Politik W i de r st a n d entgegensetzen. Wenn sich die belgische Regierung schon habe zur Ruhrbesetzung verleiten lassen, so müsse sie jetzt, um die Situation zu retten, sich enl- schlössen an die beim Einmarsch abgegebenen Erklärungen halten und die logischen Folgerungen daraus ziehen. Dis Erfahrung habe gezeigt, daß das Ruhrgebiet als Pfand g e- trogen habe. Die Ausbeutung durch Besetzung habe sich als u n m ö glich erwiesen. Wolle man aber das besetzte Ruhrgebiet als Druckmittel auf Deutschland benutzen, so könne man nur Deutschland und sich selbst ruinieren, aber niemals aus dieser gemeinsamen Katastrophe Milliarden für Repara- tionen ziehen. Wolle man also dieses Pfand bis zur Bezah- lung behalten, so hieße das, bis zum St. Nimmerleinstag in Esten bleiben. Es gäbe also nur einen Ausweg: das schlechte Pfand gegen ein besseres auszutauschen. Man müsse die Ge- samtschuld Deutschlands vernünftig berechnen und dafür dann auf dem Weg« von Bsrhandlungen zu einem wirk- lichen, nicht territorialen, sondern wirtschaftlichen Pfand kcm- men. Die Formel:Im Ruhrgebiet bleiben bis zur vollstän- digsn Zahlung" müste geändert werden in:Das Ruhr- gebiet verlassen, sobald die Bezahlung der R e p a r a t i o n s s chu l d annehmbar garan- t i e r t i st."_

Das fächstscbe Regierungsprogramm. Dresden , 19. März.(Cig. Drahtb.) Die Beratungen über di« Re- gierungsbildung in Sachsen sind, wie schon gemeldet, zum Abschluß ge- kommen. Da die Kommunisten ein« Beteiligung an der Regierung von der Einberufung eines Betnebsrätekongrestes abhängig gemacht hatten,

»och auf sein Haupt. Diese unzeitgemäße Märchenlegende Humperdincks ist kurzlebig, als Melodram wie als Oper. Der Wagner-Kenner und-Freund schwelgt in seines Meisters Stim- mungszauber, und ist doch so undrämatisch, wie eben nur ein so lieber, herzensguter Lieddichter sein kann. Das Rührend-Kindliche liegt ihm gut, und aus Arien, Kinder- und Volksliedern macht er ein ganz hingleitendes, nirgends stiirmisch-bewegtes Potpourri. Die Feinheit des Orchesters hilft nicht über die Müdigkeit des Stoffes hinweg. Was gehen uns dieseKönigskinder" an? Je einfacher der Gesang, desto primitiver und schöner fließt dem Komponisten die Melodie zu. Wird er pathetisch, mystisch gar, so reicht die Phan- tasie nicht aus, um die Musik als Ding an sich erregend wirken zu lasten. Das Leitmotiv hilft und ein fröhlich-burschikofer Ton einiger Nebenfiguren. Ein Schimmer von Romantik, aber keine Leuchtkraft, ein feines Sinnen und Spinnen von Tönen, aber kein« Theateratmosphäre. Bleiben wir, so wir Kinder sein können, bei Hansel und Gretel". Marie Esch er und der lyrische Tenor Björn st röms waren mit Scheidt, dem Spielmann, dem Wert wertvolle, den Stil sicher erfassende Interpreten.

HNlhelm» Hoslheal«. Das abgebrannte Wiesbadener Staatstheater war in belonderem Rrcfr« des oerflosienen Wilhelms Hof- und Letbtheatcr. Er hat zwar im ganzen Lande die alten Bauten durcb seine Renovotionm verschandelt und überall seinen barbarischen Ungeschmack sich breitmachen lassen, aber dies Haus war nach feinen Wünschen und Plänen gebaut. Hier konnte sich seine Prunksucht, sein in überladenen Dekorationen schwelgender Hepp- Hepp-Rausch austoben. Wiener Architekten haben 1393 1894 seine Baulaune, die das Land bezahlen mußte, in üppigstem Barock mit überslüssigem Tamtam von Säulen und dem Gepränge von nichts- sagender Plastik verwirklicht. Der Innenbau war ganz aus parvenu- haften Luxus gestimmt, den die guten Bürger als Offenbarung deutscher Kunst hinzunehmen angehallen wurden. Und in diesem Gebäude, dos ganz auf höfisches Gehabe zugeschnitten war, ent- faltete sich in denberühmten" Mai-Festfpielen unter Leitung von Wilhelms getreuestem Stabtröger und Kunstzeremonienmeister Georg von Hülsen, dem späteren Berliner Generalintendanten, die spezifisch Wilhelminische Kunst. Glanzvollste Ausstattung, über­ladener Pomp historischer Kostüme, auf sogenannte Echtheit gestellter Luxusstil gründete Wilhelm so etwas wie kaiserliches Mäzenatentum. Sieben der Opsrnprotzerei wurde Joseph Laufs als kaiserlicher Dichter und Dolmetsch gepflegt Alle Menschen von Geschmack belustigten sich über diese verspätete Kunstspielerel und dies aufgeblasene Mäze- natentum im Stil des ancien regime, aber die bürgerliche Presse macht« größtenteils den Zauber mit.' Der Friderlcus-Rer-Film, der in feinem ersten T«il Anlaß zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Monarchisten und Rcpu- blikemern gegeben hat, ist nun mit seinem dritten und vierten Teil herausgekommen. Dis Uraufführung im Ufa-Palast om Zoo, die am Montag sich bis nach 11 Uhr hinzog, zeigte, daß auch der vierte Teil Zündstoff genug zu politischen Demonstrationen unh Gegenkundgeblmgen enthält. Wenn es diesmal bei den preußen-

dieser Kongreß aber von unserer Seite abgelehnt worden war, so kam nur noch die Bildung einer sozialdemokratischen Minderheitsregierung in Frage. Die Kommunisten haben sich nun bereit erklärt, eine sozialdemokratische Regierung zu unter- stützen unter gewissen Bedingungen, über die eine Berständigung erzielt worden ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die erweilerie Parteikörperschaft der KPD . den vereinbarten Richtlinien ihre Zu- stimmung geben. Am kommenden Mittwoch wird der sächsische Landtag dann die Wahl des Ministerpräsidenten vornehmen. An der Spitze der Richtlinien, aus Grund deren die Verein- barung zustande kam und über die wir bereits kurz berichteten, stehen Bestimmungen über den Entwurf eines Amnestiegesetzes, nach welchem Straffreiheit gewährt wird für Rot- und Zlbtrei- bungsdelitte. Auf Grund einer im Juli vorigen Jahres vom Landtag angenommenen Resolution wird die Regierung im Wege der Einzelbegnadigung auch für politische Delikte Begna- digungen gewähren. Der zweite Teil der Richtlinien beschäftigt sich mit der B e- kämpfung des Wuchers. In den Gemeinden mit über 19 009 Einwohnern, oder wo sonst ein Bedürfnis vorliegt, werden Preisprüfungs stellen eingerichtet, die durch eine energische Kontrolle der Händler und Preise den Wucher bekämpfen sollen. Die Mitglieder der Preisprüsungsstellen erhalten das Recht, von jedermann über alle Tatsachen Auskunft zu verlangen, die für die Preisbildung von Wichtigkell sind. Sie sollen insbesondere über den Bestand, die Zufuhr und die Preise von Gegenständen des notwendigen Lebensbedarfs Erhebungen anstellen. Räume, in denen solche Gegenstände hergestellt, verkauft oder gelagert werden, dürfen von den Mitgliedern der Preisprüfungsstellen jederzeit besichtigt werden. Sie haben außerdem das Recht, sich Schlußscheme, Rech­nungen, Frachtbriefe, Logerscheine und sonstige im Handelsverkehr üblichen Schriftstücke und Bücher, soweit sie sich auf den Einkauf und Verkauf lebensnotwendiger Bedarfsartitel beziehen, vorlegen zu lassen. Den örtlichen Preisprüfungsstellen sollen K o n t r o l l- a u s s ch ü s s e mit denselben Befugnissen angegliedert werden. Diese Kontrollausschüsse werden in Betriebsvollversammlungen oder all- gemeinen Gewerkschaftsmitgliederversammlungen gewählt. A u s Anzeige der beiden obengenannten Organe ist die Wucherpolizei verpflichtet, einzuschrellen und Beschlagnahmungen vorzu­nehmen. Die Wuchergericht� sollen Sachverständige aus den Kreisen der sachlich und beruflich vorgebildeten Verbraucher er- halten und mit I u r i st e n besetzt werden, die Gewähr dafür bieten, daß sie die Strafversahren im Interesse der Derbraucher rücksichtslos durchführen. Die bei den Wuchergerichten schwebenden Strosver- fahren sollen beschleunigt durchgeführt werden. Der dritte Teil der Vereinbarungen stellt Grundsätze für die Arbeiterkammern auf, in denen die Einbringung eines entsprechenden Gesetzes gefordert wird, das bestimmt: 1. Die Ar- beiterkammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, 2. die Mitglieder der Landes-Arbeiterkammer werden durch llrwahlen in den Betrieben gewählt, die dem Betriebsrätegesetz unterstehen. Alle Beschäftigten in den Betrieben, die nicht dem Betriebsrätegesetz unterstehen, desgleichen Landarbeiter, Forstarbeiter und Erwerbslose sind, nach Derufsgruppen geordnet, zu einem Wahlkörper zusammen- zufassen. Ueber die Aufgaben der Arbeiterkammern wird gesagt, daß sie Gutachten vor Einbringung und Erlaß von Gesetzen und Ber- Ordnungen zu erstatten haben und Gefetzentwürfe, Ini- tiativanträge und Beschwerden an die Regierung, eine Behörde oder eine sonstige Körperschaft des öffentlichen Rechts an- bringen können. Die Mitglieder der Arbeiterkammern sind abbe- rufbar und erhalten Reise- und Tagegelder sowie den verloren- gegangenen Arbeitsverdienst erstattet. Der letzte Abschnitt der Richtlinien für die zukünftige Politik in Sachsen enthält Abwehrmaßnal)men gegen den Fascismus und be- stimmt, daß die beiden Parteien proletarische Ab- Wehrorganisationen in Sachsen bilden, denen die Aufgabe zufällt, die Deranstaltungen und das Eigentum der Arbeiter- organisationen zu schützen._

77 000 Gnadengesuche in Sachsen . Die läSsilibe Regierung hat in der Zeit vom 1. Januar 1921 biS Ende Juli 1922 inü- gesamt 77999 Gnadengesuche erledigt. Davon wurden 19 999, also jedes vierte Gesuch, genehmigt.

patriotischen Ovationen oerblieb, so nur deshalb, weil offenbor die Gegner lolcher Filmpolitik, die di« Dolchstoßlegende glücklich schon in die schlesischen Kriege verlegt, so gut wie gar nicht dabei waren. In Arbeiterkinos würde man dieseAktualität" nicht so widerspruchslos hinnehmen, aber die Republikaner und AntiMili­taristen werden überhaupt gut tun, den ganzen Film zu boykst- lieren. Sie verlieren nichts dabei, der dritte Teil ist rein« historisch« Anekdote mit all den Naivitäten, die wir von der Schulbank her kennen. Armes deutsches Volk, das aus diesem Bilderbuch Ge- schichte lernen ioll. Der viert? Teil ist frei nacy Molos Fridericus- Roman bearbeitet und gibt die episodenreichen Vorgänge aus der Nacht vor der Schlacht bei Leuthen und aus der Schlacht selbst. Das Elend und die Not des Krieges werden freilich im Roman viel deutlicher als hier, wo im Paradeanzug Krieg geführt wird, geschildert. Die Leute, die vom Krieg noch nicht genug hoben, ge- raten in Begeisterung, jedesmal wenndie Preußen marschieren". Der Alte Fritz, der ein Realpolitiker war, hätte über diese Leutchen gelacht. Aber wozu Auseinandersetzungen mit diesen Geschichte- klitterungen, die nebenbei all« alten Fabeln über den Freiheilsfreund Friedrich wieder belebenl Wer wissen will, wie er in Wirklichkeit war, lese Mehrings Lessinglegend« nach, dort wird er auch die Zu- sammenhäng« der preußisch«» Polittt von damals verstehen lernen. Ausstattung und Aufmachung bieten treffliche Einzelheiten, die manchmal«n Menzel gemahnen, Otto Gebühr gibt dem von schwerstem persönlichen und poiittschen Mißgeschick getroffenen König voll« Menschlichkett. Aber was kümmert uns ein Tendenz­werk, dessen Absichten nur allzu deutlich sind? h. ck. Verjüngungsoperakionen von ZuchlHengsken. Die Preußische Gestütsverwaltung hat sich entschlossen, den berühmten Bollolui- Zuchthengst Ard Patrick nach der Steinachschen Methoden operieren zu lassen, nachdem entsprechend« Bersuche an Hengsten des Landes- gestüts Celle den gewünschten Erfolg hatten. Ard Patrick wurde bekanntlich lange vor dem Kriege aus England für eine Million Mark angekauft. Ard Patrick rechtfertigte di« auf ihn gesetzten Cr- Wartungen und zeugte viel Dutzende der hervorragendsten deutschen Rennpferde des letzten Jahrzehnts, wie Dolomit, der der besten französischen Derbytlass« gleichkam, Hyon, der selbst in England klassische Rennen gewann, Ariel, Terminus, Abendröte u. a. Man kann sich bei den heutigen Preisen für desart erstklassige Vollblut. Hengste leicht ausrechnen, welche Ersparnis es für«in Gestüt be- deutet, wenn ein Deckhengst von der Güte Ard Patricks auch nur noch einige Jahre länger seinem anstrengenden Berufe erhatten wird. Es ist beabsichtigt, Ard Patrick vor der Verjüngung und nach der Operation für einen wissenschaftlichen Lehrfilm und als bleiben­des Dokument des erwarteten Erfolges kinematographisch aufzu- nehmen._ DieBakchen(Bacchantinnen)-', be« Euriplbe« Tragödie, die Nietzsche zur Geburt der Trigödie und Goethe zur Teil-Uebcrsetzung an- regle,'pricht R o s e 2 i e ch t e n st e i n am 20. im Meister-Saal, 8'/, Uhr. Ein Geldstück zn lO 000 Mark. Von der Landetbank der Provinz Westfalen wird jetzt ein Geldstück zu 19 099 M. heraukzegeben. SS trägt aus der Ruckscile den Kops de« Freiherrn von Stein. Da« Stück, da« wesemlich grötzcr ist als ein früheres Fün smart stück, ist auZ einer Legierung von Supser und Zink herzcslellt und echt vergoldet. Der Reinerirag aus dem Verkauf dieser Münze ist jür die Rhein - und Ruhrspende bestiuuut.