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schönenfeld irgendeine AenÄerung eintreten zu lassen. Das Opfer, das darunter augenblicklich am furchtbarsten lei- det, ist Erich Mühsam . Mühsam hat sich innerhalb der kalten Kerkermauern ein schweres Ohrenleiden zugezogen. Seit langer Zeit scheuen seine Angehörigen weder Kosten noch Anstrengungen, um eine spezia?ärztliche Behandlung des Erkrankten zu erreichen. Das linke Ohr ist bereits ertaubt. Das Leiden greift zurzeit auf das rechte Ohr über. Jüngst richteten Müh- sams Angehörige ein Gesuch an das bayerische Justizministe- rium, in welchem sie baten, einen bekannten Münchener Fach- arzt zuzulassen, der der deutschnationalen Partei nahesteht. Mühsam erklärte, mit der Behandlung durch diesen politischen Gegner einverstanden zu sein; er wollte dem Mini- sterium die Zustimmung erleichtern. Indes lehnte, wie früher schon des öfteren, auch hier wiederum die Regierung ab. Da Mühsam mit Nachdruck seine Rechts geltend zu machen versuchte, wurde er in Einzelhaft ge­sperrt. Dort befindet er sich noch jetzt. Die bayerische Regie- rung bestraft den getretenen Wurm, weil er wagt, sich zu krümmen. Im übrigenwartet sie ab", wie sie ähnlich Hage- meister gegenüber abwartete, bis er hilflos zugrunde gegan- gen war. Das ist Niederschönenfeld ...! puttkamer bleibt in tzast. Wegen Anstiftung zum Mord! München , 11. April. (Eca) Nach einem Beschluß des Münchener Voltsgerichtes ist Waldemar von Puttkamer, der jüngere der beiden Brüder, vorläufig aus der Haft entlassen worden. Da- gegen bleibt Hans von Puttkamer, gegen den ein Verfahren wegen Anstiftung bzw. Beihilfe zum Morde eingeleitet wurde, weiter in Haft. Auch der Münchener Kaufmann Heyne, der im Zusammenhang mit den Erhebungen über die Ermordung des Studenten B a u r oerhaftet worden war, ist wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Damit dürfte für die Münchener Polizei zunächst der Zweck der Uebung erreicht sein, einen unbequemen Berichterstatter in sicheren Gewahrsam zu bringen. Ueber dieRechtsgrundlage i" dieser Haft braucht man wirklich kein Wort mehr zu verlieren. Früher gab es lettres de cachet", heute gibt esV o lk s ge r i ch te". Wir erwarten, daß der Reichstag diesen Skandal des Mißbrauchs der Justiz zu politischen Zwecken nicht stillschweigend vorübergehen läßt. oie hetze gegen Aeigner. Zwar ist die rechtsstehende Presse sehr verschiedener Mei- nung darüber, was der neue sächsische Ministerpräsident, Genosse Dr. Z e i g n e r, in seiner gestrigen Programmrede eigentlich gesagt hat, doch ist sie sich darin einig, daß es etwas Fürchterliches gewesen sein müsse. So läßt sich derTag" aus Dresden telegraphieren: Die Schönheiten Sowjet-Sachsens enthüllten sich heute in der Programmrede des neuen Ministerpräsidenten Dr. Zeigner. Er erklärte sich zunächst mit den angekündigten gesetzgeberischen Maßnahmen der alten Regierung einverstanden, wandte sich dann gegen den Ruhreinbruch der Franzosen und Belgier, um dann in verhüllter Form scharf zugun- sten der westlichen Friedensbrecher Stellung zu nehmen. Er erklärte nämlich, die passive Politik der Reichsregierung müsse durch eine aktive Politik positiver Vorschläge ergänzt werden. D;e sächsische Regierung lege darauf Gewicht, daß nach ihrer Ansicht eine Verständigung mit Frankreich ohne ein großes Opfer der besitzenden Klassen Deutschlands nicht denkbar sei. Solang« der Egoismus der bcsitzenden Schichten nicht dieser Einsicht weiche, sei j h r Reden über d«n französischen Rechtsbruch und jeder Appell an das Rechtsgefühl und an das Kulturgewissen der W lt nur Unwahrhaftigkeit und zwecklose Deklamation.(Zurufe: Bater- landsverräter!) Zeigner wandte sich also gegen den Ruhreinbruch, um dannscharf" freilichin verhüllter Form" für die Ruhreinbrecher Stellung zu nehmen. Der Lügner, der das pfui Teufel! Von Bruno Manuel. 5%i einem Landwirt auf dem Dorfe erscheint der Schornstein- scger, oder der Kaminkchrer, wie man in manchen Gegenden sagt. Der Schornsteinfeger oder der Kaminkehrer wohnt in der Stadt. Aber die Schornsteine oder die Kamine der umliegenden Ortschaften sind seine Patienten. Er ist Spezialist für Schlotoerstopfungen. Kein Kugelbefen hat die Wunderkraft des Rizinusöls: er greift rigo- ros in die Darmkanäle der Häuser und beseitigt ihre inneren Hem- mungen. Wenn der Schornsteinfeger dagewesen ist, geht die Ver- dauung noch mal so gut. Der Schornsteinfeger oder der Kaminkehrer hat bei dem Land- Wirt erst gegen abend angefangen. Er macht auf dem Dach seine beschwörenden Armbewcgungen, bis es stockdunkel ist. Als alles ordentlich saubcr und er ordentlich schmutzig war, erschien er beim Herrn Landwirt persönlich in der guten Stube. Es sei zu spät ge- worden� um über Land zu gehen, meint er und bittet um ein Nachtquartier. Der Herr Landwirt in der guten Stube wird ebenso verlegen, wie der Schornsteinfeger schwarz ist. Und die Frau Land- wirt n, d:e dabei steht, denkt an ihre sauberen Betten. Sie bringen den Schornsteinfeger in der Scheune unter. Der Schornsteinfeger legt sich in der Scheune auss Stroh. Er deckt sich mit seinem Schmutz zu und träumt seinen Schornsteinfeger- träum. Mit einem Mal um M tt ernacht schneidet ein Geräusch den Schlaf des Schornst-cinf-gers entzwei. Er reibt sich die beiden Enden des zerschnittenen Schlafes aus den Augen und erkennt dann vier Gestalten. Die vier Gestalten tragen schwere Säcke ins Freie. Er denkt, was andere auch denken würden, wenn sie nachts in einer Scheune Gestalten mit schweren Säcken treffen. Der Schorn- steinfeger nimmt seinen Kugelbefen mit der Wunderkraft des Rizinusöls. Aber es gehört zur Art verdächtiger Gestalten, auf alles gefaßt zu sein. Die eine verdächtige Gestalt zieht ihre Taschen- lampe. Damit knallt sie auf das Geräusch ein« Lichtsalve ab. Der Schornsteinfeger sinkt getroffen ins Stroh. Aber die verdächtigen Gestalten, die sonst auf alles gefaßt sind, waren auf den Anblick schwarzer Backen nicht gefaßt. Die Scheune kam ihnen nicht geheuer vor. Sie schrien entsetzt: Pfui Teufell und glaubten daran. In­folgedessen flüchteten sie ganz besessen. Vor der Scheune haben sie ihren Wagen mit zwei Pferden stehen lassen. Wenn alle verdächtigen Gestalten an den Teufel glaubten, könnte man die Schornsteinfeger oder die Kaminkehrer als Nacht- Wächter den löblichen Einwohnern warm empfehlen. Sie legten sie nachts in ihren Scheunen aufs Stroh. Oder, was uns Städter angeht: Wir stellten ihnen abends eine Chaiselongue auf die Diele. Für den Fall, daß die verdächtigen Gestalten, die es auf unsere Wohnung absehen, keine Taschenlampe besitzen, lassen wir uns eine ' telegraphiert, hat sein Handwerk noch nicht gelernt, er verrät durch seine einander widersprechenden Behauptungen sein ! schlechtes Gewissen. Wieso soll nun Zeigner z u g u n st e n der westlichen Friedensbrecher Stellung genommen haben? Er sprach zu- nächst gegen den Rechtsbruch und sagte dann dem Sinne nach: Reparationsgewinnler und Steuerdrückeberger sollten lieber stille bleiben, denn i h r Reden über den Rechtsbruch fei zweck- los. Das ist eine Auffassung, die von den weitesten Kreisen des Volkes bis weit über die Sozialdemokratie hinaus geteilt wird, und die alsVaterlandsvcrrat" nur von denen empfun- den werden kann, deren Vaterland der Geldsack ist. Fassen wir zusammen: Zu Zwecken der innerpolitischen Hetze rufennationale" Blätter den falschen Anschein hervor, als ob der Ministerpräsident eines deusschen Freistaats, ein Sozialdemokrat, dem französischen Militarismus rednerische Hilfsdienste geleistet hätte. Von der Sozialdemokratie prallt ein solcher geradezu blödsinniger Versuch ab, aber im Ausland kann er genug Schaden und Verwirrung anrichten. So nehmen nationale" Blätter dievölkischen Belange" wahr! wo üer Mob regiert... In zahllosen Offizlersoereinigungen und ähnlichen Gebilden ist«in ganzes Netz von mehr oder minder ausgesprochen reaktionären Organisationen über das Land gezogen. Dort wird keineswegs etwa nur menschlich verständliche und berechtigte Ka- m c r a d s ch a f t gepflegt. Dort träumt man nicht nur von kom- inenden besseren Tagen, man arbeitet auch für sie. Charakteristisch für die Borstellungswelt, in der die Herren, die früher als Halbgötter herumliefen, immer nur leben, sind dieNachrichten aus den Mit- gliederkreisen", die diese Vereinigungen herausgeben. In demNach- richtenblatt der Offiziersvereinigung des ehemals K g l. preußischen Füsilier-Regiments Generalfeld Marschall Graf Dlumenthal(Magde- burgischcn) Nr. 36" schreibt z. B. ein Dr. D e w e s aus dem Saar- gebiet am 17. Juli 1S22 folgenden bezeichnenden Satz:»Fast könnten wir uns hier deutscher fühlen und deutscher austreten als dort, wo der Mob mal wieder regiert!" Es wird nicht gesagt, wer unter Mob zu verstehen ist. Es brauch: auch wohl kaum gesagt wer- den, denn unter Mob verstehen diese Herren ja gewöhnlich das arbeitende Volk. Reizvoll wird die Aeuherung dadurch, daß sie offenbar unter dem Eindruck der Demonstrationen nach der Rathenau -Ermordung geschrieben ist. Es sind eben traurige Zeiten heute in Deutschland ! Hegen üie tzunüertschasten. Ein Aufruf der«icderrheinische» Sozialdemokratie. Düsseldorf , 11. April. (Mib.) Der Vorstand der Vereinigten Sozialdemokratie im Bezirk Niederrhein nimmt in einem Aufruf an die Genossen entschieden Stellung gegen die neueste Parole der Kommunisten zur Bildung von Hundertschaften und warnt vor diesem Beginnen. Nicht die Ucberzeugung von der Not- wendigkeit ihrer Maßnahme sei bestimmend für die Verfechter jener Parole, sondern Gehorsam gegen übergeordnete Parteiinstanzen, die in Berlin und Moskau auf stets wechselnde Parolen sinnen, ohne an die Folgen zu denken, die sie für die Arbeiterschaft nach sich ziehen. Dortens Enthüllungen. Paris , 11. April. (EE.) Dr. Dorten erzählte einem Vertreter des hiesigenNew Bork Herald", daß in den ersten Togen des Kapp- Putsche? alle Führer der rheinischen Separatistenbewe- gung von dem englischen Ober st Ryan nach Köln berufen worden seien. Oberst Ryan habe gewünscht, es sollte sofort die rheinische Republik ausgerufen werden, die Separatisten- führer sollten 36 Millionen Pfund Sterling erhalten, um die neue Regierung auf fester Grundlage errichten zu können. Dr. Dorten habe dieses Angebot jedoch abgelehnt, weil eine Proklamation der rheinischen Republik gelegentlich des Kapp-Putfches-in der ganzen Welt als ein Teil der monarchistischen Bewegung, die damals durch Deutschland ging, hätte ausgelegt werden können. Heute, erklärte Dr. Dorten, könnte man anders handeln. Laut Populaire" besuchte Dorten in Begleitung des Generals Man- zweckentsprechende Beleuchtung legen. Sie müßte effektvoll die schwarzen Backen unseres Schornsteinfegers illuminieren, sobald die Entreetür aufgeht. Vielleicht übernimmt sogar der Hausherr oder der älteste Sohn oder sonst jemand die Aufgabe des Paradeschorn- steinfegers. Das würde die Wirkung kaum becinttächtrgen und wäre erheblich billiger. Ein neuenkdeckles Selbstbildnis von E. T. A. Hoffmann. E. T. A. Hofsmann, dessen dichterische Größe lange Zeit nicht nach Gebühr gewürdigt wurde, hat heute als Mensch und als Künstler ein« glänzende Wiederauferstehung erfahren. Merkwürdigerweise ist man über dos Aussehen desTeufels-Hoffmann", der doch schon bei Lebzeiten eine vielgenannte Persönlichkeit war, ungenügend unterrichtet. Es gibt nur ein von fremder Hand herrührendes Bild- nis Hoffmanns, das wir kennen, nämlich die Zeichnung von Wilhelm Honsel. Sonst leuchtet uns fein Bild nur aus den eigenen, zum Teil verzerrten Porträtskissen entgegen. Jetzt ist aber ein Gemälde im Berliner Privatbesitz aufgetaucht, das den Dichter in der Blütezeit seines Lebens und Schafifens darstellt. Hans Rosenhagen , der dieses Bildnis zum erstenmal imSammlerkabinett" veröffentlicht und ein- gehend behandelt, ist der Ansicht, das es sich hier um ein Selbst- bildnis Hoffmanns handelt, der ja bekanntlich auch als Moler hervor- getreten ist. Das Bild trägt aus der Rückseite die BezeichnungDer Gespenster-Hoffmonn". Dos 41 zu 33 Zentimeter große Oelbild ist auf ein Füllunasdrett gemalt und hat keine Signatur. Es ist zwerfel- los nicht das Werk eines Bcrufsmalers, da es auffällige Fehler zeigt. Für Hoffmanns Urheberschaft", sagt Rosenhagen,spricht sehr über- zeugend die völlig verunglückt« Zeichnung des Ohres, ein Mangel, der sowohl an dem Selbstporträt des Dichters aus seinem Nachlaß als auch an seiner bekannten Zeichnung des wabnsinnigen Kreisler auffällt. Doch größer als die Mängel des Porträts sind sein« Vor- züge. Als Wiedergabe eines geistigen Menschen ist es ohne Zweifel überaus gelungen. Wundervoll der eigenwillige Mund, ausgezeich- net das nervöse Mienenspiel mit dem Ausdruck einer unbefriedigten, mit sich selbst im Zwiespalt befindlichen Seele! Farbig ist das Bild vortrefflich zusammengehalten". Wahrscheinlich hat Hoifmann das Selbftbi'dnis gemalt, als er vom Juni 1807 bis Juni 1868 als stellungsloser Iustizibeamter in Berlin weilt« und sich nach einem neuen Beruf umfah. Ozonlüftong. Ebenso wie das Trinkwasser durch geeignete Be- Handlung mit Ozon von ollen dorm enthaltenen Krnnkheitsksimen befreit werden kann, ohne daß die erquickende Wirkung der mit- geführten Kohlensäure verschwindet, so wendet man Ozon auch zur Luftreinigung an. Es ist eine bekannte Tatsache, daß in geschlossenen Räumen, in denen große Menschenansammlungen stattfinden. schlechte L"ft entsteht, daß empfindende Personen bei Versammlun- gen, in Theater- oder Konzertsälen usw. leicht ohnmächtig werden. Fragt man nach dem Grund dieser Erscheinung, so wird man nicht selten hören, daß der Sauerstoff der Luft verbraucht und Kohlen- säure im Uebcrmaß erzeugt worden und so die in dem Raum vor- bandene Luft für die Atmung unbrauchbar geworden sei. Der Mensch atmet allerdings Sauerstoff ein und Kohlensäure aus, so daß g i n die verschiedenen Zeitungsredaktionen. Verschiedene bürgerliche Blätter geben Dortens Appell zur Schaffung derRheinischen Republik" Raum. Gegen üie Gewaltpolitik. Erklärung des Deutschen Gcwerkschal-sbundes der Tschechoslowakei . . Reicheuberg, g. April.(END.) Der Deuffche Gewerkschafts- bund in der Tschechoslowakei sandte an den Ministerpräsidenten Frankreichs , Poincars, folgendes Telegramm: Herrn Ministerpräsidenten Frankreichs Poincare, Paris . Die wirtschaftliche und politische Lage der Arbeiterklasse Deutsch- landS wird durch die Folgen der Ruhrbesetzung täglich entsetzlicher und fürchterlicher. Weder der völkerrechtswidrige Einbruch, noch die drakonischen emllichen Bestimmungen führen zu einer gerechten Lösung des Rexarationsproblsms, dagegen dringen angesichts der verabscheuungswürdigen Ereignisse in Essen neuerlich die verzweifelten Hilferufe der deutschen Arbeiterschaft an die Arbeiterschaft aller Länder. Durch die Besetzung der Werke in Essen, verbunden mit Todesopfern der dortigen Arbeiterschaft, wird die Freiheit der Arbetter unmöglich, die Reparationspolink auf die Spitze getrieben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund in der Tschechoslowakei als Vertreter der deutschen gewerkschaftlichen Arbeiter und Angestellten des Landes protestiert, erfüllt von Abscheu gegen die fortgesetzte Gewaltpolitik, insbesondere gegen die Uebcrfälle ftanzösischen Militärs auf friedliche Arbeiter in den Kruppwerken in Essen . Wir appellieren an die französische Regierung, diesem, dem internationalen Recht und Zivilisation schädigenden Treiben der französischen Truppen«in End« zu machen. Deutscher Gewerkschastsbund in der Tschechoslowakei . Roscher, Macoun. Norüstbleswiser Schulfragen. Debatte im dänischen Folketing. Kopenhagen , 11. April. (MTB.) Im Folketing brachte Unter- richtsminister Appel eine Gesetzesoorlage zur Neuregelung des Volksfchulwesens in den nordschleswigschen Gebieten ein. Im Laufe der Debatte machte der deuffche Pastor Schmidt- Wodder Ausstellungen an dem Gesetz und brachte eine Anzahl Wünsche vor. Er schloß: Wenn ich auch anerkenne, daß das Ec- setz in einigen Punkten unsere Rechte erweitert, so wird doch auf eine Reihe wesentlicher Forderungen, die zu stellen wir uns berechtigt fühlen, keine Rückficht genommen. Diese Forderungen betreffen namenttich die Bewilligung von deutschen Schul- k o m m i s s i o ne n für die deutschen Schulen, das Recht auf deutschen Sprachunterricht im allgemeinen und die nöti- gen Garantien für die Beschaffung deutscher Lehrkräfte für die deuffchen Sckiulen. Ebenso vermisse ich eine Bestimmung über das höhere deuffche Schulwesen. Ich hasse jedoch, daß diesen berechffgten Forderungen auf dem Verwaltungswege entsprochen wird. Der Unterrichtsmini st er erwiderte, er hätte von dem deutschen Vertreter eine Dankesäußerung für die gerechte Behandlung erwartet, namentlich wenn er einen Vergleich zieh« mit den Verhältnissen südlich der Grenze. Die Regierung könne über das Gesetz hinaus keine Zugeständnisse machen. Für die Be- schaffung deutscher Lehrkräfte sei nach seiner Ueberzeugung bestens gesorgt. Der konservative Abg. Holger Andersen aus Nord- Schleswig behauptete, das Bestreben des deutschen Vertreters gehe darauf hinaus, einen Staat im Staat zu bilden. Nach einer kurzen Erwiderung Schmidts wurde die Vorlage einem Ausschuß über- wiesen._ Verschärfung üer schweüilchen Kr'se. Stockholm , 11. April. (MTB.) Nachdem der Ausgleichoantrag des zuständigen Reichstagsausschusses über die Richllinicn für die Unterstützung der Arbeitslosen am vergangenen Donnerstag von bei E r st e n Kammer abgelehnt worden war, hat der Reichstag gestern in gemeinsamer Abstimmung den ursprünglichen Dorschlag des Ausschusses, als dessen Urheber der Überale Abg. C. G. Ekmann betrachtet wird, mit 199 gegen 153 Stimmen a n g a- n o m me n. Don den 150 Mitgliedern der Ersten Kammer stimmten heut« 84 für und 50 gegen den Auslchußantrag, von den 230 Mit- gliedern der Zweiten Kammer 115 für und 103 gegen den Antrag Di« Minderheit stimmte für den Vorschlag des Kabinetts Branting. die Luft in einem geschlossenen Raum, nachdem eine größere Anzahl von Menschen längere Zeit darin geatmet hat, sauerstoffärmer und tohlensäurereicher geworden ist. Allein das kann nicht der Grund von Ohnmachtsfällcn fein, denn diese treten bereits ein, wenn von einer Vergiftung der Luft noch gar nicht die Red« fein kann Ja, selbst im Freien kommen solche Anfälle vor. Ohnmächten und vor. übergehende Schwächeanfälle müssen daher einen anderen Grund haben. Die Ausdünstungen der Menschen, die sich entwickelnden ekel- erregenden Gerüche, tragen allein die Schuld. Es ist noch nicht lange her, daß man fest an das Vorhandensein eines Giftes, des sogenann- ten Anthropotoxins, de» der Mensch von sich geben sollte, glaubte, so heftig ist oft die Wirkung dieser Ausdünstungen. Man sucht ihnen mit sogenannten Desinfektoren beizukommen. Diese verdecken in- dessen vielfach nur die übelriechenden Bestandteile der Luft, ohne die Miasmen zu vernichten. Ein geringer Zusatz von Ozon zu der Luft ist das sid)erst« Mittel zur Vernichtung des Übeln Geruches, zum Desodorisieren. Oft nimmt man schon beim Bau eines Saales darauf Rücksicht und baut die Ozonröhre und den Hochspannungstrans- formator in den Luftschacht ein, so daß die Luft gleich in ozonisiertem Zustand in den Saal eintritt. Sehr gut haben sich solche Apparate in Krankensölen bewährt. Es gibt für diese Zwecke leicht transpor- table Apparate, die mit einem Steckkontakt einfach an die elektrisch« Leitung angeschlossen werden können. Wenige Minuten der Tätig- keit eines solchen Ventilators genügen, um selbst in großen Kranken- sälen die Luft für längere Zeit zu reinigen. Das gleiche gilt für andere Räume, in denen sich Gegenstände befinden, die einen starken Geruch ausströmen, beispielsweise für Fabriksäle und Lagerräume für Bureaus und Amtszimmer. Die Trunksucht in den Vereinigten Staaten . Obwohl es in Amerika bekanntlich ein strenges Altoholveröot gibt, besteht die Trunksucht dort doch augenscheinlich noch in großem Umfange fort. Wie nach der neuesten Statistik der New Dorker Gesundheitsab- teilung in derKlinischen Wochenschrift" berichtet wird, kamen zahl- reiche Verhaftungen wegen Trunksucht sowie Erkrankungen und Todesfälle durch Alkohol im Jahre 1922 vor. Die Krankenhausaus- nahmen wegen akuten Alkoholismus stiegen von 3345 im Borjahre auf 5624, die Todesfälle von 141 auf 295. Die Zahl der Todesfälle durch Alkohol hatte freilich vor Einführung des Berbotes 1916 690 betragen. Dagegen ist seit dem Altoholvcrbot eine starke Zu- nähme festzustellen, denn die niedrigste Ziffer wurde 1920 mit 127 Todesfällen erreicht. Die Zahl der wegen Trunkenbeit Ver- hafteten betrug 7866 gegen 6233 und 5936 in den Vorjahren. Die Zunahme wird auf den Ersatz des Bieres durch stärkere Spirituosen zurückgeführt.__ »orttäpr. Der Opernsänger und Dr. med. Jean N a d o I o v l t I ch veranstaltet sür die Milalieder der Bük'nciiaeiiolscnichast im August-Föister- saal. Ucitbstr. tl. Sonntag, mitta 3 12 Ubr, ein- driUe Vortelunq über .Prailisch angewandt« Sprach- und Me'atiti-Zpdhstoguomic mit Dcmoiiitra- tioncn an den Zuhörern'. Mchtmitgliedcr zahlen 1000 M. Raucht nicht im Theater. Laut Verordnung deZ Berliner Polizei- oräsidinmZ bat da? Theater.Alhambra' für ein paar Tage lein« Morien Ichlicfien müssen, weil-in Besucher im Vorraum d-S Theater» geraucht hatte. Bekanntlich ist da» Rauchen« Theatern: Kino» asw. untersagt.