mar Anspruch auf eine völlig gleichwertig« Stell« m« jeder andere Beamte, sondern nur auf eine möglichst gleich- artige! Nie vorher hat die katholische Kirche solch weitgehende Forderungen an die Schule zu stellen gewagt, wie sie jetzt durch den Kompromißantrag erfüllt werden sollen. Und für diese Kirchenschule geben Äemskratcn und die Deutschs Lolkspartei ihre bereitwillige chilfe! Sind wir in Deutschland durch Kriegs- und Nachkriegsnot schon so weit herunter, daß man eine solche Schule dem deutschen Volke zu bieten wagt? Ist die deutsche Volksschullehrerschaft schon s o weit in untertänige Abhängigkeit von der Kirche ge- kommen, daß sie diese Schule nicht einmütig mit Entrüstung ablehnt? Wie weit auch das Bürgertum versagen mag, die Sozialdemokratie wird wie gegen jede Reaktion, so auch gegen die Schulreaktion mit allen parlamentarischen Mitteln kämp- fcn, und sie wird durch Volksaufklärung dafür sorgen, daß die Massen der Arbeiterklasse dieser geistigen Versklavung nicht gleichgültig zusehen werden.
Unfall ües Henoffen Zrieörich Geper. Der Reich stazsabgeordnet« Genosse Friedrich Geyer ist gestern abend beim Verlassen des Reichstages das Opfer eines U n- glücksfalles geworden. Er wurde von einem Privatauto angefahren und erlitt dabei«ine chandverstauchung, Verletzung am Kopf und sine leicht« Gehirnerschütterung. Genosse Geyer ist in der Chart tc untergebracht. Di« Zlerzt« erklären, daß sein Vefinden zu Besorgnissen keine Leran» lassung gibt, haben ihm aber unbedingt« Ruhe für mindestens vierzehn Tage verordnet.
Die SeNZwerke geräumt. Mannheim , 1$. April.(Eigener Drahkbsrlcht.) Heule früh H8 Ahr haben die Franzosen die seU dem 31. März besetzt gehaltenen ZNannheimer Molorenwerke, vorm. Aller Venz, wieder ge räumt. Am S. April war bekanntlich eine inlerallkerte Siam- missio» hier, die festsieLle. daß es sich bei dem Vau der große« Dieselmotoren um keine U-Doek-Maschinen handelt. 3tnn haben dir Franzosen daraus die Sonfeauenz gezogen und sind abgerüiN. Dir Lrbeik in den Velnebe« wird morgen, vonnerslaz. wieder aufgenommen. Repressalien. Paris . 13. April. (EE.) Wegen des Anschlages so» Ron» Heide bei Aachen , durch den der Zuz. in dem sich der belgisch« Minister Dcoez« befand, gefährdet gewesen sein soll, beschloß die Rheinlandkommission auf Vorschlag de» belgischen Vertreters folgende Strafmaßnahmen: 1. Sofortig« Aueweisung der deutschen Essenbahner, die auf dem Bahnhof von R» n h e i d e wohnen. Z. Der belgisch« Vertreter in Aachen wird eine Verord- nung erlassen, in der jeder Verkehr zwischen Lachen und der Grenz« von 8 Uhr abends an oerboten wird. 3. Ein« neu« Ber- ordnung wird erlassen werden, durch die der Verkehr zwischen dem besetzten und dem nichtbesetzten Deusschland in außerordentlicher scharfer Weise' kontrolliert wird. Erwerbsloiendemonstratiml i« Essen . Essen, 13. 4.(Mkb) Gestern fand in Essen eine große Demonstration der Erwerbslosen statt. Räch einer Veriammlung, in der mehrere Ansprachen gehalten wurden, wurden Umzüge veranstaltet. Zu Zw'schen'ällen ist e« nicht gekommen.
Deutscköfterreich umer vormonüsthast. Men. 17. April. (WTV.) Cm Nationalrat sagt« Buntes. kanzlcr Seipel bei de? ersten Lesung der Borlage, betreffend die zeitweilig« Bestellung eines Beraters bei der Nationalbank: Führende Finanzmanner in London erkonnten unserem Finanz- minister gegenüber die Notwendigkeit der Bestellung eines Beraters als Voraussetzung eine? vollen Erfolge» unserer Anleihe um. Was die große Anleih« betrifft, so haben wir keinen Err-nd mehr, daran zu zweifeln, daß, wenn nicht ganz unvorh-r- gesehene Ereignisse in der Welt störend eingreifen, wir auch die große Aaslandsanleihe, die uns erst wirklich die Sanierung sichern wird, erhalten. Der Bundeskanzler nahm schließlich Stellung gegen den von den S o- zicldemokraten eingebrachten Antraa, wonach die unb-sugte Erteilung von Informationen an den Generalkommissar durch Private zur Veranlassung«ine, Eingriffs in die inneren Ver- hältnisse Oesterreichs als 5) o ch v» r r a t zu bestrafen sei, und be- mrrkc- dazu, die Annahme dieses Antrages könne« den Eindruck er» wecken, als ob man irgend etwas zu scheuen hätte und die über- nomm-ne Vrrvflichiung nicht genau erfüllen oder den Generalkom» missar in der Ausübung seiner Funktionen beschränken sollte. Abg. Bauer lSoz.) bekämpft« die Vorlage als ein« Aus- dehnung der ohnehin drückenden Anslandskontrolle. Der aus- ländische Fachmann würde nicht einfacher Berater, sondern der Herr übe? die Bank werden und damit die ganze Geldwähruno und Kreditpolitik Oester- r-ichs zum Schaden der österreichischen Volkswirtschaft und zum Vorteil des Auslandskapitals beherr'chen. Bei dem Antrag Bauer handele es sich darum, den Leuten das Handwerk zu legen, denen es nicht um die Information des Seneralkommissar, zu tun sei, sviidrrn darum, im eigenen Int-vess« ihn zu einer Ein- Mischung in die inneren Angelegenheiten zu veranlassen. Aus Völkerbundkreifen in Genf verlautet: Nach den vom Kontrollkomitee genehmigten Anleiheplan soll die Garantie der verschiedenrn Staaten für die von v'sterocich aufzunehmende Anleihe folaeichermaßen aufgeteilt«erden: 130 Millionen Goldkronen, näm- lieh jener Teil, aus dem gewisse im Jahre IllZZ ausgetiommetm Anleihen zurückgezahlt werden sollen, sind von den interessierten Staaten voll garantiert, die tibriasn SM Millionen Goldkronen zu je 80 Proz. von England, Frankreich , Italien und der Ifäecho- slomakei und Proz. von Belgien garantiert. � Fast 4 Proz. hat die Schweiz übernommen, uno der Rest wird sich fol- gendertnaßen verteilen: 5 Vroz. Soanirn, i'A Proz. Schweden , Iii Proz. Holland und IM Proz. Dänemerk. Da» gibt zusammen Sv� Proz. von 570 Mklianen, die durch«aronkie« gedeckt «erden. Da jedoch die ISO Milliow-n. von denen eingangs die Red« mar. voll garantiert sind, io erhöht sich, wenn man die ganze An- leihe von 650 Millionen in Betracht zieht, der Vrozenisatz der bereits erteilten und noch zu gesärtigendeit Garantien auf 9« Proz. Sollten dies« zwei letzten Prozent von keinem Staate übernommen«erden, s» wurde Oesterreich auch dieser letzten Quote leiner Anleihe nicht verlustig gehen, sondern ermächtigt sein, diesen kleinen Teil mfi der gleichen Sicherung durch das Tabak in onopol und die Zölle, wie die übrige Anleihe ohne Garantie fremder Staaten seivst<nss- zunehmen._ Berdkenker Lank. General l e R o n d wurde ln Kattowitz mit großem Pomp empfangen. Der Woywode hielt eine Ansprach«, die Korfanty ins Französisch« übersetzte. Er erinnerte besonders an die pÄnisch-sranzösische Waffenbrüderschaft. Fraueamililärpflicht ln Pole«! Die MHitärkommtssion i:i polnischen Sejm ? hat Anträge angenommen, wonach die Dienstzeit 1�/, Jahre beträgt und die Frauen von ZO bi« 40 Jahren zum militärischen H i l f S d»e u st verpflichtet sein soven,
verbrechen am vo!t. Der Alllchpretswahnstnn vom Skendpunkl der Verbraucher. Ja welchem Maße die ständige Milchverteuerung auf breite Be- vSlkerungskreise aufreizend und verärgernd wirkt, davon zeugt die folgend» Zuschrift, die uns aus Leserkreisen zugeht: Wieder ist am IS. der Milchpreis heraufgesetzt worden. Der Liter kostet nun SSV M. Seit Wochen verfolgt man mit steigendem Unmut den„Preisabbau", der hier in Szene geht. Vor Oster zahlte man 800 M,, das Ost-rfest brachte als Festgefchent an die Berliner Bevölkerung die Erhöhung auf 300 M., eine Woche später folgte 000 M,, und es gehört nicht viel Nechenkunst dazu, herauszubekommen, wann die oierstelligea Zahlen erledigt sein werden. Die Milchkarten werden dafür mit dreiviertel Liter statt mit einem ganzen Liter be- liefert— hier ist also tgtsächlich einmal ein„Abbau" zu verzeichnen. „Des Ernährungsamt gibt bekannt— und immer zahlreicher«er- den die Mütter, die mit schneidendem Weh zum kleineren Topfe greifen, weil Vater es nicht mehr erschwingen kann,— immer häus-ger steht man die alten, schwachen und kranken Weiblein beim Milchhändler trostlos ihre schmutzigen Papierioppen nachzählen, um dann mit gramvollem Gesicht und leerem Gefäß nach Hause zu trollen. Kann denn ein Mensch das noch mitansehen, ohne das ihm die Empörung am Hasse würgt? Ist dos Ernährungsmnt nur eine Registriermafchine, die„bekanntgibt"? Ist da niemand, der auch nur einmal auf den Gedanken kommt: Wir dürfen den Aermsten unter den Gemarterten nicht den Strick kaltblütig enger und enger um den Hals ziehen, weil sie sich nicht«ehren? Wir dürfen dem aufwachsen- den Geschlecht nicht die notwendigste Nahrung entziehen, dessen Kraft dos Vaterland so bitter, bitter nötig braucht? Wir dürfen Deutschlands Kinder nicht im Mutterleib« ver- hungern lassen? E» muß etwas geschehen! Ist da niemand, der die Faust auf den Tisch leat, wo es um die Gesundheit und die Zukunft des Ganzen geht? Wer die Preis« hoch treibt, das zu untersuchen muß sich doch wenigstens in diesem Falle ein ehrlicher Fachmann finden, der das Herz und den Mut hat, die Katze «in« Katze und den Wucherer einen Wucherer zu nennen. Wer macht sich am Marke des Volkes fett? Wir Städter glauben dem Bauern, daß auch seine Betriebskosten größer geworden sind, daß auch sein« Einnahmen steigen mußten, wenn er bestehen wollte— das wissen wir von uns selbst. Aber wir sehen auch mit unseren sehenden Augen, daß nirgends der Reichtum so zusammen- strömt in diesen letzten furchtbaren Iahren der Rot und der Ent- behrung, wie in der Hand de« Bauern. Der Bauer soll gut leben, warum nicht, er hat's ja dafür im Stall, in der Scheune, in der Räucherkammer, er hat's sich erarbeitet. Aber hat es einen Sinn, wenn der Tisch des Bauern zum Osterfest zusammenbricht unter fünf, sechs Arten Kuchen, während die Mutter in der Stadt ihr Kind nicht satt kriegen kann? Man hört im Reichstag doch von Zeit zu Zeit, daß die Landwirtschast nicht mehr existieren kann. Sie scheint sich doch mühsam über Wasser zu halten, die arme Land- Wirtschaft. Das wäre alles so furchtbar lächerlich, wenn es nicht so entsetz- lich ernst wäre.— Oder sollte gar der Milchpreis so fortgesetzt klettern, weil das Ernährungsamt seiner zu eigener Unterhaltung bedars? Irgendwo muß doch das Geld bleiben, wenn in vierzehn Tagen der Liter— der Liter! das sst eine klein« Schüssel voll— um 160 M. steigt. Wer belehrt die dummen Derbraucher, die eben von solchen Dingen keine Ahnung hoben.— Oder wollen sich die Ver- braucher nicht einmal irgendwo selbst zusammenfinden? Drei machen ein Kollegium— sagt der Loteiner. Vielleicht, daß man zu dem Entschlüsse käme, einmal deutsch zu reden. Wer macht mit? Die«Sluthunöe!Umickei,Ko?fs'. Äerhaskung einer Rövberbande. K» �Vereinigung der Bluthund« Reinicken» dorss" nannte sich eine 21 töpfige Verbrecherbande, die jetzt von der Reinickendorfer Kriminaipolizei gesprengt und zur Hälft« dinier Schloß und Riegel gebracht wurde. In der Gegend von Relnickendorf, Frohnau usw. wurden seit längerer Zeit zahllose Ein- drüche und Diebstähl« verübt. Don den Slraßcnbahnw.asten wurden die Kronen herumergeholt, von den Gullys die Deckel gestohlen usw. Nach langen Beobachtungen gelang es endlich der Reinickendorfer Kriminalpolizei, das Haupt einer Bande zu fassen, die diese Verbrechen planmäßig betrieb. Ein junger Mann namens Wilk wurde nach einem Einbruch bei einer Althändlerin, die den Dieben ihr« Beute abzukauJen pflegte, ertappt. Die„Lieferanten" begnügten sich aber nicht damit, ihr« Beute zu verkaufen, sondern stahlen sie der Käuferin wieder. Es zeigte sich, daß Witt eine Band« von 2! Mann an der Hand hatte, die in den Lokalen Ret» nickendorfs und am Wcdding sich zu versammeln pflegt-, um Pläne zu schmieden und mit ihren Mädchen den Erlös der Beute zu ver- jubeln. Di« Gesellschaft nannte sich„Bereinigung der Blut- Hunde Reinickendorfs". Ihre Mitglieder hatten sich durch Handschlag streng verpflichtet, für einander einzutreten. Sollte dieser oder jener festgenommen werden, so mußten die andern sammeln, um dem Derhssteten ein« besser« Verpflegung im Unt-rsuchungsgofängn!? zu verschaffen und eine gut« Verteidigung zu ermöglichen. Luch die „Freundinnen" wirkten zum Teil bei den Einbrüchen und Diebstählen aktiv mit. Für jede Verhaftung hatte die Sande den Deantten Rache geschworen. Beim nächsten Zusammenstoß sollte es auf Leben u n d T o d gehen. Luch an«nvaigen Verrätern sollt« schärfste Rache genommen werden. Nach der Festnahme des Häuptlings gelang es bisher, auch 11 Mitglieder zu ermitteln und hinter Schloß und Riegel zu bringen. Di« anderen sind noch nicht ermittelt. Mitteilungen, auch sie unschädlich zu machen, nimmt die Kriminal- polizei des Polizeiamts Reinickendorf entgegen. Sie«erden ver- traulich behandelt._ Tranerfeier für die Opfer des Fluganglsicks. Di« drei Opfer des Flugzeugabsturzes werden am Freitag be- stattet. Vorher veranstaltet der Magistrat um 1 Uhr im Rat- haus eine gemeinsame Trauerfeier, bei der Ober- luiroermelster Doeß und Viirgermeister Schneider(Berlin- Mitte) sprechen werden. Dann folgt die Uebersührung des Stadt. verordneien Genossen Dötzer und des Oberinspektors v. M e s z y n s k i nach dem Kvemaiarium in der Gerichtstraße, und des Verwaltungsdirektors Vogel nach dem Thomas-Friedhof. Dort finden besondere Feiern statt, an die sich die Bestattung an- schließt. Im Krematorium werden an Dötzers Sarg die Stadtver- ordneten Genosse Ret mann und Genosse Kreuziger sprechen. (Eintritt zum Stadthaus nur gegen Karten.) Die sozialdemokratische Stadtverordneten- f r a k t i o n ehrte in ihre: gestrigen Sitzung das Andenken unseres so jäh aus dein Leben geschiedenen Genossen Dötzer durch«ine Trauerkundgebtma. Der Fraltionsvorsitzende, Genosse Heimann, widmete dem Verstorbenen einen liesempfundenen Nachruf. Der Reichspräsident Ebert hat in einem Schreiben an Oberbürgermeister B o e ß sein Beileid ausgesprochen.
Zwei Kärrner und eine Braut. Ein Hausdiener®t unerhielt«in Verhölmiz mit einem Räd. chen, das ihm untreu wurde und jetzt seine Neigung einem Haus. dirner Sprenger schenkte Dieser bedachte die Geliebte mit allerlei Geschenk«, die«r seiner Firma gestohlen hatte. Aber auch das neu« Verhältnis zerschlug sich und das Mädchen kehrt» zu seinem alten Verhältnis zurück. Jetzt schrieb Sprenger an M. E r p r e s s u n g s b r i e s e. die er mit dem Namen eine? Kriminalkommissars unterzeichne!« und in dem er auch ein bestimmtes Zimmrr im Polizeipräsidium angab. Ale M. dort hinging, stieß er auf den Flu? auf einen Mann und tru' ihm seine Angelegenheit vor. Dieser, ein gewisser Dombrowski, berichtigte ihm. daß die Briese gefälscht seien und gab ihm auf, bis zu einer bestimmten Zeit sich mit Sprenger zu«inigen. Unterdessen
kielte Dombrowski, d«r sich bei ihm nach allem erkundigt haste, den Kriminalbeamten, begab sich in die Wohnung des Mädchen», „beschlagnahmte", die diesem geschenkten Sachen und verkaufte sie für 12 000 M. Das Ende der verzwickten Geschichte war, daß Sprenger und Dombrowski festgenommen wurden.
?m funfien �ohr öer Republte! Nach der Revolution bot die Deutsch « Reichspoft flfl viel länger als die meisten anderen Behörden dem deutschen Volk d<u beschämende Schauspiel, daß durch Beibehaltung von alten Stempeln. Enularen, Plakaten und Hausinschrrften aus der monarchistischen immer wieder ihre Kaiserliche" Vergangenheit be- et wurde, wie wenn die verantwortlichen unteren und oberen Beamten die deutsch « Republik zum Gespött machen wollten. Der„Vorwärts" Hot oft genug aus dem Bereich der Post- Verwaltung öder schlimme Streiche dieser Art berichten müssen, aber zu dem Tollsten gehört«in Vorkommnis, des noch im April 1923 in Mecklenburg , dem Paradies ber Anti-Repuslikaner, beob- achtet worden sein soll. Ein« vor etlichen Tagen aus Hamburg n* uns gelangte Zuschrift meldet, daß auf dem Bahnhos der vormals „Großherzoglich" Mecklenburgischen Sommerresidenz L udeqß g s- Inst am 5. April 1923 um 5512 Uhr vormittags beim Einlaufen des Berlin -Hantburger D-Zuges 4 ein einspänniger gelber Postwagen stand, der durch«ine deutlich lesbare Inschrift noch für die ,.Ä ä i- s e r l i ch e" Post demonstriert«. Die Wirkung zeigt« sich in den Bemerckungen von Reisenden, die bei dem Anblick ihre Witzchen machten und erkennen ließen, daß sie zu den Gegner n der Re- publik gehörten. Wenn in Stempeln und Formularen die Rcichspoit lang? genug sich noch als„Kaiserlich" präsentiert-, so konnte man sich versucht fühlen, das aus Nachlässigkeit irgendeines Beamten zu es- klären. Aber die Inschrift eines Postwagens kann doch, möchte man. annehmen, nicht bis in den April 1923 übersehen worden sein! Wir würben die uns zugegangen« Nachricht nicht für glaubhaft holten, wenn derartiges nicht nach allem, was wir in den letzten vier Jahren gesehen haben, der Deutschen Reichspost leider znzu- trauen wäre
Die feuerspeiende EberSftrastc. � Gestern abend gegen 10 Uhr erschollen in der Edersftroße in Schöneberg plötzlich zwei stark« Detonationen, aus der Mitte des Straßenpflasters schlug«ine mehrere Meter hohe Stichflamm« empor, und mit großer Gewalt wurden die Pflasterstein« in die Höh« geschleudert. In weiter Umgebung .zersprangen zahlreiche Fensterscheiben. Menschen wurden nicht ver- letzt. Als Ursache der Explosion wird Kurzschluß der Starkstromleitung, die unter den Sttaßen läuft, und durch den «in Teil der Gasleitung in Brand geriet, angegeben. Di« Unfallstelle wurde nach Abstellung des elekinschen Stromes, wodurch derselbe für weit« Kreise im Westen ausgeschaltet wurde, der„Schupo" zur Verhinderung von Unfällen übergeben. Gleichzeitig wurden die Gas. und Elektrizitätswerk« benachndstiot. die Arbeiter und Ingenieur««ntsandben, die stundenlang an de- Unfallstell« zu tun hatten._
Ist das«ötig? Der Arbeiter JehanneS L. war seit dem 18. Mai ISLZ bei!ci Schuhputz-Gesellichaft Brann u. Baschali, Blumenstr. 94, beschäitiai. Seinen Stand als Schuhputzer hatte er am»nhaller Bahnhof inne. Um diesen Beruf ausüben ,u können, bedurfte L-eineS polizeilichen Erlaubnisscheines. Die Firma forderte für ihren Arbeiter einen Erlaubnisschein beim Bezirk Hallesches Tor an. wurde aber abschlägig beichieden. da L. vorbestraft sei. Bevor diese Entscheidung bei der Firma eintraf, hatte L. teinen Stand gewechselt und arbeitete nun am Alexanderplatz . Hier lehnte d er B e z ir k M t tte gleichfalls die Ausstellung des Erlaubnisscheines ab. Das Verhalten der beiden Bezirke ist unverständlich, denn eine gerichtliche Strafe soll doch eine Sühne für ein Bergehen sein und nach der Berbüßnng der Socke ist die An»ele»enb?it iiir die B-bör�» erledigt. Das Auio im Lundwehrt avh... Wir teilten kürzlich mit, daß am Sonntag früh«in Auto im Wasser des Landwehrkanals stehend om Görlitzer Ufer vergefunden wurde. Dazu erfahren wir, daß die Limousine einem Fabrikbesitzer B. in der Ritterstraße in der Nacht' zum Sonntag aus der Garage gestohlen wurde. Anscheinend konnten die Dieb« den Wagen nicht regieren und fuhren in den Kanal, wobei sie sich selbst aber durch Abspringen in Sicherheit brachten. Eine Kinderlesehallc in Neukölln. Dl« Bolkebiicherei?!eukLfln eröffnet am 16. April in der Nogatstraße 11/12 eine Kinder- lesehalle. Die Lesehalle ist für Kinder von 8 bis 14 Jahren zu- bänglich, sie wird vorläufig dreimal in der Docke, Montags, Mitt- wock« und Freitag» von l'f3 bis Ve6 Uhr geöffnet fein. Ueber Ben und Werden der Welt spricht am Freitag, den 20., aiendS 7'/. Uhr. Astronom Genosse Bürgel in der Turtihalle, Pistoriu»- sttatze 23, m Weitzeitsee. Der dranffen* Fritz Obitz. Berlin , Bankftr. 80. bittet unk, dariutj ausmerlsam»u machen, datz er mit dem in unserer Nachricht„ilutomobil- schlichter� kürzlich genannten Ebauffeur Ftitz Opitz nicht identisch ist.
Ter Ztzrauenmord im Erzgebirge . Der Movdprozeß gegen den früheren Husarenleutnemt K ö h: wird noch weUer die Gericht« beschäftigen. Gegen das Urteil, durch das Köhn wegen Totschlages unter Annahme mildernder Umstände und Unterschlagung zu 6A Iahren Gefängnis verurteilt worden ist, haben, wie bereits berichtet wurde. Staatsanwalt und Berteidizer Revision«ingelegt. Di« Staatsanwaltschaft macht geltend, daß das Urteil zur Annahme von Mord hätte gelangen iniissen, während die Verteidigung mit der Revision des Prozesses die Frei- sprechung des Angeklagten onsttedt. Es sst anzunehmen, daß das Reichsgericht bereits im Juni über die Revision entscheiden will. falls, wie man in Iuristenkressen mit Bestimmtheit annimmt, «ine neu« Verhandlung angeordnet werden sollt«, dürft« diese aller- dings erst noch den Gerichtsferien stattfinden. Arbeitsverweigerung im h>rari«et»burger Zcchthcuo. Wie erst jetzt bekannt wird, haben seit Donnerstag voriger Woche die Infaffea des Brandenburger Zuchtihauses wegen zu schlechter Kokt jede Arbeit verweigert. Im Laus« des gestrigen Tages ist die Arbeit wieder aufgenommen-rorden, nachdem der Präsident des Strafvollzugsamts beim Justizministerium sich persönlich von den Bor- aängen im Zuchthaus überftihrt und mit den Insassen ver- handelt hatte. Es ist ihnen bessere Kost versprachen worden. Der Vulkan Tangaragaa l Ecuador ) ist wieder in Tätigkeit ge- treten. Hohe Flammen schlagest aus dem Krater hervor und weißglühende Stein« fallen in die Stadt R i o b a m b a und Um- gebung. Di« Stadt ist von einer Schicht Asche und San' Gedeckt. netter für morgen. Berlin und Nm�egen». Trocken und vielfach Seiler, nacht« sebr Iß HI, am Tage ziemlich rasch« Erwärmung bei schwachen, veränderlichen Winden.
Groß-öerliner partelnachnchten. ,€»j. MSoverchar f renzlan« Sie.* Sie Sanzesirudee betsiliaen r*i oeB- i an der Emittcherimaaleieelichlett tllr den verunglücktem Genossen Kar! ÄSzee. und gelt wird MI„Vorwärts' gelanntgegeben. Neei« Aeledrichihaln. Setiie adend 7 Uhr. In den Souieniussälen, HHnr.iUf siratze 67, grotze Mitiitiedeeversamniliinz. Soflesotbntmg: Vortrog des Se- nosien Sijtzn. t. Sie Ausgaben und dt, gegenwärtige Rot der Srcitlentofscii. 2. B'.iktiiston.