Einzelbild herunterladen
 

JTr.179 4�. Jahrgang

Seilage öes vorwärts

Mittwoch. iS.ftwilmZ

Der Sarenzwmger.

ift wieder da!" So heißt es in Selleris prächtiger Fabel. raelche noch zu meiner Knabcnzeit in Schulbüchern stand und uns viel Dcrgnügen machte. Laren bekamen wir damals häusiger zu sehen, namenllich wenn sie in Gesellschaft von Kamelen, Affen und Stachelschweinen von braunen Slowaken durch Stadt und Land geführt wurden und zu den Klängen des Dudelfackes ihre burlesken Tanze aufführten. Das ist nun freilich schon sehr lange her, und seitdem sind solche Banden selten geworden. Wer heute lebende Bären sehen will, muß Zoologische Gärten besuchen, die ja leider auch schon auf den Aussterbeetat gefetzt sind. Der Berliner Zoo besitzt noch ein« recht hübsche Bärenkolonie, der während des Weltkrieges durch wohlangebrachte Schenkungen wiederholt nachgeholfen worden ist. Wir Alten erinnern uns noch lebhaft des einstigen Bärenzwingers im Südwesten des Gartens, der immerhin zweckmäßig angelegt war, aber auf die Dauer für die zunehmende Zahl der Insassen nicht mehr ausreichte und diese daher an den neuen stattlichen Bau am Ostende abgeben mußte, der, um- geben von schattigen Bäumen, mitist den vom Tiergarten nahenden Besuchern zuerst in die Augen fällt. Freilich, so manche Bärenart, die wir früher hier bewunderten, ist nicht mehr vorhanden, so der große schwarze Baribal aus Nordamerika , der unheimliche graue oder Grislybär, über den in Jndianergcfchichten so viel erzählt und auch geflunlcrt wird, und der zierliche chufeisenbär von den Malai- ischen Inseln. Dafür aber haben wir noch unseren biederen brounen Bären in einer Anzahl von meist recht gesunden und kräftigen Exemplaren. Da er im östlichen Europa und gar erst in Asien noch ziemlich stark verbreitet ist, auch die gute Eigenschaft besitzt, sich in der Gefangenschaft tapfer zu vermehren, brauchen wir nicht zu be- fürchten, daß unser Zoo ihn jemals ganz missen wird. Der derbe. schwerfällige Geselle mit dem braunen zottigen Pelz und dem ge- mütlich lölpischcn Wesen liegt gewöhnlich in träger Ruhe zusammen- gekauert, klettert aber auch oft aus dem künstlichen Baum umher und richtet sich bii'end aus die Hinterbein«, wenn Besucher, nament- lich Kinder ihm Futter anbieten und ihm das üblicheMach' schön!" zurufen. Früher war ein Stückchen Zucker seine Hauptpassion. wurde ihm ober bei der großen Zuckerknoppheit immer seltener zuteil, und er mußte sich mit Mohrrüben und, wenn es hoch kam. Brot b«. gnügen. Während diese braunen Bären nock, aus verhältnismäßiger Nähe stammen und in Menagerien und Zoologischen Gärten zu den häufigsten Erscheinungen gehören, mahnt uns an ferne Gegenden de? Kirgisenbär, von dem wir ein kräftiges Exemplar besitzen. In den weiten, von wilden Horden bewohnten Slcppen Dorderafiens ist er heimisch und beireist, daß diese doch nicht so sierorm sind, wie man gewöhnlich annimmt.(Sewissermaßen den Glanzpunkt, eben schon durch seine glänzend weiße Außenseite, bildet aber der Eisbär, der im mittleren Teil des Zwingers haust und auch den Passanten außerhalb des Gartens sichtbar wird.Der Eisbär lebt nur in Sibirien, " heißt es im Liede, dach ist dies nicht zutreffend, da er im arktischen Amerika viel häufiger vcrkommt als im nördlichen Asien . Es war für unseren Garten ein harter Schlag, als ihm bald nach Beginn des Weltkrieges der letzte Eisbär starb, und fast schien es, als sollte lcin Ersatz geschafft werden. Dock) da trat ein wackerer Gönner auf und schenkte uns ein neues Exemplar, die große Eis- bärin, die sich in ihrem schlanken Körperbau und ihrer stolzen Hol- tung wie die Königin des Zwingers ausnimmt, ch.

DasMädchen im Spiegel" vor Gericht. Großes Aufsehen erregte in Kunstkreile» seinerzeit die Beschlag- nahms des auf der juryfteicn Ausstellung ausgestellten Bildes des bekannten Düsseldorfer Kunstmaler? Otto Dix :Mädchen im Spiegel". Das Bild stellt eine vor einem Spiegel stehende und sich in dem- selben spiegelnde ältliche halbenttleidcte Kokotte dar. Auf eine An- zeige hin war das Bild, nachdem es mehrere Wochen unbeanstandet öffentlich ausgestellt worden war, als unzüchtig beschla-g- nahmt worden. Gegen den Waler ivar ein Strafverfahren auf Grund des 181 i Verbreitung unzüchtiger Schriften) erhoben wor- den. In dieser Sache stand gestern vor der Strafkammer des Land­gerichts I Termin zur Verhandlung an. Als Sachverständige waren eine Reihe bekannter Künstler, Kunstschriststeller und Kunsthändler geladen. Die Berhandlung stieß aber aus Schwierigkeiten. Di« Derteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Wolfgang Heine

(Ztachdruck verbeten. See Malik-Berlaz, Striin.) Drei Soldaten. SS] von Iohn dos Passos. Au» bnn ammlanilcden SJJcr.uitiipt Ubstfegt von Julian Sumpttj. Nach einer langen Zeit begann er an Göneoieve Rod zu denken. Er hatte eine lange Konversation mit ihr üb-r Musik, und in seiner Einbildung sagte sie zu ihm immer wieder, daß er die Königin ckon Saba fertigstellen müsse und dag sie das Stück Monsieur Gibier geben werde, der Verbindung mit einer Kouzcrtdirektion habe. Wie lange mußte es schon her sein. daß sie über so etwas gesprochen hatten. Großer Gott, werde ich mein ganzes Leben lang an diese Dinge denken müssen?Bringt dem Kerl das Salutieren bei," hatte der Offizier gesaot, und Handsome war an ihn heran- getreten und hatte ihn geschlagen. Werde ich mein ganzes Leben daran denken müssen? Wir haben die Uniform an ein paar Steine gebunden und über Bord geworfen." sagte Rosaline And stieß ihn an der Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das war ein guter Gedanke." Wollen Sie aufstehen? Es ist fast Effenszest. Wie haben Sie geschlafen?" Ja. aber ich habe nichts anzuziehen."" sagte Andrews lachend und fuhr mst einem nackten Arm durch die Luft. Warten Sie, ich werde irgend etwas von den Sachen des alten Mannes holen. Sagen Sie. haben alle Lkmerikaner so weiße Haut wie Sie? Schauen Sie!" Sie legte ihre braune Hand auf Andrews Arm, der ganz weiß dagegen stand. Das ist nur, weil ich blond bin," sagte Andrews.Es gibt doch auch blonde Franzosen, nicht? Rosaline rannte kichernd weg undckam nach einem Augen- blick mit ein paar Hosen und einem zerrisienen Flanellhemd, das nach Tabakspfeife roch, zurück. Das ist für jetzt gut genug." sagte sie.Es ist beute für April recht warm. Heute nacht werden wir Kleider� und Schuhe kaufen." Wo fahren Sie hin? Gott , ich weiß nicht. Wir fahren nach Hoore." Sie legte beide Hände an den Kopf und begann ihr wirres totes Haar m Ordnung zu bringen,

und Obuch-Düsseldorf, denn st anbeten den Gerichtshof als befangen, da drei Mitglieder der Strafkammer, darunter der Borsitzende Landgerichtsdirektor Toclk, an einem Beschluß mit- gewirkt hatten, der eine Beschwerde gegen den Entscheid tes Amts- gerichts, daß das Bild als imzüchtiz zu betrachten sei, zurückwies. Dadurch hätten bis drei Richter ihren Standpunkt derart festgelegt, daß li« nicht mehr als unbefangen betrachtet werden könnten. Zur Entscheidung dieses Einspruches wurde die Berhandlung mehrere Stunden ausgesetzt. Die drei abgelehnten Richter erklärten, daß sie sich zwar persönlich nicht für befangen hielten, wohl aber den Ein- Ipruch des Angeklagten als berechtigt zugeben müßten. Es war nunmehr nötig, eine neue Kammer zu bilden. Da das aber gestern nicht mehr möglich mär, wurde schließlich der Ter- min vertagt und die Verhandlung wird erst im Mm stattfinden. Das kommunistische Sitzungsprotokoll. wieder eivmol ein Rcinfall der Deulfchrialionalen. Politische Schwindeleien wurden dem 23!ährigen berufslosen Wilhelm Bergholz zur Last gelegt, der sich gestern vor der 7. Straf- kammar des Landgerichts I unter der Anklag« des Betruges zu ver- antworten hatte, wobei es sich schließlich ergab, daß es deutsch - nationale ehemalige Offiziere waren, die ahnungslos dem Schwindler glatt auf den Leim krochen. Bergholz ist ein 5)ochstapler, der in der Oeffenllichkeit durch seine Schwindelmanöver schon viel genannt worden ist. Nach der Revo- lution gelang es ihm, der im Gefängnis saß, sich die Freilassung aus dem Bremer Gefängnis zu erschwindeln, indem«r vorgab, daß er wichtige politische Enthüllungen machen könnte. Seine Ent­hüllungen bestanden in Aktenstücken in sogenannter Heinzelmännchenschrift, eine Geheimschrift eigener Er- findung und waren natürlich gefälscht. Im April 1922 trat er an die Deutschnational! Volks p.artei unter dem Namen von Witteck mit der Angabs heran, er gehöre her K o m m u n i st i- sch e n Partei an, wolle s i ch an dieser rächen und sei in der Lag«, geheimes Material über bevorstehende Aktionen zu liesern. Auch hierüber gab er Aktenstücke in seiner Heinzelmännchen- schrist. Im Auftrag« der Deutschnatianalen Volkspartei setzten sich Major a. D. Hederich und Major a. D. Schnorrenpeil mit ihm in Verbindung. Auch diesen übergab er ein umfangreiches Schriftstück, das das �pitzungsprotololl einer kommunistischen Geheimsitzung enthielt und mit 67 Unterschriften ver- sehen wor. Das Protokoll sollte«ine Sitzung des Ba- waffnungsansschusscs der kommunistischen Inter- nationale enthalten. Für dies« Schriftstücke erhielt der An- geklagte 12 000 Mk. Vor Gericht behauptete der Angeklagte, daß er nichr in gewinnsüchtiger Absicht vorgegangen sei. sondern daß er im Auftrags der Kommunistischen Parlei die Spitzeltätigkeit der Deutschnationolen Volkspartei habe eruieren mallen. Er gab aber zu, die Protokolle selbst angescriigt zu haben. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Burchardi beantragte ein Ialzr sechs Monate Gefängnis. R.-A. Dr. Halter hielt es nicht für widerlegt, daß der Angeklagte im Auf- trage der Kommunistischen Partei gehandelt habe, um die Spitzel- tätigkeit der Deutschnatianalen im tommunisti- scheu Lager zu entlarven. Daß der Angeklagte die 12 000 M. angenommen habe, sei nicht auf Betrugsabsicht zurückzu- führen, sondern«ine Folg« seine» Planes. Wenn er diesen durch- führen wollte, mußte er auch«ine Bezahlung für die umfangreichen Schreibarbeiten annehmen. Das Gericht kam zu einer Frei- sprechung, da der Gegenbeweis fehle, daß der An- geklagte nicht bei der KommunisNschsn Partei V« r b i udu n gen gehabt, habe. Das Schriftstück enthalte Einzelheiten, die erst am nächsten Tage in den Zeitungen gestanden hätten, so daß der Angeklagte irgendwelche Beziehungen gehabt haben müßte. Im übrigen habe der Angeklagte die 12 000 Li. nicht gefordert, sondern sie seien ihm freiwillig gegeben worden. EineGans" für hunderttausend Mark. Ein« außergewöhnlich hohe Straf« verhängte das Schöffen- gericht Berlin-Mitte gegen«ine Frau F. wegen Beleidigung einer F a h r k a r t e n b e r k äu f e r i n. Als eines Tages am Bahnhof Alexanderplay an einem Schalter großer Andrang herrschte, und doS Publikum sehr lange warten mußle, geriet Frau F. über die ihrer Meinung nach zu langsame Abfertigung in gewaltigen Zorn und machte der Fabrkartenverkäuferin Borhaltungen, die von dieser energisch zurückgewiesen wurden. In ihrer Erregung ließ sich Frau F. hinreißen, die Fahriartenverkäuierin dumme GanS" zu nennen. Sie wurde festgestellt und bekamzvom Staatsanwalt Anklage wegen öffentlicher Beaintenbeleidigung. R.-A. BolinSki sprach sein Erstaunen au» daß die Staatsanwaltschaft in der heutigen Zeit sich mit der- O, mein Haar," sagte sie.Dos ist dos Wasser, wissen Sie. Man kann in diesen Kähnen nicht anständig ausschauen. Sagen Sie mal. Amerikaner, warum bleiben Sie nicht eine Welle mit uns? Sie können dem asten Mann Helsen das Boot führen."? .Er fand plötzlich, daß ihre Augen mit zittenidem Eifer in die seinen gerichtet waren. Ich weiß nicht, was ich tun soll," sagte er sorglos.Ob es sicher ist, an Deck zu geben?" Sie wandte sich keck fort und ging die Leiter vor ihm hinauf. Ah, da ist der Kamerad!" rief der alte Mann, der sich mst aller Kraft gegen die Ruderpinne stemmte. Komm, hilf mir!" Der Kahn war der letzte v.on vier, die in dem silbrigen Fluß eine große, weite Kurve beschrieben. Andrews atmete den feuchten Geruch des Flusses ein und stemmte sich in die Pinne hinein und beantwortete des alten Mannes kurze Fragen. Er blieb bei der Pinne, als die übrigen hinunter in die Kabine zum Essen gingen. Die blassen Farben und das zischeride Geräusch des Wassers und die blaugrünen Ufer, die vorbeiglitten, beruhigten ihn fast wie ein tiefer Schlaf. Doch sie schienen nur ein Schleier zu sein, der andere Wirklichkeiten bedeckte, wo Männer endlos in Reihen aufmarschiert standen, mit Beinen, die man alle gleich lang gemacht hatte aus den Drillplötzen, die alle dieselbe Kleidung trugen und sich von der- selben Hierarchie polierter Offizierskvppel, polierter Gamaschen und Mützen mit steifen Schinnen mißhandeln lassen mußten, die in dem ungeheuren Bureau voller Jndexkartcn und Karto- thekkästen ein genau kontrolliertes Leben führten, ein Schleier vor einer Welt voll vom Trampeln marschierender Füße, in der kalte Stimmen immerzu sagten:Bringt den Kerls das Grüßen bei." Wie ein Bogel in einem Netz, so suchte Andrews sich von diesem Gedanken zu befreien. Dann dachte'er an den Tisch in seinem Zimmer in Paris , wo sein Nötenpapier aufgehäust lag. und er fühlte: es gibt nichts auf der Well, was den: gleichgestellt werden kann: arbeiten. Da stand er in die große Pinne hineingestemmt, sah auf hie blaugrünen Pappeln, die vorbeiglitten, fühlte den feuchten Geruch vom Fluß und dachte an nichts. Noch einer Weile kam der aste Mann aus der Kabine herauf mit rotem Gesicht und puffte Wolken von Rauch aus feiner, Pfeife. .Gut, junger Kerl, geh' runter und iß," jagte er.

arliaen Bagatellsachen befasse und öffentliche Anttage erhob. Da» Gericht kielt einen cncrgisebe» Schutz der Beamtin siir angebraivt und verhängte über die Angeklagte nicht weniger als 100 000 M. Geldstrafe.__ Vie Prozesse öes Herrn v. Kähne. Wie bereits kurz gemeldet, Hot der berüchtigte Schloßherr am Schivielonffee, Karl v.'K ä h n e, gegen eine ganze Reihe von Zeitungen Beleidigungepro zeffe angestrengt wegen der Erörterungen, die in der Presse an den Fall des Arbeiters N i c t e r t aus Glindow geknüpft wurden. Wie erinnerlich, wurde das Verfahren gegen Kähne damals angestellt, weil das Gericht auf Grund der Untersuchung zu der Ucberzeugung kam, daß er Nielert, den er beim Holzdiebstahl betrosscn hatte, in der Notwehr durch einen Schuß zu Boden gestreckl hatte.' Der erste dieler Bs- leidigungsprozesie fand jetzt vor dem Schöffengericht in Brandenburg gegen den Redakteur Sriing von derBranden­burger Zeitung" statt, Kähne war zur Verhandlung nicht selbst erschienen, sondern ließ sich durch seinen Rcchtsbeiständ Iustizrat Iolessohn-Potsdam vertreten. Dos Urteil gegen Seling lautete auf 3 0000 M. Geldstrafe wegen übler Nächrede und formaler Beleidigung. In der Urteilsbegründnng wurde betont, daß die ge- r chtliche Untersuchung festgestellt habe, Kähne hätte in der Notwehr gebändelt und alle gegenteiligen Behauptungen widersprächen der Wahrheit. Gegen Herrn v. Kähne schwebt bekanntlich noch immer ein Bcr- fahren wegen des Falles Laase, des Pächtersohnes, der im Petzow « Forst als Leiche aufaefunden worden wor. In dieser An- gelegenheit sind seitens der Potsdamer Staatsanwaltschaft noch weitere Ermittlungen angestellt und in der letzten Zeit mehrere neue Zeugen vernommen worden. Ob nach dem bisherigen Stand der Untersuchung das Hauptversahren gegen Kähne wegen Totschlags eröffnet wcrden wird, steht bisher noch nicht fest. NtietsvocschÄsse auf Setriebskoften. Bon den Mietern wird vielfach die Zahlung der gemäߧ Sa Absatz 1 der Berliner Bekanntmachung zum Reichsmietengesetz von den Bermielern geforderten Vorschüsse an s die am Ende jedes Vierteljahres umzulegenden Hausbetricbs- kosten abgelehnt. Verschiedentlick) sind bereits die ordentlichen Ge­richte'zur Entscheidung über diese Streiffrags angerufen worden. Nunmehr hat, wie dos städtische Zentralamt für Wohnungswesen mitteilt, der preußisthe M> n ich e r für Volkswohlf�hrt in Erlassen vom 8. und 19. März 1923 zu dieser Frage StjLung genommen. Er hat sich damit cinvcrstanden erklärt, daß in den von den Gemeinden auf Grund der Aussührungsanweisung zum Reichsmictengesetz erlassenen Verordnungen ein angemessener Prozentsatz der Grund miete, höchstens aber in Höhe von vier Fünfteln der vormonatlich entstan- denen Betriebskosten bestimmt wird, den der Vermieter als monatlichen Vorschuß auf die gemäß ä der Z'ustührungsanweisung zu§ 3 Abs. 1 Ziffer 2 und S 4 umzulegenden Betriebskosten oder Nebenleistungen verlangen darf. In gleicher Weise, hat er sich mit der Erhebung eines vierteliäbrlichen Vorschusses einverstanden erklärt, der ebenfalls höchstens vier Fünftel der im vergangenen Aierteljahr entstandenen Betriebskosten betragen darf. Der von dem Magistrat Berlin in seiner Bekanntmachung vom 30. Dezember 1922 zum Reichsmietengesetz festgesetzte Bor- schuß in Höhe der fünfzebnfachen Gr und miete und der in der Bekanntmachung vom 26. Februar 1923 festgesetzte Vor­schuß in Höhe der fünf, zigfachen Grundmiete erreichen kwi weitem nicht dir in den vorstehenden Erlassen genannte Höchstgrenze. Es ist selbstverständlich, daß der größte Teil der Vermieter nicht für ein Merteljahr die aus der Venvaltmig des Hauses entstehenden Kosten ohne Leistung von Vorschüssen seitens der Miotsr decken kann: andererseits liegt auch insofern für die Mieter einer, heblichesIntcressesürdieZahlungdcrVorschüsse vor, als der auf sie bei der am Dierteljahresende erfolgenden Um­lage der Betriebskosten entfallend« Anteil bereits in erheblichem Maße durch die Vorschußzahlungen gedeckt ist,

Stiefelputzers Pech. Eine 12köpfig« Gesellschaft van Einbrechern, Dieben und Betrügern wurde von der Kriminalpolizei unschädlich gemacht. An ihrer Spitze stand ein 2 2 Jahre alter Architekt" Rudolf Luzie. Die Bande verkehrte ständig im Westen Berlins in Hotels, Cafes und Lokalen, deren Stammgäste durchweg zu den Kokainschnupfern zählen. So er- fuhr Luzie, daß in einem Geschäft in der Kalkreuthstraße viel zu holen sei. Er brach dann, auch mit e'nem Max Werner und anderen Andrews loa flach auf dem Bauche auf Deck, das 5sinn fest in beide Hände gestützt. Der Kahn war zwischen anderen Kähnen am Ufer festgemacht. Neben ihm bellte ein kleiner, lzaariger Hund wütend.'Es war fast dunkel, unH durch den pcrligen Nebel, der aus dem Fluß aufstieg, schien rotes Licht aus den Gaststuben am Ufer. Ein Streifen Neumond zstterte in der Lust hinter dezi Pappeln. In oll den verzweifeln Ge- danken trat plötzlich die Erinnerung an den jungen Kameraden ihn an. Der hotte einen Fordwagen für fünshundcrt Frank gestohlen, war mit einem Mann, der einen Lebcnsmittelzug verkaust hatte, davongegangen und wollte italienische Filme schreiben. Kein Krieg konnte Leute wie diese unterkriegen. Andrews lächelte und schaute in dos schwarze Wasser. Seit- sam, der Junge war wahrscheinlich tot, und er, John Andrews, lebte und war frei. Und hier log er nun verdrießlich und wimmerte noch über altes Unrecht.Um Gottes willen» sei ein Mann," sagte er zu sich selbst. Er stand auf. In der Kabinentür spielte Rosaline mit dem Papagei. Gib mir einen Kuß. Coro" sagte sie mit schläfriger Stimme.Nur einen kleinen Kuß Nur einen kleinen Kuß für Rofaline. Arme, kleine Rosaline." Der Papagei, den Andrews in der Dämmerung kaum sehen konnte, lehnte sich an sie und flatterte mit den Flügeln. Rosalme erblickte Andrews. Oh. ich dachte, Sie wären gegangen mit dem Alten einen trinken!" rief sie. Nein, ick) bin hier geblieben." Lieben Sie dies Leben?" Rosoline setzte den Papagei wieder in seinen Käsig, wo er. von einer Seite auf die andere schwankte und protestierend schrie:..Das Bürgervolt an die'Laterne, Donnerwetter!" Oh, es muß ein wundervolles Leben sein. Dieser Kahn erscheint mir wie erö Himmel nach dem Armeeleben." Aber man bezahlt euch doch gut, euch Amerikaner." Sieben Frank den Tag." Das ist ja richtiger Luxus." Ja. um den ganzen Tag herumkommandiert zu werden!" Aber ihr habt gar keine Ausgaben. Es ist ein reiner Verdienst. Ihr Männer seid seltsam. Der Alte ist auch so. Es ist schön, hier so ganz allein, nicht wahr. Jean?" Andrews antwortete nicht. Er dachte daran, was Gckne» vieve Rod sagen wird, wenn sie erfährt/ daß er desertiert sei. (Fortsetzung folgt.)