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nur aufgestellt werden, wenn Deutschland nicht mehr ver- spricht, als es halten kann. Deswegen müssen wir zu einer für alle Beteiligten Zweifels- freien Feststellung unserer Reparationsfähigkeit zu gelangen suchen. Von Amerika aus ist der Plan einer internationalen Wirtschaftskonferenz. die die Leistungsfähigkeit Deutschlands unter- suchen soll, in die Debatte geworfen worden. Die deutsche Regie- rung hatte u. E. Grund, diesem Plan ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.... Schließlich wäre es auch noch denkbar, eine Anzahl deutscher und französischer Experten zusammenzusetzen, vielleicht unter neutralem Vorsitz. Es würde sich lohnen, jetzt den«in- wandfreien Nachweis dafür zu erbringen, was Deutschland zahlen kann.' Ist das in einer Weife festgestellt, die auch Frank- reich nicht mit der üblichen Handbewegung abtun kann, dann ist ein fester Ausgangspunkt für die Lösung der Repa» rattcnsfrage oder zur Demoskicrung der französtfchen Politik gewonnen. Diese Vorschläge der..Germans a" stechen erfreulich von dem Gefasele bor Kreise ab, die genau wie die Militaristen Frankreichs von einemSiegfrieden" reden, sie unter- säfeiden sich aber auch vorteilhaft von der unklaren Haltung derer, die jede Verhandlung von der Räumung des Ruhr- gebiets als Vorbedingung abhängig machen.

Zreie Sahn dem Srotwucher. Die gestrigen Reichstagsoerhandlungen haben mit aller wünschenswerten Deutlichkeit die Absichten der bürgerlichen Parteien auf dem Gebist der Getreidebewirtschaf- t u n g gezeigt. Das Auftreten des Ernährungsministers Dr. Luther beweist, daß er bereit ist, sich diesen Wünschen der bürgerlichen Parteien zu fügen, trotzdem er kaum über die katastrophalen Folgen oes Fortfalls der Getreideumlage für die Volksernährung im unklaren sein dürste. Di« bürgerlichen Parteien haben eine Verbilligung des Brotes durch B e s i tz st e u e r n in Aussicht gestellt, ohne dah sie genau angegeben haben, welche Summen und wie sie für die Verbilligung des Brotes aufgebracht werden sollen. Jeder Mensch oersteht, daß das eine s ch i) n<f G e st e ist. Bei der sprichwörtlichen Steuerfeindschaft der Landwirtschaft und der anderen besitzenden Kreise steht das außer jedem Zweifel. Der Köder, der hiermit der Bevölkerung gereicht wikd, schafft die Tatsache nicht aus der Welt, daß die Landwirtschaft und die bürgerlichen Parteien das Brot jetzt ebenso zum Spekulationsobjekt machen wollen, wie alle anderen Waren. Für die daraus entstehende Erschwerung unserer Wirtschaftsverhältnisse und die zunehmende Verelendung der Mass« der Bevölkerung tragen sie auch allein die Verant­wortung.'_

Die Deutschvölkischen im Reichstage. Es dürfte angebracht fein, daran zu erinnern, daß die Dänisch - völkischen Mitte Februar im Reichstage eine Tagung abgehalten haben, in der der nunmehr zum dritten Mal« verhaftete Leutnant Roßbach als Redner auftrat. Offenbar ist diese Versammlung «ine Art Generalappell der Verschwörer gewesen. Der Bor - stand des Reichstage« hat sich kürzlich damit beschäftigen müssen, wo- bei allerlei jetzt wichtige Einzelheiten an« Licht gebracht wurden. In der Rclchetagzsitzung vom 27. Februar berichtete der sozialdemo- kratische Abgeordnet« Künstler: Als kürzlich die Herren Wulle und v. Graes « im Saal 1 des Reichstages ihre Tagung abhielten, kam die drei- und mehrfache Zahl der gemeldeten Teilnehmer, so daß die Garderobe auf den Fuß- baden gelegt werden mußte. Dabei kollerten aus verschiedenen Ucberziehern Revolver und sonstige Waffen heraus. Der Reichs iageprasident L ö b e richtete daraufhin an den Ein- berufer der Tagung, den deutschvelkischen Abgeordneten v. Graefe ein Schreiben, worin er um Aufklärung ersucht« und mitteilte, daß er vorläufig weiter« Tagungen der Deutschvötkischen im Reichstage verboten habe. Gleichzeitig wurden die Reichstagsdiener vernommen. Sie bestätigten die Angaben Künstlers und berichteten, daß der Andrang so groß gewesen sei, daß die Saaltüren zeitweilig nicht g«>

schlössen werden konnten, so daß manch« Redner im Borraum»er- ständlich gewesen seien. Diener hörten, wie Roßbach zur Gewalt- anwendung aufforderte. Daraufhin befaßte sich eine Sitzung des Reichstagsvorstandes mit der Angelegenheit. Der hierzu geladene Abgeordnete v. Graefe suchte die Sache ins Lächerliche zu ziehen, was ihm ein« energische Zurück- Weisung durch den Präsidenten und andere Borstandsmitglieder ein- trug. Entgegen den Ausreden des Abg. v. Graefe wurde festgestellt, daß anstatt der gemeldeten erst �0 und dann 140 Personen rund 400 Personen eingetroffen waren, v. Graes « versuchte das Trogen von Revolvern damit zu rechtfertigen, daß die Betreffenden wohl einen Waffenschein gehabt hätten. Der Vorstand des Reichstages nahm aber einmütig den Standpunkt ein, daß Bewaffnete, ob mit oder ohne Waffenschein, von Abgeordneten nicht in den Reichstag eingeführt werden dürfen. Erst als Herr v. Graefe sich bereit erklärt hotte, künftig diesem Standpunkt Rechnung zu tragen, wurde die vorläufige Sperre des Reichstages für deutschvölkiiche Veranstaltungen aufgehoben. Von sozialdemokratischer Seit« wurde bei den Derhand- hingen hervorgehoben, daß bei der Hergab« der Reichstagsräunte eigentlich doch ein Unterschied zu machen sei zwischen Parteien, die politisch kämpfen und den Deutschvötkischen, die nur mit militäri- scheu Gewaltmitteln ihre Ziele durchsetzen wollen. Die jetzt aufgedeckten Putschplän« zeigen, wie richtig dies« Auffassung ist. Die Reichswehr unö Roßbach. Von unterrichteter Seit« wird uns mitgeteilt: An der von R o h b a ch am Sonnabend in Wcmnse« abgehaltenen Konserenz haben insgesamt drei Reichswehroffiziere teilgenommen. Einer dieser drei Rcichswehrostiziere war in offizieller Mission des Reichswehrmini st criums anwesend, um sich über die Vorgang« in der Versammlung zu informieren und hat auch Pflicht- gemäß über den Verlauf der Versammlung seine vorgesetzt« Behörde unterrichtet. Außerdem können wir feststellen, daß die Reichswehr und insbesondere auch General v. Geeckt bereits lange Zeit vor der Verhaftung Roßbachs auf das schärfte vor diesem gefährlichen politischen Abenteurer gewarnt und sein gemeingefährliches Treiben auf das schärfst« verurteilt hat.

Reichszentrale Rhein-Ruhr . WTB. teilt mit: Bei der Reichskonzlei ist zur zusammenfaifen- den Bearbeitung der Rhein-Ruhr -Anqelegenheiten eine Zentralstelle Rhein-Ruhr errichtet, der mit Genehmigung des Reichspräsidenten durch Verordnung der Reichsregierung besondere Befug- Nisse erteilt worden sind. Die Zentralstelle hat für die einheitliche und rasche Erledigung der aus dem französtsch-belgischen Einbruch ins Ruhrgebiet sich ergebenden Aufgaben in den neu- und oltbe- setzten Gebieten zu sorgen. Die einzelnen sachlichen Llufgaben werden nach wie vor in den Fochministerien bearbeitet. Der Zen- tralstelle wird zur Erteilung von Auskünften über einzelne Maß- nahmen und über Zuständigteitsstagen ein Austunstsburcau angegliedert. Vorsitzender ist der bisherige Leiter der Abteilung 1\ der Reichekanzlei, Bürgermeister S ch m i d- Düsieldorf. Anschrift: Reichskanzlei Zentralstelle Rhein-Ruhr in Berlin W. 8, Wilhelm­platz 9". Auskunftsersuchen sind an das Auskunstsbureau der Zentral- stelle ebendort zu richten. » In Oberhausen ist m der Nacht vom 21. zum 22. März der Kessslheizer Hermann Drosten von der Zeche Konkordia nach fran- zösischen Angaben, well er auf Anruf nicht stehen geblieben war, von einem französischen Posten erschossen worden. Als päpstlicher Delegat in das Ruhr- und Daargebiet wird der Hausprillak T e st a genannt. Ermäßigung der Kohlensteuer. von unterrichteter Seite erfahren wir. daß die kohlen- fleuer ab 1. April d.). wahrscheinlich um ein viertel her- abgesehl werden wird und daß außerdem Aussicht besteht, bei de« Kohlensyudikatea des unbesetzten Deutschland auch den eigentlichen Sohlenpreis etwa» zu senken, ver Reichskohleaverband Hot feine Mitglieder zur Sohleabeschlußfassung hierüber auf Dienstag, den 27. März, eingeladen.

nähme von Verhandlungen in dem Augenblick, in dem sich die Möglichkeit, sie zu einem nützlichen Erfolg zu führen, eröffnet. In diesem Augenblick aber werden die rechts- radikalen Kreise mit ihrem Verrätergeschrei über die Regie- rung herfallen und versuchen, durch ihren Terror die Hand- lungsfreiheit der Regierung aufzuheben. Die Reichsregierung wird in ihrem Handeln nur dann frei sein, wenn die Staats- regierung in der Bekämpfung des rechtsradikalen Terrors ihre Pflicht getan haben wird. Was man inzwischen von der Reichsregieruna verlangen muß, ist, daß sie ohne Angst vor de? Ungnade der Rechten ibre Meinung vertritt und ausspricht, was alle Vernünftigen ohne Unterschied der Parrtci denken. Diesem berechtigten Wunsch entspricht es nicht, wenn der Reichskanzler Dr. E u n o in seiner Münchener Rede einen so dunklen Satz ge- prägt hat wie den folgenden:Jede Diskussion über dieBeendigung des gegenwärtigenKonflikts muß von der vorbehaltlosen Räumung des Ruhrreoiers ausgehe n." Soll das heißen, daß an den Anfang einer Diskussion mit Frankreich die Forderung nach der vorbehaltlosen Räumung des Ruhrreoiers gestellt und dann über die Bedingungen gesprrochen werden soll, die Deutschland anzunehmen bereit ist, um die Räumung zu er- zielen? Oder soll das, wie z. V. derBerliner Lokalonzeiger" meint, heißen:Kein Verhandeln ohne Räumung des Ruhr» gebiets?" also, kein Verhandeln solange das Ruhrgebiet nicht geräumt ist? Wir halten die erste Deutung für richtig, die zweite für logisch unmöglich. Slber ist es die Aufgabe der Reichsregierung, in Rätseln zu sprechen und immer wieder den Streit der Interpreten über ihre Aeußerungen zu entzünden? Der Rat Lassalles, man dürfe nicht versuchen, in großen Din­gen schlau zu sein, gilt für jeden handelnden Politiker, und ebenso seine Warnung, daß ein solcher Versuch den, der ihn unternimmt, den Hals kosten kann. Es hätte wahrlich keilten' Zweck, sich durch hinhaltende Redensarten und bunte Wortspiele Sympathien zu erhalten, die eines Tages doch, dann um so heftiger, in ihr Gegenteil umschlagen müssen. Es wäre unklug, jenen Leuten in die Hände zu arbeiten, die sich jeder die Interessen Deutschlands realpolitisch wahrnehmenden Regierung gegenüber als die wah- ren Vaterlandsretter aufspielen werden, und die das wn werden mit jenem Maß von Gewalttätigkeit, das ihr eine innerlich zermürbte Staatsgewalt immer gestalten möchte. Uns tut eine klare und feste Politik not nach außen wie nach innen. Rur so kann unser Volk den schweren Kampf überstehen, den es jetzt um sein Leben zu führen hat.

Deutschlands Leistungsfähigkeit. Vorschläge derGermania " zur Lösung der Krise. Das Berliner Zentrumsblatt, dieGermania ", macht in einem sehr beachtenswerten ArtikelDeutschlands Leistungsfähigkeit" Vorschlüge zur Lösung des Kon- fliktss. Das Blatt betont ganz mit Recht: Die Waffe des passiven Widerstands legen wir nicht aus der Hand. Aber daneben wollen wir auch kluge Politik machen und Schritt für Schritt weitergehen auf dem Wege zum Ziele, das wir ms i-n diesem Kampf« gestellt haben: Abwehr aller Annexionsb«- strebungen... aber Reparationszahlungen noch dem Maße unseres Könnens. ..DieÄ e r in a n i a" weist zu dein Zweck darauf hin, daß die führenden Staatsmänner Frankreichs und Deutschlands in ihren Worten nicht so sehr voneinander abweichen. Frankreich will Reparationen und Garantien für seine Forderungen und militärische Sicherheit, Deutschland ist b e- reit, Reparationen zu leisten und die geforderten Garantien in weitem Umfange zuzugestehen. Der Streit geht also weniger um die Worte als um die Sache, um das, was unter Leistungen und Sicherheiten zu verstehen ist. Frankreich hat bisher auf die Vorlegung eines Reparationsplanes verzichtet und auch Deutschland hat sich zu- rückgehalten, da es mit den bisherigen Vorschlägen schlimme Erfahrungen gemacht hat. Ein Reparationsplan kann aber

vsrfrühlingsnacht. Aon Willi Birnbaum. Seit er schied ist es finster geworden im Zimmer, unser Gespräch lang verfwmmt. Die Sonne ist längst hinter dem Park versunken, rotlavchtender Himmel dem Dunkel der Nacht gewichen. Aber noch - immer ist meine Seele feuertrunken, und in mir es leuchtet fort. Ich glaub nicht an Zeichen und Wunder; doch Symbole hob ich geschaut. Die stehen unverrückbar und formen sich zum Bilde. Ein ayner Mensch sah da, der mir sein Geschick klagte. Alltags- los! Das Leben so vieler; nicht besser, nicht schlimmer. Wer täglich im Kampfe mit kleinlichsten Nöten, verlernt mit den Iahren das Regen jungfräulicher Herzen: Sentimeutalität. Es ist ein Wachsen in Bitternis und Biel -Aiele werden zu Egoisten darüber. Die wenigen, starben Menschenfreund« aber drängen nach Lösung, bahnen Wege durch wildwachsen' Unterholz. Stark und willens muffen die wenigen fein! Optimismus allein machts nicht! Ich Iiab schon manchen der Freunde, die mit mir auszogen voller Träume tm Hirn, voller Ideale in der Brust, sich zurückschleichen sehen in die sichere Höhle des eigenen Ich. Sie sind Philister geworden mit gütigem Herzen.. Oh, und wie haben sie mit Ekel von aller Politik alsdann gesprochen, von Sumpf und Dickicht, und mir wohlmeinenden Rat erteilt, e« gleich ihnen zu halten: Es lebe sich besser so, ruhlger, sicherer, es gäbe volleren Wamst, gesundere Farbe... Und wenn ich dann ungehalten ihnen sagte, welch enge Welt doch ihr kleines Ich, wie so wenige die Kraft über sich selbst hinaus zum Mensch- oder Formkünstler gefunden da lachten sie nur; diessr und jener schwieg auch beschämt oder stammelte Entschuldigungen: Die Menschen sind es nicht wert, alle seien Materialisten, Egoisten, doch, daß sie nicht willens und ihnen mangelte die Kraft das glaubten sie nimmer... Ich sehe täglich ein anderes Bild vor meinem Fenster. Bis zum Fluß zieht sich ein buntes Gewirr von Laubengärten. Das ist ein Hämmern und Placken, Groben und Schuften den ganzen Vor- frühling schon. Und wahrlich: Es ist«in mühsam Ertrotzen der Frucht von sandigem Boden! Ich weiß nicht einmal, ob es sich lohnt, wenn man beginn«, Arbeitszeit,-traft und-gerät und erreichten Wert in Geld umzurechnen. Aber ich lenn ihren Stolz und fühl ihre Freude, wenn sie mit all ihrer Müh« und ihren Opfern dem dürren Sande armselig« Früchte abgerungen haben!... Es ging ein tiefes Abendrot; das glühte weit, hoch: Im Westen spiegelt sich des deutschen Volkes Geschick! Wer deutet mir die Flammenzeichen?... Zündet« der. Glutball drüben mein« Erd«? Soll neu ent- flammen sengender Haß. brutaler Raub und schimpflicher Mord und verschlingen mit gierigen Schlünden, was kaum den Knospen ent­rückt, aus eben verfallenen, kargen Blüt-n sich sammelt zur dürftigen Frucht? So« ich glauben, daß Kanonen die besseren Pflüg«...

Oder aber war auch dieses Abendrot nicht blutiger Ernst nur Symbol der umfassenden, alleuchtenden, lebenspendenden, frucht- weckenden Menschenliebe, Weltgemeinschaft?... Tiefklarc�Vorfrühlingsnocht. Sterne stehen groß und schweig. farn am Himmel. Nur ein Hund in den Gärten kläfst, heiser und unwirsch. Ich sitze und sinne hoch oben im Stübchen unterm Dach. Die Schuluhr schlägt Zwölf, laut und klingend. Es ist Zeit zur Ruhe... Und ich Hab doch so große Sehnsucht zum Frühling, zur Sonne. Ein Volk schreit in mir noch Licht und Frieden, Arbeit und Brot!! Ich reiße das Fenster weit auf und blick in die Nacht und das Schweigen. Ein sanfter Wind mir um die Stirne streicht. Da faßt mich ein Ahnen, erfüllt mich mit Zuversicht und Kraft, und ich mächt es in alle Welt hinausschreien, trotzend allen Wolken und dem Sturm und nebligen Tagen:Es muß und wird doch Frühling werden! Und es wird ein Schuften und Placken geben. Der Herbst aber wird es vergelten hundertfältig." O Lied der Arbeit! In machtvollen Akkorden in meiner Seele es braust. Und ich steh still, überwältigt und lausche....

Ausrottung der deutschen Pelztiere. Auf«in« drohende Gefahr für die deusichen Wälder, die ihrer schönsten und wertvollsten Zierden beraubt werden, lenkt F. Hauchecorne im Märzheft der Zeitschrift Naturschutz" die Aufmerksamkeit. In den Anzeigenteilen der Jagd- zeitschriften sieht man fast nur noch Angebote von Petzhändlern, die ein förmliches Wettlaufen um die Bälge begonnen haben irnd ein­ander mit den verlockendsten Preisen zu überbieten suchen. Während früher die Jäger froh sein mußten, wenn sie die Felle losschlagen konnten, hat sich jetzt eine Börse aufgetan, Sachverständige berichten über die Preislagen, und die angebotenen Preise zeigen deutlich, daß die Ware für das Ausland bestimmt ist. Die Bedingungen sind dl« denkbar günstigsten, alle Kosten werden von dem Aufkäufer über- nommen, der in einem Fall sogar jedem Jäger, der auch nur zwei Marder- oder drei Fuchsbälge nach Leipzig bringt, die Hin, und Rückreise von allen Stationen des Deutschen Reiches zu bezahlen verspricht. Mann kann, daraus schließen, mit weichen Gewinnen dieser Handel arbeitet. Es werden jetzt geboten: für Fuchs 27 000 bis 30 000 M., Baummarder 100 000 M', Steinmarder 90 000 M., Iltis 16 000 M., Otter 50 000 M.. Dachs 7000 M.. Hermelin 1000 M.. Eichhörnchen 7b M., Maulwurf 450 M. Während für selten ge­wordene Raubvögel die Naturschutzbcwegung sich erfolgreich ein, setzen konnte, findet sich für die Raubritter im Pelzgewand nur sehr selten ein Fürsprecher. Das ist aber sehr zu bedauern; denn so werden die deutschen Wälder ihrer interessantesten Bewohner b«. raubt, es werden aber auch große Werte unsere» Vermögen« für immer vernichtet. Die Raubtiere vermehren sich im allgemeinen nur sehr schwach und bewohnen ausgedehnte Gebiete, so daß schwer wiedergutzumachen ist, wo« setz! zerstört wird. Gegen den tatsäch- liehen Ronbwüdschade.i wird sich der Jäger oder Geflügelzüchter natürlich wehren müssen, aber alle unser« Raubtiere sind eifrige

Mäusejäger, und auch die wilden Kaninchen werden am besten durch den Fuchs, Marder und besonders Iltis bekämpft. Der Nutzen, den diese Tiere der Forst- und Landwirtschaft bringen, ist viel höher zu veranschlagen, als der Schaden, den sie der Jagd zufügen. Es ist daher hohe Zeit, dafür zu sorgen, daß unsere schönen und«erwollen Pelztiere nicht für immer aus unserer Heimat verschwinden, nur damit sich Schieber und Ausländer mit ihren Pelzen billig wärmen und putzen können. Ein Fauoliker der Jingerabdrück« ist Dr. Robert H e i n d l, der früher dein höheren Polizeidienst in Bayern angehörte und jetzt al» Legationsrat im Auswärtigen Amt arbeitel, Er ist der Ansicht, daß das bisherige Verfahren nur halbe Arbeit ist. Zurzeit sammelt die Pölizel die Jingerobdrvck« von verbreck)« rn, um diese leichter fest- stellen zu können, wenn dieselben Personen später wieder einmal in ihre Hände fallen und sich vielleicht falsch« Namen bellcgen. Heindl hält es für notwendig, daß einfach jeder daktyloskopiert wird. Das könnte etwa bei der Schulentlassung geschehen und wäre für die ein- zelnen«ine ganz geringe Belästigung, weit geringer als zahlreich« andere behördliche Eingriffe. Aller Namenfchwindel würde dadurch seiner Wirkjamkeit beraubt, der einzelne wird vor Mißbrauch fernes Namen» geschützt, ein sicheres Ausweismittel wäre gegeben, zumal auch für Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die Fest- stellung unbekannter Toter wäre erleichtert, mancher polizeiliche Miß- griff würde vermieden. So würde dem ehrlichen«taatsbürger wie der Strafverfolgung gedient. Freilich um ganz sicher zu gehen, mühte auch das Ausland das Verfahren einführen. Eine vorläufig etwas phantastisch« Zukunftsmusik, gibt Heindl zu, aber sogar Jules Verne ist von der Wirklichkeit eingeholt worden. Tie Berliner Vezeffisn etöhnst Sonnabend votmittag eine neue Ausstellung w ibren Räumen am Kursürstendamm, die nun wieder der KanfilerLeteiniguiiz zur Äersägung stehen. Die«alerte Ferdinand Möller , Potsdamer Str. 134 s, eröffnet 'am 25. ein» Ausstellung: Kreis der vrück«. �perettentantiemen. Wie lotneud das Opellttengeschäst immer noch Ist. erstebt man daraus, dast die Wiener Theateragentur, die da« .DreimäderlbauS' vertreibt, auch jetzt noch monatlich a» 50 Millionen Mark därau» erzielt. Der welamtbetrag der bei den Wiener Theater« agenturen «inlaufenden Operettetitantiemut belauft sich aus jährlich 8 bi« 10 Milliarden Kronen Die Friedenswarte, die seit dem Tode ihres Begründer« Alfred H. Fried (1920 einging, hat ihr Erscheinen wieder ausgenommen(Verlag «chweljchl« u. So km. Bevlin). Sie wird herausgegeben von Rud. Gold- icheid. Die erste Nummer weift ein« grohe Anzahl wertvoller Beiträge von Norman Angell , Fr. 23. Foerster, Paul l'Bfie, Walter Schückmg u. a. aus. 2'/, Meter FrüblrngSsckne« im Schwarzwald . Seit 1'/, Jahr» zehnten hat man im südlkchen Hochschwarzwald kein« so«uchligen Schnee. Massen gesehen wie gegenwärtig. Bei dem 1259 Meter hochlieqenden Feld- beiger Hol ist ein« durchschnitttiche Schneehöhe von 25? ow festgestellt. Der Schnee hinter den Häufern reicht bis zu den Fenstern de» zweite» Stock- Werkes. ÄioSkau.ParX drahtlos. Am 20. März ist eine regelniähigo tele- graubischc Funkenverbiuduug zwischen Ruglcitd und Zraulreich'aufge­nommen worden.