lösung von Preußen enffcheKett S?rSs. Aus ofle FZlke geht der Weg zur Bildung eines westrheinischen Freistaats, wenn es einen solchen Weg überhaupt gibt, über die Befreiung vom äußeren Druck, nicht aber über die Vermehrung dieses Ärucks. Das Rheinland ist nach dem Friedensvertrag deutsch und seine Stellung innerhalb des Reiches ist eine inner deutsche An- gelegenheit. Eine Aenderung dieses Rechtszustandes wäre nur durch einen neuen Vertragsschluß und durch eine Abänderung der Reichsverfassung möglich, die die Zustimmung von zwei Dritteln des Reichstages erfordert. Darum hat es gar keinen Zweck, über die„Enfy?reußung" der Rheinlande Pläne aufzu- stellen, ohne das deutsche Volk zu fragen, wie es über sie denkt. Was schließlich die„EntMilitarisierung" betrifft, so ist darauf hinzuweisen, daß die Artikel 42 und 43 des Vertrages von Versailles Deutschland untersagen, auf dem linken Ufer des Rheins oder auf dem rechten bis zu einer Entfernung von SO Kilometern Befestigungen zu unterhalten oder Truppen zu- sammenzuziehen. Nach Artikel 44 ist jeder Versuch Deutsch- lands, diesen Bestimmungen entgegenzuhandeln, als feindliche Handlung gegenüber sämtlichen Signatarmächten und als Störung des Weltftiedens zu betrachten. Von unserem Stand- puntt aus ist nichts dagegen einzuwenden, daß es dabei ver- bleibt. Aber erlaubt muß uns fein, auf die Anomalie hinzu- weisen, die darin besteht, daß die Errichtung einer d e u t- f ch e n Garnison in Mainz , oder in Köln oder in Essen als „Störung des Weltfriedens" betrachtet wird, während es nicht als Störung des Weltfriedens betrachtet wird, wenn f r a n z ö f i f ch e Soldaten beliebig weit in deutsches Gebiet ein- marschieren und friedliche Arbeiter erschießen. Nichts soll uns lieber sein als die EntMilitarisierung West deutschlands, aber man soll doch nicht vergessen, daß dieses Gs- biet seit bald fünf Iahren nicht deutsch, sondern e n t e n- t i st i s ch„militarisiert" ist in einer Weis«, wie man es auch in den Zeiten des vergangenen preußischen Militarismus nie er- lebt hat. Man möge die Probleme der Reparation stnd der Okku- pation mit Vernunft und Gerechtigkeit behandeln, denn eine andere Möglichkeit, ihrer Herr zu werden, gibt es nicht! Man bekommt sonst nur ein neues faules Kompromiß, das bis zu? nächsten Krise vorhält, aber keine Lösung, die Ruhe schafft! Unterredung Loucheur— Bonar Law. London , S. April.(Reuter). Im Anschluß an seine Zusammen- kunft mit Lloyd Georg« hat der vormalige Minister und Finanz- sachverständige Loucheur eine Unterredung mit Bonar Law in Torquay gehabt, wo der britische Premierminister sich von den An- strengungen der Parlamentssesiion erholt. Es verlautet, daß Loucheur dem Premierminister die Einzelheiten eines Wieder- l? er stellungsplanes mitgeteilt hat, der von den g e m ä ß i g- ten Elementen Frankreichs unterstützt wird, und der um- icßt: 1. die Herabsetzung der Gesamtsumm» der Wieder- Herstellungen, 2. die Ausgabe eine? internationalen An- leihe und 3. eine internationale Garantie der Der- träge.
Aufgescheuchte Wespen. AuS einer deutschnationalen Schimpfepistel. Der Griff ins Wespennest, den der preußische Minister S e v e r i n g mit seinem Vorstoß gegen die völkischen Ver- schwörer unternahm, hat das ganze deutschnationale Insekten- tum aufschwirren lassen. Was an Liebenswürdigkeiten nur auszudenken ist, das wird dem energischen preußischen Ministe? «n den Kops geworfen. In Ost und West, in Süd und Nord sind sich die Deutschnationalen wenigstens in dem gemeinsamen Hasse gegen den sozialdemokratischen Minister mit ihren völki- schen„Kameraden" einig. Ein Beispiel für viele: In Frank- surt a. M. erscheint ein deutschnationales Parteiorgan, die „Frankfurter Nachrichten". Aus einem einzigen Ar- t i? e l dieses Blattes geben wir estie Blütenlese an Schimpfereien gegen Severing:
.V» prrußtsch« Innenminister nnßk die Abwesenheit des Reichskanzlers, der hn Süden um die Einheit wirbt, aus, um eine lange vorbereitete Aktiou in Szene zu setzen, eine Aktion, die den Sozialdemokraten sehr am Herzen liegt, da sie es aus verschiedenen Gründen sehr notwendig haben, ihr schwindendes Prestige aufzubesiern...." Er hat eine„unglaubliche Hetze arrangiert, mit der man wieder einmal glaubt, gegen die„Reaktion" vorgehen zu müssen". „An sich ist das, was jetzt Herr Severing getan hat, elgenklich nur das Fazit einer gvl vorbereiteten Intrige. Aber dieses Fazit ge- winnt eben noch ein besonders peinliches Gesicht dadurch, daß es aus- gerechnet der preußische Innenminister ist, der diese u n v e r a n t- wortlichen Parteimachenschaften von offizieller Stelle zu einer Regierungshandlung zu stempeln wagt." .... Sonst ist seine ganze Handlungsweise weiter nichts als eine demagogische Agitation niederster Sorte, eine hetze zum Bürger- krieg, die genau wie jede andere vor den Slaalsgerichtshof gehört." „... Ein Mann, der sich so sehr zum bloßen Werk- zeug einer Partei herabwürdigt, wie der derzeitige preußische Innenminister Severing, hat dieses Wohl des Ganzen nicht im Auge gehabt.... Er hat einen schmählichen Verrat an der R e i ch s r e g ieru ng b e- gangen...." „Viel schwerer und belastender fällt ins Gewicht, daß mit diesem brutalen Parteimanöver, zu drm sich Herr Severing hergegeben hat, ein Keil in das deutsche Volk getrieben worden ist, der Norden und Süden jäh auseinander reißt." „Vielleicht hat Herr Severing über die Parteibrille hinweg seinen Dien st an fremden Interessen auch nicht gesehen. Dann freilich können wir das deutsche Volt nur bedauern, das nicht einmal einen geschickten Parteiintriganten zum Innen- minister hat, sondern nur einen in seiner dogmatischen Verbohrtheit ahnungslosen Socktrager des französischen Imperialismus." Wie man sieht, verstehen die Deutschnationalen das Keifen fast so brav, wie etwa ein Berurteilter über seine Richter zu zetern pflegt. Das Verbot der Roßbach-Organi- sationen und der mit ihnen so eng verschwisterten„Deutsch - völkischen Freiheitspartei" hat die Deutschnationalen selbst noch gar nicht einmal betroffen. Wenn sie trotzdem schon in dieser Tonart loslegen, so läßt das darauf schließen, daß sie mehr für die Verschwörer empfinden als, um mit Herrn Schlange zu reden, nur„kameradschaftliche Gefühle". Was die Deutschnationalen aber hier gegen Severing sagen, trifft in voller Wucht das ganze preußische Staatsmini- st e r i u m, das bekanntlich nach Kenntnisnahme von dem beschlagnahmten Material die Maßnahmen des Innen- minister? einmütig gebilligt hat. Unwillkürlich steigt daher die Frage auf, was wohl unter der Regierung Wilhelms ein preußischer Staatsanwalt begonnen hätte, wenn er in einem Blatte eine solche Häufung von Beschimpfungen gegen einen Minister entdeckt hätte!
Lohneinkommen und Krankenkassenbeitrag. Da die der Geldentwertung folgenden K r a n k eA- kassenbeiträge Summen erfordern, die im Haushall des einzelnen eine nicht zu unterschätzende Rolle svielen, ist es not- wendig, die Frage zu klären, welche Einkommens- berechnung dem Krankenkasienbeitrag zugrunde gelegt wird. In der Reichsversicherungsordnung fehlen darüber genauere Angaben. Das Gesamteinkommen setzt sich heute vielfach aus Grundlohn, Teuerungszulagen, Frauenzulagen und Kinderzulagen zusammen. Ist der Beitrag nur aus dem Grundlohn oder aus dem Gesamteinkommen zu errechnen? Nimmt man das letzte an, so ergeben sich mitunter die widersinnigsten Folgerungen. Ein verheirateter Handwerker ohne Kind z. B. gehört danach in die Stufe 9, geht aber infolge der K i n d e r zu l a g e in die Stufe 10 über, sobald er ein Kind hat. Die Kinderzulage betrug für den Monat März 2500 M., der Krankenkasienbeitragsunterschied zwischen Stufe 9 und 10 1500 M. pro Woche. Von der Kinderzulage blieben dem Versicherten also nur 1000 M. Der Abstrich wirkt
s um so unsinniger, Sa Sie Krankenkasie kein« Betzanüstmg fste ; Frau und Kinder gewährt. Zieht man in Erwägung, daß bei den S t e u e r n für Frau und Kind gewisse Beträge freigegeben werden, so kommt man zu dem Schluß, daß auch bei der Ein- kommensberechnung für die Krankenkassenbeiträge ähnliche Grundsätze aufgestellt werden sollten. Eine sonderbare Ernäbrungspolitik. Bekanntlich hat die preußische Regierung für die weitere Getreidewirtschaft den Vorschlag gemacht, dos zur Brotversor- gung erforderliche Getreide im Jnlande im Umtausch gegen Stickstoffdünger auf, zubringen, um einerseits den Land- wirten für ihr Getreide eine wertbeständige Bezahlung zu sichern und andererseits die Lebensmiitelerzeugung zu steigern. � Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat den Grund- ! gedanken dieses Vorschlages aufgenommen und im Reichstage ! bei der Erörterung der diesjährigen Getreidebewirtjchastung vertreten. Gegen dieseb Vorschlag ist das Stickstaffsyndikat Sturm gelaufen, das sich in die freie Verwertung seines Pro- : duktes und in die Preisgestaltung nicht hineinreden lasten will, ! und die Landbundgetreuen haben ihn abgelehnt, well ihnen jede Form öffentlicher Bewirtschaftung verhaßt ist; sie wollen | frei sein in Ausnutzung der Konjunktur. Die Reichs- r e g i e r u n g hat u. a. eingewandt, daß die i n l ä n d i fch e Stick st offproduktion zur Durchführung des Bor- schlages nicht ausreiche und zur Einführung ausländ!- scheu«tickstoffs in Form von Chilesalpeter die Mittel fehllen. Um so größeres Befremden muß es auslösen, wenn die j uns zugegangene Nachricht sich bestätigen sollte, daß die Reichs- regienmg neuerdings im Hinblick auf die augenblickliche Absatz- stockung der Stickstoffindustrie die Erlaubnis erteilt haben soll, 30 000 Tonnen Reinstickstoff aus inländischer Erzeugung nach dem Auslande auszuführen. Uns erscheint diese Nachricht angesichts unserer Ernäh- rungslage und des Hungers unseres heimischen Ackers nach Stickstoff so unglaublich, daß wir uns vorerst jeder Kritik ent- halten. Den Reichsernährungsminister ersuchen wir aber drin- gend um schleunige Aufklärung. 20 Millionen Geldstrafe für Eitler. Fünf Dorstandsmitglieder der Nationalsozia listischen Partei sind zu je vier Millionen Mark Geldstrafe resp. zu je einem Jahr Gefängnis verurteill worden, well die Partei im Januar 1921 zum An- kauf des„Völkischen Beobachters" rechtswidrig 40 000 Schuld- scheine über je 10 Mk. ausgegeben hatte. Es ist sehr auffällig, daß die bayerischen Justizbehörden erst zwei Jahre nach der st rasbaren Handlung einschreiten. Die Ausgabe der völkischen„Schuldscheine" erfolgte in voller Oeffentlichkeit. In der Presse war auf die Tatsache wiederholt hingewiesen worden. Es war auch vermerkt worden, daß die National- sozialistische Partei damit gegen das Bürgerliche Gesetzbuch und gegen das Strafgesetzbuch verstoßen habe. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß das Eingreifen der bayerischen Justizbehörde seine politischm Hintergründe hat. Sollten diese in dem Konflikt zwischen Hitler— Ludendorff und der Wittelsbacher Richtung zu suchen sein? Das verfahren gegen Roßbach. Die Untersuchung gegen Rotzbach und andere Mitglieder der ehemaligen Deutschvölkiichen Freiheitsparlei dürfte in nächster Zeit von dem Vernehmungs, ichler, Landgerichts- direklor Struckmann, an den Untersuchungsrichter des Staats- gerichtShofeS abgegeben werden. Die Wahl des Unter- inchungSrichterS ist noch nicht erfolgt, dürfte jedoch in den näcksten Tagen schon zu erwarten sein. Die Untersuchung wird in Berlin geführt werden. Im übrigen find jetzt zwei Angc- schuldigte, v. Bülow und Major v. Stephani, auf Antrag JustizratS Hahn gegen«ine Kaution von je eiiter Million Mark auf freien Futz gesetzt worden.
(Deffentliche Wuchereien. New Vor? über Berlin . Im Bücherenvesen, sowohl was die Reichhaltigkeit der öffent- lichen Bibliotheken als was ihre Benutzung betrifft, ist Deutschland von Amerika längst auf die zweite Stelle herabgedrückt worden. Die amerikanischen Büchereien verfügen nicht über die alten Bestände an gedruckten Büchern und Handschristen, alles mutzte neu ange- schafft werden, aber die reichen Stiftungen der amerikanischen Milliardäre, Carnegies an der Spitze, setzen sie fortlausend in Stand, die gröhten Aufwendungen zu machen. Der Schöpfer der Kruppschen Bücherhalle in Esten, Dr. Paul Ladewig, hat kürzlich in einer kleinen Schrift über die Bibliothek der Gegenwart darüber einige Zusammenstellungen gegeben. Er vergleicht die fünf größten Bibliotheken New Yorks mit denen Berlins im Jahre 1913; dies ist das letzte Jahr, aus dem Vergleichs- ziffern vorliegen. Die größte allgemeine öffentliche Bücherei der Welt ist zurzeit die New York Public Library, die öffentliche Bücherei in New York ; ihr fällt der Löwenanteil zu an Reichhaltig- keit und Benutzung. Wir geben im Folgenden nur die abgerundeten Zahlen, Bändezahl und Ausleihe im Jahre 1913(wobei zu be- rücksichtigen ist, daß die Benutzung in den Lesesälen nicht mitgerechnet ist) für die fünf größten New Yorker Bibliotheken. Bändezahl Benutzung A«w Yark Public Library..... 2,1 Mill. 12,8 Mill. Brooklyn Public Library..... 0,8, 4,4 Crlumbia University Library.... O.S , 0,2, Mercantil« Association Library... 0.2, 0,1 Pratt Institute Brooklyn ..... 0,l, 0 2
Run ist aber New York noch weiter Berlin überlegen. Es be- stehen dort auch noch zahlreiche große Fachbibliotheken.. die sämtlich von einem größeren Publikum stark benutzt werden, so daß sie als öffentliche Institute betrachtet werden können. Diese Fachbiblio- theten haben oft bis zu 100 000 Bänden. In Berlin steht es nicht so günstig Wir haben zwar auch eine Zahl von wistenschaftlichen Spezial- und Restortbüchereien, die in gewissem Grad« öffentlich zu- gänglich sind. Aber den Wettbewerb mit New York ausnehmen können wohl nur die Bibliotheken des Reichstags und des Abge- ordnetenhauses, die des Kunstgewerbemuseums und die des Patent- amtes, und diese erfreuen sich eines starken Zuspruchs der Berech- tioten. Die Büchernot in Berlin ist so groß, daß über das Reich ■ hin bis vor kurzem(d. h. bis zu den erhöhten Posttarifen) viele � Bücher nach Berlin erbeten wurden, well die Umstände sich dabei , immer noch vorteilhafter gestalteten, als wenn man die Bücher in Berlin selbst zu erreichen suchte. Von vielen Bücherbenutzungen � wird aber täglich Abstand genommen,' weil man Weitläufigkeiten, sangsamen Dienst, Schwierigkeiten der Verwaltung u. dgl. glaubt scheuen zu wüsten. An dieser Stell« wäre der Hebel einzusetzen. Außerdem müßte e» gelingen, da die öffentlichen Gelder noch lange spärlich fließen werden, auch bei uns die Hilfe von gebefreudigen Spendern mobil zu machen. Das Bibliothekwesen hat für die geistige Höh« des Volkes eine noch lange nicht genug geschätzt« Bedeutung. Dr: M.
3,7 Mill. 17,7 Mill. Die Stadt New York mit ihren Vororten hatte damals rund Millionen Einwohner, so daß auf einen Einwohner etwas über 3 Benutzungen kommen. Vergleichen wir damit das Bild, das die größte Dibliothckstadt Deutschlands , Berlin , mit ihren fünf größten Instituten bietet:
Breutzische Staatsbibliothek... Universilätsbibliotbek...... Stadtbibliolhek Berlin ..... dazu die Volksbibliotheken... Städtische Bibliothek Eharlottenbura
Bändezahl Benutzung 1.5 Mill. O.S Mill. 0,3, 0,1. 0,1, 0,15, 0,25, 0,55, 0.05, 0,6.
2,2 Mill. 2,0 Mill. Berlin und Vororte zählten damals rund 4 Millionen Einwohner, es kam also auf den Kopf eine halbe Benutzung im Jahre. Die Benutzung der Büchereien durch das Publikum war in New York sechs- bis siebenmal so stark wie in Berlin . Viermal so groß war der Kostenaufwand, in New York 1.7 Millionen Dollar gegen 1,7 Millionen Mark in Berlin für alle fünf Büchereien zu« sammen.
Di« Ursache der Staubexplosionen. Di« verschiedensten Staub- arten haben bereits zu verhängnisvollen Erplosionen geführt, und es gibt kaum«ine Staubart, die nicht solche Gefahren in sich birgt. lieber die Ursachen dieser Explosionen hat man aber lang« Zeit falsche Vorstellungen gehabt, und erst jetzt ist das Richtige erkannt worden, wie Dr. P. Beyersdorfer, der selbst die maßgebenden Unter- suchungen ausgefiihrt hat, in der„Umschau" hervorhebt. Die Ursache der Staubexplosionen hat er an dem Beispiel des Zucker st aubes aufgeklärt.«• Seit dem Jahr« 1893 haben in Deutschland acht katastrophale, neun mitllere und über fünf kleinere Zuckerstaubexplosionen ihre ver- nichtenden Kräfte entfaltet. Da der Staub nicht von allein explo- dieren kann, so muhte irgendeine Energie hinzukommen, und es war das Nächstliegende, diese Energie in Form von Warn« zu suchen. Die Ursache der Explosionen in stauberfüllten Räumen wurden also in dem Zusammentreffen von Staub und Wärme vermutet. Die feinsinnigsten Schutzmaßnahmen wurden ausgearbeitet,>,ber dennoch kamen weitere Explosionen vor. Man stand vor einem Rätsel, bis man die Erscheinungen, die durch Zuckerstaub hervorgerufen werden, «ingehender untersuchte. Es lag nahe, nachzuforschen, ob nicht die staubförmigen festen Stoffe durch Reibung beim Zerkleinern elektrisch werden, und wirklich zeigte sich daß all« staubförmigen Stoff«, sei es nun Schwestl, Aluminium, Marmor. Mehl oder Zucker, sich beim Reiben elektrisch ausladen. Es gelang, durch Wirbeln aus dem Zuckerstaub Funken bis zu 1 Zentimeter Läng« zu zieh.n, was einer Spannung von etwa 25 000 Voll entspricht. Ja, man bracht««s dahin, den Zuckerstaub in„kaltem" Zustand, d. h. bei einer Tempe- ratur von 30 Grad Celsius, zur Explosion zu bringen. Auch im
Mühlenbetrieb selbst wurden elektrische Ausladungen des Zuckers gemessen, und so zeigten die Laboratorien durch Betriebsversuche einwandfrei, daß als die Ursache die elektrische Erregung des Staub«; in Frage kommt. Das Bedeutsame an dieser Erkenntnis der Ursache ist aber, daß damit auch der Weg zu Schutzmaßnahmen gegeben ist. Der Kampf gegen die Staubexplosionen muß bei der elektrischen Auf- ladung des Staubes einsetzen, und die Physik gibt die Mittel an die Hand, um die Elektrizität des Staube» abzuleiten bzw. zu neutrali- fieren. Gute Lehren auf Briefmarken. Di« in Deutschland und in der Schweiz seit einigen Iahren eingeführte Reklomestempelung der Marken hat auch im englischen Ausland Eingang gefunden, und zwar war«s Kanada , das dort mll dem Beispiel voranging. Man benutzt dort die Briefmarten besonders zu dem Zweck, dem Publikum allerlei nützliche Lehren zu vermitteln. Diese Vermittlung geschieht dort auch in der Weis«, daß neben dem üblichen Poststempel quer über die Marke«In Spruch oder ein« Mahnung gedruckt wird. Ein« der beliebtesten Mahnungen spricht sich in den Worten aus:„Schreibe oft und halte die Beziehungen zu der Familie aufrecht." Andere derartige Aufdrucke lauten:„Arbeite selbst und sorge daneben, um der Arbeitslosigkeit zu steuern, für Arbeitsgelegenheit!"—„Suche für dein Teil an der Verhütung von Waldbränden beizutragen!" Und endlich:„Vergiß bei der Aufschrift Straße und Hausnummer nicht!" Der irische Freistaat druckt seinen Marten auf: Lerne irisch!" Di« britische Post mahnt:.Telegraphier« nach Kanada , Australien und Neu-Seeland Via Imperial! und druckt daneben aus Millionen von Briefumschlägen«in« Einladung zum Besuch der im nächsten Jahr« in London stattfindenden Briefmarkenausslellung. Fehlt nur noch die Inschrift:„Gute Lehren sind billig— wie Briefmarken." Malatos Verjüngung. Charles Malaw, einer der bekanntesten Führer und literarischen Theoretiker des romanischen Anarchismus, hatte sich entschlossen, zur Behebung des durch das Alter bedingten Nachlastens seiner geistigen Spannkrast die Dienste des Professors Woronow , des Pariser Steinach, in Ansoruch zu nehmen. Wie Malato in einem Pariser Kommunistenblatt berichtet, dauert« die ganze Operation kaum«in« halb« Stunde. Sie wurde nicht in der Chloroformnarkose ausgeführt, sondern es genügt« lokal« Anästhesie der betreffend»» Körperstelle, auf die die einem Affen entnommene Keimdrüse überpflanzt wurde. Der operiert« Malato ist überzeugt, daß die Operation ihn befähigen wird, seine Arbeiten mit erhöhter geistiger Frische zu Ende zu führen. In der(yrosten Volksoper wird das Salstvlel der russischen Sänaerin Zinaida IurjeoStaja verlängett. Sonnlag tritt sie wieder als Marsa in der.Zaren braut' aus. Zwei Lvernvorstellungrn zu volkstümlichen Preise« veranstaltet der Volkslrallbund Sonnabend, den nachmittags 2'/, Uhr,„Loben- g r i n- im Tbeater de» Vcslcns und Sonnabend, den 21., nachmittags 2',1, Uhr,„Die I u st i g e n© e i 6 e r' im Deutschen Opernhaus . Deutsche Münk tu Moskau . Gustav Brecher ist, wie das Hamb. .Fremdenblatt- erfäbtt, ansgesordert worden, im April in Moskau eine grötzere Anzahl von Orchelterkonzerten zu dirigieren. Die Konzeric werden veranstaltet von der russischen StaatSiapelle, dem cbemaligcn kaiserlichen Orchester, da« sich biS beute in glänzender künstlerischer fersaisung(zwanzig erste Geiger) befinden soll. Di« Programme'tützen sich in der Hauptsache aus die Meisterwerke der deutschen Klassiker.