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Cntschuldigungsg runde vorzubringen, indem er folgendes erzählt: Eln beträchtlicher Teil der vor der AutoHall« befindlichen Menge «ar trotz des eifrigen Bemühens der Betriebsräte so vorhetzt, daß er keinerlei Vernunftsgründen zugänglich war. Heber alberne Drohungen vieler gingen einzelne nationalistisch« Element« dazu über, sich in die Toreinfahrt hineinzuschieben. Ander« versuchten, von der rückliegenden Wand aus einzudringen. Dazu kam der eindringende Dampf der hinter der challe stehenden Lokomotiven. Durch dieses unverantwortliche Verhalten nationalistischer Elemente fühlte sich anscheinend das Kommando bedroht und ging nach ein paar Schreckschüsfen unmittelbar dazu über, in die schon fliehende Menge zu schießen mit dem bis jetzt fest- stehenden entsetzlichen Ergebnis von 11 Toten und 32 Verletzten. Hat man jemals erlebt, daß Kommunisten für das Der- halten deutscher Polizeideamten in ganz anders gearteten Fällen wo wirklich schwere Gewalttätigkeiten im Zuge waren«in ähnliches Verständnis aufgebracht hätten? Erst neulich las man in derRoten Fahne", daß fozialdemokra- tische FührerArbeiter mit dem Polizeisäbe! niedermetzeln lassen", und man erinnert sich der tobenden, kreischenden Ent- rüstung des KPD. -Blattes über diesem gänzlich erlogenen Tat» bestand. Aber französisches Militär darf sich durch eine Menge, die sich entsetzlich Iin die Toreinfahrt hineinschiebt", und durch etwas ausströmenden Lokomotivdampfbedroht fühlen" und auf Arbeiter schießen! Der kommunistische Minderheitsbericht tsnn keine einzige Tatsache anführen, die für das Verhalten des franzosischen Mi- litärs entlastend wäre. Selbst er behauptet nicht, daß auch nur die geringste Tällichkeit gegen die Soldaten vorgekommen sei. Trotzdem wird er den Schuldigen des Essener Arbeiter- mords als wohlgemeinten Versuch, sie wenigstens einigermaßen zu entfcbuldigen, hochwillkommen fein. Der General Jacques- mot hat feine Helfer gefunden bei den Kommunisten! Wir erhalten folgende uns drahtlich Übermittelle Erklärung: Essen, den 4. April 1923. Di« Vorgänge bei de? Firma Friedrich Krupp in Essen veran- lassen mich, einige Darstellungen zu geben, damit nicht Dinge in die Welt gehen, wie sie die ÄPD.-Presse(Ruhr-Echo" Nr. 77 und 78) zu? Verwirrung der öffentlichen Meinung verbreitet. Als Tatbestand ist folgendes festzustellen: Der Bericht des Be» triebsrvts von Krupp ist objektiv. Die Franzosen besetzten morgens gegen 7 Uhr die Kraftwagen halle In der Altendorfer Straße und am Schederhof. Letzterer wurde nach kurzer Zeit wieder ge- räumt, während«in Offizier und 11 Mann in der Wagenholle auf de? Altendorfer Straße weiter verblieben mit der Angabe, auf die Mililärkonrmission zu warten, um dann mit dieser gemeinsam ob- zuziehen. Um 9 Uhr setzte die Firma Krupp ihre Eirenen in Be- wegung mit Zustimmung de» Arbeiterrotes auch der KPD. - Mitglieder. Ich begab mich sofort zum Arbeiter- ratsbureau und traf dort um 9.29 Uhr ein. Bei meiner Ankunft dort war di« Altendorfer Straße sowie auch die anliegenden Ge- bäude der Finna Krupp mit Arbeitern und anderen Passanten an- gefüllt. Nach kurzer Unterhaltung mit den maßgebenden Kollegen de« Betriebsrates war man dort einstimmig der Meinung, daß unter allen Umständen Verwicklungen «rnsterer Art vermied«» werden müßten. Der Be- triebsratsvorsitzende war nicht anwesend, offenbar war er an an- derer Stell« bemüht, Verhandlungen mit der Militärkommission zu erreichen. Etwa 9% Uhr kam die Meldung vom Direktorium, daß die französisch« Militärkommission auf ein« Beschlagnahme der Auto» verzichte. Die Sitzung de» Direktorium, war damit beendet. Nun begaben sich sofort sämtliche anwesenden Arbeiterratsmitglieder auf die Straß«, um eine i Verhandlung mit den französischen Truppen zu erreichen, damit dieselben abziehen sollten und es auch ohne Schaden zu nehmen tun konnten. Inzwischen war es nach 10 Uhr geworden. Di« Kommission konnte ihre Mission nicht mehr aus- führen, weil der Offizier Verhandlungen brüsk oblchule und den warkführer der Kommission mit der Waffe bedrohle. E» ist verständlich, daß stch unter die Lrbeitermenge auch aller

Hand anderes Volk einmischt«, das es darauf abgesehen hatte, zu provozieren. Einige Angestellte oerteilten auch Flugblätter gegen die Besatzung. Die Provokationen waren jedoch keineswegs so, daß auch nur einer der Soldaten oder der Offiziere verletztworden wären. lOl-L Uhr fielen die verhängnisvollen Schüsie und das Unglück war geschehen. Gegen 11 Uhr kam ein verdecktes Auto mit den zwei französischen Zivilisten, die aufgefordert wurden, den Wagen zum Krankentransport zur Verfügung zu stellen. Dieses wurde abgelehnt Nun wurden die Zivilisten herunterzeholl, ver- ' prügelt und der Wagen verbrannt. DasRuyr-Echo" vom 3 April bringt einen langen Artikel, der besonders unter der Arbeiterschaft sehr starken Unwillen und Kopfschütteln erregt hat, denn der am Samstag, den 31. März, imNuhr-Echa" geschriebene Artikel steht in flagrantem Widerspruch zum Artikel vom Dienstag, den 3. April. Des weiteren wird in Nr. 77 vom 3. April behauptet, daß eine Anzahl Fabritlokomotioen herangeführt worden seien, die zur Aus- räuchcrung und Verbrühung der Soldaten dienen sollten. Ein ärgerer Unsinn ist doch wohl noch nie geschrieben worden! Die kleinen Kruppschen Fabriklokomotiven standen etwa 20 bis 23 Metcr hinter der Kraftwagenhalle, dazwischen eine Wand mit Fenstern wie da eine Ausräucherung und Verbrühung ausgeführt werden soll, ist dem Fachmann nicht verständlich. Der Untersuchung gegen! den Betriebsführer Groß von der Kruppschen Lehrlings- Werkstatt möchte ich nicht vorgreifen, aber nach dem Bericht meines eigenen Sohnes, der in demselben Betrieb« beschäftigt ist, hat Groß j den Lehrlingen nur erklärt, daß sie noch der Altendorfer Straße gehen möchten, die Franzosen wollten das Auto bcschlagnehmen. Don einer Bewaffnung ist ihm nichts bekannt. Ich kann verstehen, daß man, wenn man selbst eine klare Stellung nicht eingenommen hat oder nicht einnehmen darf, hinterher vorsucht, einen Prügejungen zu finden, lltur so erklären sich die Darstellungen der KPD.-Press«, die weder«in Ruhmesblatt für sie selbst noch für die gesamte Arbeiterschaft sind. K. Wolf. Bezirtsleiter des Deutschen Metallarbeiteroerbandes.

Sozialüemokrat im Kpd.-dienft. Aus Gelsenkirchen wird uns geschrieben: Gegen das Mitglied der hiesigen Parteiorganisation, Ernst Frieg«, ist«in Ausschlußverfahren eingeleitet worden. Fri«ge hatte als Mitglied unserer Partei, wa» von der kommunistischen Presse wohlgefällig vermerkt wurde, der Frankfurter kommunistischen Detriebsrätekonferenz präsidiert. Er ist jetzt geständig, dafür m i t reichen Geldmitteln versehen worden zu sein und von Klara Zetkin den Auftrag erhalten zu haben, unter allen Umständen in der Sozialdemokratischen Partei zu bleiben. Diesen Auftrag wird er nun nicht mehr ausführen können, da er in bezechtem Zustand mit feiner gutbezahlten ge- Heimen Mission renommiert hat und damit an den Unrechten ge- kommen ist. Di«.proletarische Einheitsfront", wie sich die Kommunisten sie vorstellen, enthüllt sich immer großartiger. Sie fall dadurch be- gründet werden, daß die KPD . mit Moskauer Spitzelgcld besoldete Geheimagenten in der Sozialdemokratischen Partei unterhält! Es gibt offenbar schon gar keine Lumperei mehr, vor der die KPD. zurückschreckt, wenn es gilt, in den festen Block der politischen Ar- beiterbewegung, die Sozialdemokratie, Sprengminen zu legen. Für unsere Partei bedeutet der Gelsenkirchener Fall«in« Mahnung zur Borsicht! Zranzösisthe Streikbrecherwerbung. Karlsruhe , 4. April. (Eca.) Nach französischen Meldungen sollen im Eisenbahndirektionsbezlrk Karlsruh« 40 Deutsche und Oester- reicher in französische Dienst« getreten sein, di« unter dem au» Berlin stammenden früheren Kaufmann Fritz L i l i e n t h a l arbeiteten. Als Werber für französische Dienst« trat der frühere Postschaffner Heinrich Helphemaier aus Linden auf. Frankfurt , 4. April. (Eca.) Unter der deutschen Eisenbahner- schaft des besetzten Gebietes wird zurzeit von französischen Offizieren und Unteroffizieren eine eifrig« Werbearbeit zum Eintritt in französische Eisenbahndiensie betrieben.!

Werbung auch iu Berlin ! Von einem Berliner Arzt wird un« geschrieben: .Gestern erzählte mir ein Patient iu der Sprechstunde so nebenbei, daß er in einigen Tagen ins besetzte Gebiet reisen wolle, um als Eisenbahner in französische Dienste zu treten. Sein Detter sei nebst mehreren Bekannten schon dort; das französische Konsulat in Berlin stelle die Pässe ans. Als ich ihm das verwerfliche solcher Handlung». weise klarmachte: Landesverrat. Streikbrecher- arbeit gröbfler Art, spätere Abschiebung durch di- Franzosen usw. war er über diese Konfsquenzeu sehr erflaunt; da» hätte er gar nicht gewußt, da würde er stch die Sache doch über- legen. Ich teile Ihnen diesen Vorfall mit, damit Sie die matzgeben- den Stellen ans die Werbetätigkeit des französischen K-usulats ans- merksam machen und die Arbeiter vor den Streikbrecheragenten warnen"._ Die Putschisten in Thüringen . Rechtsradikal« Blätter glauben noch immer, die Mitteilunzen über rechtsradikale Putschvorbereitungen in Thü- ringen anzweifeln zu dürfen. Man gefällt sich in leichtfertigen Verdächtigungen des thüringischen Ministeriums des Innern, weil das Ministerium gegen die Machenschaften der Gewaltpolitiker mit Nachdruck eingeschritten ist. Gegenüber diesem Berdunkelungs. bestreben wird jetzt vom Thüringer Presseamt mitgeteilt: Da» in Thüringen entdeckt«, umfangreich- Belastnngs- Material, wie es in Weida , Gera , Hildburghausen , Meiningen , Ilmenau , Arnstadt und Sonders- hausen gefunden wurde, ist am 31. März dem Oberrelchs- anwalt in Leipzig mit Anzeigen auf Hochverrat, Ge- Heimbündelei, Organisation bewaffneter militärischer Verbände und wegen schwerer Verstöße gegen den Z 7 Ziffer 3 bis 6 zum Schutze der Nepublik vom 21. Juli 1922 eisgereicht worden. Deutstbnationale Lanögemeinöepolitik. Gestern fand in Berlin ein Dertretertaa des Verbandes der preußischen Landgemeinden statt, der im Oktober v.J. durch Berichmelzimg der bisher konkurrierenden beiden Endlichen Kommunalverbönd« gebildet wurde. An der Spitze diese» Der- bände» stehen zwei deutschnationale Agrarier, ein deutlchnmionoler Industchrievertreter und Geschäftsführer ist der bisher beschastigungs- lose Landrat aus der wilhelminischen Zeit Dr. Gereke. Auch der aus 18 Personen bestebende Hauptvorstand setzt sich m seiner überwiegenden Mehrheit aus Deutschnationalen zusammen. Dm ist um so bemerkenswerter, als ihm je 0 Vertreter der Industrie-, Landgemeinden- und Gutsdezirk« angehören. Dieses� Gremium, in dem das agrarische Element ganz unberechtigt dominiert, kann un- möglich die Interessen der kleineren und mittleren Landgemeinden vertreten und ausschlaggebend wird in ollen Fällen da, Land in de» Wortes ursprünglichst« Bedeutung, werden die Agra« r l e r setn. Wie weit die Industriegemeinden mit dieser.Interessenver- tretung" kommen werden, wird schon kl« au, der Tatsache, daß Dr Gereke in seinem Vortrag« über die wichtigsten Fragen der Landgemeinden forderte, daß bei der Einkommen- und Korp«. schoft-steuer eine Verteilung je zur Hälfte nach örtlichem Auf- kommen und nach der Einwohnerzahl vorzunehmen ist. Wo bleibt hier da,.Interesse" für die Industriebezirk«, die durch einen solchen Beschluß, kommt er zustand«, schwer geschädigt werden müssen? Weiter sollen in Verfolgung derselben rein agrarischen Interessen die Gutsbezirk« grun�ätzllch als öfsentflch-rechtl'ich« Körper- schaiten den Gemeindebezirken gleichgestellt werden. Sollt« da, Mi. nisterium gewillt sein. Gruppen zu bilden, verlangt man dies« un- verhältnismäßig groß, mit anderen Worten: die Steuer soll auf die größeren Landgemeinden und insbeson- dere auf die Städte abgewälzt werden! Typisch für den Geist diese» Verbandes ist auch ein« Entschließung, di« gestern angenommen wurde und nach der Kulwsminister Dr. L o c l i tz er- sucht wird, dahin zu wirken, daß künftig die Lehrer auf dem Land« nickt mehr zu Sckulverbandsvorstehern ernannt werden dürfen und in der weiter verlangt wird, daß die Naturalbezüge der Lehrer nach dem.durchschnittlichen Umsatzpreise" auf das Gehalt angerechnet werden. Die zuständigen amtlichen Stellen und unsere Genossen in den Kreis- und Provinzialvertretungen diese» Verbandes werden gut tun. auf die Geschäftsführung diese, Verbandes ein wachsames Augenmerk zu richten.

?m besetzten Eßen.

Von Heinz Niemeyer. Prustend und keuchend windet sich heute der Personenzug auf . iken möglichen Schleichwegen durch dos Gebiet von Dortmund bis fcssen. Wir laufen im Bahnhof ein. Ein Getriebe und Gewag« von Menschen und Körben. Mensch für Mensch quetscht sich durch den jämmerlichen Notausgang, der im Rohbau de» neuen Bahnhofs- gebäude, errichtet ist. Ueber die Grobenstraß« führt der Weg hinein in den Mittelpunkt der Stadt. Und ich drehe und wende mich__ noch immer alles wie sonst--- Ja. noch Immer olles wie sonst. Dasselbe Leben und Treiben auf dem Großmarkt wie sonst! Da preist der seine Margarine für zweieinhotb Tausend an; dort schreit jemand, daß er seine Bücklinge (wohlgemerkt di« letzten) noch für 850 Mark abgebe. Hier steht schüchlern ein kleine» Mädchen hinter einem Ständer und wartet auf die Kunden, die von ihrem Gemüse und Dlumensamen kaufen, und dort schlägt ein Metzger selbstbewußt und krafttrotzend ein Kotelett »ach dem andern los. dem Käufer andauernd versichern� daß er in ganz Essen kein«solche" Ware bekim« wie bei ihm. Und zwischen diesen Ständen aller Art. zwischen Käs«, Kaninchen, jungen Hunden und grünen Heringen wogt die Menschenmenge hin und her, auf und ab. Gerade so wie früher!-- Und dennoch entgehen dem aufmerksamen Beobachter gewisse Gestalten nicht, di« früher der aus- dringlichen Polizei halb« ihre Stünde lieber in der Nähe der Her­berge zur Heimat ausschlugen. Doch setzt, da man die Polizei endlich einmal in die großen Ferien geschickt hat, kommt ihr.Handwert" zu Ehren. Einerverscheuert" einen Strang Seegras, ein anderer bietet einem in höchst kollegialer Art einenechten" Ring an,«in dritter offeriert höchst aufdringlich«inen gut erhaltenen Schlüpfer und man erinnert sich, daß man einen ähnlichen vor kurzer Zeit im Stadttaff« hathängen lassen". Es gibt verschiedene Arten von vesatzungsgeminnlern. Die, Ist euch eine! Sie bekam dadurch Ellenbogenfreiheit. Fallen un» hier noch nicht di« Ursachen in die ?lugen. so doch schon deren Wirkungen. Der mächtig ausblühende Siraßen Handel und die immer häufig« werdendenKriegsblinden" eben davon beredt Ausdruck. Handel und Wandel blieben dieselben bis auf gewiss« Ausnahmen. .« Menschen blieben dieselben und auch die Straßen haben stch nicht umgebogen. Man hat den ungeladenen Güsten keinen guten Entpfang bereitet und ist geneigt, st« als Luft zu betrachten. Und wenn ihrer vier bis an di« Zähne bewaffnet dann und wann da» Stroßenbtld verSndern, so weicht man aus und steht niemand. Die Bevölkerung Hot es in ihrer übergroßen Mehrzahl meisterhaft ver- standen, Leute, die lästig fallen wollen, zu übersehen oder zu um- gehen, eine der wichtigsten Voraussetzungen in jenem nach alten Ueberlieserungen fast kampflosen Kampf. Und daraus rekrutiert sich der feste Will«, die finstere Entschlosseuheit und andererseUs das wohlwollende Verständnis für den Poilu, der dazu-erurteilt ist, mit Schießgewehr und Eisen Hut spaziere» zu gehe». Und find auch

Augenblicke von bezähmter Wut nicht selten, so gewinnen doch Humor und eiserner Will« immer wieder die Oberhand. Ein unb«. dingt« Glaube an einen endgültigen Sieg festigt das Ganze. Dort ist kein Platz für Hetzer und Krieasvcrherrlicher. Da, zeigt jener Geist mehr nts die Mannequin« an Maschinengewehren und anderem derartigen Spielzeug. » Und der Eingeboren« wundert sich, wenn er sieht, wie Nachrichten au» dem befetzten Gebiet gemacht w«d«n. Wenn in der Etappe Zeter und Mordio über Greueltaten der Franzosen geschrien wird, von denen die Front nicht, oder ganz wesentlich andere» weiß. Die Bevö?k«ung fürchtet die Truppen nicht, sie kennt sie und weiß, wie sie ihnen zu begegnen oder sie zu umgehen Hot. Wesentlich größere Gefahren bringen ihr lichtsckeu« Brüder, di« durch die Auswelluna der Schutzpolizei die nötige Bewegungsfreiheit«langt haben. Doch die Bevölkerung glaubt, daß das Polizeipräsidium, das in letzten Tagen Sitz des Oberstkommandierenden wurde, seiner alten Bestim- mung in nicht zu langer Zeit wieder zugeführt wird. Und dies« Glaub« hält die Bevölkerung letzten Endes hoch. Cr erhält ihr die Laune. Geduld und läßt sie mancke Schikane ertrogen. Er läßt sie manch« Nöte überwinden. Dieser Glaube an den Sieg, an eine gut« Sache macht sie fähfo aus Grund Ihr« starken Natur ein« Schlacht zu lchlaaen, die größere Bedeutuno hat als die von Leipzig . Es ist eine Schlacht, in der Geist und Gewalt qegenüb«., stehen, deren Ausgang die Welt- und Menschheitsgeschichte einer i neuen Aera entgegenführt.___ Jim« Volkstheat«:.Emilio GaloM" von Lessing . Ein schöner Theaterabend der Volksbühne. Di« intime Kunst der Eharakterlstlk de» Dialoges des Aufbaues in diesem lange nicht gespielten Werke stimmte zu neuer Bewunderung. Viele Jahre hat sich Lessing mit dem Plane getragen, zu dem ihm die Erzählung von dem alten Römer den Anstoß gab, der seine eigen« Tochter erflach, um sie vor 1 den Lüsten des tnrmmischen Dezemvirn Applus Elaudiu» zu be- ; wahren. Di« heroische Tragödie, die« ansang» schreiben wollie, g«. staltete sich ihm, d« in seiner berühmten Dramaturgie die Forde» rungen ein« neuen vom Pomp aller Staatsaktionen abgelösten rein menschlichen Dramatik vertreten hatte, zu einem bürgerlichen Trauer- spiel, da« in der Schilderung eine» Einzclschicksales zugleich furchtbare Anklage wld« die Frevel des damaligen Absolutismus und lein« Helfershelfer erhob. Glied an Glied im festen Gefüge entwickelt sich der Gang der Handlung. Nur die Schlu�wendung vermag nicht recht zu überzeugen, daß das hochherzioe Mädchen, dessen Verlobter soeben unter schwerster Mitschuld de« Prinzen ermordet wurde, den V«führungskünst«n dieses Menschen schließlich zu unterliegen sucht«, daß sie deshalb den Bat« bittet, ihr den Dolch ins Herz zu stoßen, und dieser ihr willfährt, befremdet da» Gefühl. Der alte Römer protestierte durch seine blutige Tat, die da» Signal zum Ausstand wurde, wider Vergewaltigung seines Kinde«. Der bloßen Furcht vor der Berführung. di« die Lessinosche Emilia in den selbstgewählten Tod treibt, fehlt, wie das Drama ihr Wesen in den früheren Szenen malt, das Zwingende d« Motivierung. So wirkt der Ausgang mehr symbolisch. I

Vortrefflich war der Prinz des Herrn A ch a z. Eine jugendlich geschmeidige Erscheinung von liebenswürdig bestrickendem Reiz in aller Derderbtheit seines abgründigen Egoismus. Jäh stürmisch kam die Leidenschaft der neuen Liebe, welche ibn erfaßt hat. in dem Spiel zum Ausdruck. Sehr gut auch Rose Liechtenstein al» obge- dankte Orsino, die Eifersucht und»«letzt« Stolz bis an den Rand des Wahnsinns drängen, und B e a t e F i n k h in der Figur Elaudias, der weltklugen Mutter, üb« deren sorglosen Sinn dann das Der- hängnis so erschütternd hereinbricht. Gertrud Könitz reprä» senti«t« die Emilia mtt wechselndem Gelingen. Peter Ihle den Schurken Marinelli, den Dat« Odoorda Herr Stecket. Die deto» raüvcn Hintergründe waren einfach und geschmackvoll. Dos Ganze ein« Leistung, die der Regie PuulGQnther» Ehre machte,«lt. Spende für Arno Holz . Am 2S. begeht Arno Holz leinen S0. Geburtstag. Aus diesem Anlaß stifteten Freunde des in bedrängter Lage lebenden großen Dichter» wertvolle Handschriften, Originalgrophik, Luxusdrucke, und bitten hindurch den Verehr«- kreis von Arno Holz , sich an dieser Aktion durch ähnliche Spenden zu beteiligen. Die für diesen Zweck bestimmten Werke sind abzu- geben imBüchn-Kabinett". Charlottenburg . Mommsenstraße 12 (Stpl. 4572), wo sie am 25. April. 4 Uhr. öffentlich versteigert werden. Der gesamte Erlös wird ohne jeden Abzug dem Dicht« zugeführt w«den. Einfuhrerleichteruog für deussche Kunstwerke. Künstler, die ihr« Arbeiten ins Ausland schafften, hatten bei den jetzigen strengen Zollbestimmungen Schwierigkeiten, die Werke abgabenfrei nach Deutschland hineinzubringen. Auch Arbeiten, die sie aus Studien- aufenthalten dort neuerdings schufen, wollt« die Zollbehörde an- halten. Daraufhin hat der Reichswirtschaftsverband«in« Entschei­dung des Reichskommlssar» erzielt, die die Zollstcllen ermächtigt, die Einfuhr von plastischen Werken und Gemälden, die inländisch« Künstler nachweislich im Ausland« angefertigt haben und auf ihrer Rückreise mit sich führen oder sich nachschicken lassen, ohne Einfubrbewilligung zuzulassen. Wie dieser Nach. weis zu fübren Ist, das nack eigenem Ermessen zu entscheiden, wird den Zcllstellen überlassen, die nun hoffentlich damit nicht weitere Schwierigkeiten am unrechten Ort machen. Ter»nidrcker der Vb-reonengräber. gort Cernoriion. m «n einer LungenentzuMuiig, die»u lein«»lutvergislm,» hininzelrete« war, gestorben. »te Srntze Berliner Kunstaukstellnng wirb ans b!e«!nal wie«n. jährlich Im Mai.«rnd zwar am Sonnabend vor Plinasten t>n LandeSauSstellungSgebänd« eröffnet werden Neben dem Verein Berliner Kflniiler. der Novernber-Srupve und dem Bund DeilUcker «ich'tetlen. die sich torvoratio beleilliien ob die beabstchllate Velciligunq der Düskeldorier«üniilerichaii auSsübrbar ist.«irb von der Seilereniwnt. lung der politischen««HSUniffe absängen, ist die LnSstelluns für jeden deutschen KünsUer offen. Rene Tagcbnchblätter von Zlolftvs. A« Verla«»-gen vi-dertch« t« Jena erscheinen in diesen Tauen, derauSa-qeben und üdersetzt von Ludwig Bern dl. die ersten zwei Bände der Tolstoj 'sih«« Tag«. b üch er. vir den zweiten Sand umsossenden Auszeichnungen au« den Jabren 10001«» wurden hier au» dem Manusknpt Sberse»» und find tm Russischen noch nicht vttöjjeutlicht worden.