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Abendausgabe

Nr. 147 40. Jahrgang Ausgabe B Nr. 74

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise find in der Morgenausgabe angegeben Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-295 Tel.- Adresse: Sozialdemokrat Berlin

Vorwärts

Berliner Volksblatt

Preis 100 Mark

Mittwoch

28. März 1923

Berlag und Anzeigenabteilung Geschäftszeit 9-5 Uhr

Berleger: Borwärts- Berlag Gmbs. Berlin S. 68, Lindenstraße 3 Jernsprecher: Dönhoff 2506-2507

Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Bayrischer Kotau vor den Putschisten.

Ruprecht, v. Soden, Held wollen nichts gesagt haben.

"

Demaskierung.

Deutschlands Berhandlungsbereitschaft. Frankreichs Vertragsbruch.

Der Ausmärtige Ausschuß des Deutschen Reichstags hat München , 28. März.( Eigener Drahtbericht.) Cin lächer- den Schneid aufbringen, einen Mann abzuschütteln, der sie um den gestern nach langer vertraulicher Debatte feinen einmütigen Wunsch zu erkennen gegeben, durch Fortführung des passiven liches Berstedspiel beginnt vor und hinter den Kulissen der bayeri- letzten Rest thres Ansehens bringen muß! Widerstandes und durch internationale Abmachun­fchen politischen Bühne, Herr v. Soden will weder für seine Person noch für den Erfronprinzen mit dem Interview etwas zu fun Su ber Mitteilung, daß das preußische Staatsministerium einen eine Befreiung des Ruhrgebiets von der unrechtmäßigen Zu der Mitteilung, daß das preußische Staatsministerium ein- Invasion herbeizuführen. Auch der deutschnationale Tag" haben, das die Prager deutschnationale Behemia" veröffentlicht stimmig die Politif des Innenminifters gebilligt hat, schreibt die faßt dieses Ergebnis der Ausschußberatung dahin auf, daß hat und in dem gegen Hitler und feinen Alüngel allerhand Un Münchener Boft": angenehmes zu lesen war. Nun erflärt auch Geheimrat Held, Deutschland zu Reparationsverhandlungen Diefe amtliche Meldung wird nun wohl die letzten Zweifel jederzeit bereit ist, sobald Frankreich durch Beendigung daß er den auffebenerregenden Artikel im Regensburger Anzeiger" darüber zerstreuen, daß die von Severing getroffenen Maßnahmen seiner terroristischen Politik im Ruhrgebiet den Willen zu über die politische Tätigkeit Ludendorffs weder verfaßt noch nicht nur fachlich geboten, sondern auch frei von partei veranlaßt habe. Deshalb feien alle Angriffe gegen ihn, felne politischen Beweggründen waren, die man ihm jo gern unterschieben neuen rechtskräftigen Vereinbarungen zu erkennen gibt". Die Fraktion und feine Partei hinfällig. Diese Erklärung hat auf- mollte. Dem preußischen Minifterium, das auf der Grundlage der extrem- nationalistischen Kreise sind mit diesem Ergebnis fo fällig lange auf fich warten laffen, denn der erste Arfifel im Re- fogenannten Großen Roalition gebildet wurde, gehören auch mit wenig zufrieden, daß die Deutsche Zeitung" von einem gensburger Anzeiger" ist bereits am 15. März erschienen. glieder der Deutschdemokraten, des Zentrums und der Deutschen zweiten Dolchstoß" spricht und ihren Lesern erzählt, daß sich Boltspartei an, und es ist von nicht unerheblicher allgemeiner poli- Regierung und Volksvertreter der nichtmarristischen Parteien tischer Bedeutung, daß sich diese mit Severing in deffen Kampf gegen der internationalen Sozialdemokratie ge­die Rechtsputfchisten folidarisch erklärt haben." beugt" hätten. Denn mit Hilfe von internationalen Berhand­lungen die Befreiung des Ruhrreviers herbeiführen wollen, heiße erst verhandeln und dann räumen, während die Re­gierung bisher die Auffassung vertreten hätte, daß erst nach völliger und restloser Räumung des Ruhrgebiets in irgend welche Verhandlungen eingetreten werden könne.

Münchener neuestes Demokratentum.

München , 28. März.( Eigener Drahtbericht.) Dr. Friz Gerlich, der Chefredakteur der Münchener Neuensten Nachrichten", noch immer Mitglied der Deutschen ' Demokratischen Partei, schreibt heute:

Herrn Severings Gebanten find auf eine absolute Bar. teiherrschaft gerichtet, natürlich seiner, der sozialistischen Bartel. Seine erste Aufgabe ist es, die Kraft aller derjenigen zu vernichten, die einer Parteidiktatur miderstreben."

Tätigkeit republikanischer Beamter. München , 28. März.( Eigener Drahtbericht.) Ein monarchisti­fches Romitee fammelt in Bayern Gelder zum Bau einer Gebächt nista pelle für den legten König Ludwig und seine Frau Maria Ganz fo, wie es die Deutsche Zeitung" darstellt, liegt Theresia in Wildenwarth. Dem Komitee gehören einzelne Re. gierungs präsidenten an. In einem Falle hat ein Remum die Sache nicht. Die Regierung hat niemals gesagt, daß gierungspräsident verschiedene Bürgermeister ersucht, für die internationale Berhandlungen erst nach der Räumung be­Rapelle Gelber zu sammeln. Unser Münchener Parteiorgan die ginnen fönnen, und die Erklärung des Auswärtigen Aus­Münchener Bost" bemerkt dazu:" Daß ausgerechnet hohe Beschusses lehnt ein Verhandeln, das nur ein Scheinverhandeln. amte der Republit sich dazu hergeben, ihre amtliche Stellung ist, während es in Wirklichkeit die Kapitulation bedeutet, zu mißbrauchen, um die ihnen amtlich unterstellten Bürgermeister zu solchen Zwecken anzuhalten, ist ein Standal, der eben doch nur

Das Blatt unterstellt, wenn auch verschleiert, dem Genossen Gevering die Absicht, den Frant zu stüßen. Das Blatt mar schiert also in einer Linie mit der rechtsradikalen Bressemeute, die immer wieder von Deutschenverfolgung in Preußen" schreibt. Mag der Gegensaß der hiesigen Deutschnationalen zur Haltung ihrer preußischen Instanzen Angelegenheiten dieser Partei sein, so müßte doch endlich die Deutsche Demokratische Partei in Bayern möglich ist."

Was macht Foch in Prag ?

Aus 23ten geht uns folgende Nachricht zu, bie, wenn sie sich bestätigte, geeignet wäre, großs Aufsehen zu erregen: Marschall Foch befindet sich feit Freitag in Brag und sucht die tschechoslowakische Regierung zum Einmarsch nach Bayern zu be­wegen. Minister Benesch hat abgelehnt, dem Wunsche zu ent­sprechen, da die tschechoslowakische Regierung aus militärischen und fommerziellen Gründen zurzeit hierzu nicht in der Lage sei. Foch seht seine Bemühungen fort.

Ein italienischer Vermittlungsschritt? London , 28. März.( EE.) Der diplomatische Mitarbeiter des Daily Telegraph erklärt, daß Mussolint zweifellos in der vorigen Woche bel der deutschen Regierung Bor itellungen er­hoben und ihr geraten habe, den Auilerien ein tontrefes An­gebot in der Reparationsfrage zu machen. Der Mitarbeiter des Daily Telegraph fügt hinzu, es fel sogar möglich, daß diese Jaifia­fine Muffolinis dem Quay d'Orsay und dem deutschen und italieni­schen Bolschafter in Paris bekannt geworden sei und daß der italie. Wir fügen hinzu, daß wir diese Alarmnachricht nicht wieder. nische Botschafter in London , Marchese della Loretta, am vorigen geben würden, wenn nicht ein hoher Grad von Wahrschein - Montag gelegentlich eines Befuches im Foreign Office Cord Curzon lichteit für ihre Richtigkeit spräche. Hoffentlich erfundigt man davon Mitteilung gemacht hätte, fich in Paris genauer banach, mie es damit bestellt ist. Bon der flugen Prager Regierung ist allerdings nicht anzunehmen, daß sie ihre Haltung ändern und auf diese verrückte Generalsibee schließlich boch hereinfallen tönnte.

Reparationskommission und Dollaronleihe.

Polnischer Proteft.

mit größter Entschiedenheit ab. Allerdings, wenn gesagt wird, daß die Befreiung des Ruhrreviers durch Fortseßung des passiven Widerstandes und durch internationale Abmachungen herbeizuführen sei, so wird damit aus­gedrückt, was jeder Mensch mit gesunden Sinnen ohnehin weiß, daß die Räumung des Ruhrreviers nur auf Grund internationaler Abmachungen möglich ist. Denn ein Mittel, sie auf andere Weise herbeizuführen, ist nicht vorhanden. Soviel darf also als feststehend betrachtet werden: wäre Frankreich bereit, sich mit Deutschland auf ein erfüllbares Bro gramm zu einigen und nach erfolgter Einigung auf alle mili­tärischen Machteingriffe in deutsches Gebiet zu verzichten, so ftände der Einigung fein Hindernis im Bege.

Wir find aber gezwungen, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen und anzuerkennen, daß wir leider noch lange nicht jo weit sind. Zugleich mit dem Auswärtigen Ausschuß des Reichstags hat gestern der Finanzausschuß derfran­zösischen Kammer getagt, und aus der Rede, die Herr Boincaré dort gehalten hat, geht klar hervor, daß die fran­zöfifche Regierung nicht Verhandlungen will, zu denen Deutsch­ land bereit ist, sondern daß fie das will, was ganz Deutschland einmütig ablehnt, nämlich die Kapitulation.

Die französische Regierung mill nicht verhandeln mit dem

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Die Moskauer Todesurteile. Mostau, 27. März.( DE.) Das Präsidium des Allrussischen Zentralegetutiotomitees hat gestern den Beschluß gefaßt, die Boll. redung bes Todesurteils Dollaranleihe. redung bes Todesurteils gegen den Petersburger Biel, daß sie ihren Raub wieder zurückgibt, sondern sie will Berneinung der Berechtigung zur Ausgabe. fatholischen Erzbischof Cleplat und den Prälaten Butkiewicz bis den Raub als Pfand behalten und das Ruhrgebiet nur etappen­Paris, 28. März.( EE.) Laut Matin" beschäftigte sich gestern 8u einer besonderen biesbezüglichen Verfügung des Präsidiums weise räumen in dem Maße, in dem Zahlungen erfolgt find. die Reparationskommission mit dem Bericht ihres juristischen Aus- aufzuschieben. Dieser Beschluß eröffnet Aussicht auf eine Dazu hat sie tein Recht, denn der Vertrag von Versailles schusses über die Frage der Vereinbarkeit der deutschen Dollaranteihe etwaige Strafmilderung, obwohl eine ähnliche Berfügung in umgrenzt bie territorialen Pfänder, die die Alliierten zu diesem mit dem Bersailler Artikel 248. Die Fragen wurden folgendermaßen Sachen des Petersburger Metropoliten Benjamin seinerzeit die wed in Anspruch nehmen können, genau und läßt eine Ber­längerung der Räumungsfristen nach den Wünschen einzelner gestellt und beantwortet: 1. hatte das Reich das Recht, ohne fdyließliche Bollziehung des Todesurteils nicht abgewandt hatte. Zustimmung der Reparationsfommission eine Anleihe auszugeben? Mächte nicht zu. Nicht das Ruhrgebiet , sondern das Land links des Rheins spielt im Vertrag die Rolle dieses territoriolen Diese Frage wurde einstimmig mit ein" beantwortet. Warschau , 27. März.( TU.) Die Nachricht von den Moskauer Pfandes, und die Gesamtheit der Alliierten und Assoziierten 2. Hat die Reparationsfommission faut Artifel 248 bas Recht, bas Tocesurteilen gegen die beiden hohen Geistlichen hat hier große hat darüber zu beschließen, wie entsprechend der fortschreiten Ergebnis der deutschen Anleihe als Einnahme für die Repara Erregung hervorgerufen. Ministerrpäsident Sitorsti hat dem hie. ben Erfüllung des Vertrages durch Deutschland dieses Pfand tionen zu betrachten und die Uebergabe des gesamten Zeichnungs figen sowjetruffischen Gesandten eine scharf gehaltene Erklärung ab abschnittweise nach dem Vertrag in drei Abschnitten von ergebnisses oder eines Teiles davon zu fordern? Der franzo gegeben. Er betont barin, daß Bolen niemals fein Desinteressement 5 zu 5 Jahren zurückzugeben ist. Da der Bertrag schon mehr fische und der italienische Delegierte antworteten beja bend, an den polnischen Minderheiten in Rußland und an polnischen Geist als drei Jahre läuft, wird die Frage der Räumung der ber belgische, englische und amerikanische Bertreter lichen erflären werde. Er warnt die Sowjetregierung vor einer ersten 3 one in weniger als zwei Jahren zur Entscheidung perneinten. 3. Sind die von der Reichsregierung unt von der Bollstreckung der Urteile, die einen beispiellofen Gewaltaft dar stehen. Mit der Räumung der ersten 3one würde aber dre Reichsbant den Zeichnern der Anleihe angebotenen Barantien stellten, für den die volle Berantwortung auf die Sowjetregierung Rubrbefegung von selbst in Fortfall tommen müssen, da sonst gültig? Mit Ausnahme des französischen Delegierten antwor die Befagung von der Verbindung mit Frankreich abgeschnitten teten alle anderen bejahend und erflärten, die Reichsbank fel ein Brivatinstitut, und die Alliierten hätten infolgedessen wäre. über sie teine Generalhypothet. Die Reichsbank tönnte aus rechende Garantien geben. Sir John Bradbury unt der Belgier Delacroig wurden beauftragt, gemäß den erteilten Antworten eine Note an die Kriegslaftenfommiffion zu senden. Dem Matin" zu folge dürfte barin ausgeführt werden, daß der Versuch der Ausgabe der Anleihen ohne Zustimmung der Reparationsfommission die Ber­failler Bestimmungen nicht erfüllte. Die Reparationskommission be halte sich weiter alle Rechte auf die Güter und Einnahmen im Deut. schen Reiche vor.

entfalle.

Die Bollstreckung der Moskaner Todesurteile inhibiert. Warschau , 27. März.( TU.) Der Sowjetgefandle Obolenski hat dem Ministerpräsidenten Siforffi mitgeteilt, daß die Boll­ftredung der Todesurteile gegen den Erzbischof Czepliat und den Prälaten Buffowicz nicht stattfinden werde.

Hausfestimmung an der Börse.

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Wenn die französische Regierung eine Dauer belegung des Ruhrgebiets ins Auge faßt, so beweist fie damit, daß sie über das Recht ihrer Verbündeten, in der Frage der Räumung der ersten Bone mitzubeschließen, ganz einfach hinwegzuschreiten entschlossen ist. Das entspricht ja auch ganz der von Poincaré einseitig, ohne Befragung der Verbündeten, aufgestellten These, daß die Fristen zur Räu­mung des Rheinlands noch gar nicht zu laufen begonnen haben. Die Geschäftsstille, die heute im vorbörslichen ffet- Mit anderen Worten: Die französische Regierung revidiert den tenverfehr zu beachten war mich an der Börse einer allge- Bertrag von Bersailles auf eigene Fauft, indem sie der Rhein­In der Frage der Einmischung der Reparationstommiffion meinen Hauffe. Die zunehmende Geldflüffigkeit bot der Spetu landbesetzung den vertragsmäßigen Charakter einer Brand­In der Frage der Einmischung der Reparationsfommission in die von Deutschland aufgelegte Dollararleihe erfahren wir, lation die Möglichkeit, sich leichter mit Effekten einzudecken. Sie besetzung nimmt und an Stelle des Rheinlands, das militärisch daß die deutsche Regierung nach wie vor auf dem Standpunkt machte von dieser Gelegenheit ausgiebigen Gebrauch, da man mit dauernd in der Hand Frankreichs bleiben soll, das Ruhrrevier einer weiteren Belebung des Geschäftes im April rechnet. Die zum Reparationspfand macht. steht, daß die Reparationstommiffion tein Recht hat, sie außenpolitische Lage wird auf Grund der neuen Mitteilungen aus Wohlvollende Beurteiler der französischen Politik könnten an der Ausgabe von Anleihen zu behindern. Erneut wird be- Italien , Amerika und England freundlicher beurteilt. Man glaubt, auf den Gedanken tommen, Frankreich wolle nur aus Prestige­tont, daß die durch die Anleihe eingehenden Devisen nicht zur daß auch in Frankreich einflußreiche Kreise von der Nutzlosigkeit der gründe in eine rasche und restlose Räumung des widerrechtlich dern in das Eigentum der Reichsbant übergehen, um dort als Ruhrbesetzung überzeugt feien und daß deshalb gewisse Aussichten befeßten Gebietes nicht einwilligen, es sei aber vielleicht doch Fonds zu dienen bis zur Rückzahlung der Schaganweisungen. für eine Berständigung bestehen. Die Besorgnisse, die man in ben bereit, die Etappen der Räumung fo tura zu bemessen, daß letzten Tagen hinsichtlich der innerpolitischen Lage hegte, haben sich zwischen einer etappenmäßigen Räumung und einer mit einem­Die Verfassung Großrumäniens ist mit 262 gegen 8 Stimmen als ziemlich unbegründet erwiesen. Von der Herabsehung der mal erfolgenden fein großer Unterschied bleibe. Aber auch von der Abgeordnetenkammer angenommen worden. Die neue Ber- Rohlenpreise und ber Rohlensteuer verspricht man sich eine diese Auslegung wird durch die Erklärung Poincarés unmög= faffung weist wenig Beränderungen gegenüber dem Wortlaut der günstige Rückwirkung auf das Exportgeschäft der Fertigindustrien. lich gemacht, die Räumung von Eisen fönne erst in alten auf. Die wichtigsten Bestimmungen betreffen die Nationali- Bethaftes Intereffe bringt natürlich die Börse der Frage entgegen, letter Linie ins Auge gefaßt werden, wenn die Gesamt­fierung der Bobenfchäße und die Enteignung der Wälder aweds wie hoch die Dollarschapanleihe gezeichnet fei. Amtliche Mitteilun regelung der Reparationen erfolgt fei". Oder, wie Schaffung von Gemeindewäldern. gen liegen hierüber noch nicht vor. es in einem Privattelegramm der Bossischen Zeitung" noch