träges dieser Anleihe sofort bar an Frankreich abzuführen und für uns nur zurückzubehalten, was zur Verzinsung der Anleihe für die nächsten Jahre und für die Regelung unserer Finanzen not- wendig ist. Denn jedes Angebot ist nutzlos, das nicht durch eine opferreiche Asnderung unserer Finanzpolitik eine Garantie bietet. Versprechen von der Bereitwilligkeit der leistungsfähigen Kreise haben wir genug erhalten: wir sind mit Versprechen gemästet. Wir wollen Taten sehn. Was die wirtschaftlich Starken freiwillig für die Herstellung unserer Finanzen tun, das haben wir eben erst bei dem Ergebnis der Dollaranlsihe erlebt.(Lebhafte Zustimmung links.) Hier kann nur ein festes gesetzliches Zugreifen in Frage kommen. Reparationen ohne eine staakliche Hypothek auf den Besitz, ohne Erfassung der Sachwerte, ist und bleibt eine Unmöglichkeit. Die englische Steuerpolitik, die hier lobend erwähnt wurde, könnte zum mindesten insofern vorbildlich für uns sein, als in England eine Stsuermoral bei den Besitzenden herrscht, die man bei uns vergeb- lich sucht.(Sehr richtig! links.) Zwar hat Herr Hoetzsch davon gesprochen, daß unsere Finanzen nicht geheilt werden könnten infolge . der konfiskatorischen Steuerpolitik. Von„konfiskatorischer Steuer- Politik" in einem Moment zu sprechen, wo der größte Teil der Aus- gaben des Reiches von Herrn Havenstein und der Reichsbant be- stritten wird, und der überwiegende Teil der Steuern durch die Ar- b-iter, Angestellten und Beamten getragen wird, geht doch wohl nicht an. Opfer des Besitzes, und nicht nur Versprechungen, das und nichts anderes, hat auch der sächsische Ministerpräsident Dr. Zeigner gemeint in seinem stark angefochtenen Satze im säch- fischen Landtage. Und wenn Herr Hoetzsch Sachsen vorgestern als „Sowjet-Sachfen" bezeichnete, so wird er verstehen, daß man in einem solchen„Sowjetstaate" etwas deutlicher spricht als in dem so gut bürgerlichen Deutschen Reiche.(Zustimmung und Heiterkeit links.) Auch den Sicherheitswünschen Frankreichs haben wir in unserem Angebot Rechnung zu tragen. Frankreichs Furcht bedeutet doch gleichzeitig eine Anerkennung der deutschen Lebensfähigkeit und Lebenskraft. Was wir tun können, sollten wir dazu beitragen, Frankreich das Gefühl der Sicherheit geben zu helfen. Dabei erklären wir jedoch mit allem Nachdruck: Wir sind ebensowenig wie eine andere Partei des Reiches dafür zu haben, daß auch nur ein Fuß breit rheinischen oder westfälischen Bodens an Frankreich abgetrelen oder in der Form einer Jnlernalionalifierung von Deutschland getrennt wird. (Sehr richtig!) Derartige Sicherheiten gewähren wir nicht. Dagegen sind wir be- reit, den G o t t e s f r i e d e n s p a k t auf eine größere Zeit auszu- dehnen und auf eine Kriegführung gegen die O st m ä ch t e zur Verbesserung unserer Ostgrenze zu verzichten. Wir sind bereit, ge- mäß dem Friedensvertrag Rheinland und Westfalen zu entmili- tarisieren. Die beste Sicherheit für Frankreich würde es allerdings sein, wenn Frankreich eine Politik triebe, di« der deutschen Demo- kratie und der deutschen Republik zugute käme(Lebhafte Zustim- mung), und nicht die nationalistischen und revanchelüsternen Ele- mente bei uns stärkt«. Niemand als wir kann den Wunsch nach einer endlichen Verständigung mit Frankreich brennender empfinden, weil wir in der deutlch-französischen Verständigung den Schlüssel für die Erhaltung des Friedens in Europa erblicken.(Sehr richtig!) Denen, die unser Deutschtum in Zweifel ziehen, erwidern wir: Deutsch sein heißt nicht, sich in die Reihen der Deutschnationalen Volkspartei stellen. Deutsch sein heißt, nach bestem Wissen den Interessen seiner Nolksgenosien dienen. Unser Deutschtum hat nichts Exklusives und nichts Aggressives. Wir fühlen uns als das Glied einer großen Völkergemeinschaft, und insofern sind wir— und sagen es mit Stolz— international.(Sehr gut!) Gerade von unserem Stand- punkt aus können wir verlangen, daß der deutsch -franzöfi» schen Verständigung aktiv durch einen positiven Schritt der deutschen Regierung gedient wird. Freilich mit klaren Worten und in deutlichen Reden! Denn aus dem Wege eines positiven Angebotes könnte das Kabinett Cuno sehr viel zur Bereinigung des Ruhrkonfliktes und zur Verständigung tun. Dabei erinnere ich an die Resolution der Bergarbeiter, m der ein Satz lautet:„Um den jahrelang gequälten Völkern Europas den Frieden wiederzugeben, erachtet es die Konferenz der Bergarbeiter für eine heilige Pflicht der Regierungen, keine Ge- lcgenheit zur Anbahnung einer friedlichen Verständigung ungenutzt vorübergehen zu lassen. Sie glaubt, daß die Welt und die Ge- schichte der Regierung, die als erste diesen Weg sucht und beschreitet, diese Tat nicht als ein Eingeständnis der Schwäche, sondern als ein Zeugnis unserer inneren Stärke und tiefer Einsicht deuten werde."(Lebhafter Beifall bei den Soz.) Abg. Dr. Lauscher(Z.): Seit der Rede des Außenministers hat sich di« Situation verschärft durch die Ausweisung des Reichskommisiars Fürst hatzfeldt. Die französische Nationalistenpresse hat das französische Volt syste- matisch über die Stimmung der Rheinländer getäuscht. Mit einem
Das Lieö vom Sterben. Konzert um schau von Kurt Singer . ES gibt einen Gustav Mahler , der ein Revolutionär Ivar, der in kühnem Ansturm Formen zerbrach und»eiibildete, der sinfonischen Idee eine Gasse baule, der Musik neuen, großartigen, ungebärdigen Ausdruck verlieh und das Leben in allen, Jubel, in aller Natur- anbetung, aller Schlichtheit und Kompliziertheit fubjekliv in Klänge einsing. TaS ist Mahler . als er die 1. bis 3. Sinfonie, als er das .Lied von der Erde ", die Lieder eines fahrenden Gesellen kompo- nierte. Mag sein, daß er hier schon eidgebunden, zeitlich ist; der Nachhall bleibt zweifellos erhaben; bellseherisch wird Land jenseits der fichtbaren Welt entdeckt, und einem neuen, mitreißenden, in aller Bunrheit und Zerrissenheit das Herz eines deutschen Juden offenbarenden musikalischen Gehalt wird die paffende, auf- klärende, gleichgestimmte Gestaltung zuteil. Und es gibt einen Mahler. der von seiner eigenen Musik, nicht mehr von den Tiefen der Allwelt ausgeht, der den Spiegel, in dem sich Leben und UnWirklichkeit nur reflektierten, schon für das Leben selber ansah; der sein eigen Lied kopierte und versuchte, bloßes Material zur Sinfonie schon für Inhalt auszugeben, der den Ausdruck vielge- staltig machte, ohne daß der Einfall und das WaS der Musik diesem techntichen Wie entsprach. Das ist Mahler , der di« 9. Sinfonie schrieb, ein Lied des Sterbens in doppeltem Sinne. Ein Abschiedshauch liegt darüber, ein letztes Sichquälen mit dem Ernst, ein Iurruhebetten, ein Winken mit erlahmender Hand und großen sehnsüchtigen Augen; ein Verzicht auf Humor und Jrdischk-it und Freude. Die große pessimistische Gebärde überall. Man wird ihrer müde, da die innere, musikalische Anteilnahme fehlt, da das stofflich Hingebaute bald dem Zerfall naht und, schon innerlich gebrochen, durch künstliches Dehnen, Verarbeiten. Modifizieren immer noch einen brüchigen Pfeiler mehr erhält. Dieses Werk ist nicht im Sinne Mahlers vollendet, auch nicht in der Dichtigkeit und Massivität der Technik, im nichtssagenden Häufen der alltäglichen Floskeln, in der dünnen Redseligkeit seines heiteren, in der erdhaften Breite sterbenden Gesangs.' Das letzte Bekenntnis eines Meisters: das Lied seines eigenen schöpferischen Todes. Es liegt in dieter Vollendung eines innerlich unvollendeten Werks, daß der beste Wille und reiferes Nachfühlen uns nicht zu ihm hinfühien können. Werner W o l ff, der Wisfen. Können und Herz für diese 9. Unglücksiinfonie aufbringt, ja, der seinVtuckner-Empfinden für ein Surrogat schöpferischer Großtat warm einsetzt, bieten höchst vornehmen Dirigenten Wolff trifft keine andere Schuld als die der Auswahl: dem Lied des Sterbens, von einem gesungen, deffen Melodie verklungen war. kann Auferstehung nicht mehr werden. So war es auch mit den R e i s en a u e r- Variationen, die uns Weingarlner bescherte. Die Gclegenheiisarvkit eines herrlichen Spielers, vom Dirigenten für Orchester mit Orgel ge- setzt. Dos Tbema ist trotz seiner Gefälligkeir schon im Urkeim banal; aber mit halbstündigem Erstaunen vernimmt man, daß es
präzisen deutschen Angebot etwa in Höhe des englischen Vorschlags wäre ich an sich einverstanden. Unsere Regierung hat die Pflicht, im Rahmen des Erfüllbaren ihre Vorschläge zu machen. Wir wollen jedenfalls die Verständigung, wir wollen über die Volks- gemeinfchaft hinaus zur Völkergemeinschaft kommen. (Beifall im Zentrum.) Staatssekretär v. Malhahn gibt darauf eine kurze Erklärung über die Ausweisung des Reichskommisiars für die besetzten Ge- biete ab. Abg. Dr. Helffcrich(Dnat. Vp.): Die jetzt im Ruhrgebiet ge- machte Entdeckung, daß ein waffenloses deutsches Volk n i ch t wehrlos ist, hat Frankreich und die Welt überrascht. Das ist das große Aktivum unseres passiven Widerstandes. Das ist die große Wendung, die durch nichts in der Welt mehr umgebogen werden darf.(Beifall rechts.) Auch wir wollen Aktivität, aber nicht Nervosität. Wir erwarten von der Reichsbant, daß sie jetzt mit ihrem Gold der neuen Steigerung des Dollarkurses ent- gegenwirkt. Dieses Gold ist jetzt unser Puloer im Kampfe und mit dem Pulver darf man nicht sparen.(Beifall.) Abg. Ledebour (U. Soz.): In Frankreich mehren sich die Stim- men, die das Ruhrabenteuer verurteilen. In Dr. Vreitschctds Rede fehlte die revolutionäre Energie. Er proklamierte den Burgfrieden mit den bürgerlichen Parteien, wir verlangen von den proletari- schen Parteien größere revolutionäre Aktivität. Abg. Maldenhauer(D. Vp.): Frankreich will im Rheinland feine militärisch-polittschen Ziele durchführen, darum lehnt es alle unsere wirtschaftlichen Vorschläge ab. Ein direktes Angebot an Frankreich wäre jetzt verhängnisvoll. Nur auf freiem deutschen Boden ist Wiederaufbau möglich.(Beifall.) Abg. Frölich(Komm.): Die neuen Vorgänge an der Börse zeigen die wahre Lage; die Reichsbank hat bereits versagt. Unter der kapitalistischen Herrschaft können wir aus dem internationalen Wirrwarr nicht herauskommen. Die zweite Internationale hat voll, ständig versagt. Ihr Programm zur Ruhraktion bedeutet einen durchaus kapitalistischcn Löjungsverfuch. Die Masisn werden be- trogen, weil man nicht wogt, sie gegen die französische Raubgier mobil zu machen. Damit schließt die allgemeine Aussprache. Das Gehalt des Ministers und die übrigen Teile des Etats werden gegen die äußerste Linke bewilligt. Um 714 Uhr vertagt sich das Haus auf Donnerstag 2 Uhr: Etat des Reichswirtschaftsministeriums.
Die thüringischen Nationalsozialisten. Mitteilungen des Innenministers in der Landtagsdebatte. Weimar , 18. April. (Eigener Drahtbericht.) Auf eine Anfrage des Abgeordneten M a ck e l d a y(Landbund) wurde in der heutigen Lormittagssitzung des Thüringischen Landtages vom thüringischen Minister des Innern, Hermann, folgende Antwort erteilt: Das in Weida , Meiningen , Hildburghausen , Ilmenau und Arnstadt gefaßte Material der Nationalsozia- listijchen Deutschen Arbeiterpartei bzw. Deutschen Freiheitspartci bzw. Heimatbund hat derartig schwerwiegende Aufklärungen oer- schafft, daß sich die Staatsanwaltschaft genötigt gesehtn hat, das ge- fmrte Material unter dem 31. März 1923 dem Herrn Oberreichs- anwalt beim Reichsgericht in Leipzig vorzulegen. Da aus dem gefaßten Material hervorgeht, daß die durch das Material belasteten Organisationen und Personen sich des Hochverrats, der Ge- heimbündelei, der Organisierung bewaffneter mili- tärischsr Verbände und schwerer Berstöße gegen den§ 7 des Gesetzes zum Schutze der Republik schuldig gemacht hoben. Dieses Material, wie auch das durch das preußische Ministerium des Innern erfaßte Material m Preußen ergibt ein klares Bild über folgende Tatsache: 1. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei hat versucht, in Thüringen Hundertschaften militärischer Natur zu organisieren. 2. Die Deutschoöltische Freiheitspartei ist in Thüringen nur ge- gründet, um die in Thüringen verbotene Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterparte! zu ersetzen rcsp. zu mi�rstützen. 3. Wie die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei mit ihren Hundertschaften, so hat die Freiheitspartei ihrerseits versucht, in Tbüringen Kampforganisationen zu bilden. Diese Kompforganisationen führen offiziell den Namen Turner- s ch a s t e n und haben ausgesprochen militärischen Charakter. Sowohl die Hunderlschafttn der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei wie auch die„Turnerschaften " der Deutschen Frei- heitspartei sollen im Schießen ausgebildet werden. 4. Das vom Polizeipräsidium Berlin, Abteilung Is, aufgedeckte und dem Oberreichscmwalt vorgelegte Material gibt Aufschluß dar- über, daß am 17. März in Potsdam in einer Geheimkonferenz Roßbach die Absicht zum Ausdruck brachte, den Bürgerkrieg für Ends März, Ansang April in die Wege zu leiten. Bis zum 28. März 1823 sollten alle Kampforganisationen der Deutschoölkischen
möglich ist, das Triviale noch zu überirivialisieren. Gehen wir über diese totgeborene Paraphrase zu Shakespeares„Biel Lärm um nichts" hinweg: sie wurde in Berlin zum ersten und zum letzten Male gespielt. Merkwürdig, wie ein Mann von dem Weltblick Weingarlners Muße für solche Nachkomposition hat. Plätschert er gern in seichten Gewässern? Das ist Gefahr für ihn selber? Er hat naSgerade überhaupt nur noch Sinn für die Seele des Orchesters; die Seele der Musik, die er vermitteln, übermitteln soll, klingt matt und immer matter. In der.Holländer"«Ouvertüre treibt mächtiges Theaterblut; mit einer Eleganz und Gelasienheit, wie sie dem wohl- soignierten Aristokraten ziemt, scheint Weingartner beschwichtigen zu wollen. Nur kein zu viel von Leidenschaft! Immerhin klang das Werk noch glänzend. Beethovens C-Moll-Sinfonie wird nur noch als Musik deS Handgelenks, mit bewundernswerter Phra- sierung und maßvoller Kontrastierung gespielt. Die Seele, das Herz zittert vor lauter Bewußtheit nicht mehr mit. Der einst führende Held aller Orchester ist Sensation, Frauensensation ge- worden. Der edle Glanz starb. Mit kultivierter Hand erregt und anregend musiziert Wag- Halter nunmehr mit den Philharmonikern. Alle? erklingt herz« Haft musikalisch, unterstrichen im Pathos und in der Kraft. So wird Beethovens Achte Etquickung. Neugeburt und Leben. Ein tschechischer Abend der Internationalen Musikgesellschast bringt fast nur Unbekannte» von Halbbekannten. Leider entging mir das Werk Noväks. Josef S u k S Klavierstücke, von' der vitalen Musikalität Anna PrvSkoväS liebevoll und tüchtig interpretiert. erfreuen durch ihre gesunde, natürliche Mischung von urwüchsigem Rhythmus, nationalem Gesang und modernem Ausdruck, Impressionen von klarem Bau und eigener Melodie. Qualvoll, gezwungen und unfrei dagegen die„Visionen" VycpällkS; Lied und Begleitung wie durch einen Abgrund voneinander getrennt, jedes für sich,„nd Gott gegen alles. Auch da« ist ein Lied vom Sterben: zum Sterben langweilig. Manja Barkau konnte sie nicht retten, obgleich sie ihre ganze frauliche Größe, ibr starkes Können und viel' schönen Ton an das schwere zyklische Werk setzte. Felix Petyrek begleitete geschmeidig. Perish Williams gibt sich singend große' Mühe mit dem deutschen Lied. Sein Bariton ist. scheint'S, doch zu spröde, um Schubertschen, Schumannschen Seligkeiten Resonnanz zu geben. � Aber er sucht einen Weg zum Herzen, und das soll anerkannt kein. Alice L a n d o l t lernt immer noch zu als Pianistin. Sie ist sicherer geworden, frei von Unachtsamkeiten, und was sie an Groß- artigkeit des Wurf« vermisien läßt, ersetzt sie vollau) durch den Schliff, durch die Weichheit und den wohligen Ausdruck ihre« Spiel»(Beethoden. BrahmS ). Mitia Nikis» und Edwin Fischer geben sich auch äußerlich stärker als Virtuosen ihres Fachs. Fischer zaubert uns mit dem Adagio des wenigst be- kannten E-Dur-Konzerts von Beethoven die Jugend eines mozartgläubigcn Meisters vor, kokettiert dagegen durch
Freiheitspartei Aufstellungen über die vorhandenen Waffen machen. 5. Die Geständnisie in Thüringen Verhafteter ergeben, daß die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ihren Mitgliedern und Organisationen in Thüringen Anweisung gegeben hatte, alle in ihrem Besitz besindlichen Waffen und solche Waffen, die sie aus befreundeten Kreisen heranziehen konnten, schleunigst an die in N o r d b a y e r n stehenden Kampftruppen der Nationalsozialisten abzuführen. Mit- glieder bzw. Organisationen haben den Befehl, sich auf einen ihnen zukommenden Wink hin unverzüglich in Nordbayern zu melden. 6. Eine Reihe weiterer Vorgänge, wie die Verhaftung der Couriere in Weida , die Aufstellung eines Jägerregiments Oüerfranken mit Zügen und Halbzügen, die m Thüringen gebildet worden sind, u. a. ist der Oesfentlichkeit durch das Presieamt bekanntgegeben worden. Durch das energische Eingreifen der preußischen und thüringischen Behörden wurde erreicht, daß die zwischen den Kampforgamsationen der Nationalsozialisten und der Deutschoölkischen Freiheitspartei be- stehende Vereinbarung zum Losschlagen zunächst u n w i r k s a tn und damit die unmittelbare Gefahr beseitigt worden ist. Dagegen besteht die von den Nationalsozialisten drohende Putsch- g e f o h r weiter, solange nicht die gegen die ganz offenbar aus den bewaffnef-n Umsturz der bestehenden Staatsregierung aufgestellten Kampforganisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter- parte! nötigen Maßnahmen ergriffen werden. Gegen die unbewass- neten Selbstschutzrrganisationsn der republikanischen Be- völkerung vorzugehen, liegt seitens der Landesregierung um so weniger Veranlassung vor, als diese Organisationen unbewaffnet austreten und in benachbarten Ländern bewaffnete Kamps- organisationen des R e ch ts r a d i k a! i sm u s weiter be- stehen._ Surgerliche gegen Nukrarbeiter. Ein sozialdemokratischer Autrag im Haushaltsausschuf?. Im Haushaltsausschuß des Reichstags beantragten gestern die sozialdemokratischen Mitglieder, die Reichsregierung zu ersuchen, umgebend dem Reichstag ein Gesetz vorzulegen, durch dos den seit Boginn der Ruhrbesetzung im neu- und alt- besetzten Gebiet entlassenen Arbeitern und Angestellten das R e ch l auf Wiedereinstellung und Weiterbeschäftigung in allen nicht vollkommen stillgelegten Betrieben gewährleistet wird. Wettere Kündigungen und Entlasiungen sollen während der Dauer der Ruhraktion nicht ausgesprochen werden dürren. Zur Begründung des Antrages wurde darauf hingewiesen, daß das Reich für die Opfer der'Entlassungen aus den Mitteln der Erwerbslosen- f ü r s o r g e erhebliche Summen ausbringen müsie, daß dieselben Mittel aber im Wege der Lohnsicherung dafür verwandt werden könnten, den Arbeiwebmern ihren Arbeitsplatz zu sichern und sie im Betrieb zu halten. Wenn man den Unternehmern auf dem Wege der Lohnsicherung und Notstandsarbeiten entgegenkomme, dann hoben die kämpfenden Arbeiter und Angestellten zum mindesten einen ähnlichen Anspruch auf Schutz. Die Vertreter der bürgerlichen Fraktionen sprachen sich zwar für die Tendenz des Antrages aus, brachten ober schließlich einen Gegenantrag ein, der ledig- licb den Entlaffenen ein Vorzugsrecht auf Wiedereinstelluno gewährleisten wollte. Damit wäre aber nicht nur den weiteren Ent- lassungen nicht vorgebeugt, sondern auch den Unternehmern imqe- hindert die Möglichkeit gegeben, unliebsame Arbeiter und Angestellte auf dem Wege über die Ruhraktton los zu werden. Mit sämtlichen bürgerlichen Sttmmen wurde der sozialistische A n t r n g daraufhin abgelehnt und der bürgerliche Antrag angenommen.
Der �enarü-Skanüal. Protest der Heidelberger Arbeiter. Heidelberg . 18. April. (Mtb.) Eine Versatnmlung der G e- werkschastsvor stände und K a r t e l l d e l e g i e r t e n Heldelbergs nahm zu dem Urteil des Heidelberger Landgerichts im Mierendorff-Prozeß Stellung. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der das Urteil als jedes Volksempfindens bor und als ein S ch l a g gegen die Republik bezeichnet wird. Die Arbeiterschaft könne sich bei dieser Entscheidung nicht beruhigen, da die Verurteilten doch im Aufttage der Gewerkschaften die Inter- essen der Republik wahrgenommen hätten.
Dos.DeukschvSlkische Abendblaik" bat bor einiger Zeit be- hauptet, der kommunistische Reichstagsabgeordnete Reich babe unter Mißbrauch seiner Immunität und unter Umgehung gesetz- li-ber Vors-bristen einen Nachtbetrieb in Berlin organisiert tmd persönliche Vorteile daraus gebogen. Neicb hat das Wulle-Blatt verklagt mit dem Erfolg, daß es alle Behauptungen z u- rückaenommen, sich zur Tragung der Gerichtskosten und zur Veröffentlichung der Abbitte bereit erklärt bat.
spitzen Anschlag stark mit der Studentenlaune, die im Schlußsatz durchleuchtet(„Ein lustiger Musikante spazierte einst am Nil l"). Mitja N i ki s ch beginnt das Bä-Dur-Konzert Liizts mit lapidarem Griff, gleitet ein bischen oberflächlich über daS Gesang- ltche hinweg und rafft sich, nach kurzer Ermüdung, wieder zu einer stiichen. jungfroben, technisch reinen Leiüung auf. Sein Name und sein lebendiges Spiel tragen ihm viel Beifall ein. Alles steht unter dem Bann des Wortes, des unS heiligen Begriffe?: Nikisäi. Gut, daß in.dem Talent des Sohnes ein Teil des väterlichen Genies sich keimend regt. Da! Lied vom Sterben hellt sich einen Augen- blick lang auf._ Die deuische Südmark heißt ein« lobenswert« Bereicherung des Urania » Programms. Der Redner, Franz Wilhelm Merks, ein vorzüglicher geschichtlicher und landschaftlicher Kenner des Ge- biets, führt an der Hand technisch vollendeter Lichtbilder die Zu- schauer noch Steiermark und Kärnten . Man sieht u. a. das male- rische Graz , die deutscheste Stadt Oesterreichs , Klagenfurt , die Lind- wurmstadt, den Wallfahrtsort Mariazell und Rofeggers Geburts- haus. Bei dessen Anblick geht einem ein tiefes Verstehen für oll« die kleinen Erlebnisse auf, die Rosegger von sich zu erzählen weiß, als er noch der Waldbauernbub war. Doch wird man auch bekannt- gemacht mit der bodenständigen deutschen Kultur, dem Kiinstgswerbe und dem Dolksliede. Mit letzterem durch beifällig aufgenommene Darbietungen der Konzertsängsrin Hermine Lehn. Ferner hört man von mancher deutschen Sprachinsel, von den Abwehrkämpsen der Deutschen und dem Schwur der Kärtner zum Deutschtum am 3. Oktober 1920. Die mit auserlesenem Geschmack gewählten Bilder, die das getreue Bild der �Landschaft, die Erhabenheit der Bergwelt, die Freundlichkeit der Dörfer und den feinen Stimmungsreiz der Seen übermitteln, tun das ihre, um den Vortrag zu einem vollen Genuß werden zu lassen._ e. b. Im Renaissance-Theater geht In der nächst«, Boche zu Hermann Babr? 60. Geburtstag das Lustspiel„DaS Konzert� in Szene. EZ finden nur wenige Vorstellungen statt, in denen sich Emanuel Reicher von Berlin verabschieden wird. TaS Residenztheater beendet seine Lint-rspi-lzeil am Freitag,«m Sonnabend beginnt die Sommerlpielzeit unter Leitung Robert Pirl« vom Kleinen Tbeater in Leipzig mit.der Entlassung- von Smi! Ludwig. Die Stuoiengemeinschaft kür wissenschaftliche Heimatkunde hält am Sonnabend vormiltag 11 Uhr Grünen, aldslr. 6/7 I eine Eröffnungssitzung ob. Pro!. Eduard Spranger spricht über den SildungS- wert der Heimatkunde. Amerika als Kunftkäufer. Die Vereinigten Staaten sind längst nicht mehr in dem starken Maße Käufer von europäischen Kunstwerken wie in trüberen Jahren. Wurden IStlj noch Kunstwerke im Werte von etwa 70 Mill. Doll. eingeführt, so gingen die Beträge in der Folge erheblich zurück und zwar auf Sl 6*9 448 Dollar im Jabre 1919; im Jadrc 19.0 waren e?£8 678 SM Dollar, im Jabre 1821 21 032 004 Dollar und im letzten Jabre nur mevr 13 490 000 Dollar. Tie meisten.Kunstwerke wurden vcn Frankreich exportiert; es jolgen England und ueuerdmg» Oestcrretrtz.