positive Entwicklungen. Der volksparteiliche Abgeordnete, ehemaliger Cegatüms» rat Frhr. o. R h e i n b a b e n, der soeben nach mehrwöchigem Besuch aus London zurückgekehrt ist, veröffentlicht in der „Zelt" einen Artikel, der lebhaste Beachtung verdient. Er be- handelt die Ergebnisse des Abwehrkampfes an der Ruhr unier dem Gesichtspunkt der Schaffung einer internatio- n a l e n S i t u a t i o n, die es Frankreich nützlich erschienen liege, den Weg zu allgemeinen Verhandlungen gemein- sam mit seinen Kriegsalliierien zurückzufinden. „So gesehen ist das Ziel des deutschen Abwchrkampfes— V e r ha n d l u n g e n, bei deren Beginn d!« Taisache des Fehlschlages des französischen Planes einer wirtschaftlichen Ausbeutung des Ruhrrcviers mit Hilfe militärischer Gemalt ebenso feststeht, wie die Absicht aller Beteiligten, eine neue Grundlage für die Rege- lung dcr Reparations- und Sicherheitsfrage zu finden, bei der auch Deutschland leben und existieren kann. Dasj Frank reich dabei nicht nur Hauptinteressent, sondern auch Hauptgläubiger und Hauptfordernder sein wird,— darauf sind wir vorbereitet/ Diese neue Grundlage soll für die R e p a r a t i o n s» frage jetzt geschafsen werden: „Die deutsche Regierung hat bekanntlich kürzlich in London und Washington ihren Standpunkt zur Rexarationsfroge von neuem klargelegt. Die Rsichstagsxarteien der Arbeitsgemeinschaft bereiten sich ihrerseits vor das Reparationsproblem erneut zu beraten. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß bei allen diesen deutschen lleberkgungen der Plan der Untersuchung und Entscheidung des R e p a ra ti o n s p r o bl em s durch internationale Experten der leitende Gesichtspunkt ist und fein muß/ Was schließlich die Sicherheitsfrage betrifft, die jetzt in Frankreich wie in England im Vordergrund der Debatte steht, hält Herr v. Nhettibaben an dem Grundgedanken des deutschen Friedenspaktss von Ende Dezember fest: „Frankreich kann, wenn es will, von Deutschland ein« fei er» l i ch e E a ra n t i e gegen militärische Angriffe jeder Art auch für eine lange Zukunft erhalten. Nach allem, was an der Ruhr und am Rhein geschah, wird sich jedoch weder die Welt noch Frankreich wun- dem. daß es seinerseits die Gegenforderung erhebt, gegen künftige militärische Eewallakte Frankreichs gesichert zu fein.... Daß fenKr jede EntMilitarisierung zur Befreiung deutschen Landes vom Feinde und zur Aufrechdcrhalwng der deutschen Verwaltung und Souveränität führen muß, wäre die Mindestforde- rung, die Deutschland in dieser Frage zu erheben hat. Und was die Garanten eines solchen Paktes anbeträfe, so sagen wir: je mehr, desto besser!" Auch wir sagen: je mehr Garanten, desto bessert Der beste Garant sedock wäre dos deutsche arbeitende Volk, wenn die Lösung der Reparationsfrage und eine Ver- ständigung mit Frankreich ihm endlich die Möglichkeit böten, die d e"u t s ch e R e p u b l i t zum festesten Dollwerk internatio- naler Völkerversöhnung und Gemeinschaftsarbeit zu gestalten.
Sozialiftische Regierung in Sachsen . Genosse Zeigner Ministerpräsident. Dresden . 21. März.(Eigener Drehtbericht) Bei der heute vor- genommenen Wahf des sächsischen Ministerpräsidenten wurde der bisherige sächsische Sustizmlpister. Genosse Dr. Zeigner. von unserer Fraktion als Ministerpräsident vorgeschlagen und mit den Stimmen der Sazialdemotraten und Kommunisten gewählt. Di« Deutsche Dolkspartei und die Deutschnationalen stimmten geschlossen für den Belkcparteilcr Dr. Kaiser, die Demokraten stimmten für ihren Frektionsvorsitzcnden. Die Kommunisten gaben vorher«ine Erklärung ab, daß ihr« grundsätzliche Stellung zum bürgerlichen Parlament durch die Stimmabgab« für Dr. Zeigner nicht berührt werde. Es erhielten Dr. Zeigner(Soz.) 49 Stimmen. Dr Kaiser lDt. Vp.) 38 Stimmen, Dr. Seiffert(Dem.) 8 Stimmen. Bor der Vereidigung Dr. Zeigners zum Ministerpräsidenten verließen die beiden Rechtsparteien den Saal. Die Genossen Fellisch. Fleißner und Held bleiben aus ihren Posten. An die Stelle des Genossen Lipinsti wird voraus. sichilich Genosse Liebmann als Minister des Innern treten und als Zlrbeitsminister ist Genofle G r au p e- Zwickau an die Stelle des Genossen Ristau vorgesehen. All« sonstigen Meldungen der bürgerlichen Presse über den Rücktritt des Genossen Buck und über Borgänge in der Fraktion sind leere Kombinationen. . Der neue Ministerpräsident und bisherige Iustizminister Dr. Erich Zeigner steht im 38. Lebensjahr«. Er studiert« an der Universität Leipzig Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft. Im Juni 1913 wurde er Assessor bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig , dann Staatsanwalt und Landgerichtsrat. Iustizminister war er seit dem 1. August 1921. Als Mitglied des Kabinetts gehörte er dem Reichs. rat an und bei den letzten Wahlen wurde er auch in den Landtag gewählt. Genosse Dr. Zeigner hat sich bei den Bürgerlichen vor allem durch die Ektcrgie verhaßt gemacht, mit der er zunächst auf dem Gebiet der Perfonalpolitik vorgegangen ist. Er umgab sich mit einem Stab von direkten Mitarbeitern durchaus republikanischer Gesinnung, auf die er sich unbedingt verlassen tonnte, und gewann so die Möglichkeit, in seinem Ministerium ungehemmt zu arbeiten.
Sozialiftiftber flbgeorüneter verhastet. cadwlg-hafen, 2l. Mär,. sMib) Der bayerische LaiidtagSab- geordnete der Soziatdemokratiichen Partei der Pfalz , Stadtrat Körner, ist heute von der französischen BtsatzungSbehölde ohne Angabe von Gründen verhaftet worden.
Der Smeets-Mentäter gefunden. Köln , 21. März. Wie das SB o l f s u r e o u hört, ist es der Kölner Polizei gelungen, den Anschlag gegen Smeets aufzu- klären und die Persönlichkeit de» Täters festzustellen. Nähere Angaben können, um den Gang der llntersuchrmg nicht zu gefährden, zurzeit nicht gemocht werden. Nach den in der Wohnung des Täters vorgefundenen Papieren scheint es sich vm einen jugendlichen Phantasten zu han- dein. Ter Aufklärungsarbeit der amtlichen deuischen Stellen standen um so größere Schwierigkeiten entgegen, als jeder Anhalt für die Persönlichkeit des Taters fehlte.
Höllein hungert nicht. Wie aus Paris gemeldet wird, hat Höllein cmf feinen angedrohten Hungerstreik verzichtet, da er. wie er es oerlangte, dem politischen Regime unterstellt worden ist. Er befindet sich allerdings nicht in der Abteilung, die besonders für politische Gefangene eingerichtet wurde, genießt aber alle Dortcile des politischen Regimes. Zum polnischen SeschSflslrage? in Verll» ist der bisherige TSei der Abteilung für deutsche Fragen im Aubenministerium Jackowski ernannt worden. Seine Pogrome in kowvo. Die bon dem.Ost-Srvreß" der- breitele Meldung, derzusolge in den letzten Tagen in Äowno Po- grome stattgefunden hätten, wird von der hiesige» litauischen Gesandtschaft pementiert.
Unsere gestrigen Kommttniftett in Front gegen Wenn die Sozialdemokratische Partei gestern unter den drei Stichworten S te u er s r ag e n. R u hr b e s e tz u ng und nati o. nalistische Gefahr zu Massenkundgebungen aufrief, so stellte sie damit die drei brennendsten Themen der deutschen Gegenwart auf. Kein Wunder, daß dem Rufe gewal.ige lDJcn-gcn folgten und daß man mit gespanntester Aufmerksamkeit den Ausführungen der Redner nachging, ein Umstand, der den Kommunisten so mißfiel, daß sie zu den unerhörtesten M'tfeln griffen. Bei dem Wandern von Saal zu Saal und beim Lauschen auf die Unterhaltungen der einzelnen stellte sich alsbald heraus, daß man unerbi tlich daran festhält, daß die Reichsrcglerung jetzt endlich mit aller Energie das Volk von dem nationalistischen A.p befreien müsse. Man nahm aus den Versammlungen die Gewißheit mit, daß sich dos Volk weder Nationalistenpropaganda und Putsch noch Sieuerdrückebergerei noch Geheimniskrämerei in der Ruhrangelegenheit weiter gefallen lassen will. Die kommunistischen Störunastrupps arbeiteten teilweise mit einer bisher kaum dagewesenen Frechheit und Brutalität, die den Anführern und Droh ziehen, wahrscheinlich die Verleihung des moskowitischen goldenen Sowjetsterns zur Belohnung einbringen wird. Hier Legt bestellte und organisierte Arbeit vor. und die Parteigenossen werden sich jetzt ernsthaft überlegen müssen, welche Maßnahmen sie in Zukunft zu ergreisen haben, um den gewalitüti. gen Methoden der kommunistischen Sprengtrupps ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Im Viktoriagarten in Treptow sprach vor einer dicht- gedrängten Versammlung Genosse Robert Schmidt, in etwa Stunden dauernden fesselnden Ausführungen, die nur ganz sollen von einem unverständlichen. Zwischenruf eines Kommunisten unterbrochen wurden. Der Redner gab zunächst einen g« s ch i ch t» l i ch e n Rückblick auf die Ereignisse von 1808 bis 1813 und kam über die Vorgänge von 1818 zur Gegenwart, indem er darauf hin- wie», daß Im Gegensatz zu damals die Studentenschaft beute voll. kommen im nationalistischen und fasclstischen Lager steh«, weit sie sich«ng verknüpft fühlt mit den Interessen der Feudalklass« und der Bourgeoisie und weil sie wahrscheinlich auch hofft, daß der alte Militarismus noch einmal wiederkehre mit seiner großen Ofsizierskaste, der sie sich so nahe verwandt fühlen. Statll mitzuarbeiten an dem unerhört schweren Wiederaufbau, sehen wir mit Entsetzen einen großen Teil der akademischen Jugend darauf«ingestellt, nur immer weiter zu zerstören. Einzig und allein die Arbeiterschaft ist imstande, ihnen das Konzept zu verderben. Mit Entsetzen und mit äußerstem Befremden steht man auch, wie es »dculfch: Patrioten" sind, die aus dem Rheinland einen selbständigen Staat machen und ihn dem französischen Imperialismus zutreiben wollen, und zwar aus keinem anderen Grunde als aus rein persönlichen materialistischen, weil man nämlich hosst, daß das Bürgertum auf diese Weis« um die Reparationszahlungen herumkommt. Keine anderen Gründe sind auch in Bayern maß. gebend. Wiederum ist es im Rheinland und in Bayern die Arbeiter- schaft, die noch die einzige und best» Gewähr für«inen Zusaminen- halt dieser Teil« mit dem ganzen Reich ist. Was die Demokraten von 1848 als höchste» nationales und vaterländisches Ziel erachteten, nämlich Deutschland als«inen einzigen deutschen Einheitsstaat zu sehen, dieses Ideal liegt heute nur bei der Arbeiterschaft in sicheren und treuen Händen(Beisatt). Im Ruhrgebiet sehen wir den Mili- tarisnuw in seiner ganzen Rücksichtslosigkeit und Brutalität mit Dieb- stahl, Raub und Mord einhergehen. Eine nationalistis je Ausfassung der Ruhrangelegenheit weisen wir weit von uns. Im Gegenteil, wir erkennen die große Gefahr, die darin liegt, daß die deutschen Ratio- nalisten aktiv vorgehen wollen. Die Oeffenttichkeit in Deutschland verkennt vollkommen Deutschlands Lage und feine gegenwärtige Ohnmacht. Niemols ist Frankreich in seiner Einflußsphäre größer gewesen als heute. In dem Augenblick, wo es ein verbreche» rischer deutscher Nationalismus fertig bekam- men würde, aktiv zu werden, d. h. kriegerisch auf- zutreten, würden wir von-Frankreich samt Belgien , Polen , Tschechoslowakei - und Ingo- slawien einfach erdrosselt werden. Gegen derartige gefährliche Phantastereien kämpfen wir mit aller Kraft. Leider hat auch die Internationale, wie wir besonders in Italien und Frank- reich sehen, zurzeit wenig Kraft. Unsere Sympathien im Auslande sind geringer als man glaubt, weil die nationalistischen Riachen- schaften für die Stimmung im Auslande geradezu verheerend wirken. D!« allerschärfsle Aufmerksamkeit erfordert die innere Lage und zwar nicht ollein in politischer, sondern auch in Wirtschaft- licher Beziehung. Nach Ausfossung des Redners beansprucht das Sinken der Mark die größte Aufmerksamkeit. Leider fehlt uns in dem Kampfe um diese Fragen die große Stoßkraft, die wir hätten, wenn sich nicht ein Teil der Arbeiterschaft von uns abgezweigt hätte. Das Sinken der Mark ist darauf zurückzuführen, daß die Bank- und Vörsenkreis« entgegen unseren entschiedenen Forderungen volltom- men freie Hand gehabt haben, und leider sehen wir auch in diesem verderblichen Spiel um das Wohl des Volkes die Demokratische Partei als Trägerin einer wirtschaftlich-reaktionären Aussajsung. Was das Kabinett Cuno in finanzpolitischer Hinsicht geleistet hat, geht daraus hervor, daß, als es in Aktion trat, das Reich eine Schuldenlast von 1 Billion Mark hatte, während es jetzt 8 Billionen Mark Schulden hat. Leider hat sich die neue Reichsregierung immer noch nicht entschließen können, vie Landwirtschaft steuerlich schärfer zu erfassen Man sollte vielleicht dazu übergehen, die Steuern in Naturalleistungen zahlen zu lassen. Im Reichstag wird die sozial- demokratische Fraktion mit aller Energie die weitere Slendcrung der Steuergesctze betreiben. Auf einen kommunistischen Zuruf bemerkt Genosse Schmidt unter großer Heiterkeit der Anwesenden, daß die Reichstagskckmmunisten im Steuerausschuß nicht «inen einzigen Antrag gestellt haben, vermutlich, weil sie gar nicht oerstanden haben, worum es sich handelt, da die Steuerfragen eine sehr schwierige und komplizierte Angelegenheit sind. Aus den Bilanzen der Aktiengesellschaften geht hervor, daß die Industrie schamlose und wucherische Gewinne au» dem deutschen Volk herauspreßt. Sie könnte weit billiger pro- duzieren, ohne die Löhne herabzusetzen, die heute noch um die Hälfte niedriger sind als in England und Amerika und würde dann wieder absatzfähig auf dem Weltmarkt werden. Ehe sie sich aber dazu entschließt, läßt sie es lieber zu einer großen Wirtschaftskrise mit Arbeitslosigkeit kommen. Genosse Schmidt schloß seine Aus- führungen mit dem Hinweis, daß die wichtigste aber auch schwerste Aufgabe d-r Zukunft sei. unausgesetzt auf der Wacht zum S ch u tze der Republik zu stehen und die wirtschaftliche Eni- Wicklung sowie die Steuer- und Finanzgebarung de» Reichs unaus- gesetzt in unserem Sinne zu beeinflussen. Eine Anzahl kommunisti- scher Diskussionsredner vermochten selbst mit allerstärkster Lungen- kraft keine stichhaltigen Gcgengründe vorzubringen und wurden von den Genossen L o h m a n n und Reinsdorf und von dem Ge- nassen Schmidt im Schlußwort glatt abgefertigt. Die Aussührun- gen unserer Diskussionsredner sowie die des Referenten fanden viel- fach stürmischen Beifall. Im Kreis„Prenzlauer Berg " waren die llnions- F e st s ä l e in der Greifswalder. Straße lauge vor Beginn der Der- sammlung überfüllt. Unter den Besuchern sah man auch Kommu- nisten in erheblicher Zahl. Hier referierte an Stelle de» verhwder»
Versammlungen. die Berliner Sozialdemokratie. ten Genossen Dittmann die Reichstagsabgeordnete G-nojji. Anna Zi egler-Württemberg. Sie betonte, daß der Ab- wehrkamps des deutschen Volkes gegen die R u h r b e-» s e tz u n g kein neuer Krieg sein kann. Eine Einheit»- front wollen wir bilden, aber nur mit denen, die auf dem Boden der Republik stehen und den ehrlichen Willen haben, sie zu schützen. Der nationalistische Wahnsinn, den die rechtsstehenden Parteien zu entfachen versuchen, würde nur neues Unzluck und Elend bringen. Die proletarische Einheitsfront (Lärm bei den Kommunisten) wird gerade von denen gestört, die mit uns Schulter an Schulter kämpfen sollten. Der Militarismus ist es, der sich jetzt im Ru h rg ob re t austobt und sein Zer- störungswerk treiben will. Um ihm entgegentreten zu können, müssen wir als Klasse einig sein. Der Einbruch in dos Ruhrgebiet ist ein Schandf.eck für Frankreich . Aber er erinnert uns an den- von Deutschland beim Kriegsausbruch begangenen Völkerrechtsbruch gegenüber Belgien.(Zustimmung.) Der Militarismus tritt überall mit gleicher Brutalität auf.(Lebhost« Zustimmung.) Die Bevölkerung de» Ruhrgeblets harrt aus. aber sie soll nicht unsere Unterdrücker starken, die Kapiialisten. Das deutsche Großkapital hatte den Einmarsch der Franzosen nicht ungern gesehen, weil es hiervon eine Stärkung des nationali- stischen Gedankens erwartete. Gegenüber dies e m Feind der Ar- beitcrilasse wollen wir uns nicht im Bruderkampf zersteischeu. Die Regierung sollt« so schnell als möglich den Weg der Verhandlungen beschreiten, ober die Großindustrie wünscht das nicht, sie verfolgt andere Ziels. War die Erfüllungs Politik, die Deutschland trieb, richtig? Ei« bat das eine Gute für uns, daß wir dem Schick- fangen sind, die gesamte Entente gegen uns zu haben. Es ist Wahnsinn, wenn unsere Volksgenossen von links sagen, es sei einerlei, ob wir unter deutscher oder französischer. Herrschaft sind. In Deutschland sind wir den Militarismus losgeworden, aber der französische Militarismus steht noch ungebrochen da.(Zustimmung.) Um zu einer wirtschaftlichen Gesundung zu kommen, hat die Sozial- demokratische Partei zusaminen mit den Gewerkschaften ein ssna», zielles Programm aufgestellt und die Durchführung von der Regie, rung gefordert. wir verlangen ein gerechtes Steuersystem. während bisher die Steuergesetzgebung unsozial gewesen ist. Die weiteren Ausführungen der Referentin wurden von den Kommu- nisten oft durch Unruhe unterbrochen. Sie empfahl ihnen, weniger zu lärmen und mehr nachzudenken. Die Sozialdemokratie hat sich bemüht, die Ungerechtigkeiten der Steuergeseb. gcbmig möglichst zu v« r h ü t e n. Aber sie hat auch bei Demokraten und Zentrum nicht die nötige Unterstützung gesunden. Die Frauen sind es, die hauptsächlich die bürgerlichen Parteien nach stüzen. Sie sollten sich das für die nächsten Wahlen gesagt sein lassen.(Sehr richtig!) Genossin Ziogler ging"dann aus da» Treiben der Nationalsozialisten ein und zeigte, welche Gefahr es dem Sozialismus bringt.(Lärm bei den Kommunisten.) Durch den Kampf der Kommunisten gegen die Sozialdemokratie wird da» Treiben der�N at i o n als o zia l i sten unterstützt und gestärkt.(Stürmische Zustimmung.) Wir müssen zusammen- halten gegen diejenigen, die noch die Arbeiter für ihr« Zwecke mißbrauchen zu können glauben.(Zustimmung und Lärm.) Die Unterbrechungen durch die non der„Roten Fahne" in die Versammlung beorderten Kommunisten steigerten sich zeitweise außerordentlich, aber die Rednerin setzte sich durch. Sie schloß mit der Mahnung, im Kampf gegen die deutschen Fasci st en einig zu sein.(Stürmischer Beifall.)— In der Diskussion nernchte sich ein Kommunist in An-q rissen gegen die Haltung der S�ialdemokratie. aber unsere Genossen blieben ihm die Antwort nicht schuldig.� Reichstagsabgeordneter Genosse Simon erntete stürmischen Verfall mit der Erklärung, wer zusammen mit der Sozia!- demokrotie den Klassenkampf führen wolle, sei ihr willkommen. Vcim Schlußwort der Genossin Ziegler versuchten die Kammunisten kein« Störungen mehr. 5" dm Andreosfestsälen kam es nach dem Referat des Gnossen Künstler, das vom regen Beifall der Versammlung be- gleitet� war, zu skandaläsen Zwischenfällen, hervorgerufen durch halbwüchsig«. kommunistische Rowdies. Nachdem zehn kommu- nislische Diskussionsredner gesprochen hatten, wurde von unseren Genossen ein Antrag aus Schluß der Dwkussion gestellt und mit ubergroßer Mehrheit angenommen. Das Hoch, das Genösse Kunst- ler darauf auf die Sozialdemokratie ausbrachte, wurde begei- stert aufgenommen, was den sichtbaren Unwillen der sich fto�truppartig inzwischen versammelnden Kommunisten hervorrief. Unter Führung des Stadtverordneten Leo Ostrowscki und des berüchtigten Arbeitsloscnführers F i ch t m a n n stürzte sich«ine Horde von 89 bis 69 Halbwüchsigen auf den Genossen Künstler und riß ihn unter schlimmsten Wißhandlungen von der Bühne herunter. Im Saal, wo unsere Parteigenossen den Redner schützen wollten, drängten die Kommunisten, zum Teil mit Änüp- peln bewaffnet, zum Ausgang, bis schließlich unter allgemeinem Tumult die Schupo den Saal räumte. Die Bersammlung in Haverlands F« sts ölen in der Reuen Friedrichstraße war zur angesetzten Zeit bereits überfüllt. Nach Beginn des Referats des Genossen Artur C r i s p i e n kamen neu« Mengen hinzu, so daß auch die Galerien besetzt waren und zahl- reiche Zuhörer stehend den Ausführungen des Redners zuhören mußten. Das Interesse für die sachlichen Ausführungen des Redners ließ indessen bis zum Ende seiner Red« nicht nach, und die kommu- nistischen Zwischenrufer erregten um so mehr den lebhaften Unwillen der überwältigenden Mehrheit der Versammlung, als sie sich durch chr unglaublich tiefstehendes Niveau auszeichneten. Erst gegen Schluß des Referats wurde die Bersammlung etwas unruhiger, jedoch gelang es dem Redner ohne große Mühe, sich bis zum Ende durchzusetzen und sein Schlußruf zur Sammlung aller Kräfte des Proletariats, durch die allein die von außen und im Innern drohenden Gefahren überwunden werden können, erntet« stürmische Zu- stimmung. Es zeigi« sich übrigens bei der Abstimmung über«inen kommunistischen Eeschöstsordnungsantrag, unbeschräntte Redezeit einem kommunistischen Diskussionsredner zu gestatten, daß mindestens sieben Achtel der Anwesenden mi» dey Beauftragten der KPD. nichts gemein haben wollten. An das Referat schloß sich eine sehr aus- giebig« Diskussion an, zu der sich nicht weniger als zwanzig Redner gemeldet hatten. Im überfüllten Saal in der Schultheiß . Brauerei in der Hasenheide sprach Reichsragsabgeordneter Genosse Meier. Als erster Diskussionsredner kam ein Kommunist zu Worte, der sich gegen die Zehuminutenredezeit wandte. Zwei weitere tommuni- stifch« Diskussionsredner erhielten den Beifall iihrcr eigenen Leute. Ein Antrag auf Schluß der Diskussion wurde mit großer Mehrheit angenommen. Darauf verliehen die Kommunisten unier Gesang der „Internationale" die Versammlung. Am Ausgang kam es Z» Zusammenstößen mit unseren Genossen. Dem Eingreifen unserer Ordner ist es zu verdanken, daß weitere Tätlichkeiten unterblieben. Der Vorsitzende schloß darauf mit einem dreifachen Hoch auf die Ver- emigte Sozialdemokratie die Versammlung. In Niederschöneweide sprach vor � vollbesetztem Hause im Kyffhäuser Genosse Dr. Levi. Nach Beendigung des Referats kam es zu einer regen Geschöftsordnungsdebatte, da die Kommunisten den Versuch machten, für ihre Redner unbeschränkte Redezeit zu be- kommen. Di« Versammlung lehnt« dies ab und bescbloß ein« viertel- stund ig« Redezeit. Di« Rednerin der Kommunisten sprach mit ziem- lich allgemeinen Worten und fordert« zum Schluß die Einheitsfront im kommunistischen Sinne und die Bildung einer Arbeiterregiening. (Ironischer Beifall.) Nachdem noch mehrere Redner von unserer Seite gesprochen hatten, wurde die Versammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen.